Exodus

Das zweite Buch im Alten Testament ist spannend. Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit und Selbstbestimmmung ist größer als alle vermeintlichen Sicherheiten der Sklaverei.

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Buchvideo: Exodus Kap. 1-18 Buchvideo: Exodus Kap. 19-40

Ex 1, 8-14.22   Montag, 15. Woche JK          

In jenen Tagen kam in Ägypten ein neuer König an die Macht, der Josef nicht gekannt hatte. Er sagte zu seinem Volk: Seht nur, das Volk der Israeliten ist größer und stärker als wir. Gebt acht! Wir müssen überlegen, was wir gegen sie tun können, damit sie sich nicht weiter vermehren. Wenn ein Krieg ausbricht, können sie sich unseren Feinden anschließen, gegen uns kämpfen und sich des Landes bemächtigen. Da setzte man Fronvögte über sie ein, um sie durch schwere Arbeit unter Druck zu setzen. Sie mussten für den Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratslager bauen. Je mehr man sie aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrten sie sich und breiteten sie sich aus, so dass die Ägypter vor ihnen das Grauen packte. Daher gingen sie hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven. Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit gezwungen. Daher gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil! Die Mädchen dürft ihr alle am Leben lassen.



Die Angst der Reichen.

Aufgrund einer Hungersnot kam die Familie des Isaak damals nach Ägypten und mit ihr alles Vieh, Knechte und Mägde. Sie siedelten sich am Nildelta an und wurden in Ägypten sesshaft. In jenen Jahrhunderten war Ägypten eine Weltmacht. Wie es aber oft ist, trennte auch in Ägypten ein großer Abgrund die wenigen Reichen von den vielen Armen. Der Überfluss und Reichtum der Ägypter war, wie jeder überflüssige Reichtum, verbunden mit dem Schweiß der Armen und eingewoben in zahllose soziale Ungerechtigkeiten.

Die Geschichte ist nicht linear, sondern wie ein Rad, das sich dreht. Die, die jetzt gedemütigt werden, werden erhöht, während die Mächtigen von ihrem Thron fallen. Die Söhne Abrahams, Isaaks und Jakobs, die in der Zeit, als Josef Minister der fruchtbaren Region des Nildeltas war, nach Ägypten kamen, erfreuten sich an 1000 Privilegien. Aber sie fielen vom Gipfel hinunter und wurden von einem neuen Pharao, der von Josef nichts wissen wollte, der Knechtschaft unterworfen.


Ein Plan der Angst.

Die Wurzel aller Ungerechtigkeiten ist die Angst, das Geraubte wieder zu verlieren.

Darum ist die erste Taktik des neuen Pharaos, die anderen zu lähmen und in ihnen das Grauen zu wecken. Einer, der Komplexe hat, wird immer versuchen, die anderen zu unterdrücken. Der, der sich minderwertig fühlt, wird immer versuchen, die anderen zu kleinzuhalten, damit auch sie auf demselben kleinen Niveau bleiben. Aber die Kraft des Lebens ist unbesiegbar. Je mehr man sie aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrten sie sich und breiteten sie sich aus.

(vergleiche Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 11)

Ex 2, 1-15a    Dienstag, 15. Woche JK         

In jenen Tagen ging ein Mann aus einer levitischen Familie hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenkästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus. Seine Schwester blieb in der Nähe stehen, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Die Tochter des Pharao kam herab, um im Nil zu baden. Ihre Dienerinnen gingen unterdessen am Nilufer auf und ab. Auf einmal sah sie im Schilf das Kästchen und ließ es durch ihre Magd holen. Als sie es öffnete und hineinsah, lag ein weinendes Kind darin. Sie bekam Mitleid mit ihm, und sie sagte: Das ist ein Hebräerkind. Da sagte seine Schwester zur Tochter des Pharao: Soll ich zu den Hebräerinnen gehen und dir eine Amme rufen, damit sie dir das Kind stillt? Die Tochter des Pharao antwortete ihr: Ja, geh! Das Mädchen ging und rief die Mutter des Knaben herbei. Die Tochter des Pharao sagte zu ihr: Nimm das Kind mit, und still es mir! Ich werde dich dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. Als der Knabe größer geworden war, brachte sie ihn der Tochter des Pharao. Diese nahm ihn als Sohn an, nannte ihn Mose und sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. Die Jahre vergingen, und Mose wuchs heran. Eines Tages ging er zu seinen Brüdern hinaus und schaute ihnen bei der Fronarbeit zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder. Mose sah sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass sonst niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Als er am nächsten Tag wieder hinausging, sah er zwei Hebräer miteinander streiten. Er sagte zu dem, der im unrecht war: Warum schlägst du deinen Stammesgenossen? Der Mann erwiderte: Wer hat dich zum Aufseher und Schiedsrichter über uns bestellt? Meinst du, du könntest mich umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast? Da bekam Mose Angst und sagte: Die Sache ist also bekannt geworden. Der Pharao hörte von diesem Vorfall und wollte Mose töten; Mose aber entkam ihm. Er wollte in Midian bleiben.



Familiengeld für die Eltern des Moses.

Der kleine Moses wurde heimlich drei Monate lang im Haus des Vaters verborgen gehalten, danach wurde er schwimmend und schaukelnd in einem Korb auf dem Nil ausgesetzt. Die Tochter des Pharaos fand das Kind, war von seiner Schönheit fasziniert und hat das Kind adoptiert. Die Schwester des Moses, Miriam, bot an, eine hebräische Amme zu suchen, die das Kind stillen könnte.


So kam Moses zurück zu seiner Mutter und sie wurde sogar noch dafür bezahlt, dass sie ihr eigenes Kind stillte. Die Tochter des Pharaos sagte zu ihr: Nimm das Kind mit und still es mir! Ich werde dich dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. (Ex 2,9) Sind das nicht wunderbare Pläne Gottes? Der Pharao zahlt Familiengeld an die Familie seines späteren Feindes!


Der Plan Gottes beginnt an unseren Grenzen.

Als die Eltern des Moses am Ende ihrer Möglichkeiten waren, hat Gott einen Plan, auf den sie nie gekommen wäre.

Gott beginnt oft, wenn wir am Ende mit unserem Latein sind, wenn wir an der Grenze unserer Fähigkeit angelangt sind. Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Dort, wo wir an einer Grenze sind, haben wir keinen Grund zum Resignieren, denn da beginnt der Plan Gottes.

(vergleiche Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 11)


Ex 3, 1-6.9-12 Mittwoch, 15. Woche JK       

In jenen Tagen weidete Mose die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt, und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren.



Der angepasste Moses.

40 Jahre lang war die Existenz des Mose grau und dürr wie die Wüste. Sein Tagesplan und Kalender, wie auch sein Weg waren fixiert, gegen alle Änderungen gesperrt: Er wachte immer zur selben Stunde auf, um die Schafe seines Schwiegervaters zur selben Weide zu führen, am selben Brunnen zu tränken und vor Sonnenuntergang im selben Stall einzusperren. Sein Leben war eintönig. Alles war vorprogrammiert, ohne Varianten und Überraschungen. Und diese Routine dauerte sehr lange Zeit. Mose hatte sich angepasst und eingerichtet, wenn auch in der Trockenheit und Einsamkeit einer undankbaren Wüste. Er, der 40 Jahre im Schatten der Pyramiden gelebt hatte, hat genauso viele Jahre unter dem Schutz des Zeltes seines Schwiegervaters verbracht. Mose hatte sich aufs Neue angepasst und lebte auf Kosten der anderen.


Über die Steppe hinaus.

Aber eines Tages hat sich alles verändert. Dieser Morgen war ganz anders als die anderen, weil er den Rhythmus seines Lebens zu brechen wagte und begann, mit den Schafen über die Steppe hinauszugehen. Müde vom immer Gleichen wagte er sich von seiner Monotonie zu deprogrammieren, indem er die Grenzen seiner eigenen Sicherheit überschritt. Und nur darum gelangte er zum Gottesberg Horeb und wurde von Gott mit seinem Namen gerufen.


Und ich?

Wir Katholiken sind träge geworden. Wir haben uns angepasst und wollen gar nicht mehr über die Steppe hinaus. Vielleicht hören wir darum auch die Stimme Gottes nicht mehr, die uns beim Namen ruft. Fragen Sie sich einmal: Lebe ich selber auch ein gut angepasstes bürgerliches Christentum oder bin ich bereit auch einmal über „die Steppe hinaus“ zu gehen, um etwas für Gott zu wagen.



Ex 3, 13-20     Donnerstag, 15. Woche JK    

In jenen Tagen, als Gott dem Mose aus dem Dornbusch zurief, sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der „Ich-bin-da“. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin-da“ hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen. Geh, versammle die Ältesten Israels, und sag ihnen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. Darum habe ich beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Jahwe, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen. Ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht ziehen lässt, es sei denn, er würde von starker Hand dazu gezwungen. Erst wenn ich meine Hand ausstrecke und Ägypten niederschlage mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte vollbringe, wird er euch ziehen lassen.



Moses ganz alleine

Gott vertraut dem Mose eine rettende Mission an. Er soll das ganze Volk aus der Hand des Tyrannen retten. Er soll ein ganzes Volk in die Freiheit führen, zu Gott führen. Er, der stotternde Mose. Er ganz alleine


Einer muss anfangen

Einer genügt, um ein Volk zu befreien. Es braucht dazu keine Massen.

Paulus zog alleine durch die Türkei und durch Griechenland und missionierte die Menschen mit Erfolg.

Als der verwöhnte Franz Barnardone sich für Jesus entschieden hatte, zog er andere Menschen an und es entstand eine Bewegung, die heute auf der ganzen Welt bekannt ist, die Franziskaner.


Alle Ordensgemeinschaften haben damit angefangen, dass ein Mensch sich für einen Weg mit Jesus entschieden hat. Ein Mensch, der entschieden lebt, zieht andere mit.

Mutter Teresa, eine kleine Frau aus Albanien, gründete einen Orden, wurde weltbekannt und bekam den Friedensnobelpreis.


Zwei, drei Leute, eine Handvoll überzeugter Katholiken, würde genügen. Ich meine jetzt nichts Zwanghaftes, sondern einfach ein inneres überzeugt sein von der Wirklichkeit der Gegenwart Jesu im täglichen Leben. Das würde genügen, um eine Pfarrei zu missionieren.


Zu einer glühenden Kohle werden.

Bischof Hämmerle wurde von einem Ordensbruder gefragt: Was muss ich tun, um die Menschen zum Heil zu führen: Bischof Hämmerle hat geantwortet. „Du musst selbst heilig werden, selbst zu einer glühenden Kohle werden.“

Möchte ich zu einer glühenden Kohle werden, an der sich manche entzünden, andere aber auch die Finger verbrennen? 

Ex 11, 10 - 12, 14                    Freitag, 15. Woche JK           

In jenen Tagen vollbrachten Mose und Aaron viele Wunder vor den Augen des Pharao, aber der Herr verhärtete das Herz des Pharao, so dass er die Israeliten nicht aus seinem Land fortziehen ließ. Der Herr sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der Erste unter den Monaten des Jahres gelten. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. Ist die Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl der Personen. Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen, wie viel der Einzelne essen kann. Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen. Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. Gegen Abend soll die ganze versammelte Gemeinde Israel die Lämmer schlachten. Man nehme etwas von dem Blut und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den Häusern, in denen man das Lamm essen will. Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. Nichts davon dürft ihr roh oder in Wasser gekocht essen, sondern es muss über dem Feuer gebraten sein. Kopf und Beine dürfen noch nicht vom Rumpf getrennt sein. Ihr dürft nichts bis zum Morgen übrig lassen. Wenn aber am Morgen noch etwas übrig ist, dann verbrennt es im Feuer! So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. Esst es hastig! Es ist die Paschafeier für den Herrn. In dieser Nacht gehe ich durch Ägypten und erschlage in Ägypten jeden Erstgeborenen bei Mensch und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr. Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage. Diesen Tag sollt ihr als Gedenktag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kommenden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel!



Paschafeier.

Dem eigentlichen Auszug aus Ägypten geht die Vorbereitung voraus. Die Vorbereitung auf den Vorübergang des Herrn ist eigentlich das, worauf wir zunächst schauen müssen. Der biblischen Überlieferung kam es eigentlich mehr auf die Vorbereitung an als auf den Auszug selbst. Die Vorbereitung ist das Entscheidende.


Paschafest und Eucharistiefeier.

Die Israeliten sollten, bevor sie aus Ägypten auszogen, zunächst ein Fest feiern. Sie sollten das Pascha feiern, welches bis heute zu den höchsten Festen der Juden gehört. Die Feier der Eucharistie hat etwas zu tun mit diesem Paschafest. Jesus feierte die erste Eucharistie am Gründonnerstag auf dem Hintergrund des Paschafestes.


Zuerst die Eucharistie.

Die Israeliten konnten nicht sofort ausziehen aus Ägypten, sie mussten sich vorbereiten. Sie mussten auf den Vorübergang des Herrn während der Feier des Paschafestes warten. Die Heilige Schrift will hiermit unterstreichen, dass dem Besuch Gottes ein aktives Warten vorausgehen muss.

Ich denke, dass ich hier ein ganz wichtiges Grundprinzip für unser geistliches Leben zeigt. Bevor wir etwas Tun und entscheiden, bevor wir neue Pläne schmieden, sollten wir die Eucharistie feiern und auf den Vorübergang des Herrn warten. Wir sollten zuerst immer auf Gott hören und von ihm her, aus seinem Blickwinkel, dann Entscheidungen für die Gegenwart und Zukunft treffen.


Das ist ein Grundprinzip, das sich hier zeigt. Für unser eigenes, geistliche Leben, aber auch für den Weg der Kirche, durch die Wüste des Lebens. Dem Besuch Gottes geht ein aktives Warten voraus, wo wir oft die Geduld nicht mehr haben. Und der Feier der Eucharistie alles andere vorziehen.


Ex 12, 37-42    Samstag, 15. Woche JK         

In jenen Tagen brachen die Israeliten von Ramses nach Sukkot auf. Es waren an die sechshunderttausend Mann zu Fuß, nicht gerechnet die Kinder. Auch ein großer Haufen anderer Leute zog mit, dazu Schafe, Ziegen und Rinder, eine sehr große Menge Vieh. Aus dem Teig, den sie aus Ägypten mitgebracht hatten, backten sie ungesäuerte Brotfladen; denn der Teig war nicht durchsäuert, weil sie aus Ägypten verjagt worden waren und nicht einmal Zeit hatten, für Reiseverpflegung zu sorgen. Der Aufenthalt der Israeliten in Ägypten dauerte vierhundertdreißig Jahre. Nach Ablauf der vierhundertdreißig Jahre, genau an jenem Tag, zogen alle Scharen des Herrn aus Ägypten fort. Eine Nacht des Wachens war es für den Herrn, als er sie aus Ägypten herausführte. Als eine Nacht des Wachens zur Ehre des Herrn gilt sie den Israeliten in allen Generationen



Auszug.

Erst nach der Paschafeier begann der Auszug aus Ägypten. Das Gitter des Gefängnisses war geöffnet und man musste die Möglichkeit ausnützen. Sie nahmen ihre Familien, das Vieh und ihr ganzes Hab und Gut und begannen die Flucht.

Tschüss Leiden und Schmerz, Klagen und Jammer. Aber auch keinen Knoblauch und keine Zwiebeln mehr, welche die Israeliten so sehr liebten.


Wo ist mein Ägypten?

Jeder von uns, lieber Leser, liebe Leserin, hat irgendwo ein „Ägypten“, dass man zuerst identifizieren muss, um dann die Ketten d dieses Gefängnisses zu zerbrechen. Die Herausforderung besteht darin, zunächst zu erkennen, worin oder an was man gefesselt ist. Dann braucht man aber auch den Mut, seine Knechtschaft zu verlassen, sei es innere oder äußere, physische oder psychische, persönliche oder soziale. (vgl: Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 64)


Kein Hintertürchen.

Die Israeliten nahmen alles auf ihrer Flucht aus Ägypten mit. Jetzt oder nie, alles oder nichts, alle oder niemand. Sie setzten alles auf eine Karte und behielten keinen Joker für sich zurück.

Diese im guten Sinne, Radikalität wünsche ich mir auch für mich. Nicht nur ein wenig Nachfolge, nicht nur ein wenig Glaube, nicht nur ein wenig Priester sein, sondern radikal, das bedeutet von der Wurzel meines Lebens her.