Lukasevengelium

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Lk 1, 5-25          Advent, 19. Dezember

Zur Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priesterklasse Abija gehörte. Seine Frau stammte aus dem Geschlecht Aarons; sie hieß Elisabet. Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabet war un-fruchtbar, und beide waren schon in vorgerücktem Alter. Eines Tages, als seine Priesterklasse wieder an der Reihe war und er beim Gottesdienst mit-zuwirken hatte, wurde, wie nach der Priesterordnung üblich, das Los ge-worfen, und Zacharias fiel die Aufgabe zu, im Tempel des Herrn das Rauchopfer darzubringen. Während er nun zur festgelegten Zeit das Opfer darbrachte, stand das ganze Volk draußen und betete. Da erschien dem Zacharias ein Engel des Herrn; er stand auf der rechten Seite des Rauchop-feraltars. Als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es befiel ihn Furcht. Der Engel aber sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet ist er-hört worden. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären; dem sollst du den Namen Johannes geben. Große Freude wird dich erfüllen, und auch viele andere werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Wein und andere berauschende Getränke wird er nicht trinken, und schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein. Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerech-tigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen. Zacharías sagte zu dem Engel: Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann, und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter. Der Engel erwiderte ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt wor-den, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Aber weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen, wenn die Zeit dafür da ist, sollst du stumm sein und nicht mehr reden können, bis zu dem Tag, an dem all das eintrifft. Inzwischen wartete das Volk auf Zacha-rias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er dann her-auskam, konnte er nicht mit ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen nur Zeichen mit der Hand und blieb stumm. Als die Tage seines Dienstes (im Tempel) zu Ende waren, kehrte er nach Hause zurück. Bald darauf empfing seine Frau Elisa-bet einen Sohn und lebte fünf Monate lang zurückgezogen. Sie sagte: Der Herr hat mir geholfen; er hat in diesen Tagen gnädig auf mich geschaut und mich von der Schande befreit, mit der ich in den Augen der Menschen beladen war.



Betrachtung: Sie waren gerecht vor Gott


Zacharias und Elisabet waren gerecht vor Gott

Das Ehepaar hielt sich in allem streng an die Gebote und Vorschriften des Herrn. Das Wort „streng“ hat bei manchen Menschen einen negativen Charakter. Aber ich sehe es durchaus positiv. Beiden waren die Gebote Gottes wichtig und sie versuchten, ihr Leben danach auszurichten. Ich wünschte, wir hätten in unserer Zeit mehr Ehepaare von dieser Sorte.


Beide wurden schwer geprüft

Wir erfahren im Evangelium, dass sie kinderlos waren. Wir können das volle Gewicht dieser Worte heute kaum noch verstehen. Kinderlos zu sein gehörte zu der größten Schande der damaligen Zeit. Aber Zacharias und Elisabet blieben zusammen und trugen diese Bürde gemeinsam bis ins hohe Alter. Ich glaube, dass diese Not sie näher zu Gott und tiefer ins Gebet hineinführte.


Beide jammerten nicht

Sie jammerten nicht über ihre Kinderlosigkeit, sondern lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist. Als Zacharias plötzlich nicht mehr reden konnte, jammerten und klagten sie nicht, sondern suchten nach Problemlösungen. Zacharias gab eben nun Zeichen mit der Hand. Später wird er den Namen Johannes auf ein Schreibtäfelchen schreiben. Er weiß sich in seiner Not zu helfen, ohne zu klagen.


Elisabeth und Zacharias

Sie hielten zusammen, weil sie die Gebote Gottes achteten, in der Prüfung zusammenhielten und nicht jammerten, sondern Problemlösungen suchten. Dies scheint mir ein gutes Konzept auch für Ehepaare und Familien in unserer modernen Zeit zu sein.



Betrachtung: Da erschien dem Zacharias ein Engel.


Bei Maria trat der Engel ein mit einer Begrüßung: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Bei der Begegnung mit Zacharias tritt nicht der Engel ein, sondern Zacharias tritt ein in das Heiligtum. Und der Engel wartet im Tempel auf Zacharias, er ist einfach da, er kommt Zacharias keinen Schritt entgegen. Bei Maria ist es ganz anders. Gabriel wird zu ihr gesandt und der große Engel spricht voll großer Achtung einen Gruß. Bei Zacharias hingegen ist es Gabriel überhaupt nicht eingefallen, ihn erst noch zu grüßen. Er beginnt sofort mit seiner Botschaft, ohne Gruß. Gegenüber diesem alttestamentlichen Priester Zacharias wahrt also der Engel seine Würde: Er gewährt dem Zacharias gewissermaßen Audienz. Er ließ ihn bei sich eintreten und verkündete ihm - ohne Gruß - seine Botschaft. Hier ist eindeutig der Niedere zum Hohen gekommen. Der Priester Zacharias zu dem gewaltigen Engel Gabriel.

Bei Maria ist es umgekehrt. Der Engel tritt bei ihr ein und Maria empfängt den Engel. Sie ist es, die sozusagen eine Audienz gewährt.

Ich bin gespannt, ob ich auch erschrecke, so wie Zacharias und Maria, wenn ich im Himmel zum ersten Mal einen Engel sehen werde.



Lk 1, 26-38        Advent, 20. Dezember 

Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschat-ten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfan-gen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich. Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.



Betrachtung: Da ich keinen Mann erkenne.


In Numeri 30 bin ich auf eine interessante Stelle gestoßen, es geht dort auch um das Gelübde der Ehelosigkeit.

Wenn aber eine Frau dem Herrn ein Gelübde ablegt oder sich zu einer Enthaltung verpflichtet, während sie noch ledig im Haus ihres Vaters lebt, dann soll ihr Vater von ihrem Gelübde oder von der Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, erfahren. Schweigt ihr Vater dazu, dann treten die Gelübde oder jede Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, in Kraft. Heiratet sie einen Mann, während sie durch ein Gelübde oder durch ein voreiliges Wort, mit dem sie sich verpflichtet hat, gebunden ist, dann blei-ben die Gelübde oder die Enthaltung, zu der sie sich verpflichtet hat, in Kraft, falls ihr Mann an dem Tag, an dem er davon erfährt, dazu schweigt.

Hatte Maria ein solches Gelübde abgelegt und hatte Josef zugestimmt? Ich kann mir dies gut vorstellen. Maria blieb Jungfrau, auch als sie mit Josef zusammen war. In unserer auf Sexualität orientierten Gesellschaft ist dies sicher nur schwer vorstellbar.


 

Betrachtung: Von den Bienen lernen


Während meiner Zeit als Kaplan in Pforzheim durfte ich in meiner Freizeit von einer erfahrenen Imkerin die Kunst des Imkerns lernen. Die Arbeit mit einem Bienenvolk ist etwas Wunderbares und der selbst geerntete Honig schmeckt doppelt gut. Die Imkerin zeigte mir alle Kniffe im Umgang mit den Bienen, zusätzlich las ich natürlich auch einige Bücher über die Imkerei.


Jungfrauengeburt im Bienenkasten

Ganz erstaunt war ich, als ich lernte, dass es nicht nur in der katholischen Kirche eine Jungfrauengeburt gibt, sondern auch in einem Bienenvolk. In einem Bienenvolk gibt es drei Arten von Bienen: die Königin, die Arbeiterinnen und die Drohnen. Die Königin ist die Mutter aller anderen Bienen im Volk. Ihre Töchter sind die Arbeiterinnen und ihre Söhne sind die sogenannten Drohnen. Stirbt eine Königin frühzeitig, legt eine Arbeiterin ein Ei, aus dem dann die nächste Königin heranwächst. Das ist ein bemerkenswertes Phänomen, das den Fortbestand des Volkes sichert. Eine unbefruchtete Arbeiterin, die noch nie einen Mann erkannte, beginnt Eier zu legen. Man nennt dies die sogenannte Jungfernzeugung (Parthenogenese).


Jungfrauengeburt bei Maria

Der Katechismus schreibt über die Jungfräulichkeit Marias:

Nr. 496: „Schon in den ersten Formulierungen des Glaubens hat die Kirche bekannt, dass Jesus einzig durch die Kraft des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria empfangen wurde. Auch der leibliche Aspekt dieses Geschehens wurde mitausgesagt: Sie hat Jesus ,,ohne Samen aus Heiligem Geist empfangen". Die Väter sehen in der jungfräulichen Empfängnis das Zeichen dafür, dass wirklich der Sohn Gottes in eine uns gleiche menschliche Natur kam.“


Für die Biologen ist die Jungfrauengeburt einer Bienendrohne etwas normales und ein Phänomen, das man oft und oft in den Bienenkästen unserer Welt beobachten kann. Für die Theologen dagegen ist die Jungfrauengeburt Mariens manchmal ein großes Problem. Vielleicht sollte jeder Theologe zuerst ein Imker werden um von den Bienen zu lernen.

 

 

Lk 1, 39-45        Advent, 21. Dezember 

Nach einigen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und ge-segnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? In dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.



Betrachtung: Da hüpfte das Kind in ihrem Leib.


Ich weiß nicht, ob eine schwangere Mutter spüren kann, aus welchem Grund sich ein Kind in ihrem Leib bewegt. Aber hier wird der Grund ge-nannt: Aus Freude. Johannes bewegte sich, er hüpfte vor Freude.

Die Freude ging von Jesus im Leib der Maria aus, ging dann über Maria zu Elisabeth und schließlich bis zum kleinen, ungeborenen Johannes. Jesus ist die Quelle der Freude und Maria ist wie ein Kanal, der die Freude weiter-leitet. Zu Elisabeth, zu Johannes, zu Dir und zu mir.



Betrachtung: Heimsuchung


Maria eilte über das Bergland. Sie eilte zu ihrer Base Elisabeth, um ihr die Kunde von Jesus zu bringen. Maria Heimsuchung, so nennt die katholische Kirche dieses Ereignis.


Heimsuchung

Das Wort „Heimsuchung“ meint nicht selten ein schmerzliches Erlebnis, einen überraschenden Tod, einen Verkehrsunfall, eine bittere Prüfung. Ein Unglück hat ihn heimgesucht, so sagen wir bisweilen. Aber es gibt auch die andere Bedeutung.


Heimsuchung

Gott sucht sich ein Heim. Gott möchte in mir ein Heim für seine Bleibe finden und in mir wohnen. Ich bedeute Gott etwas. Ich bin für Gott keine Null. Er bietet mir seine Freundschaft an.


Grüß Gott, wenn du ihn siehst

Vor einiger Zeit habe ich einen ganz dummen Menschen getroffen. Ich sagte zu ihm: „Grüß Gott!“ Er antwortete: „Grüß Gott, wenn du ihn siehst." Er wollte damit sicher sagen: Ich glaube nur das, was ich sehe. Am liebsten hätte ich zu ihm gesagt: Lieber Mann, haben sie schon einmal ihren Verstand gesehen? Aber das habe ich mich dann doch nicht getraut. Maria hat Gott gesehen. Zuerst hat sie die Kunde von Gott gehört, dann hat sie Gott in ihrem Leib gespürt und dann hat sie Gott nach neun Monaten gesehen. Ich stelle mir vor, dass sie ihn jeden Morgen gegrüßt hat. Guten Morgen Jesus! Grüß dich Jesus! Grüß Gott!


Gott sucht ein Heim, eine Bleibe in mir

Maria trug den Herrn über das Bergland zu ihrer Base und Elisabeth wurde mit Freude erfüllt. Diese Aufgabe hat Maria durch alle Generationen beibehalten. Sie trägt Jesus zu den Menschen, weil sie möchte, dass die Menschen glücklich sind und wo Gott ist, da ist die wahre Freude. Elisabeth freute sich, auch der kleine Johannes in ihrem Schoß und dann schließlich etwas später auch der Vater Zacharias. Maria brachte eine Freude für die ganze Familie.

Ich wünsche Ihnen die tiefe Freude, deren Quelle Jesus ist und die Maria weitergibt.



Lk 1, 46-56        Advent, 22. Dezember 

Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr; dann kehrte sie nach Hause zurück.


Betrachtung: Meine Seele preist die Größe des Herrn.


Raniero Cantalamessa schreibt: Fragen wir uns: Was bedeutet es, wenn wir sagen „Herr“? Wenn wir sagen: „Jesus ist der Herr“ dann bedeutet dies, sich freiwillig unter seine Herrschaft zu begeben. Es ist, wie wenn man sagt: Jesus Christus ist »mein« Herr; er ist der Sinn meines Lebens; ich lebe »für« ihn, nicht mehr »für mich selbst«: »Keiner von uns«, schrieb Paulus an die Römer, »lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn«

Das ist der Sinn eines christlichen Lebens. Jesus als den Herrn für unser Leben zu wählen. Jesus als den Herrn anzuerkennen. Alle Aspekte meines Lebens ihm zu unterwerfen. Wer sagt: „Jesus ist der Herr“ beschränkt sich nicht nur darauf, eine Wahrheit auszusprechen, sondern er fasst eine Entscheidung. Der sagt: Ich erkenne an, dass Jesus der Herr, der Kyrios, alle Recht über mich hat. Es ist also eine Entscheidung über das eigene Leben.

Meiner Meinung nach bestätigen uns das die Dämonen. Ich habe mich manchmal gefragt, warum eigentlich in den Evangelien die Dämonen diese Bezeichnung für Jesus niemals ausspre¬chen. Sie gehen sogar so weit, zu Jesus zu sagen: »Du bist der Sohn Gottes!« oder »Du bist der Heilige Gottes!« (vgl. Mt 4,3; Mk 3,11; 5,7; Lk 4,41); Aber niemals hören wir sie ausrufen: »Du bist der Herr!« Denn wenn sie sagen: »Du bist der Sohn Gottes«, anerkennen sie damit eine Tatsache, die nicht von ihnen abhängt und die sie nicht ändern können. Sie wissen, dass es der Sohn Gottes ist.

Etwas ganz anderes ist es zu sagen: »Du bist der Herr!« Das beinhaltet eine persönliche Entscheidung. Es bedeutet, ihn als solchen anzuerkennen, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Wenn sie das täten, hörten sie augen-blicklich auf, das zu sein, was sie sind, und wären wieder Engel des Lichtes.

Maria ist der erste Mensch im Neuen Testament, die dieses Wort „Herr“ ausspricht. „Meine Seele preist die Größe des Herrn“. Und mit ihrer Be-reitschaft, sich ganz dem Herrn zur Verfügung zu stellen, hat alles begonnen. Und zu diesem Punkt müssen auch wir wieder gelangen. Dass wir sagen: Jesus, Du bist der Herr, Du bist mein Herr, Dir schenke ich mein Leben.

Bleiben wir nicht an der Oberfläche. Versuchen wir mit dem Herzen zu sagen: Jesus, Du bist der Herr. Maria möge uns hierbei helfen und uns den Weg zeigen.



Betrachtung: Maria war eine schöne Frau


Vor einigen Jahren habe ich mir im belgischen Wallfahrtsort Banneux eine Marienfigur gekauft, die einen festen Platz in meiner Gebetsecke gefunden hat. Ich finde, dass der Schnitzer Maria ein schönes Gesicht gegeben hat. Sicher, sie wird als junge Frau dargestellt und hat ein junges und ein schönes Gesicht. Aber ich finde auch alte Gesichter schön. Gesichter in denen das Leben nach 70 - 80 Jahren tiefe Furchen und Falten hinterlassen hat, finde ich schön.


Maria war eine schöne Frau

Maria war eine schöne Frau! Sie war schön, aber nicht, weil sie einem Schönheitsideal entsprach, sondern weil sie von innen heraus schön war. Sie lebte in der Gegenwart Gottes und war mit Gott verbunden. Sie lebte eins mit Gott und das macht schön. Man merkt es einem Menschen an, ob er in sich selber ruht und ob er in Gott ruht. Solche Menschen finde ich schön. Wir Katholiken glauben, dass Maria ohne Sünde war. Die Sünde macht einen Menschen hässlich. Maria war nicht hässlich, sie war schön.


Maria schaute auf das Schöne

Maria schaute auf das Schöne und auf das Gute. Sie hätte sicher auch Grund zur Klage gehabt, denn die Umstände, in denen sie lebte, waren alles andere als gut. Maria schaut auf das Schöne, sie schaut auf Gott und lobt ihn für das Große, das er getan hat und noch weiterhin wirken wird.

Das mag ich mir für heute vornehmen. Schau auf das Schöne, dann wirst du selber auch schön.



Lk 1, 57-66        Advent, 23. Dezember 

Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft, und sie brachte einen Sohn zur Welt. Ihre Nachbarn und Verwandten hörten, welch großes Erbarmen der Herr ihr erwiesen hatte, und freuten sich mit ihr. Am achten Tag kamen sie zur Beschneidung des Kindes und wollten ihm den Namen seines Vaters Zacharias geben. Seine Mutter aber widersprach ihnen und sagte: Nein, er soll Johannes heißen. Sie antworteten ihr: Es gibt doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Da fragten sie seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen das Kind haben solle. Er verlangte ein Schreibtäfelchen und schrieb zum Erstaunen aller darauf: Sein Name ist Johannes. Im gleichen Augenblick konnte er Mund und Zunge wieder gebrauchen, und er redete und pries Gott. Und alle, die in jener Gegend wohnten, erschraken, und man sprach von all diesen Dingen im ganzen Bergland von Judäa. Alle, die davon hörten, machten sich Gedanken darüber und sagten: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Denn es war deutlich, dass die Hand des Herrn mit ihm war.



Betrachtung: Für Elisabet kam die Zeit der Niederkunft.


Wer Gott begegnen will, wer wirklich in seinem Inneren erfahren möchte, dass der Herr lebt und da ist, der muss das Warten lernen. Denn unserem Gott kann man nicht befehlen zu kommen. Man kann nur darauf warten, bis er kommt. Die Menschen in der Bibel haben dies erkannt. Das Volk Israel musste 40 Jahre darauf warten, in das gelobte Land einziehen zu können. Josef musste warten, bis er Gewissheit hatte, dass Maria wirklich zu ihm gehörte. Paulus musste drei Tage lang in seiner Blindheit warten, bis ihm das Augenlicht wieder geschenkt wurde und er auf eine tiefere Weise gleichzeitig Jesus erkannte. Elisabeth und Zacharias mussten ein Leben lang auf die Geburt des Johannes warten. Auch Jesus musste warten. 30 Jahre lang lebte er ein Leben im Verborgenen. Er wartete auf seine Stunde, bis er hinausgehen konnte, um seinen Vater in der Welt zu verkün-digen.

Der verlorene Sohn in jenem Gleichnis dagegen konnte nicht warten. „Gib mir“, sagte er zu seinem Vater. Er wollte nicht warten, bis der Vater das Vermögen verteilte. Er wollte es sofort, auf der Stelle. Und sie wissen ja, wohin ihn diese Gier – gib mir – geführt hat.

Advent bedeutet: Warten.



Betrachtung. Sie freuten sich mit ihr


Bei dem kleinen Nebensatz, „und freuten sich mit ihr“, bleibe ich heute hängen. Die Nachbarn und Verwandten der Elisabeth freuten sich mit ihr. Ich finde es sehr schön, dass dies erwähnt wird. Die Nachbarn und Verwandten wussten sicher, dass Elisabeth und Zacharias darunter litten, dass beide über all die Jahre keine eigenen Kinder bekommen konnten. Und nun, da sich dieser Kinderwunsch erfüllt, freuen sie sich einfach mit.


Mitgefühl

Mitgefühl mit den Freuden und Leiden des anderen kosten wenig machen aber unsere Welt wärmer. Ich muss mich jedoch fragen, ob ich um Freud und Leid meiner Nachbarn und Verwandten überhaupt weiß. Kenne ich überhaupt die Not der Menschen um mich herum? Weiß ich, wann und über was sie sich freuen, wann und weshalb sie leiden?


Für heute

Wir sehen, aus dieser kleinen Geschichte können wir für unsere Gesellschaft in der heutigen kalt gewordenen Welt einiges lernen. Ein freundliches Wort oder ein Wort des Trostes hilft weiter.



Lk 1, 67-79        Advent, 24. Dezember 

Sein Vater Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt und begann prophetisch zu reden: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen; er hat uns einen starken Retter erweckt im Hause seines Knechtes David. So hat er verheißen von alters her durch den Mund seiner heiligen Propheten. Er hat uns errettet vor unseren Feinden und aus der Hand aller, die uns hassen; er hat das Erbarmen mit den Vätern an uns vollendet und an seinen heiligen Bund gedacht, an den Eid, den er unserm Vater Abra-ham geschworen hat; er hat uns geschenkt, dass wir, aus Feindeshand befreit, ihm furchtlos dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor sei-nem Angesicht all unsre Tage. Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils be-schenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.



Betrachtung: Zacharias, vom Heiligen Geist erfüllt.


Raniero Cantalamessa schreibt: „Es gibt Gegenden, wo es üblich ist, jede beliebige Person, die zur Mittagszeit ins Haus kommt, einzuladen, am gemeinsamen Mittagessen teilzunehmen. Aber man weiß, dass die eingeladene Person, ebenso wohl erzogen, sich entschuldigen und ablehnen wird. Ja, man wäre sogar verblüfft und vielleicht im Stillen verärgert, sollte sie hingegen sofort antworten: Ohh ja, ich komme gerne! Unsere Einladungen an den Heiligen Geist ähneln manchmal diesen Einladungen, ohne dass wir uns dessen bewusst werden. Es sind formelle Einladungen, nicht wirkliche.

Wir können nicht bitten um die Fülle des Heiligen Geistes, wenn wir zulassen, dass ein heimliches Stimmchen, das des Fleisches, leise hinzufügt: „Aber, bitte schön, keine Verrücktheiten, keine Übertreibungen!“

Zacharias war vom Heiligen Geist erfüllt. Maria war damals die Erste, die die Fülle des Heiligen Geistes erfahren durfte. Kurz danach wurde auch Zacharias das Geschenk des Heiligen Geistes zuteil. 33 Jahre später kam der Heilige Geist auf die Apostel herab und sie hatten keine Angst, für Betrunkene gehalten zu werden.

Heute sind wir an der Reihe, uns für ein neues Kommen des Heiligen Geistes zu öffnen und „Verrücktheiten“ und „Übertreibungen“ ruhig zuzulassen. Wenn diese vom heiligen Geist bewirkt sind, dann ist es schon OK!



Betrachtung: Benediktus


Jeden Morgen bete ich in der Laudes diesen wunderbaren Lobgesang des Zacharias. Weil er der Verheißung des Engels nicht geglaubt hatte, wurde er wegen seines Unglaubens bestraft. Er konnte nicht mehr reden. Als er seine Sprachfähigkeit wiedererlangte, waren seine Worte ein einziger Lobpreis Gottes.


Der Heilige Geist schimpft nicht

Der erste Teil dieses Gebetes ist ein einziger Lobgesang auf Gott. Zacharias schimpft und klagt nicht mehr über seine Stummheit, sondern er lobt Gott im Heiligen Geist. Wenn wir wie Zacharias erfüllt wären vom Heiligen Geist, so würden wir froher und hoffnungsvoller leben und nicht so viel jammern und klagen.


Ein froher Blick in die Zukunft

Im zweiten Teil richtet Zacharias seinen Blick auf die Zukunft. Was erwartet Zacharias von der Zukunft? Man kann dies ausdrücken mit den Schlüsselwörtern dieses zweiten Teiles: Erfahrung des Heils, Vergebung der Sünden, barmherzige Liebe, Weg des Friedens! Zacharias geht hoffnungsvoll in die Zukunft, denn er weiß, dass der Herr, der Gott Israels, der Retter, heute in der Heiligen Nacht geboren wird.


Was erwarte ich, was erwartest Du von der Zukunft? Nicht von ungefähr hat sich die Kirche das Zeichen des Kreuzes als Firmenlogo gewählt. Das Kreuz sieht aus wie ein großes PLUS-Zeichen. Mit Gott geht es immer ins Plus. Mit Gott gehen wir in eine gute Zukunft.



Lk 2, 22-40        Weihnachten, 27. Dezember    

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erst-geburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gese-hen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuch-tet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staun-ten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selber aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Damals lebte auch eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuels, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mäd-chen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Augenblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weis-heit, und seine Gnade ruhte auf ihm.



Betrachtung: Was bleibt, wenn die Familie geht.


Was Birgit Kelle schreibt, spricht mich an. Sie trifft den Nagel auf den Kopf.

„Wenn man schaut, was Familien heute wirklich wollen, dann hört man unisono: Zeit! Wir wollen einfach Zeit für einander. Zeit ist das, was Familien wollen. Wir sind inzwischen alle in einem Hamsterrad. Viele Familien sind einfach unheimlich gestresst. Wir suchen einfach händeringend nach mehr Zeit für unsere Familien, für unsere Kinder. Und wir haben sie nicht. Und das Problem ist: Zeit ist Geld. Denn jede Stunde, in der ein Vater, eine Mutter mit den Kindern spielt, ist eine Stunde, in der man kein Geld ver-dienen kann. Niemand kann sich vierteilen. Entweder ich kümmere mich um die Kinder, oder ich bin erwerbstätig. Das bedeutet: Die Zeit, die ich für die Familie, für die Kinder investiere, muss finanziert sein.

Und da kommen wir genau zu der Frage: Was muss Familienpolitik eigentlich leisten? In meiner Meinung muss sie diese Zeit gewährleisten, die Mütter oder Väter brauchen für ihre Kinder und für die Familie. Und da kommt die aktuelle Familienpolitik, die sagt: Nein, wir verschaffen dir nicht Zeit, wir schaffen dir die Kinder vom Hals. Wir schaffen nicht Zeit für die Familie, sondern wir schaffen Arbeitszeit. Denn immer, wenn wir von Vereinbarkeit von Familie und Beruf reden, dann sprechen wir in Wirklichkeit davon, was wir mit den Kindern tun, um noch mehr arbeiten zu können. Das ist doch die eigentliche Debatte, die wir in unserer Gesellschaft führen. Immer wenn von Vereinbarkeit die Rede ist, dann geht es darum: Wie bauen wir die Betreuung der Kinder noch mehr aus. Und diese Betreuung soll selbstverständlich nicht von den Eltern durchgeführt wer-den, sondern woanders, damit die Arbeitskraft der Eltern wieder frei wird. Und vor allem die Arbeitskraft und die Arbeitszeit der Frau.

Man muss immer schauen: Wer profitiert denn davon? Profitiert denn die Familie davon, dass die Mama nicht mehr da ist. In dem Moment, wo wir sagen: Beide Eltern sind berufstätig und wir brauchen einen Krippenplatz, in dem Moment wechsle ich auf den Arbeitsmarkt, ich zahle Steuer, ich zahle in die sozialen Sicherungssysteme ein und ich schaffe sogar noch einen weiteren Arbeitsplatz, nämlich den für meine Kinder. Weil irgend-jemand muss ja meine Kinder großziehen und das ist dann auch jemand, der im Arbeitsmarkt ist. Er zahlt dann auch Steuern, der zahlt dann auch Leistungen in die Sozialkassen. Und so lagern wir Stück für Stück unentgeltliche Familienarbeit, die auf Liebe gemacht ist, in versicherungspflichtige Dienstleistungsverhältnisse um, sodass am Schluss von Familie eigentlich gar nichts mehr übrigbleibt. Und das betrifft im Übrigen nicht nur unsere Kinder. Das betrifft irgendwann auch unsere Alten. Denn wenn sie voll im Arbeitsmarkt sind, dann haben sie nicht nur keine Zeit für ihre Kinder, dann haben sie auch keine Zeit mehr, um die Generation ihrer Eltern zuhause zu pflegen.

Und es ist ja überhaupt die Frage, wie wir von unseren Kindern später überhaupt noch verlangen können, uns zuhause zu pflegen und uns nicht in professionelle Hände zu geben, wenn wir uns am Beginn ihres Lebens auch nicht um sie gekümmert haben, sondern gesagt haben: Wir geben dich in professionelle Hände. Da bist du besser aufgehoben. Das bedeutet: Der Zusammenhalt der Generationen wird langfristig auch auseinanderbrechen.



Betrachtung von  J.C. Ryle in seinem Lukaskommentar Band 1 Seite 83f schreibt, gefällt mir sehr gut


Simeon

Wir haben in diesen Versen die Geschichte eines Mannes, dessen Name nirgendwo anders im Neuen Testament erwähnt wird, eines Menschen, der „gerecht und gottesfürchtig" war: Simeon. Wir wissen nichts über sein Leben vor oder nach der Zeit, als Christus geboren wurde. Wir erfahren lediglich, dass er durch den Geist in den Tempel kam, als das Kind Jesus von seiner Mutter dorthin gebracht wurde. Dann „nahm er es auf seine Arme, lobte Gott" mit Worten, die heutzutage in der ganzen Welt bekannt sind.


Die Kirche stirbt nie aus

Wir sehen anhand des Simeon, wie Gott selbst an den schlimmsten Orten und in den finstersten Zeiten ein gläubiges Volk hat. Die Frömmigkeit hatte in Israel einen ziemlichen Tiefstand erreicht, als Christus geboren wurde…. Doch selbst dann finden wir in Jerusalem noch einen Mann, der „gerecht und gottesfürchtig" war - einen Mann, auf dem „der Heilige Geist war". Es ist ein ermunternder Gedanke, dass Gott niemals völlig ohne Zeugnis ist. So klein wie seine gläubige Gemeinde auch manchmal sein mag, werden die Pforten der Hölle sie doch niemals ganz überwältigen. Die wahre Kirche mag in die Wüste getrieben werden und eine zerstreute kleine Herde sein, aber sie stirbt nie aus.


Beispiele aus der Bibel

Es gab einen Lot in Sodom und einen Obadja im Hause Ahabs, einen Daniel in Babylon und einen Jeremia am Hofe Zedekias; und in den letzten Tagen der jüdischen Kirche, als das Maß ihrer Bosheit fast voll war, gab es gottesfürchtige Menschen wie Simeon sogar in Jerusalem.

Wahre Christen sollten sich in jedem Zeitalter daran erinnern und Trost daraus ziehen. Es ist eine Wahrheit, die sie leicht vergessen, und infolgedessen sind sie leicht niedergeschlagen. „Ich bin allein übrig geblieben", sagte Elia, „und sie trachten danach, mir das Leben zu nehmen." Doch was antwortet Gott ihm? „Aber ich habe siebentausend in Israel übriggelassen."


Lasst uns lernen, hoffnungsvoller in die Zukunft zu blicken.



Lk 2, 22-35        Weihnachten, 29. Dezember

Es kam für die Eltern Jesu der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein. Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vor-schreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden. Und Simeon segnete sie und sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird. Dadurch sollen die Gedanken vieler Menschen offenbar werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.



Betrachtung: Er wartete auf die Rettung Israels.


Simeon ist so lebensreif, dass er nichts mehr erwartet, außer der Rettung Israels durch den Messias. In seinem Leben hat er sicherlich schon Vieles erlebt und gesehen. Sicher ist er so manchen Wünschen und Sehnsüchten nachgegangen, hat dann aber doch in sich gespürt, dass alles menschliche Glück nur ein vergängliches Glück ist. Nun wartet er nur noch auf eines - auf einen, auf den Messias, auf Jesus. Und als er ihn endlich sieht, da sagt er nur: „Jetzt habe ich das Heil gesehen. Schon Vieles haben meine Augen gesehen, aber jetzt haben sie den Messias gesehen - jetzt kann ich sterben.“ Ich kann nur für mich hoffen, dass ich endlich zu jenem Grad an menschli-cher Reife wie Simeon gelange. Dass ich nichts mehr möchte, nichts mehr hören möchte, nichts mehr sehen möchte als den Messias, den Herrn – Jesus.



Betrachtung: Ein Licht, das die Heiden erleuchtet!


Der greise Simeon hat diesen Satz im Tempel zu Jerusalem gesprochen. Er durfte den sehen, auf den er sein ganzes Leben lang gewartet hat. Simeon spricht eigentlich eine Prophetie aus, denn er sagt: Jesus ist das Licht, das die Heiden erleuchtet. Sicher hat das Christentum in den Anfangszeiten eine gewaltige Ausbreitung erfahren und viele Heiden haben das Licht, Jesus gefunden und sind Christen geworden.


Heute

Aber heute, wie ist es heute? Hat jener Satz, den Simeon damals gesprochen hat, in unserer Zeit seine Kraft verloren? Wir erleben heute nicht mehr, dass das Licht, dass Jesus die Heiden erleuchtet. Es ist eher umgekehrt: Viele Christen verlieren das Licht und werden zu Heiden. Wie kann das Licht, das die Heiden erleuchtet, auch heute wieder seine Strahlkraft zurückgewinnen?


Zuerst der Lehrer, dann die Lehre

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere katholische Lehre richtig ist und uns einen guten Weg des Glaubens weist. Es ist wichtig zu wissen, worin unser Glaube besteht. Und doch ist es auf der anderen Seite aber auch so, dass es noch viel wichtiger ist, jene Person kennenzulernen, der wir diese Lehre zu verdanken haben. Noch wichtiger als die Lehre ist der Lehrer Jesus Christus.


Bischof Stefan Oster schreibt: „Ich glaube der Wahrheit unserer katholischen Lehre, aber ich glaube auch, dass diese Wahrheit nicht primär eine Lehre, sondern zuallererst eine lebendige, göttliche Person ist, die aus Liebe zu allen Menschen Mensch geworden ist, für sie gestorben ist, vor allem für die Sünder, für uns Sünder, für mich Sünder. Und wer von Jesu Liebe berührt wird, dem kann es möglich werden, nach und nach auch seine Wahrheit von innen her zu sehen – und hoffentlich auch in Freiheit anzunehmen. Einstweilen bleibt uns – so gut es geht, allen Menschen Weggefährten zu sein, wenn sie es wollen, was auch immer sie über unsere kirchliche Lehre denken. Und wenn wir Christen gefragt werden, warum wir leben, wie wir leben, dann können wir auf den Herrn verweisen und auf sein Evangelium. Uns ist es aufgetragen, allen Menschen ausnahmslos mit Liebe zu begegnen. Denn die Wahrheit der Kirche siegt letztlich nur als Liebe.“


Und dort, wo die Liebe gelebt wird, nur dort kann das Licht die Herzen der Heiden erleuchten.



Lk 2, 36-40        Weihnachten,  30. Dezember

In jener Zeit lebte eine Prophetin namens Hanna, eine Tochter Pénuëls, aus dem Stamm Ascher. Sie war schon hochbetagt. Als junges Mädchen hatte sie geheiratet und sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt; nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie hielt sich ständig im Tempel auf und diente Gott Tag und Nacht mit Fasten und Beten. In diesem Au-genblick nun trat sie hinzu, pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.



Betrachtung: Sie diente Gott mit Fasten und Beten.


Mit so etwas Einfachem wie Fasten und Beten kann man Gott dienen – wie wunderbar. Vielleicht ist diese Art des Dienens fruchtbarer als unsere moderne Art der Nachfolge Gottes. Tonnenweise Papier, Briefe und Pakete von Caritas, Adveniat, von der Erzdiözese, von Verbänden und Gruppierungen … landet bei uns im Pfarrbüro. Mittlerweile mussten wir einen zweiten, großen blauen Papiercontainer anschaffen, um die Papierflut zu bewältigen. Sicher – alles ist mit bester Absicht geschrieben und alles soll dem Reich Gottes dienen.

Hanna diente Gott mit Fasten und mit Beten. Vielleicht sollten wir zu dieser Form des Dienens wieder zurückfinden, bevor wir weiterhin Unsummen von Geld für sinnloses Papier ausgeben, das dann doch keiner liest.

Hanna diente Gott mit Fasten und mit Beten. Auch ich selbst muss – vor allem das Fasten - wieder neu lernen.



Betrachtung: Hanna

Die Prophetin Hanna wird sonst nirgendwo anders im Neuen Testament erwähnt. Ich finde es interessant, dass gestern Simeon im Evangelium bezeugte, dass der Messias erschienen ist, und heute kommt Hanna in den Tempel, um ebenfalls zu bezeugen, dass der Messias geboren worden war. Ein Mann und eine Frau bezeugen den Messias.


Hanna hielt sich ständig im Tempel auf

Diese mutige Frau war nur sieben Jahre verheiratet und lebte den Großteil ihres Lebens als Witwe. Ich stelle mir vor, dass sie großen Prüfungen, Verachtung und Versuchungen ausgesetzt war. Aber Hanna hat die Widrigkeiten des Lebens allesamt überwunden. Ich bewundere ihre Ausdauer, denn ich lese im Evangelium, dass sie sich ständig im Tempel aufhielt. „Näher mein Gott zu dir, näher zu dir.“ Die Sehnsucht, die dieses Lied zum Ausdruck bringt, war auch im Herzen der Hanna zu finden. Sie suchte die Nähe Gottes. Von Hanna kann ich viel lernen.


Hanna diente Gott mit Fasten

Mit so etwas Einfachem wie Fasten (das in der Praxis aber doch recht schwer ist) diente Hanna Gott. Ich kann Gott dienen, indem ich in einem hohen Amt in der Kirche arbeite. Ich kann Gott dienen in dem ich als Missionar in ferne Länder reise um das Evangelium zu verkünden. Ich kann Gott dienen, indem ich meine Kinder im Glauben erziehe. Ich kann Gott auch dienen in dem ich ganz unbemerkt von anderen mir kleines Opfer auferlegen und anfange zu fasten. Vielleicht ist diese Art, Gott zu dienen von einer größeren Fruchtbarkeit als wir es uns vorstellen. Ich möchte wieder anfangen, Gott auf diese Weise zu dienen.


Hanna diente Gott mit Beten.

Gott war ihr bester Freund. Mit ihm redete sie bei Tag und bei Nacht. Gott erzählte sie alles, was sich an Sorgen in Ihrem Herzen auftürmte. Mit Gott teilte sie die Sonnenstunden ihres Lebens. Ich stelle mir vor, wie sie für alle, die täglich den Tempel besuchten, betete. Ich denke, dass ihre Verwandten und Freunde auch einen festen Platz in ihren täglichen Gebeten hatten. Hanna ist mir auch hier ein Vorbild


Hanna sprach über das Kind zu allen

Sobald sie Jesus gesehen hatte, redete sie von ihm zu allen anderen, die sie in Jerusalem kannten. Hanna war eine der ersten Missionarinnen. Sie gab Zeugnis von Jesus, sie redete vom Messias. Das, was sie jahrelang geglaubt hatte, konnte sie nun endlich sehen und voller Freude gab sie die gute Botschaft weiter. Hanna redete zu allen über Jesus! Wovon und von wem rede ich, wenn ich mich mit anderen unterhalte?


Hanna ist ein Vorbild

Es wäre gut, wenn nicht nur alle christlichen Frauen, sondern auch die christlichen Männer über den Charakter dieser mutigen Frau nachdächten, um von ihrer Weisheit, ihrem Gebet, ihrem Fasten, ihrem Reden und ihre Ausdauer zu lernen.



Lk 3, 23-38        Weihnachten,  6. Januar

Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er zum ersten Mal öffentlich auftrat. Man hielt ihn für den Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren: Eli, Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef, Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai, Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda, Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiël, Neri, Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er, Joschua, Eliëser, Jorim, Mattat, Levi, Simeon, Juda, Josef, Jonam, Eljakim, Melea, Menna, Mattata, Natan, David, Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon, Am-minadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor, Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach, Kenan, Arpachschad, Sem, Noach, Lamech, Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan, Enosch, Set, Adam; der stammte von Gott.



Betrachtung: Die Vorfahren Josefs.


Ich muss zugeben, dass mir die meisten der Vorfahren Josefs nicht bekannt sind und darum ist es manchmal für mich auch recht langweilig, die langen Namenslisten zu lesen. Aber auf eines macht mich die Ahnentafel dann doch aufmerksam.

Auch ich habe Vorfahren, davon kann ich jedoch gerad mal 3 Generationen einigermaßen überblicken. Wenn ich aber weiter zurückgehe, dann sind mir die Namen meiner Vorfahren auch unbekannt. Aber doch bin ich mit ihnen verbunden.

Welcher Segen aber vielleicht auch welcher Fluch wurde auf sie gelegt und wirkt bis heute durch? Darum möchte ich im neuen Jahr nicht vergessen, für sie zu beten.



Betrachtung: Tradition


Radio Horeb, der mit Abstand beste christliche Radiosender, feiert in diesen Tagen sein 25. Jubiläum. Pfarrer Richard Kocher und alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürfen stolz sein auf das, was sie geleistet haben. Vereine, Chöre und Verbände richten Feste aus, wenn sie Jubiläen feiern dürfen. Die Gründungsurkunde mancher Dörfer und Städte, Klöster und Ordensgemeinschaften reicht viele Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück.


Wir wissen, wie es geht

Manchmal kommen Prospekte und Briefe am Pfarrhaus an, mit einer Einladung zu einem 50sten, oder sogar 100sten Jubiläum. Die Geschäftsinhaber freuen sich, dass ihr Geschäft schon so lange in einer guten Familientradition steht, sie wollen das Ereignis feiern und sich mit anderen über das Erreichte freuen. Wenn Firmen und Geschäfte Jubiläen feiern, dann wollen sie mit Recht auch zum Ausdruck bringen, dass sie sich in der Vergangenheit ein großes Know-how, eine große Erfahrung und ein breites Wissen über die Produkte die sie herstellen oder verkaufen, erworben haben. Eine lange Tradition wird zu einem Qualitätsmerkmal und will sagen: Uns kann man vertrauen, wir wissen, wie es geht.


Tradition der katholischen Kirche

Vor wenigen Tagen haben wir das Weihnachtsfest gefeiert. Vor 2022 Jahren wurde Jesus, unser Herr und unser Gott geboren. Die katholische Kirche hat eine Tradition, die älter ist als alle anderen. Wenn wir heute im Evangelium von all den Vorfahren Josefs erfahren, dann dürfen wir in der Geschichte noch weitere tausende von Jahren in der Vergangenheit zurückgehen. Auch die katholische Kirche darf, mit einem richtig verstandenen Stolz, auch sagen: Wir stehen in einer langen Familientradition, wir haben viel Erfahrung, auf uns kann man bauen.


Lk 4, 24-30        Fastenzeit, 3. Woche Montag

In jener Zeit begann Jesus in der Synagoge in Nazaret darzulegen: Amen, das sage ich euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch: In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.


Betrachtung: Er aber ging weg.


Sarepta war eine Stadt im heutigen Libanon, gehörte damals also nicht zum Gebiet der Juden. Die Witwe und Naaman gehörten nicht dem Volk Gottes an. Beide waren in den Augen der Juden Heiden, aber gerade sie bekom-men den Vorzug vor Israel. Jesus hatte mit seiner Rede in der Synagoge den empfindlichsten Punkt getroffen. Für die Juden war es ein unerträgli-cher Gedanke, dass die Heiden ihnen vorgezogen werden sollten! Und so kommt es zu dieser erschütternden Szene. Voller Wut trieben sie Jesus auf den Abhang zu. Jesus ging weg und er sollte von nun an nicht mehr nach Nazareth zurückkommen.


Blicken wir hier kurz auf Maria. Wie mag es ihr ergangen sein? Jesus ging weg, aber sie blieb in Nazareth, der Stadt im Norden Israels, die damals keinen guten Ruf hatte. Bekam Maria nun die Wut, die Ablehnung und den Hass der Juden zu spüren, der eigentlich ihrem Sohn galt? Erfüllt sich hier zum ersten Mal die Prophetie, die der greise Simeon im Tempel ausgesprochen hatte: „Dir selber aber wird ein Schwert durch die Seele dringen.“ (Lk 2,35). Jesus ging weg, Maria aber blieb. Wie mag es ihr unter so viel Hass und Ablehnung ergangen sein? Zwei Dinge lerne ich aus dem heutigen Evangelium.


1. Jesus ging damals aus Jerusalem weg. Wundern wir uns nicht, wenn der Glaube in unserem Land abnimmt. Wo Menschen meinen, ganz gut ohne Gott leben zu können, macht er auch in unseren Tagen kein großes Aufhe-ben, er geht einfach weg und wendet sich Ländern zu, die ihn gerne auf-nehmen.

2. Bei Ablehnung, Widerstand und Hass darf ich auf Maria schauen. Sie hat dies selbst auch erlebt und weiß zu helfen.



Lk 4, 16-30        22. Woche Montag,

In jener Zeit kam Jesus nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er das Buch, gab es dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, er-füllt. Seine Rede fand bei allen Beifall; sie staunten darüber, wie begnadet er redete, und sagten: Ist das nicht der Sohn Josefs? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten Arzt, heile dich selbst! Wenn du in Kafarnaum so große Dinge getan hast, wie wir gehört haben, dann tu sie auch hier in deiner Heimat! Und er setzte hinzu: Amen, das sage ich euch Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt. Wahrhaftig, das sage ich euch In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon. Und viele Aussätzige gab es in Israel zur Zeit des Propheten Elischa. Aber keiner von ihnen wurde geheilt, nur der Syrer Naaman. Als die Leute in der Synagoge das hörten, gerieten sie alle in Wut. Sie sprangen auf und trieben Jesus zur Stadt hinaus; sie brachten ihn an den Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, und wollten ihn hinabstürzen. Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.



Betrachtung: Da gerieten sie alle in Wut


Heute möchte ich Fritz Rienecker zitieren, der in seinem Kommentar zum Lukasevangelium (Seite 129) schreibt

„Die Nazarener wollten gegenüber der Stadt Kafarnaum nicht zurückgesetzt werden. Sie wollten durch Zeichen und Wunder, die ER auch in Nazareth tun soll, von den anderen besonders geehrt werden. Ja, sie meinen dazu einen Anspruch zu haben. Kurzum Sie wollen Jesus anerkennen – aber nur, wenn er ihnen zu Willen ist. Sie wollen sich ihm beugen – aber nur, wenn ER sich zuvor vor ihnen beugt.

Sie wollen sich ihm anschließen – aber nur, wenn ER zuvor ihr Vorrecht vor den anderen anerkannt hat!

Da sehen wir, was ihre Seele erfüllt, bei aller Bewunderung für die hinreißende Rede Jesu. Sie pochen auf ihre Vorzüge und Vorrechte. Ihnen liegt vor allem daran, dass sie selbst zu Ehren kommen, dass ihr eigener Wille geschieht. Ihre Seele ist erfüllt von sich selbst statt von Gott. Sie beten sich selber an – statt Gott. Sie vergöttern sich selbst und nehmen Gott die Ehre“.

Ist dieser Zug in den Menschenherzen erstorben? Finden wir ihn nicht auch in unseren eigenen Herzen wieder?



Betrachtung: Einfach weitergehen


Die Witwe in Sarepta bei Sidon und der Syrer Naaman waren keine Juden. In den Augen der Leute in der Synagoge waren sie Ungläubige und Minderwertige aus dem Heidenland.

Jesus sagt es nicht direkt, aber zwischen den Zeilen kann man doch herauslesen, dass Jesus seine Landsleute dazu auffordert, zu den Heiden zu gehen, um ihnen das Evangelium zu bringen. Wenn schon die großen Propheten Elia und Elischa keine Berührungsängste mit den Heiden hatten, so sollten sich auch die Leute aus Nazaret nicht scheuen, das Evangelium den Fremden zu verkünden.


Aber die Menschen in seiner Heimat sind nicht bereit, die Heidenmission Jesu zu akzeptieren. Sie gehen sogar so weit, dass sie versuchen, ihn zu töten. "Aber er ging mitten durch sie hindurch"

Wenn wir offen sind für Mission und neue Formen der Verkündigung, wird es Widerstand und Kämpfe geben. Wir sollten das Ziel nicht aus den Augen verlieren oder uns in unnötige Diskussionen und Auseinandersetzungen verwickeln lassen, sondern weitergehen, um unser Ziel zu erreichen. Die Fastenzeit ist die richtige Zeit, um unsere Ziele zu klären und uns auf sie zu konzentrieren.



Betrachtung: Nur Gott alleine


Jesus kehrte nach Nazaret in den Norden des Landes zurück. Eigentlich würde man erwarten, dass Jesus im Süden des Landes, am Jordan in Judäa, mit der Verkündigung des Evangeliums beginnt. Dort kam der Heilige Geist auf ihn herab. Im Süden des Landes steht in der Hauptstadt Jerusalem der Tempel. Dort strömt das Volk zusammen, dort sind die einflussreichen Personen des Landes. Nach menschlicher Logik wäre es klug gewesen, dort mit der Mission zu beginnen.


Jesus beginnt im Norden

Jesus beginnt in Nazaret, der Stadt, die keinen guten Ruf hatte, das Evangelium zu verkünden und vom Reich Gottes zu sprechen. Nazaret liegt im unbedeutenden, verachteten Norden. Jesus beginnt nicht in Jerusalem, wo die Fäden zusammenlaufen und die Einflussreichen die Geschicke des Landes steuern. Nach den Außenseitern, den Verachteten und den Kleinen sehnt sich Jesus, er hofft, dass diese aufnahmebereiter sind als die Mächtigen, die glauben, sich selber helfen zu können.


Die Nazarener wollen sich im Glanze Jesu sonnen.

Leider sehen wir aber, dass auch die Leute in Nazaret Jesus ablehnen. Die Nazarener wollten durch die Wunder Jesu selbst zu Ehren und zu Ansehen kommen und fordern Jesus auf, etwas zu tun, damit sich der Ruf Nazarets verbessere. Die Leute aus Jerusalem würden dann nicht mehr geringschätzig auf Nazaret herabschauen, sondern ihre Stadt würde durch die Taten Jesus an Ansehen gewinnen.


Was ist, wenn Jesus zu mir kommt?

Steckt etwas von den Nazarenern nicht auch in unserer Brust? Wollen wir nicht auch etwas mit Jesus erleben? Würden wir bei unseren Mitmenschen nicht auch an Ansehen und Achtung gewinnen, wenn wir ein kleines Wunder erwirken könnten? Würden wir nicht selbst zu Ehren kommen, wenn wir göttliche Visionen oder wenigstens doch eine kleine himmlische Erscheinung hätten?


Nur Gott

Aber wenn wir Gott haben möchten, so darf unsere Seele nicht erfüllt sein von diesen eitlen Dingen. Wenn man Gott begegnen möchte, dann muss man alles andere fahren lassen und nur noch eins begehren, Gott selbst!



Lk 4, 31-37        22. Woche Dienstag,

In jener Zeit ging Jesus hinab nach Kafarnaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte die Menschen am Sabbat. Sie waren sehr betroffen von seiner Lehre, denn er redete mit göttlicher Vollmacht. In der Synagoge saß ein Mann, der von einem Dämon, einem unreinen Geist, besessen war. Der begann laut zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazareth? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist der Heilige Gottes! Da befahl ihm Jesus: Schweig und verlass ihn! Der Dämon warf den Mann mitten in der Synagoge zu Boden und verließ ihn, ohne ihn jedoch zu verletzen. Da waren alle erstaunt und erschrocken, und einer fragte den andern: Was ist das für ein Wort? Mit Vollmacht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern, und sie fliehen. Und sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend



Betrachtung: Der Dämon schrie – du bist der Heilige Gottes


Es wundert mich nicht, dass das erste Wunder im Lukasevangelium eine Dämonenaustreibung ist. Jesus weist zuerst den Teufel und seine Kumpanen in die Schranken, bevor er mit seinem öffentlichen Wirken in Kafarnaum beginnt. Jesus zeigt, dass ER der Stärkere ist - ein Satz aus seinem Mund genügte und der Mann war befreit. Vor den Dämonen braucht man keine Angst zu haben. In Medjugorie habe ich gelernt, dass ein einziges Kreuzzeichen über einem besessenen Menschen stärker ist als die Kraft der Unterwelt. Mich wundert nicht, dass Jesu erstes Wunder eine Dämonenaustreibung war, aber ich frage mich, warum in unserer Zeit und in unserer Kirche über den Dienst der Befreiung so gut wie nicht gesprochen wird.

Vielleicht sind in Deutschland aber auch alle Dämonen bereits ausgetrieben?



Betrachtung: Jesus ging nach Kafarnaum


Als Jesus in Nazaret keine Aufnahme fand, ging er kommentarlos aus diesem Ort fort und siedelte über nach Kafarnaum. Wo Jesus nicht gewollt ist, wo man sein Evangelium nicht hören möchte, zieht sich Jesus einfach schweigend zurück und geht in Dörfer, wo er willkommen ist und wo seine Botschaft aufgenommen wird.


Jesus ging hinunter

Nazaret liegt 300 m über dem Meeresspiegel, Kafarnaum dagegen 200 m unter dem Meeresspiegel. Es ist also richtig, wenn das Evangelium berichtet, dass Jesus nach Kafarnaum hinabging. In Nazaret hatten die Bewohner seiner Vaterstadt in der Synagoge geradezu einen teuflischen Hass gezeigt. Jetzt „steigt“ Jesus selbst hinab und nimmt dort unten gleich den Kampf mit den dämonischen Mächten auf.


Die erste Tat ist die Zurückdrängung der Dämonen

Am Anfang des Lukasevangeliums steht also die Zurückdrängung der Macht des Teufels. Zuerst muss Jesus die Macht der Dämonen austreiben, bevor die Verkündigung des Evangeliums möglich ist. Die erste Erlösungstat Jesu ist die Lösung der Fesseln, in die Satan die Menschen verstrickt hält.



Lk 4, 38-44        22. Woche Mittwoch,

In jener Zeit verließ Jesus die Synagoge und ging in das Haus des Si-mon. Die Schwiegermutter des Simon hatte hohes Fieber, und sie baten ihn, ihr zu helfen. Er trat zu ihr hin, beugte sich über sie und befahl dem Fieber zu weichen. Da wich es von ihr, und sie stand sofort auf und sorgte für sie. Als die Sonne unterging, brachten die Leute ihre Kranken, die alle möglichen Leiden hatten, zu Jesus. Er legte jedem Kranken die Hände auf und heilte alle. Von vielen fuhren auch Dämonen aus und schrien Du bist der Sohn Gottes! Da fuhr er sie schroff an und ließ sie nicht reden; denn sie wussten, dass er der Messias war. Bei Tagesan-bruch verließ er die Stadt und ging an einen einsamen Ort. Aber die Menschen suchten ihn, und als sie ihn fanden, wollten sie ihn daran hindern wegzugehen. Er sagte zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt worden. Und er predigte in den Synagogen Judäas.



Betrachtung: Die Dämonen schrien – Du bist der Sohn Gottes


Die Dämonen wissen, wer Jesus ist. Der Dämon gestern schrie: „Du bist der Heilige Gottes“, heute schreien die Dämonen: „Du bist der Sohn Got-tes“. Der Heilige Gottes – der Sohn Gottes – so nennen ihn die bösen Geis-ter, denn sie haben ein instinktives Gefühl vom Wesen Jesu. Sie wissen, dass es sich bei ihm nicht nur um den Zimmermann Jesus aus Nazareth handelt, sondern um den Messias. Sie erkennen, dass Gott selbst in Jesus zu uns gekommen ist und sie beginnen zu zittern.

Jesus lässt die Dämonen nicht reden, denn sie sind Meister der Lüge.

Die Dämonen tun mir eigentlich leid. Wie viel Gutes könnten sie mit ihrem Wissen und ihrer Macht wirken, aber sie haben nur die Absicht zu zerstören. Zum Glück ist Jesus da. Er ist stärker, denn er ist der Heilige Gottes, er ist der Sohn Gottes. In diesem Punkt haben die Dämonen recht.



Betrachtung: Jesus befiehlt


Von Lukas sagen wir, dass er von Beruf Arzt war. Er beschreibt, dass es hohes Fieber war und er berichtet genau, wie Jesus an das Krankenbett hinzutrat und sich über die Kranke beugte. Lukas schildert dies so, dass man sofort erkennt: So stellt sich dies ein Arzt vor, der dies selbst hundert Male getan hat. Auffallend ist, dass ein Arzt das Vertreiben des Fiebers so erzählt, als sei es ein lebendiges Wesen. Während Jesus den Kranken am Abend die Hände auflegte, berührte er die Schwiegermutter des Petrus nicht. Den Blinden heilte er mit Speichel, der Schwiegermutter des Petrus verabreichte er dagegen keine Medizin. Jesus legte keine Hände auf, er verabreichte keine Medizin, sondern er befahl, dem Fieber zu weichen. Das Wort gegen das Fieber liest sich fast wie ein Wort gegen die Dämonen.


Jesus ist der Herr über die Natur

Jesus befahl und das Fieber wich von ihr wie ein Wesen, das weggehen muss, weil ein Stärkerer dies befiehlt. Jesus muss nicht der Natur des Menschen nachhelfen. Er heilt, indem er sich als Herr über die Natur des Menschen und seiner Krankheit erweist. Jesus heilt durch einen bloßen Befehl. Jesus sind nicht nur die offenkundigen Dämonen, sondern auch jene unbekannten „Geister“ der Krankheit untertan.


Wir haben einen mächtigen und einen starken Gott, sein Name ist Jesus! Halleluja




Lk 5, 1-11          22. Woche Donnerstag,

In jener Zeit, als Jesus am Ufer des Sees Gennesaret stand, drängte sich das Volk um ihn und wollte das Wort Gottes hören. Da sah er zwei Boo-te am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in das Boot, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus. Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch wenn du es sagst, werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie, und sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Deshalb winkten sie ihren Gefährten im ande-ren Boot, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und gemein-sam füllten sie beide Boote bis zum Rand, so dass sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder. Denn er und alle seine Begleiter waren erstaunt und erschrocken, weil sie so viele Fische gefangen hatten; ebenso ging es Jakobus und Johannes, den Söhnen des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten. Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen. Und sie zogen die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten ihm nach.



Betrachtung: Er lehrte das Volk.


Jeus lehrte das Volk vom Boot aus. Das Volk drängte sich um Jesus und ich stelle mir vor, wie sie an seinen Lippen hängen und jedes Wort aus seinem Mund aufsaugen. Ich würde gerne wissen, was Jesus damals zu den Menschen gesagt hat, aber der Inhalt seiner Lehre ist uns leider nicht über-liefert. Aber dann denke ich: Was uns in der Heiligen Schrift überliefert ist, das genügt. Ich muss nicht unbedingt alle möglichen Offenbarungen und apokryphen Schriften lesen, um noch mehr (bisher geheimen Reden und Taten) von Jesus zu erfahren.

Die Bibel, die Heilige Schrift genügt. Es wird noch lange Zeit dauern, bis ich all jene Reden, die uns in der Bibel von Jesus überliefert sind, ins Leben umgesetzt habe. Und so nehme ich mir wieder vor, täglich in der Hl. Schrift zu lesen.



Betrachtung: Miteinender


Ich möchte einer (vielleicht gewagten) Auslegung dieses Evangeliums nachgehen, die schon Josef Dillersberger in seinem Lukas Kommentar angedeutet hat. Jesus steigt in das Boot des Petrus und er befiehlt nur ihm hinaus auf den See zu fahren. Der Kapitän im anderen Boot bekam von Jesus keinen Auftrag, hinaus auf den See zu fahren. Offensichtlich warfen nur die Fischer im Boot des Petrus ihre Netze aus, das andere Boot verharrte untätig in der Nähe und kam erst näher, als sie um Hilfe gebeten wurden.


Hilfe

Durch die große Menge Fische geriet das Boot des Petrus in Not und drohte zu sinken. Erst jetzt, kurz vor dem Untergang, fällt es Petrus und seiner Mannschaft ein, den Männern im anderen Schiff zuzurufen und sie zu bitten, beim Fang mitzuhelfen. Ohne die Hilfe der anderen würden sie nämlich den Fang und vielleicht sogar das Boot verlieren.


Miteinander gelingt es

Darf man in diesen zwei Booten nicht auch eine künftige, große Trennung der Christenheit erkennen, die durch eine kommende große Not wieder zusammenfindet? Die Männer im Boot des Petrus waren nicht zu stolz, um die anderen um Hilfe zu bitten und die Mannschaft im anderen Boot war nicht schadenfroh über die Probleme der anderen, sondern eilte voller Sorge sofort zu Hilfe. Erst die vereinte Arbeit beider Boote brachte den Erfolg.


Ist das nicht vielleicht auch eine Weisung für die Zukunft der Kirche?

Solange es den verschiedenen christlichen Gemeinschaften und Kirchen noch gut geht und jeder genug Fische fangen kann, die das eigene Überleben sichern, bleibt jeder für sich alleine. Was aber ist, wenn die Fluten eines gottlosen Zeitgeistes die christlichen Schiffe zum Kentern bringen und drohen sie zu versenken? Es muss dann nur jemand den Mut aufbringen und sagen: Wir schaffen es nicht alleine, wir gehen unter. Wir werden von der Flut des Zeitgeistes mitgerissen, wir brauchen die Hilfe der anderen?


Auch heute darf dann, wie im Evangelium, niemand zu stolz sein, den anderen um Hilfe zu bitten und niemand darf schadenfroh sein, wenn der andere in Gefahr gerät.



Lk 5, 17-26        Advent, 2. Woche Montag        

Eines Tages, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Gesetzeslehrer; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn drängte ihn dazu, zu heilen. Da brachten einige Männer einen Gelähmten auf einer Tragbahre. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der vielen Leute nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach, deckten die Ziegel ab und ließen ihn auf seiner Tragbahre in die Mitte des Raumes hinunter, genau vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Deine Sünden sind dir verge-ben. Da dachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer: Wer ist das, dass er eine solche Gotteslästerung wagt? Wer außer Gott kann Sünden ver-geben? Jesus aber merkte, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was habt ihr für Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben!, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Im gleichen Augen-blick stand der Mann vor aller Augen auf. Er nahm die Tragbahre, auf der er gelegen hatte, und ging heim, Gott lobend und preisend. Da gerie-ten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute ha-ben wir etwas Unglaubliches gesehen.



Betrachtung: Da brachten sie einen Gelähmten


Wie erfinderisch diese Menschen doch sind, um den Kranken in die Nähe Jesu zu bringen. Sie hätten auch sagen können: Sorry, tut uns leid, wir kommen nicht zu Jesus durch. Versuchen wir es morgen wieder. Nein, hartnäckig und geduldig suchen sie nach einem Weg und finden schließlich eine ungewöhnliche Lösung.


Jetzt im Advent wünsche ich mir, dass ich beharrlich und entschlossen immer wieder nach Möglichkeiten suche, um in die Nähe Jesus zu gelangen. Oft genug geht die Arbeit vor und ich finde 1000 Ausreden, warum ich keine Zeit zum Gebet habe. Die Männer im Evangelium waren erfinderisch und duldeten die Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellten, nicht. Sie suchten nach anderen, nach neuen Wegen, um in die Nähe Jesu zu kommen.


Gebet: Jesus, schenke mir Fantasie und Einfallsreichtum, den Tagesablauf so zu gestalten, dass genügend Zeit für dich übrigbleibt. Lass mich hartnäckig, aber auch geduldig mit mir selbst nach neuen Wegen suchen, um dir nahe zu sein.



Betrachtung: Deine Sünden sind dir vergeben.


Jetzt, so kurz vor dem Weihnachtsfest, möchte ich wieder beichten gehen. In Würzburg bei den Franziskaner lässt es sich gut Beichten. Manchmal, wenn ich beichten gehe, stelle ich mir mein Leben vor wie ein glattes, reines, weißes Blatt Papier. Aber jede Sünde hinterlässt einen Knick in diesem weißen, glatten Papier. Und sicher ist dieses Blatt Papier, wenn ich eine Zeit lang nicht mehr beichten war, ganz zerknittert. Aber dann in der Beichte geschieht etwas Wunderbares. Wenn mir Gott die Sünden vergibt, dann streicht er das zerknitterte Blatt Papier nicht einfach nur wieder glatt, sondern er gibt mir ein neues, reines und unschuldiges, weißes Blatt Pa-pier.

Dann ist wieder Tag eins. Hurra!



Lk 5, 27-32        Samstag nach Aschermittwoch

In jener Zeit sah Jesus einen Zöllner namens Levi am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf, verließ alles und folgte ihm. Und er gab für Jesus in seinem Haus ein großes Festmahl. Viele Zöllner und andere Gäste waren mit ihnen bei Tisch. Da sagten die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten voll Unwillen zu seinen Jüngern: Wie könnt ihr zusammen mit Zöllnern und Sündern essen und trinken? Jesus antwortete ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten.



Betrachtung: Jesus sah einen Zöllner.


Wie oft sah mich Jesus schon an, wenn ich unnütz meine Zeit vergeudete und ich gleichzeitig in mir ein leises Stimmchen hörte, das sagte: Geh doch beten, nutze deine Zeit.

Wie oft sah mich Jesus schon an, wenn ich vor dem Fernseher saß und ich gleichzeitig in mir ein leises Stimmchen hörte, das sagte: So ein Quatsch, schalte doch aus, geh lieber ins Bett.

Wie oft sah mich Jesus schon an, während ich an einem Bettler vorüber-ging, ohne zu grüßen und ich gleichzeitig in mir ein leises Stimmchen hörte, das sagte: Grüße, sei freundlich und gib.

Wie oft sah mich Jesus schon an, während die Glocken zum Kirchgang riefen und ich gleichzeitig in mir ein leises Stimmchen hörte, das sagte: Los, steh auf, mach dich fertig und komm.

Wie oft sah mich Jesus schon an und dabei hoffte, dass ich dem leisen Stimmchen in mir Folge leiste.

Jesus sah den Zöllner an und ein leises Stimmchen in ihm wird gesagt haben: Los, Levi, steh auf und folge nach. Der Zöllner folgte dem leisen Stimmchen, ließ alles stehen und liegen und folgte dem Herrn nach. Wir sehen: Von einem großen Sünder können wir noch viel lernen.



Betrachtung: Levi


Ich habe fast den Eindruck, dass Levi damals auf diese Einladung gewartet hat. Sein Herz war voller Sehnsucht nach einem guten Leben, aber von selbst hatte er keine Kraft und er sah auch keine Möglichkeit, aus dem Kreislauf auszubrechen. Vielleicht gab ihm auch die Gesellschaft keine andere Chance. Vielleicht war die Arbeit des unbeliebten Zöllners für Levi damals die einzige Möglichkeit, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


Niemals zweifeln

Wir dürfen niemals an der Errettung eines Menschen verzweifeln, solange er lebt - nachdem wir die Geschichte von Levi gehört haben. Wir dürfen nie von jemandem sagen, er sei zu böse, zu verstockt oder zu weltlich, um gerettet zu werden. Keine Sünde ist zu viel oder zu schlimm, um vergeben zu werden. Kein Herz ist zu hart oder zu weltlich, um verändert zu werden. Der, der Levi berufen hat, lebt immer noch und ist derselbe, der er vor 2000 Jahren war. Bei Christus ist nichts unmöglich!


Die ersten paar Tage in der Fastenzeit sind geschafft

Wir haben gehört, dass wir beten und fasten sollen. Durch Almosen geben sollen wir die Armen nicht vergessen. Es ist nicht weiter tragisch, wenn wir hinter unseren Vorsätzen geblieben sind. Auch wenn wir bis jetzt nicht die Kraft hatten, aus dem Kreislauf auszubrechen, so dürfen wir dennoch niemals verzagen oder gar an uns verzweifeln. Der, der Levi damals berufen hat, lebt immer noch. Jesus wird uns helfen, das alte Gewand abzulegen, um als neue Menschen zu leben.



Lk 5, 33-39        22. Woche Freitag,

In jener Zeit sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zer-schnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.



Betrachtung: Neues Kleid auf altem Kleid


Ich frage mich, ob wirklich jemand auf die Idee kommt, aus einem neuen Kleid ein Stück auszuschneiden, um ein altes Kleid zu flicken. Eher ist es doch umgekehrt. Was möchte uns Jesus nur sagen? Ich habe folgenden Gedanken. In manchen Gemeinden gibt es Aufbrüche, die oft von Christen ausgehen, die anders als die „alteingesessenen“ Gemeindemitglieder, Jesus im Herzen als ihren Heiland angenommen haben. Sie leben ihr Christsein nicht nur aus Gewohnheit und aus Verbundenheit mit der Tradition, sondern aus einer inneren Überzeugung. Sie versuchen neue Wege in der Evangelisation zu gehen, sie haben eine Sehnsucht nach einer neuen Form der Gemeinschaft untereinander, sie entdecken neue Formen des Gottes-dienstes und des gemeinsamen Gebetes. Diese neuen Aufbrüche kann man nur sehr schwer in die alten klassischen Formen des gemeindlichen Lebens integrieren. Die neuen Aufbrüche brauchen neuen Wege und neue Orte.

Das alte Gemeindeleben darf sein, aber die neuen, geistlichen Aufbrüche scheinen mir zukunftsweisender zu sein.



Betrachtung: Neue Lösungen


Auf neue Situationen und Gegebenheiten muss man mit neuen, angepassten Lösungen reagieren.


Beispiele aus der Heiligen Schrift

  • Adam und Eva mussten sich nach der Vertreibung aus dem Paradies mit Dornen und Disteln abfinden. Ihr Leben hatte sich total geändert. Sie konnten nicht mehr zurück und musste neue Wege suchen.
  • Als die Flut nach den 40 Tagen wieder zurückgegangen war, stand Noah mit seiner Familie vor einer ganz neuen Situation. Alte Lösungen halfen nicht weiter, er musste alles neu bedenken.
  • Moses und die Israeliten mussten nach dem Auszug aus Ägypten einen neuen Weg durch die Wüste suchen. Die Rückkehr nach Ägypten wäre erneut mit der Sklaverei verbunden gewesen.
  • Die Israeliten mussten während der Verbannung in das babylonische Exil neue Überlebensstrategien entwickeln. Sie konnten nicht mehr so leben wie bisher.
  • Nachdem Paulus vor Damaskus dem Herrn begegnet ist, konnte er die Christen nicht weiter verfolgen, sondern wurde selbst zum Jünger.


Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Es ist nicht zukunftsorientiert, wenn man neue, veränderte Situationen ignoriert und so weitermacht wie die Jahre zuvor.


Die Entwicklung der Kirche

In ganz wenigen Jahren wird die Struktur unserer Diözese sich radikal verändert haben. Pfarreien werden aufgelöst und zu größeren Kirchengemeinden zusammengeschlossen. Gemeinden, die sich nicht auf die veränderte Situation einstellen, werden noch ein paar Jahre weiterleben, dann aber sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden.


Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.

Woher weiß man denn, dass der alte Wein wirklich besser ist. Vielleicht muss man den neuen Wein auch erst einmal probieren, um festzustellen, dass er gar nicht so schlecht ist.

Lk 6, 1-5            22. Woche Samstag,

Als Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, rissen seine Jünger Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten einige Pharisäer: Was tut ihr da? Das ist doch am Sabbat verboten! Jesus erwiderte ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren -wie er in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote nahm, die nur die Priester essen dürfen, und wie er sie aß und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu: Der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.



Betrachtung: Da sagten einige Pharisäer.


Woher wissen denn die Pharisäer, dass die Jünger beim Vorübergehen Ähren abstreifen und sie dann essen? Sie waren ja bei der kleinen Gruppe nicht dabei. Beobachten sie den Herrn und seine Jünger etwa aus der Ferne und warten nur darauf, dass die Gruppe mehr als die im jüdischen Gesetz festgelegten 2000 Ellen (ca. 1 Km) zu Fuß gehen? Jesus und die Jünger halten sich offensichtlich an die Vorgaben des jüdischen Sabbatweges, aber dafür finden die Pharisäer ein anderes „Vergehen“. Die Jünger streifen die Ähren ab, zerreiben und essen sie.


Sofort verlassen die Pharisäer ihren Beobachtungsposten und stellen die Gruppe zur Rede. Manche unserer Zeitgenossen sind ähnlich Sie beobachten und schweigen, schnellen aber empor und kritisieren, wenn sie einen kleinen Fehler bei ihren Mitmenschen entdecken. Franz von Sales gibt einen guten Rat, der sinngemäß so lautet: Alles sehen, das meiste übersehen und ganz wenig nur tadeln.


Jesus, hilf mir, dass ich das Gute im Leben der Mitmenschen sehe und fördere. Das andere lass mich übersehen oder besser noch, einfach ganz vergessen.



Betrachtung. „fringsen“


Die Jünger begannen, als sie die Felder durchwanderten, die Ähren zu rupfen. Nach Dtn 23,25 war das händische Pflücken einiger Ehren für Ar-me erlaubt und fiel nicht unter die Anklage des Diebstahls.

Dies erinnert mich an Kardinal Josef Frings aus Köln, auf den das Wort „fringsen“ zurückgeht.


„fringsen“

Silvester 1946 hielt der Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings in St. Engelbert in Köln-Riehl seine Jahresendpredigt. Seit Wochen war es eiskalt in Deutschland, ein Ende des strengen Winters nicht abzusehen. Hunderttausende Menschen lebten in den Ruinen ihrer Häuser, die Lebensmittel waren knapp, Kohlen und andere Brennstoffe für die Öfen kaum zu bekommen, die politische, moralische und allgemeine Lage miserabel.


Frings predigte unter anderem über die zehn Gebote. Zum 7. Gebot (Du sollst nicht stehlen), sagte er zum Entsetzen der britischen Besatzungsmacht: „Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise durch seine Arbeit oder Bitten nicht erlangen kann“. Einige Sätze später folgte die Mahnung, den eventuellen Schadensersatz dafür nicht zu vergessen.

Die Folgen sind bekannt. Menschen, die etwa Briketts von Eisenbahnzügen oder Lebensmittel stahlen, um nicht zu erfrieren und zu verhungern, sahen sich nun moralisch bestärkt. Die Worte des Erzbischofs schienen ihnen eine Rechtfertigung für die Entwendung von Eigentum, die strafrechtlich im damals noch geltenden „Mundraub“-Paragraphen 370 StGB behandelt war. Offenbar - genau geklärt ist das nicht - nahmen die Kohlendiebstähle Anfang 1947 deutlich zu. Schnell kam für „Kohlenklau“ das Wort „fringsen“ auf, und dieses Kunstwort fand später sogar Eingang in ein „Lexikon der Umgangssprache“. Es ist bis heute gut bekannt.

(veröffentlicht https://www.erzbistum-koeln.de/kultur_und_bildung/historisches-archiv/projekte/schaetze-aus-dem-archiv-1/eine-predigt-mit-folgen-die-bedeutung-des-wortes-fringsen/)



Verletzung der Sabbatruhe

Die Pharisäer wussten offensichtlich, dass das Rupfen der Ähren kein Diebstahl war, und deswegen berufen sie sich auf den Sabbat und werfen den Jüngern eine Verletzung der Sabbatruhe vor. Obwohl die Pharisäer die Jünger ansprechen, antworteten nicht sie, sondern Jesus. Ein Sättigen des Hungernden auch am Sabbat ist erlaubt. Es ist ein Irrsinn, das Sabbatgebot im Gegensatz zur Stillung des Hungers zu stellen.

 


Lk 6, 6-11          23. Woche Montag,

An einem anderen Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Dort saß ein Mann, dessen rechte Hand verdorrt war. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer gaben acht, ob er am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Er aber wusste, was sie im Sinn hat-ten, und sagte zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Der Mann stand auf und trat vor. Dann sagte Jesus zu ihnen: Ich frage euch Was ist am Sabbat erlaubt Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zugrunde gehen zu lassen? Und er sah sie alle der Reihe nach an und sagte dann zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er tat es, und seine Hand war wieder gesund. Da wurden sie von sinnloser Wut erfüllt und berieten, was sie gegen Jesus



Betrachtung: Schriftgelehrte und Pharisäer


Ich muss zugeben, dass ich für die Pharisäer und die Schriftgelehrten nicht viel übrig habe. Sie erscheinen mir als die „Ewignörgler“, die immer etwas an Jesus auszusetzen haben. Aber eines kann ich doch von ihnen lernen. Sie wissen ganz genau, wo Jesus ist, mit wem er sich trifft, was er sagt und was er tut. Sie analysieren jede Geste und jede Handlung. Sicher, sie tun dies, um einen Grund zur Anklage zu finden, aber das ändert nichts daran, dass sie dadurch Jesus gut kennengelernt haben.

Gebet: Jesus, hilf mir, dass ich dich immer tiefer kennenlerne. Hilf mir, dass ich immer besser verstehe, warum du in der Bibel die Dinge so sagst, wie du sie sagst, warum du Manches tust und Anderes dagegen nicht. Hilf mir, dass ich dich verstehe - immer tiefer, immer besser.



Betrachtung: Der Sabbath


Die Frage, die Jesus an die Schriftgelehrten und Pharisäer stellt, ist eine rhetorische Frage, denn die Antwort liegt ja bereits auf der Hand. Dass die Pharisäer auf diese Frage schweigen, zeigt, dass auch für sie die Antwort auf diese Frage klar ist.


Der Sabbat

Der Sabbat ist für Gott da. Sechs Tage darf ich arbeiten und am siebten Tage darf ich ruhen und diesen Tag Gott zurückschenken. Aber manchmal „vergesse“ ich auch, dass der Sonntag der Tag des Herrn ist. Sicher, am Morgen feiere ich die Eucharistie und am Abend ist die Stunde der Anbetung in der Kirche. Das ist keine Frage. Aber was mache ich in der Zeit dazwischen? Ist es eine Zeit, die ich für Gott reserviert habe, oder für viele andere Dinge, die ich während der Woche nicht erledigen konnte. Ist der Sonntag ein Tag des Herrn oder ein Tag für mein Hobby, ein Tag fürs Wandern, ein Tag für einen Ausflug?


Das eine tun und das andere nicht lassen.

Natürlich kann man am Sonntag seinem Hobby nachgehen, ausschlafen oder einen Ausflug machen, aber Gott sollte irgendwie immer mit dabei sein. Der Sonntag ist ein arbeitsfreier Tag und nicht gleichzeitig auch ein Gott-freier Tag.


Der Sonntag ist für Gott da

Ich muss noch mehr darauf achten, dass ich auch meine Termin- und arbeitsfreie Zeit ganz mit Gott verbringe. Der Sonntag ist für mich nicht für die Freizeit da und dann noch irgendwie für Gott, sondern der Sonntag sollte für Gott da sein und dann noch irgendwie für die Freizeit. Gott zuerst und dann alles andere. Der Sabbat, für uns Christen der Sonntag, ist eine prima Gelegenheit diese Lebenshaltung einzuüben.



Lk 6, 12-19        23. Woche Dienstag,

In jenen Tagen ging er auf einen Berg, um zu beten. Und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel. Es waren Simon, dem er den Namen Petrus gab, und sein Bruder Andreas, dazu Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, der Sohn des Jakobus, und Judas Iskariot, der zum Verräter wurde. Jesus stieg mit ihnen den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Sie alle wollten ihn hören und von ihren Krankheiten geheilt werden. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Alle Leute versuchten, ihn zu berühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte.



Betrachtung: Er wählte aus ihnen zwölf aus.


Ich stelle mir vor, wie Jesus in der Nacht auf dem Berg dem Vater die Namen aller seiner Jünger nannte und mit ihm Rat hielt, welche er für das Apostelamt berufen sollte.

Ich stelle mir vor, wie Jesus, als es wieder Tag wurde, alle Jünger (72 Jünger?) um sich versammelte und dann einen Namen nach dem anderen nannte. Petrus war der Erste. Die anderen waren sicher gespannt und voller Erwartung, ob auch ihr Name genannt wird. Nicht alle wurden gerufen, berufen, die meisten Namen wurden nicht genannt. Jesus nannte nur 12 Namen und all die anderen mussten sich gefallen lassen, dass ihr Name „nicht auf der Liste stand“.


Ich stelle mir vor, dass mache vielleicht eingeschnappt oder neidisch waren, weil ihre Namen nicht genannt wurden; andere dagegen waren viel-leicht froh und erleichtert.

Ich stelle mir vor, dass sich die meisten aber freuten, dass Jesus gerade jene zu sich rief, die er für dieses Amt geeignet hielt.


Frage:. Kann ich mich mit den anderen freuen, wenn sie eine Aufgabe übertragen bekommen und ich nicht? Kann ich mich mit den anderen freu-en, wenn sie gelobt werden und ich nicht? Kann ich mich mit den anderen freuen, wenn sie Erfolg haben und ich nicht?



Betrachtung: Beten


Jesus betete die ganze Nacht über alleine auf dem Berg. Er betete lange und intensiv, denn er musste am kommenden Tag eine wichtige Entscheidung treffen. Jesus musste aus den 72 Jüngern jene auswählen, die als Apostel seine engsten Mitarbeiter sein sollten. Jesus entschied nicht aus dem Bauch heraus, er wählte auch nicht jene aus, die ihm sympathisch waren, sondern er berief jene in das Apostelamt, die ihm der Vater im Gebet zeigte. Die zwölf Jünger wurden erbetet.


Auch Matthias wurde erbetet

Als später Judas ausgefallen war und ein neues Mitglied zu den Aposteln hinzugewählt werden sollte, übernahmen die Apostel die Praxis Jesu vor wichtigen Entscheidungen zu beten. Die Apostel wählten nicht jenen aus, der am wenigsten Schwierigkeiten machen würden oder der ihnen sympathisch ist, sie wählten jenen aus, den das Los ihnen zeigte. Zuerst beteten und fasteten sie und dann trafen sie die Wahl. Gott selbst bestimmt Matthias durch das Los.


So sollte es auch heute sein

So wie Jesu und später dann auch die Apostel die Entscheidung dem Himmelsvater überließen, so sollte es auch heute geschehen. Vor wichtigen Entscheidungen sollten wir in unseren Gremien ausgiebig beten und fasten. Wir müssen beten, dass uns Gott die richtigen Lösungen und die richtigen Entscheidungen zeigt. Nicht menschliche Logik und menschliche Diplomatie sollten Entscheidungen herbeiführen, sondern ausschließlich Gottes Wille.

Leider muss ich aber sagen, dass wir von einer solchen Praxis noch meilenweit entfernt sind.



Lk 6, 20-26        23. Woche Mittwoch,

In jener Zeit richtete Jesus seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn eben-so haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.



Betrachtung: Gott bleibt


Die moderne Welt ist davon überzeugt, dass Gesundheit, Reichtum, Ansehen … die Voraussetzung für Glück und Wohlergehen ist. Aber ein kleiner Zeckenbiss oder eine unerwartete Krebsdiagnose und schon bricht eine Welt zusammen und das Glück schmilzt dahin. Gott ist wichtiger als Gesundheit, Geld und Ansehen. Die Gesundheit geht, wann sie will, aber Gott bleibt. Das Ansehen kann über Nacht genommen werden, aber Gott bleibt. Der Reichtum kann mir gestohlen werden, aber Gott bleibt. „Ich wünsche Ihnen Gesundheit, das ist das Wichtigste“, so höre ich es oft und oft. Ich freue mich, dass mir andere Gesundheit wünschen, aber für mich ist der Segen Gottes wichtiger als die Vollkraft des Körpers.

Im Gegenteil: Manchmal frage ich mich, warum ich noch nie in meinem Leben krank war. Menschen, die eine Krankheit durchlebt und durchlitten haben, sehen die Welt mit anderen Augen. Sie sehen tiefer, sehen mehr auf das Wesentliche. Eine Krankheit, eine Not kann auch eine Chance sein, das eigene Leben wieder in die rechte Bahn zu bringen.



Betrachtung: Geistliche Armut


Wir denken, wenn wir diese Seligpreisung hören, oft nur an jene, die materiell arm sind. Wir denken an jene, die kein Geld, keine Kleidung, keine Möglichkeit haben, die Grundbedürfnisse des menschlichen Lebens zu befriedigen. Sicher gibt es unserem reichen Deutschland auch Menschen, die materiell arm sind und jeden Tag den Euro im Geldbeutel fünfmal umdrehen müssen. Ich wünsche allen diesen Menschen, dass sie dieser Form der Armut überwinden.


Geistliche Armut

Eine viel größere Armut sehe ich aber in einer geistlichen Armut. Arm sind auch jene, die nach einem tieferen Sinn für ihr Leben suchen. Arm sind auch jene, denen die oberflächliche Wohlstandsgesellschaft nicht ausreicht. Arm sind auch jene, die einen Mangel an Liebe und Geborgenheit in sich spüren. Arm sind auch jene, die nach einem letzten Sinn für ihr Leben suchen.


Die Jünger waren nicht materiell arm

Die Jünger waren eigentlich nie arme Leute gewesen. Levi, der Zöllner, hatte einen gewinnbringenden Beruf, er konnte ein großes Fest in seinem Hause feiern. Jakobus und Johannes betrieben einen Fischereibetrieb. Petrus hatte mehrere Mitarbeiter. Unter den Jüngerinnen Jesu befanden sich auch wohlhabende Frauen.


Die Jünger sehnten sich nach mehr

Vielleicht spürte Jesus eine innere Armut in den neu gewählten Aposteln, eine Sehnsucht nach Tiefe und Sinn für das eigene Leben. Vielleicht erkannte Jesus, dass sich die Apostel dieser Armut bewusst waren und sie ahnten, dass letztlich nur Gott diese Leere in ihnen ausfüllen konnte. Vielleicht wählte Jesus aus diesem Grunde gerade diese zwölf Apostel aus den 72 Jüngern aus. Diese Zwölf trugen eine Sehnsucht nach Tiefe, nach mehr, nach Gott in ihrem Herzen, darum berief er gerade sie und nicht die anderen. Wer nicht eine Sehnsucht nach einer Gottesbegegnung in sich spürt, der taugt nicht für die Nachfolge.


Zuerst die Armut und der Hunger, dann die Verfolgung

Darum steht die Seligpreisung der Armen auch am Anfang und die Verfolgung durch die Menschen am Ende der Aufzählung. Die Verfolgung und das ausgeschlossen werden aus der Gesellschaft kommt früh genug. Am Anfang der Nachfolge aber muss die Armut stehen, die Sehnsucht nach Gott.


Wie ist es mit mir? Trage ich auch eine Sehnsucht nach Gott in meinem Herzen?



Lk 6, 27-35        23. Woche Donnerstag,

Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück. Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wenn ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.



Betrachtung: Liebt eure Feinde


Das heutige Evangelium ist eine große Provokation und ich muss zugeben, dass ich über das, was ich lese, erschrecke. Folgende Gedanken helfen mir zu erahnen, was Jesus mir im heutigen Evangelium sagen möchte.


Lieben, Gutes tun, segnen, beten

Wenn ich meinen Feind nicht lieben kann, dann kann ich versuchen, ihm Gutes zu tun. Ist auch dies für mich im Moment nicht möglich, so soll ich versuchen, ihn zu segnen. Ist mir auch das nicht möglich, weil es im Moment über meine Kräfte geht, dann soll ich wenigstens für meine Feinde beten.


Die Wange hinhalten, das Hemd geben, nicht zurückfordern

Auf das Gebot der Feindesliebe folgen sofort drei praktische Beispiele. Aber soll ich mich so lange schlagen lassen, bis mir die Zähne ausfallen? Soll ich wirklich das Hemd noch geben, um mich dann, wie damals Franziskus nackt vor den Menschen zu blamieren? Soll ich mir von jedem Bettler das wegbetteln lassen, was ich für den eigenen Lebensunterhalt benötige?

Wie reagieren?

Die buchstäbliche Auslegung des heutigen Evangeliums ist nicht gemeint. Wenn ich jedem Unrecht und jeder Forderung sofort nachgebe, dann bestärke ich den, der mich schlägt und den, der ungerecht fordert und bettelt nur in seiner Sünde. Und dieses Bestärken der Sünde ist keine Liebe, auch keine Feindesliebe. Manchmal wird es klug sein, Unrecht zu erdulden, das andere Mal ist es aber besser, sich zu wehren oder sich zu weigern, auch das Hemd noch zu geben.


Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen

Von anderen erwarte ich, dass sie mich daran hindern, Gewalt auszuüben. Von anderen erwarte ich, dass sie mich daran hindern, wenn ich jemandem auf die Wange schlagen möchte. Von anderen erwarte ich, dass sie mir sofort sagen, wenn ich schlechte Wörter, Flüche, Schimpfwörter gebrauche. Von anderen erwarte ich, dass sie mich daran hindern, jemandem etwas wegzunehmen, zu stehlen. Von anderen erwarte ich, dass sie mir offen und ehrlich sagen, wenn ich einen Fehler mache. Ich erwarte, dass sie versuchen, mich daran zu hindern, wenn ich ungerecht urteilen möchte. Jesus sagt: Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.


Christen reagieren anders

Christen reagieren auf das Böse anders als die ungläubige Umwelt. Bevor ich handle oder etwas sage, sollte ich mich innerlich stets kurz mit Gott verbinden, dann werden meine Gefühle und meine Gedanken in die richtige Richtung gelenkt. Wenn ich versuche, auf Gott zu hören, dann werde ich mehr und mehr lernen zu unterscheiden, wie ich auf ganz verschiedene Situationen reagieren kann.


Es gibt noch viel zu tun

Die Latte liegt sich sehr hoch, aber ich sollte mich nicht bücken, sondern mich strecken, um sie zu erreichen. Würde die Bibel nur aus dem heutigen Evangelium bestehen, dann hätte ich bis zu meinem Lebensende genug zu tun, um das, was Jesus sagt, in meinem Leben umzusetzen. Ich glaube nicht, dass 80 Jahre hierzu genügen würden.

Geht es Ihnen auch so?



Betrachtung: Ihr werdet Söhne des Höchsten sein.


Bereits Anfang des Jahres haben wir im Matthäusevangelium diese Worte aus der Bergpredigt gehört. Es schadet nicht, wenn wir sie in der zweiten Jahreshälfte noch einmal hören und betrachten. Wir müssen immer das Ziel vor Augen haben. Das Ziel ist: Wir werden Söhne und Töchter des Höchsten sein. Wir werden Kinder Gottes sein. Ein Kind Gottes zu sein ist ein wunderbares Geschenk. In Gemeinschaft mit Gott leben zu dürfen, in seiner unmittelbaren Nähe sein zu dürfen, seine Liebe zu empfangen, die er für seine Kinder verströmen möchte, das ist ein wunderbares Lebensziel. Dafür lohnt es sich auf einen Fluch mit einem kräftigen Segen zu antworten und auf eine Beleidigung mit einem gewinnenden Lächeln. Dafür lohnt es sich, von meinem Reichtum denen zu leihen, die weniger haben. Dafür lohnt es sich, wenigstens zu versuchen, die Feinde zu lieben. Paulus sagt einmal. Das Ziel vor Augen jage ich nach dem Siegespreis der himmlischen Berufung, die Gott uns in Christus Jesus schenkt. (Phil 3,14)

Das Ziel ist ein Leben mit Gott als seine Söhne und Töchter und dafür lohnt es sich, alles zu riskieren und zu investieren. 



Lk 6, 36-38        Fastenzeit, 2. Woche Montag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.



Betrachtung. Seid barmherzig!


Wir kennen die 14 Werke der Barmherzigkeit.

Ich kann nicht jeden Tag Gefangene besuchen, Obdachlose beherbergen und Tote begraben. Ich habe nicht jeden Tag die Gelegenheit, um Irrende zurechtweisen, Unwissende zu lehren und Zweifelnden recht zu raten (man sollte hier übrigens sehr zurückhaltend sein, denn nicht immer ist der rechte Augenblick für einen wohlgemeinten Rat).

Aber fast immer habe ich die Gelegenheit, um das in der Reihenfolge oft am Ende stehende Werk der Barmherzigkeit umzusetzen. Es lautet: Lästige Menschen geduldig ertragen.

Es kann „gefährlich“ sein zu beten: Gott, mach mich barmherziger. Was ist, wenn Gott diese Bitte wirklich erhört? Was ist, wenn Gott mein Beten erhört und mir die Gelegenheit schenkt, lästige Menschen zu ertragen, indem er mir reichlich lästige Menschen schickt?

Gott wird mich nicht barmherzig machen nur für mich selbst. Er wird mich in Situationen führen, in denen ich lernen kann, wie „barmherzig zu sein“ aussieht. Barmherzig zu werden ist ein „learning by doing“. Barmherzig zu werden ist ein lebenslanger Prozess.

Mit meinen 63 Jahren bin ich immer noch ein Anfänger in dieser Disziplin.



Betrachtung: Nächstenliebe


Wie wenig von der Art der Nächstenliebe, von der Jesus im Evangelium spricht, ist manchmal auch unter Christen zu sehen! Wie weit verbreitet ist ein zorniger, leidenschaftlicher Geist, eine krankhafte Empfindlichkeit gegenüber dem, was man sein Recht nennt. Wie empfindlich sind manche, wenn man vergisst, sie zu loben und sich bei ihnen zu bedanken

Aber es gibt auch Männer und Frauen, die nicht urteilen und einmal auch „Fünfe gerade sein lassen“. Es gibt noch Menschen, die ihre Feinde lieben und Gutes tun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Es gibt sie noch, jene, die segnen und die freundlich sind zu den Undankbaren und Bösen! Sie gleichen dem Salz in der Suppe.


Wie glücklich wäre die Welt, wenn die Gebote Christi aufmerksam befolgt würden! Nie gab es einen größeren Irrtum, als anzunehmen, dass ein lebendiges Christentum das menschliche Glück beeinträchtigt.

Nicht ein Zuviel an Religion, sondern ein Zuwenig macht die Menschen trübsinnig, elend und unglücklich. Wo man Christus am besten kennt und ihm gehorcht, wird man immer die größte Freude und den größten Frieden finden.


Folgender Spruch kann helfen, um zu versuchen, das Evangelium im eignen Leben umzusetzen: Alles, was die Menschen tun, mit offenen Augen sehen, die meisten Fehler der Mitmenschen aber übersehen und nur höchst selten etwas anmahnen.



Lk 6, 39-42        23. Woche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern Kann ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in eine Grube fallen? Der Jünger steht nicht über seinem Meister; jeder aber, der alles gelernt hat, wird wie sein Meister sein. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen Bruder, lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.


Betrachtung: Der Balken im Auge


Man braucht dieses Evangelium eigentlich nicht zu kommentieren. Ganz leicht kann man verstehen, was Jesus sagt. Ganz klar ist seine heutige Botschaft. Schaue zuerst auf dich, ob da etwas im Argen liegt und versuche zuerst, dein eigenes Leben so zu leben, dass es Gott gefällt.

Im Schuldbekenntnis der Hl. Messe schlagen wir uns dreimal an die Brust „… Meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld. …“. Das ist ein einfacher, kleiner Ritus. Man braucht nicht so fest zuschlagen, dass die Rippen brechen, aber mehr als ein leichtes Antippen darf es schon sein. Nun gilt es nur noch diesen Ritus in das tägliche Leben umzusetzen und das Gute im Herzen des Bruders, der Schwester zu sehen.

Franz von Sales sagt: So musst auch du immer zugunsten des Nächsten urteilen, soweit es möglich ist. Hätte eine Handlung tausend Gesichter, so sollst du das Schönste ansehen. Ein guter Ratschlag!



Betrachtung. Kein Blinder kann Blinde führen


Jesus spricht ja zu den Jüngern, also zu jenen, die später einmal ein Vorbild für den Glauben sein sollen. Sie sollen vorangehen, um die Leute zu Jesus zu führen.

Dass ein Blinder bei einer Bergbesteigung keine Seilschaft anführen kann, liegt auf der Hand. Jemand, der das Ziel des Lebens, das ewige Leben bei Gott, nicht kennt, kann andere Menschen im Glauben nicht führen. Jemand, der östliche Meditationstechniken der christlichen Mystik vorzieht, läuft Gefahr, selbst in die Grube zerfallen.


Nicht die Methoden der Welt

Wer Leiter sein will, wer vorangehen möchte, darf nicht glauben, dass man mit Arten und Methoden etwas ausrichtet, die von der Welt stammen. Wer führen und leiten möchte, braucht zunächst einen eigenen, klaren und ungetrübten Blick auf Jesus.


Methoden aus der Esoterik, New Age, Yoga, Buddhismus und Hinduismus, Eutonie, … helfen mir nicht, den Weg zu Jesus zu finden. Diese oder andere analoge Vorschläge, die christliche Meditation mit östlichen Techniken zu harmonisieren, müssen ständig genau nach Gehalt und Methode überprüft werden, will man nicht in einen verderblichen Synkretismus verfallen. (Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der christlichen Meditation, Vatikan 15. Oktober 1989)

So zielführend vielleicht nicht-christliche Methoden manchmal scheinen möchten, aber der Blick der Liebe, der ganz von Gott stammt, ist immer noch das Beste, um das Herz eines Menschen zu erreichen und ihn zur Nachfolge zu bewegen



Lk 6, 43-49        23. Woche, Samstag

Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte hervorbringt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte hervorbringt. Jeden Baum er-kennt man an seinen Früchten Von den Disteln pflückt man keine Feigen, und vom Dornstrauch erntet man keine Trauben. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil in seinem Herzen Gutes ist; und ein böser Mensch bringt Böses hervor, weil in seinem Herzen Böses ist. Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund. Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!, und tut nicht, was ich sage? Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flut-welle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war. Wer aber hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört.



Betrachtung: Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr!


Im Gotteslob stehen wunderbare Gebete und Lieder.

Nr. 9,5 Nimm mich mir …

Nr. 9,6 Nimm Herr, meine ganze Freiheit …

Nr. 239 Mein Herz will ich ihm schenken …

Nr. 256 Mein Geist, Sinn, Herz, … nimm alles hin …

Nr. 282 Ein Herz ihm ganz ergeben …

Nr. 358 Ich will dich lieben ohne Lohne …

Nr. 377 O Jesu, all mein Leben bist du …

Nr. 842 Wie mein Gott will, bin ich bereit …


Wie beten und singen wir diese Texte? Können wir wirklich alles voll und ganz bejahen, was wir beten und singen, oder singen wir nur aus Gewohnheit und ohne die Bedeutung der Worte zu bedenken. Stehe ich zu dem, was ich bete und singe oder lüge ich Gott an?

Dann aber könnte Jesus einmal auch zu uns sagen „Was sagt ihr zu mir: Herr! Herr.“



Betrachtung: Not lehrt beten!


Lehrt Not wirklich beten? Ich glaube nicht, dass dieses alte Sprichwort stimmt. Not lehrt vielleicht bitteln und betteln, dass der ach so ferne und liebe Gott sich endlich erbarmt und ein wenig Linderung verschafft. Aber was, wenn die Not wieder schwindet? Meist ist dann auch Gott vergessen.

Wenn die Stürme des Lebens kommen, dann ist es wichtig, dass man bereits ein Gebetsfundament gebaut hat. Wenn die Schicksalsschläge das Leben durcheinanderwirbeln, dann ist es hilfreich, wenn man Gott bereits kennengelernt hat und sich an ihm festhalten kann.


Auswendig

Wohl allen, die in guten Zeiten all die wichtigen Gebete und die schönen katholischen Lieder gesungen haben und sie in sich aufgesogen haben. In Zeiten der Krankheit kann der Mensch oft kein Gebetbuch mehr halten und aus keinem Liederbuch mehr singen. Aber dann tauchen die auswendig gelernten Gebete und Lieder aus dem Gedächtnis wieder auf und helfen zu beten und die Hand nach Gott auszustrecken, um sich an ihm festzuhalten, wenn der Sturm der Krankheit das Leben hinweggefegt.


Was bringt's

Was bringt's, fragen oft die jungen Leute. Was bringt es zu glauben und in die Kirche zu springen? Spätestens im Sturm bringt der Glaube noch Sicherheit und Halt, wenn alles andere unwichtig und nebensächlich geworden ist. Der Glaube und die Hoffnung auf ein gutes Ende bleibt auch dann, wenn die Diagnose des Arztes erschreckend ist. Das bringt's: Wer glaubt, baut ein sicheres Fundament auf welches er sein Leben, sein irdisches und sein künftiges himmlisches Leben aufbauen kann.



Lk 7, 1-10          24. Woche, Montag

In jener Zeit, als Jesus seine Rede vor dem Volk beendet hatte, ging er nach Kafarnaum hinein. Ein Hauptmann hatte einen Diener, der todkrank war und den er sehr schätzte. Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ältesten zu ihm mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten. Sie gingen zu Jesus und baten ihn inständig. Sie sagten Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut. Da ging Jesus mit ihnen. Als er nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, schickte der Hauptmann Freunde und ließ ihm sagen Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst. Deshalb habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, selbst zu dir zu kommen. Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem Geh!, so geht er, und zu einem andern Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt über ihn, als er das hörte. Und er wandte sich um und sagte zu den Leuten, die ihm folgten Ich sage euch Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden. Und als die Männer, die der Hauptmann geschickt hatte, in das Haus zurückkehrten, stellten sie fest, dass der Diener gesund war.



Betrachtung: Er schickte einige von den Ältesten


Der Hauptmann wagt es nicht, sich selbst an Jesus zu wenden, sondern er schickt einige von den jüdischen Ältesten, die seine Bitte vortragen sollen. Er schickt Fürsprecher von denen er meint, dass sie einen guten Draht zu Jesus haben. Dies wiederholt sich wenige Augenblicke später ein zweites Mal, als Jesus nicht mehr weit vom Haus des Hauptmannes entfernt ist. Wieder geht er nicht selbst zu Jesus, sondern er schickt seine eigenen Freunde.

Er schickt Menschen, die für ihn bitten und beten.

Dies finden wir oft in der ganzen Bibel. Menschen bitten andere um Fürsprache bei Gott


  • Gen 20,17: Da legte Abraham bei Gott Fürbitte ein, und Gott heilte den Abimelech und sein Weib und seine Sklavinnen, sodass sie Kinder gebaren.
  • Ex 8,8: Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und bat: Legt bei Jahwe Fürbitte ein, dass er mich und mein Volk von den Fröschen befreie; so will ich das Volk ziehen lassen, damit sie Jahwe Opfer bringen.
  • 1 Tim 2,1: So ermahne ich euch nun, dass man vor allen Dingen zuerst tue; Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,
  • Jak.5. 14: „Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Ältesten der Gemeinde zu sich, und sie mögen über ihm beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.“
  • usw.


Das erinnert mich sofort an Maria von der wir sagen, dass sie unsere Für-sprecherin ist bei Jesus. Maria als Fürsprecherin hat viele Beispiele und Vorbilder in der Bibel. Wir können ohne Scheu und ohne Angst auch Maria um Ihr Gebet, um ihre Fürsprache bei Jesus bitten. Maria ist eine mächtige Fürsprecherin.  - Heilige Maria Mutter, Gottes, bitte für uns!



Betrachtung: Fürbitter sein


Maria ist Fürbitterin

Das „Gegrüßet seist du Maria“ endet mit den Worten: Bitte für uns, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Wir bitten Maria um ihre Hilfe. Maria soll für uns Fürsprache einlegen. Der Katechismus zitiert (Nummer 969) das Zweite Vatikanische Konzil: Deshalb wird die selige Jungfrau in der Kirche unter den Titeln der Fürsprecherin, der Helferin, des Beistandes und der Mittlerin angerufen" (LG 62). Wir dürfen und sollen Maria als Fürbitten bei Jesus anrufen. Das ist gute katholische Lehre.


Ist eine Fürbitte unbiblisch?

Nun sagen aber manche: Ich brauche Maria nicht, ich gehe gleich zu Jesus. Ich gehe direkt zu Gott und nicht den Umweg über Maria. Manche meinen sogar, dass die Fürbitte Mariens völlig unbiblisch sei. Ich bin anderer Meinung. Der Hauptmann hätte auch direkt zu Jesus gehen können, aber er suchte zunächst Vermittler. Er schickt zuerst die Juden, von denen er annahm, dass sie einen guten Draht zu Jesus haben. Als Jesus dann nicht mehr weit von seinem Haus entfernt war, hätte er gut ein paar Meter auf Jesus zu gehen können, aber auch zu diesem Zeitpunkt schickt er Fürbitter, nämlich seine Freunde zu Jesus. Sie sollten bei ihm um die Heilung seines Dieners bitten.


Heilige

Die Heiligen sind meine Freunde. Wenn der Hauptmann seine Freunde mit einer Bitte zu Jesus schicken kann, dann kann ich auch meine Freunde, die Heiligen mit einer Bitte zu Jesus schicken, sie sind ja nicht verschwunden, sie leben bei Jesus im Himmel.


Fürbitte in jedem Gottesdienst

In jedem Gottesdienst richten wir unsere Fürbitten an Gott. Wir beten stellvertretend und fürbittend für Menschen in Not. Nicht nur Maria ist eine Fürbitterin, sondern auch alle, die im Gottesdienst auf die Fürbitten antworten: Wir bitten dich, erhöre uns.


Ich bin auch ein Fürbitter

Manchmal kommen Leute zu mir und bitten mich für sie zu beten. Sie haben eine Not, eine Krankheit und bitten mich um ihr Gebet. Ich antworte dann nicht: Ich kann nicht für sie beten, bitte gehen Sie doch direkt zu Jesus. Im Gegenteil. Selbstverständlich trage ich die Not der anderen in meinem eigenen Gebet vor Jesus. Auch ich bin dann ein Fürbitter, wie Maria, wie die Juden und die Freunde, die der Hauptmann geschickt hat.



Lk 7, 11-17        24. Woche, Dienstag

In jener Zeit ging Jesus in eine Stadt namens Naïn; seine Jünger und eine große Menschenmenge folgten ihm. Als er in die Nähe des Stadt-tors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und fasste sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten Gott hat sich seines Volkes angenommen. Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.



Betrachtung: Ich sage dir: Steh auf.


Es gibt einige Totenerweckungen in der Bibel. Schauen wir zum Beispiel auf die Totenerweckung des Sohnes einer Frau in Sarepta. Elia rief zuerst den Herrn an und flehte: „Herr, mein Gott, es kehre doch Leben in diesen Knaben zurück“ (1Kön 17, 21). Aus eigener Kraft kann Elia dieses Wunder nicht vollbringen. Ein anderer, der Herr, muss helfen.

Ganz anders ist dagegen das Gebet Jesu, als er der Witwe und ihrem toten Sohn in Nain begegnet. Jesus muss nicht zuerst den Herrn anrufen, denn er ist selbst der HERR. Jesus fleht nicht zuerst den Herrn an, sondern er be-fiehlt in eigener Macht. Jesus selbst ist der Herr, und darum kann er selbst ein Allmachtswort sprechen, das bis in die Totenwelt hinabreicht. „Jüng-ling, ich sage dir: Steh auf!“ Jesu braucht keine andere Hilfe, weil er selbst Gott ist. Sein Wort genügt, und ein Toter erhebt sich ebenso leicht, wie ein anderer vom Schlaf jemanden aufzuwecken sucht.

Einmal wird dieser Ruf „Ich sage dir: Steh auf“ auch an mich und an Dich ergehen. Wie schön!



Betrachtung: Mir geht es gut


Ich möchte heute etwas Persönliches berichten, eine Erfahrung, die mich sehr bewegt. Meine Mutter erkrankte Anfang 2020 an Krebs. Im Juni 2021 brach die Krankheit dann mit Wucht aus und raubte meiner Mutter innerhalb weniger Tage alle Kraft, sodass sie von nun an die Tage ganz im Krankenbett verbringen musste. Mittlerweile liegt sie bewegungsunfähig im Bett und wacht nur noch ab und zu aus einer tiefen Bewusstlosigkeit auf. Ihr Tod nähert sich nun mit raschen Schritten. Es ist nicht schön, die Mutter so schwach und hilflos im Krankenbett liegend zu sehen.

Gestern hat meine Schwester etwas ganz Wunderbares berichtet. Während sie, wie schon so oft an ihrem Krankenbett saß, öffnete meine Mutter plötzlich die Augen, lächelt und sagte: „Mir geht es gut.“


Von außen betrachtet muss man sagen, dass es meiner Mutter nicht gut geht. Sie ist von der Krankheit gezeichnet, ganz abgemagert, schwach und bewegungsunfähig. Und dennoch lächelt sie und sagt: Mir geht es gut!


Die Himmelstür ist schon geöffnet

Welche wunderbaren Begegnungen mit dem Himmel, mit Maria, der Mutter Gottes, die sie sooft angerufen hat und mit unserem lieben Heiland Jesus, für den sie feste Zeiten in der Anbetung reservierte, ereignen sich bereits auf dem Weg hin zum Tod? Ist die Tür zum Himmel bereits geöffnet, sodass sie, obwohl sie noch lebt, bereits hineinschauen darf in das ewige Paradies? Kommen jetzt schon die Engel um sie zu trösten und mit ihr zu beten? Ich kann mir das gut vorstellen.


Mir geht es gut

Der Jüngling von Nain hatte, nachdem ihn Jesus vom Totenreich zurückgeholt hatte, sicher viel zu erzählen. Ich vermute, dass auch meine Mutter viel erzählen könnte von dem, was sie in diesem Zwischenraum zwischen Leben und Tod bereits jetzt an Erfahrungen vom Himmel gemacht hat.



Lk 7, 18b-23     Advent, 3. Woche Mittwoch     

In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen An-stoß nimmt.



Betrachtung: Johannes schickte sie zum Herrn.


Johannes sitzt im Gefängnis und er weiß, was ihn erwartet, er hat mit dem Leben abgeschlossen. Er weiß was auf ihn zukommt, aber er sorgt sich um seine Jünger. Was ist mit Ihnen? Wie kann er sie noch im Glauben stärken? Und so schickt er seine Jünger zu Jesus - sie sollen ihm die richtigen Fragen stellen, denn sie sollen alleine darauf kommen, dass er der Herr ist. Aber die Antwort Jesu ist etwas verwirrend und nicht ganz einfach zu verstehen. Jesus sagt nicht. Ich bin es. Er sagt. „Geht, berichtet, was ihr gesehen und gehört habt.“ Und die Jünger müssen überlegen und nachdenken. Sie müssen selber zu der Erkenntnis kommen, dass Jesus derjenige ist, für den sich das Warten lohnt.

Ich kann Ihnen 10-mal sagen, dass Jesus der Heiland ist, der möchte, dass Sie glücklich werden. Vielleicht geht das bei Ihnen rein und raus. Darum. Sie müssen selber erfahren, dass der Heiland, dass Jesus da ist. Sie müssen selbst erfahren, dass Jesus eine Realität ist und dass er zu Ihnen sprechen kann. Nutzen Sie den Advent, oder besser das, was noch davon übrig ist.



Betrachtung: Auszug aus der Predigt von Papst Benedikt XVI am 12. Dezember 2010 in der Pfarrei St. Maximilian Kolbe in Rom


Im Evangelium haben wir die Frage des Täufers gehört, der sich im Gefängnis befindet; des Täufers, der das Kommen des Richters verkündet hatte, das die Welt verändern würde, und jetzt spürt er, dass die Welt dieselbe bleibt. Er lässt also Jesus die Frage stellen: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?"


Es sind viele Propheten, Ideologen und Diktatoren gekommen, die gesagt haben: Er ist es nicht! Er hat die Welt nicht verändert! Wir sind es! Und sie haben ihre Reiche, ihre Diktaturen, ihren Totalitarismus geschaffen, der die Welt verändern sollte. Und er hat sie verändert, aber auf zerstörerische Weise. Heute wissen wir, dass von diesen großen Versprechen nur große Leere und große Zerstörung übriggeblieben ist. Sie waren es nicht.

Und so müssen wir von Neuem auf Christus blicken und Christus fragen: Bist du es? Der Herr antwortet auf seine stille, ihm eigene Weise: Seht, was ich getan habe. Ich habe keine blutige Revolution heraufgeführt, ich habe die Welt nicht mit Gewalt verändert, aber ich habe viele Lichter entzündet, die inzwischen in den Jahrtausenden eine große Straße aus Licht bilden.


Was für ein großes Licht ist er geworden! Wieviel Licht ist von dieser Gestalt ausgegangen und hat andere ermutigt, sich hinzugeben, den Leidenden, den Unterdrückten nahe zu sein! Denken wir daran, welch ein Vater Damian de Veuster für die Leprakranken war, der mit den Leprakranken und für sie gelebt hat und gestorben ist, und so Licht in diese Gemeinschaft gebracht hat. Denken wir an Mutter Teresa, die so vielen Menschen Licht geschenkt hat, die nach einem Leben ohne Licht mit einem Lächeln gestorben sind, weil sie vom Licht der Liebe Gottes berührt worden waren.


Und so könnten wir fortfahren, und wir würden sehen, dass es so, wie es der Herr in der Antwort an Johannes gesagt hat, nicht die gewaltsame Revolution der Welt ist, dass es nicht die großen Versprechungen sind, die die Welt verwandeln, sondern es ist das stille Licht der Wahrheit, der Güte Gottes, das Zeichen seiner Gegenwart ist und uns die Sicherheit schenkt, dass wir bis ins Letzte geliebt sind und nicht vergessen werden, dass wir kein Produkt des Zufalls, sondern von der Liebe gewollt sind.


Kommen wir in Kontakt mit Jesus, mit dem Sohn Gottes, so dass wir selbst eines dieser kleinen Lichter werden, die er entzündet hat, und dass wir Licht in die Welt tragen, die so spürt, dass sie erlöst wird. Unser Geist muss sich dieser Einladung öffnen, und so werden wir freudig auf Weihnachten zugehen, indem wir die Jungfrau Maria nachahmen, die im Gebet mit innigem und freudigem Bangen die Geburt des Erlösers erwartet hat. Amen!



Lk 7, 24-30        Advent, 3. Woche Donnerstag

Als die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden; er sagte: Was habt ihr denn sehen wollen, als ihr in die Wüste hinausgegangen seid? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt? Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung? Leute, die vornehm gekleidet sind und üppig leben, findet man in den Palästen der Könige. Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt sogar mehr gesehen als einen Propheten. Er ist der, von dem es in der Schrift heißt: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Ich sage euch: Unter allen Menschen gibt es keinen größeren als Johannes; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er. Das ganze Volk, das Johannes hörte, selbst die Zöllner, sie alle haben den Willen Gottes anerkannt und sich von Johannes taufen lassen. Doch die Pharisäer und die Gesetzeslehrer haben den Willen Gottes missachtet und sich von Johannes nicht taufen lassen.



Betrachtung. Was habt ihr denn sehen wollen?


Drei Mal stellt Jesus diese Frage. Was habt ihr denn sehen wollen? Er fragt nach der Motivation der Leute. Warum haben sie den Weg zum Jordan, zu Johannes, auf sich genommen. Sicher werden einige dabei gewesen sein, die sich erhofften, etwas zu erleben, einem kleinen Wunder beizuwohnen oder doch wenigstens etwas Spannendes zu hören und zu sehen. Was habt ihr denn sehen wollen?

Wie ist es bei mir? Möchte ich auch gerne einmal etwas erleben mit Gott und wenigstens einmal ein kleines Wunder sehen? Warum bin ich Christ, warum gehe ich in die Kirche? Was möchte ich sehen? Geht es mir um Jesus? Möchte ich IHN sehen, IHN tiefer erfahren? An dieser Frage ent-scheidet sich, ob ich ein Christ bin, oder eben doch „nur“ Mitglied in der Kirche.



Betrachtung: der Kleinste im Himmelreich


Ich liebe diese Hinweise auf das Himmelreich, denn sie wecken in mir eine große Sehnsucht nach diesem Ziel. Wieder haben wir heute einen Hinweis darauf, wie es im Himmel einmal sein wird. Der Kleinste dort wird größer sein als Johannes hier.


Johannes war der Größte

Johannes war sehr groß. Er wurde wie Jesus gezeugt, ohne das Dazutun eines Mannes, ganz durch die Kraft des Heiligen Geistes. Johannes war der Cousin von Jesus. Johannes war ein Star, zu ihm strömten die Massen an den Jordan. Johannes war einer der Propheten. Johannes sah, als er Jesus taufte, den Himmel offen und den Heiligen Geist herabkommen. Johannes war mutig, er zögerte nicht, Herodes gegenüber die Wahrheit zu sagen. Johannes starb als Märtyrer. Johannes war ein Großer, Jesus sagt sogar, er war größer als alle andere Menschen.


Der Himmel

Warum ist der Kleinste im Himmelreich größer als der Größte aller Menschen? Liegt es daran, dass irdische Maßstäbe im Himmel völlig verschieden sind von den Maßstäben der Menschen auf Erden. Ja, so wird es sein. Der Himmel ist gigantischer, als ich es mir vorstellen kann. Meine ganze Fantasie reicht nicht aus, um mir vorzustellen, wie es im Himmel sein wird.


Der Kleinste im Himmel ist größer als der Größte auf Erden

Der Kleinste im Reich Gottes hat mehr von Gott erkannt als Johannes auf Erden. Johannes hat den Heiligen Geist bei der Taufe Jesu lediglich in Gestalt einer Taube gesehen. Der Kleinste im Himmel aber hat das Geheimnis der Dreifaltigkeit geschaut. Johannes hat Jesus „nur“ in seiner irdischen Gestalt gesehen, der Kleinste im Himmel aber ist dem himmlisch verklärten Jesus begegnet. Von Johannes ist nicht berichtet, dass er einem Engel begegnet ist. Der Kleinste im Himmel aber wurde wahrscheinlich von den Engeln in das Paradies begleitet. Johannes hatte keinen Kontakt zu Moses, Abraham und David. Der Kleinste im Himmel aber wurde bereits aufgenommen in die himmlische Gemeinschaft.


Ist das alles zu naiv gedacht? Nun, wir werden sehen, aber ich denke nicht, dass ich falsch liege.



Lk 7, 31-35        24. Woche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.



Betrachtung: Ihr habt nicht gehört!


In erinnere mich an ein Gemeindefest in einer Pfarrei. Die Ministranten hatten ein Theaterstück über den Heiligen Tarzitius einstudiert und wollten nun der Festgemeinde die Geschichte des Ministrantenpatrons erstmals vorführen. Als sie jedoch auf der Bühne standen, schaute ihnen niemand zu. Die einen gingen hinaus, andere unterhielten sich beim Essen. Nach einer viertel Stunde beendeten die Ministranten ihr Theaterstück. Ein Mädchen der Theatergruppe kam zu mir und sagte: Herr Pfarrer, hier spielen wir nie wieder, niemand hat uns zugeschaut und zugehört. Ich konnte nichts darauf erwidern, denn sie hatte recht. Kaum einer hatte zugehört.

Niemand hat uns zugehört - ob Jesus manchmal auch so denkt? Er hat uns doch alles gesagt, was wichtig ist, um miteinander in Frieden leben zu können und um den Weg in den Himmel zu finden. In der Bibel können wir alles nachlesen. Er hat seine Mutter Maria auf die Erde geschickt. In La Salette, Lourdes, Fatima und in unseren Tagen vielleicht auch in Medjugorje spricht sie zu uns und lädt uns ein, den Weg zu Gott zu gehen.

Höre ich auf die Botschaft des Himmels oder könnte es sein, dass mit dem heutigen Evangelium auch ich gemeint bin?



Betrachtung: Es allen recht machen wollen


Es gibt Kinder, denen man es nie recht machen kann. Wenn andere lustig sein wollen, sind sie traurig. Sind die anderen traurig, ist ihnen auch das wieder nicht recht, dann wollen sie Witze reißen. So sind die Pharisäer und die Schriftgelehrten. Johannes ist ihnen zu fromm und er ist ihnen in seiner konsequenten Lebensweise ein Dorn im Auge. Jesus dagegen ist ihnen wieder zu gewöhnlich, er isst und trinkt wie andere Menschen auch. Johannes ist ihnen nicht recht und Jesus ist auch nicht nach ihrem Geschmack.


Es Gott recht machen wollen

Man kann nicht auf alle hören und es allen recht machen. Darum schaut man am besten nur auf Gott, geht auf SEINEN Wegen und redet und tut, was er befiehlt. Übrigens: Wer es versucht allen recht zu machen, hat mit Sicherheit sich selbst vergessen.



Lk 7, 36-50        24. Woche, Donnerstag

In jener Zeit ging Jesus in das Haus eines Pharisäers, der ihn zum Essen eingeladen hatte, und legte sich zu Tisch. Als nun eine Sünderin, die in der Stadt lebte, erfuhr, dass er im Haus des Pharisäers bei Tisch war, kam sie mit einem Alabastergefäß voll wohlriechendem Öl und trat von hinten an ihn heran. Dabei weinte sie, und ihre Tränen fielen auf seine Füße. Sie trocknete seine Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, dachte er Wenn er wirklich ein Prophet wäre, müsste er wissen, was das für eine Frau ist, von der er sich berühren lässt; er wüsste, dass sie eine Sünderin ist. Da wandte sich Jesus an ihn und sagte: Simon, ich möchte dir etwas sagen. Er erwiderte Sprich, Meister! Jesus sagte Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Als sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten, erließ er sie beiden. Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben? Simon antwortete: Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat. Jesus sagte zu ihm Du hast Recht. Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: Siehst du diese Frau? Als ich in dein Haus kam, hast du mir kein Wasser zum Waschen der Füße gegeben; sie aber hat ihre Tränen über meinen Füßen vergossen und sie mit ihrem Haar abgetrocknet. Du hast mir zur Begrüßung keinen Kuss gegeben; sie aber hat mir, seit ich hier bin, unaufhörlich die Füße geküsst. Du hast mir nicht das Haar mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrem wohlriechenden Öl die Füße gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe. Dann sagte er zu ihr: Deine Sünden sind dir vergeben. Da dachten die anderen Gäste: Wer ist das, dass er sogar Sünden vergibt? Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!



Betrachtung: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben.


Wie mutig ist doch diese Frau. Sie bekennt sich öffentlich zu Jesus, ob-wohl sie wusste, dass die Pharisäer spitze Zungen haben und ihre Gegen-wart beim Fest nicht gewollt war. Trotzdem ging sie zum Herrn und erwies ihm diesen einzigartigen Liebesbeweis. Es ist schade, dass wir von dieser mutigen Frau nicht einmal den Namen kennen. Von Jesus durfte sie einen wunderbaren Satz hören: „Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben“. Wie schön!

Ich muss zugeben, dass ich oft auch etwas Mut brauche, um beichten zu gehen, ganz locker bin ich nie. Es kostet eigentlich immer etwas Mut, meinen eigenen Sünden ins Auge zu sehen und dann auch noch auszusprechen und zu bekennen. Ja, etwas Mut braucht man schon, wenn man beichten gehen möchte. Aber es lohnt sich, denn Jesus sagt dann auch zu mir diesen wunderbaren Satz: „Deine vielen Sünden sind dir vergeben“.



Betrachtung: Worte oder Taten?


Diese mutige Frau im Evangelium, deren Namen nicht einmal genannt wird, sagt kein einziges Wort. Aber das, was sie tut, spricht Bände. Ihr ganzes Tun und Handeln sagt mehr als viele Worte. Jetzt im Wahlkampf werden von den drei Kandidaten viele Worte und Versprechungen gemacht. Es wird interessant sein zu beobachten, welche davon vom Sieger der Wahl auch umgesetzt werden.

Wenn wir Christen ständig von der Liebe sprechen, dann müssen wir auch so leben, dass die Liebe in unserem Leben durch Werke sichtbar wird. Auch die Christen werden aufmerksam beobachtet, ob sie nur über die Liebe reden, oder ob sie auch Werke der Liebe tun.


Große Sünde - große Vergebung – große Liebe?

Die Sünderin erlangte die Vergebung ihrer Sünden, weil sie viel getan hat, weil sie viel Liebe gezeigt hat. Die Liebe ist hier die Ursache für die Sündenvergebung. Jesus bringt dies auch zum Ausdruck: Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat.


Im Gleichnis erkennen wir hierzu aber einen Gegensatz.

Im Gleichnis wird zuerst die Schuld vergeben, die dann die Liebe im Schuldner auslöst. Hier ist also der Schuldenerlass die Ursache für die Liebe des Sünders.

Muss ich also zuerst lieben, um von Gott die Vergebung meiner Schuld zu erfahren, oder sollte ich zuerst einmal kräftig sündigen, um die Liebe Gottes empfangen zu können?


Beides ist richtig

Wenn ich erkenne, dass Jesus sein Leben bereits aus Liebe für mich hingegeben hat, dann kann ich nicht anders, als ihm zu vertrauen und ihn zu lieben. Wenn ich große Schuld auf mich geladen habe, dann darf ich darauf vertrauen, dass mir Gott vergibt und mir erneut seine Liebe zeigt.



Lk 8, 1-3            24. Woche, Freitag

In jener Zeit wanderte Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn, außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.



Betrachtung: Außerdem einige Frauen


Ein ewiges Thema, vor allem in den deutschsprachigen Ländern ist die Frage, ob Frauen auch das Sakrament der Priesterweihe empfangen können. 1994, vor 26 Jahren, hat Papst Johannes Paul II. hierzu ein abschließendes Wort gesprochen. "Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst be-trifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." (Ordinatio Sacerdotalis 22. Mai 1994). 1995 stellte die Glaubenskongregation im "Osservatore Romano" klar.


Das Nein zur Priesterweihe für Frauen gehöre zum Glaubensgut der Kirche, ist also keine Disziplinfrage wie der Zölibat für Männer. 2016 erklärte Papst Franziskus auf dem Rückflug seiner Schwedenreise anlässlich 500 Jahren lutherischer Reformation "Hinsichtlich der Weihe von Frauen in der katholischen Kirche hat der heilige Johannes Paul II. das letzte klare Wort gesprochen und das bleibt." Dass Frauen Jesus auf seiner Wanderung von Stadt zu Stadt begleiten, ist kein Indiz dafür, dass sie auch in die Jünger-schar berufen wurden. Das Evangelium unterscheidet klar zwischen den „Zwölf“ und „einigen Frauen“, die Jesus folgten.


Die Diskussion um das Priestertum der Frau ist ebenso wie die Diskussion um den sog. „Pflichtzölibat“ der Priester ein Irrweg. Nur eine reiche Kirche kann sich solche kräftezehrenden Debatten erlauben.



Betrachtung: Muss jede Pfarrei einen eigenen Pfarrer haben?


Dass jede Seelsorgeeinheit ihren eigenen Pfarrer hat, scheint uns eine Selbstverständlichkeit zu sein. Der Pfarrer hat ein prächtiges Pfarrhaus und die Leute wissen, wo er wohnt. Noch vor 40 Jahren hatte jede Pfarrei einen eigenen Pfarrer. Aber ich frage mich, was ein Pfarrer in einem kleinen Dorf in einer kleinen Pfarrei den ganzen Tag über gearbeitet hat. Er muss viel Zeit gehabt haben.


Ein anderes Seelsorgemodell

Das Evangelium zeigt, dass es jedoch auch andere Modelle der Seelsorge gibt. Jesus wanderte von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Sicher, er hatte auch Städte, in denen er etwas länger blieb, aber das Grundmodell seiner Seelsorge war eben, dass er als „Wanderprediger“ durch die Lande zog und das Evangelium verkündete.

Auch Paulus reiste Jahre später durch die Türkei und durch Griechenland von Dorf zu Dorf, um das Evangelium zu verkünden. Er blieb nicht für viele Jahre oder gar Jahrzehnte an einem einzigen Ort, auch er wanderte umher.


Die Zukunft

Wenn nun in wenigen Jahren die neuen Kirchengemeinden gegründet werden, dann erreicht die Ausdehnung einer Pfarrei ungefähr die Größe von Galiläa. Dann geht es mir vielleicht auch so wie den Jüngern damals, die Jesus folgten und von Dorf zu Dorf umherwanderten. Für mich ist dies keine erschreckende Perspektive, sondern eben eine neue Form der Evangelisation. Wenn ich in meine Kirche hineinschaue, dann kann es ja nur noch besser werden.

 


Lk 8, 4-15          24. Woche, Samstag

In jener Zeit, als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.



Betrachtung: … ein Teil der Körner fiel auf den Weg …


Der Weg hat nicht die Aufgabe, Samen aufzunehmen. Er wurde gebaut, damit Menschen über ihn gehen können. Täglich laufen viele Menschen über diesen Weg und ist dadurch auch hart und undurchlässig für das Samenkorn geworden. Niemand macht dem Weg den Vorwurf, dass er hart ist, im Gegenteil ein Weg muss so sein.


Aber ich muss mich fragen: Bin ich selbst auch nur ein Weg, über den täglich und stündlich der Verkehr rollt und über den die Menschen hin-weghasten?

Bin ich selbst nur ein Weg, auf dem keine Ruhe einkehren darf?

Wenn ich nämlich nur noch „Weg“ bin, dann habe ich schon verloren. Manchmal hat man den Eindruck, dass die „Wege-Menschen“ große und wichtige Menschen sind, da ununterbrochen die Leute bei ihnen aus und eingehen. Aber manchmal sind sie ärmer dran als eine einfache Ackerfurche, in welcher der Samen keimen und Frucht bringen kann.

Ich muss mich bemühen, dass ich täglich wenigstens eine Stunde auch „Acker“ bin und mich umpflügen lasse vom Herrn, damit er seinen Samen in die Furchen hineinlegen kann und mein Leben für die Menschen um mich her auch Frucht bringen kann.



Betrachtung: Wie ist der Boden beschaffen?


Obwohl man dieses Gleichnis leicht verstehen kann, genügt es doch nicht, das Evangelium nur mit den Ohren zu hören und mit dem Verstand zu durchdenken. Das, was Jesus sagt, muss hinab sinken ins Herz.


Eigentlich ist alles klar!


  • Jeder kann verstehen, dass die Körner auf dem Weg von den Vögeln gefressen werden. Aber vielleicht bin ich selbst nur ein harter Weg, auf dem im Stundentakt die Termine und Aktionen laufen, sodass das Wort Gottes nicht in mich eindringen kann.
  • Jeder weiß, dass ein Fels kein Wasser speichern kann. Aber vielleicht bin ich selbst so ein knallharter Typ, dem die eigene Meinung wichtiger ist als das, was Gott sagt.
  • Es ist bekannt, dass Dornen und Unkraut sehr schnell wachsen und jede gute Frucht am Keimen hindern. Aber vielleicht habe ich selber Dornen um mich herum aufgestellt, um jede Umkehr in meinem Leben im Keim zu ersticken.


Aber: Welcher Boden ist in meinem Herzen?


Die Beschaffenheit des Bodens ist also entscheidend für das Werden des Gottesreiches. Der Boden im Gleichnis kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, ob ein Samen aufgeht und gedeiht.


Mit dem Boden in meinem eigenen Herzen ist das aber eine andere Sache. Ich entscheide selbst, welchen Ackerboden ich dem Gottessamen zur Verfügung stelle - harten Fels, ausgetretenen Weg, Disteln und Dornen oder guten Boden. Ich wollte und ich wünschte, ich wäre immer nur guter Ackerboden und das Wort Gottes würde vielfältige Frucht in mir bringen. Ich spüre: Es gibt noch viel zu tun.

 


Lk 8, 16-18        25. Woche, Montag

In jener Zeit sprach Jesus: Niemand zündet ein Licht an und deckt es mit einem Gefäß zu oder stellt es unter das Bett, sondern man stellt das Licht auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, es leuchten sehen. Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht bekannt wird und an den Tag kommt. Gebt also acht, dass ihr richtig zuhört! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint.



Betrachtung: Verborgenes wird offenbar


Unser Leben sollte in jedem Augenblick lauter, rein und klar sein. Manch-mal ist es aber auch so, dass wir uns, wenn wir uns unbeobachtet fühlen, anders verhalten und andere Dinge tun, als wenn wir uns beobachtet wis-sen, oder wenn wir uns in einer Gemeinschaft befinden.

So ist dieses kurze Schriftwort heute auch eine kleine Warnung.

Auch wenn niemand sieht, was du tust, was du anschaust, wo du bist und wo du dich aufhältst, eines Tages kommt es doch ans Licht. Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird.



Betrachtung: Die Kerze soll leuchten


Eine Kerze stellen wir dorthin, wo ihr Licht leuchten kann. Mit unserem Glauben gehen wir dorthin, wo er wirken kann. Der Glaube soll in uns lebendig sein und er soll auch nach außen wirken. Wir fühlen uns aber alle sicher irgendwie überfordert, wenn wir uns vorstellen, dass wir unseren Glauben an Jesus in eine ganze Stadt hineintragen müssen.


Meine unmittelbare Umgebung

Es wäre sicher unvernünftig, mit dem Licht einer kleinen Kerze einen großen Saal erhellen zu wollen. Mit dem Licht einer Kerze kann man auch nicht ein ganzes Haus oder gar eine ganze Stadt beleuchten. Ein kleines Licht kann nur meine unmittelbare Umgebung erhellen. So wie das Licht einer Kerze nur in meinem kleinen Umfeld leuchtet, so bin ich eigentlich nur dafür verantwortlich, dass die Leute in meinem näheren Umfeld, den Leuten, denen ich heute begegne, mit meinem Glauben an Jesu in Kontakt kommen.


Die Liebe Gottes weitergeben

So ähnlich ist es auch mit dem Weitergeben der Liebe Gottes. Ich muss die Liebe Gottes nicht zu den Menschen am anderen Ende der Stadt tragen, ich muss die Liebe Gottes nur an den Menschen weitergeben, der im Moment vor mir steht.



Lk 8, 19-21        25. Woche, Dienstag

In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder zu ihm; sie konnten aber wegen der vielen Leute nicht zu ihm gelangen. Da sagte man ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und möchten dich sehen. Er erwiderte: Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und tun.



Betrachtung: Die das Wort Gottes hören und tun.


Ich finde es nicht sehr schwer, Gottes Wort zu hören, manchmal ist es sogar ganz leicht. Gottes Wort höre ich in der Bibel und ich kann sofort verstehen, wenn ich lese: Schau auf den Balken in deinem Auge, teile von deinem Überfluss, du sollst nicht stehlen … .

Manche Worte in der Bibel sind so klar, dass man sie nicht kommentieren braucht. Man liest sie, man hört sie und man versteht sie sofort. Auch im Gebet steigt manchmal ein Gedanke in mir auf, von dem ich sagen darf, dass er von Gott kommt. Da ist eine Idee, eine Weisung, ein Auftrag. Es ist nicht sehr schwer, Gottes Wort zu hören, aber es ist eine andere Sache, es dann auch umzusetzen in das tägliche Leben.

Jesus, hilf mir, dass ich nicht nur ein Hörer des Wortes Gottes bin, sondern auch mit Freude, Mut und Treue das lebe, was ich in der Bibel lese und was ich im Gebet von dir höre.



Betrachtung: Die Antwort Jesus


Jemand kommt zu Jesus und berichtet ihm, dass seine Mutter und seine Verwandten draußen stehen. Die Antwort Jesu ist ganz ungewöhnlich. Man würde erwarten, dass Jesus sagt: Ich komme gleich! Oder: Lasst sie doch durch! Die Antwort Jesu versteht man nicht, sie ist irgendwie daneben, weil sie unseren Erwartungen nicht entspricht.


Jesu Antworten sind immer daneben

Jesus antwortet eigentlich immer so, dass seine Antwort immer neue Fragen aufwirft. Jesus passt seine Antwort nicht der Frage an, sondern er erwartet von uns, dass wir unsere Position neu überdenken und dadurch tiefer in den Glauben hineinkommen. Unsere Fragen sind eigentlich immer zu klein, um Gott zu verstehen. Auch wenn wir unendlich viele Fragen an Gott hätten, so könnten wir doch die Geheimnisse Gottes nicht ergründen. Jede Antwort würde wieder unendlich viele neue Fragen aufwerfen.


Die Antworten Jesu sind nie banal

Darum dürfen wir die Antwort Jesu im Evangelium nicht so banal erklären, als ob Jesus einfach noch weitere leibliche Brüder gehabt hätte. Die Antwort Jesu geht tiefer, viel tiefer. Brüder und Schwestern sind all jene, die in der Nachfolge Jesu stehen. Aber auch über diese Aussage müssen wir noch viel nachdenken und beten, bis wir die Tiefe dieser Verbindungen auch nur erahnen.


Lk 9, 1-6            25. Woche, Mittwoch

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. Und er sandte sie aus mit dem Auftrag, das Reich Gottes zu ver-künden und zu heilen. Er sagte zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd. Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn euch aber die Leute in einer Stadt nicht auf-nehmen wollen, dann geht weg, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken.



Betrachtung: Nehmt nichts mit!


Ich erinnere mich noch gut an meine ersten Praxiserfahrungen als Diakon in der Gemeinde Peter und Paul in Singen am Hohentwiel. Alles, was ich für meine Arbeit benötigte, mein ganzes Hab und Gut, passte damals in meinen Toyota Starlet. So bin ich in Singen angekommen und so zog ich nach einem Jahr wieder von dort fort. Alles, was ich besaß, konnte ich selbst mit meinem kleinen Starlet transportieren. Das hat sich gewaltig geändert. Vieles hat sich im Laufe der Jahre angesammelt und beim nächs-ten Umzug werde ich wohl einen Lastwagen benötigen. Aber irgendwie sehne ich mich zurück zu der Zeit, als ich fast nichts besaß, außer meinem Auto und alles, was ich darin unterbringen konnte.

Vielleicht muss ich wieder lernen, anspruchsloser zu leben. Ich brauche eigentlich nicht sehr viele Dinge, um glücklich zu sein. Gott allein genügt – sagt Theresa von Avila. Ich denke, dass sie recht hat.



Betrachtung: Kleinliche Anweisungen


Ich finde es etwas kleinlich, dass Jesus den Jüngern bis in diese Einzelheiten hinein vorschreibt, was sie auf ihrer Wanderung mitnehmen sollen. Hätte es Jesus nicht jedem Einzelnen überlassen können, ob er barfuß geht oder in Sandalen oder in festen Schuhen? Ist es nicht völlig unwichtig, ob sie ein oder zwei Hemden mitnehmen?


Die Jünger widersprechen nicht, offensichtlich erscheinen ihnen diese exakten Anweisungen nicht als kleinlich oder als unnötig. Sie akzeptieren die Vorgaben Jesu und vertrauen darauf, dass alles schon seinen guten und tieferen Sinn haben wird.


Manche Vorschriften der Kirche empfinde ich auch als sehr kleinlich und unnötig. Bevor ich mich in Zukunft darüber ärgere, möchte ich lieber an die genauen Vorschriften Jesu für seine Jünger im heutigen Evangelium denken.

 


Lk 9, 7-9            25. Woche, Donnerstag

In jener Zeit hörte der Tetrarch Herodes von allem, was durch Jesus geschah, und wusste nicht, was er davon halten sollte. Denn manche sagten: Johannes ist von den Toten auferstanden. Andere meinten Elija ist wiedererschienen. Wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Herodes aber sagte: Johannes habe ich selbst enthaupten lassen. Wer ist dann dieser Mann, von dem man mir solche Dinge erzählt? Und er hatte den Wunsch, ihn einmal zu sehen.



Betrachtung: Herodes fragte „Wer ist dann dieser“?


Herodes war offensichtlich sehr beeindruckt von Jesus und darum wollte er ihn sehen. Er hatte von den Wundern und Machttaten gehört, die im ganzen Land durch Jesus geschahen, und so war er neugierig auf diesen Wander-prediger geworden. An Herodes sehen wir, dass Neugierde und Bewunderung nicht ausreichen, um Christ zu werden und um Christ zu sein.

Um Jesus nachzufolgen, muss sich die Neugierde in Hingabe wandeln und die menschliche Bewunderung muss in die Anbetung Gottes übergehen. Herodes hat diesen Schritt nicht geschafft.

Bitten wir Gott, dass er uns hilft, täglich tiefer in die Nachfolge hinein zu wachsen.



Betrachtung: Gerüchte


Die Gerüchte um Jesus nehmen kein Ende. Jeder hat etwas zu sagen und jeder meint es besser zu wissen. Und so entsteht eine Halbwahrheit nach der anderen. Die Leute haben irgendwo etwas über Jesus gehört oder ihn aus der Ferne gesehen und schon meinen sie ein Experte zu sein und genau zu wissen, wer dieser Jesus ist und wo sie ihn einzuordnen haben.


Kirchenexperte?

Es ist immer wieder erstaunlich und erschreckend, dass so mancher angetippte Halbchrist unserer Zeit meint, die katholischen Glaubenswahrheiten genauestens zu kennen. Mit der Bildzeitung und dem Konradsblatt auf dem Küchentisch meinen sie, dass sie sich eine abschließende Meinung über die tiefsten Glaubensinhalte bilden können.


Vorsicht vor Gerüchten (vgl. Adrienne von Speyr, Markus, 276f)

Nicht nur damals, sondern auch heute müssen wir das Vermischte, das Gerüchthafte und das Unklare meiden. Das Katholische ist so groß, dass wir ihm die Reinheit erhalten müssen. Wir müssen alles tun, damit die Verwirrung in unserer Kirche nicht noch größer wird.



Lk 9,18-22         25. Woche, Freitag

In jener Zeit, als Jesus in der Einsamkeit betete und die Jünger bei ihm waren, fragte er sie: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija; wieder andere sagen Einer der alten Propheten ist auferstanden. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete: Für den Messias Gottes. Doch er verbot ihnen streng, es jemand weiterzusagen. Und er fügte hinzu: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen.



Betrachtung: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?


Jesus wendet sich an die Jünger. Sie begleiten ihn, hören schon lange seine Lehren, sehen seine Wunder und wurden auch selbst mit der Macht, Kran-ke zu heilen und Dämonen auszutreiben, ausgesandt, um das Evangelium zu verkünden. Jesus kann erwarten, dass sie wissen, wer er ist. Petrus tritt aus der Masse der Jünger heraus und antwortet auf die Frage des Herrn: Du bist der Messias!

Ob die anderen Jünger auch zu dieser Erkenntnis gekommen sind, bleibt unklar, aber Petrus kann einfach nicht anders. Er outet sich und bekennt. Dieser Mut ist nicht selten auch in unseren Tagen gefordert, dass wir aus der Masse hervortreten und Zeugnis geben für Jesus, den Messias.

Es ist nicht wichtig, was die anderen über Jesus sagen. Es ist wichtiger, dass ich selbst den Herrn im Herzen trage und ohne Scheu und Angst bekenne: Er, Jesus, ist der Messias.



Betrachtung: Nicht weitersagen (vgl. Adrienne von Speyr)


Warum nur befiehlt Jesus Petrus und den anderen Jüngern nicht weiterzusagen, dass er der Messias Gottes ist?


Der Glaube ist noch schwach

Vielleicht müssen die Jünger aber auch noch schweigen, weil sie selbst noch nicht so weit sind. Sie erahnen mehr, dass Jesus der ist, den der Vater gesandt hat. Aber es sind noch zu viele Fragen und Unsicherheiten in ihnen. Sie sind noch nicht von der Gewissheit durchglüht, dass Jesus der Heiland, der Sohn des dreifaltigen Gottes ist. Ihre Erkenntnis ist noch mehr ein Erahnen als ein tieferes Wissen. Es sind noch zu viele Unsicherheiten in ihnen.

Wenn sie nun mit diesem Halbwissen und mit diesen Unsicherheiten zu den Menschen gehen, um Jesus zu verkündigen, dann könnte es leicht sein, dass andere Menschen, Gescheitere, Schlagfertigere ihren Glauben wieder erschüttern.


Wir brauchen einen festen Glauben

Darum ist es auch für uns moderne Menschen so wichtig, dass wir einen festen Glauben an Jesus haben. Ich meine damit aber nicht nur ein Glaubenswissen, das im Kopf bleibt, sondern vor allem auch eine tiefe innere Erkenntnis, dass Jesus nicht nur einer der vielen Propheten, sondern wirklich Gott von Gott ist.

Alle anderen Religionsstifter kommen von unten, von der Welt. Sie sind Mensch von Mensch. Aber Jesus ist der Einzige, der von oben kommt, er ist Gott von Gott.



Lk 9, 22-25        Donnerstag nach Aschermittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er wird getötet werden, aber am dritten Tag wird er auferstehen. Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?



Betrachtung: Nur drei Tage.


Jesus sagt den Jüngern sein Leiden und seinen Tod voraus, aber er gibt ihnen auch einen Trost mit auf den Weg. Nur eine kurze Zeit, nur drei Tage! Bereits nach drei Tagen wird er auferstehen.

Wir alle tragen irgendwo ein Kreuz auf unseren Schultern, aber auch wir sollen wissen, dass jedes Leid einmal ein Ende hat und in die Auferstehung hineinmündet. Selbst wenn unser Leid über viele Jahre hinweg andauert, so können auch wir sagen: Nur eine kurze Zeit, nur ein paar Jahre! Ich leide nur ein paar Jahre, aber dann kommt die Auferstehung. Ein christliches Leben wird vor Leid und Kreuz nicht verschont, aber es hat eine Hoffnung auf ein ewiges, nicht enden wollendes Glück bei Jesus im Himmel.

Diese Hoffnung macht das Leid und das Kreuz nicht leichter, gibt aber Kraft, es bis um Ende zu tragen.



Betrachtung: Aufwärmphase


Am Anfang der Fastenzeit scheinen die täglichen Evangelien ohne einen inneren Bezug zueinander zu sein. Gestern lasen wir das Evangelium des Matthäus, heute sind es Verse des Lukas, morgen ist wieder Matthäus dran und am Samstag wieder Lukas. Aber diese besonders ausgesuchten Evangelien helfen uns gerade am Anfang der Fastenzeit, die kommenden 40 Tage mit der richtigen inneren Gesinnung zu begehen.


Gestern wurden wir daran erinnert, dass wir die Armen nicht vergessen sollen, das Gebet und das Fasten wurde uns empfohlen. Heute bittet uns Jesus in den kommenden 40 Tagen das tägliche Kreuz ohne Murren zu tragen. Ich habe schon oft geschrieben, dass es nicht die großen Kreuze sind, die auf uns warten, sondern die kleinen, täglichen Kreuze. Im Evangelium von morgen lesen wir noch einmal über das Fasten und bevor die Woche am Samstag zu Ende geht, werden wir von Jesus zur Umkehr aufgerufen.


So sind die Tage von Aschermittwoch bis Samstag gleichsam die Aufwärmphase für die vor uns liegende österliche Bußzeit. Almosen geben, beten, fasten, das tägliche Kreuz tragen, all dies kann uns helfen, dass wir uns endlich einen Ruck geben, umkehren und Jesus nachfolgen.


Die einzige Schwierigkeit, die sich uns entgegensetzt, ist, dass man den inneren „Schweinehund“ überwinden und anfangen muss.



Lk 9, 43b-45     25. Woche, Samstag

In jener Zeit staunten alle Leute über das, was Jesus tat; er aber sagte zu seinen Jüngern, Merkt euch genau, was ich jetzt sage: Der Menschen-sohn wird den Menschen ausgeliefert werden. Doch die Jünger verstanden den Sinn seiner Worte nicht; er blieb ihnen verborgen, so dass sie ihn nicht begriffen. Aber sie scheuten sich, Jesus zu fragen, was er damit sagen wollte



Betrachtung: Sie scheuten sich aber, ihn zu fragen.


Das ist wieder ein Zeichen ihres Nicht-Verstehens. Sie lassen die Dinge auf sich beruhen. Es ist eine Flucht, die die Kirche immer wieder kennen wird. ….. Immer wieder umgeht die Kirche dort, wo sie allzumenschlich ist und das Amt nicht kraftvoll genug ist, gewisse brennende Fragen.


Sie scheut sich, den Herrn zu fragen. … Die Kirche scheut sich zu fragen und die ganze Wahrheit zu erfahren. Und dies aus einer Verantwortungs-scheu. Solange ich bloß ahne, wie dies und jenes sich verhält, brauche ich mich nicht so zu verhalten, als wüsste ich es.

Es gibt aber vielleicht auch eine Scheu vor dem Geheimnis des Herrn. Die Jünger ahnen zwar, dass der Herr Intimstes preisgibt, aber sie fürchten sich, zu nah an dieses Intimste herangeführt zu werden, oder es fehlt ihnen die Kraft, es aufzunehmen und zu ertragen.


Dieses heutige Evangelium ist tröstlich. Schon die Ersten haben sich ge-scheut. Das Evangelium ist zugleich ein Warnsignal durch alle Jahrhunderte. Es gibt eine Scheu, die überwunden werden muss. Wir müssen als einzelne Glaubende und als Gemeinschaft den Mut haben, Unverstandenes in eine Frage zu kleiden und die Konsequenzen der Antwort zu tragen. Erst das heißt Glaubensgehorsam. (Adrienne von Speyr, Markusevangelium, 421f)



Betrachtung: Sie scheuten sich


Bereits am vergangenen Sonntag (25. So: Mk 9, 30–37) habe ich darüber nachgedacht, warum die Jünger sich nicht trauen, Jesus etwas zu fragen. Heute begegnet uns der gleiche Zusammenhang wieder im Lukasevangelium. Die Jünger scheuen sich, Jesus zu fragen, was er damit meint, dass er an die Menschen ausgeliefert werden wird.

Vielleicht scheuen sie sich zu fragen, weil sie die Antwort fürchten. Sie ahnen vielleicht, dass Jesus sie auffordern wird, mit ihm nach Jerusalem zu gehen und sich selbst auch den Menschen auszuliefern. Sie scheuen die Konsequenz der Antwort und darum fragen sie nicht nach.


Auch die Kirche unserer Tage scheut sich zu fragen

In der Kirche unserer Tage beobachte ich etwas Ähnliches. Wir planen, diskutieren und werkeln, bleiben dabei aber immer nur bei unseren eigenen Überlegungen stehen. Wir suchen nach Möglichkeiten, die Kirche in die Zukunft zu führen, fragen aber Gott nicht nach den Wegen, auf denen wir gehen sollen. Vielleicht haben wir es in der Zwischenzeit auch verlernt, Gott um seine Meinung zu fragen, weil vieles in der Kirche auch ohne Gott scheinbar ganz gut läuft und funktioniert. Vielleicht scheuen wir aber auch eine Antwort Jesu. Die Antwort könnte vielleicht lauten: Vertraut nicht auf euer Geld, vertraut nicht auf euren Einfluss, vertraut nicht auf eure Erfahrungen, sondern beginnt von Neuem das Evangelium zu verkünden.


Aktuelles Beispiel

Auf einem Prospekt für Ehevorbereitungsseminare, das ich dieser Tage in die Hand bekommen habe, werden die künftigen Ehepaare eingeladen, Gold zu schmieden, Bier zu brauen und Kanu zu fahren. Auch hier wäre es angebracht, einmal Gott zu fragen, ob es nicht sinnvollere Themen gibt, um Brautpaare auf das Sakrament der Ehe vorzubereiten.



Lk 9, 46-50        26. Woche, Montag

In jener Zeit kam unter den Jüngern die Frage auf, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wusste, was in ihrem Herzen vorging. Deshalb nahm er ein Kind, stellte es neben sich und sagte zu ihnen: Wer dieses Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer unter euch allen der Kleinste ist, der ist groß. Da sagte Johannes: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb, und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er nicht mit uns zusammen dir nachfolgt. Jesus antwortete ihm: Hindert ihn nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.



Betrachtung: Hindert ihn nicht! 


Dass Jesus, der Herr, die Macht besitzt, um Dämonen auszutreiben, hat er bereits bei vielen Gelegenheiten gezeigt. Auch seinen Jüngern hat er die Vollmacht gegeben, die bösen Geister in ihre Schranken zu weisen. Die Schrift jedoch berichtet, dass sie es einmal nicht vermochten (Mk 9, 28). Als sie eine Probe ihres Könnens ablegen sollten, haben sie versagt. Die Jünger waren sicher darüber beschämt, vor allem, weil nun ein Fremder kommt, der nicht nachfolgt, der also keine ausdrückliche Vollmacht hat und dennoch die Dämonen austreibt. Die Jünger schämen sich so sehr, dass sie ihn sogar daran hindern wollten. Jesus aber lässt diesen Fremden gewähren, denn offensichtlich wirkt auch in ihm der Heilige Geist. Wer die Kraft hat, durch den Heiligen Geist Wunder zu wirken, kann nicht gegen Gott sein.

Hindern wir jene nicht, die Gutes tun, sondern fördern und unterstützen wir alles, was zum Wohl und zum Heil der Menschen dient.



Betrachtung: Ein Kind


Das Kind wird einfach genommen

Jesus nimmt dieses Kind und stellt es einfach neben sich. Er nimmt das Kind und das Kind gehorcht. Das Kind weiß vielleicht gar nicht, warum es sich neben Jesus stellen soll. Jesus ruft, und das genügt dem Kind. Das Kind folgt Jesus, ohne dass es eine nähere Begründung braucht. Jesus ruft, und es wird schon einen Grund haben.

Ich stelle mir vor, dass dieses Kind auch etwas Angst und Sorge empfindet, als es plötzlich ganz im Interesse der Erwachsenen steht.


Frage: Lasse ich mich auch so kommentarlos und widerspruchslos von Jesus in Dienst nehmen?


Die Jünger akzeptieren

Wie geht es den Jüngern, da Jesus ein kleines Kind als Beispiel in die Mitte stellt. Nicht sie, die Erwachsenen, sind ein Beispiel für die Kinder, sondern ein einziges Kind wird ihnen vorgezogen. All ihre Erfahrung und ihr ganzes Wissen nützt ihnen in diesem Moment nichts, sie müssen lernen - von einem Kind. Und sie lassen es geschehen. Sie akzeptieren, dass jemand, der in der Rangfolge unter ihnen steht, ihnen als Vorbild und Beispiel eine Lehre erteilt.


Frage: Kann ich akzeptieren, dass jemand, der mir unterstellt ist, etwas besser weiß als ich selbst oder bin ich zu stolz und überheblich, um von jüngeren, ungebildeteren, unerfahreneren Menschen zu lernen?



Lk 9, 51-56        26. Woche, Dienstag

Als die Zeit herankam, in der Jesus in den Himmel aufgenommen werden sollte, entschloss er sich, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Dorf und wollten eine Unterkunft für ihn besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf, weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein anderes Dorf.



Betrachtung: Man nahm ihn nicht auf.


Heute beginnt ein neuer Abschnitt innerhalb des Lukasevangeliums. Jesus entschloss sich nach Jerusalem zu gehen. Auf dem Weg dorthin suchte er nach einer Bleibe, aber man nahm ihn nicht auf. In Betlehem war schon kein Platz für ihn. In Nazareth wollte man ihn nicht haben und in Jerusalem musste er außerhalb der Stadtmauern sterben und begraben werden. Auch jetzt, am Anfang seines Weges nach Jerusalem, findet er keine Aufnahme.


Jesus ist heimatlos und jene, die ihm folgen, haben Anteil daran. Wir haben zwar Häuser, in denen wir wohnen und leben, aber in geistiger Weise kann es schon sein, dass man nicht mehr verstanden wird und heimatlos wird, wenn man das Evangelium verkündigt und versucht, treu zur katholischen Kirche zu stehen. „Viele erfahren, dass sie ins Abseits geraten, wenn sie am katholischen Glauben festhalten wollen.“ (Bischof Stefan Oster)

Jesus entschloss sich nach Jerusalem zu gehen. So muss auch ich mich entscheiden – jeden Tag und manchmal jede Stunde und jeden Augenblick.


Entschließe ich mich mit Jesus nach Jerusalem zu gehen oder suche ich eine „Nachfolge light“?



Betrachtung Ausgesandt um zu lernen


Heute ist ein ganz entscheidender Wendepunkt im Evangelium. Die Zeit ist herangekommen und Jesus geht von nun an direkt nach Jerusalem. Er wandert nicht mehr umher, sondern hat jetzt ein konkretes Ziel vor Augen: Jerusalem und damit auch verbunden sein Schicksal am Kreuz.


Die Boten haben eine konkrete Aufgabe

Zunächst sendet Jesus Boten aus. Sie sollen vor ihm hergehen. Jesus sendet sie aus mit der Aufgabe eine Unterkunft für ihn und die anderen zu besorgen. Sie sollen dienen. Sie sollen nicht zerstören, sondern sie sollen Kost und Logis für die Gruppe der Jünger und für Jesus organisieren. Als es ihnen in einem Dorf nicht gelingt, werden sie aggressiv und tragen sogar den Gedanken in sich, dieses Dorf zu zerstören. Aber Jesus macht den Jüngern ganz klar, dass sie nur die Aufgabe haben zu dienen. Sie sollen nicht richten und erst recht nicht zerstören. Zu richten ist ganz allein die Sache Gottes. Die Boten Jesu sollen dienen und lieben.


Auch die Feindesliebe will geübt sein

Jesus sendet die Jünger nicht aus, um zu richten und zu zerstören, sondern damit sie lernen, die Feinde zu lieben.


Wie ist es mit mir?

Manchmal spüre ich in mir die gleichen Neigungen, die wir heute auch an den beiden Jüngern Jakobus und Johannes beobachten. Auch ich möchte manchmal gerne das Feuer von Sodom und Gomorrha auf jene herabrufen, die mir feindlich und aggressiv begegnen. Aber auch ich bin als Bote gesandt, um zu lernen, die Feinde zu lieben. Auch ich soll aufbauen und retten und nicht richten und zerstören.



Lk 9, 57-62        26. Woche, Mittwoch

In jener Zeit als Jesus und seine Jünger auf ihrem Weg weiterzogen, redete ein Mann Jesus an und sagte: Ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Zu einem anderen sagte er: Folge mir nach! Der erwiderte: Lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben. Jesus sagte zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkünde das Reich Gottes! Wieder ein anderer sagte: Ich will dir nach-folgen, Herr. Zuvor aber lass mich von meiner Familie Abschied nehmen. Jesus erwiderte ihm: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.



Betrachtung: Keiner, der zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.


Das heutige Evangelium schließt sich inhaltlich nahtlos dem Evangelium von gestern an. Gestern hörten wir, dass Jesus keine Aufnahme fand, als er eine Unterkunft suchte. Heute lesen wir, dass Jesus die gleiche Opferbereitschaft von denen fordert, die ihm nachfolgen möchten. Jesus fordert viel. Jesus kann viel fordern, weil er selbst auch viel gegeben hat. Durch ihre Ganzhingabe sollen jene, die IHM nachfolgen möchten, Zeugnis geben von IHM, dem Messias. Wenn ich Jesus nachfolgen möchte, ist es notwendig, einen ganzen Bruch mit meiner Vergangenheit zu vollziehen, um ganz offen zu sein für den Weg, den Jesus mit mir gehen möchte.

Wie Bruder Klaus möchte ich beten: Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu dir. Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.



Betrachtung: Das Wort „radikal“

Das Wort radikal hat in unseren Tagen keinen guten Geschmack. Wir verbinden dieses Wort mit Rücksichtslosigkeit und Härte. Wir benutzen das Wort radikal, wenn wir über eine extreme politische, weltanschauliche oder religiöse Richtung sprechen, die gegen eine bestehende Ordnung ankämpft. Hart, rücksichtslos und unnachgiebig sind Begriffe, die wir mit dem Wort radikal verbinden.


Ursprung von "radikal"

Das Wort "radikal" stammt aus dem lateinischen Wort „radix“ und bedeutet: Wurzel. Jemand ist von der Wurzel aus über den Stängel bis zur Blüte von einer einzigen Sache durchdrungen und durchglüht. Er hat nur eines im Sinn.


Radikale Ehepartner

Ich denke, dass auch eine Ehefrau sich wünscht, dass ihr Ehemann radikal ist. Jede Ehefrau wünscht sich doch, dass es keine heimlichen Nebenfrauen gibt, sondern dass sie von der Wurzel her, also aus ganzem Herzen, von ihrem Mann geliebt wird. Keine Frau wünscht sich, dass ihr Ehemann sich heimlich noch eine Geliebte hält, zu der er, sollte die Ehe nicht gelingen, zurückkehren kann.


Radikale Jünger

In diesem Sinne fordert Jesus auch eine Radikalität im heutigen Evangelium. Wer sich für Jesus entscheidet, schaut nicht mehr zurück. Er entscheidet sich radikal für Jesus, also mit seinem ganzen Leben. Es geht darum, dass der Jünger Christi sein Ziel kennt. Das Ziel ist Jerusalem, mit allem, was dazugehört. Wer auf dem Weg ist, der ist nicht mehr zu Hause. Das will er den Jüngern zum Bewusstsein bringen. Die innere Richtung des Herzens darf von diesem Wandern nach Jerusalem nicht von dem "Daheimsein" auf der Erde bestimmt werden.


Auf dem Weg nach Jerusalem

Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus auf dem Weg nach Jerusalem ist. Er geht auf das Kreuz zu. Jeder muss sich fragen. Möchte ich nur ein wenig mit Jesus umherwandern oder möchte ich mit ihm auch nach Jerusalem gehen? Wer Jesus nachfolgt hält sich kein Hintertürchen auf, durch das er entwischen könnte, wenn ein Kreuz am Horizont erscheint.



Lk 10, 1-12        26. Woche, Donnerstag

In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.



Betrachtung: Wenn man euch nicht aufnimmt


Was sich im Evangelium locker liest, kann in der Praxis sehr schwer zu leben sein. Wenn man euch nicht aufnimmt …

Papst Benedikt XVI hat 2010 einmal von der „sprunghaften Feindseligkeit“ gesprochen, die ihm entgegengebracht wurde.

Mittlerweile kann ich das verstehen. Manche Menschen lehnen mich ab, weil sie sehen, dass ich Priesterkleidung trage oder weil mir die Treue zur katholischen Lehre wichtiger ist als der Applaus der Menschen. Jesus hat dies vorausgesagt und er macht denen, die ihm nachfolgen möchten, nichts vor: Wer IHM folgt, wird SEIN Schicksal teilen. Wenn man keine Aufnahme findet, dann muss man es nicht immer wieder versuchen.

Wenn es nicht geht und wenn man nicht willkommen ist, dann soll man Schluss machen und weitergehen. An einem anderen Ort gibt es welche, die die Botschaft hören und aufnehmen.



Betrachtung: Ich werde neidisch


Nehmen wir zu den 72 Jünger, die Jesus aussendet, noch die ersten zwölf hinzu, so haben wir 42 Paare, die Jesus in die Städte und Dörfer, in die er selbst kommen wollte, aussendet. Menschen, die in unseren Tagen bereit sind zur Evangelisierung muss man mit der Lupe suchen.


Wölfe

Die Jünger werden nicht zu den Wölfen, sondern unter die Wölfe gesandt. Das macht einen Unterschied. Sie sollen nicht, um ein Bild zu gebrauchen, die Wölfe von fern durch einen Schutzzaun anschauen und beobachten, sondern die Jünger sollen über den Zaun steigen und sich mitten unter das Wolfsrudel begeben.


Geldbeutel, Vorratstasche und Schuhe

Die heutige Ausrüstung besteht aus: Computer, Laptop, Handy mit G5, Ladekabel, Kreditkarte, Anzug und Hemden, verschiedene Schuhe, Auto und Fahrrad, mindestens 100 Bücher, Möbel, Akten-stapel, Taschen und Koffer, Gitarre und Notenständer, Schutzmasken und Desinfektionsmittel, ….

Welch ein Unterschied zu damals. – Oder?


Frieden

Die Jünger sollen Friedensbringer sein. Sie werden unter die Wölfe geschickt, auch dort sollen sie Friedensbringer sein.


Heilt die Kranken

Wo ist dieses Charisma heute nur geblieben? Seltenst bis nie erlebe ich, dass durch eine Handauflegung oder ein Gebet ein Kranker gesund aus dem Bett springt. Was mache ich nur falsch?


An jenem Tag

Ja, jener Tag kommt und auch ich muss mich dann diesem Tag stellen. Weil Jesus dann mein Gegenüber sein wird, ist mir vor diesem Tag nicht bange.



Lk 10, 13-16      26. Woche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus: Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Tyrus und Sidon wird es beim Gericht nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.



Betrachtung: Wer euch hört, der hört mich.


Der Katechismus schreibt über die Taufe KKK 1272 „Der Getaufte wird Christus gleichgestaltet, weil er durch die Taufe Christus eingegliedert ist. Die Taufe bezeichnet den Christen mit einem unauslöschlichen geistlichen Siegel einem Zeichen, dass er Christus angehört“. Christus gleichgestaltet, Christus eingegliedert. Was bedeuten diese Worte?

Obwohl wir selbst schon viele Jahre getauft sind, haben wir die Tiefe der Taufe noch nicht verstanden. Aber irgendwie ist es so, dass sich Jesus in einer tiefen und engen Weise mit denen verbindet, die getauft sind, sodass er sagen kann: Wer euch hört, hört mich. Es ist unglaublich und auch un-fassbar, wie sehr sich Gott mit uns identifiziert.

Wer euch hört, der hört mich. Unglaublich!

Darum müssen wir gut achtgeben, was und wie wir etwas sagen.



Betrachtung: Frohe Botschaft?


Ist die heutige Bibelstelle wirklich ein Evangelium, also Frohe Botschaft? Jesus ist sehr ernst und hart und er droht Chorazin und Betsaida und Kafarnaum. Dieses Evangelium hat keinen frohen, heiteren Nachklang, sondern eher einen düsteren Warnton. Trotzdem ist es Evangelium.


Man hört im Evangelium heraus, dass diese drei Städte, die am Nordende des Sees von Galiläa sehr eng beieinanderliegen, keine Reaktion auf das freundliche Werben Jesu gezeigt haben. Die vielen Wunder, die Jesus in Kafarnaum gewirkt hatte, berührten sie kaum. Mit den heutigen Worten zieht Jesus sozusagen sein letztes Register, um die Menschen dieser Städte doch noch zur Umkehr zu bewegen. Manche wachen nämlich erst auf, wenn sie die bitteren Konsequenzen ihres gottlosen Tuns konkret vor Augen geführt bekommen.


Das Evangelium ist immer Evangelium

Manchen genügt eine freundliche Einladung von Jesus, um einen Glaubensschritt zu wagen, andere brauchen die Überzeugungskraft eines Wunders. Dann gibt es aber auch solche Menschen, mit denen Jesus „Fraktur reden muss“, also in klaren, deutlichen Worten, ohne Umschweife, direkt und unverblümt die Meinung sagen muss, was Sache ist.


Die Heilige Schrift ist immer Evangelium, also Frohe Botschaft, egal ob wir die Worte Jesu als Warnung oder als Drohung lesen. Jesus möchte nichts anderes als unser Herz zu berühren, um uns zur Umkehr zu bewegen



Lk 10, 17-24      26. Woche, Samstag

In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.

In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand weiß, wer der Sohn ist, nur der Vater, und niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. Jesus wandte sich an die Jünger und sagte zu ihnen allein Selig sind die, deren Augen sehen, was ihr seht. Ich sage euch Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und wollten hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.



Betrachtung: Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind.


Das Erste, was die Jünger berichten, als sie zum Herrn zurückkehren, ist die erfolgreiche Austreibung der Dämonen. Der Name „Jesus“ war stärker als die Kraft der dunklen Mächte. Ich kann gut verstehen, dass die Jünger sich so freuten, denn kurze Zeit zuvor misslang den neun Aposteln der Versuch, einen vom bösen Geist gequälten Jungen zu heilen (Lk 9,37ff). Jesus muss ihren Eifer jedoch etwas dämpfen, denn den Dämonen braucht man nicht die erste Aufmerksamkeit zuwenden - im Namen Jesu wird man leicht mit ihnen fertig. Viel wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit dem ewigen Ziel zuzuwenden. Jesus sagt einmal, dass er zum Vater zurückkehren wird, um uns einen Platz zu bereiten. Ich stelle mir vor, dass dieser Platz für mich und für Dich schon bereitet ist und dass unsere Namen nicht etwa in einem Buch verzeichnet sind, sondern auf einem Schild stehen, das vor diesem Platz aufgestellt ist. „Dieser Platz gehört Edgar“ oder „Dieser Platz gehört NN“ oder …


Ich bin jetzt 63 Jahre alt, das meiste habe ich geschafft. Das Bergfest, so haben wir bei der Bundeswehr gesagt, liegt bereits weit hinter mir. Mein Name ist im Himmel bereits bekannt - und das ist für mich der Anlass zu einer großen Freude.



Betrachtung: Niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn.


Ich erinnere mich noch gut an die Feier einer Heiligen Messe. Plötzlich, als ich unmittelbar vor der Kommunion die Hostie in meinen Händen hielt, erinnerte ich mich an diese Bibelstelle. „Niemand weiß, wer der Vater ist, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will“. Ich hielt den Sohn, verborgen in der Hostie, in meinen Händen und ich bat den Herrn, offenbare mir den Vater. Das war ein sehr schöner Moment. Die Bibelstelle wurde irgendwie für mich ganz konkret. Jesus, offenbare mir den Vater -voller Sehnsucht konnte ich so beten.


Jesus hat versprochen den Vater allen zu offenbaren, denen er ihn offenbaren will. Ich denke, dass Jesus den Vater allen offenbaren möchte, die eine Sehnsucht danach haben, den Vater tiefer zu erkennen.

Denken Sie daran, wenn sie Jesus bei der Kommunion wieder in ihren Händen tragen. Beten Sie doch einfach einmal: Jesus, offenbare mir den Vater. Und dann warten Sie, und staunen, was geschieht.


 

Betrachtung: Selig sind deren Augen sehen


Was die Jünger bereits gesehen haben.

Jesus preist die Jünger selig, weil sie etwas sehen durften, was Generationen vor ihnen nicht gesehen haben. Fragen wir uns kurz, was die Jünger bisher alles gesehen haben. Sie sahen, wie Jesus einen Gelähmten, einen Aussätzigen und den Diener des Hauptmannes von Kafarnaum heilte. In der Synagoge heilte er die Hand eines Mannes. Sie erlebten mit, wie Jesus die Tochter des Synagogenvorstehers zum Leben erweckte und staunten sicher nicht schlecht, als sie sahen, dass auch auf ihr Gebet hin Menschen gesund wurden und Dämonen weichen mussten. Die Apostel waren auch Zeugen, wie Jesus aus fünf Broten und zwei Fischen Tausende speiste.


Sie haben Jesus gesehen.

Die Jünger haben eine ganze Menge außergewöhnlichen Dinge gesehen, aber ich denke, das wichtigste, das sie gesehen haben, ist Jesus selbst. Alle Menschen aus dem Alten Testament sehnten sich danach, dem Messias zu begegnen. Die Apostel sehen den Messias nun eine Armlänge von sich entfernt stehen. Alle Priester, Könige und Propheten sehnten sich danach, den verheißenen Messias zu sehen. Die Apostel sehen und hören den Messias mit ihren eigenen Augen und Ohren.


Jesus

Jesus sagte einmal: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Die Jünger sehen Jesus und in ihm auch die ganze Dreifaltigkeit. Eigentlich sehen und hören wir, wenn wir Gottesdienst feiern, das gleiche wie die Jünger damals. Wir sehen Jesus in der Eucharistie und wir hören ihn reden im Evangelium. Für mich ist dies alles nicht weniger konkret als das, was die Jünger damals sahen und hörten.



Lk 10, 25-37      27. Woche, Montag

Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle da-nach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm Dann geh und handle genauso!



Betrachtung: Die Frage nach dem ewigen Leben.


Die Leute fragen mich manchmal viele Dinge. Sie wollen wissen, ob noch Plätze im Gottesdienst frei sind. Sie fragen, wann sie eine heilige Messe für ihre Verstorbenen „bestellen“ können. Sie erkundigen sich nach einem freien Termin im Gemeindesaal für die Geburtstagsparty. Sie wollen jetzt im September schon wissen, wann nächstes Jahr die Erstkommunion gefeiert wird…

Kaum jemand aber hat mich in den vergangenen 25 Jahren danach gefragt, wie man in den Himmel kommt. Darum freut es mich sehr, dass der Gesetzeslehrer die Frage nach dem ewigen Leben stellt. „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“

Es gibt viele wichtigen Fragen, die gelöst werden müssen. Aber die Frage nach dem ewigen Leben sollte uns immer beschäftigen. Das ewige Leben bei Gott im Himmel ist doch das Ziel unseres Lebens. Wie wenig denken wir darüber nach. Wir werden älter und älter und dann, eines Tages ist es soweit und das ewige Leben steht vor der Tür und klopft an. Die große Frage wird dann sein: Bin ich vorbereitet, um dem Herrn zu begegnen? 



Betrachtung: Wer ist mein Nächster?


In unserer Gesellschaft orientieren wir uns oft an der Frage: Was muss ich tun, um Anerkennung zu bekommen? Was muss ich leisten, wie muss ich aussehen, um Anerkennung von meinen Freunden, meinem Lehrer, meinem Chef, meiner Umwelt zu bekommen? Wir orientieren uns also oft an der Anerkennung, die meiner Leistung gilt. Dies ist auch der Hintergrund der Frage des Schriftgelehrten. Was muss ich tun, um Gott zu gefallen? Wir haben auch innerhalb der Religion einen Leistungsgedanken. Ich muss etwas leisten, ich muss etwas tun. Jesus dagegen spricht nicht von TUN, sondern von der LIEBE.


Es geht also nicht um Leistung, sondern um Beziehung, um Liebe. Du musst nur das eine tun, wenn du in das Himmelreich kommen möchtest: Lieben.


 Der in meiner Nähe ist, bekommt meine Liebe

Die Gesetzeslehrer sagten: Nächstenliebe gilt nur meinen Nächsten, denen, die zu meinem Stamm, meiner Religion, meiner Familie gehören. Für die Juden waren die Gebote nur für ihresgleichen. Wer nicht zu ihnen gehörte, der bekam keine Aufmerksamkeit.


Die Liebe sucht die Nähe

Für Jesus definiert sich die Nächstenliebe nicht durch die Nähe, sondern umgekehrt. Die Nähe definiert sich durch die Liebe. D. h. die Nähe wird nicht durch Verwandtschaft, Freundschaft, gleiche Interessen hergestellt, sondern die Liebe schafft die Verbindung. Die Liebe sucht die Nähe. Für Jesus gilt das Liebesgebot für alle.


Religion nicht auf eine Ethik reduzieren

Zuerst heißt das Gebot: Du sollst Gott lieben. Und wer dies zuerst tut, wird den anderen nicht vernachlässigen. Ein Christ handelt nicht ethisch, um Lohn oder Anerkennung zu erhalten, sondern aus Liebe.


Wer ist mein Nächster

Sind meine Nächsten auch die Not leidende Kinder in Afrika, oder die Hungernden in den Slums von Kalkutta? Dann wäre ich hoffnungslos überfordert, denn ich kann nicht alle Not der Welt lindern. Ich kann mich nicht an die Stelle Gottes stellen. Ich bin nicht der Stellvertreter eines abwesenden Gottes.


Es gibt ein Gebet, das sie sicher kennen: Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun. Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen. Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.

Aber dieses Gebet ist etwas einseitig, denn, wenn wir so beten, dann hat Gott offensichtlich keine Möglichkeiten zu wirken, er kann dann nur mit unserer Hilfe Menschen an seine Seite bringen. Aber Gott hat schon auch genug eigene Möglichkeiten zu helfen. Ich bin letztlich nur für den verantwortlich, den Gott mir zeigt. Und da habe ich genug zu tun.


(Nach einem Vortrag von Hans Joachim Eckstein)



Lk 10, 38-42      27. Woche, Dienstag

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen, für ihn zu sorgen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die ganze Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden



Betrachtung: Marta und Maria


Mir ist aufgefallen, dass die Marta und Maria Erzählung genau zwischen dem Gleichnis des barmherzigen Samariters und dem „Vater unser“ steht. Unmittelbar vor dem heutigen Evangelium wird in der Bibel die Szene des Samariters übermittelt, der eingreift und hilft, der tätig wird. Unmittelbar danach lehrt Jesu die Jünger zu beten. Hat das nicht etwas mit dem heutigen Evangelium zu tun?


Da ist Marta, die sich um andere kümmert wie der barmherzige Samariter und Maria, die im Zwiegespräch mit Jesus ihre Zeit verbringt. Beides ist im Christenleben wichtig. Wir müssen helfend die Hände regen wie der Samariter und wie Marta, wir dürfen aber auch betend die Hände falten und Zeit mit Gott verbringen wie Maria. Aber warum tadelt Jesus Marta?


Was Jesus bei Marta tadelt, war nicht, dass sie diente, sondern dass sie jetzt diente. Sie hatte nicht erkannt, dass es jetzt wichtiger war, die Arbeit ruhen zu lassen und Zeit mit Jesus zu verbringen. Jesus sah, wie Marta unter der Fülle ihrer Arbeit den Augenblick versäumte, in welcher ER ihr etwas sagen wollte. Wir moderne Menschen neigen eher dazu, so wie Marta zu sein: Immer in Aktion, immer etwas zu tun, keine Zeit, schnell, schnell. Die Haltung der Maria kommt vielleicht etwas zu kurz, auch bei uns Priestern.

Erfahrene Menschen sagen: Du musst Zeit für Gott reservieren, so wie Maria die Arbeit ruhen lassen und im Gebet auf Jesus hören - eine Stunde am Tag, einen Tag im Monat, eine längere Zeit im Jahr.


Betrachtung: Aktion zur falschen Zeit

Marta wurde nicht getadelt weil sie diente sondern weil sie zur falschen Zeit diente.  Ich werde einmal konkret.


Ich erinnere mich, dass ich einmal am Sonntagmorgen relativ früh an der Kirche ankam, in welcher ich die Eucharistie feiern wollte. Vor der Kirche hatte sich bereits der Kirchenchor getroffen, ein Buss stand abfahrbereit in der Nähe. Der Kirchenchor hatte sich zu einer sonntäglichen Ausfahrt verabredet und wollten., ohne die Eucharistie in ihrer eigenen Gemeinde mitzufeiern losfahren. Bevor die ersten Kirchenbesucher und bevor der Pfarrer kam wollten sie schon weg sein. Es war etwas peinlich dass ich ausgerechnet an diesem Tag etwas früher an der Kirche ankam.


Es spricht nicht dagegen einen Ausflug am Sonntag zu unternehmen. Aber der Kirchenchor ist zum falschen Zeitpunkt losgefahren. Es wäre besser gewesen, die Gruppe hätten sich wie Maria noch zu den Füßen Jesu gesetzt und die Eucharistie mitgefeiert.


Analog Zur Erzählung von Martha und Maria muss man auch hier sagen: Diejenigen, die die Eucharistie mit gefeiert haben, haben das bessere gewählt.


Betrachtung: Matha und Maria


Unmittelbar nach dem Gleichnis des barmherzigen Samariters folgt die Erzählung von Marta und Maria. Ich denke, dass beide Evangelien inhaltlich zusammengehören.


Marta handelt - und wird getadelt

Marta ist aktiv tätig, sie möchte, dass es dem Gast in ihrem Haus gut geht. Sie ist sozusagen der barmherzige Samariter, aber sie wird hier nicht gelobt, sondern getadelt.


Maria hört zu - und wird gelobt.

Maria handelt nicht, sie sitzt scheinbar untätig zu Füßen Jesu, hört zu und ruht sich aus. Aber sie wird gelobt.


Erst empfangen, dann geben

Wer lieben will, bevor er selbst geliebt wurde, der brennt aus. Wer nicht zuerst empfängt, der kann nicht geben. Das bedeutet: Liebe können wir nicht produzieren, sondern nur empfangen, um sie weiterzugeben.


Maria empfängt zunächst Gottes Liebe, ist dann aber zur rechten Zeit am rechten Ort, mit dem rechten Wort und der rechten Handlung. Wir sehen dies im Johannesevangelium. Jesus braucht vor seinem Leidensweg Zuwendung. Maria ist zur Stelle, salbt ihm die Füße und schenkt ihm ihre ganze Liebe. Weil sie vorher empfangen hat, kann sie nun geben.


Betrachtung von Heribert Arens - Maria und Marta

Nicht nur zwei Frauen in Israel, sondern auch zwei Seelen in meiner Brust. Die eine möchte schaffen, arbeiten, dienen, beschäftigt sein. Die andere möchte ruhig sein, still, besinnlich, verweilend, betend. Die eine hat als Werkzeug Hände, Füße und Mund, die andere Augen und Ohren. Die eine möchte Gott dienen, die andere ihm lauschen. Oft liegen beide im Widerspruch.

Es lebt zu viel Marta in mir. Eines nur ist not-wendig: Setz dich hin, werde ruhig, öffne die Ohren, um zu lauschen, schließe die Augen, ja schließe sie, um zu sehen!


Aber, wird mancher sagen, ich weiß ja nicht, wo die Füße Jesu sind, an denen Maria gesessen hat. Setz dich hin, mehr nicht! Setz dich einfach hin wie Maria. Seine Füße werden deinen Sitzplatz schon finden. Heribert Arens


Lk 11, 1-4          27. Woche, Mittwoch

Jesus betete einmal an einem Ort; und als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie schon Johannes seine Jünger beten gelehrt hat. Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung.



Betrachtung: Führe uns nicht in Versuchung


Immer wieder taucht die Frage auf, ob Gott in Versuchung führt. Manche möchten das „Vater unser“ abändern und beten „Führe uns in der Versuchung“. Der Jakobusbrief 1,13 betont. „Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung“.


Aber was ist, wenn Gott in Versuchung führt, um Gutes zu tun? Wenn Gott mich in Versuchung führt und mich fallen lässt in der Versuchung, dann kann es doch auch sein, dass er mir zeigen möchte, wie stark ich wirklich bin. Gott führt mich in Versuchung und er lässt mich scheitern, um mir selbst die Tragfähigkeit meines Glaubens bewusst zu machen.

Gott führt nicht in Versuchung, damit etwas Böses geschieht, aber er führt in Versuchung, damit etwas Gutes geschehen kann. Und wenn ich in der Versuchung scheitere und zu einer größeren und klareren Selbsterkenntnis komme, so ist dieser Weg der Selbsterkenntnis sicher nicht sehr angenehm, aber letztlich doch hilfreich und etwas Gutes.


Den Weg mit Gott zu gehen bedeutet auch, dass Gott mich prüfen darf, dass Gott mich in Versuchung führen darf, um meinen Glauben zu läutern. Wenn ich bete: „Führe mich nicht in Versuchung“, dann bedeutet dies für mich zweierlei.


1. Gott, du darfst mich prüfen, du darfst mich in Versuchung führen, damit ich lerne, mein Vertrauen mehr auf dich zu setzen und nicht auf meine eigene Kraft.

2. Gott, lass aber die Versuchung nicht zu groß werden, lass sie nicht über meine Kräfte gehen, sondern mach, dass die Versuchung nur so stark wird, dass ich sie ertragen kann.



Betrachtung: Vater


Das „Vater unser“, das Gebet, das uns Jesus gelehrt hat, wendet sich bereits mit seinem ersten Wort an den Vater. Wir brauchen keine große Einleitung, zum Vater dürfen wir sofort kommen, seine Tür steht immer offen. Es genügt das Wort „Vater“ auszusprechen und schon haben wir seine ganze Aufmerksamkeit.


Das erste Wort in diesem Gebet ist das Wort „Vater“. Wir sprechen Gott als Vater an. Was meinen wir damit? Jeder von uns hat einen irdischen Vater und je nachdem, wie die Beziehung zum eigenen Vater war, wird es Menschen unter Umständen schwerfallen, zu Gott „Vater“ zu sagen oder das Wort „Vater“ überhaupt auszusprechen. Das Wort „Vater“ kann ein unterschiedliches Echo bei Ihnen auslösen.


Manche, auch Theologen, sehen ein großes Problem darin, Gott mit Vater anzusprechen. Aber diese Anrede ist uns nun einmal in der Schrift überliefert. Jesus lehrt uns so zu beten.


Einmal, als ich während der Feier der Eucharistie das Wort „Vater“ aussprach, wurde ich von einem tiefen Gefühl der Wärme und der Geborgenheit überflutet und ich hielt kurz inne, um diesen Moment auszukosten. Ich erlebte einen himmlischen Vater, der sich mir mit Liebe und Zärtlichkeit näherte und das war sehr, sehr schön.



Lk 11, 5-13        27. Woche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen, und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann etwa der Mann drinnen antworten Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch Wenn er schon nicht deswegen auf-steht und ihm seine Bitte erfüllt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.



Betrachtung: Der Vater wird den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.


Das ist sehr interessant. Da steht: Wer bittet, der empfängt. Aber was empfängt der, der bittet?

Sicher, manchmal wird die Bitte eines Beters direkt erfüllt, aber oft genug ist es auch so, dass sich eine Bitte in unserem Sinne eben nicht erfüllt. Hier steht aber nicht, dass Gott unsere Bitten buchstäblich erfüllt, sondern hier steht, dass der Vater im Himmel den Heiligen Geist jenen geben wird, die ihn bitten. Und im Heiligen Geist werden wir dann auch verstehen, warum Gott die eine Bitte erhört und die andere nicht.

Keine Bitte bleibt unerhört. Gott hört und er erhört und das ist so sicher wie das „Amen“ in der Kirche. Zählen Sie doch einmal (leise) mit, wie oft das Amen in der Kirche im Gottesdienst gesprochen wird.



Betrachtung: Gebet


Ich glaube nicht, dass dieses Evangelium zufällig an dieser Stelle im Lukasevangelium wiedergegeben wird. Vergangenen Dienstag hörten wir Erzählung von Maria und Marta und gestern, am Mittwoch lehrte Jesus den Jüngern das Vater unser.


Maria liebte es, dem Herrn zu Füßen zu sitzen und auf ihn zu hören. Die Jünger baten Jesus um ein tieferes, innigeres Gebet und heute wird die Art und Weise des Betens weiter konkretisiert. Es soll ausdauernd und ein Stück weit auch hartnäckig sein. Nach der Erzählung des barmherzigen Samariters wird an drei folgenden Tagen das Augenmerk mehr auf das Gebet, auf das Bleiben bei Jesus hingewiesen.


Gebet hat Priorität

Damit ich mich zur rechten Zeit am richtigen Ort für die richtige Tat von Gott in Dienst stellen lassen kann, muss ich zuvor bereit sein, lange und ausdauernd auf ihn zu hören.

Das bedeutet für mich, dass ich mir im Tageslauf feste Gebetszeiten reservieren muss, sonst stelle ich am Abend fest, dass ich zwar einiges gearbeitet, aber wenig gebetet und mich selten mit Jesus verbunden habe.


Bitten, suchen, klopfen

Der Freund musste aufstehen, zum Haus seines Freundes gehen, er musste klopfen, laut rufen und bitten. Vielleicht hat sich auch ein Nachbar über sein lautes Rufen und Klopfen mitten in der Nacht beschwert. Es kostete ihn einiges an Kraft, um ein Stück Brot für seine Gäste zu erbitten.


Das Gebet darf uns auch etwas kosten: Zeit und Kraft.



Lk 11, 14-26      27. Woche, Freitag

In jener Zeit trieb Jesus einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten. Einige von ihnen aber sagten: Mit Hilfe von Beelzebul, dem Anführer der Dämonen, treibt er die Dämonen aus. Andere wollten ihn auf die Probe stellen und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel. Doch er wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden, und ein Haus ums andere stürzt ein. Wenn also der Satan mit sich selbst im Streit liegt, wie kann sein Reich dann Bestand haben? Ihr sagt doch, dass ich die Dämonen mit Hilfe von Beelzebul austreibe. Wenn ich die Dämonen durch Beelzebul austreibe, durch wen treiben dann eure Anhänger sie aus? Sie selbst also sprechen euch das Urteil. Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich; wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Ein unreiner Geist, der einen Menschen verlassen hat, wandert durch die Wüste und sucht einen Ort, wo er bleiben kann. Wenn er keinen findet, sagt er Ich will in mein Haus zurückkehren, das ich verlassen habe. Und wenn er es bei seiner Rückkehr sauber und geschmückt antrifft, dann geht er und holt sieben andere Geister, die noch schlimmer sind als er selbst. Sie ziehen dort ein und lassen sich nieder. So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher.



Betrachtung: Der stumme Geist


Ich erinnere mich an einen Gebetsabend. Ich war ein neues Mitglied in dieser wunderbaren Gebetsrunde, musste aber noch eine Menge lernen. Nach einiger Zeit war es so, dass sich ein Mitglied dieser Runde nur noch durch Gesten und Zeichen verständlich machen konnte, denn er konnte von einem Moment auf den anderen nicht mehr reden. Er hatte die Sprache verloren.

Die erfahreneren Mitglieder dieser kleinen Gemeinschaft wussten, was geschehen war. Sie baten mich, ein Befreiungsgebet zu sprechen und den bösen Geist zu verbannen. Ich nahm meinen Mut zusammen, sprach ein Befreiungsgebet und segnete die Person. Sofort konnte sie wieder reden wie zuvor. Der Dämon, der stumm war, war verschwunden.

Das Evangelium ist manchmal sehr konkret und jene, die behaupten, es gäbe keine bösen Geister, irren sich gewaltig.



Betrachtung: Der Finger Gottes.


Der Finger Gottes erinnert mich an das Bild von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle, in welcher Gott Vater dem noch leblosen Adam seinen Finger hinstreckt, um ihn zu berühren und ihm so Leben einzuflößen.

Als die Stechmückenplage den Ägyptern zusetzte, sagten die Wahrsager: „Das ist der Finger Gottes“ (Ex 8, 15).

Mit dem Finger Gottes wurden die Zehn Gebote auf die steinernen Tafeln geschrieben (Ex 31,18).

Durch den Finger Gottes werden durch Jesus die Dämonen ausgetrieben. Gerade diese Bibelstelle hat dazu geführt, den Heiligen Geist auch den „Finger Gottes“ zu nennen.


Gott braucht nicht einmal eine Hand, um die bösen Geister in ihre Schranken zu weisen, ihm genügt ein Finger. Gott schnippt kurz mit dem Finger und das Böse ist dahin – wie wunderbar.



Betrachtung: Gott ist stärker


Auf verschiedene Art und Weise versucht der Teufel die Menschen zu bedrängen. Wir lesen in der Bibel von einem "stummen" Teufel. Manchmal wird uns im Evangelium von einem "unreinen" Teufel erzählt. Manchmal ist von einem wütenden und gewalttätigen Teufel die Rede. Hier wird von einem Teufel berichtet, unter dessen Einfluss die unglückliche Person, die von ihm besessen war, stumm wurde. Der Satan hat viele Tricks auf Lager. Es ist töricht, anzunehmen, dass er immer auf dieselbe Weise wirkt. Eines allein ist das gemeinsame Merkmal all seiner Handlungen - er hat Freude daran, zu verletzen und Schaden anzurichten!


Jesus braucht bloß den Finger aufzuheben, und schon verlässt der Satan seine Beute. Ich finde, dass Jesus hier einen schönen Vergleich benützt. Die Macht des Teufels ist groß und seine Waffenrüstung ist gewaltig. Aber Gott braucht nur mit dem Finger zu drohen, und schon muss der Widersacher weichen. - Hurra: Gott ist immer stärker.


Jesus ist auch heute noch der „Stärkere“. Er kann auch heute noch „durch den Finger Gottes Dämonen austreiben“ und Menschen von okkulter Bindung oder auch von Suchtgebundenheit freimachen.



Betrachtung: Synodaler Irr- Weg


Lukas wechselt mit dem heutigen Evangelium ganz unvermittelt, ohne Überleitung das Thema. An den vergangenen drei Tagen ging es im Evangelium um das Beten, um das Bitten und um den Heiligen Geist. Heute geht es dagegen um eine harte Wirklichkeit.


Was soll Jesus nur noch tun?

Wirkt Jesus Wunder, so wollen andere noch mehr Zeichen vom Himmel haben, ohne jedoch einen Glaubensschritt zu wagen. Heute zeigt Jesus seine Macht über die Dämonen, aber die Leute erklären seinen Sieg damit, dass er im Bunde mit dem Obersten der Teufel steht. Weder Wunder noch Dämonenaustreibungen bewirken, dass die Leute zum Glauben finden. Dies tröstet mich ein wenig, denn mir scheint, dass auch alle meine Bemühungen den Glauben zu verlebendigen, im Sande verlaufen.


Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden

Ich möchte nicht schwarzmalen, aber auch nicht mit einem verklärten Blick auf den Zustand unserer Kirche blicken. Im Synodalen Weg treten die Gegensätze und die Spaltung in unserer Kirche deutlich zutage. Ich kann eigentlich nur noch den Kopf darüber schütteln, welche Art von Anträgen im Synodalen Forum gestellt werden.


Antrag Ä11 zu TOP4.1: Synodalforum II - Grundtext - Erste Lesung“ Dieser Antrag lautete wörtlich:


„Mit den eingebrachten Änderungsanträgen zum Priesteramt wurde beantragt: Das Forum soll sich mit der Frage auseinandersetzen, ob es das Priesteramt überhaupt braucht.“


Die Antragskommission empfahl laut Protokoll, diesen Änderungsantrag anzunehmen. Der Antrag wurde wie folgt angenommen: Mit Ja stimmten 95 Teilnehmer, mit Nein 94 und es enthielten sich 9 Teilnehmer. Insgesamt stimmten: 198 Teilnehmer ab. Damit hat nun das Synodalforum II die welt-kirchlich bedeutende Aufgabe, festzustellen, ob es in der Kirche Priester braucht.


So wird es mit diesem Menschen am Ende schlimmer werden als vorher.

Der Synodale Weg wird keine Verbesserung der Kirche mit sich bringen, im besten Fall wird es eine Verschlimmbesserung geben. Aber auch dies ist wahrscheinlich noch zu positiv gedacht.



Lk 11, 27-28      27. Woche, Samstag

In jener Zeit, als Jesus zum Volk redete, rief eine Frau aus der Menge ihm zu: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat. Er aber erwiderte: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.



Betrachtung: Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.


Maria hat das Wort Gottes, das ihr durch die Botschaft des Engels gebracht wurde, nicht nur gehört, sondern sie hat es auch befolgt. „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Maria willigte vollkommen ein. Sie hat gehört und sie befolgte das, was sie gehört hat. Maria zögerte keinen Augenblick. Sie hörte - und sofort setzte sie das Gehörte in ihrem Leben um.

Ich muss noch viel lernen. Wie oft höre ich das Wort Gottes? Täglich! Täglich lese ich in der Heiligen Schrift und höre so das Wort Gottes. Aber eine andere Frage ist, ob ich das Wort Gottes, das ich höre, auch umsetze in meinem Leben. Zum Beispiel das Wort Gottes, das von der Feindesliebe spricht. Oder jenes Wort Gottes, das davon spricht, dass ich 77 Mal vergeben soll. Maria befolgte das Wort Gottes. Maria ist mir hierbei ein Vor-bild.



Betrachtung Selig wer das Wort Gottes hört


Jemand aus der Menge preist Maria, die Mutter Jesu, selig. Jesus nimmt von dem, was diese Frau ausgerufen hat, nichts weg, aber er erweitert ihren Blick auf alle, die das Wort Gottes hören und befolgen.


Ich bin auch selig!?

Jeden Tag lese und höre ich das Wort Gottes. Ich lese es in der Heiligen Schrift und ich höre es in der Feier der Eucharistie. Ich bin also auch selig! Wenigstens zu 50 %, denn auch den zweiten Teil von dem, was Jesus gesagt hat, muss ich nun noch in meinem Leben umsetzen. Ich muss wie Maria das Wort Gottes auch aufnehmen und es befolgen. Ich darf das Wort Gottes nicht nur lesen wie die Worte aus einem beliebigen anderen Buch. Ich muss sie in mir aufnehmen und mein Leben am Wort Gottes ausrichten.


Das Wort Gottes ist immer neu.

Alle Werktagsevangelien habe ich bereits kommentiert und in einem ersten Band zusammengefügt. In einem weiteren Lesejahr habe ich mir vorgenommen, die gleichen Evangelien noch einmal zu kommentieren und in diesem zweiten Band zu veröffentlichen. Es entstehen nun völlig neue Betrachtungen, was mich jedoch nicht verwundert. Ich habe mich verändert und die Welt um mich herum hat sich verändert. Darum darf ich das gleiche Evangelium nun aus einem anderen Blickwinkel lesen und wieder etwas Neues daraus lernen.

Das Wort Gottes ist immer neu



Lk 11, 29-32      28. Woche, Montag

In jener Zeit als immer mehr Menschen zu Jesus kamen, sagte er: Diese Generation ist böse. Sie fordert ein Zeichen; aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Jona. Denn wie Jona für die Einwohner von Ninive ein Zeichen war, so wird es auch der Menschensohn für diese Generation sein. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen die Männer dieser Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona.



Betrachtung: Diese Generation ist böse.


Salomo tat kein Wunder. Auch von Jona ist nicht berichtet, dass er in Ninive Wunder wirkte. Der Königin des Südens genügte die Weisheit Salomos, um zu glauben. Die Bewohner von Ninive bekehrten sich aufgrund der Predigt von Jona und nicht aufgrund eines Wunders.


Die Leute, die zu Jesus kamen, hatten schon viele Wunder gesehen und sie forderten noch mehr Wunder, größere, mächtigere Wunder. Es fehlte also nicht an Wundern, sondern an der Bereitschaft, Jesus als den Messias an-zuerkennen. „Diese Generation ist böse“. Kann die mangelnde Umkehrbereitschaft der Leute auch am sittlichen Zustand des Volkes liegen? Sie wollten einfach nicht umkehren. Sie suchten einen Nervenkitzel, sind aber nicht bereit auf Gott zu hören und ihr Leben nach seinen Geboten auszurichten. „Diese Generation ist böse“.


Ich wurde 1962 geboren. Man nennt meine Generation die „Golf“ Generation. Es würde mich schon interessieren, was Jesus über meine Generation sagt.



Betrachtung: Die Predigt des Jona.


Das Buch des Propheten Jona ist ganz kurz, es umfasst nur vier Kapitel und passt auf eine Doppelseite meiner Bibel. Die Predigt des Jona an die Männer von Ninive ist superkurz. Jona 3, 7-9 (also drei kleine Verse!) genügen, um die Männer von Ninive zur Umkehr zu bewegen. Ich kopiere sie in diese bescheidene Betrachtung, vielleicht bewegen diese Worte auch Ihr Herz.

„Alle Menschen und Tiere, Rinder, Schafe und Ziegen sollen nichts essen, nicht weiden und kein Wasser trinken. Sie sollen sich in Bußgewänder hüllen, Menschen und Tiere. Sie sollen laut zu Gott rufen und jeder soll umkehren und sich von seinen bösen Taten abwenden und von dem Un-recht, das an seinen Händen klebt. Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder und er lässt ab von seinem glühenden Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen."


Meine Predigten sind viel länger als die Predigt des Jona; vielleicht haben sie deshalb nicht die gleiche „Durchschlagskraft". Von Jona kann ich noch viel lernen.



Betrachtung: Jona


Wir kennen ja die Geschichte von Jona, dem Propheten. Als er die Einwohner von Ninive zur Umkehr aufrief, änderten sie innerhalb kurzer Zeit ihr Leben. Der König befahl ein Bußfasten nicht nur für alle Einwohner, sondern sogar für die Tiere. Über Nacht wandten sich die Einwohner vom Bösen ab und bekehrten sich zu Gott.


Wenn wir aber in der Geschichte weiterlesen, dann sehen wir, dass Jona, der Buße und Umkehr anderen predigte, selbst nicht dem Bösen widerstand. Wir alle sind Jona! Wir predigen gerne die Umkehr und Buße zu anderen, nehmen sie aber selbst nicht ernst. Wir müssen uns zuerst selbst bekehren und dann den anderen predigen, sonst werden die Männer von Ninive beim Gericht gegen uns auftreten.



Betrachtung: Jona war ein Zeichen


Was sagt Matthäus?

Der Evangelist Matthäus schreibt: „Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein“. (Mt 12,40). Es liegt auf der Hand, dass Jesus hier von seiner Auferstehung spricht. So wie Jona aus dem Bauch des Fisches gerettet wurde, wurde Jesus aus dem Grab des Todes gerettet. Die Menschen, die dieses Zeichen forderten, haben nicht persönlich, mit eigenen Augen gesehen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. Sie haben von anderen später darüber erfahren.


Was sagt Lukas?

In der heutigen Parallelstelle (Lk 11,29-32) fehlt der Satz über den Aufenthalt im Bauch des Fisches. Es wird aber dennoch betont, dass Jona ein Zeichen für die Menschen aus Ninive war. Vielleicht darf man diesen Unterschied so interpretieren, dass nicht nur seine Errettung aus dem Fischbauch, sondern auch sein Leben ein glaubwürdiges Zeugnis für Gott war. Jona predigte nicht nur die Umkehr, er richtete auch selbst sein Leben nach Gott aus. An seinem Leben, an dem, was er sagte und was er tat, konnten die Leute von Ninive ablesen, dass es einen Höheren, einen Gott über ihnen gibt.


Was bedeutet dies für mich?

Auch ich habe die Auferstehung Jesu nicht persönlich erlebt, sondern habe erst durch das Zeugnis anderer Menschen und dem Glauben der Kirche davon erfahren. Darum muss auch ich endlich umkehren. Darum sollte auch ich so leben, dass die Menschen um mich herum an mir und an meinem Leben ablesen können, dass sich eine Umkehr hin zu Gott lohnt und dass es diesen auferstandenen Herrn Jesus wirklich gibt. Es gibt noch viel zu tun. Packen wir’s an.



Lk 11, 37-41      28. Woche, Dienstag

In jener Zeit lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.



Betrachtung: O ihr Pharisäer!


Es ist schon erstaunlich, wie hart und direkt Jesus mit den Pharisäern um-geht. Im Evangelium heute, morgen und im Evangelium vom kommenden Donnerstag geht er mit den Pharisäern hart ins Gericht. Ihr seid voll Raub-gier. Ihr seid voll Bosheit. Ihr seid unverständig. Die Pharisäer müssen sich einiges anhören. Ich frage mich, wie ich reagieren würde, wenn mir Jesus meine Sünden so direkt und offen ins Gesicht sagen würde. Würde ich zuhören und in mich gehen oder würde ich widersprechen und sagen: Halt, Jesus, so schlimm war das doch gar nicht. Jesus, du übertreibst.

Die Pharisäer hörten zunächst einmal zu. Ich bin sicher kein Freund der Pharisäer, aber das kann ich von ihnen lernen. Zuhören, auch wenn es weh-tut.



Betrachtung: Reinigungsvorschriften


Diese Szene hat fast etwas Humorvolles an sich. Jesus trickst den Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hat, aus, indem er sich schnell zu Tisch setzt, ohne dass der Pharisäer überhaupt die Möglichkeit hat, ihm die Füße oder die Hände zu waschen. Kaum ist die Einladung ausgesprochen: Schwuppdiwupp sitzt Jesus auch schon am Tisch und der Pharisäer kann sich nur noch wundern. Jesus wartet gar nicht erst ab, ob ihm auch dieser Pharisäer wie einst Simon (Lukas 7, 44) die Waschungen verweigert. Ehe er sich versah, saß Jesus schon an seinem Tisch.


Moderne Reinigungsvorschriften

Ich versuche eigentlich auch meine Teller, Schüsseln und Kaffeebecher außen und innen sauber zu halten, denn ich mag es überhaupt nicht, aus schmutzigem Geschirr zu essen.

Zurzeit hängen über überall Plakate, die uns in anschaulicher Art Hinweise zum richtigen Händewaschen gegeben, um Infektionen zu verhindern. 20-30 Sekunden soll man den Seifenschaum auch zwischen den Fingern und sogar an den Fingerspitzen wirken lassen. Überall hängen Desinfektionsmittelspender, die wir beim Betreten und Verlassen eines Gebäudes benutzen sollen. Dies alles macht nicht nur in Coronazeiten sicher Sinn.


Wie sieht es in der Seele aus?

Jesus kritisiert die Reinigungsvorschriften für Teller und Becher nicht, lenkt aber sofort den Blick auf die innere Reinheit der Pharisäer. Aber sind hier wirklich nur die Pharisäer gemeint. Dürfen wir uns das, was Jesus sagt, nicht auch zu eigen machen? Auch wir geben uns die größte Mühe, außen alles sauber und keimfrei zu halten, aber wie viel Bosheit und Schmutz hat sich in Dir, in Deiner Seele, im Laufe der Zeit angesammelt?


Das eine tun und das andere nicht lassen

Du kannst ruhig Dein Haus, Deine Becher und Deine Schüsseln sauber und rein halten, da spricht nichts dagegen. Achte aber von Zeit zu Zeit auch darauf, dass Du beichten gehst, um auch den Schmutz Deiner Seele wieder abzuwaschen.

 

Wie sieht es in der Seele aus?

Jesus kritisiert die Reinigungsvorschriften für Teller und Becher nicht, lenkt aber sofort den Blick auf die innere Reinheit der Pharisäer. Aber sind hier wirklich nur die Pharisäer gemeint. Dürfen wir uns das, was Jesus sagt, nicht auch zu eigen machen? Auch wir geben uns die größte Mühe, außen alles sauber und keimfrei zu halten, aber wie viel Bosheit und Schmutz hat sich in Dir, in Deiner Seele, im Laufe der Zeit angesammelt?


Das eine tun und das andere nicht lassen

Du kannst ruhig Dein Haus, Deine Becher und Deine Schüsseln sauber und rein halten, da spricht nichts dagegen. Achte aber von Zeit zu Zeit auch darauf, dass Du beichten gehst, um auch den Schmutz Deiner Seele wieder abzuwaschen.

 


Lk 11, 42-46      28. Woche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch Pharisäern! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse, die Gerechtigkeit aber und die Liebe zu Gott vergesst ihr. Man muss das eine tun, ohne das andere zu unterlassen. Weh euch Pharisäern! Ihr wollt in den Synagogen den vordersten Sitz haben und auf den Straßen und Plätzen von allen gegrüßt werden. Weh euch Ihr seid wie Gräber, die man nicht mehr sieht; die Leute gehen darüber, ohne es zu merken. Darauf erwiderte ihm ein Gesetzeslehrer Meister, damit beleidigst du auch uns. Er antwortete Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.



Betrachtung: Weh euch Pharisäern!


Warum geben die Pharisäer den Zehnten von Minze, Gewürzkraut und allem Gemüse? Vielleicht aus dem Grund, weil selbst der Zehnte von all diesen Dingen volumenmäßig immer noch sehr viel ist. Jeder kann sehen, wie sie karrenweise den Zehnten dieser Früchte zum Tempel bringen.

Weh euch Pharisäern! Sie wollen eben gesehen werden und sitzen so, dass sie nicht unbemerkt bleiben können. Jesus geißelt ihre eitle Ehrsucht.

Aber echte Frömmigkeit trachtet nicht nach Ehre bei den Menschen. Nun, jetzt brauchen wir uns nur noch selbst an die Brust zu schlagen.

Niemand ist ganz frei von diesen unnützen und eitlen Dingen – oder?



Betrachtung: Priesterinnen


Wenn ich als Priester einem Gottesdienst vorstehe, dann nehme ich auch den ersten Platz ein. Wenn ich zu einer Veranstaltung eingeladen werde, dann ist auch für mich ganz oft in der ersten Reihe ein Platz reserviert. Manchmal wäre es mir jedoch lieber, wenn ich irgendwo unter den Leuten einen Platz hätte und in der Menge „verschwinden" und „untertauchen" könnte. Dann würden mich nicht alle beobachten und ich wäre nicht so im Zentrum des Geschehens. Aber als Priester erfülle ich einen Dienst, der mir aufgetragen ist. Und um Gottes willen nehme ich dann diesen Platz in der ersten Reihe wegen der mir übertragenen Aufgabe und Verantwortung wieder gerne ein.


Priesterinnen

In der heutigen Zeit geht es bei bestimmten Gruppen unserer Kirche sehr darum, dass auch Frauen zu Priesterinnen geweiht werden können. Die Macht soll den Männern genommen werden, Frauen möchten an die Macht. Manchmal frage ich mich, ob die Frauen dienen möchten, oder ob sie wie die Pharisäer im heutigen Evangelium doch nur auf den ersten Plätzen sitzen wollen, um Macht zu haben.



Lk 11, 47-54      28. Woche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfangen.



Betrachtung: Der Schlüssel der Tür zur Erkenntnis


Ich frage mich, ob das, was Jesus den Pharisäern vorgeworfen hat, nicht auch der Kirche unserer Zeit gilt. „Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Er-kenntnis weggenommen.“

Ist dieser Schlüssel der Erkenntnis nicht auch so zu deuten, dass wir den Menschen die Tür zum Glauben an Jesus öffnen sollen? Ist dies nicht auch so zu deuten, dass wir versuchen sollten, aus der Bibel heraus den Menschen Zugänge zum Glauben, zu Jesus zu eröffnen? Was ich in der Kirche zurzeit aber erlebe, ist eben nicht, dass wir den Menschen den Weg zu Jesus zeigen, sondern dass wir Politik betreiben. Manche meinen, dass der Schlüssel für eine moderne Kirche im Frauenpriestertum und im Wegfall des Zölibates liegt. Eine neue Kirche muss her, die aber eher dem Zeitgeist schmeichelt als dem Evangelium.

Wir haben den anderen den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen und gehen selbst auch nicht durch die Tür hindurch. Wieder ist das Evangelium sehr konkret.



Betrachtung: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler


Denkmäler werden in der Regel errichtet, um Verstorbene zu ehren. Ihr Leben und ihr Lebenswerk soll nicht vergessen, sondern für die zukünftigen Generationen erhalten bleiben. Die Bauten der Pharisäer hatten aber einen ganz anderen Sinn. Sie waren nicht nur froh, dass die Propheten gestorben sind, sie haben die Propheten ja selbst umgebracht.

Wenn man in unseren Tagen jemand nicht mehr möchte, dann „lobt man ihn weg“. Der Arbeitnehmer erhält eine sehr positive, herausragende Beurteilung, die aber eigentlich nicht so gemeint sind. Die Kritik steht zwischen den Zeilen. Hauptsache, die Person ist weg.


Weh euch! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen

Das gilt nicht nur für die Pharisäer von damals, das gilt auch allen, die zum Dienst der Predigt in unserer Kirche berufen sind. Predige ich das Evangelium auf dem Hintergrund der katholischen Kirche oder lege ich das Wort Gottes nach eigenem Ermessen aus und rede den Leuten nach dem Mund. Erschließe ich den Inhalt der Schrift für mich selbst und auch für andere, oder rede ich über Umweltschutz und Klimaprobleme?


Als Jesus das Haus verlassen hatte

Solche Feiglinge! Als Jesus noch bei ihnen war, haben sie keinen Ton gesagt. Kaum hat er das Haus verlassen, fletschen sie die Zähne gegen Jesus. Solche Menschen gibt es auch heute. Ihre Strategie lautet: Hintenherum, Gerüchte streuen, Briefe schreiben, Leserbriefe veröffentlichen, ….




Lk 12, 1-7          28. Woche, Freitag

In jener Zeit strömten Tausende von Menschen zusammen, so dass es ein gefährliches Gedränge gab. Jesus wandte sich zuerst an seine Jünger und sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei. Nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Deshalb wird man alles, was ihr im Dunkeln redet, am hellen Tag hören, und was ihr einander hinter verschlossenen Türen ins Ohr flüstert, das wird man auf den Dächern verkünden. Euch aber, meinen Freunden, sage ich Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können. Ich will euch zeigen, wen ihr fürchten sollt Fürchtet euch vor dem, der nicht nur töten kann, sondern die Macht hat, euch auch noch in die Hölle zu werfen. Ja, das sage ich euch Ihn sollt ihr fürchten. Verkauft man nicht fünf Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.



Betrachtung: Fürchtet euch nicht


Das Evangelium spricht mit starken Bildern von der Fürsorge und Allwissenheit Gottes. Selbst der kleinste Spatz wird nicht von Gott vergessen und sogar ein einzelnes Haar ist Gott bekannt. Gott kümmert sich auch um die kleinsten Dinge. Ich kenne dieser Bibelstelle und weiß um die Fürsorge Gottes; nicht selten habe ich sie auch erfahren dürfen. Trotzdem habe ich manchmal Angst - vor Menschen, vor Aufgaben, vor Situationen.

Dann tut es gut, sich bewusst zu machen, dass Gottes Fürsorge sich auch auf mich erstreckt. Unter seiner Führung wird alles gut.

„Fürchtet euch nicht!“


 

Betrachtung: Fürchtet euch nicht

 

Fürchte dich nicht: Das sagt sich so leicht daher. Ich kenne Situationen, in denen ich zwar nicht Furcht, aber doch Angst in mir spüre. Angst kommt in meinem Herzen auf, wenn mir Menschen plötzlich wie aus heiterem Himmel hart und aggressiv begegnen. Ich spüre Angst in mir, wenn Menschen durch alle mögliche Dinge einen Druck aufbauen, um ihre Meinung durchzusetzen. Ich spüre Angst in mir, wenn Beschwerdemails und Wutbriefe geschickt werden. Ich spüre Angst in mir, weil ich dann nicht weiß, wie ich reagieren soll, was ich antworten soll, was auf mich zukommt.

Nun, Angst zu spüren ist nicht schlimm und es ist auch kein Weltuntergang. Ich kann meine Angst akzeptieren und mich ihr stellen, denn sie ist nichts im Vergleich zu dem, was die verfolgten Christen weltweit und zu allen Zeiten erleben und durchleiden.


Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können.


  • Wie haben die ersten Christen im antiken Rom diesen Satz verstanden, als man sie zur Belustigung der Menge den wilden Löwen zum Fraß überließ?
  • Wie haben Christen in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches dieses Evangelium gelesen und verstanden?
  • Das Trappistenkloster Tibhirine im Atlasgebirge / Algerien geriet vor 20 Jahren während des algerischen Bürgerkrieges zwischen die Fronten von Armee und Rebellen. Sieben Mönche wurden entführt und ermordet. Wie lasen jene Ordensleute diese Bibelstelle?
  • Wie gehen jene Christen im Norden von Nigeria mit dieser Aufforderung Jesu „fürchtet euch nicht“ um, die befürchten müssen, dass ihr Dorf in der kommenden Nacht von den Rebellen gestürmt wird.


Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, euch aber sonst nichts tun können

Ich lebe in einem Land, in dem es keine Christenverfolgung gibt. Niemand wird mich töten oder steinigen, nur, weil ich in die Kirche gehe, um zu beten. In anderen Ländern sieht dies schon anders aus. Darum kann ich an dieser Stelle eigentlich nur schweigen. Jene, die Gewalt und Verfolgung erlebt haben, müssten hier schreiben und berichten, wie ihnen diese Bibelstelle in Zeiten der Verfolgung Kraft und Mut gegeben hat.


Im Vergleich zu jenen Menschen bin ich noch ein blutiger Anfänger im Glauben. Meine Angst ist nichts im Vergleich zu deren Furcht.


 

Lk 12, 8-12        28. Woche, Samstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschen-sohn vor den Engeln Gottes bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet wer-den. Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben. Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.



Betrachtung: Der Heilige Geist


Zweimal wird der Hl. Geist genannt. Er zieht sich von jenen zurück, die in lästern, die ihn zurückweisen, die ihn nicht wollen, die ihn schmähen - trotz besserer Einsicht und trotz besserem Wissen. Er steht aber jenen zur Seite, die ihn in der Not anrufen und auf ihn vertrauen.

Also: Höre ich auf den Heiligen Geist, folge ich seinem Werben und Locken, oder mache ich mir nichts aus ihm? Ich darf mich entscheiden, für oder gegen.



Betrachtung: Den Hl. Geist lästern


Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden

Petrus hat Jesus dreimal verleugnet, aber wir sehen im Evangelium, dass ihm Jesus nach seinen bitteren Reuetränen vollkommen vergeben hat. Ich kann gut verstehen, dass die Jünger an Jesus fast verzweifelten, als sie ihn, den Messias, den furchtbaren Kreuzweg gehen sahen. Es war für sie nicht leicht, in diesem geschundenen und erniedrigten Jesus den Heiland, den Messias zu erkennen. Er entsprach bei Weitem nicht ihren Erwartungen. Darum sagt Jesus: Wer etwas gegen mich sagt, dem wird vergeben werden.


Wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben

Mit dieser Aussage ist das hartnäckige innere Ankämpfen gegen den Heiligen Geist gemeint. Es geht um eine Ablehnung Gottes trotz besserer Einsicht und trotz besseren Wissens.

Im Johannesevangelium sagt Jesus einmal: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in aller Wahrheit leiten". (Joh 16, 13) Der Heilige Geist, also der Geist der Wahrheit, kam auf die Jünger erst an Pfingsten herab. Nach Pfingsten, nach der Herabkunft des Heiligen Geistes, verstanden die Jünger besser und tiefer. Bei der Aussage „Wer aber den Heiligen Geist lästert…." geht es also um eine bewusste Schmähung Gottes trotz besserer und tieferer Erkenntnis. Gemeint ist eine bewusste Ablehnung und ein gewolltes Verharren in der Verstockung gegen Gott.


Nicht verurteilen, aber warnen

Diese Worte des Herrn können bange Fragen auslösen: „Was ist, wenn ich den Geist gelästert habe? Habe ich eine Sünde begangen, die nie vergeben werden kann? Gehe ich doch noch verloren? Bin ich vielleicht überhaupt nicht bekehrt?“ Wer immer sich diese Fragen auch stellt, hat mit Sicherheit den Heiligen Geist noch nicht gelästert. Wer immer noch eine Unruhe des Heiligen Geistes in sich verspürt, hat noch kein eiskaltes Herz und hat mit Sicherheit nicht gegen den Heiligen Geist gelästert.


Das Evangelium ist eine ernste Warnung. Es ist eine Warnung, keine Verurteilung, denn jeder Mensch hat immer die Möglichkeit umzukehren



Lk 12, 13-21      29. Woche, Montag

In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt. Und er erzählte ihnen folgen-des Beispiel Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er hin und her Was soll ich tun? Ich weiß nicht, wo ich meine Ernte unterbringen soll. Schließlich sagte er So will ich es machen Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann kann ich zu mir selber sagen Nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink, und freu dich des Lebens! Da sprach Gott zu ihm Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast? So geht es jedem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist.



Betrachtung: Wer hat mich zum Richter … gemacht?


Ich finde es interessant, dass Jesus keine Antwort auf die Frage des Mannes gibt. Jesus ist auf dem Gebiet des staatlichen Erbrechtes nicht zuständig. Jesus möchte sich nicht auf ein Gebiet begeben, das ihm nicht zusteht. Er ist gekommen, um das Reich Gottes zu verkünden.

Ich sehe darin auch einen Hinweis auf die Aufgaben der Kirche unserer Zeit. So drängend und wichtig die Fragen nach Umwelt- und Klimaschutz, Finanz- und Energieprobleme auch sind, aber es ist nicht Aufgabe der Kirche, Lösungen anzubieten.

Das Wort Gottes wird heute zu oft durch den Druck der sicher wichtigen und auch drängenden Fragen der heutigen Zeit in die zweite Reihe gedrängt.


Die Kirche muss nicht auf alle Fragen eine Antwort geben, aber sie sollte immer und überall das Wort Gottes verkünden, sei es gelegen oder ungelegen.


 

Betrachtung: Ich mein, Du und dein


Das Gleichnis ist so einleuchtend, dass man es kaum zu kommentieren braucht.


Ich, ich, ich

Der Mann hat eigentlich nichts Schlimmes getan. Im Gegenteil, er hat fleißig gearbeitet und war erfolgreich in seinem Beruf. Und doch ist er vor Gott ein Narr, denn er redet nur zu sich selbst. Er hat im Überfluss, aber er denkt nur an sich. Ein Sprichwort sagt: Jeder denkt an sich, nur ich denke an mich. Der reiche Mann ist auch so ein Mensch, er sagt nur „ICH“ und „MEIN“. Was soll ich tun - meine Ernte - meine Scheune - meine Vorräte… . Die Wörter „DU“ oder „Dein“ jedoch kommen ihm nicht über die Lippen.


Du und Dein

Ganz anders dagegen beten wir im „Vater unser“. Vater unser - gib uns das tägliche Brot - vergib uns unsere Schuld - führe uns nicht in Versuchung - Erlöse uns von dem Bösen. Im Vaterunser fehlt das Wort „ich“ und „mein“

Eine Kernaussage des Evangeliums ist: Wenn du Überfluss hast, dann danke Gott und überlege, ob du wirklich alles brauchst. Vielleicht warte jemand auf deine Hilfe.


Da sprach Gott zu ihm

Der Reiche führt die ganze Zeit über nur ein Selbstgespräch, aber dann, ganz am Ende muss er doch noch auf Gottes Stimme hören. Er hat nicht einmal mehr so viele Stunden, als er sich Lebensjahre erträumte. Ein kleiner Zeckenbiss genügt, und das Leben wird durcheinandergewirbelt. Ein unachtsamer Autofahrer auf der Autobahn und das Leben ist zu Ende.


Wie wenig haben wir doch alles im Griff.

 

Betrachtung: Der Sinn des Lebens

Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen!
Tausende kamen, um Jesus zu hören. Von den Tausenden werden viele Jesus eine Bitte gestellt haben, aber nur diese eine Bitte ist überliefert: Die Bitte des Mannes nach einer Hilfe, dass er seinen Erbteil, sein Geld bekommt. Jesus, kannst du mir helfen, dass mein Bruder das Erbe mit mir teilt.

Warum wurden die anderen Bitten nicht aufgeschrieben und überliefert? Warum wurde nur diese eine Bitte festgehalten? Ist die Bitte nach dem Geld die wichtigste Frage der Menschen, damals wie heute? Manchmal scheint es so.

Jesus antwortet zunächst dem Fragesteller, dann aber sagt er zu allen, die dabei waren: „Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt“.
Jesus drückt es negativ aus. Aber suchen wir doch eine positive Antwort zu finden.

Worin besteht der Sinn des Lebens.
Das ist die große Frage eines jeden Menschen – auch für unsere Zeit. Warum lebe ich? Worin besteht der Sinn meines Lebens?
Ob ein Leben gelingt, hängt ganz wesentlich davon ab, den Sinn zu finden und zu verwirklichen, den das Leben für jeden Einzelnen bereithält.

Worin besteht der Sinn des Lebens? Überlegen Sie selbst einmal, liebe Leserin, lieber Leser: Worin besteht der Sinn für IHR Leben!

Worin besteht der Sinn des Lebens?
Man darf nicht allzu lange warten mit der Beantwortung dieser Frage, denn sozusagen über Nacht kann das Leben von Gott zurückgefordert werden. Im Gleichnis kommt das ja auch zur Sprache. Der reiche Mann arbeitet, sammelt und bringt die Vorräte ein. Über Nacht wird sein Leben zurückgefordert. Über Nacht, also innerhalb weniger Stunden, kann das Leben vorüber sein. Und dann? Was bleibt dann noch? Nur das Erbe, nur das Geld, oder gibt es da noch etwas anderes in deinem Leben.

Worin besteht der Sinn des Lebens? Die Antwort des YOUCAT lautet.

„Wir sind auf der Erde, um Gott zu erkennen und zu lieben, nach seinem Willen das Gute zu tun und eines Tages in den Himmel zu kommen.“

Manch einer mag lächeln über diese einfache Antwort zu der großen Frage nach dem Sinn: Aber in den einfachen Antworten steckt ja oft eine große Tiefe.
Mit gefällt die Antwort, die der Katechismus auf die Frage nach dem Sinn des Lebens gibt.

 

Lk 12, 35-38      29. Woche, Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Legt euren Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten, der auf einer Hochzeit ist, und die ihm öffnen, sobald er kommt und anklopft. Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie.



Betrachtung: In der zweiten oder dritten Nachtwache


In unserer Seelsorgeeinheit bieten wir hin und wieder eine 24 Stunden Anbetung an. Wir bewerben dies im Pfarrblatt und in der Zeitung und bitten die Leute, sich für eine Stunde Anbetung in eine Liste einzutragen. Überaschenderweise sind die Stunden zwischen 1 Uhr und 4 Uhr in der Nacht relativ gut belegt. Die Leute kommen gerne in der Mitte der Nacht, um zu beten.

Ich liebe selbst auch die Anbetungsstunden in der Nacht. Sie sind von einer besonderen Qualität und Tiefe. Es lohnt sich, wach zu bleiben und in diesen Stunden zu beten und auf den Herrn zu warten.



Betrachtung: Der Herr kommt


Unter den Römern gab es von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang vier Nachtwachen, von je 3 Stunden. (18 Uhr bis 21 Uhr, von 19 Uhr bis 24 Uhr, von 24 Uhr bis 3 Uhr und von 3 Uhr bis 6 Uhr morgens.

Ich finde es irgendwie interessant, dass Jesus nur von der zweiten und der dritten Nachtwache spricht, aber nicht von der ersten und der vierten Nachtwache. Nennt Jesus diese beiden Nachtwachen nicht, weil mit seiner Ankunft nicht zu früh, aber auch nicht zu spät zu rechnen ist? Niemand soll zu ungeduldig sein und sich ausmalen, dass der Herr schon im nächsten Moment kommen könnte. Niemand soll aber auch zu sorglos sein und denken, dass der Herr noch lange nicht kommt. Der Herr kommt während der zwei mittleren Nachtwachen.


Konkret

Ich liebe es, manche Überlegungen möglichst einfach, anschaulich und konkret darzustellen. Werden wir auch hier einmal ganz konkret. Was wäre denn, wenn Jesus schon heute, am Dienstag kommen würde? Ich wäre sicher etwas überrascht, weil viele Dinge noch nicht vorbereitet wären.

Käme Jesus aber erst morgen oder gar erst übermorgen, dann hätte ich noch Zeit, mein Testament zu schreiben und nach Würzburg zu fahren, um beichten zu gehen. Ich könnte die Wohnung aufräumen, die heilige Messe feiern und einen Rosenkranz beten. Ich hätte ausreichend Zeit, um mich auf das Kommen Jesu vorzubereiten.

Käme Jesus aber am Freitag, wäre meine Aufmerksamkeit und meine Konzentration schon wieder verflogen. Ich müsste dann schon wieder einkaufen gehen und mich um alles Mögliche kümmern.


Zu einfach?

Wenn Ihnen diese Gedanken zu einfach sind, dann vergessen Sie sie einfach wieder. Mir hilft es, wenn ich daran denke, dass der Herr zwar nicht sofort, aber doch in naher Zukunft kommen wird. Ich brauche mein Warten aber auch nicht auf den Sankt Nimmerleinstag ausdehnen, sondern kann und darf schon damit rechnen, dass der Herr in der zweiten und dritten Nachtwache, also morgen oder übermorgen, also bald kommt. Heute wäre zu früh, Freitag wäre zu spät. Aber morgen oder übermorgen:


JA, das wäre schön. Komm, Herr Jesus Maranatha



Lk 12, 39-48      29. Woche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bedenkt Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. Da sagte Petrus: Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen? Der Herr antwortete: Wer ist denn der treue und kluge Verwalter, den der Herr einsetzen wird, damit er seinem Gesinde zur rechten Zeit die Nahrung zuteilt? Selig der Knecht, den der Herr damit beschäftigt findet, wenn er kommt! Wahrhaftig, das sage ich euch Er wird ihn zum Verwalter seines ganzen Vermögens machen. Wenn aber der Knecht denkt Mein Herr kommt noch lange nicht zurück!, und anfängt, die Knechte und Mägde zu schlagen; wenn er isst und trinkt und sich berauscht, dann wird der Herr an einem Tag kommen, an dem der Knecht es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt; und der Herr wird ihn in Stücke hauen und ihm seinen Platz unter den Ungläubigen zuweisen. Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. Wer aber, ohne den Willen des Herrn zu kennen, etwas tut, was Schläge verdient, der wird wenig Schläge bekommen. Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man umso mehr verlangen.



Betrachtung: Der Herr antwortete


Petrus fragt den Herrn „Herr, meinst du mit diesem Gleichnis nur uns oder auch all die anderen?“ Jesus hätte mit einem Satz auf diese einfache Frage antworten können, aber es scheint, als ob er die Frage des Petrus gar nicht gehört hat. Er antwortet mit einer Gegenfrage.

Ich muss mich richtig in das, was Jesus dann sagt, vertiefen, um eine Ant-wort auf die Frage des Petrus herauszuhören. Manchmal habe ich den Ein-druck, als ob Jesus meine Fragen und Gebete auch nicht hört. Ich bekomme oft keine klare Antwort.

Aber vielleicht muss ich einfach aufmerksamer auf das hören, was um mich herum geschieht. Jesu antwortet oft nicht direkt, sondern durch Menschen, die mir begegnen, oder Ereignisse, die ich erlebe.

Was lerne ich aus dem heutigen Evangelium? Ich möchte damit rechnen, dass Jesus antwortet durch all das, was um mich her geschieht – durch das, was ich höre, was ich sehe, was mir widerfährt.



Betrachtung: Plötzlich


Meint dieses Evangelium die Endzeit oder unseren eigenen Tod, der überraschend kommen kann? Ja, in beide Richtung darf man sicher denken, wenn man dieses Evangelium betrachtet. Für heute ist mir aber etwas Anderes aufgegangen, etwas, von dem ich meine, dass es etwas sehr Schönes ist. Das Kommen des Herrn mit einem Dieb zu vergleichen, ist sehr merkwürdig. Ein Dieb nimmt und stiehlt, aber der Herr gibt und beschenkt, wenn er kommt.


Gott kommt plötzlich

Die Apostelgeschichte berichtet, dass der Heilige Geist plötzlich auf die Jünger und auf Maria herabkam (Apg 2,2).

Völlig unerwartet umstrahlte Paulus vor Damaskus das göttliche Licht mit einer solchen Intensität, dass er erblindete und vom Pferd fiel (Apg 9, 3). Ich denke auch an Petrus, der im Gefängnis saß. Während die Gemeinde für ihn betete, schickte Gott einen Engel, der ihn befreite. (Apg 12)

Bei Paulus und Silas geschah etwas Ähnliches. Plötzlich, mitten in der Nacht, als sie schon gar nicht mehr mit einer Hilfe rechnen konnten, schickte Gott ein Erdbeben, die Grundmauern des Gefängnisses wankten, die Türen sprangen auf und allen fielen die Fesseln ab (Apg 16,26).

Wenn Gott in das Leben eines Menschen eintritt, dann ist es oft ganz unerwartet.


Meine Erfahrung bei der Feier der heiligen Messe

Es gibt Tage, an denen ich ohne größere Gefühle die heilige Messe feiere. Ich lese und bete die Texte und Gebete so, wie es mir aufgetragen ist. Aber es kann auch sein, dass sich meine „Gefühlstemperatur“ an einem beliebigen Punkt der Eucharistiefeier von einer Sekunde auf die andere ändert. Plötzlich spüre ich, wie ich „von der anderen Seite“ tiefer in das Geheimnis hineingezogen werde. Wie der Dieb in der Nacht kommt – plötzlich und unerwartet, so unerwartet spüre ich in diesen wunderbaren Momenten, dass Gott sich nähert und mir einige Augenblicke seiner Nähe schenkt.


Bitte hab keine Angst vor Gott

Darum meine ich, dass niemand vor Gott Angst zu haben braucht. Der Dieb nimmt, aber Gott schenkt - das ist der entscheidende Unterschied. Man muss auf sein Kommen warten und es auch erwarten. Man muss bereit sein, wenn er plötzlich kommt. Und wenn Gott dann da ist, dann kann man seine Gegenwart nur noch genießen. Das ist Wellness pur!



Lk 12, 49-53      29. Woche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen! Ich muss mit einer Taufe getauft werden, und ich bin sehr bedrückt, solange sie noch nicht vollzogen ist. Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung. Denn von nun an wird es so sein Wenn fünf Menschen im gleichen Haus leben, wird Zwietracht herrschen Drei werden gegen zwei stehen und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen ihre Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter



Betrachtung: Der Vater gegen den Sohn


Auch heute ist das Evangelium so konkret, dass man fast erschrickt. Ich erinnere mich noch genau an Tag und Stunde, in welcher ich vor fast 35 Jahren meiner Familie sagte, dass ich Priester werden möchte. Das Maschinenbaustudium war abgeschlossen und alle rechneten damit, dass ich nun auf meinem Beruf als Ingenieur arbeiten werde. Als ich aber sagte, dass ich ein zweites Studium anstrebe, um Priester zu werden, schlug mein Vater mit der Faust auf den Tisch und sagte: „Ohne mich!“

Und ab diesem Zeitpunkt war das Verhältnis zu ihm noch kühler und distanzierter als zuvor.

Das Evangelium hat einfach recht. Nicht, dass ich den Konflikt suche, aber jene, die nicht verstehen und jene, die einen Weg des Glaubens nicht bestreiten wollen, reagieren mit Ablehnung, wenn sie mit konkreten Glaubensschritten konfrontiert werden - bis hinein in die Familie.


 

Betrachtung: springende Kaffeetassen

 

Was für ein erschütterndes Wort lesen und hören wir heute in der Schriftlesung. Wenn wir Jesus folgen, erwartet uns nicht Frieden, sondern Spaltung! Das soll ein Evangelium, also eine frohe Botschaft sein?


Konkret

Als ich vor mittlerweile über 30 Jahren im Familienkreis sagte, dass ich nach dem Maschinenbaustudium nicht als Ingenieur arbeiten möchte, sondern ein zweites Studium anstrebe, um Priester zu werden, herrschte am Kaffeetisch zunächst ein paar Sekunden Schweigen. Der Erste, der etwas erwiderte, war mein Vater und ich höre heute noch seine Stimme, wie er sagte: „Ohne mich“. Mit der Faust schlug er dabei auf die Tischplatte, dass die Kaffeetassen nur so sprangen.


Jesus hat recht

Die Reaktion meines Vaters war sicher eine impulsive Reaktion auf meine Zukunftspläne, aber sie zeigt doch, dass Jesus recht hat, wenn er voraussagt, dass ein Christ mit Ablehnung rechnen muss, wo er versucht, der Nachfolge auch etwas „Fleisch“ zu geben. Das gilt nicht nur im Freundes- und Bekanntenkreis, nicht nur in den Vereinen und am Arbeitsplatz, sondern eben auch bis hinein in die Familie.

 

 

Lk 12, 54-59      29. Woche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Sobald ihr im Westen Wolken aufsteigen seht, sagt ihr Es gibt Regen. Und es kommt so. Und wenn der Südwind weht, dann sagt ihr Es wird heiß. Und es trifft ein. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten? Warum findet ihr nicht schon von selbst das rechte Urteil? Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst, bemüh dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Sonst wird er dich vor den Richter schleppen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und der Gerichtsdiener wird dich ins Gefängnis werfen. Ich sage dir Du kommst von dort nicht heraus, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast



Betrachtung: Die Zeichen dieser Zeit


Sicher, ich weiß schon, dass das Wort des Herrn durch all die Jahrhunderte hindurch seine Gültigkeit hat, und doch frage ich mich, ob gerade das Wort von den „Zeichen dieser Zeit“ nicht gerade in unserer Zeit seine Erfüllung findet. Große Sorgen, die früher regional waren, sind nun weltweite Probleme geworden. Die Energiefrage, die Sorge um den Frieden, die Frage um die Ressourcen, die Probleme um den Zugang zu sauberem Wasser, die Frage nach dem Lebensschutz …. Ich kann nicht erkennen, dass irgendjemand Antworten und Lösungen hat. Könnte es nicht doch sein, dass das Ende der Welt nahe ist? Ich weiß es nicht, aber ich rechne damit.

Aber etwas anderes ist viel wichtiger. Mit 59 Jahren ist der Zenit meines Lebens bereits überschritten und ich rechne damit, dass mein eigener Tod schon heute Nacht kommen kann.

Die große Frage ist: Erkenne ich die Zeichen der Zeit, die Zeichen meines eigenen Lebens. Bin ich vorbereitet?



Betrachtung. Die Zeichen der Zeit


Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?

Während ich diese Zeilen schreibe, bläst ein heftiger Herbstwind um die Ecken meines Pfarrhauses. Es ist leicht zu erkennen, dass es heute keinen gemütlichen Tag gibt, unschwer kann ich voraussagen, wie das Wetter sich heute entwickelt. Das Wetter vorauszusagen ist, zieht man die heutige Technik noch zurate, sehr leicht. Die Wetter-Zeichen lassen sich mit dem natürlichen Menschenverstand erfassen. Was sind aber die Zeichen der Zeit, die man so leicht wie das Wetter deuten kann?


Die Zeichen dieser Zeit

Natürlich können wir uns jetzt überlegen, ob die ganzen Katastrophen und Klimaänderungen auf unserer Erde Zeichen für das kommende Weltende und die Wiederkunft von Jesus sind. Wir suchen nur wissenschaftliche Begründungen für die Ursachen aller Katastrophen, aber vielleicht sind all diese Dinge, die wir um uns herum beobachten, auch Zeichen des Himmels, die uns zur Umkehr bewegen sollen.


Wenn du mit deinem Gegner vor Gericht gehst

Gott ist nicht mein Gegner oder mein Feind. Gott will mich nicht auf Biegen und Brechen verklagen und in ein finsteres Gefängnis werfen, aber doch ist es auch so, dass Gott einmal über mein Leben Gericht sprechen wird. Ich werde der Angeklagte sein und Gott wird der Richter sein.

Das, was mich anklagt, ist meine Schuld. Solange ich noch auf dem Weg bin, das bedeutet, solange ich noch lebe, habe ich immer die Möglichkeit umzukehren, mich meiner Schuld zu stellen und im Sakrament der Buße Verzeihung und Lossprechung zu erhalten. Jetzt ist noch Zeit.


Bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast

Ist dies ein Hinweis auf das Fegefeuer? Ich meine schon, dass man diese Bibelstelle auch auf diese Wirklichkeit hindeuten kann. Sünden, die ich hier in dieser Welt bereue, sind vergeben und vergessen, aber jene Sünden, die ich nicht bereut, nicht bekannt habe, die mir nicht vergeben wurden, nehme ich mit in die Ewigkeit. Im Fegefeuer kann ich dann nichts mehr tun, nur noch meine Schuld abbüßen, bis ich auch den letzten Pfennig bezahlt habe.

Darum sagt das Evangelium: Bemühe dich noch auf dem Weg, dich mit ihm zu einigen. Übersetzt in unsere Zeit könnte das bedeuten: Bemühe dich noch in diesem Monat, den Weg zur Beichte zu gehen




Lk 13, 1-9          29. Woche, Samstag

Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.



Betrachtung: Keine Früchte am Feigenbaum


Im Garten der St. Anna Schwestern unserer Gemeinde steht ein riesiger Walnussbaum. In diesem Jahr trug er keine Früchte. Auch im letzten Jahr nicht. Vielleicht können wir im kommenden Jahr wieder Nüsse ernten. Manchmal tragen Bäume einige Jahre keine Früchte, man braucht dann etwas Geduld, bis der Baum wieder Kraft hat und eine gute Ernte schenkt.

Manchmal bin ich auch saft- und kraftlos, ohne Ideen und ohne Schwung.

Ich brauche dann etwas Geduld mit mir selbst und bin gleichzeitig auch froh, wenn andere mit mir Geduld haben.



Betrachtung: Bin ich vorbereitet?


Wenn wir diese schrecklichen Dinge im heutigen Evangelium lesen, dann sollten wir uns auch fragen: Wenn ich dabei gewesen wäre, wäre ich bereit gewesen für das Kommen Jesu?


Bist du vorbereitet?

Wie viele Autounfälle sind heute wieder auf den Straßen geschehen? Wie viele Menschen wurden verletzt, wie viele starben durch Unglücke. Mir ist heute nichts passiert. Ich bin gut durch den Tag gekommen. Aber was wäre gewesen, wenn auch mir heute ein Unglück zugestoßen wäre? Was wäre, wenn ich durch ein Gewaltverbrechen oder durch einen dummen Unfall mein Leben verloren hätte? Wäre ich vorbereitet gewesen auf das Kommen des Herrn? Ich denke, dass uns das heutige Evangelium auch einmal ausdrücklich mahnen möchte, dass wir zuerst auch in unser Inneres hineinschauen sollen, wenn solche schrecklichen Dinge um uns herum passieren.


Bekehre dich!

Der Sinn des heutigen Evangeliums besteht darin, dass wir uns nicht selbstgerecht sagen sollen, dass jene, die durch die Hand des Pilatus oder durch das Unglück von Schiloach ums Leben gekommen sind, große Sünder waren und somit selber Schuld an ihrem Unglück sind. Vielmehr soll jeder an seine eigene Brust schlagen, in sein Inneres schauen und den Schritt zur eigenen Umkehr, zur eigenen Bekehrung endlich tun.



Lk 13, 10-17      30. Woche, Montag

In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. Der Synagogen-vorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat! Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Och-sen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen? Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.



Betrachtung: Ochsen und Esel an der Tränke


Sicher, folgender Gedanke ist etwas weit hergeholt, aber er drängt sich mir irgendwie auf. Der Synagogenvorsteher kümmert sich selbst am Sabbat um seinen Ochsen oder seine Esel, aber er beschwert sich, als ein Mensch das Geschenk der Heilung annimmt. Die Tiere sind ihm offenbar wichtiger als das Wohl des Menschen.

Tierschutz ist sicher in unseren Tagen notwendiger denn je. Aber ich vermisse, dass dem Lebensrecht des Menschen die gleiche Achtung entgegen-gebracht wird als dem Tierwohl. Frösche und Kröten werden geschützt; Zäune, Unterführungen und Verkehrsschilder helfen, ihr Leben zu retten. Niemand hat etwas dagegen, ich auch nicht.

Aber ich verstehe nicht, warum 100.000 Babys im Mutterleib jedes Jahr alleine in Deutschland getötet werden.

Auch hier kann man sagen Ihr Heuchler. Ihr achtet auf das Wohl der Tiere, aber das Lebensrecht des Menschen tretet ihr mit Füßen.



Betrachtung: Heuchler


Das Evangelium ist erst auf den zweiten Blick ein sehr modernes Evangelium, das gut in unsere Zeit hineinpasst. Da sind die Pharisäer. Um die Tiere für den Besitzer brauchbar und kräftig zu erhalten, führen sie ihre Tiere am Sabbat zur Tränke. Sie halten sich also nicht an das Sabbatgebot.

Die Frau dagegen hatte nichts getan, was ein Sabbatgebot verletzte. Ohne ihr Zutun wurde ihr die Gesundung geschenkt. Auch Jesus war nichts vorzuwerfen, er betete und legte der Frau die Hände auf. Trotzdem postulieren die Pharisäer ein neues Gebot. Gott darf am Sabbat keine Kranken heilen.

Die Pharisäer halten sich also nicht an die Gebote, zögern aber nicht, die Einhaltung ihrer eigenen unsinnigen Gebote einzufordern.


Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges: Teil II

Gestern habe ich mir die zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges: Teil II. auf YouTube angeschaut. Ich bin überrascht, wie locker die Delegierten Beschlüsse herbeiführen möchten, die sich weder am 2. Vatikanum noch am kirchlichen Gesetzbuch (CIC) orientieren. Wenn alles so beschlossen wird, wie sie sich dies vorgestellt haben, dann werden sie nach dem Synodalen Weg die punktgenaue Einhaltung ihrer Beschlüsse einfordern. Sie selbst halten sich nicht an Vorgaben, verlangen dann aber, dass sich die Katholiken in Deutschland an das halten, was sie an Gesetzen und Bestimmungen herbeigeführt haben.


Jesus hat den Pharisäern im Evangelium geantwortet: Ihr Heuchler. So hart möchte ich nicht antworten, aber vor dem synodalen Weg habe ich allen Respekt verloren.



Lk 13, 18-21      30. Woche, Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus: Wem ist das Reich Gottes ähnlich, womit soll ich es vergleichen? Es ist wie ein Senfkorn, das ein Mann in seinem Garten in die Erde steckte; es wuchs und wurde zu einem Baum, und die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. Außerdem sagte er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es ist wie der Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war.



Betrachtung: Ein winziges Senfkorn


Das Senfkorn ist ein sehr kleines Samenkorn. Auch wenn man mit spitzen Fingern in eine Samentüte greift, so ist es schon ein Kunststück, ein einziges Samenkorn zu erwischen. Das Senfkorn ist wirklich sehr, sehr klein. Es ist ein Gleichnis für das Reich Gottes; vergleichbar mit dem Gleichnis vom Licht auf dem Berg oder dem Salz der Erde. Ein Senfkorn, ein Körnlein Salz, ein kleines Licht, eine Handvoll Sauerteig - das alles wird immer mengenmäßig sehr klein sein.


Wir Christen werden wieder eine Minderheit in der Gesellschaft werden, so klein wie ein Senfkorn. Nun, das ist nicht besonders tragisch. Tragischer wäre, wenn wir leben würden wie jene, die keinen Glauben haben. Dann wären wir kein Senfkorn, kein Salz, kein Licht und kein Sauerteig mehr.

Wichtiger ist es, eine Kontrastgesellschaft zu bilden, die anders lebt als jene, die keinen Glauben haben. Wir Christen sollten keine Kinder im Mutterleib töten. Wir sollten die Ehe zwischen Mann und Frau schätzen und ehren, wir sollten die altgewordenen Menschen in unsere Gemeinschaft besser integrieren und ihnen nicht die Giftspritze anbieten, wenn sie nicht mehr können …

Ein Leben mit Jesus, das im Kontrast zu einem Leben ohne Gott steht, wird dann nicht verborgen bleiben, so wie ein großer Senfkornbaum oder das Licht auf dem Berg. Es werden aber immer relativ wenig sein, die dem Herrn mit einer inneren Lebensentscheidung auch nachfolgen in einer Welt, die Jesus nicht kennt.


In einer Predigt von Richard Kocher auf Radio Horeb habe ich vor einiger Zeit einen guten Gedanken gehört. „Wer meint, er sei zu klein, um etwas zu bewirken, der hat noch nie eine Nacht mit einer Schnake im Schlafzimmer verbracht.“



Betrachtung: Schau auf den Baum nicht auf das Korn


Ein kleines Korn wird zu einem großen Baum. Ich finde es interessant, dass Jesus das kleine Korn nicht näher beschreibt, sondern die ganze Aufmerksamkeit auf den ausgewachsenen Baum lenkt.


Manchmal scheint es mir, als ob das Reich Gottes noch gar nicht angebrochen ist. Um mich herum erlebe ich kein Wachstum, kein Voranschreiten des Glaubens, sondern eher das Gegenteil. Die Kirche (sofern man diese bereits mit dem Reich Gottes vergleichen kann), wächst nicht, sondern schrumpft.


Vom Ende her denken

Als Kind habe ich gerne versucht, Labyrinthe zu lösen. Schnell habe ich gemerkt, dass es viel leichter geht, den Weg durch die verschlungenen Pfade zu finden, wenn ich nicht vom Startpunkt aus beginne, sondern mich vom Ziel aus rückwärts bis zum Anfang bewege. Dies bedeutet heute für mich: schaue nicht auf den Anfang, auf das Korn, sondern auf das Ziel, das Reich Gottes.


Schaue nicht auf das Korn, sondern auf den Baum

Jesus lenkt die Aufmerksamkeit nicht auf das kleine, in der Erde verborgene Korn, sondern auf den ausgewachsenen Baum. Darum möchte ich heute nicht nach „unten schauen“, um das Korn zu suchen, sondern nach „oben blicken“ auf den Baum. Ich möchte heute meine Aufmerksamkeit auf das „Endergebnis“, auf den ausgewachsenen Baum, auf das Reich Gottes lenken. Vielleicht habe ich den Baum bisher nur deshalb nicht gesehen, weil ich immer nach unten blickte, um das Korn zu suchen.



Lk 13, 22-30      30. Woche, Mittwoch

In jener Zeit zog Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt, dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft: Herr, mach uns auf! Er aber wird euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr sagen: Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken, und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird erwidern Ich sage euch, ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle unrecht getan! Da werdet ihr heulen und mit den Zähnen knirschen, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten.



Betrachtung: Nur wenige, die gerettet werden?


Es gibt keine Zahl, die uns darüber Auskunft gibt, wie viele Menschen in den Himmel kommen und wie viele in die Hölle und das ist auch gut so. Das heutige Evangelium ist aber dennoch eine ernste Mahnung. Einmal werde auch ich vor der Himmelstüre stehen und anklopfen. Was werde ich dann hören? Komm herein! Oder: Ich kenne dich nicht!

Die Lehre der Kirche sagt, dass es eine ewige Verdammnis gibt, und zweitens, dass diese Hölle ewig dauert. In Lumen Gentium 48 des zweiten Vatikanums heißt es „Da wir weder Tag noch Stunde wissen, so müssen wir nach der Mahnung des Herrn standhaft wachen, damit wir alle am Ende unseres einmaligen Erdenlebens mit ihm zur Hochzeit einzutreten und den gesegneten zugezählt zu werden verdienen und nicht wie böse und faule Knechte ins ewige Feuer weichen müssen, in die Finsternis draußen, wo Heulen und Zähneknirschen sein wird!“

Wir werden alle einmal an den Ort kommen, an dem wir uns wünschen, für eine Ewigkeit sein zu dürfen. Jene, die nicht bei Gott sein möchten, dürfen dann in der Gottferne, die wir Hölle nennen, leben. Wer dagegen die Gemeinschaft mit Gott vorzieht, wird das Glück erfahren in der Gegenwart Gottes, allen Heiligen und mit allen, die bei Gott Gnade gefunden haben, von Anbeginn der Welt, eine Ewigkeit lang die Freuden des Himmels zu genießen.

Ich möchte in den Himmel. Kommen Sie mit?



Betrachtung: Komme ich in den Himmel


Auf den Hinweis, dass der Herr des Hauses eines Tages die Türe schließen wird, antworten die Leute: Das kannst du doch nicht tun, wir haben doch mit dir gegessen und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Die Tatsache, dass sie mit Jesus Feste gefeiert haben, scheint ihnen ausreichend zu sein, um einmal Einlass in das Himmelreich zu bekommen. Sie haben Jesus erlaubt, auf ihren Straßen zu predigen, aber haben sie ihm auch zugehört und haben sie auch befolgt, was er ihnen ins Herz gelegt hat?


In den Himmel kommt man nicht automatisch

Die Warnung an die damaligen Zeitgenossen gilt natürlich auch uns heutigen Christen. Nicht die Tatsache, dass du getauft bist und in die Kirche gehst, sichert dir einen Platz im Himmelreich, sondern die persönliche Entscheidung, die Gnade, die Gott dir schenken möchte, anzunehmen. Du musst die Liebe Gottes annehmen und weitergeben an die Menschen um dich herum.


Von den Letzten und den Ersten

Nach diesen ernsten Worten des Evangeliums lässt Lukas dann doch noch eine Spalte in der Himmelstür offen. Immer ist noch Zeit umzukehren. Nie ist es zu spät, sich noch für Jesus zu entscheiden. Auch wenn ich meine, dass ich in meinem Leben schon eine ganze Menge falsch gemacht habe: Nie ist es zu spät!
Auch wenn ich erst ganz am Ende meines Lebens erkenne, dass Jesus mich mit seiner ganzen Liebe in das Himmelreich hinüberziehen möchte: Immer ist noch Zeit, auf das Werben Gottes zu antworten.


Heute

Man kann den Ernst dieses Evangeliums nicht wegdiskutieren; das ewige Leben bei Gott steht auf dem Spiel. Darum verschiebe deine Bekehrung nicht auf den Sankt-Nim­mer­leins-Tag, sondern fange, nachdem du diese Zeilen gelesen hast, gleich damit an.

 


Lk 13, 31-35      30. Woche, Donnerstag

Zu jener Zeit kamen einige Pharisäer zu Jesus und sagten: Geh weg, verlass dieses Gebiet, denn Herodes will dich töten. Er antwortete ihnen Geht und sagt diesem Fuchs: Ich treibe Dämonen aus und heile Kranke, heute und morgen, und am dritten Tag werde ich mein Werk vollenden. Doch heute und morgen und am folgenden Tag muss ich weiterwandern; denn ein Prophet darf nirgendwo anders als in Jerusalem umkommen. Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die zu dir gesandt sind. Wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel nimmt; aber ihr habt nicht gewollt. Darum wird euer Haus von Gott verlassen. Ich sage euch Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, in der ihr ruft Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!


Betrachtung: Sagt diesem Fuchs


Ist es klug, den König des Landes einen Fuchs zu nennen? Herodes Antipas war derjenige, der Johannes den Täufer umbringen ließ; Jesus wusste sicherlich über diese Gräueltat Bescheid.

Jesus war sich bewusst, dass er im Auftrag des Vaters handelte, und so hatte er keine Angst vor irgendjemand. Mutig verkündete er, dass er in den nächsten zwei Tagen Dämonen austreiben und Kranke heilen und am dritten Tag sein Werk vollenden wird. Wir sagen: Das Blut der Märtyrer ist der Samen für den Aufbruch der Kirche!

Darum sollten auch wir Christen versuchen, mutig das Wort Gottes zu verkünden, sei es gelegen oder ungelegen. Der Heilige Geist möge uns dabei helfen.



Betrachtung: Herodes der Fuchs


Fast sieht es so aus, als ob die Pharisäer Jesus beschützen möchten, denn sie warnen ihn vor der Tötungsabsicht des Herodes. Dass Jesus getötet werden sollte, war jedoch längst eine beschlossene Tatsache. Die Anhänger des Herodes und die Pharisäer waren sich hierüber sehr schnell einig. (Mk 3, 6: Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen).


Herodes will dich töten

Warum warnten die Pharisäer Jesus vor der Tötungsabsicht des Herodes? Ich kann mir das nur so erklären, dass Herodes in seinem Regierungsbezirk keine Unruhe provozieren wollte. Er wollte nach der Enthauptung des Johannes keinen neuen Skandal in seinem Herrschaftsgebiet. Darum schickte Herodes die Pharisäer zu Jesus, um ihn zu veranlassen, sein Gebiet zu verlassen. Wenn sie Jesus außerhalb des Regierungsbezirkes des Herodes töteten, dann würde kein Verdacht auf Herodes selbst zurückfallen. Die Pharisäer denken also gar nicht daran, Jesus vor dem Tod zu schützen, sie locken ihn geradezu in eine tödliche Falle. Der Plan des Herodes war also eine große List. Darum nennt ihn Jesus auch „Fuchs“.


Geht und sagt diesem Fuchs

Jesus durchschaut diese List und schickt die Pharisäer zu Herodes zurück, der sie ja selbst ausgesandt hatte. Sie sollen ihm sagen, dass Jesus keine Gefahr für ihn darstellt. Jesus wird in den kommenden Tagen nur Dämonen austreiben und Kranke heilen.


Prophet darf nirgendwo anders als in Jerusalem umkommen

Die Pharisäer sollen Herodes aber auch beruhigen. Jesus wird in Jerusalem sterben und nicht im Gebiet des Herodes. (Nur die Heimat Jesu, Galiläa, unterstand Herodes. Jerusalem dagegen war Teil einer römischen Provinz und somit einem römischen Statthalter unterstellt.)


Ein Fuchs

Ist etwas von Herodes auch in mir? Bin ich auch ein „schlauer und listiger Fuchs“ und versuche durch geschicktes Taktieren und Argumentieren einen Vorteil für mich herauszuholen?

 


Lk 14, 1-6          30. Woche, Freitag

Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.



Betrachtung: Beobachten und schweigen


Die Pharisäer beobachten Jesus genau. Sie beobachten Jesus heimlich aus den Augenwinkeln heraus und hoffen, dass er es nicht bemerkt. Sie beobachten und suchen einen Fehler.

Die Pharisäer schweigen. Es wird nicht gesagt, ob die Pharisäer aus Verlegenheit schweigen oder aus gehässiger und grimmiger Falschheit, sie geben sich keine Blöße. Sie warten weiter ab.

Sie beobachten und sie schweigen. Noch können sie Jesus keine Fehler, keine Vergehen nachweisen. Sie warten den rechten Zeitpunkt ab, um in die Offensive zu gehen. Bald schon war es dann so weit und sie schrien: „Kreuzige ihn!“

Manchmal kommt es mir in unseren Tagen auch so vor. Die Gegner der Kirche bleiben zunächst im Hintergrund, sie beobachten und sie schweigen. Sie beobachten so lange, bis sie einen Fehler an der Kirche, an den Bischöfen und den Priestern finden, dann aber schreien sie los: „Ans Kreuz mit ihnen!“

Auch heute sehen wir wieder: Das Evangelium ist keine alte Geschichte, sondern bis in unsere moderne Welt hinein sehr konkret.



Betrachtung: Nur Statistik?


Heute habe ich eine kleine Statistik vorbereitet, die etwas anschaulich machen möchte.


Wunder geschehen am Sabbat.

Am Sabbat …

… ging Jesus mitten durch sie hindurch und ging weg (Lk 4,16f).

… treibt Jesus einen Dämon aus (Lk 4, 31f).

… heilt Jesus die Schwiegermutter des Simon (Lk 4,38f).

… heilt Jesus den Mann mit der verdorrten Hand (Lk 6,6f).

… heilt Jesus die gekrümmte Frau (Lk 13,10f).

… heilt Lukas den wassersüchtigen Mann. (Lk 14,1f).


Wunder ereignen sich am Sonntag

am ersten Tag der Woche …

… hat Jesus den Tod besiegt (Lk 24,1f).

… begegnet Jesus den Emmausjünger (Lk 24,13f).

… kam Jesus durch die verschlossene Tür zu den Jüngern (Lk 24,1f).

… erscheint Jesus dem Apostel Thomas (Joh 20,26f).

… sehen die Frauen die Engel am Grab (Lk 24,1f).

… kommt der Heilige Geist auf die Jünger herab (Apg 2,1f)

… Heilen Petrus und Johannes den gelähmten Mann im Tempel (Apg 3,1f)


Übermorgen ist wieder Sonntag, der Tag des Herrn.

Der Tag des Herrn (früher der Sabbat, heute der Sonntag) ist ein besonderer Tag! Wie lebe ich den Sonntag, den Tag des Herrn?



Lk 14, 1.7-11    30. Woche, Samstag

Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Als er bemerkte, wie sich die Gäste die Ehrenplätze aussuchten, nahm er das zum Anlass, ihnen eine Lehre zu erteilen. Er sagte zu ihnen: Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist, such dir nicht den Ehrenplatz aus. Denn es könnte ein anderer eingeladen sein, der vornehmer ist als du, und dann würde der Gastgeber, der dich und ihn eingeladen hat, kommen und zu dir sagen: Mach diesem hier Platz! Du aber wärst beschämt und müsstest den untersten Platz einnehmen. Wenn du also eingeladen bist, setz dich lieber, wenn du hinkommst, auf den untersten Platz; dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen: Mein Freund, rück weiter hinauf! Das wird für dich eine Ehre sein vor allen anderen Gästen. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.



Betrachtung: Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.


Jesus hat dieses Wort selbst ernst genommen und es in seinem Leben um-gesetzt. Jesus hat den untersten Weg gewählt und den niedrigsten Platz eingenommen.

In der Menschwerdung: „Er war wie Gott, hielt aber nicht daran fest wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich“.

Bei der Taufe im Jordan: Er, der Sündenlose, stellt sich in die Reihe der Sünder.

Bei der Fußwaschung: „Begreift ihr, was ich euch getan habe?“

Am Kreuz: Da war draußen vor der Stadt zwischen zwei Verbrechern sein Platz.

In der Eucharistie: Schließlich ist Jesus bis in das Extreme gegangen und ist gegenwärtig in der Eucharistie. Gott ist nicht nur Mensch geworden, sondern er hat sich bis ins Extreme hinein erniedrigt und ist „eine Sache“, „Brot“ geworden.


Das, was unter uns steht, was niedriger ist als wir selbst, was in der Rang-ordnung der Schöpfung eine Stufe unter uns steht, das übersehen und über-gehen wir oft. Wir müssen aber immer bedenken: In der Eucharistie sehen wir nicht ein Stückchen Brot, nicht eine Sache, nicht nur ein Symbol. Es ist der Herr Jesus selbst. Das, was wir sehen und essen, ist in der Rangordnung weit höher als wir, denn es ist Gott selbst, dem wir in der Eucharistie begegnen. Es tut mir weh, wenn mache zur Eucharistie hinzutreten wie zu einem Imbiss.

Bitte helfen Sie mit, dass die Verehrung der Eucharistie wieder in die Mit-te unserer Kirche rückt. Ohne eine Verehrung und eine gläubige Anbetung der Eucharistie können wir endgültig einpacken.



Betrachtung: Die ewige Hochzeit


Das Bild der Hochzeit, das Jesus hier verwendet, ist auch ein Bild für die ewige Hochzeit, der wir alle einmal entgegengehen. Welchen Platz nehme ich dann ein? Wenn ich der Meinung bin, dass ich mein Leben perfekt und frei von Sünden gelebt habe, dann kann ich ohne zu zögern den Platz zur Rechten des Bräutigams einnehmen.

Wenn ich aber spüre, dass noch einiges in mir der Reifung bedarf und ich mir bewusst bin, dass auch die Sünde mein Leben geprägt und in meiner Seele große Wunden geschlagen hat, dann werde ich mir einen anderen Platz auswählen. Es geht also um die Ehrlichkeit und die Wahrheit über mich selbst.


Wer meine ich vor Gott zu sein?

Für mich geht es bei diesem Gleichnis nicht um Begriffe wie Ehre, Ansehen und Anerkennung derjenigen, die auf dem ersten Platz sitzen dürfen. Es geht für mich nicht darum, einen Platz zu bekommen, der herausgehoben ist, der höher ist als die anderen. Es geht bei diesem Gleichnis für mich um die Frage:


Wer meine ich vor Gott zu sein?

Angesichts der Heiligkeit Gottes kann wahrscheinlich niemand sagen, dass er aus dem Stand heraus würdig ist, ganz vorne auf gleicher Höhe mit Gott zu sitzen. Der Platz wird sicher auch nicht ganz am Ende der Festtafel sein, aber doch irgendwo dazwischen. Keiner von uns hat nämlich eine blütenweiße Weste. Niemand ist auch ganz schwarz. Wir gleichen eher schwarz - weiß - gestreiften Zebras.


Jesu Blick wird Wunden heilen

Jesus wird mich aber sofort auf meinem Platz sehen und sein Blick wird alle Wunden meiner Seele heilen. Erst dann, wenn Jesu Blick mich geheilt und fähig gemacht hat für die Nähe Gottes, darf ich als sein Freund in seine unmittelbare Nähe aufrücken und mitfeiern.

 



Lk 14, 12-14      31. Woche Montag,

In jener Zeit sprach Jesus zu einem der führenden Pharisäer, der ihn zum Essen eingeladen hatte: Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, so lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich ein, und damit ist dir wieder alles vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.



Betrachtung: Es wird dir vergolten werden.


Zum heutigen Evangelium fällt mir eine Geschichte ein, die ich einmal gehört habe, die Quelle ist mir leider unbekannt.

Sein ganzes Leben hatte sich nur ums Geld gedreht. Bevor er starb, befahl der Reiche seinen Söhnen, ihm einen Beutel voll Gold in den Sarg zu le-gen. Als er gestorben war und im Himmel ankam, quälten ihn Hunger und Durst. Da entdeckte er plötzlich eine Theke mit Speisen und Getränken — wie im Wartesaal eines großen Bahnhofs. „Es ist", sagte er zufrieden zu sich, „hier ungefähr wie auf der Erde.

Gut, dass ich Gold bei mir habe."

Er trat an die Theke und dachte: Billig, sehr billig! — „Und das hier?" - er zeigte auf ein appetitliches Pastetchen.

"Ein Cent" war die Antwort des Dieners, den das Staunen des Reichen belustigte.

„Nun, wenn das so ist, so geben Sie mir bitte zehn Sardinen und fünf Pastetchen auf den Teller; und dazu noch ein Glas Cola."

Der Diener beeilte sich aber gar nicht. „Bei uns muss zuerst bezahlt wer-den", sagte er trocken.

„Mit Vergnügen!", erwiderte der Reiche und drückte ihm ein Goldstück in die Hand.

Der Mann drehte das Goldstück hin und her und sagte „Tut mir leid, das ist kein Cent."


Ich werde wechseln müssen, wenn man hier nur Cents nimmt, dachte der Reiche und befahl seinen Söhnen im Traum „Nehmt das Gold aus dem Sarg und gebt mir einen Beutel mit Cents!" Die Söhne nahmen das Gold weg und legten einen Sack mit Cent-Stücken hinein.

Damit trat der Reiche triumphierend an die Theke. „Nun habe ich Klein-geld, geben Sie mir rasch, was ich bestellt habe, ich bin unheimlich hungrig und durstig."

„Bei uns wird zuerst bezahlt", war die schon bekannte Antwort.

„Bitte, hier!" Und damit gab der Reiche ihm eine Handvoll Cents.

Der Diener sah das Geld an und sagte lächelnd

"Wie ich sehe, haben Sie auf der Erde wenig gelernt. Wir nehmen hier nicht Cents an, die Sie besitzen, sondern nur die, welche Sie verschenkt haben. Denken Sie nach. Haben Sie schon einmal einem Bettler einen Cent gegeben? Haben Sie Hilfe geleistet?"

Der Reiche dachte nach, fand aber nichts. Er hatte nie auch nur eine Münze verschenkt.



Betrachtung: Das Ziel des Lebens


Ob ich bei der Auferstehung einmal zu den Gerechten gezählt werde, das überlasse ich einem anderen. Aber mit dem Hinweis auf die Auferstehung deutet Jesus auf das Ziel unseres Lebens hin, das ich unter allen Umständen erreichen möchte. Das Ziel des Lebens ist die Auferstehung und das ewige Leben bei Gott.


Der Lohn

Das Evangelium spricht von einem Lohn. Aber der Lohn, den ich einmal erhalten werde, ist ein Lohn, den ich mir nicht verdienen kann, er ist ein reines Geschenk. Der Lohn ist etwas, das mir Gott aus dem Übermaß seiner Liebe und seines Erbarmens geben wird. Der Lohn Gottes wird so gigantisch sein, dass ich es unmöglich vergelten kann.


Handle ebenso

Gebe ich, damit ich wieder etwas zurückbekomme, oder gebe ich auch jenen, die mir nichts mehr zurückzahlen können. Gebe ich mit einem Hintergedanken, oder helfe ich Notleidenden, ohne auch nur das Geringste dafür zu erwarten. Ich denke hier aber nicht nur an Geld, sondern auch an unsere Zeit, unser Wissen, unsere Liebe und unsere Barmherzigkeit. Gott gibt immer gratis, das sollte auch mein Handeln am nächsten prägen.



Lk 14, 15-24      31. Woche Dienstag,

In jener Zeit sagte einer der Gäste, der zusammen mit Jesus eingeladen worden war, zu ihm: Selig, wer im Reich Gottes am Mahl teilnehmen darf. Jesus sagte zu ihm: Ein Mann veranstaltete ein großes Festmahl und lud viele dazu ein. Als das Fest beginnen sollte, schickte er seinen Diener und ließ den Gästen, die er eingeladen hatte, sagen: Kommt, es steht alles bereit! Aber einer nach dem andern ließ sich entschuldigen. Der Erste ließ ihm sagen: Ich habe einen Acker gekauft und muss jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! Ein anderer sagte: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Wieder ein anderer sagte: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen. Der Diener kehrte zurück und berichtete alles seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sagte zu seinem Diener: Geh schnell auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Krüppel, die Blinden und die Lahmen herbei. Bald darauf meldete der Diener: Herr, dein Auftrag ist ausgeführt; aber es ist immer noch Platz. Da sagte der Herr zu dem Diener: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird. Das aber sage ich euch: Keiner von denen, die eingeladen waren, wird an meinem Mahl teil-nehmen.



Betrachtung: Ich kann nicht kommen.


Als ich vor vielen Jahren einmal ein Jugendtreffen organisierte, lud ich einfach alle ein, die ich von der Schule oder von den Ministranten her kannte. Kurz vor dem Treffen fragte ich einen Jugendlichen ganz gezielt „Hallo, NN, kommst du morgen zum Treffen.“ Seine Antwort klingt mir heute noch in den Ohren. Er sagte „Ja, ich komme, wenn nichts dazwischenkommt.“

Im Gleichnis entschuldigen sich zwei der Eingeladenen. Der dritte, der geheiratet hat, sagt frei heraus: Ich kann nicht kommen. Manchmal, wenn Leute nicht zum Gottesdienst kommen, dann sagen sie etwas Ähnliches: Ich kann nicht kommen, weil ...

Wer keine Prioritäten für Gott setzt, wird immer Ausreden finden, warum er nicht zum Gottesdienst kommt.

Vielleicht wäre es ehrlicher, sie würden dann sagen: Ich will nicht kommen, weil …



Betrachtung: Eingeladen


Jesus lädt zu einem Festmahl im Reich Gottes ein. Wie wird dieses Festmahl einmal aussehen? Ich glaube nicht, dass meine ganze Fantasie ausreicht, um mir auszumalen, wie schön dieses himmlische Festmahl einmal sein wird. Ich stelle mir vor, dass das Schönste an diesem Festmahl nicht der wunderbar geschmückte Festsaal oder die auserlesenen, kostbaren Speisen und Getränke sind, sondern die Gemeinschaft mit all jenen, die an diesem Festmahl teilnehmen dürfen.


Die himmlische Gemeinschaft

Ich werde feiern in der Gemeinschaft mit der göttlichen Dreifaltigkeit, den Engeln, der Muttergottes und allen Heiligen. Ich werde mich auch freuen dürfen an der Gemeinschaft mit all jenen Brüdern und Schwestern, die bei Gott Gnade gefunden haben von Anbeginn der Welt (vgl. zweites Hochgebet.)

In dieser himmlischen Gemeinschaft wird es keinen Streit und keinen Ärger mehr geben. Neid, Eifersucht, schiefe Blicke, zweideutige Worte … sind in der künftigen Gemeinschaft völlig unbekannt. Es wird eine Gemeinschaft sein, in der man sich einfach nur wohlfühlt.


Die drei eingeladenen Gäste im Gleichnis

Der erste Gast im Gleichnis kümmert sich um sein irdisches Gut, der Zweite ist gegenüber der Einladung mehr als gleichgültig und der dritte Gast entschuldigt sich nicht einmal mehr.


Wenn man sich das Ziel des Lebens, das himmlische Hochzeitsmahl, vorstellt, dann wird man, wie der erste Geladene im Gleichnis, den Sinn seines Lebens nicht auf irdischen Reichtum bauen. Dann wird man sich auch nicht wie der zweite Gast gleichgültig entschuldigen, wenn die Glocken zur heiligen Messe einladen, sondern schon jetzt diese Gemeinschaft suchen. Der dritte Eingeladene braucht das Reich Gottes nicht. Er ist mit dem zufrieden, was die Welt ihm an Sinn und Vergnügen gibt.


Ich bin auch eingeladen!

Am Ende des Gleichnisses werden alle jene eingeladen, denen Gott wichtiger ist als alles andere. Spätestens an diesem Punkt des Gleichnisses sollte ich mich fragen, was Gott für mich bedeutet. Nehme ich die Einladung an oder habe ich Wichtigeres zu tun?



Lk 14, 25-33      31. Woche Mittwoch,

In jener Zeit als viele Menschen Jesus begleiteten; wandte er sich an sie und sagte: Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten und sagen Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet.



Betrachtung: Die eigene Familie gering achten?


Ist dieser Forderung Jesu wirklich so lebensfremd? Warum halten wir denn diese Forderung für zu hart und für zu anspruchsvoll? Ich denke, dass jeder Mann (und natürlich auch umgekehrt) von einer Frau, die er heiraten möchte, das Gleiche erwartet. Er erwartet, dass sie von zu Hause auszieht und zu ihm kommt. Er erwartet, dass er von nun an wichtiger für seine Braut ist als ihr Vater und ihre Mutter. Er erwartet, dass er von nun an eine größere Bedeutung in ihrem Leben hat als ihre Brüder und ihre Schwestern.

Wenn die Braut dagegen mehr Zeit bei ihrer eigenen Familie verbringt als bei ihrem Bräutigam, so muss sie sich fragen, ob sie wirklich zu einer Hochzeit und zu einem Leben mit ihrem Bräutigam bereit ist. Ganz klar sagt uns heute das Evangelium: Wenn du Jesus nachfolgen möchtest, dann brauchst du eine große Liebe zu IHM. Wenn du Jesus dienen möchtest, dann muss deine Liebe zu ihm größer sein als zu den Menschen um dich herum.

Wenn du das nicht möchtest, dann lass die Nachfolge lieber bleiben.



Betrachtung: Alles verlassen


Das ist heute ein sehr unangenehmes Evangelium. Am liebsten würde man es überlesen oder wenigstens so umdeuten, damit es seine Härte und Schärfe verliert. Evangelium bedeutet: Frohe Botschaft. Ist der heutige Bibeltext wirklich eine frohe Botschaft?


Computernomaden

In diesen Tagen habe ich einen Fernsehbericht über Computernomaden gesehen. Das sind Menschen, die mit ihrem Laptop unter dem Arm um die Welt reisen. Dort, wo es ihnen gefällt und wo sie eine Internetverbindung haben, lassen sie sich eine Zeit lang nieder. Über das Internet können sie ihrer Arbeit nachgehen und ihren Lebensunterhalt verdienen. Sicher hat ein solches Leben auch Schattenseiten, aber eigentlich haben sich die Computernomaden von allen gesellschaftlichen Zwängen befreit und machen ihr eigenes Ding.


Alles verlassen

Muss nicht auch jeder, der Jesus nachfolgen möchte, alles verlassen? Das heutige Evangelium plädiert nicht dafür, die unmittelbaren Familienangehörigen zu hassen. Man sollte aber die innere Freiheit und den Mut haben, sich von ihren Vorstellungen, wie mein eigenes Leben auszusehen hat, zu lösen. Jeder Mensch muss sein eigenes Leben leben, darf und soll eigene Ziele und Prioritäten für sein Leben setzen.


Weiter wie bisher?

Im Grunde geht es darum, sich von der alten Forderung „Wir haben das immer schon so gemacht“ oder „Nur so weiter wie bisher“ zu lösen und Neuland unter den Pflug zu nehmen. Wer Jesus folgen möchte, braucht auch eine bestimmte Unabhängigkeit gegenüber der Familie. Nicht um ein autonomes und selbstbestimmtes Leben zu führen, sondern um frei zu sein für die Nachfolge.

 



Lk 15, 1-10        31. Woche Donnerstag,

In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wieder gefunden, das verloren war. Ich sage euch Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wieder gefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.



Betrachtung: Bis er es findet.


Das Gleichnis sagt uns heute, dass uns Gott so sehr liebt, dass er uns sucht, wenn wir verloren gehen. Ist es nicht tröstlich, dass Gott mit seinem zärtlichen Blick über uns wacht? Eltern können gut mitfühlen, wie es Gott geht, wenn sich seine Kinder von ihm abwenden.

Eltern haben schlaflose Nächte und Ängste, wenn ihre kleinen Kinder plötzlich nicht mehr da sind. Wo ist mein Kind? Ist etwas passiert? Geht es ihm gut? Eltern suchen und suchen, solange, bis sie ihr Kind wieder gefunden haben.

Bin ich mir darum bewusst, was ich Gott antue, wenn ich mich von ihm entferne, wenn ich die Sünde suche und auf komischen Wegen gehe? Hat Gott dann, menschlich gesprochen, auch schlaflose Nächte und Ängste um mich? Ich meine ja. Und weil Gottes Liebe größer ist als die der Menschen, leidet er auch mehr an jenen, die verloren gehen. Es ist ein Leiden der Liebe und weil Gott unendlich liebt, leidet er auch unendlich, wenn ich mich von ihm entferne.

Einmal auf Abwegen zu gehen ist nicht besonders tragisch. Aber es wäre eine Katastrophe, wenn ich mich dann von Gott nicht finden lassen würde und auf den Abwegen einfach weitergehe.



Betrachtung: Alle Sünder kamen


Ausdrücklich betont Lukas heute im Evangelium, dass alle Zöllner und Sünder zu Jesus kamen. Sobald bekannt wurde, dass Jesus sich an einem Ort befand, strömten die Sünder aus allen Ecken des Landes herbei, um ihn zu hören. Sie wollten keine Wunder sehen. Sie kamen auch nicht, um Brot zu essen oder von ihren Krankheiten geheilt zu werden, sie kamen, um Jesus zu hören.


Jesus ist gekommen, um die Sünder zu rufen.


  • Mk 2,17: Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
  • Lk 5,32: Ich bin nicht gekommen, um Gerechte, sondern Sünder zur Umkehr zu rufen
  • Lk 15,7: Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.
  • 1Tim 1,15: Paulus sagt: Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Von ihnen bin ich der Erste.


Warum kamen alle Sünder zu Jesus, als er sie rief?

Sie kamen, weil sie bei Jesus Worte der Liebe hörten und Gesten der Zuneigung wahrnahmen. Sie hatten die Liebe Jesu erfahren. In diesem Licht der Liebe konnte dann die Erkenntnis über die eigenen Sünden und die Notwendigkeit zu Bekehrung und Umkehr wachsen.


Die Liebe Gottes erfahren

Darum denke ich, dass es nicht sinnvoll ist, den Leuten immer wieder zu sagen, dass sie Sünder sind, denn dies ahnt oder weiß ein jeder selbst. Besser wäre es, die Menschen in Kontakt mit der Liebe Gottes zu bringen. Dies kann durch eine gut gestaltete Anbetung sein, in der Jesus gegenwärtig ist. Auch würdig gefeierte Sakramente können wie eine Schleuse sein, durch welche Gottes Gnade in das Herz eines Menschen einströmen kann.


Für heute

Wenn ich heute einen Fehler oder eine Sünde an mir entdecke, dann darf ich ruhig ein klein wenig erschrecken. Zuerst aber möchte ich mich dann daran erinnern, dass Jesu gekommen ist für die Sünder – also auch für mich. Halleluja.



Lk 15, 11-32                    Fastenzeit, 2. Woche Samstag

Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durch-gebracht hatte, kam eine große Hungersnot über das Land, und es ging ihm sehr schlecht. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner. Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von weitem kommen, und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein. Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand, und zieht es ihm an, steckt ihm einen Ring an die Hand, und zieht ihm Schuhe an. Bringt das Mastkalb her, und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn mein Sohn war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden. Und sie begannen, ein fröhliches Fest zu feiern. Sein älterer Sohn war unterdessen auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn heil und gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte dem Vater: So viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich gegen deinen Willen gehandelt; mir aber hast du nie auch nur einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern; denn dein Bruder war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wieder gefunden worden.



Betrachtung: Der Vater schweigt.


Es wundert mich, dass der Vater schweigt, als sein jüngster Sohn vor ihm steht, um das Erbe zu fordern. Weder durch eine Geste, noch durch ein Wort noch durch ein Zeichen gibt der Vater zu verstehen, dass er wünscht, dass der Sohn zu Hause bleibt. Der Vater schweigt – und leidet.


So lässt auch Gott den Menschen schweigend machen, was er will. Er könnte ihn durch die Kraft der Gnade vor der Sünde bewahren, aber er schweigt und lässt den Menschen die Freiheit. Gott lässt den Menschen in ein fernes Land ziehen und er lässt ihn nach seinen eigenen Wünschen schalten und walten. Merkwürdig ist nur, dass der Mensch, solange es ihm gut geht, nicht an Gott denkt. Erst wenn es ihm schlecht geht und er am Schweinetrog sitzt, erinnert er sich an Gott und sagt: Gott, wie konntest du das nur zulassen? Der jüngere Sohn tut das aber nicht und das ist seine Rettung.


In der äußersten Not und in der Fremde kommt dem Sohn in den Sinn, dass es ihm im Hause des Vaters gut ging. Er erinnert sich daran, wie der Vater nicht nur zu ihm, sondern auch zu den Knechten und Tagelöhnern gut war. Die harte Behandlung, die er im fremden Land erfährt, ruft ihm die sehr gute Behandlung im Hause seines Vaters ins Gedächtnis. Er erinnert sich nicht daran, was der Vater gesagt hat, aber er weiß noch genau, dass er gut gehandelt hat. Die gute Tat blieb (im Gegensatz zum Wort) im Gedächtnis.


Vielleicht können wir auch auf diesem Hintergrund sagen: Lieber weniger schöne Worte machen, sondern zur guten Tat schreiten, denn diese bleibt den Menschen eher in Erinnerung.



Betrachtung: Es ging ihm gut.


Der Sohn nahm sein Geld und verabschiedete sich von Vaterhaus. Es ging ihm gut, er braucht nicht zu arbeiten, er lebte von den Reserven, die der Vater über all die Jahre angespart hatte. Eine ganze Zeit lang ging es gut, es fehlte ihn nichts, er war zufrieden mit sich und der Welt. Vielleicht ging es ihm Jahre lang gut, denn das Vermögen war groß.


Es gibt auch heute Menschen, die sich lossagen vom Vaterhaus abmelden von der Kirche, dem lieben Gott „lebe wohl“ sagen und ihr eigenes Leben leben. Diesen Menschen geht es gut. Sie haben nicht das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt. Sie leben in Wohlstand und im Frieden.


Eines möchte ich diesen Menschen, die sich von Gott losgesagt haben, zu bedenken geben. Vielleicht leben auch sie von den Reserven, die andere vor ihnen angelegt haben.


Ich meine hier vor allem "Gebetsreserven". Ich kann mir gut vorstellen, dass der Friede, den wir in Deutschland erfahren dürfen, erbetet worden ist von jenen, die schon einmal einen Krieg miterlebt haben. Wir ernten heute die Früchte des Gebetes um Frieden von anderen. Der Friede in unserem Land ist nicht selbstverständlich, er wurde erbetet.


So wie sich ein Einzelner von Gott verabschiedet, so kann sich auch ein ganzes Land von Gott verabschieden. Eine gewisse Zeit lang halten die Reserven, aber dann sind sie verbraucht. Eine gewisse Zeit kann der Friede aufrechterhalten werden, allein durch menschliche Überlegungen und Anstrengungen. Der Friede ist nur der Normalzustand, wenn Gott hilft. Wenn dagegen ein Land die Hilfe Gottes nicht in Anspruch nimmt, ist der Unfriede der Normalzustand.


Der Sohn lebte von den Reserven. Achten wir darauf, dass wir niemals auf unsere Reserven zurückgreifen müssen, sondern halten wir die Beziehung zu Gott frisch, damit wir einen großen Vorrat, ein dickes Konto an Vertrauen und Liebe haben.



Lk 16, 1-8          31. Woche Freitag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Diesen beschuldigte man bei ihm, er verschleudere sein Vermögen. Darauf ließ er ihn rufen und sagte zu ihm: Was höre ich über dich? Leg Rechenschaft ab über deine Verwaltung! Du kannst nicht länger mein Verwalter sein. Da überlegte der Verwalter Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? Zu schwerer Arbeit tauge ich nicht, und zu betteln schäme ich mich. Doch - ich weiß, was ich tun muss, damit mich die Leute in ihre Häuser aufnehmen, wenn ich als Verwalter abgesetzt bin. Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen und fragte den ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Er antwortete Hundert Fass Öl. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setz dich gleich hin, und schreib „fünfzig“. Dann fragte er einen andern: Wie viel bist du schul-dig? Der antwortete: Hundert Sack Weizen. Da sagte er zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, und schreib „achtzig“. Und der Herr lobte die Klugheit des unehrlichen Verwalters und sagte Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.



Betrachtung: Die Klugheit des unehrlichen Verwalters


Alles beginnt mit einer Denunziation. Der Verwalter wird der Untreue beschuldigt. Der Chef, ein reicher Mann, prüft die Anschuldigung jedoch nicht erst nach, was er eigentlich tun müsste, sondern er entlässt den Verwalter auf der Stelle. Eine Anschuldigung genügt und der Chef kündigt seinem Verwalter. Das ist unfair. Der reiche Mann scheint ein ziemlich gewissenloser Chef zu sein. Er ist brutal und unkorrekt.

Ich finde es klug, dass der Verwalter zunächst den kleinen Bauern und Schuldnern durch einen kleinen Trick hilft. Bevor der Verwalter dem ohnehin schon reichen, aber ungerechten Chef auf Kosten der kleinen Land-arbeiter zu noch mehr Reichtum verhilft, lässt er nun den sozial schlechter gestellten Arbeitern eine Hilfe zukommen.

Sicher, Jesus nennt den Verwalter einen „unehrlichen Verwalter“. Er verurteilt also sein Handeln, aber trotzdem kann ich das Handeln des Verwalters auch irgendwie verstehen.



Betrachtung: Kinder dieser Welt


Jesus lobte in diesem Gleichnis die Klugheit des unehrlichen Verwalters, weil er aus seiner Situation das Beste herausholte. Im letzten Moment zog er sozusagen noch seinen Kopf aus der Schlinge.

Jesus erteilt uns mit diesem Gleichnis eine kräftige Lehre.


Die Kinder dieser Welt

Die Kinder dieser Welt sind klug und findig, um sich aus einer misslichen Situation zu retten. Die Klugheit der Kinder dieser Welt ist raffiniert. Sie setzen ihre Talente ein, um gut durchzukommen. Der unehrliche Verwalter rettet sich, indem er sich neue Freunde sucht. Dass er durch sein Handeln jedoch seinem alten Freund, seinem Herrn schadet, erscheint ihm völlig nebensächlich. Die Klugheit dieser Welt sucht oft nur ihren eigenen Vorteil.

Der Akzent des Gleichnisses liegt jedoch nicht darin, dass wir das Handeln des unehrlichen Verwalters bewerten, sondern dass wir erkennen, dass er seine Talente maximal einsetzt.


Die Kinder Gottes

Wo zeigen die Christen, dass sie klug und findig umgehen mit dem, was ihnen vom Herrn an Gaben und Talenten geschenkt worden ist? Setzen die Christen ihre Talente auch maximal zum Wohl der Menschen um sie herum ein? Wie gehen wir mit den Gütern um, die wir geerbt oder erworben ha-ben?


Die Kinder dieser Welt nutzen alle Möglichkeiten, die sie haben, zu ihrem Vorteil aus, selbst wenn sie anderen dadurch schaden. Die Kinder Gottes sollten alle Möglichkeiten ausnutzen, um anderen zu helfen, auch wenn sie einen kleinen Nachteil davon erwarten müssen. Das ist der Unterschied, auf den es ankommt.

 


Lk 16, 9-15        31. Woche Samstag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es mit euch zu Ende geht. Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen, und wer bei den kleinsten Dingen unrecht tut, der tut es auch bei den großen. Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen? Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut nicht zuverlässig gewesen seid, wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Das alles hörten auch die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über ihn. Da sagte er zu ihnen: Ihr redet den Leuten ein, dass ihr gerecht seid; aber Gott kennt euer Herz. Denn was die Menschen für großartig halten, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel.



Betrachtung: Der ungerechte Mammon


Das heutige Evangelium ist eine „harte Nuss“. Auf der einen Seite ist der Mammon ungerecht, auf der anderen Seite soll man sich damit aber Freunde schaffen. Wie bringt man dies zusammen? Ich habe folgenden Gedanken. Geld an sich ist nicht ungerecht. Man braucht Geld zum Leben. „Ohne Moos nix los“. Aber zu viel Geld verdirbt den Charakter.

Manchmal lesen wir von Lotto-Millionären, von Menschen, die über Nacht viel Geld gewonnen haben, aber in kurzer Zeit wieder alles ausgeben und dann ärmer zurückbleiben als vor dem Gewinn. Es wäre besser gewesen, mit diesem Geld den Menschen in Not zu helfen. Ungerecht wird der Mammon erst dann, wenn er zum einzigen Lebensinhalt wird. Ungerecht wird der Mammon erst dann, wenn ich es nur mir gut gehen lasse und die anderen dabei vergesse.

Mit dem Geld einer Lottomillion kann ich mir eine großartige Jacht oder ein großartiges Auto kaufen. Aber was für die Menschen großartig ist, das ist in den Augen Gottes ein Gräuel. Ein Gräuel ist es für Gott, wenn ich nur für mich lebe.



Betrachtung . Macht euch Freunde


Das heutige Evangelium man muss sicher in Zusammenhang mit der gest-rigen Bibelstelle lesen. Wir können uns heute aber einmal fragen:


Was ist denn der ungerechte Mammon?

Beim ungerechten Mammon denken wir vielleicht immer an einen rechten Bazen Geld. Der ungerechte Mammon kann unser materieller Reichtum sein, an dem wir hängen, das kann aber auch ein geistiger Reichtum sein, auf den wir stolz sind. Am ungerechten Mammon hängt unser Herz. Der ungerechte Mammon zieht uns weg von Gott und isoliert uns von unseren Brüdern und Schwestern.


Der ungerechte Mammon ist irgendetwas,


  • das unseren Seelenfrieden und unsere Verbindung mit Gott stört, weil unser Herz nicht an IHM hängt, sondern am Mammon.
  • das unsere Gemeinschaft untereinander beeinträchtigt, weil ich nur an mich und meinen Mammon denke und nicht an die Bedürfnisse der Menschen um mich herum.


Macht euch Freunde

Wenn wir uns von Dingen lösen, die unsere Beziehung zu Gott behindern, dann dienen wir Gott und nicht dem Mammon. Wenn wir unsere Gaben und Talente einsetzen für jene, die sie dringender brauchen als wir selbst, dann gewinnen wir darüber hinaus sogar noch Freunde.



Lk 16, 19-31      Fastenzeit, 2. Woche Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag herrlich und in Freu-den lebte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Als nun der Arme starb, wurde er von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von weitem Abraham, und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir, und schick Lazarus zu mir; er soll wenigstens die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, denk daran, dass du schon zu Lebzeiten deinen Anteil am Guten erhalten hast, Lazarus aber nur Schlechtes. Jetzt wird er dafür getröstet, du aber musst leiden. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, so dass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, nur wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.



Betrachtung: Lazarus


Der Reiche war nicht in der Unterwelt, weil er reich war,

schöne und teure Kleidung trug und in Freuden lebte. Er kam nach seinem Tod in die Unterwelt, weil er das Gute nicht getan hat. Er hat Lazarus nicht gesehen, hat nicht geholfen, kein gutes Wort zugesprochen, keine Hilfe geleistet …

Hierzu einfach eine kleine Geschichte, die ich einmal gehört habe.

Die Hölle war überfüllt, doch noch immer stand eine lange Menschen-schlange an. Schließlich musste der Teufel selbst herauskommen, um die Bewerber fortzuschicken. Er sagte: „Bei mir ist alles überfüllt, nur noch ein einziger Platz ist frei und diesen Platz muss der ärgste Sünder bekommen.“ Nun forschte er unter den Anstehenden und hörte sich ihre Verfehlungen an. Was auch immer sie ihm erzählten, nichts schien ihm schrecklich genug. Er wollte für sie nicht den letzten Platz in der Hölle hergeben. Wieder und wieder blickte er der Schlange entlang, aber schließlich sah er einen, den er noch nicht bemerkt hatte.

„Was ist eigentlich mit Ihnen, dem Herrn da, der alleine steht. Was haben Sie getan?“

„Nichts“, sagte der Mann, „ich bin ein guter Mensch.“

„Sie müssen doch etwas getan haben“, sagte der Teufel. „Jeder Mensch stellt etwas an.“

„Ich sah wohl die Not der Flüchtlinge, sagte der gute Mensch, aber ich hielt mich von ihnen fern. Ich sah Menschen, wie sie ihre Mitmenschen verfolgten, aber ich beteiligte mich nicht daran. Ich habe gehört, dass Kinder hungern und die Schwachen verfolgt werden, aber ich habe mich nicht eingemischt. Bettler klingelten an meiner Türe, aber ich gab ihnen kein Geld, wer weiß, ob sie nicht in der nächsten Kneipe alles versaufen. Ich alleine widerstand der Versuchung und tat nichts.“

„Absolut nichts?“ fragte der Teufel ungläubig. „Sind Sie sich 100-prozentig sicher, dass sie das alles angesehen haben und nichts getan haben.“

„Ich habe nichts getan“, sagte der gute Mensch. Nur um sicherzugehen, fragte der Teufel noch einmal.

„Sie haben wirklich nichts getan?“

„Nein!“

„Dann komm herein, mein Sohn, der Platz gehört dir“, sagte der Teufel.

Und als er den guten Menschen hereinließ, drückte sich der Teufel zur Seite, um den guten Menschen nicht berühren zu müssen. Sogar der Teufel hat sich vor dem guten Menschen geekelt.



Betrachtung: Wer sind die Reichen?


Heute stelle ich mir für einen kurzen Moment vor, wie ein Mensch in den großen Migrationsströmen dieser Welt oder im Elendsviertel in Kalkutta oder in den Sammellagern der Kriegsflüchtlinge dieses Evangelium liest.


Welche Antwort geben jene, die alles verloren haben, auf die Frage: Wo sind die Reichen? In welchem Land leben die reichen Menschen? Auf welches Land würden sie mit dem Finger auf einer Landkarte zeigen, wenn sie ein Land mit sozialer Sicherheit und äußerem Wohlstand suchen würden?


Können wir uns vorstellen, dass sie vielleicht auf unser Land Deutschland zeigen könnten?


Unsere Gesellschaft erinnert uns ständig daran, dass wir Komfort und Wohlbefinden genießen und unbeschwert leben sollen. Die Armen erinnern uns daran, dass wir jenem reichen Mann im Evangelium gleichen, der die Not des Lazarus vor seiner Haustür wohl sah, sich aber nicht um ihn kümmerte.


Es ist wichtig, dieses Gleichnis oft zu betrachten, um auch Verantwortung für die Armen zu übernehmen. Unsere Sterbestunde steht bereits vor der Tür und wir müssen immer bereit sein, denn eines Tages werden wir beurteilt werden.


Jesus warnt vor der doppelten Gefahr der Güter der Erde. Jesus verurteilt den Besitz irdischer Güter jedoch nicht absolut, sondern besteht vielmehr darauf, ihre Besitzer an das doppelte Gebot der Gottes- und Nächstenliebe zu erinnern. (Hl. Johannes Paul II)


„Es bleibt jedoch immer die Gefahr, dass die Stolzen, Reichen und Mächtigen sich Christus gegenüber immer mehr verschließen und sich daher selbst verdammen, in den ewigen Abgrund der Einsamkeit, die Hölle, zu fallen.“ (Franziskus)


„Wer erkennt nicht in der großen Zahl von Menschen ohne Brot, Dach und Bleibe, Lazarus, den hungrigen Bettler im Gleichnis Jesu? Wie kann man die Stimme Jesu überhören: „Das habt ihr auch mir nicht getan?" (Mt 25,45)? (Katechismus der katholischen Kirche, Nr. 2463)


Lk 17, 1-6          32. Woche Montag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor! Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.



Betrachtung: So sollst du ihm vergeben.


Den mittleren Teil des heutigen Evangeliums überfliegen wir gerne. Wir stimmen dem Anfang im Evangelium zunächst zu, dass Verführungen kommen, denken dabei aber oft an die anderen, an die Strukturen, an die Geistesströmungen unserer Gesellschaft, die uns verführen.

Das Ende des Evangeliums weckt hoffentlich die Sehnsucht nach einem stärkeren Glauben in uns. Aber es sollte nicht eine Sehnsucht nach einem Wunder-Glauben sein, sondern eine Sehnsucht nach einem Glauben, der sich voll Vertrauen an Jesus bindet, egal was kommt.


Den mittleren Teil des heutigen Textes dagegen überlesen wir gerne, dabei sind wir hier jedoch im Zentrum des Evangeliums angelangt. Ich kann mich nicht herausreden, dass die anderen gemeint sind. Jesus meint mich und Dich, der Du gerade diese Zeilen liest. Also: Denke einmal nach, wem du heute noch zu vergeben hast. Weiter gilt: Bevor ich nicht bereit bin, dem anderen immer und immer wieder zu vergeben, macht es keinen Sinn, um einen größeren Glauben zu bitten. Jesus hat diese Reihenfolge nicht zufällig gewählt.

Erst vergeben, dann bitten. Wir spüren: Es gibt für uns alle sicher noch etwas zu tun.



Betrachtung: leicht verständlich


Durch viele und kluge Worte kann man diesem Evangelium auch die Kraft nehmen. Eigentlich ist es so einfach, dass man die einzelnen Teile der heutigen Schriftlesung sofort versteht.


Der Mühlstein um den Hals

Mit den Kleinen meint Jesus jene, die noch Anfänger im Glauben sind. Wir alle waren einmal Anfänger im Glauben und so ist dieses Wort „die Kleinen“ nicht negativ gemeint. Als Christ soll mein Leben für jene, die gerade zum Glauben gefunden haben, ein Vorbild sein. Ich soll nicht Lehren verkünden, die mit dem katholischen Glauben nicht in Einklang stehen. Mein Leben soll dem Evangelium entsprechen.


Siebenmal vergeben

Diese Forderung Jesu braucht man nicht zu kommentieren. Ich stelle mir vor, dass jedem sofort Menschen einfallen, denen er immer wieder vergeben muss, weil sie ihn schon oft verletzt haben.


Stärke unseren Glauben

Das bisher Gesagte ist einsichtig und leicht zu verstehen. Eine andere Sache aber ist es, die Erkenntnis auch in das tägliche Leben umzusetzen. Worte sind schnell gemacht, aber die Tat zeigt, wie ernst es uns mit unserem Christenleben ist. Die Apostel spüren dies und darum bitten Sie Jesus: Stärke unseren Glauben.


Glaube wie ein Senfkorn

Wenn wir keine Kraft zur Vergebung haben, dann können wir Gott bitten, dass er uns die Bereitschaft zur Vergebung schenkt. Der Glaube sieht Wege und Möglichkeiten, wo die Vernunft an ein Ende kommt.



Lk 17, 7-10        32. Woche Dienstag,

In jener Zeit sprach Jesus: Wenn einer von euch einen Sklaven hat, der pflügt oder das Vieh hütet, wird er etwa zu ihm, wenn er vom Feld kommt, sagen: Nimm gleich Platz zum Essen? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Mach mir etwas zu essen, gürte dich, und bediene mich; wenn ich gegessen und getrunken habe, kannst auch du essen und trinken. Bedankt er sich etwa bei dem Sklaven, weil er getan hat, was ihm befohlen wurde? So soll es auch bei euch sein. Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.



Betrachtung: Wenn einer von euch einen Sklaven hat.


Ich habe keinen Sklaven, kann ich dann dieses Evangelium vergessen und überlesen? Natürlich nicht. Immer wird es Menschen um mich herum geben, die nicht die gleichen guten Lebensbedingungen haben, wie sie mir geschenkt sind. Menschen, die krank oder behindert sind. Menschen, die das Schicksal gebeutelt hat oder solche, die nicht die Chance auf eine gute solide Ausbildung hatten. Sie stehen deshalb in der sozialen Rangordnung nicht unter mir, sondern sind mindestens auf Augenhöhe.

Die Frage ist doch: Wie sehe ich mich selbst. Sehe ich mich als einen Herrn, der bestimmt oder als einen Christen, der dient.

Als Christen sind wir letztlich alle Knechte und Mägde des HERRN und sollen alle Menschen mit Würde und Respekt behandeln.



Betrachtung: Der Herr


Die anderen beiden Gleichnisse vom Knecht und vom Herrn im Lukasevangelium handeln davon, dass der Herr noch weit weg ist und zu einer unbekannten Stunde wieder nach Hause kommt. (Lk 12,35 - 48; 19,12 - 27)


Gott ist der Herr

Im heutigen Gleichnis dagegen ist es umgekehrt. Der Herr ist zu Hause und wartet auf den Knecht, der am Abend von der Arbeit zurückkommt. Das Evangelium heute ist ziemlich hart. Der Herr bedankt sich nicht für die Arbeit des Knechtes, er belohnt ihn nicht und er gönnt ihm auch keine Ruhepause, denn sofort muss er weiter arbeiten und das Abendessen des Herrn bereiten.


Gott ist der Herr

Gott sitzt eben nicht in einem Stuhlkreis mitten unter uns und bespricht wie in einem synodalen Prozess auf Augenhöhe und gleichberechtigt die Probleme der Kirche. Gott ist der Herr! Der Mensch ist nur am rechten Platz, wenn er weiß, dass er der Diener ist. Der Herr, Gott, hat das Sagen. Er bestimmt, und zwar: Top down.


Gott ist der Herr

Wir haben kein Recht darauf, Gott gegenüber Ansprüche zu stellen. Wir erfüllen nur die Aufgabe, die er uns aufgetragen hat. Das Paradoxe dabei ist: Je mehr wir darauf verzichten, selbst bestimmen zu wollen, desto freier werden wir. Dienen wir Gott als Knechte und Mägde, dann werden wir mit der Zeit spüren, dass als Lohn ein innerer Friede in unser Herz einziehen wird.



Lk 17, 11-19      32. Woche Mittwoch,

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa. Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen. Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Einer von ihnen aber kehrte um, als er sah, dass er geheilt war; und er lobte Gott mit lauter Stimme. Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien. Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden? Und er sagte zu ihm: Steh auf und geh! Dein Glaube hat dir geholfen.



Betrachtung: Sie blieben in der Ferne stehen.


Sie blieben in der Ferne stehen. Schon damals gab es Abstandsregeln nicht nur bei uns heute, in Zeiten von Corona. Die Aussätzigen müssen in der Ferne stehen bleiben. Sie trauen sich nicht näher heran, sie dürfen auch nicht näher herankommen. Wie gut, dass wir nicht in der Ferne stehen bleiben müssen, um Jesus zu begegnen. In der Kommunion sind wir IHM ganz nahe, so nahe, dass wir IHN sogar auf den Händen tragen können. IHN berühren können. „Geht und zeigt euch den Priestern.“ Das ist ein sehr kühles Wort, das Jesus den 10 Aussätzigen sagt. Wir würden uns wünschen, dass Jesus ein Wort des Trostes für diese armen Kreaturen hat, oder dass er sogar ein Heilungsgebet über ihnen spricht. Nichts von allem. Kennen Sie dies nicht auch? Ist Gott nicht manchmal auch recht kühl zu uns. Wir spüren IHN nicht, wir merken nichts von diesem Gott der Liebe. Da ist kein Wort des Trostes und erst recht keine Heilung in der Krankheit. …. Zweifel dürfen sein.


Wundern Sie sich nicht über Glaubenszweifel, sondern danken sie Gott, wenn sie trotz Zweifel doch noch einen Hilfeschrei, ein Gebet über Ihre Lippen bringen. Die Aussätzigen konnten auch nur noch sagen: „Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!“



Betrachtung: Kein Glaube, aber Hoffnung


Manche Menschen meinen, dass sie nur von Gott erhört werden, wenn sie einen starken, unerschütterlichen Glauben haben. Andere wagen erst gar nicht, Jesus um Heilung einer Krankheit zu bitten, weil sie auch Zweifel und Fragen in sich selbst verspüren.


Die Aussätzigen kommen ohne Glauben

Zum Glück schildert uns Lukas aber das heutige Evangelium, denn es zeigt uns, dass für Gott kein Glaube notwendig ist, um Wunder zu vollbringen, Gebete zu erhören und Kranke zu heilen. Alle zehn Aussätzigen kamen ohne Glaube an Jesus. Sie sehen in Jesus einen Lehrer, aber nicht den Messias, darum nennen sie Jesus „Meister“. Aber dennoch wurden alle zehn von ihrem Aussatz geheilt. Der Samariter hat neben der körperlichen Heilung auch eine Heilung seiner Seele erfahren. Die Heilung führte ihn zum Glauben an Jesus als den Messias. Darum sagte Jesus zu ihm: Dein Glaube hat dir geholfen.


Die Aussätzigen kommen mit Hoffnung

Die Aussätzigen hatten gehört, dass Jesus an anderen Orten bereits viele Menschen geheilt hatte. Da er gerade in der Nähe war, wollten sie auch ihr Glück versuchen. Sie kamen ohne Glaube an den Messias, aber dafür mit einer großen Portion Hoffnung und Sehnsucht nach Heil und Heilung. Sie hofften, dass jener, der bereits anderen geholfen hatte, auch ihnen helfen würde.


Welcher Trost für uns

Auch wenn wir keinen bergeversetzenden Glauben haben, dürfen wir mit allem, was uns bewegt, zu Jesus kommen. Unser Glaube ist manchmal klein und von Zweifeln angenagt, aber Hoffnung und Sehnsucht auf Heil hat jeder von uns genug in seinem Herzen. Wenn unser Glaube klein und schwach ist, dann nehmen wir einfach unsere Hoffnung und unsere Sehnsucht auf Heil und gehen damit zu Jesus. Jesus schaut dann nicht auf unseren kleinen Glauben, sondern auf unsere große Sehnsucht.



Lk 17, 20-25      32. Woche Donnerstag,

In jener Zeit als Jesus von den Pharisäern gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte. Man kann auch nicht sagen Seht, hier ist es, oder Dort ist es! Denn Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch. Er sagte zu den Jüngern: Es wird eine Zeit kommen, in der ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben; aber ihr werdet ihn nicht erleben. Und wenn man zu euch sagt: Dort ist er! Hier ist er!, so geht nicht hin, und lauft nicht hinterher! Denn wie der Blitz von einem Ende des Himmels bis zum andern leuchtet, so wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen. Vorher aber muss er vieles erleiden und von dieser Generation verworfen werden.



Betrachtung: So wird der Menschensohn an seinem Tag erscheinen.


Nach der Wandlung in der Eucharistiefeier betet die Gemeinde „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“ Das ist ein ganz wunderbares Gebet. Ein altes Prinzip der katholischen Kirche lautet: Was wir in offiziellen Gebeten der Kirche beten, das entspricht auch unserem Glauben, was wir beten, das glauben wir. Und der Eucharistiefeier beten wir. „Bis du kommst in Herrlichkeit.“ Jesus wird einmal wiederkommen – wie schön.

Wird da eine Sehnsucht in uns wach, wenn wir dies beten? Ist da eine Freude in uns, dass die Geschichte einmal an ihr Ende kommen wird und Jesus, der Herr, sichtbar wieder zu uns kommen wird? Einmal wird Jesus wieder kommen, plötzlich und unerwartet und sichtbar für alle Menschen, die dann noch leben werden. Das wird gigantisch!

Ich kann nur hoffen und beten: Maranatha, komm, Herr Jesus, komme bald.



Betrachtung. Das Reich Gottes ist in mir.


Wenn Jesus sagt: Das Reich Gottes ist schon mitten unter euch, dann kann dies nur bedeuten, dass das Reich Gottes in der allernächsten Umgebung zu finden ist. Vielleicht darf man auch von der Mehrzahl (unter euch) auf die Einzahl (in mir) schließen. Das Reich Gottes ist nicht nur unter uns, es ist auch in mir.


Das Reich Gottes ist in mir

Ich habe schon eine ganze Menge Sakramente empfangen. Taufe, Firmung, Priesterweihe, Krankensalbung. Dutzende Male wurde mir der Beichte die Vergebung der Sünden geschenkt und sicher mehr als 10.000 Mal habe ich Jesus in der Kommunion empfangen.


Die Taufe reinigt nicht nur von allen Sünden, sondern macht den Neugetauften zugleich zu einer „neuen Schöpfung" (KKK 1265).


Die Firmung …vereint uns fester mit Christus und vermehrt in uns die Gaben des Heiligen Geistes (KKK1303).


Und von der Priesterweihe schreibt der Katechismus: Durch die Gnade des Heiligen Geistes, die diesem Sakrament innewohnt, wird der Geweihte Christus dem Priester, Lehrer und Hirten angeglichen, als dessen Diener er eingesetzt ist (KKK 1585).

Wenn ich all dies bedenke und betrachte, dann kann ich nur noch dankbar sagen: Jesus ist bei mir, Jesus ist in mir, das Reich Gottes ist bereits in mir.


Das Reich Gottes ist in mir!

In mir also möchte das Reich Gottes seine Kraft entfalten. Aus mir heraus möchte das Reich Gottes wirken. Sicher kommt das Reich Gottes einmal am Ende der Welt und dann wird die Erde mit allem, was dazugehört, neu geschaffen. Wichtiger für den Moment ist jedoch, dass ich meine Aufmerksamkeit nach innen verlege.


Mit großer Wahrscheinlichkeit kommt das Reich Gottes heute noch nicht mit einer raschen Umwälzung aller Verhältnisse in der äußeren Welt. Sicher dagegen ist, dass Jesus bereits in mir wohnt. Jesus möchte in mir und durch mich das Reich Gottes verwirklichen. Darum ist es wichtig, dass ich Jesus in mir entdecke, wirken und handeln lasse.


Ein Christ zu sein ist gigantisch schön, denn in jedem Christen ist das Reich Gottes bereits angebrochen. Herzlichen Glückwunsch, wenn Sie, lieber Leser, ein Christ sind. Das Reich Gottes ist in Ihnen zu finden.



Lk 17, 26-37      32. Woche Freitag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie es zur Zeit des Noach war, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein. Die Menschen aßen und tranken und heirateten bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging; dann kam die Flut und vernichtete alle. Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart. Wer dann auf dem Dach ist und seine Sachen im Haus hat, soll nicht hinabsteigen, um sie zu holen, und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren. Denkt an die Frau des Lot! Wer sein Leben zu bewahren sucht, wird es verlieren; wer es dagegen verliert, wird es gewinnen. Ich sage euch Von zwei Männern, die in jener Nacht auf einem Bett liegen, wird der eine mitgenommen und der andere zurückgelassen. Von zwei Frauen, die mit derselben Mühle Getreide mahlen, wird die eine mitgenommen und die andere zurückgelassen. Da fragten sie ihn Wo wird das geschehen, Herr? Er antwortete: Wo ein Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.



Betrachtung: Der Tag, an dem sich der Menschensohn offenbart.


Nachdem die Gemeinde das „Vater unser“ gebetet hat, spricht und betet der Priester „Erlöse uns Herr allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.“


Wir sollten so leben, dass die Menschen um uns herum spüren, dass wir unsere Hoffnung auf jemanden richten, der noch kommen wird. Die Menschen sollten erkennen, dass wir Christen nicht einfach nur essen, trinken, kaufen und verkaufen, pflanzen und bauen, ohne Hoffnung. Die Menschen sollten erkennen, dass wir Christen jemanden erwarten, der alles wieder ins Lot bringt und die Welt zur Vollendung führen wird. Wie ein Bräutigam auf die Hochzeit mit seiner Braut wartet, so sollen die Menschen uns Christen erfahren: Wir warten auf das Kommen Jesus, wir erwarten voller Sehnsucht das Kommen des Herrn. Genau um das beten wir doch in jeder heiligen Messe nach dem „Vater unser“, dass wir das Kommen des Herrn Jesus Christus erwarten.



Darum ist mir das Gebet nach dem „Vater unser“ so wichtig.



Betrachtung: Die Zeit des Noach


Der Herr sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Da sprach Gott zu Noach: Ich sehe, das Ende aller Wesen aus Fleisch ist gekommen; denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat (Gen 6,5ff). Die Generation des Noach war brutal und es war alles andere als leicht, zur damaligen Zeit zu leben. Es wurde geklaut und gemordet, was das Zeug hielt. Einzig Noach und dessen Familie bildeten die große Ausnahme.


Noach baute viel Jahre an der Arche

Manche meinen, dass Noach 120 Jahre an der Arche gebaut hat, andere nehmen eine Zeitspanne von 100 oder 80 Jahren an. Auf jeden Fall aber war es sicher ein Lebenswerk des Noach. Sein ganzes Leben lang kündigte er das bevorstehende Gericht Gottes an. Ist es nicht erschütternd, dass keiner seiner Zeitgenossen die Botschaft vom bevorstehenden Gericht ernst genommen hat? Lange stand die Tür zur Arche offen, lange wurde Noah belächelt. Offensichtlich hielten sich alle für viel zu gut und gerecht, als dass ausgerechnet sie auf eine solche Rettungs-Arche angewiesen wären. So liefen sie kopfschüttelnd weiter, trieben ihre Späßchen und suchten nach Ablenkung und Zerstreuung.


Du musst auch hineingehen

Wer die Arche nur von außen sah, war hoffnungslos verlorenen. Wer jedoch durch die Türe ging war in der Arche mit Sicherheit völlig gerettet. Ebenso gilt für uns, dass es für jene, die in Christus sind, keinen Untergang fürchten müssen. Die Stürme werden zwar toben, aber in der Arche, in Christus bist du gerettet. Für alle, die bewusst nicht durch die Türe der Arche gehen, sich bewusst gegen Christus entscheiden, sieht die Sache dann schon anders aus.


Die Tür steht offen

Noch steht diese Tür zu unserer Errettung offen, so wie damals, als die Tür der Arche sehr lange offenstand. Noah baute Tag für Tag an der Arche, die Leute, die vorübergingen, konnten ihn tagtäglich beobachten. Können wir nicht auch täglich beobachten, dass die Zeichen der Zeit „auf Sturm stehen“. So muss ich mich fragen: Gehe ich hinein, oder schaue ich von außen zu?


Lk 18, 1-8          32. Woche Samstag,

In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie alle-zeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schrei-en, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?



Betrachtung: Wird der Menschensohn … noch Glauben vorfinden?


Das Evangelium stellt heute eine schwierige Frage. Alle Anzeichen in Deutschland weisen darauf hin, dass der Glaube schwindet und in wenigen Jahren ganz erloschen sein wird. Nun, das ist besorgniserregend und es ist eine traurige Entwicklung. Und dennoch ändert dies nichts daran, dass ich selbst herausgefordert bin, meinen eigenen Glauben in Jesus zu verankern. Ich darf nicht darauf schauen, wie die anderen leben, wie die Gesellschaft ohne einen Glauben an Gott auszukommen scheint.

Wenn der Menschensohn kommt, wird er mich nicht fragen: Edgar, haben die anderen geglaubt? Der Menschensohn wird mich fragen: Edgar, glaubst du an mich.

Ich hoffe, dass ich dann wenigstens wie Thomas, der Ungläubige, nachdem er seine Hand in die Seitenwunde des Herrn gelegt hat, sagen kann: Mein Herr und mein Gott!



Betrachtung. Gott hört dich schon


Zwei Fragen beschäftigen mich im Zusammenhang mit diesem Gleichnis.


Erstens: Ist mein Beten wirklich ein ausdauerndes und ein hartnäckiges Beten? Schreie ich bei Tag und bei Nacht zu Gott, wenn eine Not mich bedrängt? Ringe ich im Gebet eine lange Zeit um eine bestimmte Sache mit Gott, oder werde ich nach kurzer Zeit „gebetsmüde“, weil die Hilfe ausbleibt?


Zweitens: Manchmal scheint es mir, als ob der Himmel verrammelt und verriegelt ist. Ich bete, aber es kommt keine Antwort von drüben, Gott scheint zu schlafen und mein Beten und mein Rufen nicht zu hören. Es gibt allerhand gescheite theologische Winkelzüge, die versuchen zu erklären, warum Gott Gebete nicht erhört. Aber heute lese ich eben im Evangelium: Unverzüglich!


Gott hört schon – keine Sorge

Auch wenn ich oft genug keine Gebetserhörung erfahre, ändert dies nichts an meiner Einstellung Gott gegenüber. Er hört und er weiß! Das genügt mir. Ob Gott Gebete erhört oder nicht, ist seine Sache. Meine Aufgabe ist es zu beten und die Not der Menschen um mich herum im Gebet vor Gott zu tragen. Gottes Aufgabe ist es dann, alles zu ordnen, so wie es recht und gut ist. Das eine Gebet wird er unverzüglich erfüllen, das andere eben später und wieder andere Gebete eben nicht.

Keine Sorge, Gott hört dich schon und er macht es recht.



Lk 18, 9-14        Fastenzeit, 3. Woche Samstag

In jener Zeit erzählte Jesus einigen, die von ihrer eigenen Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten, dieses Beispiel: Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu er-heben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.


Betrachtung: Der eine war ein Pharisäer.


Meine Sympathie beim Lesen dieses Evangeliums hat sofort der Zöllner. Er tut mir irgendwie leid, vielleicht sieht er den herablassenden Blick des Pharisäers und steht sogar so nahe bei ihm, dass er hören kann, was der Pharisäer leise vor sich hinbetet.


Der Pharisäer ist mir vom ersten Moment an unsympathisch. So möchte ich nicht sein. Aber: Schlägt nicht in jedem von uns auch das Herz eines Pharisäers. Die Sünden und Fehler der anderen sehen wir wie durch eine Lupe, die eigenen aber vergessen wir.



Betrachtung: ICH


Das Gebet des Pharisäers ist nichts anderes als eine Selbstbetrachtung. Das Gebet strotzt geradezu von einem immer wiederholten „ich“. In der Art und Weise, wie der Pharisäer seine eigenen guten Werke hervorhebt, wirkt sein Gebet jedoch mehr als erbärmlich.


In meiner Ausbildung im Priesterseminar mussten wir stundenlange Eutonie Übungen über uns ergehen lassen. Das sind Körperübungen, die helfen, sich selbst wahrzunehmen. Dagegen ist nichts einzuwenden, verwechselt man diese Übungen jedoch mit katholischer Meditation, dann geht man in die Irre.


So manche Meditationsübungen, die auch in katholischen Seminaren angeboten werden, bleiben nur bei Menschen stehen. Sie helfen zur Entspannung, zur besseren Konzentration, zur Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Geht es lediglich darum, der Welt zu entfliehen, sich besser zu fühlen, leistungsfähiger oder gesünder zu werden? Oder wünscht man sich eine intensive Gottesbegegnung? Wer Gott finden möchte, muss jedoch anfangen zu beten. Nicht mehr „ich“ und „mein“ sind dann wichtig, sondern du, Gott, und dein Wille.



Lk 18, 35-43      33. Woche Montag,

Als Jesus in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder an der Straße und bettelte. Er hörte, dass viele Menschen vorbeigingen, und fragte: Was hat das zu bedeuten? Man sagte ihm Jesus von Nazareth geht vorüber. Da rief er Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Die Leute, die vorausgingen, wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und ließ ihn zu sich herführen. Als der Mann vor ihm stand, fragte ihn Jesus: Was soll ich dir tun? Er antwortete: Herr, ich möchte wiedersehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Du sollst wiedersehen. Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder-sehen. Da pries er Gott und folgte Jesus. Und alle Leute, die das gesehen hatten, lobten Gott.



Betrachtung: Er aber schrie noch viel lauter.


Mir gefällt der blinde Bartimäus. Er gefällt mir, weil er laut, sodass es alle hören können, Jesus um sein Erbarmen anruft.

Er kümmert sich nicht darum, dass die anderen ihm sagen, dass er schweigen soll. Bartimäus ruft nach Jesus. Menschen, die selbst nichts glauben und andere noch vom Glauben abhalten wollen, gab es damals und die gibt es bis heute. Es sind Menschen, die es nicht sehen können, wenn andere im Glauben tiefer gehen möchten. Es sind Menschen, die anfangen zu spotten, wenn sie sehen, dass andere in die Kirche gehen. Man kann die verrücktesten Sachen machen. Man kann am Seil von einer Brücke springen, sich die Haare rot färben, sich ein Tattoo nach dem anderen stechen lassen. Niemand wird etwas sagen.


Aber wenn Sie plötzlich anfangen, ihr Gebetsleben zu intensivieren und versuchen, Ihr Leben an Jesus auszurichten, dann werden Menschen auf-stehen und sagen: Sei still, bleibt doch normal.

Nun, hier gilt: Es ist nicht wichtig, was die Menschen sagen, es ist wichtiger, was Jesus denkt.



Betrachtung: Die Leute, die vorausgingen …


Jesus ist also mit einer ganzen Menge Leute unterwegs nach Jerusalem. Wenn wir nicht wüssten, dass Jesus seinem Tod entgegenging, könnten wir sagen, dass hier eine Pilgergruppe eine nette, kleine Wallfahrt nach Jerusalem machte. Manche Leute gingen voraus und ich stelle mir vor, dass dies Ortskundige waren, die den Weg kannten. Ich stelle mir auch vor, dass dies vielleicht Leute waren, die das Sagen hatten.


… wurden ärgerlich …

Ausgerechnet jene, die vorausgingen, wurden ärgerlich, als jemand nach Jesus schrie. Eigentlich hätten sie sich doch freuen müssen, dass sie unter all den Juden, die Jesus feindlich gegenüberstanden, einen fanden, der die Nähe Jesu suchte. Sie wollten aber lieber unter sich bleiben, wollten nicht gestört werden. Vielleicht wurden sie auch ärgerlich, weil dieser Blinde bereit war, einen Glaubensschritt zu tun, den sie selbst nicht bereit waren zu gehen.


… und befahlen ihm zu schweigen

Damit sie ihre Ruhe hatten, befahlen sie ihm zu schweigen. Freu ich mich, wenn ich sehe, dass andere tiefer in den Glauben hineinkommen als ich selbst, oder sehe ich das skeptisch, weil es mir vielleicht als zu fromm oder zu radikal erscheint? Könnte es dann aber nicht auch sein, dass ich nur selbst mein Gewissen beruhigen möchte, weil mich der andere herausfordert, ich selbst aber nicht bereit bin, einen Glaubensschritt zu wagen?



Lk 19, 1-10        33. Woche Dienstag,

In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist



Betrachtung: Da stieg er schnell herunter.


Man kann sagen, dass das Evangelium uns eine Berufungsgeschichte berichtet. Das Hauptkennzeichen der Echtheit einer Berufung ist eine Betroffenheit. Betroffen ist einer, der aus irgendeinem Grund merkt, dass er vor einem entscheidenden Schritt steht. Etwas macht ihn stutzig, lässt ihn negativ erschrecken oder positiv aufhorchen. Das kann Schlimmes sein, aber auch Gutes. Unerwartet ist es immer. Bei Zachäus war es der Anruf Gottes: Komm, steige herunter, ich muss bei Dir zu Gast sein. Immer wie-der gibt es Menschen, denen der lebendige Gott begegnet und denen dann „ein Stich durch das Herz" geht. Heute ist es Zachäus und er muss sich entscheiden: Sitzenbleiben oder heruntersteigen und Jesus folgen. Aber weil die Gewöhnung heute so um sich greift, gibt es so wenig echte Betroffenheit und weil wir im Glauben träge geworden sind, bleiben wir lieber sitzen, als dass wir uns aufmachen auf Jesus hin.

Sind wir noch betroffen, wenn wir Gott begegnen bei der heiligen Kommunion, oder ist über die Jahre hinweg alles schon Routine geworden. Zachäus zeigt uns, was Christsein bedeutet. Christsein ist Nachfolge aus Betroffenheit. Ob das zustande kommt, ist nicht nur eine Sache der Gnade.

Der Mensch muss mitwirken, muss herabsteigen, muss umkehren, muss seine Sünden bekennen, so wie Zachäus.



Betrachtung: Eilen, schnell, schnell


In der Bibel muss immer alles schnell gehen, wenn es gilt, bei Jesus zu sein.


  • Lk 2,16: Die Hirten eilten hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Die Hirten eilen schnell von den Herden weg zu Jesus in der Krippe.
  • Lk 19, 5: Zachäus muss schnell vom Baum heruntersteigen, um bei Jesus zu sein.
  • Mt 28,8: Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
  • Mk 6,55: Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Liegen zu ihm, sobald sie hörten, wo er war.
  • Mk 1,36: Simon und seine Begleiter eilten Jesus nach, als er in der Tagesfrühe hinausging um zu beten.
  • Lk 14,21: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und hol die Armen und die Verkrüppelten hierher!


Morgen ist es zu spät

Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem und heute ist die einzige Möglichkeit Zachäus zu retten. Zachäus muss aber heute noch, also schnell vom Baum heruntersteigen. Morgen ist es für eine Begegnung zu spät. Heute ist die letzte Möglichkeit.


Heute noch, schnell

Wie oft zögere ich eine Entscheidung für Gott hinaus. Ich merke dies vor allem, wenn ich mir vornehme, beichten zu gehen. Manchmal genügt eine kleine Störung des Tagesablaufes und ich sage mir: Nun, jetzt kannst du nicht mehr nach Würzburg zu den Franziskanern fahren, – gehe nächste Woche.


Dann kommt die nächste Woche und das Spiel beginnt von vorn. Wenn Jesus sagt: Heute noch, dann ist keine Zeit zu verlieren, denn morgen könnte es bereits zu spät sein.


Heute noch, schnell. Denke daran, …

·      wenn die Glocken zum Gebet läuten.

·      wenn Dich jemand um sein Gebet bittet.

·      wenn Du die Bibel auf dem Tisch liegen siehst.

·      wenn jemand Deine Hilfe braucht.

·      …



Lk 19, 11-28      33. Woche Mittwoch,

Weil Jesus schon nahe bei Jerusalem war, meinten die Menschen, die von alldem hörten, das Reich Gottes werde sofort erscheinen. Daher erzählte er ihnen ein weiteres Gleichnis. Er sagte: Ein Mann von vor-nehmer Herkunft wollte in ein fernes Land reisen, um die Königswürde für sich zu erlangen und dann zurückzukehren. 13 Er rief zehn seiner Diener zu sich, verteilte unter sie zehn Minen und sagte: Macht Geschäfte damit, bis ich wiederkomme! Seine Bürger jedoch hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann über uns König wird. Und es geschah, als er die Königswürde empfangen hatte und zurückkehrte, da ließ er die Diener, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen. Er wollte sehen, welchen Gewinn sie bei ihren Geschäften erzielt hatten. Der erste kam und sagte Herr, deine Mine hat zehn Minen eingebracht. Da sagte der König zu ihm: Sehr gut, du bist ein guter Diener. Weil du im Kleinsten zuverlässig warst, sollst du Herr über zehn Städte werden. Der zweite kam und sagte: Herr, deine Mine hat fünf Minen eingebracht. Zu ihm sagte der König: Du sollst über fünf Städte herrschen. Nun kam ein anderer und sagte Herr, siehe deine Mine. Ich habe sie in einem Schweißtuch aufbewahrt; denn ich hatte Angst vor dir, weil du ein strenger Mann bist Du hebst ab, was du nicht eingezahlt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. Der König antwortete: Aus deinem eigenen Mund spreche ich dir das Urteil. Du bist ein schlechter Diener. Du hast gewusst, dass ich ein strenger Mann bin? Dass ich abhebe, was ich nicht eingezahlt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Dann hätte ich es bei der Rückkehr mit Zinsen abheben können. Und zu denen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm die Mine weg und gebt sie dem, der die zehn Minen hat! Sie sagten zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn. Ich sage euch Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde - bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!



Betrachtung: Deine Mine hat zehn Minen eingebracht


Man muss aufmerksam Wort für Wort lesen, sonst überliest man die Pointe des Gleichnisses. Als der König Rechenschaft forderte, antworteten sie: „Deine Mine hat noch weitere Minen erwirtschaftet.“ Die Knechte rühmen sich nicht selbst. Sie könnten leicht sagen: Ich war fleißig und habe gearbeitet. Ich habe dein Geld vermehrt. Nein, sie erkennen demütig an, dass ihr eigener Anteil am Gewinn nicht maßgebend ist. Sie sagten: DEINE Mine hat Gewinn erwirtschaftet.


Davon können wir viel lernen. Wir können lernen, dass unser Gebet aus sich selbst heraus Frucht bringt und nicht unsere klugen Worte. Wir können lernen, dass aus der Feier der Sakramente heraus das Heil entspringt und nicht aus unserem eigenen Tun. Wir können lernen, dass Gottes Gnade immer noch größer ist als unsere eigenen Fähigkeiten.


Auch in unserer Kirche sollten wir zu jener Haltung der Knechte zurück-finden und demütig sagen: Ja, Gott, nicht ich kann etwas erwirken, sondern DEINE Gnade kann aus wenig ganz viel machen.



Betrachtung. Die Hände in den Schoß legen?


Im griechischen Urtext heißt es noch schärfer: Du bist ein böser Knecht! Warum war dieser Knecht böse, er hat doch nichts Unrechtes getan?


Der Knecht begeht kein Unrecht

Der Knecht ist kein Lügner. Er hätte auch sagen können: Diebe haben die Minen gestohlen, es tut mir leid, sie sind nicht mehr da. Im Gegenteil: Er ist sogar sehr ehrlich. Wer von uns würde schon zugeben, dass er Angst hat? Dieser Knecht aber drückt seine Gefühle dem Herrn gegenüber ehrlich aus. Er ist kein Dieb, kein Verschwender, kein Lügner, kein Betrüger. Er gibt zurück, was er bekommen hat, und er ist ehrlich dem Herrn gegenüber.


Der Knecht tut aber auch nichts Gutes.

Warum ist der Knecht böse? Was ist das für eine seltsame Art, böse zu sein? Sofort fällt mir hier das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ein. Jene gingen einfach am Verwundeten vorbei, sie gaben ihm nicht einmal einen Schluck Wasser. Sie ignorierten die Not des Nächsten. Sie taten nichts.


Beispiel Ehe

Wie kann man eine Ehe kaputtmachen? Ganz einfach dadurch, dass man nichts tut, dadurch, dass man den anderen nicht beachtet. Wenn die Ehepartner einfach alles laufen lassen, dann ist bald alles aus. Wenn keine Gespräche mehr stattfinden, wenn keine Liebe gezeigt wird, dann geht die Ehe von alleine zugrunde. Durch „Nichts tun“ geht eine Ehe von alleine kaputt.


Alles geht durch „Nichtstun“ kaputt

Ein Bauer wird keine Ernte einfahren, wenn er nichts tut und den Acker sich alleine überlässt. Ein Christ wird seinen Glauben verlieren, wenn er ihn nicht nähert, wenn er nichts dafür tut. Ein Christ wird keinen Aufschwung der Kirche erleben, wenn er nichts dafür tut. Und so weiter und so weiter.


Warnung!

Jesus stellt hier also ein Warnschild auf. Lass dich warnen, dass du nicht einer bist, der die Hände in den Schoß legt und nichts tut.



Lk 19, 41-44      33. Woche Donnerstag,

In jener Zeit, als Jesus näherkam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.



Betrachtung: Kein Stein auf dem andern


Jesus sagt hier die Zerstörung und den Untergang Jerusalems voraus. Er beschreibt in Einzelheiten die Art und Weise, in welcher die Stadt zerstört werden wird. Heute wissen wir, dass dies wirklich eingetreten ist. Im Jahr 70 wurde der Jerusalemer Tempel völlig zerstört. Mit der Zerstörung endete das antike Judentum. Fortan gabt es keine Priester, Tieropfer und Wall-fahrten mehr. Das rabbinische Zeitalter begann. Manche Bibel-Exegeten meinen, dass die Evangelien und die Briefe des Paulus erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts - und sogar darüber hinaus - aufgeschrieben wurden.


Aber warum wird dann, wenn angeblich all diese Texte nach der Zerstörung des Tempels aufgeschrieben wurden, in keinem der Evangelien und in keinem der Briefe des neuen Testamentes dieses Ereignis im Nachhinein erwähnt? Kein Briefe-Schreiber und kein Evangelist hätte diese Tatsache unerwähnt gelassen, wenn er erst nach der Zerstörung des Tempels seine Texte aufgeschrieben hätte.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass manche mit der sogenannten „Spätdatierung der Evangelien“ die Bedeutung der neutestamentlichen Schriften abschwächen wollen.



Betrachtung: Jerusalem hat nicht erkannt


Im Evangelium weint Jesus über Jerusalem. Er weint, weil er denkt, dass Jerusalem seine Chance verpasst hat. „Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt“. Frieden bringt der Friedensbringer, Immanuel, Gott mit uns, JESUS. Jerusalem, hättest du doch Jesus erkannt. Hättest du doch die Zeit der Gnade erkannt. Wenn du nicht willst, dann ist zu spät. Jetzt könnte Jesus alles zum Guten führen, die Menschen mit Gott versöhnen, aber sie wollen nicht.

Mich hat das so nachdenklich gemacht, weil wir doch immer meinen, alles hat Zeit. Nur die Ruhe! Die Bekehrung, die Umkehr, meine Lebensänderung machen wir alles mal später. Was wäre denn, wenn Jesus auch über mich denkt: Er hats nicht kapiert, jetzt wäre die Zeit jetzt.


Ich habe auch nicht erkannt

Bei meiner Priesterweihe habe ich versprochen, täglich das Stundengebet der Kirche zu beten. Die Lesehore, Laudes, Terz, Sext oder Non, die Vesper am Abend und die Komplet vor dem Schlafengehen sind die Namen der einzelnen Gebetszeiten. Das ist schon eine „Menge Holz“ und manchmal muss ich mich richtig mühen, um alle Gebete im Tageslauf unterzubringen.


Es kommt vor, dass ich mitten im Tagesgeschäft denke: Edgar, leg die Arbeit nieder und bete eine der Gebetszeiten, die gerade dran ist. Aber dann sagt ein anderes leises Stimmchen in mir: Edgar, gerade bist du mitten im Schwung, bete später. Sie ahnen wie es weitergeht. Das „später“ kommt und ich denke nicht mehr an das Gebet und die Gnadenzeit ist vorüber. Wieder ist das Evangelium konkreter, als man gewöhnlich erwartet. Nicht nur Jerusalem hat damals die Zeit der Gnade nicht erkannt. Auch ich erkenne oft die Zeit der Gnade nicht. Geht es Ihnen auch so?



Lk 19, 45-48      33. Woche Freitag,

In jener Zeit ging Jesus in den Tempel und begann, die Händler hinauszutreiben. Er sagte zu ihnen: In der Schrift steht Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Er lehr-te täglich im Tempel. Die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die übrigen Führer des Volkes aber suchten ihn umzubringen. Sie wussten jedoch nicht, wie sie es machen sollten, denn das ganze Volk hing an ihm und hörte ihn gern



Betrachtung: Eine Räuberhöhle


Was der Tempel damals für die Juden war, ist eine Kirche heute für uns Christen. Die Kirche ist ein besonderer Ort. Die Kirche ist der Ort, an dem wir zusammenkommen, um zu beten, Gott zu loben, ihm zu danken und ihm unserer Sorgen und Nöte hinzuhalten.

Die Kirche ist ein besonderer Ort und das sollte jeder spüren, der diesen Raum betritt.

Hier kann ich nicht herumrennen wie in der Turnhalle. Hier kann ich mich nicht unterhalten wie im Gemeindehaus. In einer Kirche kann ich keinen Sekt trinken und belegte Brötchen essen.


Die Kirche ist ein heiliger Ort. Die Kirche ist der Raum, an dem das rote Licht brennt, das darauf hinweist, dass der Herr gegenwärtig ist. Vor dem Tabernakel beugen wir die Knie, fallen nieder und beten an. Wir müssen den Kirchenraum wieder als einen heiligen Raum zurückgewinnen. Heilig bedeutet etwas Besonderes: Zur göttlichen Sphäre zugehörig, Gott gehörig.

Alles andere hat in diesem Raum nichts zu suchen, sonst wäre die Kirche auch nur eine Räuberhöhle.



Betrachtung: Es tut mir gut



Der Kirchenraum ist für mich ein besonderer Raum. Es ist ein Ort der Gegenwart Gottes. Wenn ich eine Kirche betrete, dann sucht mein Blick immer zuerst das rote Licht, das mir anzeigt, wo der Tabernakel steht. Dann weiß ich sofort: Dort ist Jesus, in diese Richtung kann ich die Kniebeuge, das Zeichen der Ehrfurcht vor Gott machen. Es tut mir gut, in die Kirche zu gehen, denn ich weiß: Dort wartet Jesus auf mich.


Es tut mir weh

Es tut mir weh, wenn der Kirchenraum in einen Multifunktionsraum verwandelt wird. Es tut mir weh, wenn in einem Kirchenraum weltliche Konzerte stattfinden. Es tut mir weh, wenn im Kirchenraum getrunken und gegessen wird, als wäre er eine Festhalle. Es tut mir weh, wenn sich Leute in der Kirche unterhalten, als wären sie auf einem Jahrmarkt.


Ich freue mich

Ich freue mich, wenn Menschen eine andächtige Kniebeuge vor dem Tabernakel machen. Ich freue mich, wenn Menschen aus Respekt vor dem heiligen Raum ihre Hände aus den Hosentaschen nehmen. Ich freue mich, wenn Menschen eine Kerze bei der Marienfigur anzünden. Ich freue mich, wenn sie eine Bitte oder einen Dank in unser Fürbittbuch schreiben. Ich freue mich, wenn die Männer beim Betreten der Kirche ihre Hüte abnehmen. Ich freue mich, wenn der Altar nicht als Ablageplatz für alles Mögliche verwendet wird. Ich finde es richtig gut, dass die Kirche ein heiliger, ein besonderer Raum ist.



Lk 20, 27-40      33. Woche Samstag,

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die die Auferstehung leugnen, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinter-lässt, ohne Kinder zu haben, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Nun lebten einmal sieben Brüder. Der Erste nahm sich eine Frau, starb aber kinderlos. Da nahm sie der Zweite, danach der Dritte, und ebenso die anderen bis zum Siebten; sie alle hinterließen keine Kinder, als sie starben. Schließlich starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Da sagte Jesus zu ihnen: Nur in dieser Welt heiraten die Menschen. Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind. Dass aber die Toten auferstehen, hat schon Mose in der Geschichte vom Dornbusch angedeutet, in der er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn sind alle lebendig. Da sagten einige Schriftgelehrte Meister, du hast gut geantwortet. Und man wagte nicht mehr, ihn etwas zu fragen.



Betrachtung: Dass aber die Toten auferstehen


Die Sadduzäer kommen heute mit einer Geschichte zu Jesus, die wohl theoretisch möglich wäre, die aber dennoch frei erfunden ist. Die Sadduzäer möchten zeigen, dass Jesu Lehre von der Auferstehung im Widerspruch zum Gesetz steht. Aber die Sadduzäer leben in ihrer eigenen Welt. Sie vertreten unter dem Schein der Wissenschaft und Aufklärung den nackten Unglauben. Auch als ehelos lebender Priester kann ich sagen, dass die Ehe zwischen Mann und Frau (das muss man in unserer Zeit dazu sagen) etwas Wunderbares und Erfüllendes ist, wenn sie gelingt. Aber die Freuden des Himmels werden noch gigantischer, größer, inniger, erfüllender und tiefer sein als alles, was wir hier auf der Erde bereits an Schönem erfahren dürfen. Hier auf der Erde ist es schön, aber dort, im Himmel, wird es noch schöner.

Da kommt wirklich noch etwas auf uns zu - und darauf kann man sich eigentlich nur freuen.



Betrachtung: Auferstehung


Vergangene Woche ist meine Mutter im Pflegeheim gestorben. In den letzten Wochen ihres Lebens hat sie die meisten Stunden des Tages tief und fest geschlafen. Nur für einige Augenblicke ist sie manchmal aufgewacht und konnte rudimentär mit uns Kindern kommunizieren. Einige ihrer letzten Worte waren: Mir geht es gut! Von außen gesehen mussten wir sagen, dass es meiner Mutter gar nicht gut ging. Abgemagert bis auf Haut und Knochen und gefesselt ans Bett ohne Aussicht auf Heilung ging sie dem Sterben entgegen. Aber sie sagte: Mir geht es gut!


Die Himmelstüre war einen Spalt offen

Ich frage mich, ob die Himmelstür nicht bereits einen Spalt offen stand durch den sie hineinblicken konnte. Vielleicht haben sie auch die Engel bereits besucht und sie getröstet, so wie einst Jesus im Garten Gethsemane. Wie oft hat meine Mutter gebetet: Bitte für uns jetzt und in der Stunde unseres Todes. Kam die Muttergottes bereits, um ihr beizustehen?


Auferstehung

In einem Gebet an Allerheiligen beten wir: „Lass sie nun schauen, was sie geglaubt und gehofft haben.“

Meine Mutter hat an die Auferstehung geglaubt und sie hat auf dem Weg dorthin bereits geschaut.

Wir können uns aber auch fragen. Was sehen jene, die nichts geglaubt haben? Nichts?




Lk 21, 1- 4         34. Woche Montag,

In jener Zeit sah Jesus, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Dabei sah er auch eine arme Witwe, die zwei kleine Münzen hin-einwarf. Da sagte er: Wahrhaftig, ich sage euch Diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle anderen. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss geopfert; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben.



Betrachtung: Den ganzen Lebensunterhalt


Was soll man angesichts dieser kurzen Schilderung nur sagen? Ich fühle mich eigentlich nur beschämt, denn auch ich gehöre zu jenen, die nur von ihrem Überfluss geben, die nur so viel geben, dass sie selbst noch genug haben, um keinerlei Mangel zu leiden. Diese arme Witwe ist mir weit voraus.

Wie Bruder Klaus kann ich nur beten: Nimm mich mir und gibt mich ganz zu eigen dir.



Betrachtung: Alles geben.


Wir sind jetzt im Kapitel 21 angelangt, im folgenden Kapitel 22 wird Jesus bereits gefangen genommen und verhört. Bald bringt Jesus das Opfer seines Lebens dar und es scheint, als ob er so kurz vor seinem Tod noch einmal sagen möchte, worauf es ankommt.


Jesus hat sein letztes Hemd gegeben

Jesus hat vor der Kreuzigung sein letztes Hemd gegeben, die Soldaten rissen es ihm vom Leib. Jesus hatte keine irdischen, keine materiellen Sicherheiten mehr, nur noch sein Vertrauen auf den Vater im Himmel.


Die Witwe hat ihr letztes Geld gegeben

Diese arme Witwe hat in dem Moment, als sie ihr letztes Geld in den Opferkasten warf, eigentlich auch ihr ganzes Leben gegeben. Sie warf ihre letzten Groschen in den Kasten und vertraute sich damit ganz Gott an. Sie gab sozusagen ihr letztes Hemd für den Tempel, für Gott. Jetzt hat sie nichts mehr außer ihrem Vertrauen auf Gott.


Und ich? Was gebe ich?

Habe ich auch eine Opfergesinnung in mir? Bin ich bereit, ein Opfer zu bringen? Es muss nicht gleich das Opfer des eigenen Lebens sein wie bei Jesus. Ich muss auch nicht mein ganzes Vermögen in den Opferkasten werfen wie die Witwe, aber ich sollte auch nicht nur etwas von meinem Überfluss geben (Geld, Zeit, Geduld…). Es darf schon auch an die Substanz gehen und hier und da etwas weh tun. Wenn ich im Vertrauen auf Gott etwas gebe und dadurch einen Mangel erleide, dann ist dies auch ein Zeichen des Vertrauens auf Gott. Gott wird den Mangel auf seine Art wieder ausgleichen



Lk 21, 5-11        34. Woche Dienstag,

In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es wird eine Zeit kommen, da wird von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleiben; alles wird niedergerissen werden. Sie fragten ihn Meis-ter, wann wird das geschehen, und an welchem Zeichen wird man er-kennen, dass es beginnt? Er antwortete: Gebt acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen Ich bin es!, und Die Zeit ist da. - Lauft ihnen nicht nach! Und wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch dadurch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen Ein Volk wird sich gegen das andere erheben und ein Reich gegen das andere. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.



Betrachtung: Das Ende kommt noch nicht sofort.


Am Anfang der Coronazeit, im März 2020, als sich Deutschland im großen Lockdown befand, erzählte mir ein Familienvater, dass er nun endlich Zeit für seine Familie hat. Endlich könnten sie miteinander ausgedehnte Spaziergänge und Spielenachmittage veranstalten. Ich habe daraus einen kleinen Artikel gemacht und an die Zeitung geschickt. Der Redakteur sagte nur „Das ist zu viel heile Welt, das können wir nicht veröffentlichen.“

„Bad news are good news“, so sagt man.

Eine heile Welt ist nicht gefragt. Wenn man die Zeitung aufschlägt, dann ist dort viel von Kriegen und Unruhen die Rede. In diesen wirren Tagen hören wir rund um die Uhr die neusten Zahlen der modernen Seuche Corona. Vieles von dem, was ich höre, könnte ich oft in wenigen Sätzen zusammenfassen, die Fernsehleute machen ein volles Programm daraus.

„Bad news are good news”. Lasst euch dennoch nicht verwirren.



Betrachtung: Der Tempel


Herodes der Große begann im Jahr 21 v. Chr. damit, den bestehenden Tempel auszubauen und zu vergrößern. Der Tempel wurde zwar nach kurzer Bauzeit bereits eingeweiht, seine Fertigstellung zog sich jedoch bis zum Jahr 66 n. Chr. hin. Vier Jahre später, 70 n. Chr., wurde er dann durch römische Truppen geplündert, in Brand gesetzt und zerstört.


Die Evangelien berichten nichts von der Zerstörung des Tempels

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solch gravierendes Ereignis wie die Zerstörung des Tempels in Jerusalem keinen Widerhall in den Evangelien gefunden hätte, wenn diese nach der Zerstörung des Tempels geschrieben worden wären. Die Erklärungen in der neuen Einheitsübersetzung zur Entstehungszeit der Evangelien überzeugen mich nicht. Eine Spätdatierung der Evangelien auf die Zeit nach der Zerstörung des Tempels hängt im Wesentlichen von dem Urteil ab, dass Jesus keine "Prophezeiungen" des Untergangs Jerusalems ausgesprochen habe. Diese seien ihm vielmehr von den Evangelisten bzw. der mündlichen Überlieferung nachträglich in den Mund gelegt worden.


Spätdatierung der Evangelien

Manche datieren die Entstehung der Evangelien darum auf eine Zeit lange nach dem Tod Jesu. Sie meinen, dass das Markusevangelium um das Jahr 70 geschrieben wurde, das Matthäus und das Lukasevangelium um das Jahr 80-90 nach Christus und das Johannesevangelium sogar erst am Ende des ersten Jahrhunderts. In keinem dieser Evangelien wird jedoch die Zerstörung des Tempels erwähnt. Will man mit der Spätdatierung der Evangelien manche Aussagen relativieren?


Frühdatierung der Evangelien

Klaus Berger setzt eine Entstehung der Evangelien wesentlich früher an: Matthäus zwischen 50 und 60, Markus spätestens 45, Lukas (Evangelium und Apostelgeschichte) vor 68, Johannes um die Jahre 68/69, und die Johannesoffenbarung vor 70.


Es ist sehr wahrscheinlich, dass es noch zuverlässige Augenzeugen Jesu gegeben hatte, als die Evangelien niedergeschrieben wurden. Petrus bekennt sogar: „Denn wir sind nicht klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundtaten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe (2 Petr 1,16).“



Lk 21, 12-19      34. Woche Mittwoch,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bevor dies alles geschieht wird man euch festnehmen und euch verfolgen. Man wird euch um meines Namens willen den Gerichten der Synagogen übergeben, ins Gefängnis werfen und vor Könige und Statthalter bringen. Dann werdet ihr Zeugnis ablegen können. Nehmt euch fest vor, nicht im Voraus für eure Verteidigung zu sorgen; denn ich werde euch die Worte und die Weisheit eingeben, so dass alle eure Gegner nicht dagegen ankommen und nichts dagegen sagen können. Sogar eure Eltern und Geschwister, eure Verwandten und Freunde werden euch ausliefern, und manche von euch wird man töten. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden. Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.



Betrachtung: Wenn ihr standhaft bleibt


Bevor Kriege, Unruhen, Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte am Ende der Zeit über die Menschen hereinbrechen, wird es eine Verfolgung der Christen geben. Die Verfolgung der Christen gehört zu den ersten Ereignissen der Endzeit, erst danach treten die Erschütterungen ein, von denen das gestrige Evangelium spricht.

Kirche in Not schreibt: „Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden.


Mehr als 200 Millionen Christen betroffen und die Tendenz ist steigend. Christen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religionsgruppe, die wegen ihres Glaubens benachteiligt wird; weltweit leiden sie aber am meisten unter religiöser Diskriminierung oder Verfolgung.“ In Deutschland bemerken wir im Moment noch nichts von einer wirklichen Christenverfolgung. Wir sehen aber in unseren Tagen, wie sich der Virus „Corona“ von einem einzigen Ort aus auf die ganze Welt ausge-breitet hat.

Ebenso leicht und schnell könnte sich auch der Virus „Christenverfolgung“ auf die westlichen Länder ausbreiten. Wenn ihr standhaft bleibt, werdet ihr das Leben gewinnen.



Betrachtung: Das Evangelium ist konkret


Kaplan Philip Omenukwa aus Nigeria arbeitete als Priester einige Jahre bei uns in der Seelsorgeeinheit. Hin und wieder berichtete er von der Christenverfolgung durch Islamisten im Norden seines Landes. Nun lese ich auf „www.verfolgte-christen.org“.

 

Die Männer standen zusammen mit Pastor Timothy Umaru am Rande ihres Dorfes Wache. Sie hielten Ausschau nach Anzeichen drohender Gefahr. Nur Tage zuvor hatten militante Fulani ein Dorf in der Nachbarschaft angegriffen.

Dann plötzlich, kurz nach sechs Uhr morgens, hörten sie vom Dorf her Schreie und Schüsse. Unruhe breitete sich aus, Menschen rannten in alle Richtungen davon, während sich die Luft mit dem Rauch brennender Häuser füllte. Schergen der islamistischen Fulani-Miliz hatten das Dorf unbemerkt von der anderen Seite angegriffen. Timothy war verzweifelt, als er an seine Familie, die Gemeinde und das Dorf dachte, in dem fast nur Christen lebten. „Ganz ehrlich“, bekennt er heute, „obwohl uns die Bibel vorhersagt, dass solche Dinge geschehen werden, war mein erster Gedanke: „Wo bist Du, Herr?“


Tod und Leid

Timothys Frau Rifkatu nahm gerade an einem Gebetstreffen teil, als sich der Angriff ereignete. Mit ihrer dreijährigen Enkelin Uma im Arm floh sie von dort zusammen mit anderen. Die kleine Uma überlebte nicht. Auch siebzig weitere Dorfbewohner verloren an diesem Tag ihr Leben.


Erst nach einiger Zeit konnten Timothy und Rifkatu in ihr Dorf zurückkehren – eine Zeit des Abstands, die ihnen half, die Ereignisse zumindest ansatzweise zu verarbeiten. Timothys Kollege, der leitende Pastor der Gemeinde, in dessen Haus damals das Gebetstreffen stattgefunden hatte, verließ das Dorf. Seine Frau war unter den Opfern. Über seinen Verlust und das Erlebte kam er nicht hinweg. Nun war Timothy allein für die Gemeinde verantwortlich.


Glaube, der Angst überwindet

Die Menschen im Dorf sind bis heute verängstigt und traumatisiert, beim kleinsten Geräusch schrecken sie auf. Selbst verunsichert versucht Pastor Timothy, die Gemeindeglieder zu ermutigen. Für ihn und seine Frau wurde die tiefe Leidenszeit auch zu einem Wendepunkt. „Offen gesagt“, so der Pastor, „war unser Glaube vor diesem Angriff oberflächlich. Natürlich hörten wir immer wieder von Angriffen. Und jedes Mal erschütterte das unseren Glauben. Aber nachdem wir selbst den Angriff erleben mussten, gibt uns unser Glaube einen ganz anderen Halt.“ Trotz des Risikos weiterer Angriffe, haben Timothy und seine Familie nicht vor, ihr Dorf zu verlassen. „Wir bleiben hier, weil wir hier erlebt haben, wie unser Glaube gestärkt wurde.“


Das Evangelium ist bis in unsere Tage sehr konkret.

 


Lk 21, 20-28      34. Woche Donnerstag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr aber seht, dass Jerusalem von einem Heer eingeschlossen wird, dann könnt ihr daran erkennen, dass die Stadt bald verwüstet wird. Dann sollen die Bewohner von Judäa in die Berge fliehen; wer in der Stadt ist, soll sie verlassen, und wer auf dem Land ist, soll nicht in die Stadt gehen. Denn das sind die Tage der Vergeltung, an denen alles in Erfüllung gehen soll, was in der Schrift steht. Wehe den Frau-en, die in jenen Tagen schwanger sind oder ein Kind stillen. Denn eine große Not wird über das Land hereinbrechen Der Zorn Gottes wird über dieses Volk kommen. Mit scharfem Schwert wird man sie erschlagen, als Gefangene wird man sie in alle Länder verschleppen, und Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeiten der Heiden sich erfüllen. Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.



Betrachtung: Wenn all das beginnt,


Die letzte Prüfung der Kirche: Der Katechismus der katholischen Kirche schreibt in Art. 7

675: Vor dem Kommen Christi muss die Kirche eine letzte Prüfung durchmachen, die den Glauben vieler erschüttern wird. Die Verfolgung, die ihre Pilgerschaft auf Erden begleitet, wird das „Mysterium der Bosheit" enthüllen. Ein religiöser Lügenwahn bringt den Menschen um den Preis ihres Abfalls von der Wahrheit eine Scheinlösung ihrer Probleme. Der schlimmste religiöse Betrug ist der des Antichrist, das heißt eines falschen Messianismus, worin der Mensch sich selbst verherrlicht, statt Gott und seinen im Fleisch gekommenen Messias


677: Die Kirche wird nur durch dieses letzte Pascha hindurch, worin sie dem Herrn in seinem Tod und seiner Auferstehung folgen wird, in die Herrlichkeit des Reiches eingehen. Das Reich wird also nicht in stetigem Fortschritt durch einen geschichtlichen Triumph der Kirche zustande kommen, sondern durch den Sieg Gottes im Endkampf mit dem Bösen.


In diesem Sieg wird die Braut Christi vom Himmel herabkommen. Nach der letzten kosmischen Erschütterung dieser Welt, die vergeht, wird es in Gestalt des letzten Gerichts zum Triumph Gottes über den Aufstand des Bösen kommen.



Betrachtung: Die Zeit der Heiden


Was ist das nur für ein furchtbares Evangelium? Galt dies nur für die damalige Zeit, oder hat es auch uns modernen Menschen etwas zu sagen? Ich möchte den Blick etwas weiten und nicht nur auf die Verwüstung Jerusalems blicken, sondern auch auf die Verwüstung der Kirche. Pater Hans Bub SAC findet folgende Worte.


Flieht zu Gott

Damit ist nicht nur die Zerstörung Jerusalems gemeint, sondern es geht um die Zerstörung der Kirche. Diese Zeichen sind Hinweise darauf, wie diese Kirche abgebaut wird. Aber Jesus sagt: Flieht aus der Stadt! Flieht aus dieser Atmosphäre des Unglaubens und des Irrglaubens! Flieht zu Gott, flieht in die Berge, flieht in die Nähe Gottes. Dann habt ihr immer die nötige Kraft und die Gabe der Unterscheidung. Das sind die Tage der Vergeltung, sagt Jesus, an denen sich alles erfüllt, was in der ganzen Heiligen Schrift steht, von Mose bis zum letzten Propheten. Jesus sagt, im Falle der Unbußfertigkeit seines Volkes würden die heidnischen Weltmächte diese Strafe vollziehen.


Die Zeit der Heiden

Das ist ein ganz eigenartiges Wort. Diese Zeit der Heiden dauert an. Gott lässt es also immer wieder zu, dass dort, wo die Menschen ihren Glauben verlieren bzw. nicht mehr pflegen und nicht mehr mit Gott in Verbindung sein wollen, sondern in Lauheit dahinvegetie­ren, die Heiden kommen und das Land zertreten. Heutzutage treten die Atheisten ganz selbstbewusst auf und bringen das christliche Land „unter ihre Füße". Das sollte die Glaubenden eigentlich erschüttern und ihnen bewusst machen, welche Gefahr herrscht.


Ich kann dem, was Pater Hans Bub sagt, nur zustimme



Lk 21, 29-33      34. Woche Freitag,

In jener Zeit gebrauchte Jesus einen Vergleich und sagte: Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an Sobald ihr merkt, dass sie Blätter treiben, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr er-kennen, wenn ihr all das geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis alles eintrifft. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.



Betrachtung: Seht euch den Feigenbaum an.


Mit diesem Evangelium ist das Ende der Welt und das zweite Kommen unseres Herrn Jesus Christus gemeint. Wir sollen darauf achten, ob die Welt schon reif ist für das Gericht und das sollen wir an den Zeichen erkennen: Verfolgung, Erdbeben, Katastrophen …


Wir sollen mit offenen Augen die Zeichen der Zeit erkennen, die auf das nahe Gericht hinweisen. Man muss den Blick auf das Ende haben, aber darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass Gott bereits heute, vielleicht jetzt in dieser Stunde oder jetzt in diesem Moment, da Sie diese Zeilen lesen, Ihnen in Ihrem konkreten Leben begegnen möchte. Die globalen Veränderungen, die Katastrophen und Nöte habe ich nicht im Griff und ich kann sie auch nicht beeinflussen.


Darum ist es wichtig, jeden einzelnen Moment des Tages in einer inneren Offenheit auf Gott hin zu leben. Dass Gott am Ende der Welt kommen wird, ist so sicher wie das „Amen“ in der Kirche. Dass mir Gott aber bereits heute begegnen möchte, ist nicht weniger konkret.



Betrachtung: Das Ende?


Es ist nicht ganz einfach, das heutige Evangelium zu verstehen und zu deuten. Es folgt unmittelbar auf das gestrige Evangelium, das vom Untergang Jerusalems spricht, öffnet aber auch den Blick auf das Ende der Welt.


Das Ende Jerusalems oder das Ende der Welt?

Redet Jesus hier vom Untergang Jerusalems? Aber warum spricht Jesus dann davon, dass Himmel und Erde vergehen werden, aber seine Worte nicht? Handelt das Evangelium vom Ende der Welt? Wie aber kann Jesus dann sagen, dass dieses Geschlecht noch alles erleben wird? Nur wenn auf den Untergang Jerusalems auch unmittelbar das Ende der Welt gefolgt wäre, sodass alles noch dieselbe Generation erlebt hätte, nur dann dürften wir das Wort Christi wortwörtlich nehmen.


Es dauert noch

Das Zeichen ist der Feigenbaum. Wenn er ausschlägt, ist der Sommer nahe. Es dauert also noch eine gewisse Zeit, bis der Sommer endlich kommt. Das Zeichen für die Endzeit sind auch die Zeichen an Sonne, Mond und Sterne und die große Angst, die über die Völker kommen sollen. Es dauert dann noch eine gewisse Zeit, bis das Ende da ist.


Diese Generation

Die Deutung bleibt schwierig. „Diese Generation“ kann sich auf die Generation jener beziehen, die damals mit Jesus gelebt haben. „Diese Generation“ kann sich auf alle Geschlechter des Volkes Israels beziehen. Mit „dieser Generation“ kann aber auch das gesamte Menschengeschlecht aller Rassen und Völker gemeint sein. Diese Deutung gefällt mir am besten, denn Jesus möchte alle Menschen retten und alle Menschen zu allen Zeiten sollen wissen, dass er einmal wiederkommt und die Welt der Vollendung entgegenzuführen.


Die Zeichen der Zeit

Persönlich glaube ich, dass die vielen Marienerscheinungen, angefangen von den Erscheinungen in La Salette 1846 deutliche Zeichen des Himmels sind. Auch im Sonnenwunder von Fatima 1917 sehe ich eine Aufforderung des Gottes zur Umkehr. 1982 war ich das erste Mal in Medjugorje, bis heute ist dieser Ort ein Gnadenort des Himmels.


Die Erde wird nicht vergehen. Wir sind nicht die letzte Generation.

Manche Menschen haben eine große Angst, dass wir uns durch Atomkriege oder Seuchen selbst ausrotten. Aber diese Generation, (die Menschheit) wird nicht vergehen, bis Christus wiederkommt. Und darum sollen wir immer aufmerksam und wachsam sein auf die Zeichen der Zeit.



Lk 21, 34-36      34. Woche Samstag,

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nehmt euch in Acht, dass Rausch und Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren und dass jener Tag euch nicht plötzlich überrascht, so wie man in eine Falle gerät; denn er wird über alle Bewohner der ganzen Erde hereinbrechen. Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.



Betrachtung: Die Sorgen des Alltags


Jesus hatte in den Evangelien dieser Woche weit in die Zukunft hineingeschaut und vom Ende der Welt gesprochen. Aber heute geht der Blick Jesu wieder zurück in die Gegenwart, ins eigene Herz. Die Sorgen des Alltags sollen mich nicht verwirren. Das ist leicht gesagt, denn manchmal nehmen mich die „Sorgen“ des Alltags ganz schön in Beschlag.

Da beschwert sich jemand, weil ein Fremder auf dem Kirchenparkplatz sein Auto abstellt. Die Glockenautomatik hat versagt und die Glocken läuten schon seit Stunden - ein Anrufer macht mich darauf aufmerksam - was soll ich jetzt tun? Ein Specht hat den Strommast in der Nähe der Ka-pelle bearbeitet und er droht umzufallen - wieder liegt eine Sorge am Schreibtisch. Der Pandemieplan, den das Ordinariat geschickt hat, muss noch bearbeitet werden - ich werde Stunden investieren müssen.

„Wachet und betet“, sagt Jesus. Hoffentlich finde ich zwischen all diesen (kleinen) Sorgen immer wieder einen Augenblick des Gebetes.

Ihnen geht es sicher auch so. Stimmt`s!



Betrachtung: Rausch, Trunkenheit und Sorgen


Bei Rausch und Trunkenheit ist es ja ganz klar, dass wir verwirrt und nicht mehr wir selber sind. Bei den Sorgen muss man schon näher hinschauen, um zu erkennen, dass man keinen klaren Durchblick, sondern vielleicht einen Tunnelblick hat und verwirrt ist. Aber nicht nur Rausch, Trunkenheit und Sorgen können uns verwirren.


Lügen, Gerüchte und Halbwahrheiten

Schwerer wird es bei Gerüchten oder Halbwahrheiten, in der Ruhe zu bleiben und sich nicht verwirren zu lassen. Manchmal weiß ich nicht, ob das, was ich lese oder höre, der Wahrheit entspricht oder ob jemand versucht zu manipulieren und Meinungen durchzubringen. Es ist dann nicht leicht durchzublicken. Ich spüre dann Verwirrung in mir, ohne genau sagen zu können, woher sie kommt, was deren Ursache ist.


Ordne meine Tage in deinem Frieden

Nach der Beichte in dieser Woche hat mir der Beichtvater eine super Buße aufgegeben. Er hat mich auf einen kleinen Satz im ersten Hochgebet hingewiesen. Dort heißt es: Ordne meine Tage in deinem Frieden. Ich möge einmal das erste Hochgebet verwenden und diesen Satz bewusst aussprechen und in mein Herz hineinsinken lassen: Ordne meine Tage in deinem Frieden. Auf dem Höhepunkt der heiligen Messe, wenn Jesus auf dem Altar gegenwärtig wird, soll ich diese wunderbare Bitte an Jesus richten: Ordne meine Tage in deinem Frieden.


Gleich morgens nach dem Aufwachen

Ich nehme mir vor, nicht nur bei der Feier der heiligen Messe, sondern gleich am Tagesbeginn, noch auf der Bettkannte diesen Satz als Gebet an Gott zu richten: Ordne diesen heutigen Tag in deinem Frieden.


Lk 22

Lk 23

Lk 24, 13–35     Osteroktav Montag

Am ersten Tag der Woche waren zwei von den Jüngern Jesu auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das sechzig Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah: Während sie redeten und ihre Gedanken aus-tauschten, kam Jesus selbst hinzu und ging mit ihnen. Doch ihre Augen waren gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten. Er fragte sie: Was sind das für Dinge, über die ihr auf eurem Weg miteinander redet? Da blieben sie traurig stehen und der eine von ihnen – er hieß Kléopas – antwortete ihm: Bist du so fremd in Jerusalem, dass du als Einziger nicht weißt, was in diesen Tagen dort geschehen ist? Er fragte sie: Was denn? Sie antworteten ihm: Das mit Jesus aus Nazaret. Er war ein Prophet, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk. Doch unsere Hohepriester und Führer haben ihn zum Tod verurteilen und ans Kreuz schlagen lassen. Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist. Doch auch einige Frauen aus unserem Kreis haben uns in große Aufregung versetzt. Sie waren in der Frühe beim Grab, fanden aber seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, es seien ihnen Engel erschienen und hätten gesagt, er lebe. Einige von uns gingen dann zum Grab und fanden alles so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber sahen sie nicht. Da sagte er zu ihnen: Ihr Unverständigen, deren Herz zu träge ist, um alles zu glauben, was die Propheten gesagt haben. Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht. So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wolle er weitergehen, aber sie drängten ihn und sagten: Bleibe bei uns; denn es wird Abend, der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah: Als er mit ihnen bei Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete? Noch in derselben Stunde brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück und sie fanden die Elf und die mit ihnen versammelt waren. Diese sagten: Der Herr ist wirklich auferstanden und ist dem Simon erschienen. Da erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.



Betrachtung: Emmausjünger


Wer waren diese beiden Wanderer? Nur einer wird namentlich genannt, der Zweite dagegen bleibt unbekannt. Beide spielen in den Evangelien keine große Rolle, keiner der beiden hatte eine wichtige Aufgabe. Trotzdem geht ihnen Jesus nach.

Von Jerusalem bis nach Emmaus sind es 60 Stadien und das entspricht einer Strecke von ca. 12 Kilometern, also einer Gehzeit von 2 – 3 Stunden. Kléopas und der andere Jünger reden auf der ganzen Strecke in einem fort und Jesu hört nur zu. Jesus lässt sich alles erzählen, was sie drückt und plagt. Warum nur lässt Jesus die beiden Jünger so lange „zappeln? Warum gibt er sich ihnen nicht schon früher zu erkennen?


Ein Doppeltes können wir aus dem Evangelium lernen.


1. Auch wenn Sie, liebe Leser, keinen großen Namen haben und keine welt-bewegenden Aufgaben wahrnehmen, dürfen Sie wissen, dass Ihnen Jesus nachgeht. Selbst wenn sie keine „große Nummer“ sind in dieser Welt, so ist es doch so, dass sie für Jesus so kostbar sind, dass er ihnen nachgeht und so lange wartet, bis Ihnen die Augen aufgehen und Sie tiefer erkennen und glauben.


2. Jesus hört zu. Erzählen Sie IHM alles, was sie drückt und alles, was Ihnen Sorgen bereitet. Jesus hört zu, auch wenn es einen Emmausweg mit 2 – 3 Stunden lang sein sollte.



Betrachtung: Wirklich auferstanden.


Die Auferstehung Jesu ist der Punkt, von dem an sich alles entwickelt hat. Die Auferstehung Jesu ist der Grund, warum wir heute hier miteinander Eucharistie feiern.


Wäre Jesus nicht auferstanden, dann gäbe es …

·      kein einziges Kirchengebäude auf der Welt

·      keine Kreuze auf den Fluren und Wiesen unserer schönen Landschaft

·      keinen Religionsunterricht

·      keine Kirchenchöre und keine Kirchenmusik,

·      keine Caritas, kirchlichen Kindergärten,

·      keine kirchliche Sozialstation,

·      keinen Nikolaus und keine Osterhasen


Wäre Jesus nicht auferstanden, dann …

·      wäre der Pfingstmontag kein arbeitsfreier Tag

·      wäre ich niemals Priester geworden und das wäre sehr schade

·      müssten die Schüler auf die Osterferien verzichten

·      würde kaum noch jemand für die Rechte ungeborener Kinder einstehen,

·      müsste die Erstkommunion am kommenden Sonntag ausfallen


Wäre Jesus nicht auferstanden, dann hätte wohl kaum ein Geschichtsschreiber je seinen Namen genannt. Dann wäre damals einfach alles aus gewesen. Schluss und aus.


Aber nun ist Jesus auferstanden. Er ist der Ausgangspunkt der Welle, die sich von Jerusalem aus über die ganze Welt verbreitet hat. Viele haben versucht, diese Welle aufzuhalten. Die Nationalsozialisten, dann der Kommunismus. Heute ist es der Kommerz und die Gleichgültigkeit. Die Auferstehung ist für die geistliche Welt die Anfangsexplosion des Lebens. Die Vorstellung, dass das ganze Kirchengebäude auf diesem einzigen Punkt der Auferstehung beruht, ist ein noch größeres Geheimnis als die Auferstehung selbst. Jesus ist aus dem Grab heraus auferstanden. Niemand weiß, wie das geschehen ist. Wir haben keine Bilder, keinen Augenzeugenbericht von diesem Moment der Auferstehung.


Ich bin dankbar, dass die Apostel damals weitergemacht haben und dass sie den Glauben an die Auferstehung weitergegeben haben und dass diese Welle auch uns erreicht hat. Den beiden Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus waren, brannte das Herz in der Zeit, als sie mit Jesus zusammen waren.


Genau das wünsche ich unserer Kirche heute auch.

Geld, Macht, Strukturen, Kirchensteuer und all diese Dinge sind im Grunde nicht wichtig. Wichtig ist ein brennendes Herz für Jesus und die Freude darüber, ein Christ zu sein. Wer Jesus noch nie in seinem Leben begegnet ist, wird nicht verstehen, was ich versuche zu sagen. Aber derjenige, der in seinem Leben einmal eine persönliche Erfahrung mit Jesus gemacht hat, der weiß, wie schön es ist, ein Leben mit Gott zu führen und ein brennendes Herz für Jesus zu haben.



Lk 24, 35-48      Osteroktav Donnerstag

Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.



Betrachtung: Friede sei mit euch!


Als Jesus den Aposteln das erste Mal nach seiner Auferstehung erschien, erklang kein Ton des Vorwurfs. Jesus hält keine Abrechnung. Er fragte nicht: Wo wart ihr auf meinem Kreuzweg? Warum habt ihr mich alleine gelassen? Petrus, warum hast du mich verleugnet? Jakobus, warum hast du geschlafen, als ich dir sagte, dass du beten sollst?

Vielleicht meinten die Apostel deshalb, einen Geist zu sehen. Sie hätten einen Tadel von Jesus erwartet, eine Zurechtweisung auf ihr Versagen, ihre Abwesenheit während seines Kreuzweges und seines Sterbens. Dass Jesus ihnen so radikal vergeben hatte, lag weit außerhalb ihres Fassungsvermö-gens und darum musste für sie diese Erscheinung ein Geist sein.


Nichts von alledem. Alles ist vergeben und ausgelöscht. Kein Ton des Vorwurfs erklingt! Jesus hat keine andere Botschaft als: Friede sei mit euch!

Welcher Trost auch für mich. Nach der Beichte darf ich wissen, dass Gott mir radikal vergeben hat. Nicht ein Hauch meiner Schuld, sofern sie durch das Bekenntnis ans Licht gerückt wurde, bleibt übrig. Gott vergibt so radi-kal, dass er sogar vergisst, dass er vergeben hat.



Betrachtung: Verklärter Leib


Heute lehrt uns das Evangelium etwas ganz Wunderbares. Jesus ist von den Toten auferstanden, aber nicht als ein Geist. Jesus hat sich nach der Auferstehung auch nicht in einen Engel verwandelt oder in ein rein geistiges Wesen. Jesus ist Jesus geblieben, auch nach der Auferstehung. Maria erkennt ihn am Klang seiner Stimme und die Emmausjünger an der Art und Weise, wie er das Brot brach. Die Apostel heute erkennen ihn an seinen Wundmalen. Jesu Leib ist nach seiner Auferstehung, so sagen wir mit einem theologischen Fachbegriff, ein verklärter Leib.


Auch wir werden nach unserer Auferstehung nicht in einen Engel verwandelt. Im Himmel sehen auch nicht alle Menschen gleich aus, sondern jeder und jede behält seine oder ihre Individualität. Der himmlische Leib jedoch wird verklärt sein. Die Wunden, die das Leben uns zugefügt hat, werden noch sichtbar sein, aber sie schmerzen nicht mehr. Sie sind, wie der ganze Leib, verklärt.