Mt 1, 1-17 Advent, 17. Dezember
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Reha-beam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Im ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Gene-rationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babyloni-schen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen.
Betrachtung: Stammbaum Jesu Christi.
Wir haben immer wieder im Pfarrbüro Anfragen von Menschen, die einen Stammbaum ihrer Familie anfer-tigen möchten. Man möchte etwas erfahren über die Vorfahren und man freut sich dann, wenn man mög-lichst weit in den Jahrhunderten zurückkommt. Man möchte wissen, auf welchem Grund man steht, wer zur Familie gehörte.
Der Stammbaum Josefs, das Geschlecht Josefs, geht zurück bis zum König David ins Jahr 1000 v. Chr. Sie wissen ja, was der David für einer war. Weil er eine Frau begehrte, schickte er deren Mann an die Front, damit er in der Schlacht umkommt und er die Frau zu sich nehmen konnte. Solche Sachen hat der gemacht. Wenn man die Namen dieser 28 Generationen von David bis Josef durchgeht, kann man hier und da schon erschrecken. Das war zum Teil schon eine Bande. Nehmen sie nur den Enkel von David – Rehabeam. Weil er das Volk ausbeutete, kam es zum Aufstand und zur Reichsteilung. Ein machthungriger und selbstherrli-cher Kerl. Oder auch Ahas und Manasse. Auch zwei aus dem Geschlecht des David. Sie führten fremde Kulte ein und opferten sogar ihre Söhne den Götzen – furchtbar. Josef hätte sich eigentlich schämen müs-sen, solche Vorfahren in seinem Stammbaum zu haben.
Aber die Schrift weist ausdrücklich darauf hin. Josef stammt aus dem Geschlecht Davids. Es war nicht im-mer alles gut bei den Menschen, von denen die Bibel berichtet. Auch bei den Vorfahren des Heiligen Josef gab es solche und solche. Hand aufs Herz liebe Leser, wer von uns kann schon sagen, dass er eine ganz blütenreine Weste hat.
Betrachtung Die Reihe der Patriarchen.
Diese Zeit beginnt 2200 vor Christus und reicht bis zum ersten Jahrtausend vor Christus. Abraham suchte nach dem gelobten Land, Isaak betrog seinen Bruder Esau. Moses kämpfte gegen den Pharao und Joshua führte das Volk der Israeliten nach den langen Jahren in der Wüste in das gelobte Land hinein.
Danach geht die Reihe weiter durch die Geschichte der Könige in Israel und Juda.
Die Könige bauten Denkmäler und Tempel, opferten sich für das Volk auf, plünderten es aber auch aus. Sie zerstritten sich und führten Krieg gegeneinander. Fremde Mächte überrollten das Volk und führten die Be-wohner ins Exil. Als sie im sechsten Jahrhundert vor Christus wieder aus Babylon zurückkamen in ihr Hei-matland, waren sie längst noch nicht frei, sondern ständig unter der Besetzung anderer Großmächte. Perser, Griechen, Römer herrschten über sie.
Nicht nur Namen, sondern Geschichte und Schicksale.
Es ist sehr langweilig, diese lange Namensliste jedes Jahr im Evangelium vorzulesen und zu hören. Mache ich mir aber einmal die Mühe und lese die Geschichten und die Schicksale nach, die hinter diesen Namen stehen, so wird das Evangelium lebendig.
Sobald ich nicht nur den Namen eines Menschen lese, sondern versuche, der Person und ihrer Geschichte zu begegnen, dann beginne ich zu erahnen und manchmal auch zu verstehen, warum diese Person so ist, wie sie ist.
Für mich
So ist es doch auch mit den Menschen, denen wir täglich begegnen. Manchmal kennen wir nur ihren Namen oder einen kleinen Ausschnitt aus ihrer Lebensgeschichte. Wenn wir dagegen das größere Ganze kennen würden, das sie in ihrem Leben geprägt und geformt hat, dann würden wir sie besser verstehen. Ich nehme mir für das neue Jahr vor, nicht vorschnell zu urteilen, wenn jemand etwas sagt oder etwas tut. Ich möchte versuchen hinter die Kulissen zu blicken und zu ergründen, warum und weshalb jemand so tickt wie er tickt.
Mt 1, 18-24 Advent, 18. Dezember
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusam-mengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Pro-pheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Betrachtung: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen.
Jesaja, der große Prophet, hatte die Vision eines großen Zeichens. „Eine Jungfrau wird ein Kind empfangen, dem soll sie den Namen Immanuel geben“ (Jes 7, 14). Aber, so frage ich mich, was wäre es denn für ein großes Zeichen, wenn eine junge Frau ein Kind bekäme? Das kommt doch fast im Minutentakt auf dieser Welt vor.
Darum ist es richtig, wenn man übersetzt mit „Jungfrau“ und nicht mit „junge Frau“.
Betrachtung: Große Ohren und große Füße
Zu Menschen, die in ihren eigenen Gedanken leben und die Welt durch eine rosarote Brille sehen, sagen wir manchmal: Du bist doch ein Träumer. Der heilige Josef war ein Träumer, aber in einem guten Sinn. Der Engel des Herrn erschien dem heiligen Josef im Traum und forderte ihn auf, Maria zu sich zu nehmen. Die Sache hatte aber einen Haken; Maria war schwanger und das Kind war nicht von ihm. Josef erkannte jedoch im Traum einen Anruf Gottes und führte dann diesen Auftrag augenblicklich aus. Wer von uns würde auf einen bloßen Traum hin eine solche Lebensentscheidung fällen?
Im Traum
Josef hörte Gottes Stimme noch im Traum. Josef lief nicht davon, als er den Auftrag Gottes bekam, sondern er stellte sich seiner Aufgabe. In Josef hatte Gott einen Mann gefunden, der nicht vor den Problemen davon-lief, sondern sich seiner Verantwortung und seiner Aufgabe stellte. Vor einiger Zeit hat jemand zu mir ge-sagt. „Wenn ich vor jeder Aufgabe davonlaufen würde, dann wäre ich das ganze Jahr unterwegs.“ Es gibt solche Leute, die immer unterwegs sind. Josef gehört nicht dazu, er stellte sich seiner Aufgabe und seiner Verantwortung.
Josef, Sohn Davids
Josef, Sohn Davids, so wurde er vom Engel angesprochen. Der Engel erinnerte Josef an seinen Vorfahren, den König David. David war auch so einer, der nicht davonlief, sondern sich der Gefahr, die von Goliath ausging, stellte. David lief damals auch vor seiner eigenen Schuld nicht davon, als ihn Nathan an seine Sünde mit Batseba erinnerte. Indem der Engel Josef an seinen Vorfahren erinnert, sagt er ihm auf eine sehr nette Art und Weise: Josef, Sohn Davids, mach’s wie König David, laufe nicht davon, sondern stelle dich deinem Auftrag.
Große Ohren und große Füße
Weil Josef sehr sensibel war und Gottes Stimme noch in einer doppelten Verborgenheit hörte, wird er oft auch der „Mann mit den großen Ohren“ genannt. Josef war sehr hellhörig auf Gott hin, denn er hörte Gottes Stimme noch in einer doppelten Verborgenheit. Gott sprach zu ihm im Traum durch einen Engel. Doppelt verborgen!
Weil Josef nicht lange zögerte, Gottes Auftrag auszuführen, könnte man ihn auch einen „Mann mit großen Füßen“ nennen, denn gleich nach dem Traum ging er hin und nahm Maria zu sich.
Ich möchte auch große Ohren haben, um stets sensibel für Gottes Anruf zu sein.
Ich möchte auch große Füße haben, um Gottes Auftrag stets sofort zu folgen.
Mt 1, 1-17 Advent, 17. Dezember
Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Reha-beam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Im ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Gene-rationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babyloni-schen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen.
Betrachtung: Stammbaum Jesu Christi.
Wir haben immer wieder im Pfarrbüro Anfragen von Menschen, die einen Stammbaum ihrer Familie anfer-tigen möchten. Man möchte etwas erfahren über die Vorfahren und man freut sich dann, wenn man mög-lichst weit in den Jahrhunderten zurückkommt. Man möchte wissen, auf welchem Grund man steht, wer zur Familie gehörte.
Der Stammbaum Josefs, das Geschlecht Josefs, geht zurück bis zum König David ins Jahr 1000 v. Chr. Sie wissen ja, was der David für einer war. Weil er eine Frau begehrte, schickte er deren Mann an die Front, damit er in der Schlacht umkommt und er die Frau zu sich nehmen konnte. Solche Sachen hat der gemacht. Wenn man die Namen dieser 28 Generationen von David bis Josef durchgeht, kann man hier und da schon erschrecken. Das war zum Teil schon eine Bande. Nehmen sie nur den Enkel von David – Rehabeam. Weil er das Volk ausbeutete, kam es zum Aufstand und zur Reichsteilung. Ein machthungriger und selbstherrli-cher Kerl. Oder auch Ahas und Manasse. Auch zwei aus dem Geschlecht des David. Sie führten fremde Kulte ein und opferten sogar ihre Söhne den Götzen – furchtbar. Josef hätte sich eigentlich schämen müs-sen, solche Vorfahren in seinem Stammbaum zu haben.
Aber die Schrift weist ausdrücklich darauf hin. Josef stammt aus dem Geschlecht Davids. Es war nicht im-mer alles gut bei den Menschen, von denen die Bibel berichtet. Auch bei den Vorfahren des Heiligen Josef gab es solche und solche. Hand aufs Herz liebe Leser, wer von uns kann schon sagen, dass er eine ganz blütenreine Weste hat.
Betrachtung Die Reihe der Patriarchen.
Diese Zeit beginnt 2200 vor Christus und reicht bis zum ersten Jahrtausend vor Christus. Abraham suchte nach dem gelobten Land, Isaak betrog seinen Bruder Esau. Moses kämpfte gegen den Pharao und Joshua führte das Volk der Israeliten nach den langen Jahren in der Wüste in das gelobte Land hinein.
Danach geht die Reihe weiter durch die Geschichte der Könige in Israel und Juda.
Die Könige bauten Denkmäler und Tempel, opferten sich für das Volk auf, plünderten es aber auch aus. Sie zerstritten sich und führten Krieg gegeneinander. Fremde Mächte überrollten das Volk und führten die Be-wohner ins Exil. Als sie im sechsten Jahrhundert vor Christus wieder aus Babylon zurückkamen in ihr Hei-matland, waren sie längst noch nicht frei, sondern ständig unter der Besetzung anderer Großmächte. Perser, Griechen, Römer herrschten über sie.
Nicht nur Namen, sondern Geschichte und Schicksale.
Es ist sehr langweilig, diese lange Namensliste jedes Jahr im Evangelium vorzulesen und zu hören. Mache ich mir aber einmal die Mühe und lese die Geschichten und die Schicksale nach, die hinter diesen Namen stehen, so wird das Evangelium lebendig.
Sobald ich nicht nur den Namen eines Menschen lese, sondern versuche, der Person und ihrer Geschichte zu begegnen, dann beginne ich zu erahnen und manchmal auch zu verstehen, warum diese Person so ist, wie sie ist.
Für mich
So ist es doch auch mit den Menschen, denen wir täglich begegnen. Manchmal kennen wir nur ihren Namen oder einen kleinen Ausschnitt aus ihrer Lebensgeschichte. Wenn wir dagegen das größere Ganze kennen würden, das sie in ihrem Leben geprägt und geformt hat, dann würden wir sie besser verstehen. Ich nehme mir für das neue Jahr vor, nicht vorschnell zu urteilen, wenn jemand etwas sagt oder etwas tut. Ich möchte versuchen hinter die Kulissen zu blicken und zu ergründen, warum und weshalb jemand so tickt wie er tickt.
Mt 1, 18-24 Advent, 18. Dezember
Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusam-mengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Pro-pheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.
Betrachtung: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen.
Jesaja, der große Prophet, hatte die Vision eines großen Zeichens. „Eine Jungfrau wird ein Kind empfangen, dem soll sie den Namen Immanuel geben“ (Jes 7, 14). Aber, so frage ich mich, was wäre es denn für ein großes Zeichen, wenn eine junge Frau ein Kind bekäme? Das kommt doch fast im Minutentakt auf dieser Welt vor.
Darum ist es richtig, wenn man übersetzt mit „Jungfrau“ und nicht mit „junge Frau“.
Betrachtung: Große Ohren und große Füße
Zu Menschen, die in ihren eigenen Gedanken leben und die Welt durch eine rosarote Brille sehen, sagen wir manchmal: Du bist doch ein Träumer. Der heilige Josef war ein Träumer, aber in einem guten Sinn. Der Engel des Herrn erschien dem heiligen Josef im Traum und forderte ihn auf, Maria zu sich zu nehmen. Die Sache hatte aber einen Haken; Maria war schwanger und das Kind war nicht von ihm. Josef erkannte jedoch im Traum einen Anruf Gottes und führte dann diesen Auftrag augenblicklich aus. Wer von uns würde auf einen bloßen Traum hin eine solche Lebensentscheidung fällen?
Im Traum
Josef hörte Gottes Stimme noch im Traum. Josef lief nicht davon, als er den Auftrag Gottes bekam, sondern er stellte sich seiner Aufgabe. In Josef hatte Gott einen Mann gefunden, der nicht vor den Problemen davon-lief, sondern sich seiner Verantwortung und seiner Aufgabe stellte. Vor einiger Zeit hat jemand zu mir ge-sagt. „Wenn ich vor jeder Aufgabe davonlaufen würde, dann wäre ich das ganze Jahr unterwegs.“ Es gibt solche Leute, die immer unterwegs sind. Josef gehört nicht dazu, er stellte sich seiner Aufgabe und seiner Verantwortung.
Josef, Sohn Davids
Josef, Sohn Davids, so wurde er vom Engel angesprochen. Der Engel erinnerte Josef an seinen Vorfahren, den König David. David war auch so einer, der nicht davonlief, sondern sich der Gefahr, die von Goliath ausging, stellte. David lief damals auch vor seiner eigenen Schuld nicht davon, als ihn Nathan an seine Sünde mit Batseba erinnerte. Indem der Engel Josef an seinen Vorfahren erinnert, sagt er ihm auf eine sehr nette Art und Weise: Josef, Sohn Davids, mach’s wie König David, laufe nicht davon, sondern stelle dich deinem Auftrag.
Große Ohren und große Füße
Weil Josef sehr sensibel war und Gottes Stimme noch in einer doppelten Verborgenheit hörte, wird er oft auch der „Mann mit den großen Ohren“ genannt. Josef war sehr hellhörig auf Gott hin, denn er hörte Gottes Stimme noch in einer doppelten Verborgenheit. Gott sprach zu ihm im Traum durch einen Engel. Doppelt verborgen!
Weil Josef nicht lange zögerte, Gottes Auftrag auszuführen, könnte man ihn auch einen „Mann mit großen Füßen“ nennen, denn gleich nach dem Traum ging er hin und nahm Maria zu sich.
Ich möchte auch große Ohren haben, um stets sensibel für Gottes Anruf zu sein.
Ich möchte auch große Füße haben, um Gottes Auftrag stets sofort zu folgen.
Mt 2, 13–18 Weihnachten, 28. Dezember
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremía gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.
Betrachtung: Rahel weinte um ihre Kinder.
Schon eine schnelle Internetrecherche führt zu einer Zahl von 40 Millionen bis 50 Millionen Kinder weltweit, die nicht leben dürfen, weil sie im Mutterleib getötet wurden – jedes Jahr! In Deutschland sind es jedes Jahr 100.000 Kinder, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht leben dürfen. Sie können also selbst ausrechnen, wie viele Kinder sterben müssen, während Sie diese Zeilen lesen, vermutlich werden sie dann aber erschrecken. Eigentlich müsste der Schutz ungeborener Kinder absolutes Topthema sein. Vor unseren Augen geschieht ein großes Unrecht, das derzeit an menschlichem Leben verübt wird. Es übersteigt bei Weitem alle andere Todesarten. Damals war ein Geschrei in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen, als die Kinder unter Herodes sterben mussten.
Heute hat sich die Situation gewandelt. Lautes Geschrei ertönt gegen jene, die sich gegen Abtreibung und Tötung unschuldigen Lebens stellen. Wer dies nicht glaubt, soll einmal beim „Marsch für das Leben“ in Berlin mitgehen.
Die Filme „Unplanned - Was sie sah, änderte alles“, oder „der Stumme Schrei“ kann ich nur empfehlen.
Betrachtung: Josef schweigt
Man muss nicht einmal bis auf drei zählen können, um die Worte aufzuzählen, die vom Mann der Gottesmutter Maria in der Bibel überliefert worden sind. Eigentlich muss man dafür sogar überhaupt nicht zählen können, denn es ist nämlich kein einziges Wort von Josef überliefert worden.
Josef schweigt
Als er erfuhr, dass seine Frau schwanger war (und das nicht einmal von ihm), schwieg er. Als er aufgefordert wurde, Maria dennoch zu sich nehmen, schwieg er. Die Bibel schreibt ganz lapidar: "Als er erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte."
Nach dem Besuch der Sterndeuter, sprach der Engel zum zweiten Mal im Traum zu Josef. Er sollte mit dem Neugeborenen und Maria nach Ägypten fliehen. Josef klagte nicht, fragte nicht, diskutierte nicht! Er stand auf und tat, was Gott ihm befohlen hatte. So einfach war das für Josef. Gott befahl und Josef gehorchte! Ich empfinde den Gehorsam des Josef als eine wunderbare und nachahmenswerte Eigenschaft.
Als Herodes gestorben war, wiederholte sich das Ganze. Josef wurde wiederum im Traum durch den Engel Gottes etwas befohlen. Da stand er auf und zog mit Kind und dessen Mutter in das Land Israel.
Die Erfahrung des Heiligen Josef
Josef hatte die Erfahrung gemacht, dass man den Weisungen und Befehlen Gottes sozusagen blind vertrauen kann. Gott sprach und Josef tat! So einfach war dies für Josef.
In unsere Kirche gilt heute ein anderer Grundsatz. Gott spricht (durch die Kirche) und die Menschen diskutieren.
Josef vertraute Gott, der durch den Engel zu ihm sprach. Wir modernen Menschen vertrauen dagegen lieber den demokratischen Mehrheitsbeschlüssen unserer Gremien und Synoden.
Im Zeitalter des Sitzungskatholizismus erinnert uns Josef von Nazaret ganz eindringlich daran, dass über all dem Reden und Diskutieren die Tat nicht zu kurz kommen darf. Wenn, wenn heute überhaupt noch Menschen zur Kirche finden, dann nicht wegen schöner Worte. Das lehrt uns der Heilige Josef. An unseren Taten wird man uns erkennen, nicht an unseren Sonntagsreden.
Zur Tat schreiten
Kein einziges Mal wird auch nur im Entferntesten berichtet, dass er irgendetwas gesagt hätte, irgendjemanden gefragt oder mit irgendjemandem diskutiert hätte. Das ist insgesamt so auffallend, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zufällig ist. Damit wollten die Evangelisten etwas zum Ausdruck bringen. Sie wollten sagen: Josef ist eben einer, der nicht lange fackelt, der keine großen Reden schwingt, einer, der vielmehr zupackt und einfach tut, was notwendig ist. Als Mann der Tat ist er deshalb ja auch das große Vorbild geworden. Josef, der Arbeiter, einer, der nicht lange fragt, sondern einfach tut. Mir ist dies sehr sympathisch.
in Arbeit
Mt 4, 12-17.23-25 Weihnachten, 7. Januar
In jener Zeit, als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa:das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle. Scharen von Menschen aus Galiläa, der Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm.
Betrachtung: Er zog in ganz Galiläa umher.
Jesus zog in ganz Galiläa umher. Ist das nicht auch ein Modell für eine künftige Pastoral in unserer Diözese - umherziehen und das Evangelium verkünden? Einmal hier und morgen wieder an einem anderen Ort - warum nicht? Wir sind es nur seit Jahrzehnten gewohnt, dass eine Pfarrei / Seelsorgeeinheit für viele Jahre einen eigenen Pfarrer hat, aber das muss nicht für alle Ewigkeit so bleiben. Wir sind das eben gewöhnt. Wir hängen aber oft zu sehr an Strukturen und gewöhnen uns nur sehr schwer an Neues. Eigentlich müsste man, bevor man eine Strukturreform angeht, erst einmal ein ganzes Jahr lang die Hände falten, beten und Gott nach dem Weg in die Zukunft fragen. Wir müssten tiefer sehen und hinter all den Veränderungen unserer Zeit auch Gottes Führung und Planung sehen.
Vielleicht möchte uns Gott in eine ganz neue Art der Pastoral und Seelsorge hineinführen, an die wir noch gar nicht gedacht haben.
Strukturen sind hilfreich, aber wenn die Struktur und die Organisation und das Geld noch das einzige ist, was eine Pfarrei / Seelsorgeeinheit / Diözese noch hat, dann sollte man sich nicht scheuen, nach neuen Formen der Verkündigung zu suchen – aber von Gott her und nicht vom Schreibtisch her.
Mt 5, 1-12 10. Woche, Montag
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.
Betrachtung: Wem gilt die Bergpredigt?
In den kommenden drei Wochen lesen und hören wir an den Werktagen Stück für Stück aus der Bergpredigt. Wem gilt die Bergpredigt, die uns Matthäus in den Kapitel 5-7 überliefert hat? Zunächst ist zu sagen: Jesus spricht zum Volk der Juden, zum Volk Gottes. Der Adressat der Bergpredigt ist Israel und nicht die Heiden. Das Volk Israel (und damit auch die Kirche, in der wir heute leben), ist aufgefordert, die Bergpredigt zu leben und das bedeutet unbedingte Vergebungsbereitschaft, radikale Nachfolge, absolute Gewaltlosigkeit ….
Dann gilt aber weiter: Wenn wir Christen untereinander die Bergpredigt leben, dann werden wir Licht auf dem Berg und Salz der Erde sein. Dann werden die Heiden sich vom Christentum angezogen fühlen und ganz von selbst sich für das Christentum interessieren.
Wem also gilt die Bergpredigt? Den Christen – natürlich, aber dann vor allem auch Dir und mir.
Betrachtung
Es wird immer wieder gefragt, wem die Bergpredigt gilt. Gilt sie ausnahmslos für alle Menschen oder gilt sie nur für eine bestimmte Gruppe? Das Evangelium selbst gibt am Anfang der Bergpredigt die Antwort.
Da sind die Jünger
Viele Menschen sind mit Jesus auf dem Berg, aber nur die Jünger treten näher zu ihm heran. Jesus spricht also zu den Jüngern, sie sind die Angesprochenen. Jesus spricht jedoch so laut, dass alle hören können, was er sagt. Die Hörenden der Bergpredigt sind also zwei Gruppen: die Jünger und das Volk.
Jesus spricht die Jünger an, aber die Volksmenge soll ruhig wissen, was er zu ihnen sagt.
Wir sehen also, dass die Bergpredigt nicht allen gilt, sondern nur einer kleinen Gruppe. Diese kleine Gruppe soll innerhalb des ganzen Volkes eine Kontrastgesellschaft bilden, die nach eigenen Grundsätzen lebt.
Da sind wir
Damals waren die Jünger gefordert, heute sollen wir Christen diese Kontrastgesellschaft bilden, die sich durch ihr Leben von dem der übrigen Gesellschaft unterscheidet. „Alle Religionen der Erde bemühen sich, Gesetze aufzustellen, deren Halten im Bereich des Menschenmöglichen liegt. Jesus dagegen fordert etwas Menschenunmögliches.
Warum tut das der Herr? Damit offenbar wird, dass wir von uns aus nichts sind und nichts können“. (Fritz Rienecker, Das Evangelium des Matthäus, 48)
Wenn wir in den nächsten Tagen die Bergpredigt Stück für Stück aufmerksam lesen, werden wir hier und da über die harten Forderungen erschrecken. Allein mit der Gnade Gottes können wir die Bergpredigt in unser Leben umsetzen und eine Kontrastgesellschaft in der Welt bilden.
Mt 5, 13-16 10. Woche, Dienstag
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Betrachtung: Salz der Erde und Licht auf dem Leuchter
Die Art und Weise, wie die Christen das Salz der Erde und Licht auf dem Leuchter sein sollen, wird erst in den folgenden Versen der Bergpredigt deutlich.
Mt 5,24 - versöhne dich
Mt 5,25 - schließe ohne Zögern Frieden
Mt 5,32 - entlasse deine Frau nicht
Mt 5,39 - halte auch die rechte Wange hin
Mt 5,42 - wer dich bittet, dem gib
Mt 5,44 - liebe deinen Feind
Mt 6, 2 - gib Almosen im Verborgenen
Jesus fordert eine völlig andere Art des miteinander Umgehens, als sie sonst in der Gesellschaft üblich ist. Die Christen sollen eine Kontrastgesellschaft in der Welt bilden. Wenn sie das tun, dann sind sie das Salzkörnlein, das die Würze bringt, dann sind sie das Licht, das auch denen leuchtet und den Weg zeigt, die nicht zur Gemeinschaft der Glaubenden gehören.
Wer auf Gottes Botschaft hört, lässt das Alte hinter sich - er versucht es wenigsten immer wieder und mit ganzer Kraft.
Betrachtung
Nur zu den Jüngern sagt Jesus: Ihr seid das Salz, ihr seid das Licht. Vielleicht haben sich die Jünger auf dem Berg in diesem Moment umgeschaut. Ihr Blick fiel auf die große Menschenmenge um sie herum. Sicher sind sie in diesem Moment erschrocken, weil ihnen klar wurde, dass sie das große, herausragende Vorbild und Beispiel für die ganze Volksmenge sein sollen. Sie sind nur ein paar wenige, aber um sie herum sind Tausende Männer und Frauen.
Rein mengenmäßig wird Salz immer sehr viel weniger sein als das, was ich salzen möchte. Rein mengenmäßig gesehen wird auch das Verhältnis zwischen den Christusnachfolgern (nicht den Getauften) und der Welt in einem ähnlichen Verhältnis von Salzkörnlein und Speise sein.
Hab keine Angst
Es werden immer relativ wenige sein, die dem Herrn mit einer inneren Lebensentscheidung nachfolgen in einer Welt, die Jesus nicht kennt.
Fast scheint es, als wolle Jesus sagen. Hab keine Angst, wenn du dir als Christ alleine vorkommst. Wenn du vielleicht die Einzige in der Familie bist, die glaubt. Hab keine Angst, wenn du der einzige Christ an deinem Arbeitsplatz oder in der Schule bist.
Hab keine Angst, sei einfach wie eine Prise Salz im Ganzen.
Mt 5, 17-19 Fastenzeit, 3. Woche Mittwoch und 10. Woche, Mittwoch
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Betrachtung: Die Erfüllung des Gesetzes.
Das Evangelium ist eine harte Nuss. Jesus erscheint in dem, was er sagt und fordert, geradezu als ein Freund der Pharisäer, denn sie waren ja diejenigen, die das Gesetz bis ins Kleinste hin erfüllten. Und nun fordert der Herr dasselbe. Aber wenn wir in das Leben Jesu hineinschauen, dann sehen wir, dass sich Jesus nicht an die Gebote der Pharisäer hielt. Er hielt sich nicht an das Sabbatgebot (Mt 12,1 - 14; Mk 2,23 - 28; Lk 6,1 - 5; 13,10 - 17; 14,1 - 5; Joh 5,9-16; 9,14-16). Jesus übertrat die Fastengebote: (Mt 9,14f; Mk 2,18 - 20; Lk 5,33). Jesus verstieß gegen die Reinigungsvorschriften: (Mt 15,1 - 20; Mk 7,1 - 23).
Wenn Jesus nun das Gesetz übertritt, worin besteht dann aber die Erfüllung des Gesetzes? Ich denke, Sie kennen die Antwort! Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe. Diese für uns Christen selbstverständliche Aussage wird erst in den folgenden Versen bei Matthäus 5,21-48 weiter erläutert. Dort liest man etwas über den Ehebruch, über das Töten, über Schimpfwörter, über das Schwören und über das Geben im Verborgenen. Ich sehe ein, warum man diese Gebote bis ins Kleinste befolgen sollte.
Betrachtung
Ich finde es unheimlich dreist, wie in einer heutigen theologischen Strömung versucht wird, die Lehre und die Überlieferung der Kirche in einigen wichtigen und zentralen Punkten über Bord zu werfen und neu zu formulieren.
Die Lehre der Kirche über Mann und Frau, Familie und Nachkommenschaft wird auf dem Hintergrund des Zeitgeistes neu entworfen.
Das Priestertum der Frau wird mit Nachdruck eingefordert, ohne die zahlreichen Dokumente zu diesem Thema der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu beachten. Entweder werden sie totgeschwiegen, uminterpretiert oder wegdiskutiert.
Unter dem Modewort „Synodalität“ wird die Autorität und Vollmacht des Bischofs untergraben. Demokratische Strukturen werden eingeführt, die dann doch nur von den Rhetorikern dominiert werden.
Ich denke, dass auch hier gilt, was Jesus sagt: Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.
Für mich gilt: Was die katholische Kirche in ihren offiziellen Dokumenten lehrt, das wird gelehrt.
Betrachtung: Ich bin gekommen, um zu erfüllen.
Wenn wir diese Stelle nicht im Großen und Ganzen der Bergpredigt sehen, dann verstehen wir Jesus nicht. Jesus erscheint im Evangelium fast als ein Freund der Pharisäer, denn sie waren ja diejenigen, die das Gesetz bis ins Kleinste erfüllten. Und nun fordert Jesus dasselbe? Das ist undenkbar, denn ein buchstäbliches Festhalten an den kleinsten Ge
setzesvorschriften wäre genau das Gegenteil von dem, was Jesus in den Seligpreisungen und dann auch während der ganzen Bergpredigt fordert.
Jesus spricht davon, dass er gekommen ist, um das Gesetz zu erfüllen. Deutlich wird dies am Gebot der Feindesliebe. Nicht mehr Auge um Auge, sondern ab jetzt gilt: Liebe auch deine Feinde. Nur auf diese Weise werden das Gesetz und die Propheten bis auf den kleinsten Buchstaben hin befolgt.
Wer meint, dass dies zu radikal ist, der hat zweifelsohne recht. Es ist so radikal, dass man fast davor zurückschreckt. Aber es gibt keinen anderen Weg.
Betrachtung
Ist es wirklich so schlimm, wenn man im Himmel der Kleinste ist? Der Himmel ist doch der Himmel. Im Himmel bin ich bei Gott und im Himmel ist Glück und Freude pur.
Flaschen im Himmel
Ich meine, es war Theresia von Avila, die folgenden Vergleich anführt: Im Himmel werden wir alle wie Flaschen sein und alle werden sie voll sein mit Glück und Freude. Aber es gibt große und kleine Flaschen. Es gibt Flaschen in verschiedensten Formen. Es gibt Flaschen mit unterschiedlichem Fassungsvermögen.
Ich möchte dann doch lieber eine große Flasche im Himmel sein und nicht gerade die Kleinste - nur weil ich ein paar kleine Gebote nicht gehalten habe.
Mt 5, 20-26 10. Woche, Donnerstag und Fastenzeit, 1. Woche Freitag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt Du Dummkopf, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt Du gottloser Narr, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast
Betrachtung: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist
Die größere Gerechtigkeit erläutert Jesus an drei Beispielen.
1. nicht töten
2. nicht zürnen
3. andere nicht einen „gottlosen Narren“ nennen.
Wieder mag ich Fritz Rienecker zitieren. „Aus all dem Gesagten geht für die Mitglieder der Gemeinde Jesu hervor, dass ein jeder Einzelne immer und immer wieder auf das Verhältnis zum Mitmenschen peinlich genau zu achten hat. Wie stehe ich zu meinem Bruder, zu meiner Schwester? Wie steht er oder sie zu mir? Sobald der eine dem anderen gegenüber Bitterkeit im Herzen hat oder Neid, Hass, Missgunst, Schadenfreude oder dem anderen etwas nachträgt, einer dem anderen in Erregtheit ein hartes Wort an den Kopf wirft, dann ist das Mord.
Jedes verärgert sein, das im Herzen weiterfrisst, ist Mord am Bruder und an der Schwester.
Betrachtung
Der erste Adressat der Bergpredigt sind die Christen. Zuerst sollen sich die Christen die Bergpredigt als Maßstab für ihr Leben nehmen. Die Christen sollen gut miteinander umgehen, unter ihnen soll ein anderes Klima spürbar und erlebbar sein als in der Welt.
Beim Lesen der Apostelgeschichte bin ich für einen Augenblick an Apg 4,13 hängen geblieben. „Als sie den Freimut des Petrus und des Johannes sahen und merkten, dass es ungebildete und einfache Leute waren, wunderten sie sich. Sie erkannten sie als Jünger Jesu.“
Woran erkennt man einen Jünger
Petrus und Johannes wurden also als Jünger erkannt. Aber woran erkennt man einen Jünger, woran erkennt man einen Christen? Man erkennt einen Christen an der Art und Weise, wie er mit seinen Brüdern und Schwestern umgeht.
Gut miteinander umgehen
Ich wünschte mir, man könnte auch an uns erkennen, dass wir Jünger Jesu sind. Man sollte uns Christen daran erkennen, dass wir gut miteinander umgehen, uns achten und respektieren. Zorn, Streitereien und Schimpfwörter sollte es vor allem unter den Christen nicht geben.
Betrachtung: Du Dummkopf
Wer meint, ein Fasten bei Wasser und Brot sei schwer, der sollte sich die heutige Bibelstelle (und die von morgen) einmal zu Herzen nehmen und in die Praxis umsetzen. Wenn Sie bisher gemeint haben, dass Sie im Glauben bereits weit vorangeschritten sind, dann zeigt Ihnen das heutige Evangelium, wo Sie wirklich stehen, nämlich erst ganz am Anfang.
Eigentlich erklärt sich Mt 5, 20-26 von selbst, ich brauche hierzu nichts mehr zu schreiben. Das, was Jesu sagt, verstehen Sie auch ohne einen Kommentar. Die Theorie ist einfach, aber die Umsetzung in die Praxis kostet richtig Kraft. Stimmt's? (Vgl. hierzu auch Donnerstag, 10 Woche Jk)
Betrachtung:
Offensichtlich beschränkt sich die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer lediglich darauf, das Töten des Nächsten zu verhindern. Viele dachten, sie hielten sich an Gottes Hauptgebot, solange sie nicht tatsächlich MORD begingen. Jesus jedoch zeigt, dass sein Gebot viel weitergeht. Er verurteilt jede zornige und leidenschaftliche Sprache. Das müssen wir uns gut merken.
Wir können völlig unschuldig sein, wenn es darum geht, Leben tatsächlich zu nehmen, aber dennoch mit verletzenden Worten nervende Menschen auf den Mond schießen.
Jesus erwartet jedoch mit Recht, dass die Gerechtigkeit seiner Jünger eine viel größere und tiefere Basis hat. Jesus erwartet, dass jene, die in seiner Nachfolge stehen, bereits den ersten aufkeimenden negativen Gedanken über den Bruder und die Schwester keinen Raum geben sollen.
Das heutige Evangelium gilt vor allem für das Verhältnis der Christen untereinander. Das Verhalten der Christen soll sich vom Verhalten der Menschen in der Welt unterscheiden.
Jesus verbietet alles, was einem unversöhnlichen und rachsüchtigen Geist gleicht. Die Bereitschaft, Verletzungen zu vergelten, eine schnelle Beleidigung, eine streitsüchtige und zänkische Gesinnung, eine Schärfe, mit der wir unsere Rechte geltend machen - all das widerspricht dem Geist Christi.
Die Menschen in der Welt mögen in diesen Gewohnheiten keinen Schaden sehen. Aber sie entsprechen nicht dem Charakter des Christen und dem Verhalten der Christen untereinander.
Mt 5, 27-32 10. Woche, Freitag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Betrachtung: Reiß dein Auge aus und hau die Hand ab.
Manche Worte Jesu sind wörtlich zu nehmen, andere nicht. Die Verse 29 und 30 gehören zu jenen Versen, die - Gott sei Dank - bildhaft zu verstehen sind. Aber doch wird hier ganz klar deutlich, dass Jesus verlangt, auf alles zu verzichten, was vom Glauben wegführt und zur Sünde hinführt.
Die Schärfe der Formulierung zeigt, wie ernst Jesus den Kampf um die Reinheit meint. So manches, was man in Büchern liest, im Fernseher oder Internet sieht, kann zur Versuchung werden.
Da gibt es nur das eine Wort! Wegsehen! Weg damit.
Betrachtung
Ein grausames Wort: „Reiß dein Auge aus und wirf es weg“. Kann Jesus so etwas verlangt haben? Natürlich nicht im buchstäblichen Sinn, aber doch im Übertragenen.
Ich verzichte darauf, etwas anzuschauen, etwas zu tun, etwas zu sagen, um mir in Erinnerung zu rufen, dass das Evangelium mich auch etwas kostet. Nur wer sein Leben um Jesu willen verliert, der gewinnt es. Dies bedeutet den Verzicht auf manches, was man sich leisten könnte, das aber unter dem Blickwinkel des Evangeliums nicht gut ist. Der Christ braucht eine innere Entschlossenheit, sich von allem abzuwenden, was vom Glauben wegführen und zur Sünde hinführen würde.
Wir müssen uns entscheiden, deutlicher und radikaler
Mt 5, 33-37 10. Woche, Samstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist Du sollst keinen Meineid schwören, und Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen
Betrachtung: Schwört überhaupt nicht!
Warum sollte ein Christ überhaupt schwören? Ein Christ sollte es nicht nötig haben, das, was er sagt, eigens mit einem Schwur zu bekräftigen. Was ein Christ sagt, sollte immer der Wahrheit entsprechen und immer aus einem lauteren Herzen kommen, ohne Hintergedanken. Für den, der die Wahrheit sagt, ist kein Eid notwendig.
Die Menschen um uns herum sollten wissen und spüren: Da ist ein Christ, was der sagt, ist lauter, wahr und rein. Auf einen Christen können wir uns verlassen - auch ohne Eid.
Betrachtung
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns innerhalb der Bergpredigt befinden, deren Hauptadressat die Christen sind. Der Umgang der Christen untereinander sollte schlicht und einfach von Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit geprägt sein. Die Christen untereinander sollten sich so vertrauen, dass nicht jedes Wort und jede Aussage eigens durch Verträge unterschrieben und besiegelt werden sollte.
Euer Ja sei ein Ja
Von mir aus bräuchte es auch keine Verträge geben, ein gegebenes Wort und ein Handschlag sollten genügen. „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“. Ich weiß nicht, was an dieser Aussage schwer verständlich sein soll. Ich gebe jemandem ein Wort und ich halte es. Ich sage einem Treffen zu und ich komme. Ich verspreche etwas und löse das Versprochene auch ein.
Euer Nein sei ein Nein
In einer Diskussionsrunde mit der Kanzlerkandidatin der Grünen vor einiger Zeit wurde Frau Bearbock zu Inhalten aus ihrem Wahlprogramm gefragt. Der Moderator stellte eine ganz einfache Frage. Er wollte wissen, welchen Abstand Windräder zu Ortschaften einhalten sollten. Die Politikerin hat geredet und geredet, ohne eine Zahl zu nennen. Dreimal musste der Moderator nachhaken, erst beim vierten Ansatz sagte Frau Beaerbock: Ich weiß es nicht.
„Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein“.
Wenn ich aufrichtig und wahr bin, dann sind auch meine Worte aufrichtig und wahr. Auf eine Frage sollte man einfach und klar antworten. Das Ja soll auch wirklich ja bedeuten und das Nein wirklich nein. Alles, was darüber hinausgeht, ist nur ein Zeichen dafür, dass man es im Übrigen mit der Wahrheit nicht genau nimmt.
Mt 5, 38-42 11. Woche, Montag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab
Mt 5, 43-48 11. Woche, Dienstag und Fastenzeit, 1. Woche Samstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.
Betrachtung: Liebt eure Feinde!
Ein Pharmaunternehmen vertreibt ein Nahrungsergänzungsmittel mit dem Namen „Doppelherz - die Kraft der zwei Herzen." Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente versprechen ein gesundes Leben bis ins hohe Alter.
Das Neue Testament hat auch zwei Herzen. Ein Herz schlägt in 1 Joh 4,8 und heißt: „Gott ist die Liebe." Das zweite Herz findet sich in Mt 5, 44 und lautet: "Liebt eure Feinde". Die Liebe ist die Herzmitte der Bibel. Ich denke, da können Sie zustimmen. Dass wir die Liebe leben und die Feinde lieben sollen, ist auch jedem Christen einsichtig, kaum einer wird hier widersprechen.
Aber vielleicht haben sie gar keine Feinde. OK, dann überlegen Sie einmal, ob es jemanden gibt, der zwar nicht ihr Feind ist, gegen den Sie aber negative Gefühle empfinden, an dem sie sich reiben, an dem Sie sich schwertun. Wenn sie in Ihrem Umfeld auch hierzu niemanden finden, dann kommt der dritte Schritt. Überlegen Sie nun, ob es jemand gibt, der gegen Sie negative Gefühle empfindet und sich an Ihnen reibt. Gibt es jemand, der sich mit Ihnen schwertut?
Gott lieben — die Feinde lieben. Die Latte liegt sehr hoch, aber es gibt keinen anderen Weg. (Vgl. hierzu auch Dienstag, 11. Woche)
Betrachtung
Das heutige Evangelium ist, wenn man es für sich betrachtet, eine reine Provokation. Ich höre die Nachrichten über den Krieg in der Ukraine und sehe die Bilder der Gräueltaten im Fernsehen. Und dann lese ich: Liebt eure Feinde! Betet für die, die euch verfolgen! Sicher, ich kann für jene ein Vaterunser beten, die mit Bomben in Kinderzimmer zielen. Ich kann beten, dass sie Gottes Gnadenstrahl trifft und sie ihr Teufelswerk beenden. Aber kann ich sie auch lieben?
Wir müssen bedenken, dass das heutige Evangelium nur ein kleiner Ausschnitt aus der Bergpredigt ist. Jesus spricht nicht zu den Juden, die in verfolgen oder zu den römischen Soldaten, die ihn geißeln und kreuzigen werden. Er spricht nicht zu den Hohenpriestern, nicht zu Pilatus und nicht zu Herodes, die ihn später verurteilen. Jesus spricht also nicht zu seinen Feinden, sondern er spricht zu seinem eigenen Volk.
Die Bergpredigt gilt dem Volk Gottes. Die Bergpredigt gilt zunächst den Juden, dann aber auch uns, den Christen. Die Christen unter sich sollen eine Kontrastgesellschaft gegenüber der Welt bilden. Die Christen unter sich sollen nicht zulassen, dass der Hass gegenüber der Liebe gewinnt.
In der Welt geht man auf Eroberungskriege, tötet und zerstört. Es wäre töricht, den russischen Aggressoren mit Palmzweiglein in den Händen entgegenzulaufen, um ihnen die andere Wange auch noch hinzuhalten. Die Sanktionsmaßnahmen der westlichen Länder gegenüber Russland finde ich gut und richtig. Hier darf man die Schraube schon recht anziehen, auch dann, wenn diese Maßnahmen uns selbst Nachteile bringen.
Unter den Christen dagegen sollte ein anderes Klima herrschen, ein Klima der Liebe. Ein Klima, in dem man nicht droht. Ein Miteinander, in dem man nicht verurteilt und nicht ablehnt. Das wird nur gehen, wenn wir zwar in der Welt leben, aber innerhalb der Welt eine kleine Kontrastgesellschaft bilden, die andere Wertmaßstäbe als die Welt um sie herum besitzt.
Betrachtung: Liebt eure Feinde!
Solange unsere Welt im Ganzen so ist, wie sie ist, kann kein Staat ohne legitimierte Gewalt existieren. Ein Rechtsstaat muss die Gesetzesbefolgung notfalls durch staatliche Gewalt erzwingen. Darum noch einmal die Frage: Wem gilt die Bergpredigt? Sie gilt nur denjenigen, die auf Jesus und seine Botschaft hören, denjenigen, die um des Gottesreiches willen das Alte hinter sich zurücklassen, denjenigen, die in einer neuen Familie wie Brüder und Schwestern zusammenleben möchten.
Jesus setzt in allem, was wir gehört haben, Konflikte ja geradezu voraus. Entscheidend ist für ihn, dass diese Konflikte anders ausgetragen werden als in der übrigen Gesellschaft: Nicht, indem Herrschaft durchgesetzt wird, nicht indem Rechte erkämpft werden, sondern im Verzicht auf Gewalt. Die Jünger sind zunächst gemeint, dann aber auch das Volk Israel und heute für uns in besonderer Weise die Kirche, in der wir leben. Die Kirche soll eine Kontrastgesellschaft, eine Gegengesellschaft bilden. In der Kirche soll eine völlig andere Art des Miteinanders herrschen, als sie sonst in der Gesellschaft üblich ist. (Vgl. Gerhard Lohfink)
Mt 6, 1–6 Aschermittwoch und 11. Woche, Mittwoch
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
Betrachtung: Almosen geben, beten und fasten.
Das Evangelium lenkt heute unseren Blick nach außen, nach oben und nach innen. Nach außen wird unser Blick geführt, wenn wir versuchen, die Not um uns herum zu sehen und zu lindern. Nach oben geht unser Denken und Trachten, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden und das Fasten richtet den Blick in unser eigenes Inneres. Es ist einleuchtend, warum Jesus auffordert, Menschen in Not zu helfen und sich im Gebet an Gott zu wenden. Aber warum soll ich fasten? Warum soll ich mir allerlei Entsagung auferlegen?
Die physische Ebene: Wenn man nach westlichen Verhältnissen normal ist, so isst man um ein Drittel mehr, als man nötig hätte. Fasten reduziert Gewicht und reinigt den Körper, das tut gut.
Die psychologische Ebene: Die Menschen der westlichen Welt haben nicht nur das, was sie benötigen, sie haben sogar zu viel. Wir meinen immer mehr zu benötigen. Wenn ich faste, reduziere ich meinen Konsum und merke am nächsten Tag: Hoppla, ich lebe immer noch. Einfacher leben tut gut.
Die spirituelle Ebene: Wenn wir fasten, öffnet sich auch der Geist für den Herrn. Wenn wir besser beten wollen, werden wir zu Fasten beginnen müssen. Die physischen und die psychologischen Auswirkungen des Fastens sieht man ein, auch ohne dass man fastet. Die spirituellen Auswirkungen dagegen wird man erst verstehen, wenn man mit dem Fasten beginnt.
Versuchen wir einmal am Freitag zu fasten bei Wasser und Brot.
Machen Sie mit?
Betrachtung: Almosen geben, beten, fasten
Der Aschermittwoch ist der Auftakt zur 40-tägigen Fastenzeit. Es geht heute darum, dass wir Almosen geben sollen, dass wir beten sollen und dass wir fasten sollen. Aber das Evangelium geht heute noch einen Schritt weiter, denn es zeigt uns auch die innere Haltung, mit der wir unsere religiösen Pflichten erfüllen sollen.
Almosen geben
Wir sollen nicht so geben, als wollten wir, dass jeder sieht, wie großzügig und wohltätig wir sind, und als wollten wir das Lob unserer Mitmenschen. Wir sollen alles meiden, was einer Zurschaustellung gleichkommt. Wir sollen im Stillen geben und so wenig Lärm wie möglich um unsere Wohltätigkeit machen. Wir sollen uns an den Geist des alten Sprichworts halten: "Lass deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte Hand tut."
Beten
Wenn ich bete, dann möchte Gott mit mir alleine sein und meine kostbare Zeit mit niemand anderem teilen, als nur mit mir alleine. Wir sollten uns bemühen, einen Ort zu finden, wo uns niemand sieht. Es geht darum, Gott unser Herz auszuschütten, mit ihm Auge in Auge ins Gespräch zu kommen. Beim Beten ist es wichtig, mit Gott alleine zu sein.
Auf dem Hintergrund des Ukraine-Krieges hat Papst Franziskus zu Gebet und Fasten am Aschermittwoch aufgerufen. Sofort dachte ich an die Jünger, die Jesus berichteten, dass sie nicht in der Lage waren, die Dämonen auszutreiben. Jesus antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden. (Mk 9,29). Gegen die russischen Kriegsdämonen kommt man im Moment mit Diplomatie nicht an. Wenn wir uns aber jeden Sonntagabend zum Gebet für den Frieden treffen, dann dürfte dies nicht ohne Wirkung bleiben und einen ganz entscheidenden positiven Einfluss auf die Wiederherstellung des Friedens haben.
Fasten
Diejenigen, die fasten, sollen es still, heimlich und ohne Aufsehen tun. Sie sollen nicht für die Menschen fasten, sondern für Gott.
Sowohl beim Almosen geben, als auch beim Beten und Fasten steht die Frage im Hintergrund: Worum geht es mir? Geht es mir um mich, oder geht es mir um Gott?
Betrachtung: Lohn von eurem Vater im Himmel
Der Ausdruck „Lohn“ kommt in diesen wenigen Versen viermal vor. Aber es wird unterschieden: Da ist der Lohn, den der Vater gibt und der Lohn, den die Welt gibt. Der Lohn der Welt ist der lohnende Beifall und das anerkennende Klopfen auf die Schulter. Sie loben, weil man spendet, weil man viel betet, weil man streng fastet. Was ist aber der Lohn Gottes?
Dass ich Christ sein darf, ist bereits ein Lohn. Dass ich zum Vater im Himmel gehören darf, ist bereits mein Lohn. Dass ich ihm, dem Herrn, dienen darf, ist bereits mein Lohn. Dass ich zur katholischen Kirche gehören darf, ist bereits mein Lohn. Dass die Freuden des Himmels bereits auf mich warten, auch das ist schon mein Lohn - und das genügt mir.
Mt 6, 7-15 11. Woche, Donnerstag und Fastenzeit, 1. Woche Dienstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr beten Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben
Betrachtung: So sollt ihr beten!
Für das Beten des „Vater unser“ in der Kirche brauchen wir in der Regel 25 Sekunden. Es geht aber auch noch schneller. Ich habe Gemeinden erlebt, in denen das „Vater unser“ so schnell gebetet wird, dass ich kaum mit dem Atmen nachkomme. Vom Hl. Bruder Klaus habe ich einmal gelesen, dass er oft einen ganzen Tag lang gebraucht hat, um auch nur ein einziges „Vater unser“ zu beten. Tief konnte er sich in die einzelnen Gebetsabschnitte hineinversenken.
Wie bete ich das „Vater unser“? Betrachtend und langsam oder schaue ich beim Beten auf die Uhr?
Betrachtung: Vater unser
Was sofort in den Blick fällt, ist der Anfang und das Ende dieses wunderbaren Gebetes. Es beginnt mit dem Wort „Vater" und es endet mit dem Wort „Bösen. Das sind in gewisser Weise auch die beiden Grundpfeiler, die unser Leben bestimmen. Wem folgen wir? Folgen wir Gott oder „dem Bösen?"
In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, es wird eine Person bezeichnet. Der Böse steht Gott entgegen. Der Vater wird zuerst genannt, ihm wollen wir folgen.
Das Gebet hat 7 Bitten. Die ersten drei Bitten richten sich an Gott; in den folgenden 4 Bitten geht es um den Menschen.
Das Gebet ist ein Gemeinschaftsgebet. „Vater unser" beten wir. Das bedeutet nicht, dass man das Gebet nicht alleine beten darf. Jesus sagt ja auch ausdrücklich, dass man in seine Kammer gehen soll, um dort zu beten. Aber man kann nicht alleine glauben und man kann sich den Glauben nicht selbst ausdenken. Um zu glauben, bedarf es der Glaubensgemeinschaft, die ich gefunden habe in der katholischen Kirche. Wo zwei oder drei miteinander beten, haben wir die Gewissheit, dass Gott bei uns ist.
Betrachtung: Unser tägliches Brot - unser übernatürliches Brot
Ich habe jetzt im Urlaub etwas unheimlich Spannendes entdeckt - wenigsten für mich ist es spannend. Etwas, das man uns im Studium nicht gesagt hat, und etwas auf das ich erst jetzt gekommen bin
Es hat mit dem Vater unser zu tun, das uns in der Bibel ja zweimal überliefert ist. In Mt 6 und in Lk 11.
Ich möchte Ihnen heute einmal eine Auslegung vorlegen - nicht zu Ende meditiert aber zum Weiterdenken - die sie sicher noch nie gehört haben.
Meist fragen die Leute, ob man die Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“ umdeuten könnte - etwa in „Führe uns in der Versuchung.“ Aber noch niemand hat gefragt warum die Brotbitte so formuliert ist wie wir sie beten. „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Warum wird das doppelt erwähnt? Das tägliche Brot - heute. Es würde ja genügen zu beten: Gib uns das tägliche Brot. Oder: Gib uns heute das Brot. Aber wir beten sozusagen doppelt. „Unser tägliches Brot gib uns heute.“
https://gut-katholisch.de
Im Folgendes übernehme ich den Text aus: https://gut-katholisch.de/glauben/die-bitte-um-das-taegliche-brot-im-vaterunser-eine-fehluebersetzung/
„Unser tägliches Brot gib uns heute.
Bei der Brotbitte spricht die griechische Urfassung vom artos epiousios, das von der lateinischen Vulgata mit «ausreichend Brot» oder dem Brot für diesen (und den nächsten) Tag übersetzt wird: «Das für uns ausreichende Brot gib uns heute.»
Die Vulgata übersetzt dasselbe griechische Wort epiousios allerdings unterschiedlich: Während es bei Lukas (11,3) «Panem nostrum cotidianum da nobis cotidie» heißt, steht bei Matthäus (6,11) «Panem nostrum supersubstantialem da nobis hodie.»
Tatsächlich ist das griechische Wort «epiousios», das sowohl bei Matthäus als auch bei Lukas im griechischen Urtext steht, einmalig: Es wird in keiner anderen Schrift in altgriechischer Sprache verwendet. Nur in der Vaterunser-Bitte bei Lukas und Matthäus kommt es vor. (Solche Wort-Unikate nennt der Grieche «hapax legomena»). Deshalb können wir nicht anhand anderer Stellen auf den Gebrauch und die Bedeutung von «epiousios» schließen.
Die Bestandteile des Wortes «epi» (über, jenseits) und «ousias» (Sein, Wesen, Natur) lassen aber eher darauf schließen, dass die lateinische Übersetzung des Matthäus korrekt ist: «Und gib uns heute das übernatürliche (supersubstantialem) Brot.»
Damit hätte sich der Sinn der Brot-Bitte vollständig gewandelt! Es ginge also nicht mehr um das nötige irdische Brot, das wir zum täglichen Überleben brauchen, sondern um das übernatürliche Brot, das wir Christen in der Kommunion empfangen.
Meines Wissens hat zum ersten Mal Papst Benedikt XVI in seinem Buch «Jesus von Nazareth – Erster Teil» diesen Gedanken aufgegriffen (Seite 189), erläutert und für gut befunden. – Ebenfalls gut erklärt diese Übersetzung Eckhard Nordhofen in: Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus. Herder, Freiburg 2018.
Diese Neu-Deutung der Vaterunser-Bitte um das tägliche Brot wird mittlerweile kaum noch angezweifelt. Dennoch dürfte eine Abänderung des Vaterunser-Textes vorerst nicht anstehen: Immerhin hat sich die bisherige Übersetzung über Jahrhunderte gehalten und ist in fast allen Sprachen dieser Welt übernommen worden.“
Lateinische Übersetzung
Hieroniumus, dem wir die Übersetzung des griechischen Neuen Testamentes in die lateinische Sprache zu verdanken haben, übersetzt dieses Wort „epiousion“ auf zwei verschiedene Arten:
Bei der Übersetzung des Vaterunsers aus dem Lukasevangelium ins Lateinische verwendet er das Wort „täglich“ Gib uns das tägliche Brot Brot.“
Aber für das Matthäusevangelium verwendet er das Wort „übernatürlich“ Gib uns ein übernatürliches Brot“. Unser übernatürliches Brot gib uns heute. Ist das ein Hinweis auf die Eucharistie, auf das eucharistische Brot?
Katechismus
Der Katechismus der Katholischen Kirche greift diese Deutung auf. Im KKK Nr. 2837 können Sie das nachlesen. „Dieses Wort, epioúsios, findet sich im Neuen Testament nur hier. Es bedeutet im zeitlichen Sinn alles Lebensnotwendige und, weiter gefaßt, jedes Gut, das zum Lebensunterhalt genügt. Also alles was wir eben zum Leben brauchen. Keinen Luxus, sondern das, was notwendig ist.
Buchstäblich [epioúsios überwesentlich] bezeichnet es unmittelbar das Brot des Lebens, den Leib Christi und die „Arznei der Unsterblichkeit", ohne die wir das Leben nicht in uns haben.
Mit dem buchstäblichen wird auch der himmlische Sinn dieser Bitte offensichtlich: „dieser Tag" bezeichnet den Tag des Herrn. Dieser ist der Tag des Festmahls im Reiche Gottes, der in der Eucharistie vorweggenommen wird, die Vorgeschmack des kommenden Reiches ist. Darum ist es angemessen, die Eucharistie jeden Tag zu feiern.
Das ist schon eine starke Aussage: Wenn ich das Vater unser bete, dann bitte ich auch darum, dass ich jeden Tag die Eucharistie feiern kann und darf.
Raduio Horeb
Auch Pfarrer Richard Kocher hat eine sehr tiefe Deutung dieser Brotbitte dargelegt. Auf Radio Horeb finden Sie hierzu seine Predigt.
Betrachtung: Führe uns nicht in Versuchung
Schon seit einigen Jahren diskutiert man darüber, ob man die Vaterunser Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“ nicht ändern soll.
Im Jakobusbrief lesen wir: Keiner, der in Versuchung gerät, soll sagen: Ich werde von Gott in Versuchung geführt. Denn Gott lässt sich nicht zum Bösen versuchen ... (Jak 1,13)
Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun. Aber was ist, wenn Gott in Versuchung führt, um etwas Gutes zu bewirken?
Gott führt in Versuchung, um etwas Gutes zu bewirken
Wenn Gott mich in Versuchung führt und mich fallen lässt in der Versuchung, dann kann es doch auch sein, dass er mir zeigen möchte, wie stark ich wirklich bin. Gott führt mich in Versuchung und er lässt mich scheitern, um mir selbst die Tragfähigkeit meines Glaubens bewusst zu machen. Gott führt nicht in Versuchung, damit etwas Böses geschieht, aber er führt in Versuchung, damit etwas Gutes geschehen kann. Und wenn ich in der Versuchung scheitere und zu einer größeren und klareren Selbsterkenntnis komme, so ist dieser Weg der Selbsterkenntnis sicher nicht sehr angenehm, aber letztlich doch hilfreich und etwas Gutes.
Gott darf mich prüfen
Den Weg mit Gott zu gehen bedeutet auch, dass Gott mich prüfen darf und dass Gott mich in Versuchung führen darf, um meinen Glauben zu läutern.
Wenn ich bete: „Führe mich nicht in Versuchung“, dann bedeutet dies für mich zweierlei.
1. Gott, du darfst mich in die Versuchung hineinführen, damit ich den Bruder und die Schwester besser verstehe, die in der Versuchung gefallen sind.
2. Gott, du darfst mich prüfen, du darfst mich in Versuchung führen, damit ich lerne, mein Vertrauen mehr auf dich zu setzen als auf meine eigene Kraft
Gebet
Gott, lass die Versuchung aber nicht zu groß werden, lass sie nicht über meine Kräfte gehen, sondern mach, dass die Versuchung nur so stark wird, dass ich sie ertragen kann.
Mt 6, 19-23 11. Woche, Freitag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!
Betrachtung: Sammelt euch Schätze im Himmel!
Es ist nicht das Geringste daran falsch, reich zu sein und ein gutes, glückliches und gesundes Leben zu führen. Nur darf es nicht dabei bleiben. Man kann viel besitzen und doch innerlich frei sein. Man kann wenig sein Eigen nennen und doch am Mammon festhalten.
Doch Vorsicht: Jesus spricht vom gesunden und vom kranken Auge. Die Zaubermacht des Mammons ist sehr groß, sodass das Auge gerne daran haften bleibt und nicht mehr offen ist für die Not um uns her.
Denken wir nur daran, dass wir in der Verwaltung unseres irdischen Vermögens auch an jene denken müssen, die in Not und Elend geraten sind.
Mt 6, 24-34 11. Woche, Samstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage
Betrachtung: Seht euch die Vögel des Himmels an!
Vor meinem Arbeitszimmer steht ein prächtiger Kirschbaum und es ist eine Freude den Vögeln zuzusehen, wie sie zu trillern und zu pfeifen beginnen, sobald die Sonne aufgeht. Unermüdlich schaffen sie dann den ganzen Tag über die Nahrung für den Nachwuchs heran. Die Vögel dürfen nicht faul auf dem Baum sitzen, bis Gott ihnen das Futter in den Schnabel wirft. Die Nahrung kommt nicht herbeigeflogen. Die Vögel müssen zum Wurm hinfliegen und auch sonst ausdauernd suchen, was sie brauchen. So soll auch der Mensch fleißig arbeiten und sich täglich um sein Brot mühen. Aber dabei darf er wissen, dass da doch noch einer ist, der sein Leben in den Händen hält.
Ich wünsche mir für mein Leben etwas von der Sorglosigkeit der Vögel. Wenn ich gebe, was ich kann an Kraft, Zeit, Talent und auch Geld, dann darf es am Abend genügen und Gott wird seinen Segen dazu geben.
Mt 7, 1-5 12. Woche, Montag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
Betrachtung: Richtet nicht!
Wir meinen oft, dass wir einen Menschen kennen, wenn wir ihn einige Male aus der Ferne gesehen und gehört haben. Aber wissen wir um seine ganze Lebensgeschichte? Kennen wir das, was ihn beschäftigt, ängstigt und bewegt? Kennen wir seine Herkunft? Ist uns bewusst, welche Kreuze er zu tragen hat und welche Sorgen ihn quälen? Oftmals wissen wir sehr wenig von unseren Mitmenschen, urteilen aber dennoch sehr schnell über sie.
Franz von Sales schreibt in seinem Büchlein Philothea: „Du musst immer zugunsten des Nächsten urteilen, soweit es nur möglich ist. Hätte eine Handlung 100 Gesichter, so sollst du das schönste ansehen. Wenn wir auch die Sünde nicht entschuldigen können, so wollen wir doch Mitleid haben und sie der noch am ehesten erträglichen Ursache zuschreiben, wie der Unwissenheit oder Schwäche.“
Das ist ein guter Rat des Heiligen Bischof von Genf und wir sollten ihn beherzigen.
Betrachtung
Angenommen, man könnte das Leben eines Menschen auf einer Skala von -100 bis +100 einordnen. Wer bei Minus aufwächst, hat schlechte Rahmenbedingungen und Startbedingungen für sein Leben. (keine Bildungsmöglichkeit, schlechte Gesundheitsvorsorge, Drogenmilieu, …). Bei Plus dagegen ist das Leben geordnet (tolle Schulen, gutes Elternhaus, keine finanzielle Not …)
Angenommen, jemand wächst bei -60 auf und schafft es bis zum Ende seines Lebens auf -10 zu kommen. Ein anderer startet bei +50 und erreicht am Ende seines Lebens einen Zuwachs um 10 auf +60.
Was ist nun besser zu bewerten? Niemals kennen wir das Leben eines Menschen so gut, dass wir umfassend über ihn urteilen könnten. Wir sehen nur Ausschnitte seines Lebens, kennen aber oft nicht die großen Linien, die dieses Lebens geprägt und geformt haben.
Ein Tipp vom Hl. Franz
Franz von Sales gibt einen guten Rat. (Philothea Kapitel 29 über das lieblose Reden)
„Sag nicht: "Der ist ein Trunkenbold'', wenn du ihn einmal betrunken gesehen hast; oder "Der ist ein Ehebrecher", weil du ihn einmal sündigen sahst, noch nenne einen Blutschänder, den du in dieser unseligen Verirrung antrafst. Eine einzige Tat rechtfertigt nicht eine solche Bezeichnung.…
Noe, Lot und Petrus
Noe berauschte sich einmal, ebenso Lot, der dabei sogar in Blutschande verfiel; trotzdem kann man die beiden nicht Trunkenbolde nennen und Lot nicht einen Blutschänder. Den hl. Petrus darf man nicht blutrünstig nennen, weil er einmal Blut vergossen, ebenso nicht einen Flucher, weil er einmal einen Fluch ausgestoßen hat.
Um ein Laster oder eine Tugend mit Recht als Beinamen zu erhalten, muss man darin fortgeschritten sein und sie gewohnheitsmäßig üben. Es ist also eine Verleumdung, jemand einen Dieb oder Jähzornigen zu heißen, weil man ihn einmal unehrlich oder zornig gesehen hat. Sogar wenn jemand lange Zeit hindurch lasterhaft war, läuft man Gefahr zu lügen, wenn man ihn lasterhaft nennt.
Die Sünde von gestern
Simon, der Aussätzige, nannte Magdalena eine Sünderin (Lk 7,39), weil sie es früher war; er sagte aber trotzdem die Unwahrheit, denn sie war es nicht mehr, sondern eine heilige Büßerin. Der Herr nimmt sie deshalb auch in Schutz. Jener unvernünftige Pharisäer hielt den Zöllner für einen großen Sünder, für einen unehrlichen Menschen, für einen Ehebrecher und Dieb; wie sehr täuschte er sich aber, denn "dieser ging gerechtfertigt nach Hause'' (Lk 18,11 f).
Keine Schlüsse ziehen
Die Güte Gottes ist so groß, dass ein Augenblick genügt, um seine Gnade zu erflehen und zu erlangen; welche Sicherheit haben wir also, dass der Sünder von gestern es auch heute noch ist? Wir können das Gestern nicht nach dem Heute beurteilen und das Heute nicht nach Gestern; allein der letzte Tag entscheidet über alle. Wir können also niemals einen Menschen schlecht nennen, ohne Gefahr zu laufen, dass wir lügen. Wenn wir sprechen müssen, dann können wir das eine sagen, dass einer diese bestimmte schlechte Tat begangen, dass er eine gewisse Zeit lang ein schlechtes Leben geführt hat oder eben schlecht handelt; aber wir können nicht von gestern auf heute, nicht von heute auf gestern und noch weniger auf morgen Schlüsse ziehen.“
Mt 7, 6. 12. Woche, Dienstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten. Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.
Betrachtung: Gebt das Heilige nicht den Hunden!
Das ist ein hartes Wort. Ich würde diese Bilder von den Hunden und den Schweinen in meinen Predigten nicht verwenden, aber Jesus darf dies und ich fühle, dass er recht hat. Ich frage mich, wie wir zum Beispiel umgehen mit den Sakramenten. Wir spenden Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, auch jenen, die sehr weit weg vom Glauben sind. Das Fest steht im Vordergrund, die Orgel, das Ambiente, das weiße Kleid. In den meisten Fällen wäre es besser, die Sakramente nicht zu spenden, sondern ein Jahr des Glaubens anzubieten, in welchem die Leute lernen, was es bedeutet, an Jesus zu glauben. Vielleicht bin ich auch feige und scheue den Konflikt und so spende ich trotzdem die Sakramente - auch an Menschen ohne Glauben.
Ein Umdenken ist hier jedoch mehr als dringend erforderlich.
Betrachtung
Auch die entschiedensten Gegner des sakralen Raumes räumen ein, dass die christliche Gemeinde den Ort der Versammlung braucht und definieren von da aus die Funktion des Kirchengebäudes in einem nicht sakralen, sondern streng funktionalen Sinn: Es ermöglicht das liturgische Miteinander. Das ist unbestreitbar eine wesentliche Funktion des Kirchengebäudes. Den Sühneritus im Allerheiligsten des alten Bundes vollzieht der Hohepriester allein, niemand außer ihm darf es betreten, und auch er nur einmal im Jahr. Ähnlich sind auch die Tempel aller anderen Religionen gewöhnlich nicht Versammlungsräume der Betenden, sondern der Gottheit reservierte Kulträume. (Joseph Kardinal Ratzinger, Der Geist der Liturgie, 55)
Die Kirche ist heilig
Sind wir uns dessen noch bewusst, dass wir in ein Heiligtum eintreten, wenn wir eine Kirche betreten? In einer Kirche kann ich mich nicht benehmen wie einem Gemeindehaus oder wie in einem Festsaal.
Es ist ein Raum, der Gott gehört und in diesem habe ich mich entsprechend zu verhalten. Eine Kirche ist nicht gesegnet, sie wird geweiht. Ich glaube, dass der Unterschied zwischen segnen und weihen so manchen nicht mehr bewusst ist.
Segen
Bei einem Segen bitten wir Gott um seinen besonderen Schutz für eine Sache oder Person. Aber an dessen Verwendung ändert sich dadurch nichts. Segnen bedeutet: dem Menschen Heil, Schutz, Glück und Erfüllung im Namen Gottes zuzusprechen.
Weihe
Im Gegensatz dazu ändert sich bei der Weihe etwas: Aus weltlich wird sakral. Durch die Weihe ist der Gegenstand künftig nicht mehr für den normalen Gebrauch bestimmt, sondern für einen religiösen oder symbolisch-zeichenhaften. Von einer „Weihe“ im eigentlichen Sinn spricht die Kirche nur bei Menschen und Dingen, die sie dadurch ganz in den Dienst Gottes stellen will. So werden z.B. Kirchen, Altäre, Kerzen, Kelche, Glocken, Wasser und Friedhöfe geweiht und dadurch für ihre religiöse Funktion vorbehalten.
Das Heilige, das Geweihte, gehört nicht mehr uns, daran sollten wir immer denken.
Mt 7, 7-12 Fastenzeit, 1. Woche Donnerstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.
Betrachtung: Bittet, dann wird euch gegeben.
Das stimmt doch nicht! Auf unsere Bitten ist oft nur ein Schweigen Gottes zu vernehmen. Das erleben Sie und das erlebe ich und das war die Erfahrung der Großen in der Bibel.
Moses bittet Gott ohne Erfolg in das gelobte Land einziehen zu dürfen (Dtn, 3, 25ff). Obwohl David betete und streng fastete, starb sein Sohn (2 Sam 12, 16ff). Paulus bat Gott vergeblich um Heilung für sein Leiden (2 Kor 12,8). Jesus selbst bat darum, dass der Leidenskelch an ihm vorübergehen möge (Mk 14,36). Wenn mein Gebet nicht erhört wird, so befinde ich mich in bester Gesellschaft.
Die Antwort, dass ein unerhörtes Gebet mit meinem fehlerhaften und sündhaften Leben zusammenhängt, ist richtig, befriedigt mich aber dennoch nicht, denn nie werde ich ein fehlerfreies und sündenfreies Leben führen können. Gott beantwortet nicht nur Gebete von perfekten Menschen. Vielleicht können folgende Gedanken weiterhelfen.
Gott hat einen besseren Plan als ich und zögert mit der Erhörung meines Gebetes oder hilft auf eine andere Weise, als ich es mir wünsche.
Gott sieht das Ganze der Geschichte und weiß, wann die Zeit gekommen ist, um mein Gebet zu erhören. Hanna, die Frau des Elkana, bat Gott viele Jahre um Nachwuchs. Sie brauchte viel Geduld, bis Gott ihr Gebet erhörte und Samuel geboren wurde (1Sam 1,19). Simeon wurde offenbart, dass er den Messias sehen würde, aber erst am Ende seines Lebens erfüllte sich die Verheißung.
Gott möchte meinen Glauben auf die Probe stellen. Der Jakobusbrief schreibt: „Wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen. (Jak, 1,2ff)
Gott erhört alle Gebete, aber er erhört sie nicht nach meinem Willen, sondern nach seinem Willen. Die vielen Eintragungen in meinem Buch „Gebetserhörungen" zeigen, dass Gott nicht schläft, sondern dass es doch stimmt, was Jesus in Mt 7,17 sagt.
Betrachtung Stimmt das?
Ich stelle mir vor, wie sich bei Ihnen, noch während Sie das heutige Evangelium lesen, leise Bedenken und Zweifel einschleichen. Nicht nur bei Ihnen ist es jedoch so, sondern auch bei mir regt sich leiser Widerspruch. Zu oft schon haben wir gebetet und keine Gebetsanhörung empfangen. In Not und Sorgen klopfen wir bei Gott an und empfangen doch so oft keine Hilfe.
Könnte es daran liegen, dass wir eben nur in Not und Sorgen bei Gott anklopfen, ihn aber in den „Hoch-Zeiten“ unseres Lebens vergessen? Wie sieht unser Gebet aus? Meine ich, dass ich bereits genug angeklopft habe, wenn ich nur eine Kerze in der Kirche entzünde? Ist mein Gebet nur ein Bitt- und ein Jammergebet oder loben und danken wir Gott auch einfach so?
Mt 7, 15-20 12. Woche, Mittwoch
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen
Betrachtung: Falsche Propheten …
- erkennt man nicht auf den ersten Blick
- verkünden nicht das Evangelium, sondern sich selbst
- wollen der Welt gefallen, aber nicht dem Herrn
- werden von der Welt gerne gehört
- haben nicht die Eigenart des Dienens
- haben einen Hang zur Macht
- halten sich nicht an das, was die Kirche lehrt
- neigen dazu die Kirche zu spalten
Betrachtung
Jesus gibt uns ein Erkennungszeichen, um die falschen Propheten, die reisenden Wölfe zu erkennen. Das Erkennungszeichen sind die Früchte. Bringt das, was die „Propheten“ sagen und tun, gute Früchte? Gute Früchte wären für mich:
Förderung der Einheit der Kirche
Förderung des gemeinsamen Gebetes
Förderung des Friedens
Förderung einer Sehnsucht danach, Gott zu begegnen
…
Früchte falscher Propheten
Ich kann nicht erkennen, dass die modernen Reformbewegungen (Maria 2.0, Unterschriftenlisten gegen alle möglichen kirchlichen Vorgaben …) Früchte im oben genannten Sinne hervorbringen. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn falsche Propheten auftauchen, dann bringen sie eine große Unruhe, Streit und Zwietracht mit sich. Eine kleine Weile verunsichern sie die Herde, aber auf Dauer haben sie eben keinen Bestand, weil die Früchte nicht süß, sondern bitter schmecken.
Was kommt aus dem Herzen der Menschen
Wir können nicht in das Herz eines Menschen hineinsehen, aber wir können doch beobachten, was aus dem Herzen herauskommt und mit der Zeit feststellen, was das Herz eines Menschen bewegt. Ein Baum kann nur solche Früchte hervorbringen, die seinem Wesen entsprechen. Auch der Mensch bringt nur das hervor, was er seinem innersten Wesen nach ist. Hat er den Geist Gottes nicht empfangen, dann kann er auch nicht Früchte des Geistes hervorbringen. Auch dann nicht, wenn er seine Reden religiös „umrahmt“
Mt 7, 21-29 12. Woche, Donnerstag und Advent, 1. Woche Donnerstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nicht jeder, der zu mir sagt Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes! Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten
Betrachtung: Weg von mir!
In dieser Woche haben wir in den Evangelien sehr ernste Worte aus dem Mund Jesu gehört. Heute trennt Jesus die Menge, die ihm nachfolgt in zwei Gruppen. Da sind zunächst jene, die Unvernünftigen, die sich an den Taten rühmen, die sie im Auftrag Gottes vollbringen. Sie werden bewundert, weil sie Dämonen austreiben und Wunder vollbringen. Sie suchen ihre eigene Ehre und nicht die Ehre Gottes.
Klug werden jene genannt, die das Wort Gottes hören und danach auch handeln. Ihr eigener Ruhm ist ihnen unwichtig, ausschlaggebend ist für sie Gott die Ehre zu geben, es geht ihnen um Gottes Willen.
Zu welcher Gruppe gehöre ich? Suche ich die Bewunderung der Menschen, oder suche ich die Ehre Gottes?
Betrachtung
Wir sind am Ende der Bergpredigt angelangt. Eindrücklich bittet Jesus seine Zuhörer, das, was er zuvor gesagt hat, anzunehmen. Die Menge damals war sehr betroffen von dem, was Jesus sagte, und ich merke, wie auch in meiner Brust Betroffenheit und Ratlosigkeit aufkommen.
- Schaffe ich es heute, Salz und Licht zu sein?
- Wie war das mit dem Balken im Auge des anderen?
- Schaffe ich es heute nur auf das Gute im Gegenüber zu sehen oder werde ich vorschnell richten?
- Wo soll ich heute nur die Kraft hernehmen, um mich mit meinem Feind zu versöhnen?
- Wie soll ich seine Forderungen nach einer unbedingten Gewaltlosigkeit nur umsetzen.
- Was ist, wenn Bettler an der Türe stehen, kann ich alles gegeben oder nur etwas aus meinem Überfluss?
- Werde ich vertrauensvolln beten?
- Erkenne ich die falschen Propheten oder falle ich auf ihre Lügen herein?
- Bringe ich heute gute Früchte oder faule hervor?
Es ist ein hartes Brot, das uns Jesus gegeben hat, aber es führt kein Weg daran vorbei. Jesus weiß selbst sehr genau, dass wir die Forderungen der Bergpredigt nicht aus dem Stand heraus umsetzen können. Manchmal reicht sogar ein langes Leben nicht aus, um sich die Worte Jesu ganz zu eigen zu machen.
Aber wir müssen es wenigstens versuchen.
Betrachtung. Ich kenne euch nicht. Weg von mir.
Diese Verse sind nicht ganz einfach zu verstehen, aber ich möchte mich nicht um diese Stelle herumdrücken, sondern folgende Deutung versuchen. Jesus scheidet den Kreis derer, die ihm nachfolgen, in zwei Gruppen. Jene, die er kennt und in andere, die er nicht kennt. Warum tut der Herr das? Nach welchen Gesichtspunkten scheidet Jesus? Es gibt an jenem Tag welche, die Christus nicht kennt. Kann dies sein?
Eine Hilfe ist mir jene Stelle im Evangelium in der die 10 Aussätzigen zu Jesus kommen und von ihm Heilung erfahren. Nur einer bedankt sich, die anderen gehen grußlos weiter auf ihrem Weg. Nur einer war auch an Jesus interessiert und nicht nur an der Heilung. Nur einer wollte den Geber der Gaben kennen lernen, neun interessierten sich nicht für Jesus.
Vielleicht kann man in diese Richtung auch die heutige Stelle ausdeuten. Man kann Heilung von Gott erfahren, ohne Gott zu kennen. Menschen können die Gaben Gottes brauchen, ohne dass sie der Geber interessiert. Man kann in Jesu Namen Wunder tun, ohne sich für ihn zu interessieren. Wenn ein Mann eine Frau nur des Geldes wegen heiratet, dann geht es ihm nicht um den Partner, sondern um das, was der andere hat. So kann man auch Jesus nachfolgen, nicht, weil es um Jesus geht, sondern weil man sich im Glanz der Wunder sonnen möchte. Nicht, weil der Geber der Gaben interessiert, sondern die Gaben.
Vielleicht sagt Jesus auch einmal zu mir: Ich kenne dich nicht! Du warst immer nur an den Gaben, an den Wundern interessiert, aber nicht an mir. Ich hatte keine Gelegenheit, dich tiefer kennen zu lernen. Du warst immer unterwegs auf der Suche nach dem Wunder, nach der Attraktion. So lädt das Evangelium heute ein, die eigene persönliche Beziehung zu Jesus zu überdenken. Worum geht es mir? Warum bin ich Christ? Warum bin ich katholisch? Warum geh ich in die Kirche?
Jesus lädt uns ein, zu überdenken, auf welchem Fundament wir stehen, ob wir ihn suchen, oder andere Dinge.
Betrachtung: Warten
Manchmal frage ich mich, warum jene, die die Schrifttexte für die Adventszeit ausgesucht haben, gerade diese Texte ausgewählt haben. Advent hat etwas zu tun mit Warten. Wir warten auf die Ankunft von Jesus. An Weihnachten wird sich unserer Sehnsucht erfüllen, Jesus kommt als Mensch auf unsere Erde. Was hat das heutige Evangelium also mit Warten zu tun? Folgender Gedanke kommt mir in den Sinn.
Warten auf mich selbst.
Ich muss warten auf mich selbst. Das hört sich jetzt vielleicht komisch an. Aber manchmal brauche ich auch viel Geduld mit mir selbst und muss warten, bis ich das, was mir theoretisch klar und einsichtig ist, auch umgesetzt habe ins eigene Leben.
Manchmal ist mir nämlich ganz klar, was Gott von mir möchte. Sehr deutlich höre ich seine Stimme; nicht durch einen äußeren Schall, der auf mein Ohr trifft, sondern durch ein inneres Empfinden, ein inneres Wahrnehmen der Gegenwart Gottes.
Mt 8, 1-4 12. Woche, Freitag
Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. Und siehe, da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein. Jesus aber sagte zu ihm Nimm dich in acht! Erzähl niemand davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis deiner Heilung sein
Betrachtung: Und siehe, da kam ein Aussätziger
Drei Wochen lang haben wir nun in den Evangelien der Werktage Stück für Stück die verschiedenen Abschnitte der Bergpredigt betrachtet. Mit Kapitel 8 ist die erste große Rede des Herrn beendet. Interessant finde ich, dass nicht einer der vielen Menschen, die Jesus auf dem Berg zugehört hatten, zuerst zu Jesus kam, sondern ein Ausgestoßener, ein Außenseiter, ein Aussätziger. Vielleicht lautet die Übersetzung deshalb - „Und siehe …“ - das ist ein Ausdruck voller Überraschung. Wer hätte das gedacht! Hoppla, wer ist denn das! Was kommt denn da für ein Kerl zu Jesus.
Einem Bettler hatte ich einmal ein paar Münzen gegeben und er antwortete. „Danke und Gott segne Sie!“ Von manchem frommen Christen habe ich das so noch nie gehört. Der Bettler war vielleicht näher an Jesus dran, als wir Sonntagschristen.
Betrachtung
Ganz am Anfang der Coronakrise erkrankte jemand aus meiner Pfarrei an Corona. Dies war nicht weiter schlimm, denn es zeigten sich keine Symp-tome, die Person ging in Quarantäne und war danach vollständig geheilt. Die Person berichtet nach der Gesundung, dass Menschen die Straßenseite gewechselt haben, wenn sie ihm begegnet sind. Sie hatten Angst, sich zu infizieren.
Angst vor der Ansteckung
Vielleicht war die Volksmenge damals auch voller Furcht geflohen, als sie diese Jammergestalt des Aussätzigen sah. Auch die Jünger waren davonge-eilt. Schnell weg. Nur Jesus blieb stehen. Die Menge schaute von Ferne diesem ungewöhnlichen Bild zu.
Normalerweise hätte der Aussätzige im Evangelium laut rufen müssen: unrein, verpestet, haltet euch fern … Stattdessen geht er auf Jesus zu, fällt vor ihm nieder und bittet ihn um Hilfe.
Der Impfausweis
Nach der Heilung schickt Jesus den zuvor Aussätzigen zu den Priestern in den Tempel. In der Coronazeit verstehen wir besser, warum Jesus dies tut. Wenn wir am öffentlichen Leben teilnehmen möchten, dann müssen wir nachweisen, dass wir geimpft oder getestet oder wenigstens genesen sind. Wir brauchen einen schriftlichen Nachweis. Auch der Aussätzige im Evangelium brauchte eine offizielle Bestätigung, um wieder am öffentlichen Leben teilnehmen können.
Wir sehen also: Das Evangelium ist nicht sehr weit von unserer modernen Welt entfernt.
Mt 8, 5-11 Advent, 1. Woche Montag
Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.
Betrachtung: Ich bin es nicht wert, … aber.
Wir sprechen diesen Satz des Hauptmannes von Kafarnaum in jeder Heiligen Messe unmittelbar vor dem Empfang der Kommunion. Herr, ich bin es nicht wert, dass Du eingehst unter mein Dach …
Dies stimmt ganz offensichtlich, denn der Herr ist ein heiliger Herr, ein erhabener Herr. Der Herr ist Jesus, unser Herr und unser Meister und unser Gott, aber ich bin nur ein Geschöpf. Er ist der Schöpfer, aber ich bin nur sein Geschöpf. Das darf ich nie vergessen. Würdig bin ich nie den Herrn, meinen Gott zu empfangen.
Aber: Bedürftig bin ich immer. Angewiesen auf Gottes Nähe bin ich in jeder Sekunde meines Lebens. Ich brauch Gott so wie die Luft zum Atmen. Bedürftig bin ich immer. Jesus weiß um diese große Kluft zu seinen Geschöpfen. Er ist der Herr und wir sind die Knechte. Darum kommt er auch von sich aus auf uns zu und macht uns dieses unglaubliche Geschenk seiner Hingabe in der heiligen Eucharistie. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal zur Kommunion gehen. Würdig bist Du nicht, aber bedürftig bist Du immer. Gott wartet auf Dich um Dich zu beschenken.
Betrachtung: Ich bin nicht würdig
Ein römischer Hauptmann kommt zu Jesus mit der Bitte, seinen Diener, der gelähmt ist und große Schmerzen hat, zu heilen. Jesus verspricht zu kommen, aber der Römer weiß, dass gläubige Juden die Häuser von Heiden nicht betreten (dürfen) und deshalb sagt er: „Ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach einkehrst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund“.
Ich finde es interessant, dass die Kirche das Wort eines Ungläubigen in die Feier der Eucharistie übernommen hat.
Ich bin nicht würdig.
„Herr, ich bin nicht würdig!“ Bitte fühlen Sie sich nicht erniedrigt, entwertet oder kleingemacht, wenn Sie diese Worte in der heiligen Messe sprechen. Der Hauptmann war kein kleingemachter Mensch, er war ein Mann voller Selbstvertrauen. Er konnte Befehle erteilen. Ein Wort von ihm genügte und die Soldaten sprangen aus dem Stand in den Sprint. Er war anerkannt und beliebt, die Leute hatten ihn gern, denn er hatte als Heide für die Juden die Synagoge gebaut. Er war nicht klein und gering, aber er akzeptierte und schätzte den Größeren. Er wusste, dass er gegenüber dem großen und heiligen Gott nur ein kleines Geschöpf ist.
Alle sind nicht würdig.
Jeder Katholik, angefangen vom Papst in Rom bis zum kleinen Kommunionkind, spricht diesen Satz. Ich bin nicht würdig! Niemand, kein Mensch ist groß genug, ist würdig genug, um Gott gegenüberzutreten. Auch der heiligste, der beste, der frömmste Mensch ist klein gegenüber dem allmächtigen und erhabenen Gott.
Einmal werden wir ihn sehen und dann werden wir staunend verstehen.
Mt 8, 5-17 12. Woche, Samstag
als Jesus nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem Geh!, so geht er, und zu einem andern Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste Finsternis; dort werden sie heulen und mit den Zähnen knirschen. Und zum Hauptmann sagte Jesus: Geh! Es soll geschehen, wie du geglaubt hast. Und in derselben Stunde wurde der Diener gesund. Jesus ging in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter im Bett lag und Fieber hatte. Da berührte er ihre Hand, und das Fieber wich von ihr. Und sie stand auf und sorgte für ihn. Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken. Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen
Betrachtung: Sprich nur ein Wort!
Ich erinnere mich noch ganz genau. Während der Feier der Eucharistie ist mir dieses Wort des Hauptmanns von Kafarnaum ins Herz gefallen. „Sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund.“ Was ist das für ein Wort, das Jesus sagen muss, damit meine Seele gesund wird? Es muss ein wunderbares Wort sein, ein Wort, das tief in meine Seele eindringen kann, um sie gesund zu machen. Im gleichen Augenblick kam mir auch schon die Antwort. Es ist das Wort, das ich bei jeder Beichte hören darf. Es ist das Wort, das der Beichtvater spricht „Deine Sünden sind dir vergeben“ - das ist das Wort, das meine Seele gesund macht.
Es gibt viele gute Worte, die meiner Seele guttun. Aber dieses Wort aus der Beichte berührt auch die Tiefe der Seele und macht sie wirklich ganz gesund.
Betrachtung
Welche Frage wird sich Jesus wohl stellen, wenn er die Welt mit seinen rund acht Milliarden Menschen anschaut. Ich glaube, er wird sich nicht fragen: Wo sind die Starken, wo sind die Einflussreichen, wo sind die Reichen und wo sind die, die das Sagen haben.
Wo sind meine Freunde
Jesus wird sich fragen „Wo sind meine Freunde? Wo wohnen meine Freunde?“ Jesus ist in das Haus des Petrus gegangen, er hat das Haus des Hauptmannes aufgesucht und weiß, wo und wie Zachäus wohnt. Marta und Maria nahmen ihn freundlich auf. Jesus sucht Häuser, in denen er wohnen kann, Jesus sucht Freunde, die ihn in sein Haus aufnehmen. Bin ich bereit, Jesus als Freund in mein Haus aufzunehmen?
Die Sünde ist kein Problem
Das Problem für Jesus sind nicht die Sünder. Das Problem für Jesus sind die lauen Christen, die Gleichgültigen. Lieber bin ich ein Sünder als lau und ein halber Christ, denn der Laue lässt nichts an sich herankommen und entscheidet sich nicht. Wir dürfen Sünder sein. Jesus verbrennt die Sünden in seiner Liebe.
Möchte ich ein Freund Jesu sein
Die Jünger waren auch nicht vollkommen. Auch ich bin es nicht und Sie sind es auch nicht. Was Jesus interessiert, ist die Hingabe unseres Herzens. Stellen Sie sich nicht die Frage: Bin ich ein perfekter Mensch, sondern stellen Sie sich die Frage: Möchte ich ein Freund Jesu sein. Jesus bittet uns nicht um unsere Vollkommenheit. Er bittet uns um unsere Freundschaft und er bittet uns um die Hingabe unseres Herzens.
Mt 8, 18-22 13. Woche, Montag
In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, befahl er, ans andere Ufer zu fahren. Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete: ihm Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben! Jesus erwiderte: Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!
Betrachtung: Da kam ein Schriftgelehrter.
Zwei Männer kommen zu Jesus und bitten darum, ihm nachfolgen zu dürfen. Man muss beachten, dass dieser Stelle große Heilungswunder vorausgehen. Die Heilung eines Aussätzigen, die Heilung des Dieners, die Heilung der Schwiegermutter, die Austreibung der bösen Geister aus vielen. Und nun wundert es nicht, dass der erste (und der einzige) Schriftgelehrte zu Jesus kommt und ihm nachfolgen möchte. Er ist von Jesu Vollmacht und seinen Wundertaten gepackt. Das möchte er auch können. Er möchte lernen, wie man Kranke heilt und Dämonen in ihre Schranken weist.
Es überrascht, dass Jesus den Schriftgelehrten, den Mann vom Fach, einen Theologen, nicht in seine Jüngernachfolge aufnahm. Um Jesus nachzufolgen, reicht eine Bereitschaft, die aus der Begeisterung kommt, nicht aus. Wer Jesus nachfolgt, muss sein Herz geben.
Der Schriftgelehrte folgte Jesus nicht. Kein Evangelium berichtet davon, dass unter den Jüngern ein Theologe war. Das sollte mich nachdenklich stimmen, ich habe auch Theologie studiert und werde unter die Theologen gerechnet. Aber Handwerker waren dabei und das beruhigt mich dann wieder, denn ich war in meinem früheren Leben auch ein Handwerker, ein KFZ - Mechaniker. Also habe ich doch noch eine Chance.
Betrachtung
Als Jesus die Menge sah, befahl er, ans andere Ufer zu fahren. Was gab für diesen Befehl den Ausschlag?
In Mt 5 benutzt Jesus, als er die vielen Menschen sah, die Gelegenheit, um zu ihnen zu sprechen. Heute jedoch flieht er fast vor der Menge. Was oder wen hat Jesus an bzw. im Volk gesehen, das ihn sofort, ohne zu zögern dazu veranlasste, ans andere Ufer des Sees zu fahren?
Ich möchte folgendem (vielleicht etwas gewagtem) Gedanken nachgehen.
Jesus befahl, ans andere Ufer zu fahren. Er bittet nicht, er befiehlt! Das bedeutet, die Überfahrt darf nicht verschoben werden. Der einzige Grund für die Überfahrt auf die Ostseite des Sees liegt nach dem Matthäusevangelium darin, die Dämonen zu vernichten. Von keiner anderen Tätigkeit wird berichtet. Danach fuhr Jesus sofort wieder zurück an das Westufer des Sees.
Ich frage mich, ob Jesus an irgendeinem Umstand an oder in der Menge erkannt hat, dass sich auf der anderen Seite des Sees die Quelle einer dämonischen Gefahr befand? Eine dämonische Quelle, die sofort zum Versiegen gebracht werden musste.
Erkannte Jesus, als er die Menge sah, dass sich dort am Ostufer ein „Nest der Dämonen, die Quelle eines dämonischen Virus“ befand, das er sofort ausräuchern sollte, damit sich die Gefahr nicht weiterverbreitet? Hatte Jesus, als er die Menge sah, erkannt, dass sich dieser dämonische Virus bereits an das Westufer ausgebreitet hatte? Wollte er deswegen so schnell an das Ostufer, um die dämonische Quelle auszuschalten?
Zwei Männer, ein Schriftgelehrte und ein Jünger, stellen sich ihm mit scheinbar gewichtigen Gründen entgegen. Sie wollen die Überfahrt verzögern oder verhindern. Jesus erkennt ihre Absicht und antwortet deshalb sehr schroff und knapp, um keine Zeit zu verlieren.
Auf dem See versuchen die Naturgewalten die Überfahrt zu verhindern, ein Sturm kommt auf und bringt das Boot in Gefahr, die Überfahrt soll scheitern. (Evangelium von morgen)
Aber weder Menschen noch Gewalten können Jesus aufhalten, die Dämonen von zwei Besessenen auszutreiben (Wir werden das am Mittwoch lesen).
Die modernen Exegeten werden mir sicher widersprechen, aber für mich ist dieser Gedanke zumindest bedenkenswert.
Mt 8, 23-27 13. Woche, Dienstag
In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, so dass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See, und es trat völlige Stille ein. Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?
Betrachtung: Jesus aber schlief.
Jesus schläft, während die Jünger über den See fahren. Sie genießen die Fahrt, denn heute brauchen sie nicht zu arbeiten. Sie müssen nicht arbeiten und die Netze auswerfen, um Fische zu fangen. Es wird sicher eine Spazierfahrt über den See bei strahlendem Sonnenschein. Jesus lassen sie schlafen, sie brauchen ihn im Moment nicht und vielleicht sind sie auch froh, dass er schläft, denn so haben sie keine neuen Belehrungen, sie können während der schönen Fahrt über den See ausspannen. Solange schönes Wetter ist, lassen sie Jesus schlafen. Aber als der Sturm kommt, da wecken sie ihn. Plötzlich brauchen sie Jesus. Jetzt soll er helfen - aber schnell.
Schauen wir auch hier wieder in unser Leben hinein. Wir brauchen Gott nicht, wenn es uns gut geht, wenn die Sonne in unser Leben hineinscheint und alles rund läuft. Aber dann, in der Stunde der Not, in der Stunde des Sturmes, erwarten wir von Gott, dass er uns seine ganze Aufmerksamkeit schenkt - und zwar sofort.
Wie unehrlich sind wir Menschen oft – auch Gott gegenüber.
Betrachtung
Ich bleibe noch einmal für einen kurzen Moment bei dem Gedanken von gestern. Jesus erkannte, dass sich auf der Ostseite des Sees ein „Nest“ „eine Quelle“ der dunklen Mächte eingenistet hatte, das er ausbrennen wollte. Zwei Männer mit fadenscheinigen Gründen versuchten zunächst, Jesus in ein Gespräch zu verwickeln, um die Abfahrt noch am gleichen Abend zu verhindern. Nachdem dieser Versuch gescheitert war, zieht die Unterwelt den letzten Trumpf, um die Überfahrt doch noch zu verhindern. Die Natur wendet sich nun gegen Jesus und die Jünger im Boot. Plötzlich, also aus unerklärlichen Gründen, bricht ein Sturm aus. (die erfahrenen Fischer waren überrascht, sie hatten den Sturm nicht vorausgesehen, kein Hinweis kündigte ihn an).
Dass sich die Natur und die unbelebten Dinge gegen die Menschen wenden können, lesen wir zum Beispiel auch in der Lebensgeschichte des Heiligen Pfarrers von Ars. Der „Grappin“ wie er den Teufel nannte, wollte mit allen Mitteln verhindern, dass Johannes Vianney so segensreich in „seinem „Gebiet wirken konnte. Auch in Ars wendeten sich zunächst die Menschen gegen den Heiligen, als dies nicht ausreichte, mobilisierte der Grappin auch die unbelebten Dinge gegen den eifrigen Pfarrer.
Kathpedia entnehme ich folgende Schilderung:
„Von 1824 an bis 1858 hatte der Pfarrer von Ars unter den Nachstellungen des Satans zu leiden. Hand in Hand gingen unvorstellbare Versuchungen der Verzweiflung, sodass er ein Martyrium schlimmster Art zu erleiden hatte. Gerade zu dieser Zeit wurden auch Schmähungen und Verleumdungen gegen Pfarrer Vianney in die Welt gesetzt. „Es dauert nicht lange, da entschlossen sich mehrere junge Männer aus Ars, nachts das Pfarrhaus mit Gewehren zu bewachen, um so den Pfarrer zu schützen. …Bei Trochu findet sich dazu folgender Bericht: "Die kommende Nacht begab ich mich ins Pfarrhaus. Wir unterhielten uns - am Feuer wärmend - bis zehn Uhr. ‘Gehen wir zu Bett’, sagte er dann. Er überließ mir sein Zimmer und ging in das anliegende Zimmer. Ich schlief nicht ein. Gegen ein Uhr hörte ich ein gewaltiges Rütteln am Türgriff sowie an der Türklinke, die in den Pfarrhof reichte. Gleichzeitig ertönten Keulenschläge gegen die Tür, während im Pfarrhof ein Donnerschlag, der sich wie das Dröhnen von vielen Fuhrwerken anhörte, stattfand. Ich nahm mein Gewehr und stürzte zum Fenster, das ich öffnete. Ich schaute und bemerkte nichts. Das Haus zitterte während ungefähr einer Viertelstunde. ... Sobald der Lärm anfing, zündete der Herr Pfarrer ein Licht an. Er kam zu mir. ‘Haben Sie gehört?’, fragte er mich. ‘Sie sehen gut, dass ich es gehört habe; darum bin ich aufgestanden und habe mein Gewehr bei mir.’ Der Priester war ziemlich bewegt, wie die Erde zitterte. ‘Sie haben doch Angst?’, fragte noch einmal der Pfarrer. ‘Nein’, sagte ich, ‘Ich habe keine Angst, aber ich spüre meine Knie zittern.’ Das Pfarrhaus drohte zusammenzubrechen. ‘Was glauben Sie, was das ist?’ ‘Ich glaube, dass das der Teufel ist.’ Als der Lärm zu Ende ging, legten wir uns nieder. Am folgenden Tag bat mich der Herr Pfarrer, wieder zu ihm ins Pfarrhaus zu kommen. Ich antwortete ihm: ‘Herr Pfarrer, ich habe genug davon!’“
Am Anfang dieser Teufelserscheinungen dachte Vianney oft, dass man diese Vorfälle natürlich erklären könne. Doch nach und nach erkannte er, dass all diese Ereignisse, die ihn sein Leben lang begleiten, nur von einem kommen könnten, vom Teufel, vom „Grappin“. Jeden Abend, wenn er nun einschlief, begann der ganze Teufelsspuk von neuem. Es hämmerte gegen die Türe, gellende Schreie ertönten, Stühle und der Schrank bewegten sich, und das ganze Haus bebte. Eine eiskalte Hand fuhr ihm über das Gesicht, und er vernahm die entsetzliche Stimme: „Vianney! Vianney! ... Du Kartoffelfresser! Ah, du bist noch nicht tot! ... Ich werde dich schon kriegen!“ Der Pfarrer blieb tapfer, schlug das Kreuzzeichen und sagte nur: „Dummer, alter Satan.“
Während der Überfahrt kommt plötzlich ein Sturm auf. Die Unterwelt zieht alle Register, um die Fahrt nach Gerasa zu verhindern. Vielleicht spricht Jesus aus diesem Grund ein Drohwort gegen den Sturm, das sich (vor allem bei Mk 5,39) wie ein Exorzismus anhört.
Mt 8, 28-34 13. Woche, Mittwoch
Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara, liefen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Sie waren so gefährlich, dass niemand den Weg benutzen konnte, der dort vorbeiführte. Sofort begannen sie zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen? In einiger Entfernung weidete gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.
Betrachtung: Da baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.
Die ganze Stadt wollte Jesus begegnen, sie zogen zu Jesus hinaus, aber als sie bei ihm waren und ihn sahen, da baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen. Jesus sollte weggehen. Es ist unglaublich. Sie hatten doch vom Wirken des Herrn gehört und die Austreibung der Dämonen vielleicht sogar selbst gesehen. Aber sie wollten, dass alles beim Alten blieb. Nur kein Durcheinander, nur keinen Ärger. Jesus sollte gehen und alles sollte so bleiben, wie es war. Und Jesus ging. Dort, wo Jesus nicht gewollt ist, nicht bleiben darf, nicht wirken darf, da geht er weiter in die nächste Stadt. Und er kehrt dann auch nicht mehr zurück. Wir sehen das zum Beispiel in Nazareth. Als sie ihn den Abhang hinabstürzen wollten, da ging er mitten durch die Menge hindurch und ging weg. Und von da an kam er nie wieder nach Nazareth zurück.
Niemals möchte ich sagen Jesus geh weg oder komme später wieder. In jedem Augenblick dagegen möchte ich flehen: Jesus komm zu mir, Jesus bleibe bei mir, Jesus wirke in mir und durch mich.
Betrachtung
Die Jünger sind am Abend vom Westufer aufgebrochen. Da die Überfahrt über den See selbst bei widrigem Wetter nicht länger als 5 oder 6 Stunden dauert, so kommen sie gegen Mitternacht bei den Grabhöhlen an. Es gibt im ganzen Evangelium kein Ereignis, das so gruselig ist wie das folgende Geschehen. (Noch gruseliger dagegen ist die Schilderung des Markus in 5,1-20)
Schon der erste Satz ist unheimlich. Da kamen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Bevor die Besessenen genannt werden, erfahren wir von dem schauerlichen Ort, von dem sie herauskommen. Aus den Grabhöhlen.
Die Bewohner von Gadara ahnen, dass sie gegen die dunklen Mächte nicht ankommen und bauten darum lieber einen neuen Weg um die Grabhöhlen herum, um den Besessenen nicht zu nahe zu kommen. Irgendwie sind die Leute aber auch hilflos und wissen nicht, wie sie den beiden gefährlichen Figuren helfen können. Menschliche Weisheit scheint offensichtlich im Kampf gegen die Unterwelt zu versagen.
Jesus sagt nur ein einziges Wort und um die Dämonen ist es geschehen.
Aber warum erlaubt ihnen Jesus in die Schweineherde zu fahren und sie so dem sicheren Untergang zu weihen? Vielleicht aus dem Grund, damit ganz klar und unübersehbar für alle wird, dass zu zerstören und zu vernichten das einzige Ziel der Dämonen ist, wo immer sie auch können.
Zum Glück ist Jesus stärker. Ein kurzer Befehl genügt und die dunklen Mächte müssen weichen. Hurra!
Mt 9, 1-8 13. Woche, Donnerstag
In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, fuhr über den See und kam in seine Stadt. Da brachte man auf einer Tragbahre einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Hab Vertrauen, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Da dachten einige Schriftgelehrte Er lästert Gott. Jesus wusste, was sie dachten, und sagte: Warum habt ihr so böse Gedanken im Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben, oder zu sagen Steh auf und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Darauf sagte er zu dem Gelähmten: Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Und der Mann stand auf und ging heim. Als die Leute das sahen, erschraken sie und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben hat
Betrachtung: Steh auf … und geh nach Hause!
Jesus kann mit einem einzigen Satz alles wieder gut machen. Das Elend der Krankheit wird vernichtet, der Gelähmte kann wieder gehen. Das Elend der Sünden wird ausgemerzt, der Sünder kann wieder atmen. Als Jesus zum Gelähmten sagte: „Geh nach Hause“, da konnte der Mann im doppelten Sinn nach Hause gehen. Er konnte heimkehren zum Vater im Himmel, denn seine Sünden waren vergeben und er konnte mit seinen Füßen nach Hause laufen, dorthin, wo er wohnte.
Bedingt durch die Coronakrise war ich schon zu lange nicht mehr beichten. Es wird Zeit, dass ich auch wieder hören darf Deine Sünden sind vergeben - und dann bin ich wieder ganz zu Hause beim Vater.
Betrachtung
Jesus kann Sünden vergeben. Gestern war ich wieder beichten. Obwohl ich nichts Schweres auf dem „Kerbholz“ hatte, war ich doch froh, dass ich mich überwunden habe und nach Würzburg zu den Franziskanern gefahren bin. Manche Beichtväter lassen den wichtigen Satz am Ende der Beichte einfach weg. Gestern hat Pater … aber gesagt: Deine Sünden sind dir vergeben, gehe hin in Frieden. Ich war froh und erleichtert, diesen Satz zu hören. Die kleine Buße, die er mir aufgegeben hat, nehme ich gerne an.
Es ist eigentlich unglaublich, dass mir als Priester die Vollmacht zur Sündenvergebung verliehen worden ist.
Wie ist es aber mit der Krankenheilung?
Irgendwie bin ich oft zu feige „auszuprobieren“, ob mir auch die Vollmacht gegeben ist, Kranke zu heilen. Was ist, wenn eine Heilung nicht geschieht, so wie im Evangelium? Dann bin ich ja blamiert bis auf die Knochen?
Aber eigentlich müsste ich umgekehrt denken. Jesus, ich bin in deinem Auftrag unterwegs, ich bin nur dein Knecht und dein Diener. Wenn nichts „geschieht“, dann ist es dein Bier. Dann bist du schuld, dann blamierst du dich und nicht ich.
Mt 9, 9-13 13. Woche, Freitag
In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm Folge mir nach! Da stand Matthäus auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, kamen viele Zöllner und Sünder und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.
Betrachtung: Matthäus
Jesus muss gute Gründe gehabt haben, um gerade einen Mann aus der Klasse der Zöllner in die Zahl seiner Vertrauten aufzunehmen. Ein Zöllner wurde damals gleichgesetzt mit einem Sünder. Ein Zöllner war das Symbol für Unehrlichkeit. Zöllner waren Menschen, die als habsüchtig und rachgierig galten. Kurz, etwas Schlimmeres als ein Zöllner war kaum denkbar. Trotzdem beruft Jesus den Matthäus in seine Nachfolge.
Ist das nicht ein tröstlicher Gedanke. Jeder hat doch etwas auf dem Kerbholz. So mancher hat eine „Leiche im Keller“. Jeder weiß doch genau, wo er aus Schwäche gefehlt hat. Trotzdem: Jesus ruft uns. Jesus ruft Dich in seine Nachfolge.
Zachäus stand auf und folgte ihm. Jetzt liegt es an Dir - bleibst Du sitzen oder stehst Du auf?
Betrachtung
Was hier mit einem Satz gesagt wird, gefällt mir. Matthäus stand auf: Aufstehen und nachfolgen, das sind die beiden Wörter, die eine Bewegung zum Ausdruck bringen. Aus dem gelangweilten Sünder wird ein Abenteurer für Gott. Matthäus folgte Jesus nach und damit machte er für einen Christen etwas ganz Entscheidendes. Er wartete nicht ab, sondern stand auf - sofort. Gott brauchte ihn als Mitarbeiter, um seine Kirche voranzubringen. Matthäus machte mit.
Mitarbeiter, nicht Chef
Es ist zunächst aber auch wichtig zu wissen, dass Gott seine Kirche leitet, nicht wir und niemand von uns soll sich vor Gott hinstellen und sagen: Lieber Gott, Du kannst eigentlich froh sein, dass Du mich als Mitarbeiter hast. Jetzt bringe ich Deine Sache weiter. Nein! Falsch!
Gott leitet seine Kirche, aber er will uns als Werkzeuge verwenden. Das ist sehr wichtig, denn alles in der Kirche ist Gnade, alles liegt an IHM. Mutter Teresa hat immer gesagt, dass wir Gott bloß helfen müssen, sein Reich in dieser Welt auszubreiten. ER tut das Wesentliche schon selbst. Matthäus war bereit als Werkzeug zu helfen.
Gott ruft auch dich
Haben Sie schon einmal im Evangelium diese vielen Stellen durchgelesen, wo es um die Nachfolge geht. Heute haben sie eine davon gehört. Matthäus saß da, Jesus kam, rief ihn und Matthäus stand auf. Der Zöllner hätte auch sitzenbleiben können. Aufstehen oder sitzenbleiben. Sich einbringen oder wegbleiben. Mitmachen, oder fortlaufen. Komm und folge mir nach. Matthäus stand auf. Was ist, wenn Gott DICH heute ruft? Was wirst du dann tun? Wirst du sitzenbleiben oder wirst du aufstehen und ihm folgen?
Mt 9, 14-17 13. Woche, Samstag und Freitag nach Aschermittwoch
In jener Zeit kamen die Jünger Johannes‘ des Täufers zu Jesus und sagten Warum fasten deine Jünger nicht, während wir und die Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen Können denn die Hochzeitsgäste trauern, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; dann werden sie fasten. Niemand setzt ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch wieder ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt man nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche, der Wein läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein füllt man in neue Schläuche, dann bleibt beides erhalten.
Betrachtung: Die Jünger des Johannes.
Johannes der Täufer war bereits im Kerker des Herodes getötet worden, aber seine Jünger blieben noch beieinander. Sie hatten den Sprung in die Nachfolge Jesu noch nicht geschaffte. Im Gegenteil. Sie sahen einen Konkurrenten in Jesus, der in ihren eigenen Reihen „fischte“ und Jünger abwarb.
Ein Sprichwort sagt: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Dies sehen wir auch bei den Jüngern des Johannes. Sie verbünden sich mit den Pharisäern (zu denen der Täufer in Mt 3,7 noch sagte: „Ihr Schlangenbrut“) und stellen Jesus zur Rede.
Die Johannesjünger tun mir leid. Sie haben sich von der Lehre des Johannes gelöst, aber das Evangelium Jesu haben sie noch nicht angenommen. Sie wissen nicht, wo sie hingehören und stehen irgendwo zwischen Johannes und Jesus im luftleeren Raum.
Wo stehe ich? Weiß ich, dass ich ein Kind Gottes bin? Habe ich mich für Jesus entschieden, oder schwanke ich wie ein Schilfrohr im Wind zwischen den Verlockungen der Welt und der Nachfolge Jesu.
Werde dir klar, wo du stehst und was du möchtest und entscheide dich noch heute für Jesus!
Betrachtung: Fasten
An einem Freitag soll man kein Fleisch essen. Das haben wir vielleicht alle irgendwann einmal gelernt. Ich bin der Meinung, dass dieses Gebot heute seinen Sinn verloren hat. Der Verzicht auf Fleisch ist heute längst kein Verzicht mehr. Ein Fisch oder eine leckere Mehlspeise ersetzt locker ein Schnitzel oder eine Bratwurst und ist somit alles andere als Fasten. Sinnvoll ist es, an diesem Tag einfach auf eine Mahlzeit ganz zu verzichten, oder so, wie es in Medjugorje praktiziert wird, nur Brot und Wasser zu sich zu nehmen.
Aber warum soll ich überhaupt fasten? Bücher wurden über diese Frage geschrieben.
Weniger ist vielleicht mehr
Ein wichtiger Grund für mich ist, dass ich durch das Fasten merke, dass ich all die vielen Dinge um mich herum eigentlich nicht brauche. Ich verzichte auf eine Speise und merke am nächsten Tag: Hoppla, ich lebe immer noch. Ich lasse das Fernsehgerät aus und merke am Morgen: Ich habe trotzdem gut geschlafen.
Fasten ist Einübung
Durch das Fasten kann ich mich in guten Tagen einüben, auf etwas zu verzichten oder mit weniger auszukommen. Kommen dann einmal schlechte Tage, eine Krankheit, eine Not, dann ist der Verzicht kein Weltuntergang und keine Minderung meiner Lebensqualität, sondern etwas, von dem ich aus der Erfahrung weiß, dass ich dies gut in mein Leben integrieren kann.
Fasten ist ein Freiheitstest
Fasten ist auch so etwas wie ein Freiheitstest. Bin ich wirklich noch frei von all dem, an das ich mich gewöhnt habe: Das tägliche Glas Rotwein, die Brötchen am Sonntagmorgen, das Fernsehgerät am Abend … Durch das Fasten merke ich, dass ich glücklich sein kann auch ohne die vermeintlichen Glücksbringer um mich herum.
Durch Fasten habe ich einen anderen Blick auf mich
Durch das Fasten verlasse ich die gewohnten Pfade. Ich breche mit den leisen Gewohnheiten die sich in mein Leben eingeschlichen haben. Ich mache etwas anders als sonst und lerne mich damit neu kennen. Was wäre, wenn ich einmal nicht ….? Wie würde es mir gehen, wenn ich einmal …. ? Das Fasten ist auch eine Abenteuerreise in das eigene Ich. Ich breche mit den alten Gewohnheiten und merke plötzlich, dass der Tagesablauf sich verschiebt. Plötzlich habe ich eine Stunde Zeit, wo früher Hetze war.
Fasten ist ein Schritt auf die Seite
Ich breche aus dem Hamsterrad der Routine aus und wage einen kleinen Schritt zur Seite. Ich mache nicht mehr alles mit. Die Welt dreht sich weiter, auch wenn ich nicht von Termin zu Termin hetze. Ich mache einen Schritt zur Seite und nehme mir Zeit, Zeit für meine Familie, Zeit für mich und Zeit für Gott. Wenn es gelingt, dann ist das Fasten kein Verzicht, sondern eine Explosion meiner Lebensqualität. Ich möchte dann gar nicht mehr in die alte Gewohnheit zurück, sondern genieße einfach nur die neue Freiheit.
Betrachtung: Neuer Stoff auf altem Kleid
Das alte Kleid ist unser bisheriges Leben. Wir kennen uns und wissen, dass wir immer wieder Kompromisse mit unserem Glauben, mit der Nachfolge machen. Wir kennen unsere Schwachpunkte und ahnen, dass wir in bestimmten Situationen einer Versuchung nicht widerstehen können. Wir erkennen unsere Trägheit und wissen genau, dass das Gebet hier und da zu kurz kommt. Wir wissen, dass wir beichten sollten, aber wir verschieben es von Woche zu Woche.
Eines Tages gehen wir in uns und beschließen: So geht es nicht weiter! Aber wir haben nicht die Kraft zu einem völligen Neubeginn und so ändern wir unser Leben nur an jenen Punkten, die nicht wehtun. Aber Jesus sagt Nein, so geht das nicht. Das Neue passt nicht auf das Alte. Ein paar neue Flicke, ein paar gute Vorsätze, das ist zu wenig.
Gott möchte das Ganze. Er möchte die ganze Umkehr und nicht nur eine halbe. Ich werde es versuchen.
Betrachtung
Man darf die Gleichnisse vom Flicken und vom neuen Wein nicht vom vorhergehenden Satz trennen. Es geht um eine Hochzeit. Der Bräutigam ist bereits genannt. Zu einer Hochzeit gehört auch eine Braut mit einem schönen neuen Kleid, Gäste und guter neuer Wein. Nun, der Bräutigam ist Christus, aber wer ist die Braut und wer sind die Gäste?
Ein Gast, der nur zum Fest kommt und dann wieder nach Hause geht, möchte ich bei der Hochzeit mit Christus nicht sein. Ich möchte gerne die Braut sein, die sich mit Christus vermählt und sich innigst mit ihm verbindet.
Das Wesen einer Braut ist es, ganz Braut zu sein. Das ist so etwas wie aus einem Guss. Hier heißt es: Ganz oder gar nicht. Ein Bräutigam wünscht sich, dass seine Braut ihm ganz gehört und nicht mit einem Teil noch bei einem früheren Liebhaber hängen bleibt. Das wäre dann irgendwie ein Flicken auf einem alten Kleid. Wenn jemand heiratet, dann bitte ganz.
Also, reden wir Klartext: Wenn ich ein Christ sein möchte, dann sollte ich es ganz sein, ohne billige Kompromisse mit der Welt, oder ich sollte es bleiben lassen und aus der Kirche austreten.
Mt 9,18-26 14. Woche, Montag
In jener Zeit als Jesus redete, kam ein Synagogenvorsteher, fiel vor ihm nieder und sagte Meine Tochter ist eben gestorben; komm doch, leg ihr deine Hand auf, dann wird sie wieder lebendig. Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Da trat eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt, von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes; denn sie sagte sich Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Jesus wandte sich um, und als er sie sah, sagte er Hab keine Angst, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und von dieser Stunde an war die Frau geheilt. Als Jesus in das Haus des Synagogenvorstehers kam und die Flötenspieler und die Menge der klagenden Leute sah, sagte er Geht hinaus! Das Mädchen ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Als man die Leute hinausgedrängt hatte, trat er ein und fasste das Mädchen an der Hand; da stand es auf. Und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend.
Betrachtung: Dein Glaube hat dir geholfen.
Nach der Bergpredigt lesen und hören wir in den Kapitel 8-10 von insgesamt zehn Wundern, die der Herr vollbracht hat. Insgesamt werden in den Evangelien 20 Heilungswunder, sieben Teufelsaustreibungen, drei Totenerweckungen und acht Naturwunder beschrieben. Bis auf eines fanden alle Wunder während des irdischen Lebens Jesu statt und nur eines nach seiner Auferstehung. Alle Wunder geschahen innerhalb von drei Jahren. Ich werde neidisch und zugleich aber auch sehr nachdenklich. Warum erleben oder hören wir heute, in unseren Tagen, nichts mehr von diesen Machterweisen Gottes?
Viele Krankensalbung habe ich schon gespendet, aber noch nie sprang ein Kranker oder ein Sterbender danach gesund und voller Kraft aus dem Bett.
Nun gut, das ändert aber nichts daran, dass ich weiterhin meinen Glauben zusammennehme und voller Vertrauen bete. Es ist nicht meine Sache, Wunder zu wirken, sondern die des Herrn. Und Jesus wird schon wissen, was er wann an wem tut.
Betrachtung
Der Jude kommt ohne Glauben
Zunächst kommt der Synagogenvorsteher. Ein Jude, der noch nicht zum Glauben gefunden hat. Ein Ältester der jüdischen Gemeinde bittet den Herrn um Hilfe. Er kommt ohne Glauben, aber er trägt die Hoffnung in sich, dass Jesus seinem Kind helfen kann. Jesus wird zu ihm sagen: „Glaube nur sei ohne Furcht“. (vgl. Mk 5)
Die Frau kommt mit einem Staubkornglauben
Dann kommt die Frau. Ihre Religionszugehörigkeit wird nicht genannt. Zu ihr sagt Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen“. Sie kommt also mit Glauben. Aber ihr Glaube ist noch klein. Sie hatte von Jesus und seinen Wundern gehört. Es ging ihr um ihr eigenes Glück, um ihre Gesundheit. Wichtig war ihr nicht die Person Jesus, sondern ihre Heilung. Aber sie kommt hoffend und offen für die Gnade.
Was wird Matthäus sagen
Wenn ich später im Himmel einmal Matthäus treffe, dann möchte ich ihn gerne fragen, warum er gerade diese beiden Heilungsgeschichten ausgewählt hat. Vielleicht wird er antworten: Weil hier Menschen zu Jesus kommen, die keinen starken, unerschütterlichen Glauben haben. Weder die Frau noch der Jude. Aber sie sind offen für die Gnade, sie sind bereit für eine Begegnung mit Jesus.
Ich habe auch oft nur einen Staubkornglauben
Wie oft wünsche ich mir auch einen tieferen Glauben, einen bergeversetzenden Glauben. Mein Glaube ist manchmal auch schwach und nur so groß wie ein Staubkorn. Ein Staubkorn kann man wegblasen. Oft ist mein Glaube auch wie weggeblasen. Das heutige Evangelium lehrt mich aber: Der Glaube, den ich im Moment habe, muss mir genügen.
Ein Wort für die Woche
Zur Frau sagte Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen“ und zu Jairus sagte er: „Glaube nur, sei ohne Furcht.“ Ich möchte mich dann, wenn mein Glaube wie weggeblasen erscheint, an die Stelle der Frau oder des Synagogenvor-stehers setzen, dann gilt das folgende Wort auch mir. „Glaube nur sei ohne Furcht“.
Mt 9, 27-31 Advent, 1. Woche Freitag
Als Jesus weiterging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids! Nachdem er ins Haus gegangen war, kamen die Blinden zu ihm. Er sagte zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Sie antworteten: Ja, Herr. Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. Da wurden ihre Augen geöffnet. Jesus aber befahl ihnen: Nehmt euch in Acht! Niemand darf es erfahren. Doch sie gingen weg und erzählten von ihm in der ganzen Gegend.
Betrachtung: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen.
Zu den beiden Blinden sagt Jesus: „Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen.“
Das Maß der Heilung hängt hier offensichtlich davon ab, was die beiden Blinden glauben, welche Hoffnung sie in Jesus setzen, was sie von ihm erwarten. Sie sagen nicht: Versuchen wir es einmal, vielleicht klappt es. Auf die Frage Jesu: „Glaubt ihr?“ antworten sie ganz einfach, aber auch aus ganzem Herzen: „Ja, Herr“.
Es gibt ein Gebet für Verstorbene bei der heiligen Messe, in dem es heißt: „Lass sie nun schauen, was sie in ihrem Leben geglaubt und gehofft hat.“
Was aber ist, wenn jemand in seinem Leben nichts geglaubt und nichts gehofft hat? Was sieht dieser Menschen dann nach dem Tode?
Darum ist es wichtig, dass wir auch im Glauben in die Tiefe gehen. Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. Wenn wir tief glauben, dann kann Gott handeln, aber, wenn wir nicht glauben, dann geschieht eben nichts.
Betrachtung: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?
Heute hatten wir eine große Konferenz, in der es um die Zukunft unserer Kirchengemeinden ging. Bis 2025 werden größere Einheiten gebildet. Alles ist im Schwung! Vieles wird sich verändern, die Kirche ist im Umbruch. Ein Referent hat gesagt, dass wir eigentlich nur zwei Lösungen anbieten für die vielen Fragen, die sich in diesem Prozess ergeben. 1. Transformation und 2. Reduktion. Das sind unsere Lösungen! Strukturveränderungen, Personalabbau, Gebäudereduktion. Wir haben vor allem betriebswirtschaftliche Vorschläge, um die Kirche in die Zukunft zu führen.
Glauben wir aber noch, dass Jesus uns eine gute Zukunft eröffnet?
Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann?
Je größer die Umbrüche und je schwieriger die Fragen sind, desto länger und intensiver muss man ins Gebet einsteigen. Man muss immer zuerst Gott fragen, worin eine Lösung bestehen könnte, und dann muss man manchmal lange hören, um seine Antwort wahrzunehmen. Ich glaube, dass Gott uns helfen kann. Ich glaube, dass Gott auch da noch eine Lösung hat, wo wir Menschen an eine Grenze kommen. Mein Vorschlag wäre also nicht Transformation und Reduktion, sondern beten, schweigen und hören auf Gott.
Aber für solche Vorschläge bin ich in unserer Kirche zu „altmodisch“.
Mt 9, 32-38 14. Woche, Dienstag
In jener Zeit brachte man zu Jesus einen Stummen, der von einem Dämon besessen war. Er trieb den Dämon aus, und der Stumme konnte reden. Alle Leute staunten und sagten So etwas ist in Israel noch nie geschehen. Die Pharisäer aber sagten Mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als er die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden
Betrachtung: Ein Stummer, der von einem Dämon besessen war.
Man sieht, wie differenziert die Evangelien unterscheiden. In Markus 7,31-35 heilt Jesus einen Taubstummen. Dort ist nicht die Rede davon, dass die Stummheit durch einen Dämon hervorgerufen wurde. Dort war es eine normale Krankheit. Hier aber, im heutigen Evangelium, ist eine dämonische Besessenheit der Grund des Übels. Von den zehn Wundererzählungen in Kapitel 8 und 9 handeln zwei Erzählungen davon, dass Jesus Menschen aus der Besessenheit der bösen Geister befreite. Zusätzlich wird allgemein berichtet, dass man viele Besessene zu ihm brachte und er die Dämonen mit seinem Wort austrieb (Mt 8,16).
Vor den bösen Geistern braucht man keine Angst zu haben. In Medjugorje habe ich selbst erlebt, dass ein einziges Kreuzzeichen stärker ist als die Macht der Dämonen.
Betrachtung
Es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Früher hat man diese Bibelstelle gerne dazu verwendet, um einzuladen, für Priesterberufungen zu beten. Gibt es wirklich zu wenig Priester? Ich mag dies in der Zwischenzeit bezweifeln.
Jede Woche werden in unserer Seelsorgeeinheit 16 Eucharistiefeier angeboten. Der Priestersitz ist immer besetzt, bei den Plätzen für die Gemeindemitglieder sieht es dann schon anders aus.
Die wöchentlichen Beichttermine werden selten bis seltenst angenommen.
Das Interesse für die Teilnahme an einem Bibelabend ist sehr überschaubar; es nehmen mehr Teilnehmer von außerhalb der Seelsorgeeinheit daran teil als eigene Leute.
Bei den wöchentlichen Anbetungszeiten und monatlichen NigtFire-Abenden sieht es nicht anders aus und ich frage mich, warum man diese geistlichen Angebote nicht dort anbieten sollte, von wo die Leute herkommen.
Letzte Alpha Kurs musste mangels Interesse ausfallen.
Eine Gemeindemission durch Franziskanerschwestern wurde abgelehnt.
Frage ich beim Treffen einer Seniorengruppe nach, ob ich ein geistliches Wort sprechen darf, bekomme ich zur Antwort: Nein, kommen Sie einfach und trinken Sie Kaffee mit uns.
Die Ernte ist nicht mehr groß, sie wird immer kleiner.
Vielleicht brauchen wir für unsere Gemeinden mehr Sozialarbeiter als Priester. Bin ich zu negativ und sehe alles zu skeptisch? Hoffentlich!
Mt 10, 1-7 14. Woche, Mittwoch
In jener Zeit rief Jesus seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben und alle Krankheiten und Leiden zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel sind an erster Stelle Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas, dann Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes, Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, der Zöllner, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn später verraten hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen Geht nicht zu den Heiden, und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Geht und verkündet Das Himmelreich ist nahe.
Betrachtung: Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich.
Wie unterschiedlich sind doch die Apostel, die Jesus zu einer Gemeinschaft formen möchte. Da ist der Hitzkopf Petrus und die Donnersöhne Jakobus und Johannes. Da ist Judas der Verräter und da ist Judas Thaddäus, der Bescheidene. Männer mit unterschiedlichem Alter, Charakter, Herkunft und Berufen sollen die Gemeinschaft der Apostel bilden. Da ist nur ein einziger Punkt, der sie eint. Einzig und allein der Glaube an Jesus verbindet diese so unterschiedlichen Männer. Der Punkt, der alles zusammenhält, ist der gemeinsame Glaube an Jesus und der Wille der Nachfolge. Auf dieser Grundlage können sich die so unterschiedlichen Personen begegnen und akzeptieren.
Wir können hier für die Kirche von heute lernen. Nicht dort, wo Interessensgruppen um Positionen kämpfen entsteht Kirche, sondern dort, wo Männer und Frauen sich gemeinsam um den Herrn versammeln um IHN anzurufen und IHM nachzufolgen.
Betrachtung
Petrus ist der Erste
Als Erster in der Apostelliste wird Simon Petrus genannt. In den Evangelien wird sein Name Simon, Petrus, Kephas allein über hundertmal genannt. Da bleibt auch Johannes, der Lieblingsjünger, weit zurück.
Jesus spricht Petrus selig
Petrus ist die einzige Person im Evangelium, die der Herr seliggesprochen hat. „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas. Denn nicht Fleisch und Blut haben dir das enthüllt, sondern mein Vater im Himmel“ (Matthäus 16,17-19). Nur ein einziges Mal hat Jesus eine bestimmte Person, einen konkreten historischen Menschen seliggesprochen. Nicht seine Mutter, nicht seinen Pflegevater Josef, nicht Johannes, den Jünger, den er lieb hatte, nur Simon Petrus. Allein diese Tatsache schon müsste allen durch Mark und Bein gehen. Jesus sagt nicht: Selig wirst du sein, oder selig wird man dich nennen, sondern er sagt: Selig bist du.
Jesus betet für Petrus
Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wankt. Kein anderer der Apostel hat diese Zusage von Jesus erhalten, nur Petrus, der erste Papst und damit auch alle anderen Päpste, die auf Petrus folgen. Es hat schreckliche Päpste gegeben, große Sünder, Verbrecher, Zerrbilder Christi, aber es hat noch niemals unter ihnen einen Häretiker gegeben.
Petrus ist der Kapitän
Petrus ist es aufgetragen, das Schiff der Kirche zu steuern. Seit 2000 Jahren durchquert das Schifflein Petri das Meer der Weltgeschichte. Dass es bei der manchmal unzulänglichen Mannschaft nicht auf ein Riff auflief und zerschellte, spricht für seine göttliche Navigation und gleicht einem mittleren Wunder.
Betrachtung: Jesus lehrte, verkündete und heilte.
Heute lesen wir von drei Diensten, die hervorgehoben werden, als Jesus durch die Städte und Dörfer zog. Jesus lehrte, er verkündete das Evangelium und er heilte die Kranken.
Die ersten beiden Dienste sind einfach umzusetzen. „Lehren“ und „Verkünden“ - ich denke, dass jeder Priester diesen beiden Aufgaben nachgeht. Aber wie ist es mit dem „Heilen“? Sicher, hier und da blitzt dieses Charisma auf und wir hören von Heilungen, die irgendwo – weit weg - geschehen sind. Im Evangelium jedoch sind Heilungen eine Selbstverständlichkeit und gehören sozusagen zur Tagesordnung.
Aber bei uns ist dieses Charisma so selten geworden, dass wir es nicht selbst erleben und selbst wahrnehmen. Und vielleicht rechnen wir sogar auch nicht mehr damit, dass Jesus das Charisma der Heilung schenken kann.
Ich frage Sie, der Sie diese Zeilen im Moment lesen: „Was müssen wir tun, damit dieses Charisma in unserer Kirche wieder lebendig und erfahrbar wird?“
Betrachtung: Moderne Anweisungen.
Moderne Anweisungen für kirchliche hauptamtliche Mitarbeiter lauten: Geht und erstellt Gebäudekonzepte. Geht und kümmert euch um das neue Umsatzsteuergesetz, erstellt Schutzkonzepte und Konzeptionen. Diese Dinge sind sicher alle hilfreich und notwendig, aber Jesus sagt im Evangelium heute: Geht, heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!
Ich bin ratlos.
Ich habe gelernt, wie man die modernen Anweisungen für kirchliche hauptamtliche Mitarbeiter umsetzt. Aber ich habe nicht gelernt, wie man Kranke heilt, Tote auferweckt und Dämonen austreibt. Wo kann ich etwas erfahren und lernen über all diese Dinge, die Jesus uns aufgetragen hat? In den Programmen der vielen kirchlichen Kursangebote finden sich diese Angebote nicht.
Alle sind ratlos.
Ich denke, dass alle kirchlichen Mitarbeiter gerne wieder zurückkehren möchten zu einer Zeit, in welcher ein ursprüngliches Evangelium noch mehr Gewicht hatte, zu einer Zeit, in der es noch einfacher war zu glauben. Aber alle sind wir irgendwie auch gefangen in den Strömungen und Aufgaben unserer Zeit. Wir müssen die modernen Anweisungen umsetzen, denn auch eine gute Verwaltung und Organisation dient letztlich den Menschen.
Den Menschen zuliebe müssen wir aber auch wieder neu lernen, das zu praktizieren, was Jesus im heutigen Evangelium für wichtig hält. Nämlich: Verkündet, geht, heilt, treibt aus, macht rein.
Mt 10, 7-15 14. Woche, Donnerstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln Geht und verkündet Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben. Steckt nicht Gold, Silber und Kupfermünzen in euren Gürtel. Nehmt keine Vorratstasche mit auf den Weg, kein zweites Hemd, keine Schuhe, keinen Wanderstab; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Unterhalt. Wenn ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, erkundigt euch, wer es wert ist, euch aufzunehmen; bei ihm bleibt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn ihr in ein Haus kommt, dann wünscht ihm Frieden. Wenn das Haus es wert ist, soll der Friede, den ihr ihm wünscht, bei ihm einkehren. Ist das Haus es aber nicht wert, dann soll der Friede zu euch zurückkehren. Wenn man euch aber in einem Haus oder in einer Stadt nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, dann geht weg, und schüttelt den Staub von euren Füßen. Amen, das sage ich euch Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt.
Betrachtung: Nicht Gold, Silber und Kupfermünzen
Mir gefällt diese Radikalität und ich wünschte, die Kirche von heute hätte den Mut zum Wagnis. Aber warum schaue ich auf die Kirche? Ich selbst bin ja auch ein Teil der Kirche und ich habe es ja selbst in der Hand, wie ich mein Leben gestalte. Ein Reporter sagte einmal zu Mutter Teresa. „Mutter Theresa, was muss sich an der Kirche verändern?“ Ihre Antwort war glasklar „Sie und ich“
Ich kann selbst entscheiden, was ich mit meinem Geld mache, wie viele Bücher ich habe, welches Auto ich fahre ….
Ich möchte versuchen nach dem Grundsatz zu leben: Besitze das, was nötig ist und nicht das, was möglich ist.
Betrachtung: Bedürfnislosigkeit der ersten Apostel
Jesus sendet seine Apostel aus, aber sie sollen nicht zu den Heiden und nicht zu den Samaritern gehen. Die Aussendung zu den verlorenen Schafen Israels ist also eine räumlich und zeitlich begrenzte Aufgabe. Die äußere Bedürfnislosigkeit sollte nur für eine bestimmte Zeit gelten.
Paulus brauchte einen großen Koffer
Schon bei Paulus, dessen Aufgabe dann die Heidenmission war, sehen wir, dass er allerhand Gepäck auf seinen Reisen mitschleppte. In Troas hatte er seinen Mantel zurückgelassen, ebenso Bücher und Pergamente. (2 Timotheus 4,12 f). Als Zeltmacher war es ihm wichtig, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Sicher hatte er auf seinen vielen Reisen auch das entsprechende Werkzeug mit dabei. (2Tim 3,7ff)
Es gibt aber auch ein Zuviel
Hinter der einfachen Ausrüstung der ersten Apostel steht nicht eine gemachte Bettlerarmut, sondern die Einfachheit und Bescheidenheit dessen, der im Auftrag Gottes unterwegs ist und lernen muss, in allem restlos IHM zu vertrauen.
Hatten die ersten Apostel damals sicher zu wenig Ausrüstung für den Grundbedarf mit dabei, so hat die Kirche (in Deutschland) in diesen Tagen vielleicht zu viel an Besitz. Ein „back to the roots“ würde der Kirche in unserem Land sicher guttun
Mt 10, 16-23 14. Woche, Freitag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt. Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden. Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder, und die Kinder werden sich gegen ihre Eltern auflehnen und sie in den Tod schicken. Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet. Wenn man euch in der einen Stadt verfolgt, so flieht in eine andere. Amen, ich sage euch Ihr werdet nicht zu Ende kommen mit den Städten Israels, bis der Menschensohn kommt.
Betrachtung: Von allen gehasst
Es ist schon sonderbar. Jesus sendet die Apostel zu den Menschen, aber im selben Augenblick warnt er sie auch vor ihnen. Jesus warnt vor den Außenstehenden, dann vor den Behörden und schließlich sogar vor der eigenen Familie. Aber es kommt noch toller „Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden.“
Damit muss ein Jünger von heute auch klarkommen.
Betrachtung
Es ist sonderbar, dass Jesus die Apostel zu den Menschen sendet, sie im gleichen Atemzug aber auch vor ihnen warnt. Jesus sendet seine Apostel in eine feindliche Welt. Sie werden sich auf alles gefasst machen müssen, was feindliche Menschen ihnen antun können. Verfolgung und Ablehnung wird von denen kommen, die Macht und Einfluss in Staat und Gesellschaft haben. Der Verfolgungsdruck wird dann aber sofort intensiver, plötzlich stehen wir auch mitten in den Familien. Die eigenen Familienangehörigen werden sich gegen die Sendboten wenden.
Den Gipfel erreicht die Verfolgung aber, wenn die Jünger von allen, d. h. ohne jede Ausnahme gehasst werden.
Ich hätte Verständnis, wenn die Apostel damals gesagt hätten: Nein, Jesus, sorry, aber das geht zu weit. Ich kann nicht, suche dir einen anderen.
Hass begegnet Liebe
Warum nur mutet Jesus seinen Aposteln diesen Hass und diese Ablehnung in einer solchen Wucht zu? Nun, die Jünger sollen die Liebe Gottes dort hineintragen, wo sie am nötigsten gebraucht wird. Und die Liebe wird dort am nötigsten gebraucht, wo sie nicht vorhanden ist. Wo Hass ist, gibt es keine Liebe. Darum muss der Hass die Liebe kennenlernen. Der Hass muss der Liebe begegnen, damit er von der Liebe ausgebrannt werden kann. Diese Aufgabe übernehmen die Jünger. Sie sollen die Liebe dorthin tragen, wo man hasst.
Was, wenn es konkret wird?
Während ich diese Zeilen schreibe, scheint mir dies logisch zu sein. Schlagen die Wogen des Hasses dann aber wirklich über dem eigenen Kopf zusammen, dann sieht es schon anders aus. Dann sieht man das große Ganze oft nicht mehr, wird kleinmütig und verzagt. Es geht ganz schön an die „Kuddeln“, wenn man nicht nur in den Büchern von Ablehnung und Hass liest, sondern diese Wellen einem ganz persönlich treffen.
Jesus zeigt aber auch einen Ausweg an. Dort, wo sich der Hass der Liebe gegenüber verschließt, braucht man nicht unnötig Energie verschwenden, sondern darf in eine andere Stadt eilen.
Mt 10, 24-33 14. Woche, Samstag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn. Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann. Verkauft man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt. Fürchtet euch also nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen. Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater im Himmel verleugnen.
Betrachtung: Fürchtet euch nicht vor den Menschen!
Jesus gibt konkrete Gründe an, warum es im Letzten kei¬nen Anlass zur Furcht vor den Menschen gibt. Erstens: Alles, was auf dieser Welt geschieht, alle Untaten, die Men¬schen begehen, werden einmal aufgedeckt werden. Zweitens: Menschen, die uns schaden wollen oder gar nach dem Leben trachten, können allenfalls unser irdisches Leben zunichtemachen. Drittens: Wenn Gott sich sogar um die Spatzen sorgt und die Haare auf dem Kopf zählt, wie sehr sorgt er sich dann um die Men¬schen. Nach den ernsten Worten über die Hölle rufen diese Bilder ein Lächeln hervor. Viertens: Jesus selbst wird jene nicht vergessen, die sich zu ihm bekennen.
Und wenn einmal die Angst unser Herz umklammert, dann tut es gut, sich diese 4 Gründe zu vergegenwärtigen. Alles wird einmal aufgedeckt und gerichtet.
Menschen können mir eigentlich nicht schaden.
Das höchste Gut ist Gott und die ewige Gemeinschaft mit ihm.
Gott vergisst uns nicht. Niemals, er ist bei uns.
Betrachtung
Gestern haben wir noch gehört, dass den Aposteln Verfolgung und Ablehnung entgegengebracht werden wird. Heute hören wir, dass sie in all den Stürmen nicht alleine sein werden. Heute weicht das Bild der Furcht dem unendlich tröstenden Bild des Vertrauens.
Don Bosco hat den Spruch geprägt: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen. Don Bosco soll sich selbst diesen Spruch gesagt haben, wenn sich ihm Widerstände entgegenstellten. Verfolgung und Ablehnung werden nicht verschwinden, aber die eigene Furcht wird sich in Vertrauen auf die Geborgenheit in der Hand des Vaters wandeln, wenn wir uns bewusst machen, dass Gott sogar jedes Einzelne meiner Kopfhaare gezählt hat.
Ein ernstes Wort zum Schluss
Ein Fehler wäre es, sich nur die Rosinen aus dem Evangelium herauszupicken. Zum Nachdenken fordert der letzte Satz im Evangelium auf. Man darf nicht leichtsinnig darüber hinweggehen, sondern muss auch diese Aussage Jesu sehr, sehr ernst nehmen. Wer sich nicht zum Vater im Himmel bekennt, muss auch bereit sein, die Konsequenzen zu tragen und diese sind nicht sehr erquickend.
Mt 10,34-11,1 15. Woche, Montag
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Aposteln Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein Prophet ist, wird den Lohn eines Propheten erhalten. Wer einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, wird den Lohn eines Gerechten erhalten. Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist - amen, ich sage euch Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Als Jesus die Unterweisung der zwölf Jünger beendet hatte, zog er weiter, um in den Städten zu lehren und zu predigen.
Betrachtung: Nicht Frieden, sondern das Schwert
Was für erschütternde Worte hören wir im heutigen Evangelium. Wer nicht weiß, wie diese Worte zu deuten sind, wird sagen: Ich habe es ja immer gewusst. Die Religionen, auch das Christentum, sind Ursache für Krieg und Unterdrückung.
Aber wie oft hören wir gerade in der Hl. Messe. „Der Friede sei mit euch“ oder „Gebt einander ein Zeichen des Friedens“ oder „Lamm Gottes ... gib uns deinen Frieden.“ Als Petrus bei der Gefangennahme Jesu den Herrn mit dem Schwert verteidigen wollte, sagte Jesus „Steck dein Schwert wieder in die Scheide.“
Gewalt ist keine Option für Christen. Aber mit Jesus ist die Zeit der Entscheidung gekommen. Nun gilt: Für ihn oder gegen ihn. Schon damals zogen sich viele zurück und wanderten nicht mehr mit ihm (Joh 6,66). Dies können wir auch heute erleben. Menschen wenden sich von jenen ab, denen der Glaube wichtig ist oder sie werden sogar zum Gegner, zum Feind und das geht manchmal sogar bis hinein in die Familien. Väter verstehen ihre Kinder nicht mehr, wenn sie in die Kirche gehen. Ehemänner werden eifersüchtig, wenn ihre Frauen Halt und Sicherheit im Glauben finden.
„Angetippte“ Christen werden das nicht verstehen können, nur solche, die dem Herrn nachfolgen ohne Wenn und Aber.
Betrachtung
Es ist eine furchtbare Verheißung, die Jesus für seine Jünger bereithält.
Ich habe den Eindruck, dass gerade in unseren Tagen die Spannungen, von denen das Evangelium spricht, sehr deutlich zutage treten. Manche Diskussionen um sogenannte heiße Themen innerhalb der Kirche werden nicht in einer Atmosphäre der Freundschaft und der gegenseitigen Achtung geführt, sondern entwickelten sich oft sehr schnell zu ausgewachsenen Streitgesprächen.
Harte Diskussionen
In diesen Tagen verbringe ich meine Urlaubszeit zu Hause in meinem Heimatort Forbach. Hin und wieder treffe ich auf Schulkameraden und alte Bekannte. Sie wissen, dass ich Pfarrer bin und darum bekomme ich bei diesen Treffen oft die ganze Breite der üblichen Kritik gegen die katholische Kirche ab. Ich habe nichts gegen Kritik. Ich erwarte auch nicht, dass jeder meiner Meinung ist, aber ich erschrecke doch über die massive Aggressivität, mit welcher Diskussionen geführt werden.
Keine Toleranz von den Toleranten
Gerade jene, die für sich selbst in Anspruch nehmen, dass man sie und ihre Meinung ernst nimmt, haben kein Verständnis dafür, wenn die katholische Kirche in manchen Punkten eine eigene Meinung hat. Jene, die Toleranz für sich einfordern, sind nicht bereit, tolerant gegenüber anderen Meinungen zu sein.
Das Schwert, von dem Jesus im Evangelium spricht, wird in solchen Diskussionen für mich spürbar und erfahrbar. Nicht dass ich den Konflikt suche, aber heute ist es so, dass eine loyale Haltung gegenüber der Bibel und gegenüber der katholischen Kirche mit ihrer Hierarchie auf enorme Ablehnung und Feindschaft stößt. Die tolerante und weltoffene Gesellschaft duldet in bestimmten Themen keine Gegenmeinungen.
Niemals Streit suchen
Ein Katholik wird nicht Streit, Ablehnung oder das Schwert suchen. Aber seine treue Haltung zu Glaube und Kirche ruft Gegenreaktionen hervor. Hier bleibt nur eines zu tun. Standhaft bleiben und keinen Millimeter weichen.
Mt 11, 7b.11-15 Advent, 2. Woche Donnerstag
In jener Zeit begann Jesus zu der Menge über Johannes zu reden: Amen, das sage ich euch: Unter allen Menschen hat es keinen größeren gegeben als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er. Seit den Tagen Johannes' des Täufers bis heute wird dem Himmelreich Gewalt angetan; die Gewalttätigen reißen es an sich. Denn bis hin zu Johannes haben alle Propheten und das Gesetz über diese Dinge geweissagt. Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll. Wer Ohren hat, der höre!
Betrachtung: Ja, er ist Elija.
Von Elija wissen wir, dass er einst auf dem Karmel Feuer vom Himmel regnen ließ und dadurch das Volk Israel zur Umkehr vom Götzendienst brachte. Elija war bereit, alles zu investieren, um Israel wieder für den rechten Glauben an Jahwe zu gewinnen.
Der Engel sagte Zacharias, dem Vater des Johannes voraus, dass sein Sohn einmal mit der Kraft und mit dem Geist des Elias vorangehen wird, um die Herzen der Väter den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zu gerechter Gesinnung zu führen und das Volk für den Herrn bereit zu machen. Und dann, als Johannes auftrat, lesen wir, dass er in der Wüste wirkte und eine Taufe zur Umkehr und zur Vergebung der Sünden verkündigte. Also: Elija ging es um die Abkehr vom Götzendienst und die Umkehr hin zu Gott. Johannes ging es um Umkehr und eine neue Hinwendung zu Gott.
In diesem Sinne sollten wir alle wie Elija und wie Johannes sein und erstens selbst umkehren und zweitens einen Gott verkündigen, für den es sich lohnt, alles hinter sich zu lassen und umzukehren.
Betrachtung: Kein Größerer als Johannes
Es gibt keinen Größeren als Johannes der Täufer! Wenn ich mir das einmal vorstelle: Johannes war größer als Moses, größer als David, größer als Salomo? Der Täufer war größer als die großen Propheten Jeremia und Jesaja. Und was ist, wenn ich diese Bibelstelle ganz wörtlich nehme? Maria wurde ja auch von einer Frau, von Anna, geboren - muss ich dann auch sagen: Johannes ist größer als Maria?
Ist Johannes größer als Maria?
Zugegeben, zuerst war ich etwas ratlos. Wie kann Johannes größer sein als Maria? Ich suchte nach Kommentaren im Internet und in den Büchern, die bei mir im Regal stehen. Eine richtige Antwort darauf, wie dieser Vers auszulegen ist, fand ich jedoch nicht.
Ist Johannes größer als Jesus?
Nach einiger Zeit kam mir folgender Gedanke. Wie ist es denn mit Jesus? Jesus wurde ja auch von einem Menschen geboren. Spätestens hier wurde mir klar, dass man diese Bibelstelle nicht allein für sich betrachten kann, sondern sie im Kontext der anderen Verse auslegen muss.
Johannes ist größer als alle Propheten
Ein paar Verse zuvor (Mt 11, 9f) spricht Jesus davon, dass die Leute zu Johannes gegangen sind, um einen Propheten zu sehen. Jene, die an den Jordan kamen, sahen aber nicht nur einen gewöhnlichen Propheten. Johannes beendete die lange Reihe der alttestamentlichen Propheten. Johannes durfte den sehen und berühren, den alle anderen Propheten vor ihm angekündigt hatten. Er war größer als alle Propheten, die je von einer Frau geboren wurden.
Auf die Kirche hören
Darum darf ich nicht einzelne Bibelstellen nur für sich betrachten, sondern muss die einzelnen Verse immer im Kontext der gesamten Schrift auslegen. Die Kirche als Lehrerin sieht immer das Große und Ganze. Darum sollte man in Glaubensdingen immer zuerst auf die Kirche hören.
Mt 11, 16-19 Advent, 2. Woche Freitag
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich diese Generation vergleichen? Sie gleicht Kindern, die auf dem Marktplatz sitzen und anderen Kindern zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte Hochzeitslieder gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt euch nicht an die Brust geschlagen. Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht, und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder! Und doch hat die Weisheit durch die Taten, die sie bewirkt hat, Recht bekommen.
Betrachtung: Sie sagen.
Es allen recht zu machen ist eine Kunst, die niemand vermag. Darum macht es wenig Sinn, sein Leben nach dem auszurichten, was die anderen sagen und tun. Meine Aufgabe ist es, geduldig herauszufinden und „herauszubeten“, welchen Plan Gott für mich in meinem Leben hat. Und dann gilt es, den Mut zu haben und Gottes Plan umzusetzen, egal was die Leute sagen. Wichtiger ist, was Gott denkt, als was die Menschen denken.
Betrachtung: und sie sagen:
Ein altes Sprichwort sagt: Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Gleichgültig, welche Lieder die Kinder spielen, niemand interessiert sich für ihr Engagement. Johannes ist zu asketisch, Jesus dagegen ist ihnen zu weltoffen. Immer gibt es ein ABER und einen Einwand.
Einige Zitate
- Die Eucharistiefeier am Sonntagmorgen um 10:30 Uhr ist mir zu spät. Um 10:15 Uhr wäre besser, denn ich muss anschließend noch kochen.
- Das Rosenkranzgebet ist mir zu altmodisch. Das ewige Geleiere finde ich nicht gut. Die Lieder beim NightFire Gottesdienst sind ja ganz schön, aber warum waren denn englische Lieder dabei?
- Bei Abenteuerland Kinderkirche war ich noch nie, aber ich bin der Meinung, dass die Kirche mehr für Kinder tun müsste.
- Der Gottesdienst war ganz schön, aber die Kirche war zu kalt.
Manche Menschen finden wohl oft genug etwas zu kritisieren, anstatt ihr Leben und ihren Glauben zu bedenken und einen Glaubensschritt zu wagen.
Vielleicht gehöre ich selbst hier und da auch dazu.
Mt 11,20-24 15. Woche, Dienstag
In jener Zeit begann Jesus den Städten, in denen er die meisten Wunder getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie sich nicht bekehrt hatten Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wenn einst in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind - man hätte dort in Sack und Asche Buße getan. Ja, das sage ich euch Tyrus und Sidon wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie euch. Und du, Kafarnaum, meinst du etwa, du wirst bis zum Himmel erhoben? Nein, in die Unterwelt wirst du hinabgeworfen. Wenn in Sodom die Wunder geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute. Ja, das sage ich euch: Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir.
Betrachtung: Chorazim, Betsaida, Tyrus, Sidon, Kafarnaum, Sodom …
Die große Gefahr, wenn wir in der Bibel lesen, ist, dass wir die Berichte und Erzählungen für alte Worte aus längst vergangenen Tagen halten. Damals war es so - vor 2000 Jahren. Tatsächlich, Betsaida, der Geburtsort von Petrus, Andreas und Philippus, ist heute lediglich ein Steinhaufen, nach dem man suchen muss, das einst blühende Kafarnaum besteht nur noch aus Ruinen. Aber auch heute gilt: Menschen, Gemeinden, Diözesen … , die nur danach trachten gut dazustehen, die lediglich etwas mit Gott erleben wollen, werden auf Dauer nicht bestehen.
Es gibt sicher vieles, was wichtig ist, aber es gibt nur eines das am WICHTIGSTEN ist. Und das ist: Gib Gott die Ehre, diene IHM und folge IHM nach - auch ohne Wunder und Aktion. Wer nicht zuerst Gott sucht und nicht zuerst Gott das Herz gegeben hat, arbeitet für Ruinen.
Dem Gebiet von Sodom wird es am Tag des Gerichts nicht so schlimm ergehen wie dir. Wie wird es einmal der Gemeinde ergehen, in der du wohnst? Was bleibt für die Zukunft übrig? Ruinen oder eine Kirche, die Gott ihr Herz gegeben hat.
Betrachtung
Ich verfolge gerne die Interviews mit den Kanzlerkandidaten zur Bundestagswahl 2021. Die Kanzlerkandidaten der verschiedenen Parteien müssen viele Fragen beantworten. Manchmal, wenn sie nicht sofort auf den Punkt kommen, hakt der Moderator nach und sagt: Jetzt werden Sie aber bitte konkret.
Das Evangelium wird konkret
Die Evangelien dieser Tage reden nicht lange herum, sondern kommen sofort auf den Punkt. Im Küstenbereich, der durch die drei Städte gekennzeichnet ist, spielte sich die große Mehrheit der Wunder Jesu ab. Es ist erschütternd, dass gerade diese Städte, die die meisten Wunder des Herren sahen, am wenigsten Glauben zeigten. Weh dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida. Wehe dir Kafarnaum, auch du bist gemeint.
Wir können einmal im heutigen Evangelium die Namen der Städte austauschen gegen den Namen der Stadt, in der wir wohnen. Wehe dir….! Viel-leicht geht dann endlich ein heilsamer Ruck durch unsere Seele und wir fangen an, konkret zu werden und umzukehren.
Evangelium - frohe Botschaft
Das heutige Evangelium spricht nicht davon, dass wir Menschen alle so lieb und so nett sind. Wir hören nichts davon, dass Gott uns immer und überall liebt, sondern wir lesen, dass wir uns bekehren sollen. Das Evangelium kommt auf den Punkt und schildert uns auch die Konsequenzen, die wir tragen müssen, wenn wir nicht umkehren. Auch das ist Evangelium, frohe Botschaft.
Mt 11,25-27 15. Woche, Mittwoch
In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen. Mir ist von meinem Vater alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Betrachtung: ... all das …
Was meint Jesus damit, wenn er sagt, dass der Vater all das vor den Weisen und Klugen verborgen hat? Meint er damit all das, was er kurz zuvor (siehe Evangelium von Dienstag) zu den Jüngern gesagt hat; dass Macht, Geld, Ruhm- und Wundersucht nicht von Bestand sind und beim Gericht keine Bedeutung haben werden?
Wenn Jesus all das meint, dann sollten wir schnell unser Leben und unser Verhalten überdenken und umkehren. Lieber unmündig und somit völlig abhängig von Gott leben, als selbstbestimmt und frei eigene Wege gehen.
Betrachtung: All das
Das heutige Evangelium hebt sich deutlich von Schrifttexten der vergangenen Tage ab. Auf die Weherufe und den Gerichtsspruch folgt nun ein Dankgebet. Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.
Was meint Jesus, wenn er sagt „all das“? Meint er die Ablehnung, welche die Apostel erfahren werden (Evangelium vom Sonntag und Montag)? Meint er den Misserfolg, den er in Corazin, Betsaida und Kafarnaum hatte. (Evangelium vom Dienstag).
Ja, Vater
Zu allem kann Jesus sagen: Ja, Vater. Auch angesichts des Misserfolges betet Jesus: Ja, Vater. Jesus steht zu allem, was vom Vater kommt. Sei es Freud oder Leid, Erfolg oder Misserfolg. Jesus unterwirft sich völlig dem Willen Gottes.
Und weil Jesus auch im Misserfolg noch dem Vater dankt, so möchte auch ich versuchen, beim nächsten Misserfolg nicht zu klagen, sondern dem Vater zu danken, weil ich weiß, dass Gott auch aus dem Misserfolg noch reiche Früchte hervorsprießen lassen kann.
Jesus, offenbare mir den Vater
Einmal, als ich im Hochgebet der heiligen Messe die Hostie in meinen Händen hielt, kam mir dieser Vers in den Sinn. Niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
Ich hielt den Sohn, verborgen in der Hostie, in meinen Händen. Für einen kurzen Moment hielt ich inne und betete: Jesus, offenbare mir den Vater. Es war ein schöner Moment, den ich gerne etwas ausgekostet hätte, aber die Liturgie forderte mich dazu auf weiterzumachen. Das nächste Mal, wenn ich den Herrn wieder in meinen Händen halte, möchte ich erneut beten: Jesus, offenbare mir den Vater.
Mt 11, 28-30 15. Woche, Donnerstag und Advent, 2. Woche Mittwoch
In jener Zeit sprach Jesus: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.
Betrachtung: Kommt alle zu mir!
Meist möchten die Menschen etwas von mir. Sie möchten meine Zeit, meine Geduld, Bettler wollen mein Geld, Festgäste laden mich ein, damit ich ein schönes Grußwort halte und Hochzeitsleute wollen, dass ich eine schöne, lockere Feier abhalte. Nun, ich gebe, was ich kann und habe. Jesus fordert auch – und manchmal nicht wenig, aber er möchte auch geben. Er möchte etwas geben, was ich in unserer hektischen Welt – und Kirche – oft nicht finde. RUHE - für Leib und Seele. Ich muss mir nur die Zeit nehmen, um zu IHM zu gehen, in die Kirche, vor den Tabernakel - dort ist Jesus. „Kommt zu mir – ich werde euch Ruhe verschaffen.“
Das Angebot des Herrn gilt 24/7. Eine andere Frage jedoch ist, ob ich das Angebot Jesu annehme.
Betrachtung
Nach den fordernden und auch aufwühlenden Evangelien der vergangenen Tage haben wir heute ein Evangelium voller Ruhe und Schönheit. Jesus sagt: Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen. Wir können nicht so zu Jesus gehen wie die Menschen damals. Wir können Jesus nicht so berühren wie Thomas der Apostel. Wir können Jesus nicht so hören wie die Leute damals in der Synagoge. Aber wir können trotzdem zu Jesus gehen.
Wo finden wir Jesus
In jeder katholischen Kirche ist ein Tabernakel und wir wissen, dass Jesus wirklich ganz gegenwärtig ist in der Hostie, sicher verborgen im Tabernakel. Und wenn wir in die Kirche gehen und dort eine Weile vor dem Tabernakel verweilen, dann sind wir bei Jesus. Jesus bittet uns heute, dass wir zu ihm kommen. Er möchte uns ein Geschenk machen. Er möchte unserer Seele und unserem Körper Ruhe verschaffen.
Darf jeder kommen
Niemand braucht Angst haben, dass er zu klein, zu unwürdig ist für diese Begegnung. Niemand braucht Sorge haben, dass seine Kraft und Fähigkeiten nicht ausreichen werden, um diese Ruhe zu erringen. Wir müssen überhaupt nichts tun oder mitbringen. Die Ruhe, die Jesus schenkt, ist ein Geschenk - gratis.
Einfach mal ausprobieren
Vielleicht kostet es am Anfang etwas Überwindung, sich die Zeit für einen Besuch in der Kirche einzuplanen. Aber nach und nach wird es dann zur Gewohnheit und man wird merken, dass dies wirklich der Ort ist, an dem die Seele und der Körper zur Ruhe kommen können.
Die Welt ist laut und voller Unruhe
Sobald ich mein Pfarrhaus verlasse, erschlägt mich der Lärm der vielen LKWs und Autos, die täglich an meinem Pfarrhaus vorbeifahren. Manchmal muss ich lange warten, um die Strasse überqueren zu können, um in die gegenüberliegende Kirche zu kommen. Öffne ich dort aber die Tür, dann trete ich ein in eine andere Welt, in eine andere Atmosphäre. In der Kirche ist es nicht nur äußerlich ruhiger, sondern es ist auch der Ort, an dem ich wirklich zur Ruhe kommen kann.
Jesus sagt: Komm zu mir. Ich möchte mir jeden Tag Zeit nehmen und gehen und kommen.
Betrachtung: Nehmt mein Joch auf euch.
Wie würde es denn den Ochsen und Pferden gehen, wenn sie einen schweren Wagen ziehen sollten, ohne ein Joch zu haben. Die Stricke würden ihnen schmerzliche Wunden ins Fleisch schneiden, vielleicht wären sie auch gar nicht in der Lage, ihre Last zu ziehen. Zum Glück haben sie ein Joch für das Arbeiten, denn es erleichtert die Arbeit ungemein.
Genauso ist es mit dem Joch, das Christus seinen Gefolgsleuten auferlegt. Es erleichtert die Arbeit. Aber von welcher Art ist denn das Joch, das Jesus uns anbietet?
Ich denke, dass es nicht ein bestimmtes Joch ist, sondern dass Jesus uns empfiehlt, das Joch auf eine besondere Art und Weise zu tragen, nämlich so, wie er selbst es getragen hat. Jesus sagt: Lernt von mir. Seht, wie ich dies Joch trage und tragt es ebenso. „Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Das also ist die Art und Weise, wie Jesus sein Joch trägt, mit Güte und Demut.
Das Joch, das mir täglich aufgelegt wird, die tägliche Arbeit, Mühe und Sorge kann ich oft nicht aussuchen oder beeinflussen, es wird mir einfach aufgelegt. Aber immer kann ich versuchen, dieses Joch, diese Arbeit mit Güte und Demut zu tragen – so wie Jesus. Die tägliche Arbeit muss ich ja ohnehin tun. Trage ich das Joch mit Güte und Demut – immer im Blick auf Jesus, dann ist es leichter, Ruhe für die Seele zu finden.
Betrachtung: Kommt alle zu mir
Um zu Jesus zu kommen, muss ich aber wissen wo er ist, an welchem Ort er auf mich wartet. Nun, das ist ganz einfach zu beantworten. Jesus wartet auf mich im Tabernakel. Jesus wartet auf mich im Beichtstuhl. Jesus wartet auf mich verborgen in der Hostie auf dem Altar. Jesus wartet auf mich in der Gebetsecke meiner Wohnung. Vor allem jetzt im Advent lädt uns Jesus ein ihn zu besuchen. Es tut mir gut, wenn ich immer wieder die Arbeit unterbrechen darf, um zu Jesus zu gehen. Dies ist dann keine produktive Zeit im Sinne der Welt, aber es sind fruchtbare Momente in der Gegenwart Jesu.
Nehmt mein Joch auf euch.
Das Joch ist für die Arbeit dar. Ich kann nicht den ganzen Tag in der Kirche sitzen, ich muss auch Hände und Füße regen und an die Arbeit gehen. Ich muss das Joch auf mich nehmen, denn mein Leben ist nicht da zum Selbstzweck. Jesus will mir nicht eine Ruhe schenken, damit ich schön und still und ruhig durchs Leben gehen kann, sondern damit ich ruhig und gelassen meine tägliche Arbeit verrichte.
Das tägliche Joch
Die tägliche Arbeit muss ich ja sowieso tun, das tägliche Kreuz muss ich sowieso schultern. Wenn ich darüber nur murre und dagegen ankämpfe, dann werde ich verzweifeln. Wenn ich dagegen mit dem Segen Gottes meine tägliche Last annehmen kann, dann werde ich in innerer Ruhe alles tragen können, was er mir auferlegt.
Mt 12, 1-8 15. Woche, Freitag
In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen; Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat
Betrachtung: Die Pharisäer sagten zu ihm.
Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen – so haben wir es gestern im Evangelium gehört. Heute sehen wir, dass die Apostel bei Jesus sind. Sie müssen sich keine Katechese anhören, sie müssen nichts berichten, die Leute bedrängen sie nicht. Sie gehen mit Jesus durch die Kornfelder spazieren und genießen die Ruhe. Das ändert sich jedoch von einer Sekunde auf die andere. Die Pharisäer eilen herbei, denn sie haben endlich einen Grund zur Anklage gefunden. Sie kommen herzu und sagen nur einen einzigen Satz und mit der Ruhe ist es vorbei.
Manchmal geht es mir auch so und eine Kleinigkeit, ein Blick, ein einziger Satz ... bringt mich durcheinander und ich merke, wie Puls und Blutdruck steigt. Ich muss mich noch mehr mühen, um in solchen Momenten meinen inneren Blick auf Jesus nicht zu verlieren. Das Johannesevangelium spricht oft vom „bleiben beim Herrn“.
Ja, darin besteht die hohe Kunst der Nachfolge. Bei Jesus bleiben auch dann, wenn anderes und andere mich von ihm abbringen und aus der Bahn werfen möchten.
Betrachtung
Ich frage mich, warum uns die Bibel diese Begebenheit überhaupt überliefert hat. Dass die Jünger am Sabbat im Vorübergehen Ähren abreißen, scheint mir eine Kleinigkeit zu sein und dass die Pharisäer aus einer Mücke einen Elefanten machen, das ist uns ja bereits bekannt.
Folgender Gedanke kommt mir bei der Betrachtung dieses Evangeliums in den Sinn:
Die Jünger provozieren
Die Jünger müssen doch bemerkt haben, dass sie von den Pharisäern beobachtet werden. Haben die Jünger absichtlich, um die Pharisäer zu provozieren, die Ähren abgerissen, mit den Händen zerrieben und dann gegessen? Hatten die Jünger eine Lust zur Provokation und könnte es sein, dass die Jünger die Pharisäer herausforderten, weil diese sich selbst nicht an die Sabbatgebote hielten?
Der Sabbatweg
In Ex 16,29 erfahren wir, dass niemand am Sabbat das Lager, das Dorf verlassen durfte. Nach Num 35, 4+5 wurde zum Wohnort damals noch ein Umkreis von 2000 Ellen gerechnet. Ein Jude durfte also an einem Sabbat nicht mehr als 800-1000 m (der sogenannte Sabbatweg) zu Fuß gehen.
Sind die Pharisäer zu weit gegangen?
Wenn die Pharisäer aber die Jünger und Jesus auf dem Feld beobachtet haben, dann müssen sie auch in der Nähe dieser Gruppe gewesen sein. Haben sich die Pharisäer zu weit von ihrem Zuhause entfernt? Für gesetzestreue Juden war es nämlich verboten, sich so weit von ihrem Zuhause und seinem Umfeld wegzubegeben. Sie konnten zur Synagoge gehen und auch wieder zurück. Sie durften sich in einem engen Umkreis, der klar definiert war, bewegen. Aber durften sie den weiten Weg zum Kornfeld gehen? Dann hätten die Pharisäer nämlich selbst ein noch wichtigeres Sabbatgebot gebrochen.
Für mich und für dich
Damit würde diese Geschichte auch eine Problematik thematisieren, die sich unter Umständen auch in meinem eigenen Leben finden lässt. Kreide ich meinen Mitmenschen kleinste Vergehen an, nehme es jedoch mit meinen eigenen Vorgaben selbst nicht so genau?
Sehe ich (um ein anderes Bild aufzugreifen) den Splitter im Auge der An-deren, aber den Balken im eigenen Auge nicht?
Mt 12, 14-21 15. Woche, Samstag
In jener Zeit fassten die Pharisäer den Beschluss, Jesus umzubringen. Als Jesus das erfuhr, ging er von dort weg. Viele folgten ihm, und er heilte alle Kranken. Aber er verbot ihnen, in der Öffentlichkeit von ihm zu reden. Auf diese Weise sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Seht, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, mein Geliebter, an dem ich Gefallen gefunden habe. Ich werde meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern das Recht verkünden. Er wird nicht zanken und nicht schreien, und man wird seine Stimme nicht auf den Straßen hören. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat. Und auf seinen Namen werden die Völker ihre Hoffnung setzen.
Betrachtung: Jesus ging weg.
Jesus wird gespürt haben, was die Pharisäer über ihn denken und mit ihm vorhaben. Interessant ist seine Reaktion. Er argumentierte nicht, er verteidigte sich nicht, er wehrte sich nicht. Er schrie nicht und er zankte sich nicht mit seinen Gegnern herum. Er ging einfach weg. Das ist nicht die schlechteste Taktik. Toll, wie Matthäus sofort die Brücke zum Alten Testament schlägt. Er kennt sich gut aus in den Propheten und so kann er gleich jene Stelle aus Jesaja zitieren. Zwei Dinge kann ich aus dem heutigen Evangelium lernen.
Nicht schreien und zanken, sondern einfach gehen – fortgehen. Im Alten Testament lesen und lernen, wie die Schriften im Licht des Neuen Testamentes zu deuten sind.
Betrachtung
Der Knecht Jesus
Der Heiland, der Messias, wird nicht lärmen und streiten und er wird nicht laut auf den Straßen diskutieren. Das wunderbare Bild, welches das Evangelium von Jesus zeichnet, gibt auch Wegweisung für das eigene Leben.
Aber er verbot ihnen, in der Öffentlichkeit von ihm zu reden.
Auf jede Rede gibt es eine Gegenrede, auf jedes Argument ein Gegenargument. Manche haben ein „aber“ schon auf der Zunge, bevor der Gesprächspartner seinen Satz auch nur beendet hat. Die Jünger sollen nicht viel von Jesus reden, aber ihr Leben soll davon sprechen und Zeugnis geben, dass sie einem Größeren dienen. Nicht Worte sollen überzeugen, sondern ein gelebtes Glaubensleben soll ansprechen und auf Jesus hinweisen.
Er wird nicht zanken und nicht schreien, und man wird seine Stimme nicht auf den Straßen hören.
In unseren Tagen wird viel, zu viel geredet, diskutiert und gestritten. Ich glaube, die Menschen brauchen heute nicht viele Worte. Die Menschen brauchen Beispiele, Vorbilder. Und vor allem wir Christen müssen mehr durch unser Leben reden als durch viele Worte.
Man sollte unsere Stimmen nicht laut auf den Straßen hören, aber unsere gute Tat am Mitmenschen deutlich sehen. Wir sollen den Menschen zeigen, wie man lebt, liebt und an Jesus glaubt. Unsere Worte müssen deshalb keine heiße Luft sein, aber sie sollten von Herzen kommen. Mutter Teresa hat gesagt: „Es geht nicht um das, was wir tun oder wie viel wir tun. Sondern darum, wie viel Liebe wir in das Tun legen.“
Sein Weg soll mein Weg sein.
Ich möchte noch mehr versuchen den Weg, den Gott für mich vorgezeichnet hat, still und unaufgeregt zu gehen. Ich möchte nicht eigene Ziele und Wünsche verfolgen, sondern allein dem Willen des Vaters gehorchen und bescheiden, aber doch bewusst; demütig, aber doch sicheren Schrittes meinen Auftrag erfüllen.
Mt 12, 38-42 16. Woche Montag,
In jener Zeit sagten einige Schriftgelehrte und Pharisäer zu Jesus: Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen. Er antwortete ihnen Diese böse und treulose Generation fordert ein Zeichen, aber es wird ihr kein anderes gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Innern der Erde sein. Die Männer von Ninive werden beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt. Hier aber ist einer, der mehr ist als Jona. Die Königin des Südens wird beim Gericht gegen diese Generation auftreten und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören. Hier aber ist einer, der mehr ist als Salomo.
Betrachtung: Mehr als Salomo
Nicht alles ist gleich, obwohl wir in unserer Zeit alles einebnen und gleichmachen wollen. Es scheint, als ob es keine Unterschiede mehr geben darf bis hin zur unseligen Genderdiskussion, die keine Unterschiede in den Geschlechtern duldet. Aber heute geht es im Evangelium um Jesus. Er ist mehr als Salomo, er ist mehr als Buddha und Mohammed, er ist mehr als du und ich. Er ist der HERR, der Messias, er ist unser Gott.
Da ist die Bibel. Sie ist mehr als ein Märchenbuch, mehr als ein Roman, mehr als eine antike Lektüre. Die Bibel ist ein heiliges Buch. Die Bibel ist viel mehr, denn sie ist Gottes Wort, das mir etwas zu sagen hat für mein Leben.
Da ist die Gemeinschaft der Kirche. Sie ist mehr als eine Zusammenkunft von religiösen Menschen, mehr als ein Verein mit einer sozialen Ader, mehr als eine NGO. Die Kirche ist viel mehr. Sie ist der Leib des Herrn und wir sind die Glieder, unlösbar miteinander durch das Band der Liebe verbunden, auch wenn es manchmal nicht danach aussieht.
Da sind die Sakramente. Sie sind mehr als eine Zeremonie, eine religiöse Feier, ein schönes Fest. Die Sakramente sind viel mehr. Sie sind eine Begegnung mit dem Herrn, mit Jesus.
Da ist noch mehr, noch so viel mehr am katholischen Glauben, das ich noch entdecken darf. Darauf kann ich mich nur freuen.
Betrachtung
Die Männer von Ninive haben sich damals bekehrt, ohne dass Jona ein Wunder bei ihnen gewirkt hatte. Auch Salomon hat der Königin des Südens, Königin Saba, kein einziges Wunder verrichtet und doch hat sie seine Weisheit angenommen. Die Predigt des Jona und die Weisheit des Salomo waren ausreichend, um die Heiden zur Buße und zur Umkehr zu bewegen.
Wie viele Wunder hat Jesus bereits bei den Juden gewirkt und wie oft hat er schon zu ihnen gepredigt und dennoch weigerten sie sich hartnäckig zu glauben.
Sie wollten einfach nicht glauben.
Warum nur weigerten sich die Juden, Jesus als den Messias anzuerkennen? Waren die Wunder Jesu nicht groß genug? Waren seine Predigten nicht klug genug?
Es gibt eigentlich nur eine einzige Antwort. Sie wollten nicht! Sie wollten einfach nicht auf die Gedanken Gottes eingehen. Sie weisen ihn immer und immer wieder zurück und dies wird Ihnen dann schließlich zum Gericht.
Schauen wir in das eigene Herz
Bleiben wir aber nicht in der Vergangenheit stehen, sondern blicken wir kurz ins eigene Herz hinein.
Warum lesen wir nicht jeden Tag in der Bibel, um Jesu Wort tiefer kennenzulernen?
Warum gehen wir nicht einmal im Monat zur Beichte und das Geschenk der Lossprechung zu empfangen? Warum eilen wir beim Läuten der Glocken nicht sofort zum Gottesdienst, um mit den Brüdern und Schwestern Eucharistie zu feiern?
Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir auch von uns sagen: Wir wollen nicht.
Mt 12, 46-50 16. Woche, Dienstag
In jener Zeit, als Jesus mit den Leuten redete, standen seine Mutter und seine Brüder vor dem Haus und wollten mit ihm sprechen. Da sagte jemand zu ihm Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir sprechen. Dem, der ihm das gesagt hatte, erwiderte er: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er streckte die Hand über seine Jünger aus und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.
Betrachtung: Das sind meine Mutter und meine Brüder.
Ich stelle mir vor, dass Maria diese Worte damals verstanden hat. Sie wusste um das tiefe Band, das alle vereinigt, die zu Christus gehören. Sie wusste darum, dass wir eine Familie bilden. Maria war nicht beleidigt oder eifersüchtig. In Gegenteil. Ich stelle mir vor, dass damals alle auf Maria geschaut und auf eine Reaktion von ihr gewartet haben. Aber Maria hat nicht widersprochen, Maria mag zu den Worten Jesu durch ein Nicken, ein Lächeln, eine Geste ihre Zustimmung gegeben haben. Sie hat akzeptiert, dass Jesu auch all die anderen in die größere Gemeinschaft der Glaubenden mit hineinnehmen wollte. Heute ist es nicht anders. Maria freut sich über jeden Einzelnen, der in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird. Wer zur Kirche gehört, gehört zu einer einzigen Familie.
Dass wir dies in unseren Gemeinden oft genug nicht erfahren, ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir alle, die wir getauft sind, jenem mystischen Leib angehören, der die Kirche bildet.
Betrachtung
Dass mit den im Evangelium erwähnten Brüdern nicht die leiblichen Brüder Jesu gemeint sein können, habe ich verschiedentlich schon dargelegt. Wie weit der Begriff Mutter und Brüder zu fassen ist, sieht man auch daran, dass Jesus mit einer schlichten Handbewegung auf seine Jünger zeigt und sie ebenfalls zu seinen Müttern und zu seinen Brüdern hinzuzählt. Jesus bekennt sich zu einer neuen Familie, die schon rings um ihn versammelt ist.
Wie ging es Maria
Ich glaube nicht, dass Maria dies als eine Zurücksetzung, als eine Abweisung empfunden hat. Ich stelle mir vor, dass Jesus seiner Mutter Maria in der stillen Zeit von Nazaret seine Gedanken und seine Pläne bereits offenbart hatte. Ich stelle mir vor, dass Maria schon lange darauf gewartet hat, dass Jesus endlich damit beginnt, die neue Familie um sich herum zu scharen. Ich stelle mir vor, dass Maria voller Hoffnung diesem Zeitpunkt entgegenging, dass Jesus die neue Familie, die künftige Kirche um sich herum versammelt.
Heute war es nun so weit. Maria war nicht traurig oder eingeschnappt oder enttäuscht. Sicher betete sie im Stillen das Magnificat „… Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten …“ Im heutigen Evangelium beginnt Jesus machtvoll die neue Gemeinschaft der Christen um sich zu sammeln und zu formen.
Gemeinschaft heute
Eine wichtige Aufgabe für die Katholiken unserer Zeit sehe ich darin, dass wir eine erfahrbare Gemeinschaft bilden. Die Gemeinschaft, die wir haben, wenn wir zur Feier der Eucharistie zusammenkommen, ist wichtig, genügt aber auf Zukunft nicht, um eine stabile Glaubensgemeinschaft zu formen. So wie die Mitglieder einer ganz natürlichen Familie sich regelmäßig treffen, um miteinander zu plaudern, zu grillen, spazieren zu gehen, usw., so sollten auch wir Katholiken uns zwecklos treffen, damit wir spüren und erfahren: Wir sind nicht alleine, wir gehören zusammen und bilden eine Familie.
In Arbeit
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