Matthäusevangelium

Matthöus der ehemalige Zöllner überliefert uns mit 28 Kapitel das längste aller 4 Evangelien.

  • Mt 1

    Mt 1, 1-17 Advent, 17. Dezember  

    Stammbaum Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham war der Vater von Isaak, Isaak von Jakob, Jakob von Juda und seinen Brüdern. Juda war der Vater von Perez und Serach; ihre Mutter war Tamar. Perez war der Vater von Hezron, Hezron von Aram, Aram von Amminadab, Amminadab von Nachschon, Nachschon von Salmon. Salmon war der Vater von Boas; dessen Mutter war Rahab. Boas war der Vater von Obed; dessen Mutter war Rut. Obed war der Vater von Isai, Isai der Vater des Königs David. David war der Vater von Salomo, dessen Mutter die Frau des Urija war. Salomo war der Vater von Rehabeam, Rehabeam von Abija, Abija von Asa, Asa von Joschafat, Joschafat von Joram, Joram von Usija. Usija war der Vater von Jotam, Jotam von Ahas, Ahas von Hiskija, Hiskija von Manasse, Manasse von Amos, Amos von Joschija. Joschija war der Vater von Jojachin und seinen Brüdern; das war zur Zeit der Babylonischen Gefangenschaft. Nach der Babylonischen Gefangenschaft war Jojachin der Vater von Schealtiël, Schealtiël von Serubbabel, Serubbabel von Abihud, Abihud von Eljakim, Eljakim von Azor. Azor war der Vater von Zadok, Zadok von Achim, Achim von Eliud, Eliud von Eleasar, Eleasar von Mattan, Mattan von Jakob. Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird. Im ganzen sind es also von Abraham bis David vierzehn Generationen, von David bis zur Babylonischen Gefangenschaft vierzehn Generationen und von der Babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn Generationen.


    Betrachtung: Stammbaum Jesu Christi.

    Wir haben immer wieder im Pfarrbüro Anfragen von Menschen, die einen Stammbaum ihrer Familie anfertigen möchten. Man möchte etwas erfahren über die Vorfahren und man freut sich dann, wenn man möglichst weit in den Jahrhunderten zurückkommt. Man möchte wissen, auf welchem Grund man steht, wer zur Familie gehörte.

    Der Stammbaum Josefs, das Geschlecht Josefs, geht zurück bis zum König David ins Jahr 1000 v. Chr. Sie wissen ja, was der David für einer war. Weil er eine Frau begehrte, schickte er deren Mann an die Front, damit er in der Schlacht umkommt und er die Frau zu sich nehmen konnte. Solche Sachen hat der gemacht. Wenn man die Namen dieser 28 Generationen von David bis Josef durchgeht, kann man hier und da schon erschrecken. Das war zum Teil schon eine Bande. Nehmen sie nur den Enkel von David – Rehabeam. Weil er das Volk ausbeutete, kam es zum Aufstand und zur Reichsteilung. Ein machthungriger und selbstherrlicher Kerl. Oder auch Ahas und Manasse. Auch zwei aus dem Geschlecht des David. Sie führten fremde Kulte ein und opferten sogar ihre Söhne den Götzen – furchtbar. Josef hätte sich eigentlich schämen müssen, solche Vorfahren in seinem Stammbaum zu haben.

    Aber die Schrift weist ausdrücklich darauf hin. Josef stammt aus dem Geschlecht Davids. Es war nicht immer alles gut bei den Menschen, von denen die Bibel berichtet. Auch bei den Vorfahren des Heiligen Josef gab es solche und solche.  Hand aufs Herz liebe Leser, wer von uns kann schon sagen, dass er eine ganz blütenreine Weste hat.



    Mt 1, 18-24 Advent, 18. Dezember


    Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete - durch das Wirken des Heiligen Geistes. Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.


    Betrachtung: Die Jungfrau wird ein Kind empfangen.

    Jesaja, der große Prophet, hatte die Vision eines großen Zeichens. „Eine Jungfrau wird ein Kind empfangen, dem soll sie den Namen Immanuel geben“ (Jes 7, 14). Aber, so frage ich mich, was wäre es denn für ein großes Zeichen, wenn eine junge Frau ein Kind bekäme? Das kommt doch fast im Minutentakt auf dieser Welt vor. 

    Darum ist es richtig, wenn man übersetzt mit „Jungfrau“ und nicht mit „junge Frau“.


  • Mt 2

    Mt 2, 13–18 Weihnachten, 28. Dezember

    Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter  nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremía gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr.


    Betrachtung: Rahel weinte um ihre Kinder.

    Schon eine schnelle Internetrecherche führt zu einer Zahl von 40 Millionen bis 50 Millionen Kinder weltweit, die nicht leben dürfen, weil sie im Mutterleib getötet wurden – jedes Jahr! In Deutschland sind es jedes Jahr 100.000 Kinder, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht leben dürfen. Sie können also selbst ausrechnen, wie viele Kinder sterben müssen, während Sie diese Zeilen lesen, vermutlich werden sie dann aber erschrecken. Eigentlich müsste der Schutz ungeborener Kinder absolutes Topthema sein. Vor unseren Augen geschieht ein großes Unrecht, das derzeit an menschlichem Leben verübt wird. Es übersteigt bei Weitem alle andere Todesarten. Damals war ein Geschrei in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen, als die Kinder unter Herodes sterben mussten. 

    Heute hat sich die Situation gewandelt. Lautes Geschrei ertönt gegen jene, die sich gegen Abtreibung und Tötung unschuldigen Lebens stellen. Wer dies nicht glaubt, soll einmal beim „Marsch für das Leben“ in Berlin mitgehen. 

    Die Filme „Unplanned - Was sie sah, änderte alles“, oder „der Stumme Schrei“ kann ich nur empfehlen. 


  • Mt 3

    In Arbeitz

  • Mt 4

    Mt 4, 12-17.23-25 Weihnachten, 7. Januar

    In jener Zeit, als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, zog er sich nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret, um in Kafarnaum zu wohnen, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naftali. Denn es sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Das Land Sebulon und das Land Naftali, die Straße am Meer, das Gebiet jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa:das Volk, das im Dunkel lebte, hat ein helles Licht gesehen; denen, die im Schattenreich des Todes wohnten, ist ein Licht erschienen. Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er zog in ganz Galiläa umher, lehrte in den Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich und heilte im Volk alle Krankheiten und Leiden. Und sein Ruf verbreitete sich in ganz Syrien. Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle. Scharen von Menschen aus Galiläa, der Dekapolis, aus Jerusalem und Judäa und aus dem Gebiet jenseits des Jordan folgten ihm.


    Betrachtung: Er zog in ganz Galiläa umher.

    Jesus zog in ganz Galiläa umher. Ist das nicht auch ein Modell für eine künftige Pastoral in unserer Diözese - umherziehen und das Evangelium verkünden? Einmal hier und morgen wieder an einem anderen Ort - warum nicht? Wir sind es nur seit Jahrzehnten gewohnt, dass eine Pfarrei / Seelsorgeeinheit für viele Jahre einen eigenen Pfarrer hat, aber das muss nicht für alle Ewigkeit so bleiben. Wir sind das eben gewöhnt. Wir hängen aber oft zu sehr an Strukturen und gewöhnen uns nur sehr schwer an Neues. Eigentlich müsste man, bevor man eine Strukturreform angeht, erst einmal ein ganzes Jahr lang die Hände falten, beten und Gott nach dem Weg in die Zukunft fragen. Wir müssten tiefer sehen und hinter all den Veränderungen unserer Zeit auch Gottes Führung und Planung sehen. 

    Vielleicht möchte uns Gott in eine ganz neue Art der Pastoral und Seelsorge hineinführen, an die wir noch gar nicht gedacht haben. 

    Strukturen sind hilfreich, aber wenn die Struktur und die Organisation und das Geld noch das einzige ist, was eine Pfarrei / Seelsorgeeinheit / Diözese noch hat, dann sollte man sich nicht scheuen, nach neuen Formen der Verkündigung zu suchen – aber von Gott her und nicht vom Schreibtisch her. 


  • Mt 5

    Mt 5, 1-12 10. Woche, Montag

    In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.


    Betrachtung: Wem gilt die Bergpredigt?

    In den kommenden drei Wochen lesen und hören wir an den Werktagen Stück für Stück aus der Bergpredigt. Wem gilt die Bergpredigt, die uns Matthäus in den Kapitel 5-7 überliefert hat? Zunächst ist zu sagen: Jesus spricht zum Volk der Juden, zum Volk Gottes. Der Adressat der Bergpredigt ist Israel und nicht die Heiden. Das Volk Israel (und damit auch die Kirche, in der wir heute leben), ist aufgefordert, die Bergpredigt zu leben und das bedeutet unbedingte Vergebungsbereitschaft, radikale Nachfolge, absolute Gewaltlosigkeit …. 

    Dann gilt aber weiter: Wenn wir Christen untereinander die Bergpredigt leben, dann werden wir Licht auf dem Berg und Salz der Erde sein. Dann werden die Heiden sich vom Christentum angezogen fühlen und ganz von selbst sich für das Christentum interessieren. 

    Wem also gilt die Bergpredigt? Den Christen – natürlich, aber dann vor allem auch Dir und mir.



    Mt 5, 13-16 10. Woche, Dienstag

    Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.


    Betrachtung: Salz der Erde und Licht auf dem Leuchter

    Die Art und Weise, wie die Christen das Salz der Erde und Licht auf dem Leuchter sein sollen, wird erst in den folgenden Versen der Bergpredigt deutlich.

    Mt 5,24 - versöhne dich 

    Mt 5,25 - schließe ohne Zögern Frieden 

    Mt 5,32 - entlasse deine Frau nicht 

    Mt 5,39 - halte auch die rechte Wange hin 

    Mt 5,42 - wer dich bittet, dem gib 

    Mt 5,44 - liebe deinen Feind 


    Betrachtung

    Jesus fordert eine völlig andere Art des miteinander Umgehens, als sie sonst in der Gesellschaft üblich ist. Die Christen sollen eine Kontrastgesellschaft in der Welt bilden. Wenn sie das tun, dann sind sie das Salzkörnlein, das die Würze bringt, dann sind sie das Licht, das auch denen leuchtet und den Weg zeigt, die nicht zur Gemeinschaft der Glaubenden gehören.

    Wer auf Gottes Botschaft hört, lässt das Alte hinter sich - er versucht es wenigsten immer wieder und mit ganzer Kraft.



    Mt 5, 17-19 10. Woche, Mittwoch

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.


    Betrachtung: Ich bin gekommen, um zu erfüllen.

    Wenn wir diese Stelle nicht im Großen und Ganzen der Bergpredigt sehen, dann verstehen wir Jesus nicht. Jesus erscheint im Evangelium fast als ein Freund der Pharisäer, denn sie waren ja diejenigen, die das Gesetz bis ins Kleinste erfüllten. Und nun fordert Jesus dasselbe? Das ist undenkbar, denn ein buchstäbliches Festhalten an den kleinsten Gesetzesvorschriften wäre genau das Gegenteil von dem, was Jesus in den Seligpreisungen und dann auch während der ganzen Bergpredigt fordert. 

    Jesus spricht davon, dass er gekommen ist, um das Gesetz zu erfüllen. Deutlich wird dies am Gebot der Feindesliebe. Nicht mehr Auge um Auge, sondern ab jetzt gilt: Liebe auch deine Feinde. Nur auf diese Weise werden das Gesetz und die Propheten bis auf den kleinsten Buchstaben hin befolgt. 

    Wer meint, dass dies zu radikal ist, der hat zweifelsohne recht. Es ist so radikal, dass man fast davor zurückschreckt. Aber es gibt keinen anderen Weg.


    Betrachtung: Die Erfüllung des Gesetzes.

    Das Evangelium ist eine harte Nuss. Jesus erscheint in dem, was er sagt und fordert, geradezu als ein Freund der Pharisäer, denn sie waren ja diejenigen, die das Gesetz bis ins Kleinste hin erfüllten. Und nun fordert der Herr dasselbe. Aber wenn wir in das Leben Jesu hineinschauen, dann sehen wir, dass sich Jesus nicht an die Gebote der Pharisäer hielt. Er hielt sich nicht an das Sabbatgebot (Mt 12,1 - 14; Mk 2,23 - 28; Lk 6,1 - 5; 13,10 - 17; 14,1 - 5; Joh 5,9-16; 9,14-16). Jesus übertrat die Fastengebote: (Mt 9,14f; Mk 2,18 - 20; Lk 5,33). Jesus verstieß gegen die Reinigungsvorschriften: (Mt 15,1 - 20; Mk 7,1 - 23).

    Wenn Jesus nun das Gesetz übertritt, worin besteht dann aber die Erfüllung des Gesetzes? Ich denke, Sie kennen die Antwort! Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe. Diese für uns Christen selbstverständliche Aussage wird erst in den folgenden Versen bei Matthäus 5,21-48 weiter erläutert. Dort liest man etwas über den Ehebruch, über das Töten, über Schimpfwörter, über das Schwören und über das Geben im Verborgenen. Ich sehe ein, warum man diese Gebote bis ins Kleinste befolgen sollte.



    Mt 5, 20-26 10. Woche, Donnerstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt Du Dummkopf, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt Du gottloser Narr, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein. Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen, und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben, und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast


    Betrachtung: Wenn eure Gerechtigkeit nicht größer ist

    Die größere Gerechtigkeit erläutert Jesus an drei Beispielen.

    1. nicht töten

    2. nicht zürnen

    3. andere nicht einen „gottlosen Narren“ nennen.


    Wieder mag ich Fritz Rienecker zitieren. „Aus all dem Gesagten geht für die Mitglieder der Gemeinde Jesu hervor, dass ein jeder Einzelne immer und immer wieder auf das Verhältnis zum Mitmenschen peinlich genau zu achten hat. Wie stehe ich zu meinem Bruder, zu meiner Schwester? Wie steht er oder sie zu mir? Sobald der eine dem anderen gegenüber Bitterkeit im Herzen hat oder Neid, Hass, Missgunst, Schadenfreude oder dem anderen etwas nachträgt, einer dem anderen in Erregtheit ein hartes Wort an den Kopf wirft, dann ist das Mord. 

    Jedes verärgert sein, das im Herzen weiterfrisst, ist Mord am Bruder und an der Schwester. 


    Betrachtung: Du Dummkopf

    Wer meint, ein Fasten bei Wasser und Brot sei schwer, der sollte sich die heutige Bibelstelle (und die von morgen) einmal zu Herzen nehmen und in die Praxis umsetzen. Wenn Sie bisher gemeint haben, dass Sie im Glauben bereits weit vorangeschritten sind, dann zeigt Ihnen das heutige Evangelium, wo Sie wirklich stehen, nämlich erst ganz am Anfang.

    Eigentlich erklärt sich Mt 5, 20-26 von selbst, ich brauche hierzu nichts mehr zu schreiben. Das, was Jesu sagt, verstehen Sie auch ohne einen Kommentar. Die Theorie ist einfach, aber die Umsetzung in die Praxis kostet richtig Kraft. Stimmt's? (Vgl. hierzu auch Donnerstag, 10 Woche Jk)



    Mt 5, 27-32 10. Woche, Freitag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.


    Betrachtung: Reiß dein Auge aus und hau die Hand ab.

    Manche Worte Jesu sind wörtlich zu nehmen, andere nicht. Die Verse 29 und 30 gehören zu jenen Versen, die - Gott sei Dank - bildhaft zu verstehen sind. Aber doch wird hier ganz klar deutlich, dass Jesus verlangt, auf alles zu verzichten, was vom Glauben wegführt und zur Sünde hinführt. 

    Die Schärfe der Formulierung zeigt, wie ernst Jesus den Kampf um die Reinheit meint. So manches, was man in Büchern liest, im Fernseher oder Internet sieht, kann zur Versuchung werden. 

    Da gibt es nur das eine Wort! Wegsehen! Weg damit.



    Mt 5, 33-37 10. Woche, Samstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist Du sollst keinen Meineid schwören, und Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen


    Betrachtung: Schwört überhaupt nicht!

    Warum sollte ein Christ überhaupt schwören? Ein Christ sollte es nicht nötig haben, das, was er sagt, eigens mit einem Schwur zu bekräftigen. Was ein Christ sagt, sollte immer der Wahrheit entsprechen und immer aus einem lauteren Herzen kommen, ohne Hintergedanken. Für den, der die Wahrheit sagt, ist kein Eid notwendig. 

    Die Menschen um uns herum sollten wissen und spüren: Da ist ein Christ, was der sagt, ist lauter, wahr und rein. Auf einen Christen können wir uns verlassen - auch ohne Eid.



    Mt 5, 38-42 11. Woche, Montag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist Auge für Auge und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm. Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab


    Betrachtung: Halte auch die andere Wange hin!

    Gerhard Lohfink hat gute und tiefe Gedanken.

    „Die besondere Prägnanz erhalten die Aufforderungen des heutigen Evangeliums dadurch, dass sie keine außergewöhnlichen, relativ seltenen Fälle schildern, sondern dass sie dem realen Alltag der Hörer Jesu entnommen sind. Bereits diese Beobachtung spricht sehr deutlich gegen eine Auslegung, die unseren Text rein metaphorisch verstehen möchte. Jesus verbietet tatsächlich das Anwenden von Gewalt, und er ist überzeugt, dass jeder, der sein Wort annimmt, ohne Gegengewalt und Wiedervergeltung leben kann. Aber damit sind wir bei einem wichtigen Thema. 

    Wem gilt das heutige Evangelium? Gilt es der gesamten Menschheit, gilt es einer bestimmten Gruppe oder gilt es dem je Einzelnen? 

    Jesus geht es um die konkrete Praxis, von der er überzeugt ist, dass sie gelebt werden kann - allerdings nur dort, wo eine ganze Gruppe oder ein ganzes Volk an das Reich Gottes glaubt und sich in freiem Konsens den Aufforderungen des Reiches Gottes unterwirft.“ 



    Mt 5, 43-48     11. Woche, Dienstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist


    Betrachtung: Liebt eure Feinde!

    Solange unsere Welt im Ganzen so ist, wie sie ist, kann kein Staat ohne legitimierte Gewalt existieren. Ein Rechtsstaat muss die Gesetzesbefolgung notfalls durch staatliche Gewalt erzwingen. Darum noch einmal die Frage: Wem gilt die Bergpredigt? Sie gilt nur denjenigen, die auf Jesus und seine Botschaft hören, denjenigen, die um des Gottesreiches willen das Alte hinter sich zurücklassen, denjenigen, die in einer neuen Familie wie Brüder und Schwestern zusammenleben möchten. 

    Jesus setzt in allem, was wir gehört haben, Konflikte ja geradezu voraus. Entscheidend ist für ihn, dass diese Konflikte anders ausgetragen werden als in der übrigen Gesellschaft: Nicht, indem Herrschaft durchgesetzt wird, nicht indem Rechte erkämpft werden, sondern im Verzicht auf Gewalt. Die Jünger sind zunächst gemeint, dann aber auch das Volk Israel und heute für uns in besonderer Weise die Kirche, in der wir leben. Die Kirche soll eine Kontrastgesellschaft, eine Gegengesellschaft bilden. In der Kirche soll eine völlig andere Art des Miteinanders herrschen, als sie sonst in der Gesellschaft üblich ist. (Vgl. Gerhard Lohfink)


    Betrachtung: Liebt eure Feinde!

    Ein Pharmaunternehmen vertreibt ein Nahrungsergänzungsmittel mit dem Namen „Doppelherz - die Kraft der zwei Herzen." Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente versprechen ein gesundes Leben bis ins hohe Alter.

    Das Neue Testament hat auch zwei Herzen. Ein Herz schlägt in 1 Joh 4,8 und heißt: „Gott ist die Liebe." Das zweite Herz findet sich in Mt 5, 44 und lautet: "Liebt eure Feinde". Die Liebe ist die Herzmitte der Bibel. Ich denke, da können Sie zustimmen. Dass wir die Liebe leben und die Feinde lieben sollen, ist auch jedem Christen einsichtig, kaum einer wird hier widersprechen.

    Aber vielleicht haben sie gar keine Feinde. OK, dann überlegen Sie einmal, ob es jemanden gibt, der zwar nicht ihr Feind ist, gegen den Sie aber negative Gefühle empfinden, an dem sie sich reiben, an dem Sie sich schwertun. Wenn sie in Ihrem Umfeld auch hierzu niemanden finden, dann kommt der dritte Schritt. Überlegen Sie nun, ob es jemand gibt, der gegen Sie negative Gefühle empfindet und sich an Ihnen reibt. Gibt es jemand, der sich mit Ihnen schwertut?

    Gott lieben — die Feinde lieben. Die Latte liegt sehr hoch, aber es gibt keinen anderen Weg. (Vgl. hierzu auch Dienstag, 11. Woche)


  • Mt 6

    Mt 6, 1–6. Aschermittwoch

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zu tun, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, posaune es nicht vor dir her, wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um von den Leuten gelobt zu werden! Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit dein Almosen im Verborgenen bleibt; und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler! Sie stellen sich beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken, damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Tür zu; dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist! Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. 


    Betrachtung: Lohn von eurem Vater im Himmel

    Der Ausdruck „Lohn“ kommt in diesen wenigen Versen viermal vor. Aber es wird unterschieden: Da ist der Lohn, den der Vater gibt und der Lohn, den die Welt gibt. Der Lohn der Welt ist der lohnende Beifall und das anerkennende Klopfen auf die Schulter. Sie loben, weil man spendet, weil man viel betet, weil man streng fastet. Was ist aber der Lohn Gottes? 

    Dass ich Christ sein darf, ist bereits ein Lohn. Dass ich zum Vater im Himmel gehören darf, ist bereits mein Lohn. Dass ich ihm, dem Herrn, dienen darf, ist bereits mein Lohn. Dass ich zur katholischen Kirche gehören darf, ist bereits mein Lohn. Dass die Freuden des Himmels bereits auf mich warten, auch das ist schon mein Lohn - und das genügt mir.


    Betrachtung: Almosen geben, beten und fasten.

    Das Evangelium lenkt heute unseren Blick nach außen, nach oben und nach innen. Nach außen wird unser Blick geführt, wenn wir versuchen, die Not um uns herum zu sehen und zu lindern. Nach oben geht unser Denken und Trachten, wenn wir uns im Gebet an Gott wenden und das Fasten richtet den Blick in unser eigenes Inneres. Es ist einleuchtend, warum Jesus auffordert, Menschen in Not zu helfen und sich im Gebet an Gott zu wenden. Aber warum soll ich fasten? Warum soll ich mir allerlei Entsagung auferlegen?

    Die physische Ebene: Wenn man nach westlichen Verhältnissen normal ist, so isst man um ein Drittel mehr, als man nötig hätte. Fasten reduziert Gewicht und reinigt den Körper, das tut gut.

    Die psychologische Ebene: Die Menschen der westlichen Welt haben nicht nur das, was sie benötigen, sie haben sogar zu viel. Wir meinen immer mehr zu benötigen. Wenn ich faste, reduziere ich meinen Konsum und merke am nächsten Tag: Hoppla, ich lebe immer noch. Einfacher leben tut gut.

    Die spirituelle Ebene: Wenn wir fasten, öffnet sich auch der Geist für den Herrn. Wenn wir besser beten wollen, werden wir zu Fasten beginnen müssen. Die physischen und die psychologischen Auswirkungen des Fastens sieht man ein, auch ohne dass man fastet. Die spirituellen Auswirkungen dagegen wird man erst verstehen, wenn man mit dem Fasten beginnt. 

    Versuchen wir einmal am Freitag zu fasten bei Wasser und Brot. 

    Machen Sie mit?



    Mt 6, 7-15 Fastenzeit, 1. Woche Dienstag 

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet. So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.


    Betrachtung: So sollt ihr beten!

    Für das Beten des „Vater unser“ in der Kirche brauchen wir in der Regel 25 Sekunden. Es geht aber auch noch schneller. Ich habe Gemeinden erlebt, in denen das „Vater unser“ so schnell gebetet wird, dass ich kaum mit dem Atmen nachkomme. Vom Hl. Bruder Klaus habe ich einmal gelesen, dass er oft einen ganzen Tag lang gebraucht hat, um auch nur ein einziges „Vater unser“ zu beten. Tief konnte er sich in die einzelnen Gebetsabschnitte hineinversenken. 

    Wie bete ich das „Vater unser“? Betrachtend und langsam oder schaue ich beim Beten auf die Uhr


    Betrachtung: Vater unser

    Was sofort in den Blick fällt, ist der Anfang und das Ende dieses wunderbaren Gebetes. Es beginnt mit dem Wort „Vater" und es endet mit dem Wort „Bösen. Das sind in gewisser Weise auch die beiden Grundpfeiler, die unser Leben bestimmen. Wem folgen wir? Folgen wir Gott oder „dem Bösen?"

    In dieser Bitte ist das Böse nicht etwas rein Gedankliches, es wird eine Person bezeichnet. Der Böse steht Gott entgegen. Der Vater wird zuerst genannt, ihm wollen wir folgen.

    Das Gebet hat 7 Bitten. Die ersten drei Bitten richten sich an Gott; in den folgenden 4 Bitten geht es um den Menschen.

    Das Gebet ist ein Gemeinschaftsgebet. „Vater unser" beten wir. Das bedeutet nicht, dass man das Gebet nicht alleine beten darf. Jesus sagt ja auch ausdrücklich, dass man in seine Kammer gehen soll, um dort zu beten. Aber man kann nicht alleine glauben und man kann sich den Glauben nicht selbst ausdenken. Um zu glauben, bedarf es der Glaubensgemeinschaft, die ich gefunden habe in der katholischen Kirche. Wo zwei oder drei miteinander beten, haben wir die Gewissheit, dass Gott bei uns ist.



    Mt 6, 19-23 11. Woche, Freitag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Das Auge gibt dem Körper Licht. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird dein ganzer Körper hell sein. Wenn aber dein Auge krank ist, dann wird dein ganzer Körper finster sein. Wenn nun das Licht in dir Finsternis ist, wie groß muss dann die Finsternis sein!


    Betrachtung: Sammelt euch Schätze im Himmel!

    Es ist nicht das Geringste daran falsch, reich zu sein und ein gutes, glückliches und gesundes Leben zu führen. Nur darf es nicht dabei bleiben. Man kann viel besitzen und doch innerlich frei sein. Man kann wenig sein Eigen nennen und doch am Mammon festhalten. 

    Doch Vorsicht: Jesus spricht vom gesunden und vom kranken Auge. Die Zaubermacht des Mammons ist sehr groß, sodass das Auge gerne daran haften bleibt und nicht mehr offen ist für die Not um uns her. 

    Denken wir nur daran, dass wir in der Verwaltung unseres irdischen Vermögens auch an jene denken müssen, die in Not und Elend geraten sind. 



    Mt 6, 24-34 11. Woche, Samstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon. Deswegen sage ich euch Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage


    Betrachtung: Seht euch die Vögel des Himmels an!

    Vor meinem Arbeitszimmer steht ein prächtiger Kirschbaum und es ist eine Freude den Vögeln zuzusehen, wie sie zu trillern und zu pfeifen beginnen, sobald die Sonne aufgeht. Unermüdlich schaffen sie dann den ganzen Tag über die Nahrung für den Nachwuchs heran. Die Vögel dürfen nicht faul auf dem Baum sitzen, bis Gott ihnen das Futter in den Schnabel wirft. Die Nahrung kommt nicht herbeigeflogen. Die Vögel müssen zum Wurm hinfliegen und auch sonst ausdauernd suchen, was sie brauchen. So soll auch der Mensch fleißig arbeiten und sich täglich um sein Brot mühen. Aber dabei darf er wissen, dass da doch noch einer ist, der sein Leben in den Händen hält. 

    Ich wünsche mir für mein Leben etwas von der Sorglosigkeit der Vögel. Wenn ich gebe, was ich kann an Kraft, Zeit, Talent und auch Geld, dann darf es am Abend genügen und Gott wird seinen Segen dazu geben. 



  • Mt 7

    Mt 7, 1-5 12. Woche, Montag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.


    Betrachtung: Richtet nicht!

    Wir meinen oft, dass wir einen Menschen kennen, wenn wir ihn einige Male aus der Ferne gesehen und gehört haben. Aber wissen wir um seine ganze Lebensgeschichte? Kennen wir das, was ihn beschäftigt, ängstigt und bewegt? Kennen wir seine Herkunft? Ist uns bewusst, welche Kreuze er zu tragen hat und welche Sorgen ihn quälen? Oftmals wissen wir sehr wenig von unseren Mitmenschen, urteilen aber dennoch sehr schnell über sie. 

    Franz von Sales schreibt in seinem Büchlein Philothea: „Du musst immer zugunsten des Nächsten urteilen, soweit es nur möglich ist. Hätte eine Handlung 100 Gesichter, so sollst du das schönste ansehen. Wenn wir auch die Sünde nicht entschuldigen können, so wollen wir doch Mitleid haben und sie der noch am ehesten erträglichen Ursache zuschreiben, wie der Unwissenheit oder Schwäche.“ 

    Das ist ein guter Rat des Heiligen Bischof von Genf und wir sollten ihn beherzigen.



    Mt 7, 6 12. Woche, Dienstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor, denn sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich umwenden und euch zerreißen. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten. Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg dahin ist schmal, und nur wenige finden ihn.


    Betrachtung: Gebt das Heilige nicht den Hunden!

    Das ist ein hartes Wort. Ich würde diese Bilder von den Hunden und den Schweinen in meinen Predigten nicht verwenden, aber Jesus darf dies und ich fühle, dass er recht hat. Ich frage mich, wie wir zum Beispiel umgehen mit den Sakramenten. Wir spenden Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit, auch jenen, die sehr weit weg vom Glauben sind. Das Fest steht im Vordergrund, die Orgel, das Ambiente, das weiße Kleid. In den meisten Fällen wäre es besser, die Sakramente nicht zu spenden, sondern ein Jahr des Glaubens anzubieten, in welchem die Leute lernen, was es bedeutet, an Jesus zu glauben. Vielleicht bin ich auch feige und scheue den Konflikt und so spende ich trotzdem die Sakramente - auch an Menschen ohne Glauben. 

    Ein Umdenken ist hier jedoch mehr als dringend erforderlich.



    Mt 7, 7-12 Fastenzeit, 1. Woche Donnerstag 

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten. Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.


    Betrachtung: Bittet, dann wird euch gegeben.

    Das stimmt doch nicht! Auf unsere Bitten ist oft nur ein Schweigen Gottes zu vernehmen. Das erleben Sie und das erlebe ich und das war die Erfahrung der Großen in der Bibel.

    Moses bittet Gott ohne Erfolg in das gelobte Land einziehen zu dürfen (Dtn, 3, 25ff). Obwohl David betete und streng fastete, starb sein Sohn (2 Sam 12, 16ff). Paulus bat Gott vergeblich um Heilung für sein Leiden (2 Kor 12,8). Jesus selbst bat darum, dass der Leidenskelch an ihm vorübergehen möge (Mk 14,36). Wenn mein Gebet nicht erhört wird, so befinde ich mich in bester Gesellschaft.

    Die Antwort, dass ein unerhörtes Gebet mit meinem fehlerhaften und sündhaften Leben zusammenhängt, ist richtig, befriedigt mich aber dennoch nicht, denn nie werde ich ein fehlerfreies und sündenfreies Leben führen können. Gott beantwortet nicht nur Gebete von perfekten Menschen. Vielleicht können folgende Gedanken weiterhelfen.

    Gott hat einen besseren Plan als ich und zögert mit der Erhörung meines Gebetes oder hilft auf eine andere Weise, als ich es mir wünsche.

    Gott sieht das Ganze der Geschichte und weiß, wann die Zeit gekommen ist, um mein Gebet zu erhören. Hanna, die Frau des Elkana, bat Gott viele Jahre um Nachwuchs. Sie brauchte viel Geduld, bis Gott ihr Gebet erhörte und Samuel geboren wurde (1Sam 1,19). Simeon wurde offenbart, dass er den Messias sehen würde, aber erst am Ende seines Lebens erfüllte sich die Verheißung.

    Gott möchte meinen Glauben auf die Probe stellen. Der Jakobusbrief schreibt: „Wisst, dass die Prüfung eures Glaubens Ausdauer bewirkt. Die Ausdauer aber soll zu einem vollendeten Werk führen; denn so werdet ihr vollendet und untadelig sein, es wird euch nichts mehr fehlen. (Jak, 1,2ff)

    Gott erhört alle Gebete, aber er erhört sie nicht nach meinem Willen, sondern nach seinem Willen. Die vielen Eintragungen in meinem Buch „Gebetserhörungen" zeigen, dass Gott nicht schläft, sondern dass es doch stimmt, was Jesus in Mt 7,17 sagt.


     

    Mt 7, 15-20 12. Woche, Mittwoch

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen


    Betrachtung: Falsche Propheten …


    … erkennt man nicht auf den ersten Blick

    … verkünden nicht das Evangelium, sondern sich selbst

    … wollen der Welt gefallen, aber nicht dem Herrn

    … werden von der Welt gerne gehört

    … haben nicht die Eigenart des Dienens

    … haben einen Hang zur Macht

    … halten sich nicht an das, was die Kirche lehrt

    … neigen dazu die Kirche zu spalten



    Mt 7, 21-29 12. Woche, Donnerstag

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Nicht jeder, der zu mir sagt Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als Propheten aufgetreten, und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen antworten Ich kenne euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes! Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten


    Betrachtung: Weg von mir!

    In dieser Woche haben wir in den Evangelien sehr ernste Worte aus dem Mund Jesu gehört. Heute trennt Jesus die Menge, die ihm nachfolgt in zwei Gruppen. Da sind zunächst jene, die Unvernünftigen, die sich an den Taten rühmen, die sie im Auftrag Gottes vollbringen. Sie werden bewundert, weil sie Dämonen austreiben und Wunder vollbringen. Sie suchen ihre eigene Ehre und nicht die Ehre Gottes.

    Klug werden jene genannt, die das Wort Gottes hören und danach auch handeln. Ihr eigener Ruhm ist ihnen unwichtig, ausschlaggebend ist für sie Gott die Ehre zu geben, es geht ihnen um Gottes Willen. 

    Zu welcher Gruppe gehöre ich? Suche ich die Bewunderung der Menschen, oder suche ich die Ehre Gottes?


    Betrachtung. Ich kenne euch nicht. Weg von mir.


    Diese Verse sind nicht ganz einfach zu verstehen, aber ich möchte mich nicht um diese Stelle herumdrücken, sondern folgende Deutung versuchen. Jesus scheidet den Kreis derer, die ihm nachfolgen, in zwei Gruppen. Jene, die er kennt und in andere, die er nicht kennt. Warum tut der Herr das? Nach welchen Gesichtspunkten scheidet Jesus? Es gibt an jenem Tag welche, die Christus nicht kennt. Kann dies sein?

    Eine Hilfe ist mir jene Stelle im Evangelium in der die 10 Aussätzigen zu Jesus kommen und von ihm Heilung erfahren. Nur einer bedankt sich, die anderen gehen grußlos weiter auf ihrem Weg. Nur einer war auch an Jesus interessiert und nicht nur an der Heilung. Nur einer wollte den Geber der Gaben kennen lernen, neun interessierten sich nicht für Jesus.

    Vielleicht kann man in diese Richtung auch die heutige Stelle ausdeuten. Man kann Heilung von Gott erfahren, ohne Gott zu kennen. Menschen können die Gaben Gottes brauchen, ohne dass sie der Geber interessiert. Man kann in Jesu Namen Wunder tun, ohne sich für ihn zu interessieren. Wenn ein Mann eine Frau nur des Geldes wegen heiratet, dann geht es ihm nicht um den Partner, sondern um das, was der andere hat. So kann man auch Jesus nachfolgen, nicht, weil es um Jesus geht, sondern weil man sich im Glanz der Wunder sonnen möchte. Nicht, weil der Geber der Gaben interessiert, sondern die Gaben. 

    Vielleicht sagt Jesus auch einmal zu mir: Ich kenne dich nicht! Du warst immer nur an den Gaben, an den Wundern interessiert, aber nicht an mir. Ich hatte keine Gelegenheit, dich tiefer kennen zu lernen. Du warst immer unterwegs auf der Suche nach dem Wunder, nach der Attraktion. So lädt das Evangelium heute ein, die eigene persönliche Beziehung zu Jesus zu überdenken. Worum geht es mir? Warum bin ich Christ? Warum bin ich katholisch? Warum geh ich in die Kirche? 

    Jesus lädt uns ein, zu überdenken, auf welchem Fundament wir stehen, ob wir ihn suchen, oder andere Dinge.



  • Mt 8

    Mt 8, 1-4 12. Woche, Freitag

    Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen. Und siehe, da kam ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick wurde der Aussätzige rein. Jesus aber sagte zu ihm Nimm dich in acht! Erzähl niemand davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Opfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis deiner Heilung sein


    Betrachtung: Und siehe, da kam ein Aussätziger

    Drei Wochen lang haben wir nun in den Evangelien der Werktage Stück für Stück die verschiedenen Abschnitte der Bergpredigt betrachtet. Mit Kapitel 8 ist die erste große Rede des Herrn beendet. Interessant finde ich, dass nicht einer der vielen Menschen, die Jesus auf dem Berg zugehört hatten, zuerst zu Jesus kam, sondern ein Ausgestoßener, ein Außenseiter, ein Aussätziger. Vielleicht lautet die Übersetzung deshalb - „Und siehe …“  - das ist ein Ausdruck voller Überraschung. Wer hätte das gedacht! Hoppla, wer ist denn das! Was kommt denn da für ein Kerl zu Jesus. 

    Einem Bettler hatte ich einmal ein paar Münzen gegeben und er antwortete. „Danke und Gott segne Sie!“ Von manchem frommen Christen habe ich das so noch nie gehört. Der Bettler war vielleicht näher an Jesus dran, als wir Sonntagschristen.



    Mt 8, 5-11

    Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen, und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden. Ich sage euch: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen.


    Betrachtung: Ich bin es nicht wert, … aber. 

    Wir sprechen diesen Satz des Hauptmannes von Kafarnaum in jeder Heiligen Messe unmittelbar vor dem Empfang der Kommunion. Herr, ich bin es nicht wert, dass Du eingehst unter mein Dach …

    Dies stimmt ganz offensichtlich, denn der Herr ist ein heiliger Herr, ein erhabener Herr. Der Herr ist Jesus, unser Herr und unser Meister und unser Gott, aber ich bin nur ein Geschöpf. Er ist der Schöpfer, aber ich bin nur sein Geschöpf. Das darf ich nie vergessen. Würdig bin ich nie den Herrn, meinen Gott zu empfangen.

    Aber: Bedürftig bin ich immer. Angewiesen auf Gottes Nähe bin ich in jeder Sekunde meines Lebens. Ich brauch Gott so wie die Luft zum Atmen. Bedürftig bin ich immer. Jesus weiß um diese große Kluft zu seinen Geschöpfen. Er ist der Herr und wir sind die Knechte. Darum kommt er auch von sich aus auf uns zu und macht uns dieses unglaubliche Geschenk seiner Hingabe in der heiligen Eucharistie. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal zur Kommunion gehen. Würdig bist Du nicht, aber bedürftig bist Du immer. Gott wartet auf Dich um Dich zu beschenken. 


    Betrachtung: Sprich nur ein Wort!

    Ich erinnere mich noch ganz genau. Während der Feier der Eucharistie ist mir dieses Wort des Hauptmanns von Kafarnaum ins Herz gefallen. „Sprich nur ein Wort und meine Seele wird gesund.“ Was ist das für ein Wort, das Jesus sagen muss, damit meine Seele gesund wird? Es muss ein wunderbares Wort sein, ein Wort, das tief in meine Seele eindringen kann, um sie gesund zu machen. Im gleichen Augenblick kam mir auch schon die Antwort. Es ist das Wort, das ich bei jeder Beichte hören darf. Es ist das Wort, das der Beichtvater spricht „Deine Sünden sind dir vergeben“ - das ist das Wort, das meine Seele gesund macht.

    Es gibt viele gute Worte, die meiner Seele guttun. Aber dieses Wort aus der Beichte berührt auch die Tiefe der Seele und macht sie wirklich ganz gesund.



    Mt 8, 18-22 13. Woche, Montag

    In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, befahl er, ans andere Ufer zu fahren. Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete: ihm Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben! Jesus erwiderte: Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!


    Betrachtung: Da kam ein Schriftgelehrter.

    Zwei Männer kommen zu Jesus und bitten darum, ihm nachfolgen zu dürfen. Man muss beachten, dass dieser Stelle große Heilungswunder vorausgehen. Die Heilung eines Aussätzigen, die Heilung des Dieners, die Heilung der Schwiegermutter, die Austreibung der bösen Geister aus vielen. Und nun wundert es nicht, dass der erste (und der einzige) Schriftgelehrte zu Jesus kommt und ihm nachfolgen möchte. Er ist von Jesu Vollmacht und seinen Wundertaten gepackt. Das möchte er auch können. Er möchte lernen, wie man Kranke heilt und Dämonen in ihre Schranken weist.

    Es überrascht, dass Jesus den Schriftgelehrten, den Mann vom Fach, einen Theologen, nicht in seine Jüngernachfolge aufnahm. Um Jesus nachzufolgen, reicht eine Bereitschaft, die aus der Begeisterung kommt, nicht aus. Wer Jesus nachfolgt, muss sein Herz geben. 

    Der Schriftgelehrte folgte Jesus nicht. Kein Evangelium berichtet davon, dass unter den Jüngern ein Theologe war. Das sollte mich nachdenklich stimmen, ich habe auch Theologie studiert und werde unter die Theologen gerechnet. Aber Handwerker waren dabei und das beruhigt mich dann wieder, denn ich war in meinem früheren Leben auch ein Handwerker, ein KFZ - Mechaniker. Also habe ich doch noch eine Chance.



    Mt 8, 23-27 13. Woche, Dienstag

    In jener Zeit stieg Jesus in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, so dass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See, und es trat völlige Stille ein. Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?


    Betrachtung: Jesus aber schlief.

    Jesus schläft, während die Jünger über den See fahren. Sie genießen die Fahrt, denn heute brauchen sie nicht zu arbeiten. Sie müssen nicht arbeiten und die Netze auswerfen, um Fische zu fangen. Es wird sicher eine Spazierfahrt über den See bei strahlendem Sonnenschein. Jesus lassen sie schlafen, sie brauchen ihn im Moment nicht und vielleicht sind sie auch froh, dass er schläft, denn so haben sie keine neuen Belehrungen, sie können während der schönen Fahrt über den See ausspannen. Solange schönes Wetter ist, lassen sie Jesus schlafen. Aber als der Sturm kommt, da wecken sie ihn. Plötzlich brauchen sie Jesus. Jetzt soll er helfen - aber schnell. 

    Schauen wir auch hier wieder in unser Leben hinein. Wir brauchen Gott nicht, wenn es uns gut geht, wenn die Sonne in unser Leben hineinscheint und alles rund läuft. Aber dann, in der Stunde der Not, in der Stunde des Sturmes, erwarten wir von Gott, dass er uns seine ganze Aufmerksamkeit schenkt - und zwar sofort.

    Wie unehrlich sind wir Menschen oft – auch Gott gegenüber.


     

    Mt 8, 28-34 13. Woche, Mittwoch

    Als Jesus an das andere Ufer kam, in das Gebiet von Gadara, liefen ihm aus den Grabhöhlen zwei Besessene entgegen. Sie waren so gefährlich, dass niemand den Weg benutzen konnte, der dort vorbeiführte. Sofort begannen sie zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Sohn Gottes? Bist du hergekommen, um uns schon vor der Zeit zu quälen? In einiger Entfernung weidete gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Wenn du uns austreibst, dann schick uns in die Schweineherde! Er sagte zu ihnen Geht! Da verließen sie die beiden und fuhren in die Schweine. Und die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See und kam in den Fluten um. Die Hirten flohen, liefen in die Stadt und erzählten dort alles, auch das, was mit den Besessenen geschehen war. Und die ganze Stadt zog zu Jesus hinaus; als sie ihn trafen, baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.


    Betrachtung: Da baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen.

    Die ganze Stadt wollte Jesus begegnen, sie zogen zu Jesus hinaus, aber als sie bei ihm waren und ihn sahen, da baten sie ihn, ihr Gebiet zu verlassen. Jesus sollte weggehen. Es ist unglaublich. Sie hatten doch vom Wirken des Herrn gehört und die Austreibung der Dämonen vielleicht sogar selbst gesehen. Aber sie wollten, dass alles beim Alten blieb. Nur kein Durcheinander, nur keinen Ärger. Jesus sollte gehen und alles sollte so bleiben, wie es war. Und Jesus ging. Dort, wo Jesus nicht gewollt ist, nicht bleiben darf, nicht wirken darf, da geht er weiter in die nächste Stadt. Und er kehrt dann auch nicht mehr zurück. Wir sehen das zum Beispiel in Nazareth. Als sie ihn den Abhang hinabstürzen wollten, da ging er mitten durch die Menge hindurch und ging weg. Und von da an kam er nie wieder nach Nazareth zurück. 

    Niemals möchte ich sagen Jesus geh weg oder komme später wieder. In jedem Augenblick dagegen möchte ich flehen: Jesus komm zu mir, Jesus bleibe bei mir, Jesus wirke in mir und durch mich.




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