Galater

Muss man zuerst Jude werden und sich beschneiden lassen, um dann ein Christ zu werden? Ausgewählte Texte aus dem Galaterbrief beglkeiten uns im Lesejahr 2

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Gal 1, 6-12                 Montag, 27. Woche

Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet. Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen. Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel. Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht. Geht es mir denn um die Zustimmung der Menschen, oder geht es mir um Gott? Suche ich etwa Menschen zu gefallen? Wollte ich noch den Menschen gefallen, dann wäre ich kein Knecht Christi. Ich erkläre euch, Brüder: Das Evangelium, das ich verkündigt habe, stammt nicht von Menschen; ich habe es ja nicht von einem Menschen übernommen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi empfangen.


Der Galaterbrief, der uns in dieser Woche begleitet, ist ein sehr kurzer Brief mit lediglich 6 Kapiteln. Es lohnt sich, diesen Brief einmal zu lesen, denn er wendet sich an Christen, die von Irrlehren beeinflusst werden.


Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell … einem anderen Evangelium zuwendet.

Warum nur haben die Christen so wenig Widerstandskraft gegenüber fremden Lehrern? Sie sind wie ein Boxer, der kaum zum Kampf angetreten schon wieder von den Beinen geholt wird. Sie sind wie das Volk Israel, welches die Befreiung erlebte und 40 Tage später vor einem dummen Kalb auf den Knien lag. Sie sind wie die Israeliten, zu denen der Prophet Jeremia sagte: Was läufst du so leichtfertig bald hierhin, bald dorthin! (Jer 2,36)


Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell … einem anderen Evangelium zuwendet.

Ich bin erstaunt, dass die heutigen Christen sich so schnell allen möglichen Ideologien anschließen. Warum haben wir keine Widerstandskraft gegen die Gender Ideologie? Warum stehen die Christen nicht geschlossen auf gegen die Tötung ungeborener Kinder im Mutterleib? Warum akzeptieren die Christen nahezu stillschweigend, dass eine christliche Ehe unter allen möglichen Vorzeichen geschlossen werden kann?


Suche ich etwa Menschen zu gefallen?

Unsere erste Pflicht ist es, Gott zu gefallen und nicht das zu tun, was den Menschen schmeichelt. Wir dürfen nicht das Evangelium und die Lehre der katholischen Kirche so verändern, dass es nur noch den Zuhörern gefällt und angenehm ist. Wir müssen mehr besorgt darüber sein, Gott zu gefallen. Unser Leben gehört nicht mehr uns, sondern Christus. Wir sind Diener und Knechte Christi. Unsere Botschaft und unser Leben sollte Gott gefallen und nicht den Menschen schmeicheln.



Gal 1, 13-24                Dienstag, 27. Woche

Ihr habt gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, und wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte. In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk, und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein. Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate; Ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück. Drei Jahre später ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennen zu lernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Von den anderen Aposteln habe ich keinen gesehen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn. 20Was ich euch hier schreibe - Gott weiß, dass ich nicht lüge. Danach ging ich in das Gebiet von Syrien und Zilizien. Den Gemeinden Christi in Judäa aber blieb ich persönlich unbekannt, sie hörten nur: Er, der uns einst verfolgte, verkündigt jetzt den Glauben, den er früher vernichten wollte. Und sie lobten Gott um meinetwillen.


Ihr habt gehört, wie ich früher … gelebt habe.

Paulus war ein Christenhasser, der seinesgleichen sucht. Er ließ Christen verhaften, fesseln, einkerkern, verhören, bedrohen und der Auspeitschung unterziehen, die in manchen Fällen nicht überlebt wurde. Dabei hat ihn das Zeugnis der verhörten Christen kein bisschen beeindruckt.


Als aber Gott, … mir seinen Sohn offenbarte ….

Als Gott die Welt erschuf, sprach er: Aus Finsternis soll nicht aufleuchten!

Als Paulus Christus begegnete, erleuchtete das göttliche Licht sein dunkles Herz und Paulus wurde ein neuer Mensch. Paulus steht nun überwältigt vor der Geschichte seines Lebens und versteht nicht mehr, wie er früher gelebt und was er früher getan hat.


Früher und heute.

Vielleicht gibt es auch in ihrem Leben Dinge, Handlungen und Zeiten, auf die sie im Rückblick nicht sehr stolz sein können. Jesus ist immer bereit, mit Ihnen einen Neuanfang zu beginnen. Paulus sagt später einmal: Ich vergesse, was hinter mir liegt und strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt. (Phil 3:13-14).


Gehen sie Beichten, machen sie das, was eben noch gutzumachen ist wieder gut und gehen Sie dann voller Mut, Hoffnung und voller Selbstachtung mit Jesus in die Zukunft hinein. Vergessen Sie, was hinter ihnen liegt und strecken Sie sich nach einer wunderbaren Zukunft mit Jesus aus.

Gal 2, 1-2.7-14            Mittwoch, 27. Woche

Vierzehn Jahre später ging ich wieder nach Jerusalem hinauf, zusammen mit Barnabas; ich nahm auch Titus mit. Ich ging hinauf aufgrund einer Offenbarung, legte der Gemeinde und im besonderen den „Angesehenen“ das Evangelium vor, das ich unter den Heiden verkündige; ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin. Im Gegenteil, sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut ist wie dem Petrus für die Beschnittenen - denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden -, und sie erkannten die Gnade, die mir verliehen ist. Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die „Säulen“ Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft: Wir sollten zu den Heiden gehen, sie zu den Beschnittenen. Nur sollten wir an ihre Armen denken; und das zu tun, habe ich mich eifrig bemüht. Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte. Bevor nämlich Leute aus dem Kreis um Jakobus eintrafen, pflegte er zusammen mit den Heiden zu essen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich von den Heiden zurück und trennte sich von ihnen, weil er die Beschnittenen fürchtete. Ebenso unaufrichtig wie er verhielten sich die anderen Juden, so dass auch Barnabas durch ihre Heuchelei verführt wurde. Als ich aber sah, dass sie von der Wahrheit des Evangeliums abwichen, sagte ich zu Kephas in Gegenwart aller: Wenn du als Jude nach Art der Heiden und nicht nach Art der Juden lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen, wie Juden zu leben?


Ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin.

14 Jahre lang verkündete Paulus das Evangelium unter den Heiden. Was ihn jetzt aber umtreibt, ist eine drohende Spaltung zwischen ihm und den Aposteln in Jerusalem. Es ging um die Frage, ob die Heiden sich nach jüdischem Brauch beschneiden lassen müssen, wenn sie Christen werden.


Ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin.

Obwohl er vor den „Angesehenen“ kein Blatt vor den Mund nimmt, ist ihm die Einheit mit den Aposteln wichtig. Paulus vertritt konsequent seine Meinung und bekommt schließlich von den Aposteln den Auftrag weiterhin unter den Heiden zu missionieren, ohne dass diese sich beschneiden lassen müssen, sollten sie Christen werden.


Ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin.

Ich kenne Mitbrüder, die den Namen des Bischofs im Hochgebet nicht mehr aussprechen. Sie wollen lieber ihr eigenes Ding machen und ihr selbst gebasteltes Evangelium verkünden, ohne in Einheit mit dem Bischof oder dem Papst zur katholischen Lehre zu stehen. Ich halte dies für falsch.


Ich wollte sicher sein, dass ich nicht vergeblich laufe oder gelaufen bin.

Ich würde mir wünschen, dass die deutschen Bischöfe auf dem synodalen Weg glasklar auf dem Weg der katholischen Kirche gehen, ohne nicht immer irgendwo doch noch ein Schlupfloch für ihre eigenen Ziele zu suchen.

Gal 3, 1-5        Donnerstag, 27. Woche

Ihr unvernünftigen Galater, wer hat euch verblendet? Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden? Dies eine möchte ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch die Botschaft des Glaubens empfangen? Seid ihr so unvernünftig? Am Anfang habt ihr auf den Geist vertraut, und jetzt erwartet ihr vom Fleisch die Vollendung. Habt ihr denn so Großes vergeblich erfahren? Sollte es wirklich vergeblich gewesen sein? Warum gibt euch denn Gott den Geist und bewirkt Wundertaten unter euch? Weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft des Glaubens angenommen habt?


Ihr unvernünftigen Galater

Paulus vermisst bei den Christen den Gebrauch ihrer Denkfähigkeit. Diesen Vorwurf mussten sich auch die Jünger gefallen lassen.


  • Im Gleichnis vom ungerechten Verwalter tadelt sie Jesus mit den Worten: Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes (Lk 16,8)
  • nach der Auferstehung sagte Jesus zu den Jüngern: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben. (Lk 24,25)


Ist euch Jesus Christus nicht deutlich als der Gekreuzigte vor Augen gestellt worden?

Paulus ist total enttäuscht. Wie war es nur möglich, dass die Galater so von Irrlehren gefesselt waren? Paulus hatte ihnen doch klar und deutlich Christus als den Gekreuzigten verkündigt. Wenn sie bei Jesus geblieben wären, dann wären sie nicht auf Abwege geraten. Die Galater waren wirklich unvernünftig.


Der Gekreuzigte.

Was würde Paulus wohl zu uns Menschen in der heutigen Zeit sagen? Würde er auch zu uns sagen: Ihr unvernünftigen Menschen des 21. Jahrhunderts? Siebenmal wird in diesem Brief über das Kreuz gesprochen. Das Kreuz nimmt einen wichtigen Platz ein, um den Irrtum, der bei den Galatern Eingang gefunden hatte, zu bekämpfen.


Auch wir müssen am Gekreuzigten festhalten - sonst werden spätere Generationen einmal über uns sagen: Sie waren sehr unvernünftig. Sie hatten Christus vor Augen und sind doch Irrlehren gefolgt.

 

 

Gal 3, 6-14      Freitag, 27. Woche

Von Abraham wird gesagt: Er glaubte Gott, und das wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet. Daran erkennt ihr, dass nur die, die glauben, Abrahams Söhne sind. Und da die Schrift vorhersah, dass Gott die Heiden aufgrund des Glaubens gerecht macht, hat sie dem Abraham im Voraus verkündet: Durch dich sollen alle Völker Segen erlangen. Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er gesegnet. Alle aber, die nach dem Gesetz leben, stehen unter dem Fluch. Denn in der Schrift heißt es: Verflucht ist jeder, der sich nicht an alles hält, was zu tun das Buch des Gesetzes vorschreibt. Dass durch das Gesetz niemand vor Gott gerecht wird, ist offenkundig; denn: Der aus Glauben Gerechte wird leben. Das Gesetz aber hat nichts mit dem Glauben zu tun, sondern es gilt: Wer die Gebote erfüllt, wird durch sie leben. Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes freigekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist; denn es steht in der Schrift: Verflucht ist jeder, der am Pfahl hängt. Jesus Christus hat uns freigekauft, damit den Heiden durch ihn der Segen Abrahams zuteil wird und wir so aufgrund des Glaubens den verheißenen Geist empfangen.


Also gehören alle, die glauben, zu dem glaubenden Abraham und werden wie er gesegnet.

Das ist ein interessanter und ein wichtiger Gedanke, den uns Paulus hier vorlegt. Er beruft sich zunächst auf Abraham und sagt, dass niemand automatisch zu Abraham gehört, der lediglich körperlich beschnitten wurde. Ein Sohn Abrahams wird man durch eine äußere Beschneidung, sondern durch eine "Herzensbeschneidung", das meint durch den Glauben.


Die Glaubensgemeinschaft mit dem Stammvater ist nicht nur ein formaler Akt. Es gehört auch ein Glaube dazu.


Für heute.

Diese Gedanken können wir eins zu eins auf eine heutige Situation übertragen. Auch die Taufe ist (noch) für zu viele lediglich ein formaler Akt der Kirchenaufnahme. Zu oft ist die Taufe verbunden mit einem fehlenden Glauben an Christus. Im Römerbrief (Röm 10,9) steht: Wenn du in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Zum Christen wird man durch den Glauben an Christus und nicht durch einen formalen Akt der Taufe.



Gal 3, 22-29    Samstag, 27. Woche

Die Schrift hat alles der Sünde unterworfen, damit durch den Glauben an Jesus Christus die Verheißung sich an denen erfüllt, die glauben. Ehe der Glaube kam, waren wir im Gefängnis des Gesetzes, festgehalten bis zu der Zeit, da der Glaube offenbart werden sollte. So hat das Gesetz uns in Zucht gehalten bis zum Kommen Christi, damit wir durch den Glauben gerecht gemacht werden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dieser Zucht. Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus als Gewand angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid „einer“ in Christus Jesus. Wenn ihr aber zu Christus gehört, dann seid ihr Abrahams Nachkommen, Erben kraft der Verheißung.


Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid.

Ob wir schon begriffen haben, was damals zum Zeitpunkt unserer Taufe in uns und mit uns geschehen ist? Durch die Taufe ereignet sich in einem Menschen der größte Lebenssprung, den es überhaupt gibt.


Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid.

Es gibt den Lebenssprung vom anorganischen Leben (Dinge, Steine) zum organischen Leben (Pflanzen, Bäume, Gräser), dann den zum tierischen Leben, dann den zum geistigen Leben. Aber der größte Sprung geschieht dann, wenn ein Mensch getauft wird. Es ist dann der Sprung in zum göttlichen Leben. Bin ich mir bewusst, dass sich göttliches Leben in mir trage? Bin ich mir bewusst, dass Christus in mir lebt?


Ihr habt Christus als Gewand angelegt.

Wenn ich mir das nächste Mal vor der heiligen Messe die Albe (langes weißes Gewand) anziehe, dann möchte ich an diesen Vers denken. Ihr habt Christus als Gewand angelegt. Die Albe reicht mir vom Hals bis zu den Knöcheln und bedeckt meinen Leib fast vollständig. Nur jene Körperteile, die zur Kommunikation notwendig sind (Kopf und Hände), bleiben unbedeckt.


Ihr habt Christus als Gewand angelegt.

In Römer 13,14 sagt Paulus: „Zieht den Herrn Jesus Christus an“. Meine größte Sehnsucht ist, dass ich nichts anderes verkörpere als Jesus Christus selbst. Er soll nicht nur in mir leben, sondern durch mein Leben soll sichtbar werden, dass ich nicht mehr mir gehöre, sondern Christus.

Ich spüre aber bis in die Knochen hinein, dass da noch einiges an Arbeit vor mir liegt.



Gal 4, 22-24.26-27.31 - 5, 1                 Montag, 28. Woche

In der Schrift wird gesagt, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Sklavin, den andern von der Freien. Der Sohn der Sklavin wurde auf natürliche Weise gezeugt, der Sohn der Freien aufgrund der Verheißung. Darin liegt ein tieferer Sinn: Diese Frauen bedeuten die beiden Testamente. Das eine Testament stammt vom Berg Sinai und bringt Sklaven zur Welt; das ist Hagar - Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter. 7Denn es steht in der Schrift: Freu dich, du Unfruchtbare, die nie geboren hat, brich in Jubel aus und jauchze, die du nie in Wehen lagst! Denn viele Kinder hat die Einsame, mehr als die Vermählte. Daraus folgt also, meine Brüder, dass wir nicht Kinder der Sklavin sind, sondern Kinder der Freien. Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!


Zur Freiheit hat uns Christus befreit.

Dieser Satz bedeutet für mich nicht, dass nun sämtliche Gebote der Bibel und die Regeln und Vorgaben der katholischen Kirche nicht mehr gelten. Wer Christus erkannt hat, wird auch erkennen, dass die Gebote nicht als eine drückende Last, als Zwang und knechtende Forderung gegeben sind, sondern darum, dass es mir gut geht. Ich möchte die Gebote Gottes gerne erfüllen, nicht unter Zwang, sondern aus Liebe.


Lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!

Wir haben in unseren Tagen einen komischen Begriff von Freiheit. Freiheit bedeutet für manche: Ich kann tun und lassen, was ich möchte. Aber das ist ein kopfloses Streben nach Freiheit. Freiheit braucht auch Grenzen, Regeln und Gesetze. Die Jagd unserer Spaßgesellschaft nach einer ungezügelten Freiheit legt den Menschen auch ein drückendes Joch der Knechtschaft auf.


Gal 5, 1-6        Dienstag, 28. Woche

Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! Hört, was ich, Paulus, euch sage: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen. Ich versichere noch einmal jedem, der sich beschneiden lässt: Er ist verpflichtet, das ganze Gesetz zu halten. Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen. Wir aber erwarten die erhoffte Gerechtigkeit kraft des Geistes und aufgrund des Glaubens. Denn in Christus Jesus kommt es nicht darauf an, beschnitten oder unbeschnitten zu sein, sondern darauf, den Glauben zu haben, der in der Liebe wirksam ist.


Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen.

Die Christen im Gebiet der Galater waren immer noch auf der Suche nach ihrer Identität. Sie waren wohl Christen geworden, hielten aber immer noch an den jüdischen Bräuchen fest und waren nun kurz davor, die Praxis der Beschneidung wieder aufzunehmen. Irgendwie saßen sie zwischen den Stühlen. Sie wollten zwar Christen sein, schielten aber mit einem Auge immer noch nach dem Glauben der Väter.


Christus wird euch nichts nützen.

Der Prophet Elias rief dem kleingläubigen Volk einmal zu: „Wie lange noch schwankt ihr nach zwei Seiten? (1 Kön 18, 21). Sie waren wie ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? (Mt 11,7) oder wie es die Offenbarung beschreibt: Daher, weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien (Offb 3,16).


Christus wird euch nichts nützen.

Die Galater von damals sind den heutigen Christen nicht fern. Auch heute mangelt es an einer positiven Entschiedenheit für Christus. Ein wenig christliche Meditation und ein wenig Buddhismus passen aber nicht zusammen. Was würde wohl eine Ehefrau antworten, deren Ehemann ihr am Tag der Hochzeit sagt: Ich bin ganz für dich da, aber eine Woche im Jahr, da möchte ich doch frei sein und auch einmal eine andere Frau gern haben.

Genauso verhalten sich manche Christen heute. Ein wenig Christus geht nicht. Entweder ganz oder gar nicht.



Gal 5, 18-25    Mittwoch, 28. Woche

Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz. Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und Ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht. Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.


Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst …

In meiner Kinder- und Jugendzeit waren wir als KJG Gruppe oft in den Südtiroler Bergen unterwegs. Wenn es in steileres oder gefährlicheres Gelände ging, hatte unser Gruppenleiter einen Bergführer engagiert, der uns sicher bis zum Gipfel brachte.


Wenn ihr euch aber vom Geist führen lasst …

Paulus schildert den Heiligen Geist wie einen persönlichen Wegbegleiter, der uns Schulter an Schulter und Schritt für Schritt begleiten soll. Der Heilige Geist führt uns aber nicht automatisch. Darum sagt Paulus: Wenn ihr euch vom Heiligen Geist führen lasst. Uns Christen ist kein Eisenring um den Hals gelegt, an dem uns der Heilige Geist mit sich schleppt.


… dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.

Ein Gesetz braucht, um herrschen zu können, Menschen, die von sich aus nicht tun, was Gott will. Das Gesetz übt eine Zaunfunktion aus. Bis hierher und nicht weiter! Vorausgesetzt ist also des Menschenart, sich vom Verbotenen locken zu lassen und begehrlich an der Grenze des Erlaubten entlangzugehen, zurückgehalten allein von der Angst vor dem Ertappt werden.


… dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.

Jemand, der sich vom Geist führen lässt, lebt aber im Zentrum der Liebe und geht auch auf der Mitte des Weges anstatt immer an seinen Rändern entlang. Folglich erübrigt sich die Zaunfunktion des Gesetzes. Um es an einem Beispiel zu zeigen: Die staatliche Ehegesetzgebung führt im Fall einer Katastrophe das große Wort, aber für eine gesunde Ehe ist sie Luft.

(Vergleiche Adolf Pohl, Wuppertaler Studienbibel, der Brief des Paulus an die Galater) 

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