Evangelium nach Johannes

Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes. Der kam zum Zeugnis, damit er von dem Licht zeuge, auf dass alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.

Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen

Joh 1, 1-14

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.


Betrachtung: Wer ist das Wort?


Evangelium bedeutet: Frohe Botschaft. Das Evangelium spricht und erzählt von Jesus. Jesu hat eine gute eine frohe Botschaft für uns. Aber: Wie soll Johannes mit seinem Evangelium anfangen? So wie Markus, der bei der Taufe Jesu beginnt. Oder so wie Matthäus der 33 Jahre früher ansetzt bei der Geburt Jesu, oder soll der weitere 9 Monate weiter in die Vergangenheit gehen und mit der Verkündigung beginnen so wie Lukas?

Johannes entschließt sich bis zum allerersten Punkt zurückzugehen. Zum allerersten Anfang. Zum Anfang der Geschichte überhaupt. Johannes beginnt nicht bei der Taufe, er beginnt nicht bei der Geburt Jesu, er beginnt nicht bei der Verkündigung, er geht noch weiter zurück. Er geht so weit zurück wie es ihm möglich ist. Er beginnt am Anfang der Welt. Gott war schon bevor er die Welt geschaffen hat.
Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott.

Johannes übergeht alles was Markus, Matthäus und Lukas erzählt haben, denn es ist der Gemeinde schon bekannt. Aber das Entscheidende ist von Jesus noch nicht gesagt. Johannes möchte den Blick lenken auf das, was die andren drei Evangelisten nicht deutlich genug geschrieben haben.

Im Anfang war das Wort, / und das Wort war bei Gott, / und das Wort war Gott.
Wie können wir das verstehen? Wer ist das Wort?
Fügen wir einfach den Namen „Jesus“ ein, dann ist der Text plötzlich ganz einfach – oder zumindest einfacher geworden.

Im Anfang war Jesus, / und Jesus war bei Gott, / und Jesus war Gott.
Plötzlich wird das, was Johannes sagt verständlich. Was immer wir von Jesus sagen, von Jesus lesen, wann immer wir den Namen Jesus aussprechen: Wenn wir Jesus hören und sehen, dann hören und sehen wir Gott.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.
Darum hören wir gerade dieses Evangelium von Johannes an Weihnachten. Da ist eben nicht nur ein Menschenkind in Betlehem geboren, da ist Gott zu uns gekommen.

Der Theologe und Psychoanalytiker Drewermann hat vor vielen Jahren das Evangelium Tiefenpsychologisch ausgelegt. Ich habe immer gespürt da stimmt etwas nicht. In einem Interview wurde ihm die einfache Frage gestellt: Wer ist Jesus?

Drewermann hat ausweichend geantwortet. Er sagte. Jesus war ein jüdischer Rabbi, er war ein Wanderprediger, er führt die Menschen zu Gott.

Er hat lange und viel geredet aber das wichtigste hat er nicht gesagt. Er hat nicht gesagt, dass Jesus wahrer Gott ist, der zu uns gekommen ist. Ich habe, als ich ihn so reden hörte gedacht: Was bist du doch für ein Schwindler.

Nun, es ist nicht wichtig was andere denken. Wichtig ist, ob ich Jesus bereits mein Herz geschenkt habe. Weihnachten ist auch ein Fest des Schenkens. Ich möchte Jesus gerne mein Herz schenken.


In seine Lieb versenken
will ich mich ganz hinab
mein Herz will ich ihm schenken
und alles was ich hab.


Joh 2

Joh 3, 1 – 8        2. Osterwoche, Montag

Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen Es war ein Pharisäer namens Nikodemus, ein führender Mann unter den Juden. Der suchte Jesus bei Nacht auf und sagte zu ihm: Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist. Jesus antwortete ihm: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus entgegnete ihm: Wie kann ein Mensch, der schon alt ist, geboren werden? Er kann doch nicht in den Schoß seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal geboren werden. Jesus antwortete: Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist


Betrachtung: Nikodemus


Warum wohl suchte Nikodemus Jesus bei Nacht auf. Steckt Ängstlichkeit dahinter, oder hat er Angst, von den anderen gesehen und für zu „fromm" gehalten zu werden? Ich denke, es ist ein anderer Grund. Das vorausgehende Wunder auf der Hochzeit zu Kana hat ihn jedenfalls beeindruckt und er sucht ein Gespräch mit Jesus. Er nennt ihn „Rabbi", Lehrer. Nikodemus ist selbst ein führender Mann unter den Juden, ein Lehrer, und er sucht ein Gespräch auf Augenhöhe. Er will diskutieren und argumentieren und vielleicht will er auch lernen, wie man selbst solche Wunder tut, damit ihn die Leute auch weiterhin als einen der führenden Lehrer unter Juden anerkennen. Schau nicht auf die Wunder, sagt Jesus, sorge dafür, dass du von Neuem geboren wirst durch den Heiligen Geist.


Nikodemus versteht ihn nicht. Verstehen Sie Jesus, wenn er sagt: Du musst wiedergeboren werden durch den Heiligen Geist! Nicht diskutieren und theologisieren bringen die Kirche nach vorne und mich und dich in das Reich Gottes hinein, sondern das Hören und die Umkehr im Heiligen Geist. Die Heiligen sprechen von der „zweiten Bekehrung", die wir wohl alle noch vor uns haben. 



Joh 3, 7-15         2. Osterwoche, Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus zu Nikodemus: Wundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus erwiderte ihm: Wie kann das geschehen? Jesus antwortete: Du bist der Lehrer Israels und verstehst das nicht? Amen, amen, ich sage dir: Was wir wissen, davon reden wir, und was wir gesehen haben, das bezeugen wir, und doch nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Wenn ich zu euch über irdische Dinge gesprochen habe und ihr nicht glaubt, wie werdet ihr glauben, wenn ich zu euch über himmlische Dinge spreche? Und niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen außer dem, der vom Himmel herabgestiegen ist: der Menschensohn. Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.


Betrachtung: Die Schlange in der Wüste.


Tod, Auferstehung und Geistsendung haben etwas miteinander zu tun. Karfreitag - Ostern - Pfingsten. Die Geistsendung kann nicht geschehen ohne Ostern und Ostern wurde nicht ohne Karfreitag.

Aber wie kann Jesus einem jüdischen Schriftgelehrten das Kreuz klarmachen, das erst später auf Golgotha stehen wird? Als „Lehrer Israels“ ist Nikodemus mit dem Alten Testament vertraut und er kennt die Geschichte mit der ehernen Schlange. Das Volk wurde vor dem Schlangengift gerettet, indem sie zur erhöhten Schlange aufblickten. (Dtn 21,8f) Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden. Ein Blick zur Schlange genügte und der von der Schlange gebissene Mensch war vom Gift geheilt. Ein gläubiger Blick auf Jesus genügt und der von der Sünde verwundete Mensch ist gerettet.

Ob Nikodemus das damals verstanden hat?

Ob wir es schon verstanden haben, dass Jesus für mich, für dich, für uns gestorben ist, erhöht am Kreuz?

Bei Treffen, Sitzungen setze ich mich immer so, dass ich ein Kreuz im Blickfeld habe. Auf diese Weise kann ich mich immer wieder in einem schnellen Blick an Jesus wenden und mich im Geiste mit IHM verbinden. Der Menschensohn muss erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm das ewige Leben hat.

Ich darf dies glauben! Ich werde einmal das ewige Leben bei Jesus haben und darauf freue ich mich schon jetzt. 



Joh 3,16–21       2. Osterwoche, Mittwoch

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er an den Namen des einzigen Sohnes Gottes nicht geglaubt hat. Denn mit dem Gericht verhält es sich so: Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse. Jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Taten nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind.


Betrachtung: Finsternis und Licht

„… damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat“. Was ist das für eine wunderbare Verheißung. Das ewige Leben wartet auf uns. Gott wird dieses Versprechen einlösen und uns nach diesen 70/80 Jahren das ewige Leben in seiner Herrlichkeit schenken. Wir können nicht genug dankbar sein über diese wunderbare Zukunft. Ich freue mich schon jetzt auf das, was mich dann einmal im ewigen Leben an Schönheit, an Erfüllung, an Liebe erwartet. Was Gott verspricht, dass erfüllt er auch.

Das Wort von der Finsternis ruft zur Achtsamkeit. Vorsicht: Auch bei Dir gibt es Taten, die böse sind. Auch bei Dir gibt es Dinge, die besser nicht in der Öffentlichkeit aufgedeckt werden.

Darum: Richte nicht über die anderen, sondern schaue in das eigene Herz hinein. Bitte Gott um Verzeihung Deiner Sünden, gehe beichten und freue dich dann auf das ewige Leben.



Joh 3, 31-36      2. Osterwoche, Donnerstag

Er, der von oben kommt, steht über allen; wer von der Erde stammt, ist irdisch und redet irdisch. Er, der aus dem Himmel kommt, steht über allen. Was er gesehen und gehört hat, bezeugt er, doch niemand nimmt sein Zeugnis an. Wer sein Zeugnis annimmt, beglaubigt, dass Gott wahrhaftig ist. Denn der, den Gott gesandt hat, verkündet die Worte Gottes; denn er gibt den Geist unbegrenzt. Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.


Betrachtung: Gottes Zorn


Der letzte Satz aus dem heutigen Evangelium schmeichelt nicht den Ohren. „…wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.“ Das hören wir nicht gerne. Stimmt`s?

Denn auch bei uns ist es manchmal so, dass wir lieber auf uns selber hören und die eigenen Wege gehen, als Gott zu gehorchen. Zum Glück ist eine Umkehr jederzeit möglich.


Joh 4

Joh 5

Joh 6, 1-15         2. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit ging Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias heißt. Eine große Menschenmenge folgte ihm, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus stieg auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern nieder. Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe. Als Jesus aufblickte und sah, dass so viele Menschen zu ihm kamen, fragte er Philippus: Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben? Das sagte er aber nur, um ihn auf die Probe zu stellen; denn er selbst wusste, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare reicht nicht aus, wenn jeder von ihnen auch nur ein kleines Stück bekommen soll. Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sagte zu ihm: Hier ist ein kleiner Junge, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; doch was ist das für so viele! Jesus sagte: Lasst die Leute sich setzen! Es gab dort nämlich viel Gras. Da setzten sie sich; es waren etwa fünftausend Männer. Dann nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und teilte an die Leute aus, so viel sie wollten; ebenso machte er es mit den Fischen. Als die Menge satt war, sagte er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrig gebliebenen Brotstücke, damit nichts verdirbt. Sie sammelten und füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die von den fünf Gerstenbroten nach dem Essen übrig waren. Als die Menschen das Zeichen sahen, das er getan hatte, sagten sie: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Da erkannte Jesus, dass sie kommen würden, um ihn in ihre Gewalt zu bringen und zum König zu machen. Daher zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein


Betrachtung: Was ist das für so viele?


Wenn ich am Abend auf den Tag zurückschaue, dann frage ich mich nicht selten: Edgar, was hast du heute nicht alles gemacht. Oft habe ich den Eindruck, dass es nicht genug war oder dass es vielleicht nicht gut genug war. Aber das Evangelium sagt mir: Gib das, was du hast, deine Zeit und deine Fähigkeiten Gott, auch wenn du den Eindruck hast, dass es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist: Gott kann Großes daraus vollbringen.

Am wenigsten produktiv (im Sinne der Welt) bin ich in der Anbetungsstunde am Morgen oder wenn ich die Psalmen des Breviers bete, oder wenn ich am dann Abend (oft auch müde) die Heilige Messe feiere. Wahrscheinlich sind aber gerade diese Zeiten die fruchtbarsten und wertvollen für das Heil der Welt. 



Joh 6, 16-21      2. Osterwoche, Samstag

Als es aber spät geworden war, gingen seine Jünger zum See hinab, bestiegen ein Boot und fuhren über den See, auf Kafarnaum zu. Es war schon dunkel geworden, und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Da wurde der See durch einen heftigen Sturm aufgewühlt. Als sie etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gefahren waren, sahen sie, wie Jesus über den See ging und sich dem Boot näherte; und sie fürchteten sich. Er aber rief ihnen zu: Ich bin es; fürchtet euch nicht! Sie wollten ihn zu sich in das Boot nehmen, aber schon war das Boot am Ufer, das sie erreichen wollten.


Betrachtung: Sie fürchteten sich.


Gestandene Männer, die es gewohnt waren, bei Wind und Wetter auf den See hinauszufahren, fürchteten sich, als Jesus über den See ging und sich dem Boot näherte. Werner de Boor schreibt in seinem Kommentar zum Johannesevangelium: „Wir werden gut tun, einem allzu harmlosen Bild Jesu gegenüber uns sagen zu lassen, wie Jesus in seiner unbegreiflichen Macht und Überlegenheit und in seinem unvermuteten Handeln wirklich erschreckend für seine Jünger sein konnte“ (Seite 192)

Jesus ist nicht nur der liebe Freund und der Kumpel, er ist auch derjenige, der einmal „kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.“ Sofort nimmt Jesus den Jüngern aber die Furcht.

Wenn wir Jesus begegnen, dann ist damit allein schon alles gut. Dann weicht alle Furcht.



Joh 6, 22-29      3. Osterwoche, Montag

In jener Zeit sah die Menge, die am anderen Ufer des Sees geblieben war, dass nur noch ein Boot dort lag, und sie erfuhren, dass Jesus nicht mit seinen Jüngern ins Boot gestiegen war, sondern dass die Jünger allein abgefahren waren. Von Tiberias her kamen andere Boote in die Nähe des Ortes, wo sie nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird. Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat


Betrachtung: Eucharistie


Heute beginnt die sogenannte „Brotrede“ oder die Rede über das „Himmelsbrot“ in der Synagoge in Kafarnaum. Jeden Tag in dieser Woche hören wir einen kleinen Abschnitt daraus. Heute aber erinnert Jesus die Zuhörer zunächst noch einmal an die unmittelbar vorausgegangene, wunderbare Speisung der Volksmenge am See von Tiberias. Sehr bald aber wird er in dieser Brotrede auf ein anderes Brot zu sprechen kommen, auf das Brot, das vom Himmel kommt, an das Brot, das Gott gibt, an das Brot des Lebens.

Es ist nicht schwer, hier an die Eucharistie zu denken. Die Eucharistie aber ist kein Brot mehr wie jenes, das wir beim Bäcker kaufen können. Es ist auch kein gesegnetes Brot, wie zum Beispiel das Agathabrot.

Die Eucharistie ist wirklich das Fleisch Jesu. Wenn wir zur Kommunion gehen, dann empfangen wir kein Brot, sondern den Herrn, Jesus selbst.

Ich kann nur staunen darüber, wie klein sich Gott machen kann. Geheimnis des Glaubens.



Joh 6, 30-35      3. Osterwoche, Dienstag

In jener Zeit sagte die Menge zu Jesus: Welches Zeichen tust du, damit wir es sehen und dir glauben? Was tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben


Betrachtung: Brot - Eucharistie


Die Menge forderte Beweise. Sie verkleinern das Wunder der Brotvermehrung indem sie Jesus mit Mose vergleichen und stellen das Brot, das Jesus vermehrte, dem Manna gegenüber, das Gott einst in der Wüste gegeben hatte. Jesus hatte sie nur ein einziges Mal gesättigt, Mose aber hatte 40 Jahre hindurch täglich die Menge mit dem „Manna“ versorgt.

Jesus geht auf die Herausforderung ein und setzt ihnen zwei verschiedene Brotsorten vor. Das vergängliche Brot und jenes „Brot“, das er selber ist und das eine Nahrung für das ewige Leben werden konnte.

Ich denke nicht, dass die Leute damals verstanden hatten, was Jesus ihnen sagen wollte. Schon so und so oft habe ich die Eucharistie gefeiert und verstehe immer noch nicht, wie es sein kann, dass es Jesus selbst ist, den ich in der Kommunion empfange.

„Geheimnis des Glaubens“! Dieser Satz unmittelbar nach der Wandlung in der Feier der Eucharistie steht an der richtigen Stelle. Die Eucharistie ist wirklich ein Geheimnis, und wir nähern uns dem Geheimnis, indem wir es „durchdenken“, aber mehr noch, indem wir es „durchbeten“.



Joh 6, 35-40      3. Osterwoche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben. Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt gesehen, und doch glaubt ihr nicht. Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen; denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Es ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Letzten Tag. Denn es ist der Wille meines Vaters, dass alle, die den Sohn sehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben und dass ich sie auferwecke am Letzten Tag.


Betrachtung: Ihr glaubt nicht.


Ich bin das Brot des Lebens – aber ihr glaubt nicht. Es ist ein erschütterndes Wort Jesu. Schonungslos reist er den Zuhörern die Maske vom Gesicht. Ihr glaubt nicht. Als sie Hunger hatten und er ihre Mägen mit Brot füllte, waren sie begeistert. Die Menge war an Wunderdingen interessiert. Essen, Trinken und gut leben, das scheint das Wichtigste zu sein, damals wie heute.

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ Jesus forderte einen viel zu hohen Glauben. Seine Lehre war ihnen viel zu hoch. Aber Jesus machte keine Zugeständnisse, sodass die Menschen seine Worte als Redewendungen oder als Vergleiche hätten auffassen können. Jesu Versprechen, sich selbst mit Fleisch und Blut für die Rettung der Welt hinzugeben, bewirkte, dass viele seiner Anhänger verlorengingen. Sie wandten sich von ihm ab. „Und doch glaubt ihr nicht“. Wie ist es mit mir, wenn ich zur Kommunion gehe? Glaube ich, dass ich wirklich den Herrn selbst empfange, oder ist die Kommunion für mich nur ein Symbol, ein Zeichen, ein Hinweis auf Jesus, aber nicht der Herr selbst?



Joh 6, 44-51      3. Osterwoche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zu mir führt; und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Bei den Propheten heißt es: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt


Betrachtung: Das lebendige Brot


Immer wieder sagt Jesus das Gleiche. „Ich bin das Brot des Lebens“ oder „es ist mein Fleisch“ oder „es ist das Brot des Himmels“

Ich muss oft darüber nachdenken, wie es denn sein kann, dass der große Gott sich so erniedrigt, dass er in die kleine Hostie „hineinpasst“. Aber das Nachdenken und das Lesen von Büchern über die Eucharistie bringt mich schnell an eine Grenze. Für mich ist es besser einfach schweigend und betrachtend vor dem Geheimnis der Eucharistie zu verweilen. Es ist mir nicht wichtig, alles zu verstehen. Es ist mir wichtiger zu bleiben, zu staunen, anzubeten und anfangen zu erahnen, was Gott in seiner großen Liebe für mich getan hat.

Es ist das lebendige Brot. In der Kommunion halten wir etwas Lebendiges in unserer Hand. Haben Sie das schon einmal bedacht, wenn sie kommunizieren. Die Hostie ist etwas Lebendiges.



Joh 6, 52-59      3. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise, und mein Blut ist wirklich ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. Diese Worte sprach Jesus, als er in der Synagoge von Kafarnaum lehrte


Betrachtung: Sein Fleisch


Die Juden haben lange zugehört, aber nun fangen sie an, sich zu streiten. Aber Jesus relativiert seine Aussage nicht. Er bleibt dabei. Er ist das Brot des Lebens. Es ist sein Fleisch.

Von diesem Moment an verliert er die Volksscharen und ruft eine Spaltung unter den Jüngern hervor. Wäre Jesus ein leutseliger, freundlicher Reformator gewesen, hätte er spätestens jetzt gesagt. Nein, Nein, ihr habt mich falsch verstanden. Das bedeutet nur so etwas wie das Brot des Lebens. Oder das meint nur mein Fleisch und mein Blut.

Doch so ist es nicht.

Jesus wird im heutigen Evangelium nicht müde, immer wieder zu sagen, dass er selbst, dass sein Fleisch, das lebendige Brot und dass sein Blut wirklich ein Trank ist.



Joh 6, 60-69      3. Osterwoche, Samstag

In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes. 


Betrachtung: Wollt auch ihr gehen?


Die Leute haben Jesus richtig verstanden. Sie nehmen seine Worte so wie er sie gemeint hat. „Fleisch und Blut“, aber sie sind nicht bereit, es zu akzeptieren und darum verweigerten sie ihm den Gehorsam und zogen sich zurück. Jesus hielt sie nicht auf. Auch seine Jünger stellte er auf eine harte Probe. „Wollt auch ihr gehen?“

Jesus wusste, dass Judas bereits sein Herz verschlossen hatte. Judas wandte sich von Jesus nicht erst ab, als er den Herrn im Abendmahlssaal verließ, sondern bereits hier in Kafarnaum hatte er sich innerlich von ihm abgewandt. Jesus wusste, wer ihn verraten würde. Sicher war Judas auch angefüllt mit Geiz, aber das heutige Evangelium lässt erahnen, dass Judas seine Beziehung zu Jesus gerade in dem Moment abbrach, als Jesus verkündete, dass er sein Fleisch und Blut für das Leben der Welt geben wollte.



Joh 7, 1-2.10.25-30        Fastenzeit, 4. Woche Freitag

In jener Zeit zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte sich nicht in Judäa aufhalten, weil die Juden darauf aus waren, ihn zu töten. Das Laubhüttenfest der Juden war nahe. Als seine Brüder zum Fest hinaufgegangen waren, zog auch er hinauf, jedoch nicht öffentlich, sondern heimlich. Da sagten einige Leute aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie töten wollen? Und doch redet er in aller Öffentlichkeit, und man lässt ihn gewähren. Sollte der Hohe Rat wirklich erkannt haben, dass er der Messias ist? Aber von dem hier wissen wir, woher er stammt; wenn jedoch der Messias kommt, weiß niemand, woher er stammt. Während Jesus im Tempel lehrte, rief er: Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin; aber ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit. Ihr kennt ihn nur nicht. Ich kenne ihn, weil ich von ihm komme und weil er mich gesandt hat. Da wollten sie ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.


Betrachtung: Von dem hier wissen wir, woher er stammt


Vor einiger Zeit sagte jemand zu mir: „Ich kenne Sie ganz genau“! Ich war etwas verwundert, denn ich hatte mit dieser Person noch nie ein einziges Wort gewechselt, wir waren noch keine Meile miteinander gelaufen. Die Person wusste nichts von meiner Herkunft, meiner Ausbildung, meinen Sorgen, meinen Krankheiten und meinen Nöten. Trotzdem sagte sie: „Ich kenne sie ganz genau.“

Offensichtlich war diese Person einige Male im Gottesdienst, hatte mich bei der Predigt gehört und bei der Liturgie beobachtet. Und nun meinte sie sich ein abschließendes Urteil über mich bilden zu können.

Auch die Leute im Evangelium meinen Jesus zu kennen. Sie kennen seine Herkunft, nämlich seine Eltern und wissen, dass er aus Nazareth stammt. Sie haben gehört, dass er als Zimmermann gearbeitet hatte, dann aber sein Leben änderte, umherzog, predigte und hier und da Wunder wirkte.

Kennen wir Jesus? Wir wissen, dass er in Bethlehem geboren wurde, nach Ägypten floh, in Nazareth aufwuchs, in Kana sein erstes Wunder wirkte und schließlich in Jerusalem gekreuzigt wurde. Wir haben gehört, dass er drei Tage später aus dem Grabe heraus auferstanden sein soll.


Aber haben wir das alles auch wirklich selbst erfahren? Kennen wir Jesus sozusagen von „innen“? Bin ich mit Jesus „per Du“? Weiß ich, wie Jesus leidet, wenn er die Not der Menschen sieht und mitträgt? Erahne ich, wie Jesus leidet, wenn ich der Sünde einen Vorzug gebe? Weiß ich, wie riesengroß die Freude im Himmel ist, wenn ich einen kleinen Schritt der Umkehr wage?

Es ist keine Schande zuzugeben, dass wir nicht wissen, wer Jesus ist, aber es wäre sehr dumm zu meinen, wir wüssten bereits alles von unserem Heiland.



Joh 7, 40-53      Fastenzeit, 4. Woche Samstag

In jener Zeit sagten einige aus dem Volk, als sie diese Worte hörten: Er ist wahrhaftig der Prophet. Andere sagten: Er ist der Messias. Wieder andere sagten: Kommt denn der Messias aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus dem Dorf Betlehem, wo David lebte? So entstand seinetwegen eine Spaltung in der Menge. Einige von ihnen wollten ihn festnehmen; aber keiner wagte ihn anzufassen. Als die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurückkamen, fragten diese: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht? Die Gerichtsdiener antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. Da entgegneten ihnen die Pharisäer: Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen? Ist etwa einer vom Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Dieses Volk jedoch, das vom Gesetz nichts versteht, verflucht ist es. Nikodemus aber, einer aus ihren eigenen Reihen, der früher einmal Jesus aufgesucht hatte, sagte zu ihnen: Verurteilt etwa unser Gesetz einen Menschen, bevor man ihn verhört und festgestellt hat, was er tut? Sie erwiderten ihm: Bist du vielleicht auch aus Galiläa? Lies doch nach: Der Prophet kommt nicht aus Galiläa. Dann gingen alle nach Hause.


Betrachtung: So entstand seinetwegen eine Spaltung.


In Kapitel sieben des Johannesevangeliums redet Jesus während des Laubhüttenfestes im Tempel zu den anwesenden Juden. Alle, die dort sind, können Jesus sehen. Sie können seine Stimme hören und die Worte vernehmen, die er spricht. Obwohl alle die gleiche Ausgangslage haben, ruft das, was Jesus sagt, eine Spaltung unter den Juden hervor. Die einen sagen: „Er ist der Messias“, während andere dies bestreiten. Manche werden zu aktiven Gegnern und wollen ihn festnehmen lassen. Nikodemus bleibt ohne eigene Meinung, er will zuerst per Gericht prüfen lassen, er legt sich nicht fest, sondern er überlässt die Entscheidung der Instanz.

Im Grunde aber sind sie alle saft- und kraftlos, was ihren Glauben betrifft. Ohne zu einer Entscheidung zu kommen, gehen sie alle wieder nach Hause in ihren trüben Alltag. Jesus bleibt offensichtlich alleine zurück.


Die gleiche Situation haben wir heute in der Kirche. Zu viele „angetippte“ Christen machen vielleicht in der Kirche ein wenig mit, aber sie sind nicht bereit, ihre private Meinung aufzugeben, geschweige denn Christus aus ganzem Herzen zu folgen.

Es ist nicht so, dass sie Sünder wären oder schlechte Menschen, aber sie sind unentschlossen, ohne einen Vorsatz zur zweiten Bekehrung. Anstatt Jesus zu folgen und in der Gemeinschaft der Kirche zu bleiben, geht jeder doch seinen eigenen Weg wieder nach Hause und lebt seinen eigenen Glauben.

Sollte ich mich täuschen, dann wäre es umso besser.

Joh 8, 1-11         Fastenzeit, 5. Woche Montag

In jener Zeit ging Jesus zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du? Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem Anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!


Betrachtung: Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel.


Jesus ging zum Ölberg. Leicht überlesen wir diesen Satz. Über Nacht war er auf dem Ölberg und ich stelle mir vor, wie er schon vor dem eigentlichen Kreuzweg eine bittere Leidensstunde durchlebte. Am Ende von Kapitel sieben haben wir gelesen: „Dann gingen alle nach Hause“. Jesus war also die ganze Nacht über alleine am Ölberg. Jesus durchlebte eine Nacht der Einsamkeit. Er zieht sich zurück an den Ort des späteren Leidens, die Leute waren alle nach Hause gegangen, Jesus blieb alleine zurück.

Adrienne von Speyr schreibt: „Gemessen an seiner Aufgabe hat er nichts erreicht. Er hat ein paar Fischer um sich geschart, und in der Menge sind einige Fragen aufgetaucht. Die ganz Klugen sagen: Es muss ein Irrtum im Spiel sein, denn er stammt ja aus Galiläa.

Wenn man alles nüchtern überblickt, so sieht es wirklich nicht nach dem kommenden Christentum aus. Der Mensch in Christus ist tief enttäuscht. Er setzt da und dort an, versucht es auf diese und jene Weise, wirkt Wunder, steht Rede und Antwort, lehrt und bemüht sich, so gut er kann. Aber sein Erfolg ist besten¬falls ein mittelmäßiger Menschenerfolg.


Ein paar Jünger sind gewonnen, die aber nicht die Kraft des Geistes haben, weitere zu bekehren. Andere konnte er nicht berühren, sie gingen lau und gleichgültig von ihm fort. Die meisten hat er sich zu Feinden gemacht. So betrachtet der Herr auf dem Ölberg sein Werk. Die bittere Enttäuschung, die in ihm aufsteigt, ist der Vorbote des kommenden Leidens.“

Nun, die Nacht ging vorüber, es wurde wieder morgen und das Erste, was der Herr tat: Er ging in den Tempel zum Vater.

Welcher Trost auch für uns. Auch wir kennen Gedanken der Erfolgslosigkeit und die Nächte der Einsamkeit. Sie gehen alle vorüber, der nächste Morgen kommt, die Sonne geht wieder auf und der Himmelsvater wartet schon in der Kirche, um mich zu trösten.



Joh 8, 21-30      Fastenzeit, 5. Woche Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Ich gehe fort, und ihr werdet mich suchen, und ihr werdet in eurer Sünde sterben. Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Da sagten die Juden: Will er sich etwa umbringen? Warum sagt er sonst: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen? Er sagte zu ihnen: Ihr stammt von unten, ich stamme von oben; ihr seid aus dieser Welt, ich bin nicht aus dieser Welt. Ich habe euch gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Jesus antwortete: Warum rede ich überhaupt noch mit euch? Ich hätte noch viel über euch zu sagen und viel zu richten, aber er, der mich gesandt hat, bürgt für die Wahrheit, und was ich von ihm gehört habe, das sage ich der Welt. Sie verstanden nicht, dass er damit den Vater meinte. Da sagte Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin. Ihr werdet erkennen, dass ich nichts im eigenen Namen tue, sondern nur das sage, was mich der Vater gelehrt hat. Und er, der mich gesandt hat, ist bei mir; er hat mich nicht allein gelassen, weil ich immer das tue, was ihm gefällt. Als Jesus das sagte, kamen viele zum Glauben an ihn.


Betrachtung: Ihr werdet in eurer Sünde sterben.


Ich möchte einmal nicht in der Sünde sterben, denn dies würde bedeuten, abgewendet von Gott zu sterben.

Jesus hat uns ein wunderbares Sakrament, das Sakrament der Krankensalbung, geschenkt, indem er uns verspricht, dass wir, sollten wir dieses Sakrament empfangen, nicht in der Sünde, sondern in IHM sterben.

Jesus hat jedem Menschen die Möglichkeit geschenkt, durch den Empfang der Sterbesakramente in der Gnade und nicht in der Sünde zu sterben und vielleicht ist für jene, die in ihrem Leben nicht geglaubt haben, diese Gnade größer als für jene, die bereits glauben.

Für jene, die nicht geglaubt haben, wird es danach ein Neuanfang in Gott sein, für alle, die bereits einen Glaubensweg gegangen sind, ist es ein wunderbarer Abschluss ihres irdischen Lebens.


In der Krankensalbung und im Ablass vor der Sterbestunde liegt eine unwahrscheinliche Gnade. Alles, was noch fehlen sollte, wird vom Herrn ergänzt. Gott kommt den Sterbenden entgegen. Er öffnet alle Türen. Er bekleidet ihn mit seinem eigenen Gewand, mit dem Gewand des ewigen Lebens.

Auf meinem Auto klebt der „SOS-Priester“ Aufkleber. Sollte ich einmal einen schweren Unfall haben, so wäre ich dankbar, wenn jemand einen Priester rufen könnte, der mir die Sterbesakramente und den Ablass spendet.

Ich möchte nicht in der Sünde, sondern in den Armen Gottes sterben.



Joh 8, 31-42      Fastenzeit, 5. Woche Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien. Sie erwiderten ihm: Wir sind Nachkommen Abrahams und sind noch nie Sklaven gewesen. Wie kannst du sagen: Ihr werdet frei werden? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wer die Sünde tut, ist Sklave der Sünde. Der Sklave aber bleibt nicht für immer im Haus; nur der Sohn bleibt für immer im Haus. Wenn euch also der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei. Ich weiß, dass ihr Nachkommen Abrahams seid. Aber ihr wollt mich töten, weil mein Wort in euch keine Aufnahme findet. Ich sage, was ich beim Vater gesehen habe, und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. Sie antworteten ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams wärt, würdet ihr so handeln wie Abraham. Jetzt aber wollt ihr mich töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit verkündet hat, die Wahrheit, die ich von Gott gehört habe. So hat Abraham nicht gehandelt. Ihr vollbringt die Werke eures Vaters. Sie entgegneten ihm: Wir stammen nicht aus einem Ehebruch, sondern wir haben nur den einen Vater: Gott. Jesus sagte zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben; denn von Gott bin ich ausgegangen und gekommen. Ich bin nicht in meinem eigenen Namen gekommen, sondern er hat mich gesandt.


Betrachtung: Wenn ihr in meinem Wort bleibt.


In einem gewissen Sinne haben wir heutigen Menschen es leichter als die Apostel damals. Die Apostel hatten das Wort Jesu nur mündlich gehört und mussten es im Gedächtnis behalten. Wir können das Wort Gottes ständig bei uns haben. Wir können täglich in der Bibel lesen und das Wort Gottes in uns aufnehmen und in ihm bleiben. Ich bleibe im Wort Gottes, wenn ich es zunächst lese, es kennenlerne und dann über seinen Sinn nachdenke. Dabei darf es aber nicht bleiben. Ich muss dann das Wort Gottes auch umsetzen in meinem täglichen Leben. Jesus spricht davon, dass wir in seinem Wort bleiben sollen. Zum ersten Mal hören wir im Johannesevangelium das Wort „bleiben“ aus dem Mund Jesu. Es genügt nicht, dass wir nur ein paar Minuten am Tag oder in einer frommen Bibelstunde während der Woche im Wort Gottes lesen. Wir sollen in seinem Wort bleiben und uns im Alltag in unserem ganzen Denken und Reden vom Wort Gottes bestimmen lassen.

Maria bewahrte alle Worte, die der Engel im Auftrag Gottes sagte, in ihrem Herzen. Bitte lassen Sie keinen Tag vergehen, in dem sie nicht für ein paar Minuten in der Bibel lesen und denken Sie dann auch, wie Maria, über das nach, was Gott zu ihnen gesagt hat. 



Joh 8, 51-59      Fastenzeit, 5. Woche Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu den Juden: Amen, amen, ich sage euch: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen. Da sagten die Juden zu ihm: Jetzt wissen wir, dass du von einem Dämon besessen bist. Abraham und die Propheten sind gestorben, du aber sagst: Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht erleiden. Bist du etwa größer als unser Vater Abraham? Er ist gestorben, und die Propheten sind gestorben. Für wen gibst du dich aus? Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst ehre, so gilt meine Ehre nichts. Mein Vater ist es, der mich ehrt, er, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott. Doch ihr habt ihn nicht erkannt. Ich aber kenne ihn, und wenn ich sagen würde: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte an seinem Wort fest. Euer Vater Abraham jubelte, weil er meinen Tag sehen sollte. Er sah ihn und freute sich. Die Juden entgegneten: Du bist noch keine fünfzig Jahre alt und willst Abraham gesehen haben? Jesus erwiderte ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Noch ehe Abraham wurde, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber verbarg sich und verließ den Tempel.


Betrachtung: Wenn jemand an meinem Wort festhält.


Auch heute geht es wieder um das Wort Gottes. Wir sollen es festhalten. Man kann das Wort Gottes hören und dann auch wieder vergessen. Man kann die Bibel wie ein Buch unter vielen anderen Dingen behandeln und es einfach nur als Schmuckstück in das Bücherregal stellen.

Wenn wir das Wort lesen und festhalten, sind wir irgendwie Mutter des Wortes: Wir nehmen es in uns auf und nähren und pflegen es. Aber dann, nach einer gewissen Zeit, wird das Wort für uns zur Mutter. Es zieht uns in sich groß und erzieht uns zum ewigen Leben.


Ich erinnere mich an einen Ministranten, dem der Pfarrer versprochen hatte, er dürfe kostenlos zum Ferienlager mitfahren, wenn er ein Evangelium auswendig lernen würde. Vor Beginn des Ferienlagers kam dieser Bub, stellte sich vor den Pfarrer hin und rezitierte das ganze Markus Evangelium Kapitel für Kapitel auswendig. Indem er ein Evangelium auswendig lernte, „verdiente“ er sich nicht nur das Geld für das Ferienlager, sondern erwarb sich auch einen unbezahlbaren Schatz für sein ganzes Leben.Neuer Text

Joh 9

Joh 10, 11-18    4. Osterwoche, Montag

In jener Zeit sprach Jesus: Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.


Betrachtung: Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne.


Das ist eine unglaubliche Aussage. Jesus kennt mich so tief, dass irdische Vergleiche nicht mehr ausreichen. Jesu „Kennen“ ist so tief, dass er es mit seinem eigenen Verhältnis mit dem Vater vergleichen muss. Und die Theologen sagen uns, dass Jesus eines Wesens mit dem Vater ist. Was der Sohn sieht und denkt, das sieht und denkt auch der Vater.

Jesus kennt mich wie den Vater. Das ist sehr schön!

Kein Winkel meines Lebens ist ihm verborgen. Mein Denken, mein Fühlen, mein Tun liegt offen vor Jesus. Er kennt meine verborgenen Wünsche und Sehnsüchte. Er kennt mein Verlangen und mein Versagen.

Jesus kennt mich - besser als ich mich selbst kenne.

Eine andere Frage ist dann aber. Kenne ich Jesus? Was weiß ich aus seinem Leben? Versuche ich ihm nahe zu sein im Gebet und in der Betrachtung?


Jesus kennt mich, aber kenne ich Jesus?



Joh 10, 22-30    4. Osterwoche, Dienstag

In Jerusalem fand das Tempelweihfest statt. Es war Winter, und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange noch willst du uns hinhalten? Wenn du der Messias bist, sag es uns offen! Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen, und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle, und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. Ich und der Vater sind eins.


Betrachtung: Ich und der Vater sind eins.


Ob wir je erahnen können, wie tief, wie intensiv, wie innig die Beziehung Jesu zum Vater ist? Es ist eine vollkommene Einheit, die nicht getrübt ist durch Egoismus, Streit, Eifersucht .... und all den anderen Dingen, die Beziehungen unter den Menschen oft trüben.

Auch heute führt mich das Evangelium zu einer ähnlichen Frage wie gestern. Bin ich eins mit Jesus? Ist sein Wille mein Wille? Sind seine Gedanken meine Gedanken?

Habe ich wenigstens die Sehnsucht danach immer tiefer eins zu werden mit Jesus, bis ich schließlich die Worte des Heiligen Paulus wiederholen kann, der sagt. „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“.



Joh 10, 31-42    Fastenzeit, 5. Woche Freitag

In jener Zeit hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Jesus hielt ihnen entgegen: Viele gute Werke habe ich im Auftrag des Vaters vor euren Augen getan. Für welches dieser Werke wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm: Wir steinigen dich nicht wegen eines guten Werkes, sondern wegen Gotteslästerung; denn du bist nur ein Mensch und machst dich selbst zu Gott. Jesus erwiderte ihnen: Heißt es nicht in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er jene Menschen Götter genannt hat, an die das Wort Gottes ergangen ist, und wenn die Schrift nicht aufgehoben werden kann, dürft ihr dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst Gott - weil ich gesagt habe: Ich bin Gottes Sohn? Wenn ich nicht die Werke meines Vaters vollbringe, dann glaubt mir nicht. Aber wenn ich sie vollbringe, dann glaubt wenigstens den Werken, wenn ihr mir nicht glaubt. Dann werdet ihr erkennen und einsehen, dass in mir der Vater ist und ich im Vater bin. Wieder wollten sie ihn festnehmen; er aber entzog sich ihrem Zugriff. Dann ging Jesus wieder weg auf die andere Seite des Jordan, an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte; und dort blieb er. Viele kamen zu ihm. Sie sagten: Johannes hat kein Zeichen getan; aber alles, was Johannes über diesen Mann gesagt hat, ist wahr. Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.


Betrachtung: Und viele kamen dort zum Glauben an ihn.


Es spricht mich an, dass die Heilige Schrift eigens zum Ausdruck bringt, dass viele dort, also am Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte, zum Glauben kamen. In Jerusalem fanden sie offensichtlich nicht zum Glauben. Sie mussten zuerst hinunter gehen ins Jordantal, an den Ort, an dem sich jene trafen, die eine Sehnsucht nach Gott in ihrem Herzen trugen. Sie mussten sozusagen zuerst eine Wallfahrt unternehmen, um dann dort zum Glauben an Jesus zu kommen. Offensichtlich war das ganze Umfeld in ihrer Heimatgemeinde nicht geeignet, um einen tieferen Glauben zu fördern.

Und so geschieht dort an jenem abgelegenen Ort, was in Jerusalem nur sehr begrenzt und mühsam geschah. Viele kamen dort zum Glauben an Jesus.



Beobachten wir in unseren Tagen nicht etwas Ähnliches? Inmitten von Menschen, die lau gegenüber einem tieferen Glauben sind oder diesen sogar bekämpfen, ist es nur schwer möglich zum Glauben zu finden und den Glauben als einzelner zu leben. Warum pilgern denn so viele Menschen nach Medjugorje. Antwort: Weil sie dort etwas finden, was es zu Hause nicht mehr gibt. Dort, an einem anderen Ort, wo sich jene treffen, denen der Glaube etwas bedeutet, finden sie zum Glauben.

Joh 11, 45-57    Fastenzeit, 5. Woche Samstag

In jener Zeit kamen viele der Juden, die zu Maria, der Schwester des Lazarus, gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, zum Glauben an ihn. Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und berichteten ihnen, was er getan hatte. Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates ein. Sie sagten: Was sollen wir tun? Dieser Mensch tut viele Zeichen. Wenn wir ihn gewähren lassen, werden alle an ihn glauben. Dann werden die Römer kommen und uns die heilige Stätte und das Volk nehmen. Einer von ihnen, Kajaphas, der Hohepriester jenes Jahres, sagte zu ihnen: Ihr versteht überhaupt nichts. Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht. Das sagte er nicht aus sich selbst; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte er aus prophetischer Eingebung, dass Jesus für das Volk sterben werde. Aber er sollte nicht nur für das Volk sterben, sondern auch, um die versprengten Kinder Gottes wieder zu sammeln. Von diesem Tag an waren sie entschlossen, ihn zu töten. Jesus bewegte sich von nun an nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern zog sich von dort in die Gegend nahe der Wüste zurück, an einen Ort namens Efraim. Dort blieb er mit seinen Jüngern. Das Paschafest der Juden war nahe, und viele zogen schon vor dem Paschafest aus dem ganzen Land nach Jerusalem hinauf, um sich zu heiligen. Sie fragten nach Jesus und sagten zueinander, während sie im Tempel zusammenstanden: Was meint ihr? Er wird wohl kaum zum Fest kommen. Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich, um ihn festnehmen zu können, angeordnet: Wenn jemand weiß, wo er sich aufhält, soll er es melden.


Betrachtung: Viele und einige


Viele kamen zum Glauben an Jesus, einige gingen zu den Pharisäern. Viele halten zu Jesus, einige (wenige) halten zu den Pharisäern.

Leider ist es bis heute so, dass oft einige wenige den Ton angeben und die Geschicke bestimmen, auch in der Kirche. Wer zum Beispiel rhetorisch begabt und ausgestattet mit einer notwendigen Hartnäckigkeit, selbstbewusst seine Positionen vorträgt, bekommt oft Gehör. Jene Charismen dagegen, die eher im Verborgenen wirken und arbeiten, werden übersehen.


Nehmen wir zum Beispiel das Charisma der Unterscheidung der Geister. Es arbeitet eher im Verborgenen, beobachtet und wägt die verschiedenen Positionen ab. Im Gebet und im Hören auf Gott führt dieses Charisma auf den Weg, den Gott mit uns gehen möchte.

Oft ist es aber so, dass sich das Laute in den Vordergrund drängt und das Leise und Stille übergeht. Darin liegt eine große Gefahr der Selbstüberschätzung.

Wer gut reden kann, kann eben nur gut reden, es ist damit aber noch nicht gesagt, dass das, was er sagt, auch vor Gott richtig ist. Er ist auf jene angewiesen, die das Charisma der Unterscheidung der Geister besitzen.



Wer dagegen nur das Charisma der Unterscheidung der Geister hat, ist auf jene angewiesen, welche die Erkenntnis auch in eine überzeugende Sprache und Worte fassen können. Wenn jene, die das Charisma der Rede besitzen, mit jenen zusammenarbeiten würden, denen Gott das Charisma der Unterscheidung der Geister geschenkt hat, dann könnte viel Segen bewirkt werden.

Was einige wenige bewirken können, sehen wir im heutigen Evangelium. Sie tragen mit gekonnter Rede nur Klatsch und Lüge zu den Pharisäern und diese beschließen dann, Jesus zu töten.

Joh 12, 1-11      Karwoche Montag

Sechs Tage vor dem Paschafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort bereiteten sie ihm ein Mahl; Marta bediente, und Lazarus war unter denen, die mit Jesus bei Tisch waren. Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihrem Haar. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt. Doch einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot, der ihn später verriet, sagte: Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen gehabt hätte, sondern weil er ein Dieb war; er hatte nämlich die Kasse und veruntreute die Einkünfte. Jesus erwiderte: Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch. Viele Juden hatten erfahren, dass Jesus dort war, und sie kamen jedoch nicht nur um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber beschlossen, auch Lazarus zu töten, weil viele Juden seinetwegen hingingen und an Jesus glaubten.


Betrachtung: Judas Iskariot sagte.


Judas Iskariot: Sein Beiname ist ein Hinweis auf seine Herkunft. Iskarioth bedeutet aus dem Hebräischen übersetzt: „Mann aus Kerioth. Kerioth ist ein Dorf ca. 60 Km südlich von Jerusalem und damit ist Judas der einzige der 12 Apostel, der aus dem Süden, aus Judäa, kam.

Die Bibel sagt von Judas: Es wäre besser, wenn er nicht geboren wäre (Mt 26,24). Das ist eine furchtbare Aussage. Judas hat diese Worte damals gehört und auch gleich darauf Jesus gefragt. „Bin ich es?“ (für den es besser wäre, dass ich nicht geboren wäre?) Jesus antwortete: „Du sagst es!“ Wie mag es Judas in diesem Moment ergangen sein, als er hören musste: Es wäre besser, du wärst nie geboren worden? Jeder Mensch ist ein Geschenk, aber von Judas sagte Jesus: Es wäre besser, wenn es dich nicht gäbe, wenn du nie geboren wärst.

Judas war immer am Rechnen, ob denn alles einen Gewinn bringt. Als Judas Maria Magdalena sah, rechnete er schon den Preis für das Öl aus. Man könnte ja das Geld den Armen geben. Wenn er durchgekommen wäre, hätte er dann das Geld wirklich den Amen gegeben? Ein paar Tage später rechnete er wieder. Er rechnete den Preis für das Leben Jesu aus. 30 Silberstücke war Judas das Leben des Herrn wert.


Von Judas können wir wohl wenig lernen, aber dafür von Jesus. Wie ging Jesus mit Judas um?

Jesus wusste von Anfang an, wer ihn verraten würde. Und trotzdem berief er ihn in das Apostelamt. Jesus musste Judas mit der gleichen Liebe geliebt und angenommen haben wie die anderen Apostel, denn im Abendmahlssaal fragen die anderen Jünger: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? An dieser Frage sehen wir, dass alle anderen Jünger nichts von der Absicht des Judas ahnten. Jesus hat den anderen Jüngern gegenüber nichts vom kommenden Verrat des Judas angedeutet oder gesagt. Jesus hat nicht schlecht über Judas geredet. Jesus hat die Füße des Judas gewaschen und er hat ihm einen Bissen Brot gereicht, wie allen anderen auch. Jesus hat ihn zum Apostelamt berufen und ihm alle Vollmachten gegeben, wie allen anderen 11 Jüngern auch. Jesus musste Judas mit derselben Liebe und Zartheit wie die anderen Apostel behandelt haben.


Für mich bleibt es ein großes Rätsel, wie Jesus den Judas lieben konnte, genauso wie Johannes, von dem wir sagen, dass er der Lieblingsjünger des Herrn war. Aber für Jesus gab (und gibt) es keinen Lieblingsjünger, er liebte alle gleich. Ich spüre, dass noch einiges von Judas in mir ist, aber noch zu wenig von der Liebe Jesu.



Joh 12, 44-50    4. Osterwoche, Mittwoch

In jener Zeit rief Jesus aus: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Wer meine Worte nur hört und sie nicht befolgt, den richte nicht ich; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich gesprochen habe, wird ihn richten am Letzten Tag. Denn was ich gesagt habe, habe ich nicht aus mir selbst, sondern der Vater, der mich gesandt hat, hat mir aufgetragen, was ich sagen und reden soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag ewiges Leben ist. Was ich also sage, sage ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.


Betrachtung:  … und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.



Auch heute spricht mich ein Vers an, der in die gleiche Richtung führt wie Verse aus den Evangelien der vergangenen Tage. „Wer mich sieht, sieht den Vater“. Jesus kann dies sagen, weil er eins ist mit dem Vater, ihn durch und durch kennt und selbst vom Vater durch und durch erkannt wird. Jesus ist das menschgewordene Abbild des Vaters.

Ich weiß, dass ich durch die Taufe vor vielen Jahren Christus gleichgestaltet wurde. Durch die Taufe gehöre ich Christus an. Durch die Taufe bin ich ein Kind Gottes geworden.

Entspricht mein Leben aber auch dieser Wirklichkeit? Lebe ich als Christ so, dass jeder, der mich sieht und mir begegnet, den sieht der mich gesandt hat?

 

Jesus kann sagen: “Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.“ Auch wir Christen, vor allem aber wir Priester, sollten so leben, dass die Menschen sagen. Wer den sieht, der sieht Christus. Die Latte liegt zugegebenermaßen sehr hoch. Aber wir sollten uns nicht bücken, sondern uns strecken, um unser Leben dem Leben Christi anzugleichen.

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Joh 13,16-20     4. Osterwoche, Donnerstag

Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, sprach er zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr, und der Abgesandte ist nicht größer als der, der ihn gesandt hat. Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach handelt. Ich sage das nicht von euch allen. Ich weiß wohl, welche ich erwählt habe, aber das Schriftwort muss sich erfüllen: Einer, der mein Brot aß, hat mich hintergangen. Ich sage es euch schon jetzt, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt: Ich bin es. Amen, amen, ich sage euch: Wer einen aufnimmt, den ich sende, nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.


Betrachtung: Einer, der mein Brot aß, hat mich hintergangen.


Wir spüren, wie sehr denJohannes das Schicksal des Judas beschäftigt. Mehr als die anderen Evangelisten redet er von ihm und überliefert sorgfältig, was Jesus über ihn gesagt hat. Bereits in Joh 6,70f wird von Judas als dem Teufel gesprochen. Aber zu jenem Zeitpunkt war noch alles offen. Der Verrat des Judas wird erst in Joh 13,27 offensichtlich, denn in diesem Moment, als er den Bissen Brot nahm, fuhr der Satan endgültig in ihn.


Jesu Liebe dagegen ist unglaublich. Obwohl er alles voraussah berief er Judas in das Apostelkollegium. Obwohl er Judas Absicht kannte, duldete er ihn in seiner Nähe. Obwohl Jesus wusste, wie alles kommen sollte, wusch er ihm die Füße.

Größer können die Gegensätze nicht mehr sein. Judas verkaufte für ein paar Pfennig sein Leben und das Leben des Herrn. Jesus dagegen verschenkt sein Leben für diejenigen, die ihn verraten und töten.



Joh 13, 21-33.36-38       Karwoche Dienstag

In jener Zeit, als Jesus mit seinen Jüngern bei Tisch war, wurde er im Innersten erschüttert und bekräftigte: Amen, amen, das sage ich euch: Einer von euch wird mich verraten. Die Jünger blickten sich ratlos an, weil sie nicht wussten, wen er meinte. Einer von den Jüngern lag an der Seite Jesu; es war der, den Jesus liebte. Simon Petrus nickte ihm zu, er solle fragen, von wem Jesus spreche. Da lehnte sich dieser zurück an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist es? Jesus antwortete: Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde. Dann tauchte er das Brot ein, nahm es und gab es Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Jesus sagte zu ihm: Was du tun willst, das tu bald! Aber keiner der Anwesenden verstand, warum er ihm das sagte. Weil Judas die Kasse hatte, meinten einige, Jesus wolle ihm sagen: Kaufe, was wir zum Fest brauchen!, oder Jesus trage ihm auf, den Armen etwas zu geben. Als Judas den Bissen Brot genommen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. Als Judas hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen, und er wird ihn bald verherrlichen. Meine Kinder, ich bin nur noch kurze Zeit bei euch. Ihr werdet mich suchen, und was ich den Juden gesagt habe, sage ich jetzt auch euch: Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht gelangen. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, wohin willst du gehen? Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen. Du wirst mir aber später folgen. Petrus sagte zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich hingeben. Jesus entgegnete: Du willst für mich dein Leben hingeben? Amen, amen, das sage ich dir: Noch bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.


Betrachtung: Judas ging sofort hinaus.


Das Schicksal des Judas berührt mich. Er durfte drei Jahre lang in der Lebens-, Lern- und Glaubensgemeinschaft mit Jesus Christus stehen. Warum ist dann das Ergebnis dieser drei Jahre derart, dass aus dem Jünger ein Verräter wurde?

Es war der Tag seiner Erstkommunion und gleichzeitig auch der Tag seiner Priesterweihe als Judas in die Nacht hinausging, um Jesu zu verraten. Wie kann man sich erklären, dass Judas trotz Berufung und trotz dreijähriger intensiver Gemeinschaft mit Jesus zum Verräter wurde?

Judas war von Anfang an mit dabei. Er ist Jesus, wie die anderen Elf auch, mit Begeisterung gefolgt. Er hat gut angefangen, aber dann ist in ihm im Laufe der Zeit ganz unmerklich Schritt für Schritt, eine Entfremdung und eine Distanzierung vom Herrn entstanden. Zunächst hat er dies selbst nicht einmal bemerkt, aber dann, nach einer gewissen Zeit, wurde er dazu fähig, Jesus für 30 Silberlinge auszuliefern. Die Distanzierung erfolgte nach und nach und nicht an einem Stück.


Darum müssen wir auch heute sehr wachsam um unseren Glauben bemüht sein. Man verliert den Glauben nämlich nicht auf einmal, sozusagen innerhalb einer Sekunde und an einem Stück. Der Glaube schleicht sich ganz langsam aus dem Leben hinaus. Man wird lange daran festhalten, dass es einen Gott gibt, dass Religion und Sakramente wichtig sind, aber doch schwindet eine Beziehung zu Gott mehr und mehr. Es ist dann wie bei einem Ehepaar, das nach einer langen Zeit nur noch unter dem gleichen Dach wohnt, sich aber nichts mehr zu sagen hat.


Der Glaube schwindet nicht vom Zentrum her, von der Mitte, vom Glauben an Gott selbst. Der Glaube schwindet ganz langsam von der Peripherie her. Man meint: Das und das kann man weglassen, es ist nicht so wichtig und irgendwann ist dann der ganze Glaube weg. Ohne, dass man es gemerkt hat, hat man sich vom Glauben total entfremdet oder ist im schlimmsten Fall sogar vom Jünger zum Judas geworden. Man lässt das Abendgebet weg, man lässt das Kreuzzeichen weg, man lässt den Kirchgang weg, man lässt die Beichte weg und innerhalb kürzester Zeit ist der Glaube nur noch eine Hülle.



Das ist genau die Situation mit welcher wir in unserer „christlichen“ Gesellschaft konfrontiert sind. Manche halten Gott vielleicht noch irgendwie für wichtig, aber ihr Leben spricht eine ganz andere Sprache.

Joh 14,1-6          4. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen? Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich


Betrachtung: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten


Wow, das ist eine Verheißung! Jesus hat einen himmlischen Platz für mich bereits vorbereitet. Keine Bruchbude, sondern einen schönen Platz. Manchmal male ich mir aus, wie dieser Platz wohl aussehen wird, aber ich vermute, dass meine ganze Phantasie nicht ausreicht, um mir die Schönheit dieses Platzes, dieser Wohnung vorzustellen. Da kommt noch etwas auf mich zu, das alle irdischen Vorstellungen und Erwartungen sprengt. Den Himmel kann ich mir gar nicht schön genug vorstellen. Einmal werde ich sehen und erleben. Darauf freue ich mich schon jetzt.



Joh 14,7-14       4. Osterwoche, Samstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.


Betrachtung: Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.


Ich erlebe aber eine andere Wirklichkeit. Nicht alles, worum ich den Vater im Namen Jesu bitte geht in Erfüllung. Ich bete um Frieden und um einen Neuaufbruch in der Kirche und um viele andere Dinge. Aber: Wie sieht es aus? Krieg und Unfriede um mich her und die Kirche in Deutschland steht kurz vor dem Auseinanderfallen.


Vielleicht liegt der Schlüssel in Joh 13, 34. Dort lesen wir, wie Jesus zu den Jüngern sagt. „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ Die Liebe untereinander und zum Herrn ist der Nährboden für die Charismen und die Voraussetzung dafür, dass Gott Gebete erhört und Wunder wirkt. Wenn wir keine Gebetserhörung erfahren und keine Machterweise Gottes erleben, dann sollten wir uns fragen, ob wir die Liebe leben.



Joh 14, 21-26    5. Osterwoche, Montag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. Judas - nicht der Judas Iskariot - fragte ihn: Herr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt? Jesus antwortete ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, hält an meinen Worten nicht fest. Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat. Das habe ich zu euch gesagt, während ich noch bei euch bin. Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.


Betrachtung: Herr, warum willst du dich nur uns offenbaren und nicht der Welt?


Gott ist kein Objekt, das man zeigen kann. Gott ist kein Objekt, das sich kurz zeigt und an das man dann glauben kann. Offenbaren kann sich Gott nur Menschen, die ihn selbst anerkannt haben, die seine Gebote halten und wenigstens versuchen, ihn zu lieben.

Die Antwort Jesu auf die Frage des Judas lautet daher: „Wenn jemand mich liebt …“ Dieser jemand muss Jesus lieben, damit sich Jesus diesem jemand offenbaren kann.

Die Welt ist, solange sie „Welt“ im Sinne Jesu bleibt, nicht in der Lage, die Liebe Jesu zu empfangen. Menschen, die in der „Welt“ bleiben wollen, können den Geist nicht empfangen. Die Welt ist irdisch und hungert nach irdischer Liebe. Wer die Gebote Gottes hält, sucht nach der göttlichen Liebe, die alleine Jesus schenken kann.


Wenn jemand mich liebt:

Frage: Wer ist dieser Jemand?

Antwort: Du und ich.



Joh 14, 27-31a  5. Osterwoche, Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht. Ihr habt gehört, dass ich zu euch sagte: Ich gehe fort und komme wieder zu euch zurück. Wenn ihr mich lieb hättet, würdet ihr euch freuen, dass ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Jetzt schon habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr, wenn es geschieht, zum Glauben kommt. Ich werde nicht mehr viel zu euch sagen; denn es kommt der Herrscher der Welt. Über mich hat er keine Macht, aber die Welt soll erkennen, dass ich den Vater liebe und so handle, wie es mir der Vater aufgetragen hat


Betrachtung: Euer Herz beunruhige sich nicht.


Die Evangelientexte dieser Woche sind den sog. Abschiedsreden Jesu entnommen. Joh 13,31 – 16,33

Ich finde es interessant, dass das Wort vom „Herz“ drei Mal in den Abschiedsreden verwendet wird.

  • Fast am Anfang in Joh 14,1: Euer Herz lasse sich nicht verwirren.
  • Ungefähr in der Mitte in Joh 14,27: Euer Herz beunruhige sich nicht.
  • Fast am Ende in Joh 16,22: Dann wird euer Herz sich freuen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es Zeiten gab, in denen mein Herz verwirrt war; verwundert über eine Sache, die ich mir so nicht hatte vorstellen können, verwirrt über die Enttäuschung durch andere Menschen. Es gab Zeiten, in denen mein Herz beunruhigt war und ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich war unruhig, weil die Fülle der Aufgaben mich aus dem Gleichgewicht gebracht hat und die Arbeit mehr Gewicht bekam als das Gebet. Aber es gabt auch Zeiten, in denen mein Herz voller Freude war über die Gegenwart des Herrn.

Ich genieße die Momente, wenn der Herr kommt, vor allem bei der Heiligen Messe. Manchmal ist ER plötzlich da. Das ist sehr, sehr schön und dann ist mein Herz voller Freude.

Joh 15,1-8          5. Osterwoche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7Wenn ihr in mir bleibt und wenn meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet


Betrachtung: bleiben


Allein achtmal wird in diesem kurzen Abschnitt aus der Abschiedsrede Jesu das Wort „bleiben“ verwendet. Inständig bittet Jesus darum, dass wir bei IHM bleiben und in IHM bleiben.

Wo Christen das „Bleiben“ beim Herren wegen vieler großen Aufgaben immer kürzer und geringer werden lassen, da verlieren sie bei aller vielleicht heroischen Aktivität am Ende die innere Kraft, die sie trägt.

Um bei Christus bleiben zu wollen, glaube ich, muss sich der Christ bewusst sein, dass er geliebt ist. Er ist von Jesus geliebt, und er soll sich von Jesus lieben lassen! Nur der Christ, der sich von Jesus lieben lässt, ist dann auch fähig, in IHM, in Jesus zu bleiben und IHM nachzufolgen. Für uns Christen ist es wichtig, dass wir beständig bei Christus bleiben.


Bleiben kann nur, wer schon angekommen ist. Die Aufforderung Jesu, bei IHM zu bleiben, setzt nicht am Nullpunkt an. Bleiben kann man nur, wenn schon ein Weg gegangen worden ist, wenn schon eine Begegnung stattgefunden hat. In der Taufe hat uns Jesus längst berührt und in uns Wohnung genommen. Er bleibt in uns. Und nun liegt es an uns, in IHM zu bleiben. (Erzbischof Karl Braun, Bei Christus bleiben)



Joh 15,9-11       5. Osterwoche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.


Betrachtung: Wenn ihr meine Gebote haltet.


Die Liebe zu Jesus wird nur konkret, wenn wir auch seine Gebote halten. Die Bibel kennt keine allgemeine Aufforderung Jesu: Liebt mich! Vielmehr heißt es: Wer mich liebt, der verhalte sich so oder so. Heute sagt Jesus: Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet Ihr in meiner Liebe bleiben. Die Liebe zu Jesus entscheidet sich nicht an der Stärke eines intensiven Gefühls für Jesus, auch nicht am Maß der Sympathie für Christus, auch nicht in der Verlorenheit mystischer Versenkung, sondern an der Tat und in der Wahrheit. Wie können wir in der Liebe Jesu bleiben, wenn wir an unserem eigenen Willen festhalten und statt den Geboten Jesu vielmehr unseren eigenen Wünschen und Begierden gehorchen wollten. (Erzbischof Karl Braun, Bei Christus bleiben)




Joh 15,12-17     5. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies trage ich euch auf: Liebt einander.


Betrachtung: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe!


Nichts ist uns von Natur aus so fremd, wie die wirkliche Liebe. Jesu Liebe verschenkt und gibt. Wir dagegen wollen haben und nehmen.

Ich habe euch Freunde genannt. Diese Worte richtete der Herr an die Apostel im Abendmahlssaal, am Abend vor seinem Leiden. Aber auch der Christ unserer Zeit darf sich dieses Wort zu eigen machen. Ich habe euch Freunde genannt. Der Christ von heute und morgen wird mehr denn je aus der Freundschaft mit Christus leben, oder er wird scheitern.

Wer aus dem freundschaftlichen Bleiben in Christus lebt, dessen Christsein erhält Strahlkraft. Die eigentliche Not, in der wir aber stecken, ist die faktische Beziehungslosigkeit vieler Christen zu Christus, Priester wie Laien. Alle anderen Nöte, vom seelsorgerlichen Notstand in den Gemeinden bis hin zum vielbeklagten Glaubwürdigkeitsverlust …. sind nur deren Symptome. (R. Körner, Karmelimpulse)


Denken Sie immer daran: Jesus ist ihr Freund, der sein Leben für Sie geopfert hat.



Joh 15,18-21     5. Osterwoche, Samstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat


Betrachtung: Wenn die Welt euch hasst.


Der Marsch für das Leben in Berlin findet (hoffentlich) am 19.09.2020 statt. Es ist eine wichtige Veranstaltung. Zwei Mal konnte ich schon dabei sei. Tausende von Menschen ziehen schweigend, betend und singend durch die Straßen Berlins und stehen so ein für das Lebensrecht ungeborener Kinder. Am Straßenrand stehen jedes Mal die Gegner dieser Demonstration. Sie schreien die Lebensschützer an, spucken ihnen nach und verhöhnen Jesus unseren Gott. „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“. Der blanke Hass strömt den Christen entgegen, die nichts anders beabsichtigen als Kinder zu schützen.


„Weltförmige“ Christen ernten keinen Hass, solche Christen hat die Welt gern. Je klarer und deutlicher die christliche Botschaft verkündet wird, desto größer ist auch der Stachel für die Welt. Die Welt spürt die Fremdheit der christlichen Botschaft von der Liebe und reagiert mit Abneigung bis zum blinden Hass.

Nicht „von der Welt stammen“ bedeutet auf der ganzen Linie mit der Mittelmäßigkeit der Nachfolge brechen, um ganz für Jesu Liebe zu leben. Ich will es wenigsten versuchen. Tag für Tag, Schritt für Schritt. 




Joh 15,26-16,4a                                           6. Osterwoche, Montag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn der Beistand kommt, den ich euch vom Vater aus senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, dann wird er Zeugnis für mich ablegen. Und auch ihr sollt Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Das habe ich euch gesagt, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder, der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten. Das werden sie tun, weil sie weder den Vater noch mich erkannt haben. Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt, euch an meine Worte erinnert.

Betrachtung: Wenn der Beistand kommt


Bei jeder heiligen Messe sendet Jesus vom Vater aus den Beistand, den Heiligen Geist. Als Priester darf ich in persona Christi den Heiligen Geist über den Gaben von Brot und Wein herabrufen. Es gibt keine größere Sicherheit für die Gegenwart des Heiligen Geistes als in diesem Moment. Jesus sendet den heiligen Geist und die leblosen Gaben von Brot und Wein werden verwandelt in Leib und Blut Jesu.

Oft denke ich: Ich möchte auch eine Gabe sein, auf die der Geist sich herabsenkt und die von ihm durchdrungen und verwandelt wird.

Joh 16,5-11       6. Osterwoche, Dienstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du? Vielmehr ist euer Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er die Welt überführen (und aufdecken), was Sünde, Gerechtigkeit und Gericht ist; Sünde: dass sie nicht an mich glauben; Gerechtigkeit: dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; Gericht: dass der Herrscher dieser Welt gerichtet ist


Betrachtung: Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; gehe ich aber, so werde ich ihn zu euch senden.


Adrienne v. Speyr schreibt in ihrem Kommentar zum Johannesevangelium: „Jesus ist wie einer, der den Vater mit einem Auftrag verlassen hat und dann wieder … zurückkehrt. Aber zugleich mit neuen Vorschlägen. Denn unterwegs hat er in seiner Menschheit Erfahrungen gesammelt. Er hat auch die Erfahrung gemacht, dass der Mensch ohne Tröster nicht leben kann. Er hat das in der bittersten Not selber erprobt. Schon jetzt … weiß er, es ist auf Erden unmöglich ohne Tröster zu leben.“

Paulus schreibt: Gepriesen sei der Gott und Vater Jesu Christi … der Gott allen Trostes. Er tröstet uns in all unserer Not, damit auch wir die Kraft haben, alle zu trösten, die in Not sind, durch den Trost, mit dem auch wir von Gott getröstet werden. (2 Kor 3,1-4).

Wir alle haben irgendwann einmal Trost nötig. Ein tröstendes Wort tut gut, aber nicht, wenn es nur als eine billige Floskel gesagt wird. Als Christ darf ich im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes ein Wort aus der Bibel zusagen oder ein Gebet sprechen. Dann darf ich darauf vertrauen, dass der Beistand, der Tröster kommt.

Jesus hat versprochen, den Tröster zu senden. An diesem Versprechen möchte ich mich festhalten, wenn ich selbst einmal Trost brauche.



Joh 16,12-15     6. Osterwoche, Mittwoch

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst herausreden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er nimmt von dem, was mein ist, und wird es euch verkünden.


Betrachtung: Er wird euch in die ganze Wahrheit führen.


Es ist leicht, das helle Sonnenlicht von der dunklen Nacht zu unterscheiden. Es ist leicht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Schwerer ist es jedoch, zwischen etwas Gutem und etwas Besserem zu unterscheiden.

Manchmal höre ich einen theologischen Vortrag /Rede/ Predigt und habe plötzlich das Gefühl. Da stimmt etwas nicht. Das geht in eine komische Richtung - ob das mit der katholischen Lehre noch übereinstimmt?

Wir brauchen heute mehr denn je jenen Heiligen Geist, der uns in die volle Wahrheit einführt, damit wir lernen, die Geister zu unterscheiden und jene zu erkennen, die nur ihre eigene Wahrheit verkünden.

Immer wieder ist in der Abschiedsrede Jesu vom Geist der Wahrheit die Rede. Es scheint wichtig zu sein, damit wir nicht dem Geist der Lüge und dem Geist der Verdrehung auf den Leim gehen.



Joh 16,20-23a   6. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber, wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen.


Betrachtung: An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen.


Ich kenne Momente, vor allem während der Feier der Eucharistie, in denen mich Jesus mit einer großen Zärtlichkeit berührt und in denen mein Herz voller Freude ist. Diese Momente sind mir wertvoller als jedes theologische Buch und jede noch so ergreifende Predigt. In diesen Momenten begreife ich mehr von der Schönheit und Wirklichkeit Jesu, als ich durch mein Studium gelernt habe.

„An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen.“ In jenen Momenten habe ich keine Fragen mehr, sondern nur noch eine tiefe Sehnsucht nach der Gegenwart des Herrn.



Joh 16,23b-28   6. Osterwoche, Samstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist. Dies habe ich in verhüllter Rede zu euch gesagt; es kommt die Stunde, in der ich nicht mehr in verhüllter Rede zu euch spreche, sondern euch offen den Vater verkünden werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt und weil ihr geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Vom Vater bin ich ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater


Betrachtung: Was ihr vom Vater erbitten werdet.


Dieses Wort ist eine „harte Nuss“. Schon oft habe ich den Vater in Jesu Namen um etwas gebeten – und ich habe es nicht erhalten. Trotzdem gebe ich nicht auf. Der Vater hört sofort! Er hört in dem Moment, in dem ich bete und er erhört dann, später wenn es Zeit dafür ist. Der Vater hört mein Gebet und er setzt es zur rechten Zeit dort ein, wo es nötig ist. Vielleicht braucht ein Mensch auf der anderen Seite der Weltkugel mein Gebet nötiger als ich. Mein Gebet fließt ein in einen großen Gebetsschatz, aus dem der Vater nach Belieben nehmen kann. Meine Aufgabe ist es zu beten. SEINE Aufgabe ist es zu erfüllen und zu erhören: dann, wenn es für IHN, den Vater im Himmel recht ist.

Vertrauen Sie einfach darauf, dass auch Ihr Gebet „ankommt“. Der Vater hört und er erhört.



Joh 16, 29- 33   7. Osterwoche, Montag

In jener Zeit sagten die Jünger zu Jesus: Jetzt redest du offen und sprichst nicht mehr in Gleichnissen. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und von niemand gefragt zu werden brauchst. Darum glauben wir, dass du von Gott gekommen bist. Jesus erwiderte ihnen: Glaubt ihr jetzt? Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder in sein Haus, und mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt


Betrachtung: Jetzt glaubt ihr.



Heute geht es noch einmal zurück zu den Abschiedsreden. Die Leseordnung sieht es so vor.

Jetzt glaubt ihr, sagt Jesus zu den Aposteln. Jetzt im Moment habt ihr Glauben. Aber wie sieht es in wenigen Stunden aus, wenn es hinauf geht auf den Kalvarienberg? Werdet ihr dann immer noch glauben? Jetzt glaubt ihr, aber werdet ihr auch an mir festhalten, wenn es auf dem Kreuzweg geht? Jesus weiß, dass der Glaube ein Geschenk ist und kein Besitz.


Ich möchte mich über jene Momente freuen, in denen ich ohne Zweifel fest und sicher an Jesus glauben darf. Aber in jenen Momenten, in denen es schwer wird, wenn Angriffe kommen und Zweifel, dann hoffe ich, dass ich Kraft genug habe, um am Glauben festzuhalten und nicht nachzulassen im Gebet und in der Anbetung.

Joh 17,1-11a    7. Osterwoche, Dienstag

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht. Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Vater, verherrliche du mich jetzt bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war. Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir, und du hast sie mir gegeben, und sie haben an deinem Wort festgehalten. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, gab ich ihnen, und sie haben sie angenommen. Sie haben wirklich erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich gehe zu dir. 


Betrachtung: Jesus erhob seine Augen zum Himmel.


Nach dem Jesus lange mit den Jüngern gesprochen hatte, wendet er sich jetzt an den Vater. Er wendet die Augen von den Jüngern ab und schaut gen Himmel, als ob der Vater dort oben in den Wolken sei. Er tut dies, um den Jüngern zu zeigen, dass er jetzt alleine sein möchte im Gebet, verbunden mit dem Vater. Er möchte jetzt ganz frei und ungestört sein, um mit dem Vater im Himmel zu reden. Die Welt, die Fragen der Jünger und ihre Alltagsgedanken mag er zurücklassen, um frei zu sein für das Gebet zum Vater.

Auch ich muss lernen zu trennen. Da ist auf der einen Seite die Arbeit, die Begegnung mit Menschen, das Alltagsgeschäft. Aber auch ich muss bereit sein, es zurückzulassen um Zeit zu haben für das Gebet. Ich muss noch mehr lernen, ganz ohne Zerstreuung auf Gott zu hören und mit ihm zu sprechen. Auch wenn es nicht leicht ist, sich ganz auf Gott zu konzentrieren, so ist es doch irgendwie auch eine Voraussetzung, um seine Gaben zu empfangen.



Joh 17,6a.11b-19            7. Osterwoche, Mittwoch

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Vater, ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins sind wie wir. Solange ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ging verloren, außer dem Sohn des Verderbens, damit sich die Schrift erfüllt. Aber jetzt gehe ich zu dir. Doch dies rede ich noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.


Betrachtung: Ich heilige mich für sie.


Jesus hat es nicht nötig, sich zu heiligen. Ihm fehlt nichts an der Heiligkeit. Jesus ist der Heilige schlechthin. Jesus ist Gott und aus sich heraus heilig, es fehlt ihm nicht ein Jota an Heiligkeit.

Wenn Jesus so wie im Evangelium betet, dann bedeutet es nichts Anderes, als dass er sich dem Vater erneut ganz zur Verfügung stellt. Er hat keine andere Sehnsucht, als ganz mit dem Vater verbunden zu sein. Er hat keine andere Sehnsucht, als den Vater aus ganzem Herzen zu lieben, ihn aus ganzem Herzen zu ehren und ihn aus ganzem Herzen anzubeten.

Ich heilige mich für sie. „Sie“, das sind zunächst die Apostel, für die er betet, das bin aber auch ich und das bist auch Du. Ich kann mich selbst nicht heiligen, nicht selbst so unbedingt und absolut hingeben, wie Jesus es tut. Paulus sagt einmal: „Ich ergänze, was an den Leiden Jesu noch fehlt.“ (Kol 1,24)


Vielleicht darf man analog hier sagen: Jesus ergänzt, was an unserer Liebe noch fehlt. Er heiligt sich für mich und für Dich.



Joh 17,20-26     7. Osterwoche, Donnerstag

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.


Betrachtung: Alle sollen eins sein, damit die Welt glaubt


Vielleicht verpuffen all unsere Bemühungen um eine neue Evangelisierung der Gesellschaft und der Kirche aus diesem einen Grunde, weil wir an der Einheit nicht festhalten. Verbissen kämpfen verschiedene Positionen auch innerhalb der Kirche gegeneinander. Der Kampf um das Priestertum für die Frau oder die Abschaffung des Zölibats … ist manchen wichtiger als das Bleiben in der Einheit untereinander und das Festhalten an der katholischen Lehre.

Welche Verantwortung liegt doch auf allen Mitgliedern der Kirche. Nur wenn die Menschen sehen, dass die Christen, Priester und Gläubige ihren Glauben in fröhlicher Einheit und Gemeinschaft leben, kann in der Welt der Glaube neu aufbrechen. Umgekehrt jedoch erschwert alle Uneinigkeit der Christen den Glauben an Jesus. Fragen wir uns selbst: Bemühe ich mich um Einheit? Lebe ich die Einheit?


Joh 18

Joh 19

Joh 20

Joh 21, 1-14      Osteroktav Freitag

In jener Zeit offenbarte Jesus sich den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Didymus - Zwilling -, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus, und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot - sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen - und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt. Da ging Simon Petrus und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war


Betrachtung: Simon Petrus und Thomas


Petrus und Andreas werden zuerst genannt. Beide haben einst versagt, der eine hat verleugnet, der andere sich im Unglauben versteckt. Beide kamen erst auf Umwegen zur vollen Hingabe. Petrus musste bittere Tränen weinen und Thomas vor den anderen seinen Unglauben bekennen. Die anderen Apostel tragen ihnen ihre Fehler nicht nach, denn sie spüren sicher, dass es auch in ihrem Leben Schwachpunkte gibt. Sie nehmen Petrus und Thomas wieder selbstverständlich in ihre Mitte auf. Beide sind voll rehabilitiert.


Niemand kommt auf die Idee, Petrus oder Thomas zu verachten und aus der Gemeinschaft auszuschließen. Im Gegenteil: Die ganze Gemeinschaft ist bereichert, denn sie sehen, dass Petrus und Thomas ihre Schwachheit und ihr damaliges Versagen annehmen können und durch die Vergebung, die Jesus gewährt hat, innerlich gereift sind.

Für unsere heutigen Gemeinschaften könnten wir in diesem Punkt etwas Wichtiges lernen. Wir sollten nicht versuchen vor den anderen mit unseren Erfolgen und unserem Gelingen zu punkten, denn das hilft letztlich niemand weiter. Wir sollten den anderen auch unsere Fehler und unsere Schwachheiten gestehen und ihnen zeigen, dass wir trotz unserer Fehler und Schwachheiten nicht verzagen, sondern mit der Hilfe Gottes ein gutes, ein erfülltes Leben als Christ führen können.

Unsere Aufgabe ist es nicht, dass wir uns unsere Vollkommenheiten um die Ohren schlagen und mit unseren Leistungen hausieren gehen. Unsere Aufgabe ist es, einander zu zeigen, wie wir trotz unserer Fehler, Laster und manchmal auch von außen aufgelegter Schicksalsschläge nicht verzweifeln. Wir dürfen dem Bruder und der Schwester das eigene Leben zeigen, so wie es eben ist, man braucht das Gelingen und das Gute nicht verschweigen, aber man sollte auch keine Angst davor haben, die Schwächen und Fehler zuzugeben.



Joh 21, 15-19                  7. Osterwoche, Freitag

In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zu Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!


Betrachtung: liebst du mich mehr als diese?


Was der Herr hier von Petrus fordert, ist unglaublich.

Zum Glück findet das Gespräch nicht im Kreis der anderen Apostel statt, Vers 20 lässt vermuten, dass sie vom Essen aufgestanden sind und nun ein paar Schritte gehen. Petrus wird neben Jesus gehen, als ihm der Herr diese Frage stellt. „Liebst du mich mehr als diese?“ Jesus fordert zweierlei. Er fordert eine Antwort auf die Frage „liebst du mich“ und er verlangt von Petrus ein Urteil über die Liebe der anderen Apostel („mehr als diese“).

Eigentlich müsste man erwarten, dass Petrus mit „nein“ antwortet. Ich liebe dich nicht mehr als diese. Die anderen haben dich nicht verraten, aber ich habe dich verleugnet - drei Mal. Aber Petrus antwortet mit „Ja“. Unglaublich. Am Ende des Gesprächs wird Petrus antworten. „Herr, du weißt alles…“ Vieleicht steckt in diesem Wort auch die Antwort auf die Frage „mehr als diese?“. Wenn Petrus sagt: „Herr, du weißt alles“, dann sagt er gleichsam mit: Herr du kennst den Glauben und die Liebe der anderen Apostel. Du weißt alles - ich nicht. Ich weiß nur, dass ich dich verraten habe.


Die Liebe der Anderen kann ich nicht beurteilen. Du weißt alles.



Joh 21,20-25     7. Osterwoche, Samstag

In jener Zeit sprach Jesus zu Simon Petrus: Folge mir! Petrus wandte sich um und sah, wie der Jünger, den Jesus liebte, diesem folgte. Es war der Jünger, der sich bei jenem Mahl an die Brust Jesu gelehnt und ihn gefragt hatte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Als Petrus diesen Jünger sah, fragte er Jesus: Herr, was wird denn mit ihm? Jesus antwortete ihm: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Du aber folge mir nach! Da verbreitete sich unter den Brüdern die Meinung: Jener Jünger stirbt nicht. Doch Jesus hatte zu Petrus nicht gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bis zu meinem Kommen bleibt, was geht das dich an? Dieser Jünger ist es, der all das bezeugt und der es aufgeschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste


Betrachtung: Du aber folge mir nach!


Petrus hat doch allerhand Flausen im Kopf. Jesus sieht ihn an und sagt zu ihm: „Folge mir nach“. Und was macht Petrus? Er wendet sich um und sieht zu Johannes. Anstatt den Blick Jesu zu erwidern, schaut er weg und wechselt das Thema. Jesus muss ihn ein zweites Mal ansprechen „DU aber folge mir nach“. Petrus hat sich nicht umzusehen, wenn der Herr zu ihm spricht. Er hat seine eigene Aufgabe zu erfüllen.

Ich muss auch darauf achten, dass ich beim Herrn verweile, wenn er zu mir spricht. Ich darf nicht zu schnell meinen Blick wieder anderen Dingen zuwenden und sollte nicht zu schnell zum Tagesgeschäft zurückkehren, sondern muss lernen, seinen Blick zu erwidern und in SEINER Gegenwart zu bleiben.


Vor allem nach der Hl. Messe möchte ich mir noch etwas Zeit nehmen und versuchen, in der Gegenwart Gottes zu bleiben.