Markusevangelium

Marus hat uns das kürzeste Evangelium Überliefert.

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Mk 1, 14-20   1. Woche, Montag

Nachdem man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte, ging Jesus wieder nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium! Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er ein Stück weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; sie waren im Boot und richteten ihre Netze her. Sofort rief er sie, und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit seinen Tagelöhnern im Boot zurück und folgten Jesus nach



Betrachtung: 9 Wochen Markusevangelium


Neun Wochen lang werden wir nun an den Wochentagen aus dem Markusevangelium lesen. Das Markusevangelium ist das kürzeste der vier Evangelien, es hat nur 16 Kapitel.

Manchmal frage ich die Jugendlichen, was sie am Abend noch vorhaben. Und nicht wenige antworten dann „Ich schaue noch fern“. Auf meine Frage, was das Programm zu bieten hat, können sie oft sofort sagen, welche Sendung auf welchem Kanal zu welcher Uhrzeit ausgestrahlt wird. Sie kennen das Programmheft in- und auswendig. Das Markus Evangelium hat in meiner Bibel nur ungefähr 20 Seiten. Es ist schnell gelesen; die Zeit für einen „Tatort“ genügt dazu.

Die Schrift kennen bedeutet Jesus kennen. Das ist ein alter Grundsatz. Was im Fernsehheft steht, ist mir nicht so wichtig, aber ich möchte gerne die Bibel in- und auswendig kennen, um Jesus besser kennenzulernen.


Betrachtung

Die Bibel enthält viele Beispiele, in welchen Gott Menschen begegnet, die ganz gewöhnlichen, täglichen Arbeiten nachgehen. Mose hütete Schafe, als Gott ihm im brennenden Busch erschien. Gideon war beim Dreschen, als der Engel ihm eine Botschaft brachte. Elisa pflügte, als Elia ihn zum Propheten an seiner Stelle berief. Die Apostel fischten, als Jesus sie rief, ihm zu folgen.

 

Wie sieht ihre Tätigkeit, ihre Arbeit heute aus? Sie werden sicher keinen Weizen dreschen, auf dem Feld pflügen oder Fische fangen. Aber vielleicht werden sie heute in der Küche kochen, aufräumen, Auto fahren, am Fließband arbeiten, einkaufen gehen oder sonst irgendeiner anderen ganz normalen Tätigkeiten nachgehen. Ich bin davon überzeugt, dass sie Jesus bei ihrer Arbeit sieht, so wie er damals Simon und Andreas gesehen hat.

 

Ich bin davon überzeugt, dass er auch für Sie, mitten in die Arbeit hinein, ein gutes Wort hat.




Mk 1, 21-28    1. Woche, Dienstag

In Kafarnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte. Und die Menschen waren sehr betroffen von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der göttliche Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten. In ihrer Synagoge saß ein Mann, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist der Heilige Gottes. Da befahl ihm Jesus Schweig und verlass ihn! Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle, und einer fragte den andern: Was hat das zu bedeuten? Hier wird mit Vollmacht eine ganz neue Lehre verkündet. Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl. Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa



Betrachtung: Von einem unreinen Geist besessen.


Ich finde es bedenkenswert, dass das erste Wunder, welches Jesus in der Öffentlichkeit wirkt, eine Dämonenaustreibung ist. Das erste Wunder ist ein Exorzismus. Das ist keine friedliche Sache, sondern ein ernster Kampf. Jesus droht dem unreinen Geist, er hat erstens zu schweigen und zweitens sofort auszufahren.


Der Exorzismus hat im Laufe der Geschichte sicher zeitbedingte Formen angenommen und auch zu Auswüchsen geführt. Aber bis heute hält die Kirche daran fest, dass der Glaube an Jesus und an seine Vollmacht größer ist als alle Versuchungskünste des Teufels und seiner bösen Geister.


Betrachtung

Gleich am Anfang seines Evangeliums berichtet Markus von einer Dämonenaustreibung in Kafarnaum. Noch bevor er Kranke heilt und Hungernde speist, weist er die dunklen Mächte in ihre Schranken. In unseren modernen Pastoralplänen haben wir noch nie bedacht, dass wir das „Haus“ erst säubern müssen, bevor wir darin wohnen und arbeiten.

 

Was können wir lernen?

Aus diesen Versen lernen wir in erster Linie die Nutzlosigkeit einer rein intellektuellen Kenntnis der Religion.

Gleich zweimal wird in diesen wenigen Versen erwähnt, dass die dunklen Mächte Jesus kannten. Sie nennen seinen Namen und wissen, woher er stammt. Vor allem aber haben sie auch erkannt, dass er der Heilige Gottes ist. Die Dämonen kannten Christus, während die Schriftgelehrten und die Pharisäer ihn nicht anerkennen wollten.

 

Das ganze Wissen um Jesus nützte den Dämonen nichts. Der bloße Glaube an die Fakten und Lehren des Christentums ist eigentlich auch für uns heutige Menschen nutzlos. Ein solcher Glaube ist nicht besser als der Glaube von Dämonen. Sie alle glauben und wissen, dass Jesus der Christus ist. Sie glauben sogar, dass er der Heilige Gottes ist. Unter den Dämonen gibt es keinen Unglauben. "Sie glauben und zittern." (Jakobus 2, 19).

 

Wir müssen darauf achten, dass unser Glaube nicht nur ein intellektueller Glaube bleibt, sondern zu einem Glauben des Herzens wird. Es ist eine Sache zu sagen: "Christus ist ein Heiland". Es ist eine ganz andere, zu sagen: "Er ist mein Heiland und mein Herr." Das Erste kann der Teufel sagen. Ein Christ, der Jesus kennt, kann auch das Zweite noch hinzufügen. Jesus, du bist mein Heiland und mein Herr.


 



Mk 1, 29-39    1. Woche, Mittwoch

In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus



Betrachtung: Er trieb die Dämonen aus.


Die Bibel unterscheidet in großer Klarheit zwischen Menschen, die an einer Krankheit leiden und jenen, die geplagt wurden durch die bösen Geister. Auch im heutigen Evangelium wird gleich zweimal berichtet, dass Jesus gegen die Dämonen kämpft und sie in ihre Schranken weist. Der Katechismus der katholischen Kirche schreibt:

394 „Die Schrift bezeugt den unheilvollen Einfluss dessen, den Jesus den Mörder von Anfang an nennt (Joh 8,44) und der sogar versucht hat, Jesus von seiner vom Vater erhaltenen Sendung abzubringen [vgl. Mt 4,1-11].


Der Sohn Gottes aber ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören" (1 Joh 3,8). Das verhängnisvollste dieser Werke war die lügnerische Verführung, die den Menschen dazu gebracht hat, Gott nicht zu gehorchen!


Betrachtung

Heute lernen wir im Evangelium, zu welchem Mittel ein Christ in Zeiten der Not zuerst greifen sollte. Er sollte dem Beispiel der Freunde von Simons Schwiegermutter folgen. Wir lesen nämlich, dass sie mit Jesus über sie sprachen, als sie mit Fieber im Bett lag.

 

Gehe zu Jesus

Ich finde das, was die Freunde machen, ganz wunderbar. Sie gehen zu Jesus und reden mit Jesus über die Kranke, die zu Hause im Bett lag. Das Gleiche können wir auch tun. Wenn wir kranke Angehörige zu Hause haben oder Freunde von uns im Krankenhaus liegen, dann können wir in die Kirche gehen und vor dem Tabernakel für unsere Kranken beten.

Das ist ein gutes Heilmittel. Im Krankheitsfall holen wir selbstverständlich die Ärzte, die mit Ihrer Kunst viel Gutes tun. In Streitfall konsultieren wir Anwälte, die sich im Paragrafendschungel besser auskennen. Wenn wir Hilfe jeder Art brauchen, dann fragen wir unsere Freunde.

   

Beispiele aus der Bibel

Aber das Erste, was man tun sollte, ist, Jesus um Hilfe zu bitten. Keiner ist so barmherzig und so bereit zu helfen.

  • Als Jakob in Not war, wandte er sich zuerst an seinen Gott: "Entreiße mich doch der Hand meines Bruders, der Hand Esaus!" (1. Mose 32, 12).
  • Als Hiskija in Not war, breitete er zuerst den Brief Sanheribs vor dem Herrn aus: "Nun aber, Herr, unser Gott, rette uns aus seiner Hand." (2. Könige 19, 19.).
  • Als Lazarus krank wurde, schickten seine Schwestern sofort zu Jesus: "Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank." (Johannes 11, 2.)

 

Gehe zu Jesus

Geht ohne Furcht zuerst zu Jesus. Die Bibel ermutigt uns sogar dazu zum Herrn zu gehen.

"Werft eure Last auf den Herrn, und er wird euch helfen." (Ps 55,23)

Oder: „Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!“ (1. Petr 5,7)

Oder: "Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!" (Phil 4,6).



Mk 1, 40-45    1. Woche, Donnerstag

In jener Zeit kam ein Aussätziger zu Jesus und bat ihn um Hilfe; er fiel vor ihm auf die Knie und sagte: Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will es - werde rein! Im gleichen Augenblick verschwand der Aussatz, und der Mann war rein. Jesus schickte ihn weg und schärfte ihm ein: Nimm dich in acht! Erzähl niemand etwas davon, sondern geh, zeig dich dem Priester und bring das Reinigungsopfer dar, das Mose angeordnet hat. Das soll für sie ein Beweis (meiner Gesetzestreue) sein. Der Mann aber ging weg und erzählte bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die ganze Geschichte, so dass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch außerhalb der Städte an einsamen Orten auf. Dennoch kamen die Leute von überallher zu ihm



Betrachtung: Du kannst machen, dass ich rein werde.


Zum allerersten Mal hören wir heute im Markusevangelium ein kleines Gebet, es kommt über die Lippen eines Kranken, eines Aussätzigen. Der Aussätzige macht nicht viele Worte. Er betet nur einen einzigen Satz „Wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde“.


Er fordert die Heilung nicht, er verlangt nicht danach geheilt zu werden. Indem er sagt: „Wenn du willst“, legt er sein ganzes Vertrauen in Jesus und lässt ihm doch alle Freiheit. Wenn du willst, ist es gut, wenn du nicht willst, dann wird es auch seinen Sinn haben. Das mag ich heute von dem Aussätzigen lernen. Ich mag meine ganze Not, alle Sorgen, alle Ängste und Schwierigkeiten auf Jesus werfen und am Schluss aber sagen: Wenn DU, Jesus, willst.


Wenn du willst, ist es gut und wenn du noch nicht willst, dann wird es auch seinen Sinn haben. Jesus weiß, was er tut. Jesus weiß, wann es Zeit ist, das zu tun, was ER will.


Betrachtung: Jesus strachte seine Hand aus

Wir erfahren heute, dass "Jesus, von Mitleid ergriffen, seine Hand ausstreckte, ihn berührte und zu ihm sagte: Ich will, dass du rein wirst." Sofort wurde die Heilung vollzogen. Es war nur ein Wort und eine Berührung, und schon stand kein Aussätziger mehr vor unserem Herrn, sondern ein gesunder Mensch.

 

Handauflegung - Heilung und Übertragung von Vollmacht

Alle Stellen aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament hier aufzuführen in denen Heil und Heilung durch ausgestreckte Hände vermittelt wurde, geht hier zu weit, denn es sind zu viele. (Gen 48,14, Dtn 34,9, Mk 6,5, Mk 8,23, Mk 10,16, Lk 4,40, Lk 13,13, Apg 8,17–18, Apg 9,17, Apg 28,8-9, 2. Tim 1,6 ….)

 

Handauflegung und Heiliger Geist

Saulus, der später Paulus heißt, wird durch die Handauflegung des Ananias mit dem Heiligen Geist erfüllt (Apg. 9,17-18). Später legte Paulus selbst anderen die Hände auf. „Paulus legte ihnen die Hände auf und der Heilige Geist kam auf sie herab; sie redeten in Zungen und weissagten“ (Apg 19,6).

   

Handausstreckung in der Hl Messe und Heiliger Geist

Bewusst möchte ich in der heiligen Messe wieder die Handausstreckung über Brot und Wein unmittelbar vor der Wandlung vollziehen. Mit dieser Geste bitte ich den Heiligen Geist, dass er herabkommt, um die Gaben zu verwandeln. Durch den Heiligen Geist wird aus einer toten Sache (Brot und Wein) etwas Lebendiges (Jesus selbst, gegenwärtig im Sakrament).

 

Handauflegung bei Liebespaaren, Ehepaaren und Familien

Ich meine, dass auch gläubige Ehepartner einander die Hände auflegen können und dürfen. Sie können den Heiligen Geist auf ihren Ehepartner herabrufen, damit ihre Beziehung lebendig bleibt, oder wieder lebendig wird. Eltern können Kinder ihre Hände auflegen und bitten, dass Gott seinen Heiligen Geist auf sie herab sendet, damit sie das Leben in Fülle haben dürfen.

 

Die Handauflegung ist die vielleicht älteste Praxis des Volkes Gottes in der Bibel, weil sie im 1. Buch Mose anfängt und sich durch das Neue Testament zieht.


Wir brauchen heute einen neuen Mut, um die Handauflegung wieder zu praktizieren. Oder, was meinen Sie?

 


Mk 2, 1-12      1. Woche, Freitag

Als er einige Tage später nach Kafarnaum zurückkam, wurde bekannt, dass er wieder zu Hause war. Und es versammelten sich so viele Menschen, dass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war; und er verkündete ihnen das Wort. Da brachte man einen Gelähmten zu ihm; er wurde von vier Männern getragen. Weil sie ihn aber wegen der vielen Leute nicht bis zu Jesus bringen konnten, deckten sie dort, wo Jesus war, das Dach ab, schlugen die Decke durch und ließen den Gelähmten auf seiner Tragbahre durch die Öffnung hinab. Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Einige Schriftgelehrte aber, die dort saßen, dachten im Stillen: Wie kann dieser Mensch so reden? Er lästert Gott. Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott? Jesus erkannte sofort, was sie dachten, und sagte zu ihnen: Was für Gedanken habt ihr im Herzen? Ist es leichter, zu dem Gelähmten zu sagen Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh umher? Ihr sollt aber erkennen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben. Und er sagte zu dem Gelähmten: Ich sage dir Steh auf, nimm deine Tragbahre, und geh nach Hause! Der Mann stand sofort auf, nahm seine Tragbahre und ging vor aller Augen weg. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten: So etwas haben wir noch nie gesehen.



Betrachtung: Deine Sünden sind dir vergeben.


Die Sündenvergebung und die Krankenheilung hängen zusammen. Jesus heilt den gelähmten Mann und vergibt ihm seine Sünden. Eine doppelte Lähmung wird geheilt - eine körperliche und eine geistige. Kann es sein, dass wir geistlich wie gelähmt sind und keine Fortschritte machen, weil wir auf der einen Seite nicht vergeben und auf der anderen Seite die Vergebung in der Beichte nicht suchen?

Glaube ich, dass Jesus mich heilen kann? 


Betrachtung: Nach Wegen suchen

Der Gelähmte ist eigentlich um seine vier Freunde zu beneiden. Sie lassen nämlich nichts unversucht, um ihn in die Nähe Jesu zu bringen. Sie suchen nach einem Weg, sie suchen nach einer Lösung. Sie geben sich nicht damit zufrieden, dass der Eingang zum Haus von den vielen Menschen bereits blockiert ist. Wenn es so nicht geht, dann muss es halt auf einem anderen Weg gehen. Wohl dem, der Freunde hat, die ihm im Glauben helfen, die ihm den Weg zu Jesus zeigen.

 

Müssen nicht auch wir einander den Weg zu Jesus immer wieder zeigen? Dass wir uns daran erinnern: Du, dort ist NightFire Abend, gehst du mit? Dort ist Heilige Messe, wollen wir zusammen hingehen und gemeinsam beten? Und wenn in der einen Gemeinde kein Gottesdienst ist, dann müssen wir Mittel und Wege suchen, um 5 km in die nächste Gemeinde, zu Jesus und den anderen Brüdern und Schwestern, zu fahren?

 

Wir dürfen nicht vorschnell nach Entschuldigungen suchen, sondern müssen mit Eifer nach Wegen Ausschau halten, um in die Nähe Jesu zu gelangen.



Mk 2, 13-17    1. Woche, Samstag

In jener Zeit ging Jesus wieder hinaus an den See. Da kamen Scharen von Menschen zu ihm, und er lehrte sie. Als er weiterging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Da stand Levi auf und folgte ihm. Und als Jesus in seinem Haus beim Essen war, aßen viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern; denn es folgten ihm schon viele. Als die Schriftgelehrten, die zur Partei der Pharisäer gehörten, sahen, dass er mit Zöllnern und Sündern aß, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann er zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.



Betrachtung: Schriftgelehrte und Pharisäer


Zum ersten Mal tauchen nun im Markusevangelium die Schriftgelehrten auf. Die ganze Zeit über haben sie nur beobachtet, dabei aber geschwiegen. Sie haben beobachtet und gesehen, dass Jesus Aussätzige gesund gemacht, Gelähmte geheilt und Dämonen vertrieben hat. Ein Lob, ein Dank, oder eine Anerkennung kam nicht über ihre Lippen. Das erste Wort aus ihrem Mund ist ein Tadel, ist Kritik. Sie sind jedoch zu feige, sich direkt an Jesus zu wenden, und so gehen sie zu den Jüngern und beschweren sich bei ihnen über Jesus.


Frage: Wie ist meine Rede? Kritisiere ich gerne? Schimpfe ich hinten herum? Sehe ich nur das Negative? Wir müssen auch in der Kirche wieder lernen, das Gute zu sehen und das andere zu übersehen.

Jemand hat einmal gesagt: Alles sehen, das meiste aber übersehen und nur ganz weniges tadeln.



Betrachtung

Wenn wir diesen Abschnitt der Heiligen Schrift lesen, sollten wir nie völlig an der Rettung eines Menschen verzweifeln.

 

Jesus verwandelt das Herz des Levi

Das Herz des Levi hing am Geld. Er vergeudete seine Zeit und seine Talente damit, die Steuereinnahmen für die ungeliebten Römer einzutreiben. Ich vermute, dass Levi in seinem Inneren unzufrieden war mit seinem Leben, aber keine Lösung aus dieser Misere fand. Das war eben sein Beruf, das hatte er gelernt, er konnte nichts Anderes.

Darum stand er auch sofort auf und ließ alles stehen und liegen, als ihm Jesus eine alternative Lebensform anbot. Er selbst sah keine Lösung, er selbst fand nicht die Kraft, um seinem Leben einen neuen Ruck und eine neue Richtung zu geben. Seine Liebe zum Geld war stark, aber der Ruf Christi war noch mächtiger.

 

Jesus kann auch mein Herz erreichen

Vielleicht spüren wir selbst auch hier und da, dass unser altes Leben so nicht weitergehen kann. Wir spüren, dass da noch mehr drin sein müsste. Vielleicht leiden wir auch an einer alten Gewohnheit, die uns einengt, etwas, das wir aus eigener Kraft nicht mehr abschütteln können.

Denke einfach daran: Jesus, der Levi berufen hat, lebt und wirkt immer noch. Das Zeitalter der Wunder ist noch nicht vorbei. Die Stimme, die zu Levi sagte: "Folge mir nach", kann auch dein Herz erreichen.



Mk 2, 18-22    2. Woche, Montag

Da die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten pflegten, kamen Leute zu Jesus und sagten: Warum fasten deine Jünger nicht, während die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer fasten? Jesus antwortete ihnen: Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; an jenem Tag werden sie fasten. Niemand näht ein Stück neuen Stoff auf ein altes Kleid; denn der neue Stoff reißt doch vom alten Kleid ab, und es entsteht ein noch größerer Riss. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche; der Wein ist verloren, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuer Wein gehört in neue Schläuche.


 

Betrachtung: Die Jünger des Johannes


Unmittelbar nach der Taufe Jesu wurde Johannes ausgeliefert (Mk 1, 14). Es überrascht mich etwas, dass die Jünger des Johannes noch nicht Jünger Christi geworden sind. Sie bilden immer noch eine eigene Gruppe und bleiben die Jünger des Johannes; auch nach seiner Inhaftierung und auch nach seinem Tod. Den Schritt in die Nachfolge Christi haben sie noch nicht gewagt.

Adrienne von Speyr schreibt im Kommentar zum Markusevangelium auf Seite 90f:


„Sie haben den Charakter von Jüngern, aber weiter sind sie nicht gekommen. Sie stehen irgendwo an der Schwelle der Kirche. Sie sind Konvertiten vergleichbar, die einen Entschluss gefasst haben, zum Beispiel Unterricht zu nehmen, um zu sehen, ob sie die kirchliche Lehre annehmen können. Sie haben einen Anfang gesetzt, sind aber nicht ins Innere eingetreten. Sie sind noch an den Mann gebunden, der sie getauft hat, und der ist ihnen frühzeitig entrissen worden.


So haben sie keine Führung mehr. Sie ahnen irgendwie, dass Johannes sie über sich hinaus zum Herrn führen wollte, aber sie sind weder stark noch unterrichtet noch selbstständig genug, um den Schritt zum Herrn selbstständig zu machen.“


Dies bewegt mich zu der Frage: Wo stehe ich? Habe ich selbst den Schritt in die Nachfolge Jesu bereits gewagt oder stehe ich noch am Rande? Bin ich nur ein Beobachter oder ein Nachfolger Jesu? Sicher haben Sie, wenn Sie diese Zeilen lesen, bereits einen Entschluss zur Jüngerschaft gefasst und darum ist es nun wichtig, nicht stehenzubleiben, sondern konkreter zu werden und tiefer in das Innere des Glaubens einzutreten. 


Betrachtung: Fasten

Ich muss mir jene Frage, die die Leute Jesus stellen, auch gefallen lassen. Warum faste ich nicht?

 

Ich weiß genau, dass man besser betet, wenn man fastet. Man tritt leichter in die Tiefe des Herzens ein. Wenn man fastet, ist man weniger zerstreut. Wenn man fastet, ist man mehr bei sich selbst. Wenn ich besser beten möchte, so muss ich also auch zu fasten beginnen. Wenn ich fasste und dabei bete, so hilft das dem Fasten. Umgekehrt ist es aber genauso. Mit dem Fasten wächst unser Streben nach Gott. Indem wir Fasten, öffnet sich der Geist für Gott, denn wir sehen, dass man nicht vom Brot allein lebt. Über die spirituelle Ebene des Fastens kann man lange sprechen. Man wird es aber erst verstehen, sobald man zu fasten beginnt.

 

Ich nehme mir vor: Ich möchte nicht nur gescheite Bücher über das Fasten lesen oder schlaue Worte über das Fasten hier in diesem Blog schreiben, sondern wieder neu mit dem Fasten beginnen. Nicht morgen, sondern schon heute. Machen Sie mit?



Mk 2, 23-28    2. Woche, Dienstag

An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten - wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? Und Jesus fügte hinzu Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.



Betrachtung: Habt ihr nie gelesen?


Hier sehen wir, wie liebevoll Jesus selbst um die Pharisäer wirbt. Die Pharisäer kennen das Alte Testament. Natürlich kennen sie auch jene Stelle (1Sam 21, 2-7), die Jesus zitiert. Jesus zeigt Ihnen immer wieder die Brücke, die vom alten zum neuen Bund führt, er zwingt die Pharisäer nicht, er raubt ihnen nicht den Boden, auf dem sie stehen. Sie müssen nicht die Grundlage ihres Glaubens preisgeben, sie sollen lediglich bereit sein, ihre Fokussierung auf den Buchstaben des Gesetzes aufzugeben.



So reicht ihnen Jesus seine Hand, um ihnen zu helfen. Die Pharisäer dürfen das Alte bewahren, sollen aber nicht beim Alten bleiben, sondern auf der Grundlage dessen, was sie bereits wissen, einen Schritt auf Jesus hin tun.

Adrienne von Speyr schreibt: „Es ist, als stünde er auf der anderen Seite des Baches mit offenen Armen, um sie aufzufangen, wenn sie den kleinen Sprung wagen.“

Wann wage ich endlich den kleinen Sprung über den Bach in die Arme Gottes? --- Springen Sie mit?


Betrachtung

Jesus antwortet auf die Anschuldigung der Pharisäer mit einem Hinweis auf die Heilige Schrift. Er erinnert seine Feinde an das Verhalten Davids. "Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten?" (1. Könige 15,5.)

Mit dieser Antwort ist uns Jesus heute ein gutes Vorbild. Jesus wusste auf die Anschuldigung der Pharisäer sofort eine Antwort auf der Grundlage der Heiligen Schrift. Auch wir müssen uns immer wieder fragen: Wie steht es in der Bibel geschrieben, was sagt die Heilige Schrift?

 

Sicher gibt die Bibel nicht auf alle Fragen des modernen Lebens eine Antwort. Aber doch meine ich, dass wir in grundlegenden ethischen und moralischen Fragen auf die Aussagen der Bibel, immer in Verbindung mit den Lehraussagen der katholischen Kirche, vertrauen dürfen.

 

Wir sollten uns bemühen, in allen modernen Streitfragen eine biblische Antwort für unser Verhalten geben zu können. Wir werden immer feststellen, dass ein klarer Text das stärkste Argument ist, das wir verwenden können. In der Welt, in der wir leben, müssen wir jedoch damit rechnen, dass unsere Ansichten angegriffen werden. Biblische Aussagen werden dann plötzlich umgedeutet oder totgeschwiegen. Manchmal ist es schon so, dass man als Traditionalist und als extrem angesehen wird, wenn man die Bibel als Leitfaden für das Leben in einer modernen Gesellschaft zitiert.

 

Wir müssen die Bibel gut kennen und mit ihrem Inhalt vertraut sein. Wir müssen die Heilige Schrift fleißig, demütig, ausdauernd und unter Gebet lesen. Die Heilige Schrift erschließt sich dem Menschen aber nicht nur durch Intuition. Das Buch muss auch studiert, überlegt und erforscht werden und darf nicht immer nur auf einem Regal liegen oder ab und zu achtlos angeschaut werden.



Mk 3, 1-6        2. Woche, Mittwoch

In jener Zeit als Jesus in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war. Und sie gaben acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er Was ist am Sabbat erlaubt Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.



Betrachtung: Ein Mann, dessen Hand verdorrt war.


Der Mann und Jesus stehen sich gegenüber. Der Mann mit der Hand, die seiner Kraft beraubt ist, und Jesus, der um seine göttliche Kraft weiß. Schauen wir heute, ohne die Szene weiter auszuleuchten, schnell in unser eigenes Leben hinein und fragen wir uns, was in uns im Laufe der Zeit - sicher unbemerkt - verdorrt ist?


Ist eine Gebetspraxis eingeschlafen und verdorrt? Ist die gute Tat, der Dienst am nächsten, in Vergessenheit geraten und verdorrt? Ist der Gottesdienstbesuch weniger geworden und verdorrt?

Der Mann in der Synagoge musste aufstehen und zur Mitte gehen, damit Jesus ihm helfen konnte. Jesus steht mit seiner göttlichen Kraft auch uns zur Seite, aber auch ich muss zunächst, wie der Mann in der Synagoge, aufstehen und zur Mitte, zu Jesus gehen.


Wenn ich sitzen bleibe und mit meiner Situation zufrieden bin, dann kann Gott nicht wirken. Erst dort, wo ich mich Jesuswärts aufmache, kann das, was verdorrt ist, wieder lebendig werden.



Betrachtung

Was für ein trauriger Beweis für die Schlechtigkeit der menschlichen Natur ist das heutige Evangelium. Es war der Sabbat, an dem diese Dinge geschahen. Es war in der Synagoge, wo die Menschen versammelt waren, um das Wort zu hören und Gott anzubeten. Doch selbst am Tag Gottes und zur Zeit der Anbetung Gottes heckten diese elenden Formalisten Unheil gegen unseren Herrn aus. Gerade die Männer, die vorgaben, in kleinen Dingen so streng und heilig zu sein, waren mitten in der Versammlung voller böser und zorniger Gedanken. Sie verurteilten die gute Tat an dem Kranken, planten im selben Atemzug aber einen Mord. Welche Heuchelei.

 

Ein Christ darf nicht erwarten, dass es ihm besser ergeht als seinem Meister. Christen werden immer von einer argwöhnischen Welt beobachtet. Ihr Verhalten wird mit einem scharfen und eifersüchtigen Auge geprüft. Ihre Wege werden bemerkt und sorgfältig beobachtet. Christen sind gezeichnete Menschen. Sie können nichts tun, ohne dass die Welt es bemerkt. Ihre Kleidung, ihre Ausgaben, ihre Zeiteinteilung, ihr Verhalten in allen Beziehungen des Lebens werden streng und genau beobachtet. Ihre Widersacher warten darauf, dass sie innehalten, und wenn sie einmal in einen Irrtum verfallen, freuen sich die Gottlosen darüber. (nach J.C. Ryle, Marc)




Mk 3, 7-12      2. Woche, Donnerstag

In jener Zeit zog sich Jesus mit seinen Jüngern an den See zurück. Viele Menschen aus Galiläa aber folgten ihm. Auch aus Judäa, aus Jerusalem und Idumäa, aus dem Gebiet jenseits des Jordan und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen Scharen von Menschen zu ihm, als sie von all dem hörten, was er tat. Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten ein Boot für ihn bereithalten, damit er von der Menge nicht erdrückt werde. Denn er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren. Wenn die von unreinen Geistern Besessenen ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Er aber verbot ihnen streng, bekannt zu machen, wer er sei.



Betrachtung: Die Besessenen fielen vor ihm nieder.


Sehr auffällig ist, dass gerade die unreinen Geister vor Jesus niederfallen. Von den Menschen, die aus dem ganzen Gebiet herbeiströmten, wird dies nicht gesagt. Von der Menge wird gesagt, dass sie zu ihm kamen, weil sie hörten, was Jesus tat. Hier ist es wieder – wir haben dies schon oft gesehen und betrachtet: Die Menschen sind an den Taten, den Wundern interessiert. Vielleicht erhoffen sie für sich selbst ein kleines Wunder, eine Heilung ihrer Krankheit. Jesus haben sie dagegen noch nicht erkannt. Sie starren auf das, was er tut, aber nicht auf das, was er ist, nämlich der Sohn Gottes, der Messias, der Herr.


Die Dämonen dagegen erkennen den Herrn sofort, wir wissen aber nicht wie. Vielleicht besitzen sie eine Art Instinkt für das Heilige, eine Art „Fluchtreflex“, wie man es bei wilden Tieren beobachten kann, die bei einer drohenden Gefahr sofort flüchten.

Lieber würden die Dämonen flüchten, aber sie müssen sich vor dem Herrn beugen. Die Dämonen müssen vor Jesus niederfallen, sie können nicht anders.


Darum schreien sie „Du bist der Sohn Gottes“. Aber dies ist kein Gebet. Sie sagen dies nicht, um ein Glaubensbekenntnis abzulegen, sondern um mit ihrer Intelligenz zu prahlen. Sie schreien, damit jeder hören kann, welche große Erkenntnis sie haben!?


Jesus aber drohte ihnen – und sie müssen gehorchen. Jesus ist immer stärker als die Dämonen. Vergessen Sie das niemals.



Betrachtung: MIt seinen Jüngern

Ein kleines Wörtchen spricht mich heute ungemein an. Es ist das Wörtchen „mit“. Jesus ist mit seinen Jüngern unterwegs. Jesus und seine Jünger sind bereits eine Einheit geworden. Jesus ist nicht mehr alleine unterwegs, er zieht zusammen mit seinen Jüngern durch das Land.

 

Gestern haben wir von den Pharisäern und den Herodianern gelesen. Sie bildeten auch eine Gemeinschaft. (Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.) Aber diese Gemeinschaft war eine Gemeinschaft des Hasses. Pharisäer mit Herodianern fanden nur zusammen, weil sie in Jesus und seinen Jüngern einen gemeinsamen Gegner hatten. Nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

 

Dieser Negativgemeinschaft steht heute aber die Gemeinschaft der Liebe gegenüber: Jesus mit seinen Jüngern.

 

Ich möchte auch eine solch enge Gemeinschaft mit Jesus bilden, sodass man sagen kann Jesus mit Edgar. Aber die Jünger waren viele, sie folgten Jesus als Gruppe. Und auch wir müssen wieder neu lernen, Gemeinschaften zu bilden, die zusammen mit Jesus unterwegs sind. Sodass man sagen kann: Jesus mit Edgar und … und … und ….

 

Bilden wir eine Jesusgemeinschaft. Machen Sie mit?




Mk 3, 13-19    2. Woche, Freitag

In jener Zeit stieg Jesus auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Die Zwölf, die er einsetzte, waren Petrus - diesen Beinamen gab er dem Simon -, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -, dazu Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verraten hat.



Betrachtung: Mit seiner Vollmacht Dämonen austreiben.


Ich möchte noch etwas bei dem Thema bleiben, das mich gestern schon beschäftigt hat. Markus nennt nur zwei Aufgaben, die den Aposteln übertragen werden. Sie sollen predigen und sie sollen Dämonen austreiben. Warum werden die anderen Vollmachten hier nicht genannt, etwa die Vollmacht zu heilen oder die Vollmacht Sünden zu vergeben? Markus scheint es vielleicht deshalb wichtig zu sein, nur diese beiden Vollmachten zu erwähnen, weil er ja bereits einige Male erlebt hat, dass Jesus Menschen von ihrer Besessenheit befreit hat. (Mk 1,23; Mk 1,32; Mk 1,39; Mk 3,11).

Und es sollte uns aufhören lassen, dass nach Markus der Herr als wichtigste und erste Gabe den Aposteln die Macht der Teufelsaustreibung verliehen hat. Die Apostel sollen gegen die Dämonen kämpfen, aber nicht mit eigener Kraft, sondern mit Jesu Vollmacht.

Ich wiederhole, was ich gestern geschrieben habe.

Jesus ist immer stärker als die Dämonen. Vergessen Sie das niemals.



Betrachtung

Von den zwölf Aposteln, die heute im Evangelium berufen werden, wird uns von mindestens sechs Aposteln die Berufungsgeschichte in der Heiligen Schrift geschildert. (Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus, Matthäus). Bevor sie also von Jesus ausgesandt wurden, hatten sie sich schon längst für den Herrn entschieden und wollten ein Leben aus dem Glauben herausführen. Bevor sie vom Glauben sprechen sollten, hatten sie bereits selbst die Schönheit des Glaubens in ihrem eigenen Herzen erfahren.

 

Für heute

Dies scheint mir ein außerordentlich wichtiges Detail auch für unsere heutige Zeit zu sein. Nicht nur Priester und Bischöfe sollten zuerst von Gott berührt sein, bevor sie ein Amt und eine Aufgabe in der Kirche übernehmen, sondern jeder Christ, der sich in den Gremien, in Verbänden und Vereinen verantwortlich engagiert, sollte zuerst eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus haben.

 

Ein unbekehrter Christ ist ungeeignet, in einer christlichen Gruppe und Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Wie sollte ein lediglich „angetippter Christ" von Jesus sprechen, wenn er diesen selbst noch nicht kennengelernt hat? Niemand schadet der Sache des Christentums so sehr wie unbekehrte, weltliche Christen. Sie sind eine Stütze für die Ungläubigen, eine Freude für den Teufel und ein Ärgernis für Gott. (vgl J.C.Ryle)



Mk 3, 20-21    2. Woche, Samstag

In jener Zeit ging Jesus in ein Haus, und wieder kamen so viele Menschen zusammen, dass er und die Jünger nicht einmal mehr essen konnten. Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.



Betrachtung: Er ist von Sinnen.


Wir stehen noch ganz am Anfang des Markusevangeliums, aber bereits viermal haben wir gesehen, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten versuchten, Jesus von seinem Auftrag abzubringen (Mk 2,16; Mk 2,24 Mk 3,6; Mk 3,22). Heute sehen wir im Evangelium, dass eine andere Gruppe gekommen ist, um zu verhindern, dass er weitermacht. Es sind die eigenen Verwandten, also jene, die zur weiteren Familie gehören. Was haben sie nur gegen Jesus, er hat ihnen doch nichts getan?


Warum sind sie so aufgebracht gegen Jesus, dass sie sogar sagen „Er ist von Sinnen.“ Könnte es daran liegen, dass sie eine feste Vorstellung davon haben, was ein Mitglied ihrer Großfamilie zu tun und zu lassen hat? Konnten Sie es nicht ertragen, dass einer aus ihrer Sippe eigene Wege geht? Hatten Sie eine eigene, feste Vorstellung davon, wie man sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat? Wollten sie ihm ihre eigene Lebensform aufzwingen, damit er wieder „normal“ wird?


Als ich kurz nach meiner Priesterweihe 1996 zu einer Frau sagte, dass ich versuche, jeden Tag den Rosenkranz zu beten, war ihre Antwort „Herr Kaplan, bleiben sie doch normal“. In ihren Augen war ich offenbar auch von Sinnen.


Was ist schon normal? Normal ist für mich, dass man sein Leben an Gottes Geboten ausrichtet und Gott mehr gehorcht als den Menschen.



Betrachtung

Dass sogar die Angehörigen meinten, dass Jesus „von Sinnen“ sei, braucht uns nicht zu verwundern. In der Bibel gibt es einige solcher Beispiele.

Der Prophet Elischa schickte einen seiner Prophetenjünger zu Jehu, um diesen zum König zu salben. Die Leute, die den Propheten sahen, sagten nur: "Warum ist denn dieser Verrückte zu dir gekommen?" (2.Kön 9,11)

Als Paulus sich vor Festus verteidigte, rief dieser laut: "Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Schriftstudium treibt dich zum Wahnsinn." (Apg 26,24)

Die Christen in der Gemeinde von Korinth hatten Angst, für verrückt gehalten zu werden, wenn sie sich dem Wirken des Geistes öffnen. (1Kor 14,23)

 

Wer nicht glaubt, versteht nicht

Wer nicht glaubt, kann den Eifer eines bekehrten Christen für Gott nicht verstehen. Du kannst im Fernsehen miterleben wie Bear Grylls unter größten Strapazen die gefährlichsten Wüsten durchwandert oder zuschauen wie Ed Stafford in Mangrovensümpfen Borneos um das Überleben kämpft. Coole Jungs werden sagen: Das ist aber kühn! Das ist ein richtiges Abenteuer! Das mache ich auch einmal! Erzählst du ihnen aber, dass du eine Nacht in der Kirche durchgebetet hast, dann werden sie antworten: Du bist ja verrückt.

 

Paulus hat recht, wenn er schreibt: "Der irdisch gesinnte Mensch aber erfasst nicht, was vom Geist Gottes kommt. Torheit ist es für ihn und er kann es nicht verstehen, weil es nur mit Hilfe des Geistes beurteilt werden kann." (1. Kor 2,14.)

 



Mk 3, 22-30    3. Woche, Montag

In jener Zeit sagten die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren Er ist von Beelzebul besessen; mit Hilfe des Anführers der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Da rief er sie zu sich und belehrte sie in Form von Gleichnissen: Wie kann der Satan den Satan austreiben? Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben. Und wenn sich der Satan gegen sich selbst erhebt und mit sich selbst im Streit liegt, kann er keinen Bestand haben, sondern es ist um ihn geschehen. Es kann aber auch keiner in das Haus eines starken Mannes einbrechen und ihm den Hausrat rauben, wenn er den Mann nicht vorher fesselt; erst dann kann er sein Haus plündern. Amen, das sage ich euch: Alle Vergehen und Lästerungen werden den Menschen vergeben werden, so viel sie auch lästern mögen; wer aber den Heiligen Geist lästert, der findet in Ewigkeit keine Vergebung, sondern seine Sünde wird ewig an ihm haften. Sie hatten nämlich gesagt: Er ist von einem unreinen Geist besessen



Betrachtung: Wenn eine Familie in sich gespalten ist.


Während ich diese Zeilen lese, muss ich an die Kirche denken. Wie viele Spaltungen hat es im Laufe der Geschichte schon gegeben? Ich kann keine Zahl nennen, aber es waren zu viele.


Ich spüre, dass die katholische Kirche in unseren Tagen wieder großen Spannungen ausgesetzt ist. Organisierte Gruppen innerhalb der Kirche fordern die Abschaffung des Zölibats und die Einführung des Frauenpriestertums. Maria 2.0 hat eigene Vorstellungen von Kirche weitab jeglichen kirchlichen Vorgaben.


Eine Familie, die in sich gespalten ist, kann keinen Bestand haben. Die Mitglieder der Kirche nennen sich Brüder und Schwestern, bilden also auch eine Familie. Die innere Einheit der Kirche ist bereits weggebrochen und ich habe große Sorge, dass dies in der nahen Zukunft auch zu einer weiteren äußeren Abspaltung führen könnte.

Spaltung bedeutet immer Untergang - aber für beide Parteien.


Betrachtung: Lästerung gegen den Hl. Geist

Der Heilige Geist war zur damaligen Zeit noch völlig unbekannt. Johannes der Täufer hatte zwar vom Heiligen Geist gesprochen. Bei der Taufe war der Heilige Geist auf Jesus herabgekommen und Markus berichtet, dass Jesus anschließend vom Geist in die Wüste geführt wurde. Die wenigsten wussten jedoch, dass es einen Heiligen Geist überhaupt gibt. Auch einige Zeit nach Pfingsten war der Heilige Geist immer noch der große Unbekannte, denn die Leute sagten: „Wir haben noch nicht einmal gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt.“ (Apg 19,2) Die Schriftgelehrten im Evangelium hatten wohl Erfahrungen mit den unheiligen Geistern gemacht, der Heilige Geist jedoch war ihnen unbekannt. Ich vermute, dass damals niemand verstanden hat, was Jesus sagte. Ohne den Heiligen Geist zu kennen, erahnt man jedoch das Gewicht der Aussage Jesu. „Wer den Heiligen Geist lästert, findet keine Vergebung.“

 

Lästerung gegen den Geist

Die Lästerung des Heiligen Geistes besteht in einer inneren Antihaltung, einem inneren Widerstand gegen Gott. Ich lästere den Heiligen Geist, wenn ich Gott bewusst und entschieden ablehne, und zwar gegen bessere Einsicht und trotz besseren Wissens. Wenn ein Mensch, der vom Heiligen Geist ergriffen wurde und die Wahrheit und die Schönheit des Glaubens in seiner Tiefe erkannt hat, sich hartnäckig gegen das, was er erfahren und wahrgenommen hat, wehrt, dann kann ihm nicht vergeben werden, denn er will überhaupt keine Vergebung.

Er weist Gott zurück, obwohl er seine Liebe erfahren hat. Gott, ich will dich nicht, bleibt mir nur vom Hals! Jesus verurteilt im Evangelium niemand, aber er warnt alle.

 

Rettung dennoch möglich

Und dennoch kann ein solcher Mensch umkehren und die Liebe Gottes annehmen und dann kann ihm auch vergeben werden. Darum ist es wichtig, dass wir auch die verstockten Sünder in unser Gebet einschließen und ihnen mit Liebe begegnen.

 


Mk 3, 31-35    3. Woche, Dienstag

In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen Jesus herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter



Betrachtung: Die Mutter Jesu und seine Brüder.

 

In der Bibel haben die Worte „Bruder“ und „Schwester“ einen anderen Sprachgebrauch als bei uns. Man kann das aus der Schrift sehr deutlich darlegen. Nach Gen 11, 27 - 31 ist Lot der Neffe von Abraham, aber ein paar Verse weiter in Gen 13,8, sagt Abraham zu Lot: Wir sind doch Brüder. Vergleiche hierzu auch die Aussage von Gen 14,12 und Gen 14, 16. Einmal ist Lot der Neffe Abrahams und dann wieder der Bruder. Ähnlich bei Jakob und Laban. Laban ist ja der Onkel von Jakob, aber in Gen 29, 15 nennt er ihn Bruder, obwohl er der Onkel ist.


In Mk 6,3 werden die Namen der vier "Brüder" Jesu genannt: Jakobus, Joses, Judas, Simon. Mk 15,40 aber zeigt, dass es sich hier nicht um leibliche Brüder gehandelt haben kann. Hier wird als Mutter des Jakobus und des Joses eine andere Maria genannt (s. auch Mk 15,47; 16,1; Lk 24,10; Mt 27,61 und 28,1). Als Vater des o.g. Jakobus wird in Mk 3,18 ein Alphäus genannt.


Wenn also Jakobus und Joses nicht leibliche Geschwister Jesu waren, so lässt sich das gleiche von den ebenfalls genannten Judas und Simon sowie von den "Schwestern" annehmen.


Im Neuen Testament ist nirgends von Kindern Marias und Josephs die Rede. Jesus allein wird der Sohn Marias (Mk 6,3), der Sohn Josefs (Joh 6,42; Mt 13,55) oder überhaupt Sohn Josephs (Lukas 3,23; 4,22; Johannes 1,45) genannt. Das Lukasevangelium berichtet (Lk 2,41-52), dass Maria mit Josef und dem zwölfjährigen Jesus nach Jerusalem zum Tempel pilgert. Eine solche mehrtägige Pilgerreise hätte Maria wohl kaum unternommen, wenn sie zu Hause eine Reihe jüngerer Kinder unversorgt zurücklassen hätte müssen.


Zur Zeit Jesu machte eine jüdische Frau, die noch kleine Kinder hatte, keine Tempelwallfahrt, zu der nur Männer verpflichtet waren.

Einen Hinweis darauf, dass Maria keine weiteren Kinder hatte, darf man auch aus der Tatsache sehen, dass Christus am Kreuz seine Mutter dem Jünger Johannes anvertraut hat (Joh 19,26f). Dies wäre doch sicher nicht geschehen, wenn Maria noch andere Kinder gehabt hätte, die sich um sie gekümmert hätten.


Aus dem Katechismus der katholischen Kirche (Nr. 500)

"Die Kirche hat diese Stellen [über die Geschwister Jesu] immer in dem Sinn verstanden, dass sie nicht weitere Kinder der Jungfrau Maria betreffen. In der Tat sind Jakobus und Josef, die als „Brüder Jesu" bezeichnet werden (Mt 13,55), die Söhne einer Maria, welche Jüngerin Jesu war (vgl. Mt 27,56) und bezeichnenderweise „die andere Maria" genannt wird (Mt 28,1). Gemäß einer bekannten Ausdrucksweise des Alten Testamentes (vgl. z. B. Gen 13,8; 14,16; 29,15.) handelt es sich dabei um nahe Verwandte Jesu."


Viel mehr als die historische Frage, ob Jesus vor 2000 Jahren leibliche Geschwister hatte oder nicht, sollte uns jedoch die Frage bewegen, ob wir heute zu seinen „Verwandten" gehören. Denn wie sagt Jesus? – „Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ - darauf kommt es an.



Betrachtung

Gestern hörten wir im Evangelium, dass die Schriftgelehrten Jesus beschuldigten, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Auf jene harte und gnadenlose Anschuldigung reagierte Jesus sehr besonnen mit einem Gleichnis, das er ihnen in aller Ruhe erzählte. Heute lesen wir im Evangelium, dass diese absurde Anklage der Schriftgelehrten nicht alles war, was Jesus zu dieser Zeit ertragen musste. Wir erfahren, dass sogar Jesu Mutter und seine Brüder zu dem Haus kamen, in dem er lehrte. Sie standen draußen und forderten ihn auf, herauszukommen und mit ihnen zu reden. Wenige Verse zuvor erfahren wir auch den Grund für ihre Forderung. „Als seine Angehörigen davon hörten, machten sie sich auf den Weg, um ihn mit Gewalt zurückzuholen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen“ (Mk 3,21).


Von allen Seiten wird J esusentmutigt, aber nichts scheint ihn aus der Fassung zu bringen. In beiden Situationen reagiert Jesus sehr ruhig und besonnen.

 

Ich muss noch viel lernen

Manchmal bringt mich schon eine komische Bemerkung oder ein unfreundlicher Telefonanruf aus dem Gleichgewicht. Auf Kleinigkeiten reagiere ich unwirsch und schaffe es nicht ruhig und freundlich zu bleiben, wenn andere Anklagen gegen mich vorbringen. Auch in diesem Punkt kann ich von Jesus viel lernen.


In jeder heiligen Messe bete ich: Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen." Heute Abend bei der heiligen Messe möchte ich daran denken, dass Jesus seinen Frieden auch in mein eigenes Herz hinein senkt. Der Frieden, den die Welt so dringend braucht, beginnt im eigenen Herzen. Hilf mir Jesus, ruhig und gelassen und in deinem Frieden zu bleiben, auch wenn die Stürme um mich herumtoben.


Mk 4, 1-20      3. Woche, Mittwoch

In jener Zeit lehrte Jesus wiederum einmal am Ufer des Sees, und sehr viele Menschen versammelten sich um ihn. Er stieg deshalb in ein Boot auf dem See und setzte sich; die Leute aber standen am Ufer. Und er sprach lange zu ihnen und lehrte sie in Form von Gleichnissen. Bei dieser Belehrung sagte er zu ihnen Hört! Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg, und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen, und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat, und sie brachte keine Frucht. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht; die Saat ging auf und wuchs empor und trug dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach. Und Jesus sprach: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Als er mit seinen Begleitern und den Zwölf allein war, fragten sie ihn nach dem Sinn seiner Gleichnisse. Da sagte er zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes anvertraut; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen gesagt; denn sehen sollen sie, sehen, aber nicht erkennen; hören sollen sie, hören, aber nicht verstehen, damit sie sich nicht bekehren und ihnen nicht vergeben wird. Und er sagte zu ihnen: Wenn ihr schon dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann all die anderen Gleichnisse verstehen? Der Sämann sät das Wort. Auf den Weg fällt das Wort bei denen, die es zwar hören, aber sofort kommt der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät wurde. Ähnlich ist es bei den Menschen, bei denen das Wort auf felsigen Boden fällt Sobald sie es hören, nehmen sie es freudig auf; aber sie haben keine Wurzeln, sondern sind unbeständig, und wenn sie dann um des Wortes willen bedrängt oder verfolgt werden, kommen sie sofort zu Fall. Bei anderen fällt das Wort in die Dornen sie hören es zwar, aber die Sorgen der Welt, der trügerische Reichtum und die Gier nach all den anderen Dingen machen sich breit und ersticken es, und es bringt keine Frucht. Auf guten Boden ist das Wort bei denen gesät, die es hören und aufnehmen und Frucht bringen, dreißigfach, ja sechzigfach und hundertfach.



Betrachtung: Ein anderer Teil fiel in die Dornen.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Sämann den Samen absichtlich unter die Dornen gestreut hat. Vielleicht war es so, dass beim Ausstreuen einfach durch den Schwung der Hand auch ein paar Samenkörner dorthin gefallen sind, wo Dornen wachsen. Vielleicht waren die Dornen auch noch klein und unscheinbar und der Sämann hoffte, dass die Saat schneller und kräftiger wachsen würde als die Dornen. Aber er täuschte sich: Die Dornen waren stärker.


Versuchen wir dies auf uns anzuwenden. Die Dornen können von innen oder von außen kommen und das Gute in uns ersticken.


Von innen kommen die Dornen dann, wenn wir der Gelegenheit zur Sünde Raum geben. Vielleicht denken wir zunächst: Die Versuchung ist klein, ich kann ihr widerstehen. Aber dann merken wir doch, dass eine Versuchung schnell wachsen kann. Der Vorsatz, nicht zu sündigen und der Wille zu widerstehen und zu kämpfen, wird überwuchert. Die gute Absicht wird erstickt und wir geben nach. Die Dornen waren stärker.


Von innen kommen die Dornen, wenn wir der Lauheit in uns nachgeben. Vielleicht denken wir zunächst: Ich bin stark, ich bin ein guter Christ. Aber dann kommt der Zeitpunkt, an dem wir denken: Heute lasse ich es mir gut gehen, heute lasse ich einmal das Beten, heute gehe ich nicht in die Kirche. Am Anfang sind diese Dornen noch klein und unscheinbar, aber wenn ich nicht achtgebe, dann wachsen sie und schnell wird aus dem guten Christen ein lauer Christ. Unsere eigene Lauheit, unsere eigenen Kompromisse sind es, was die Dornen düngt und schließlich, ohne dass wir es merken, werden die Dornen stärker.


Die Dornen können aber auch von außen kommen, und zwar dann, wenn andere sich gegen den Glauben stellen. Wenn sich eine Häresie, ein Irrglaube langsam und schleichend in der Gesellschaft, in der Kirche, dann aber auch in meinem eigenen Herzen ausbreitet. Zunächst denken wir vielleicht, es ist nicht so schlimm, das ist nur eine Meinung von vielen. Sobald wir jedoch anfangen, mit dem Irrglauben zu liebäugeln, sind wir schon überwuchert. Ich muss mich hüten, dass nicht auch das eigene Herz davon infiziert wird - dann wären nämlich die Dornen auch hier wieder stärker.



Betrachtung: Wie werten?

Sobald ich mich bemühe, ein guter Boden für den Samen Gottes zu sein, werde ich Frucht bringen. Das Maß der Frucht hängt sicher zu einem Teil von mir selbst, von meinem Engagement vor einem Einsatz und von meiner Bereitschaft, mich auf Gott einzulassen, ab. Dann ist da aber auch der andere, sehr maßgebliche Teil, den ich nur bedingt beeinflussen kann und der auch wichtig ist, um eine Frucht hervorzubringen. Das sind zum Beispiel die Startbedingungen, die ein Mensch in seinem Leben hat. Das sind die Talente und die Fähigkeiten, die ihm von seinem Elternhaus mitgegeben wurden, da ist das Milieu, das Umfeld, in dem einer aufgewachsen ist.

 

Verschiedene Startbedingungen

Stellen wir uns kurz zwei Menschen vor, die sich beide bemühen, für das Wort Gottes ein guter Boden zu sein. Beide lieben Gott und haben ihm aus ganzem Herzen ihr Leben anvertraut.

Dem einen wurde der Glaube in die Wiege gelegt. Hineingeboren in eine gute christliche Familie wird er gefördert durch Schule und Stipendium, Programme und Seminare. Finanzielle Not kennt dieser Mensch nicht, mit Gesundheit ist er gut gesegnet.

Der andere dagegen kämpft täglich um sein Überleben. Im Kriegsland aufgewachsen fehlt es am Nötigsten. Bildung, finanzielle Sicherheit, Frieden, freie Religionsausübung, all dies sind Fremdworte in seinem Leben. Eine Krankheit nagt an seinem Leben. Er hat lange gekämpft, aber das Licht ist in seinem Leben stärker geworden als die Finsternis.

 

Frucht am Ende des Lebens

Nun wird am Ende des Lebens bei beiden abgerechnet. Der eine, der erste, wurde Jurist und Arzt, hat Krankenhäuser und Obdachlosenheime gegründet. Millionen hat er gespendet für Menschen in Not. Die Zeitungen sind voll des Lobes über diesen Gutmenschen. Zweifellos brachte er hundertfache Frucht.

Der andere hat kaum etwas vorzuweisen. Keine Zeitung hat je seinen Namen erwähnt. Er hatte genug damit zu kämpfen, dass er Gewalt, Unrecht und Not, die er selbst erfuhr, nicht an andere weitergab. Es ist fraglich ob es für die dreißigfache Frucht überhaupt reicht.

 

Welche Skala gilt

Es ist sehr menschlich und kurz gedacht, wenn wir mit unseren Maßstäben und unserem kurzen Blickwinkel versuchen zu bewerten, wer wie viel Frucht in seinem Leben gebracht hat. Gott hat andere Maßstäbe und eine andere Skala als wir Menschen.



Mk 4, 21-25    3. Woche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus: Zündet man etwa ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber oder stellt es unter das Bett? Stellt man es nicht auf den Leuchter? Es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar wird, und nichts Geheimes, das nicht an den Tag kommt. Wenn einer Ohren hat zum Hören, so höre er! Weiter sagte er Achtet auf das, was ihr hört! Nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden, ja, es wird euch noch mehr gegeben. Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.



Betrachtung: Ohren zum Hören!


Jesus sagt heute nicht, was wir hören sollen, auf was oder auf wen wir hören sollen. Jesus sagt lediglich: Du hast Ohren, also höre!

Auf wen wir hören sollen, lesen wir zum Beispiel im letzten Buch der Bibel (Off 2,11). „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“


Aha, auf das, was der Heilige Geist sagt, sollen wir hören. Das ist eigentlich für uns Katholiken logisch, aber dennoch vergessen wir das sehr oft, wenn wir uns zum Beispiel mit anderen unterhalten. Was der andere uns sagt, könnte vom Heiligen Geist stammen, auch dann, wenn es uns nicht gefällt. Immer sollte ich prüfen, ob in dem, was andere zu mir sagen, nicht ein Wort Gottes an mich stecken könnte.


Auf diesem Hintergrund ist auch der letzte Satz des heutigen Evangeliums für mich verständlich. „Wer hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat“. Wer die Bereitschaft und die Sehnsucht danach hat, in all den Worten, die unsere Ohren täglich erreichen Gottes Wort herauszufiltern, der darf tiefer eindringen in die Geheimnisse des Glaubens. Wer aber nicht bereit ist, Gottes Stimme zu hören, der wird über kurz oder lang den Glauben verlieren.


Jesus, hilf mir heute, tiefer zu hören.



Betrachtung: Licht auf dem Leuchter

Was Jesus im Evangelium heute sagt, ist so logisch, dass man es eigentlich gar nicht erwähnen muss. Ich jedenfalls bin noch nie auf die Idee gekommen, eine brennende Kerze unter mein Bett zu stellen, in dem ich dann die Nacht über schlafe. Eine Kerze wird nicht angezündet, um sie zu verstecken und zu verbergen, sondern um sie auf einen Leuchter zu stellen und zu benutzen.

 

Das Licht auf den Leuchter stellen

Wir sollen nicht selbst das Licht sein, sondern eben nur der Leuchter. Das bedeutet, dass ich nicht meine eigenen Meinungen, meine eigenen Dogmen und Überzeugungen verkündige und predigen soll, sondern dass ich Christus, der von sich selber sagt „Ich bin das Licht der Welt“ in die Welt hineintrage. Immer muss sich dabei aber bedenken, dass ich nur ein Leuchter bin und nicht selbst das Licht. Das Licht ist Jesus, ich bin nur der Leuchter.

 

Wie kann ich Leuchter für das Licht sein?

Indem ich: Jesus bekenne, zu SEINER Kirche stehe, mich als Christ nicht in die Privatsphäre zurückdrängen lassen, versuche ein Leben aus dem Glauben zu führen, versuche die Liebe Jesu weiterzugeben, positiv über den Glauben und die Kirche spreche, die Gemeinschaft der Christen suche und pflege, den Armen diene …

 

Sicher finden Sie, wenn Sie diese Zeilen lesen, noch mehr Möglichkeiten, wie Sie „Leuchter“ sein können.

 




Mk 4, 26-34    3. Woche, Freitag

In jener Zeit sprach Jesus: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da. Er sagte Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.



Betrachtung: Die Erde bringt von selbst ihre Frucht.


Dieses Evangelium ist noch nicht bei mir angekommen. Ich habe das, was Jesus sagt, noch nicht verinnerlicht, denn ich mache mir (noch) zu viele Sorgen darüber, ob das, was ich tue und sage, ausreicht, um genügend Frucht zu bringen. Die Realität sieht nämlich so aus:

Nach Erstkommunion und Firmung sind die Kirchen wieder leer. Die wenigsten Eltern kommen auch nach der Taufe ihres Kindes noch zur Kirche. Die Sakramente sind Sakramente „to go“ geworden. Alle meine Predigten verpuffen offensichtlich im Nirwana und alle Versuche, den Glauben in der Seelsorgeeinheit zu erneuern, sind offensichtlich kläglich gescheitert.


Nun, was sagt das Evangelium? Das Evangelium sagt, dass mir nur aufgetragen ist zu säen! Nur säen!


Ich habe ausgesät, so gut ich konnte mit allem Auf und Ab, das es eigentlich immer so gibt. Ich habe mich bemüht und ich kann sagen, dass ich sicher kein Faulenzer war. Also: Ich habe getan, was das Evangelium mir aufgetragen hat - ich habe ausgesät. Jetzt kann ich mich zurücklehnen, denn das andere, das Wachsen und Gedeihen, ist Sache Gottes.


Jetzt liegt es an IHM, die Sakramente in jenen, denen ich sie gespendet habe, auch lebendig werden zu lassen. Von nun an liegt es in der Verantwortung Gottes aus den Samenkörnern meiner bescheidenen Predigten Früchte wachsen zu lassen. Gott, es ist DEINE Kirche und nicht meine Kirche. Also, lieber Gott, jetzt bist Du am Zug! Bete, als hinge alles von dir ab, handle, als hinge alles von Gott ab“. Dieser Leitsatz des Ignatius von Loyola fordert (nicht nur mich) heraus.



Betrachtung:

Nicht nur aus kleinen Samenkörnern, sondern auch aus unscheinbaren Worten können große Dinge entstehen.

 

Rom

Jesus sagte zu Petrus: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18). Weil Petrus und die Jünger um ihn herum dieses Wort angenommen haben, wurde Rom zum Mittelpunkt der katholischen Kirche. Dieses Wort ist der allererste Ursprung, warum ich selbst schon oft in Rom war und auch einige Pilgergruppen bereits in die heilige Stadt führen durfte.

 

Eucharistiefeier

Jesus sagte am Abend des Gründonnerstags: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (Lk 22,19). Ein Wort, am Ortsrand von Jerusalem gesprochen, bewirkte, dass auf der ganzen Welt, an jedem Ort und zu jeder Stunde, in der Feier der Eucharistie diese Worte Jesu wiederholt werden.

   

Ordensgemeinschaften

Jesus sagte zu Matthäus nur die drei Worte: „Folge mir nach“ (Mt 9,9). Der Zöllner folgte Jesus damals sofort und nach ihm verließen tausende Männer und Frauen Hab und Gut und folgten Jesus in einem der vielen Ordensgemeinschaften nach.

 

Für heute

Das alles ist sehr langsam über viele Jahrhunderte hinweg entstanden. Vielleicht werden auch wir erst im Jenseits verwundert sehen, welche Früchte unsere guten Worte für unsere Mitmenschen gebracht haben. Aus einem kleinen „Danke“ oder „Gott segne dich“ kann Gott Größtes machen, weil er nicht an eine irdische Größe gebunden ist.

 



Mk 4, 35-41    3. Woche, Samstag

An jenem Tag, als es Abend geworden war, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?



Betrachtung: Habt ihr noch keinen Glauben?


Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Bisher habe ich in diesem Satz Jesu immer einen Tadel, einen Vorwurf Jesu an die Jünger gesehen. Aber wenn es ein Tadel wäre, dann wäre die Reaktion der Jünger nicht Angst und Furcht, sondern Scham.


Könnte es sein, dass Jesus diese Worte nicht als einen Vorwurf sagt, sondern dass er einfach nur feststellt: Ah ja, sie haben noch Angst und sie haben noch keinen Glauben. Jesus stellt einfach sachlich fest, dass den Jüngern für ihre spätere Sendung noch etwas fehlt. Es fehlt ihnen noch ein tieferer Glaube. Und vielleicht schenkte ihnen Jesus in diesem Moment durch einen reinen Gnadenakt einen tieferen Glauben, eine tiefere Erkenntnis seiner Sendung und seiner innewohnenden Gottheit.


Dann wäre auch die Furcht der Jünger zu erklären. Dann hätte nämlich die Furcht, die sie jetzt befällt, nichts mehr mit der Angst zu tun, die sie während des Sturmes hatten. Es ist dann eine Furcht angesichts der Gegenwart Gottes, den sie in diesem Moment, in dieser Sekunde, tiefer erkennen.


Wir modernen Menschen hören das Wort „Furcht“ in Bezug auf Gott nicht gerne. Für uns ist Gott der liebe Gott, der gütige Vater mit einem langen Bart. Aber Gott ist der ganz andere. Gott ist Gott und ich bin nur sein Geschöpf.


Wenn wir das Wort „Ehrfurcht“, dass wir besser verstehen, längere Zeit vielleicht einmal betrachten, dann verstehen wir auch das Wort „Furcht“ in Bezug auf Gott besser. Wir sehen daran, dass wir unseren Glauben nicht selber machen können.


Bitten wir Jesus, dass er uns immer mehr und immer tiefer zu einem größeren Glauben führt. Es wird ein Glaube sein, der in eine größere Ehrfurcht gegenüber Gott mündet.



Betrachtung

Ich finde es ganz wunderbar, wie Jesus mit seinen Jüngern umgeht. Obwohl sie Jesus mitten aus dem Tiefschlaf wecken, tadelt er sie nicht, sondern geht sofort auf ihre Not ein. Die Jünger nahmen keine Rücksicht auf die Müdigkeit des Herrn, sondern dachten im Evangelium nur an ihr eigenes Wohl. Jesus versteht sie sofort und geht auf eine sehr zärtliche Art und Weise mit ihnen um. Er beklagt sich nicht. Er erteilt ihnen keine scharfe Zurechtweisung. Er tadelt sie auch nicht wegen ihres Unglaubens. Jesus stellt einfach die rührende Frage: "Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?"

 

Für heute

Wir sollten uns diese Lektion gut merken. Der Herr ist sehr einfühlsam und voller zärtlicher Barmherzigkeit. Er kennt alle Mängel ihres Glaubens, ihrer Hoffnung, ihrer Liebe und doch ruft er sie in seine Nähe. Er erträgt sie ständig. Er liebt sie sogar bis zum Ende. Er richtet sie auf, wenn sie fallen und stellt sie wieder her, wenn sie sich irren. Seine Geduld ist, wie seine Liebe, eine Geduld, die alles Wissen übersteigt.



Hoffentlich erinnere ich mich an das, was ich geschrieben habe, wenn wieder einmal jemand an meinem Nervenkostüm zerrt. Wenn Jesus die Jünger angenommen hat und sie geduldig ertragen kann, dann sollte auch ich in der gleichen Art und Weise mit meinen Mitmenschen umgehen.


Mk 5, 1-20      4. Woche, Montag

In jener Zeit kamen Jesus und seine Jünger an das andere Ufer des Sees, in das Gebiet von Gerasa. Als er aus dem Boot stieg, lief ihm ein Mann entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Er kam von den Grabhöhlen, in denen er lebte. Man konnte ihn nicht bändigen, nicht einmal mit Fesseln. Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen. Bei Tag und Nacht schrie er unaufhörlich in den Grabhöhlen und auf den Bergen und schlug sich mit Steinen. Als er Jesus von weitem sah, lief er zu ihm hin, warf sich vor ihm nieder und schrie laut: Was habe ich mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht! Jesus hatte nämlich zu ihm gesagt Verlass diesen Mann, du unreiner Geist! Jesus fragte ihn Wie heißt du? Er antwortete: Mein Name ist Legion; denn wir sind viele. Und er flehte Jesus an, sie nicht aus dieser Gegend zu verbannen. Nun weidete dort an einem Berghang gerade eine große Schweineherde. Da baten ihn die Dämonen: Lass uns doch in die Schweine hineinfahren! Jesus erlaubte es ihnen. Darauf verließen die unreinen Geister den Menschen und fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang hinab in den See. Es waren etwa zweitausend Tiere, und alle ertranken. Die Hirten flohen und erzählten alles in der Stadt und in den Dörfern. Darauf eilten die Leute herbei, um zu sehen, was geschehen war. Sie kamen zu Jesus und sahen bei ihm den Mann, der von der Legion Dämonen besessen gewesen war. Er saß ordentlich gekleidet da und war wieder bei Verstand. Da fürchteten sie sich. Die, die alles gesehen hatten, berichteten ihnen, was mit dem Besessenen und mit den Schweinen geschehen war. Darauf baten die Leute Jesus, ihr Gebiet zu verlassen. Als er ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus erlaubte es ihm nicht, sondern sagte: Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat. Da ging der Mann weg und verkündete in der ganzen Dekapolis, was Jesus für ihn getan hatte, und alle staunten.



Betrachtung: Niemand konnte ihn bezwingen.


Niemand hatte eine Kontrolle über den Besessenen, niemand hatte Macht über ihn, niemand konnte ihn kontrollieren. „Schon oft hatte man ihn an Händen und Füßen gefesselt, aber er hatte die Ketten gesprengt und die Fesseln zerrissen; niemand konnte ihn bezwingen“.


Das ist verständlich, denn Menschen haben über die unreinen Geister keine Gewalt, denn diese sind Kumpane des Teufels. Aus eigener Kraft kann der Mensch den Kampf gegen die Dämonen und den Teufel nicht aufnehmen und gewinnen. Aber wenn ein Mensch in Verbindung mit Gott und mit Gottes Vollmacht handelt und spricht, dann gewinnt er die Kontrolle zurück und dann sind die Dämonen hilflos und müssen fliehen.

Aber selbst wenn die Dämonen fliehen müssen, möchten sie noch Schaden anrichten, wo sie können, und so fahren sie in die Schweine. Nachdem sie einen Menschen gequält hatten, bis er beinahe zu einem Tier wurde, fahren sie nun in die Tiere ein, die dort gerade weiden.


Aber warum erlaubt dies der Herr?

Wieder finde ich bei Adrienne von Speyer einen guten Gedanken: „Vorher war es einer und jetzt 2000, eine unglaubliche Progression. Aber so ist es mit dem Bösen. Seine Vermehrungskraft ist unübersehbar.“

Vielleicht erlaubte Jesus den unreinen Geistern in die Tiere zu fahren, nur aus dem einen Grunde, um zu zeigen, welche Kraft und welche Zerstörungswut die Dämonen haben. Der Teufel und seine Dämonen haben nur ein einziges Ziel: zerstören, vernichten, töten.



Betrachtung: Unheilsorte und Segensorte

Heute und morgen führt uns das Evangelium durch das ganze 5. Kapitel des Markusevangeliums. Heute hören wir in den ersten 20 Versen von der zerstörerischen Macht der Dämonen am Ostufer des Sees von Genezareth. Morgen dagegen berichten die Verse 21-43 von der Heilung der blutflüssigen Frau und der Auferstehung des kleinen Mädchens aus dem Totenreich. Welcher Gegensatz. Hier: Schrecken und Verderben. Dort: Segen, Heil und Leben.

Hier läuft ihm schreiend ein unreiner Geist entgegen, dort fällt ihm Jairus bittend und flehend, voller Hoffnung und Glaube zu Füßen.

Steht dieser Gegensatz nur zufällig im fünften Kapitel eng beieinander oder gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen beiden Orten und Ereignissen?

 

Offensichtlich gibt es Orte wie damals das Ostufer, an denen die dunklen Mächte am Wirken sind und Jesus nur wenig ausrichten kann. Denken wir auch an die Heimatstadt Jesu. Jesus konnte in Nazaret wegen des Unglaubens der Bewohner keine Wunder tun (Mt 13,58). Dann gibt es aber auch Orte, die nur darauf warten, dass Jesus mit seinem Segen und seinem Heil kommt. Wir sehen das im morgigen Evangelium. Jesus erreichte das Westufer und sofort strömten die Menschen zusammen und Heil und Segen bricht regelrecht aus Jesus hervor.

 

Auch heute?

Warum können sich Familien einen Glauben bewahren, während andere ihn schon längst verloren haben. Warum blüht in manchen Gemeinden der Glaube auf, während er in anderen verdorrt. Gibt es den Gegensatz, den ich oben geschildert habe, auch heute noch? Gibt es auch heute noch Unheilsorte und Segensorte?

 

Nur wer mit verbundenen Augen und tauben Ohren unserer Gesellschaft beobachtet, wird dies verneinen.




Mk 5, 21-43    4. Woche, Dienstag

In jener Zeit fuhr Jesus im Boot an das andere Ufer des Sees von Galiläa hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Darunter war eine Frau, die schon zwölf Jahre an Blutungen litt. Sie war von vielen Ärzten behandelt worden und hatte dabei sehr zu leiden; ihr ganzes Vermögen hatte sie ausgegeben, aber es hatte ihr nichts genutzt, sondern ihr Zustand war immer schlimmer geworden. Sie hatte von Jesus gehört. Nun drängte sie sich in der Menge von hinten an ihn heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt. Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte deutlich, dass sie von ihrem Leiden geheilt war. Im selben Augenblick fühlte Jesus, dass eine Kraft von ihm ausströmte, und er wandte sich in dem Gedränge um und fragte: Wer hat mein Gewand berührt? Seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst doch, wie sich die Leute um dich drängen, und da fragst du Wer hat mich berührt? Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte. Da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sagte zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein. Während Jesus noch redete, kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur! Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.



Betrachtung: Glaube nur!


Zunächst kommt der Synagogenvorsteher. Jairus, der Synagogenvorsteher, ein Jude, also jemand, der noch nicht zum Glauben an Jesus gefunden hat. Ein Ältester der jüdischen Gemeinde bittet ihn, den Herrn, um Hilfe. Er kommt ohne Glauben, aber er trägt die Hoffnung in sich, dass Jesus seinem Kind helfen kann. Und Jesus wird zu ihm sagen. „Glaube nur“. Fange an zu glauben. Sei ohne Furcht.


Dann kommt die Frau, ihre Religionszugehörigkeit wird nicht genannt. Zu ihr sagt Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Sie kommt also mit Glauben, aber ihr Glaube ist noch klein. Sie hatte von den Wundern Jesu gehört und sie hofft nun für sich selbst; sie kommt hoffend und offen für eine Begegnung mit dem Herrn. Weder die Frau noch Jairus haben einen starken, unerschütterlichen Glauben, aber sie sind offen für die Gnade, sie sind bereit für eine Begegnung mit Jesus.


Welch ein Trost für uns. Wie oft wünschten wir uns auch einen tieferen Glauben, einen bergeversetzenden Glauben. Das heutige Evangelium lehrt uns: Der Glaube, den du hast, genügt. Dein Glaube darf auch noch schwach sein, darf senfkorngroß sein, hab keine Sorge!


Warten Sie nicht auf einen größeren Glauben. Gehen Sie mit ihren Sorgen und Nöten zu Jesus, mit dem Glauben, den Sie haben, auch wenn Sie den Eindruck haben, dass er schwach und klein ist.

Zur Frau sagte Jesus: „Dein Glaube hat dir geholfen“, und zu Jairus sagte er: „Sei ohne Furcht, glaube nur!“

Setzen wir uns an die Stelle der Frau oder des Synagogenvorstehers, dann gilt dieses Wort auch uns. „Sei ohne Furcht, glaube nur!“


Betrachtung: Ich bin ein Moslem

Diese mutige Frau durfte nach ihrer Heilung nicht einfach wieder unerkannt nach Hause zurückgehen. Jesus bemerkte, dass eine heilende Kraft von ihm ausging und er wollte, dass dies auch in der Öffentlichkeit bekannt wird. Jesus wollte die Menschen lehren, dass von ihm heilende Kräfte ausgehen und hierfür sollte diese Frau ein kleines Zeugnis abgeben. Bevor sie wieder unerkannt in der Menge verschwand, wurde sie darum von Jesus angesprochen, es entwickelte sich ein Gespräch und sie gab ein kleines Glaubenszeugnis, das alle Menschen um sie herum hören konnten.

 

Von dieser mutigen Frau können wir etwas Wichtiges lernen. Wir dürfen uns nicht schämen uns zu unserem Glauben zu bekennen und von Jesus zu berichten.

 

Die Straßenarbeiter vor meinem Pfarrhaus

In der vergangenen Woche war es wettermäßig sehr kalt und unangenehm und trotzdem mussten vor meinem Pfarrhaus Bauarbeiter den Gehweg aufreißen, um eine Wasserleitung zu reparieren. Ich wollte ihnen etwas Gutes tun, ging zum Capo und lud die ganze Mannschaft zu einem zünftigen Vesper im nahe gelegenen Café ein. Einer der Arbeiter kam auf mich zu, bedankte sich und sagte: „Ich bin ein Moslem.“

Sofort habe ich mich gefragt, welcher Christ wohl bei einer Erstbegegnung mit einem fremden Menschen sagen würde: Ich bin Christ, kennst du Jesus?

 

Nicht die Trompete blasen aber dennoch bekennen

J. C. Ryle schreibt in seinem Markus Kommentar: Wenn wir durch sein Blut Frieden gefunden haben und durch seinen Geist erneuert wurden, dürfen wir uns nicht scheuen, dies bei jeder passenden Gelegenheit zu bekennen. Es ist nicht nötig, in den Straßen die Trompete zu blasen und jedem unsere Erfahrung aufzudrängen. Alles, was wir brauchen, ist die Bereitschaft, Christus als unseren Meister anzuerkennen, ohne vor dem Spott oder der Verfolgung zurückzuschrecken, die wir dadurch auf uns ziehen könnten. Mehr als das ist nicht erforderlich; aber weniger als das sollte uns nicht zufriedenstellen. Wenn wir uns vor den Menschen für Jesus schämen, wird er sich eines Tages vor seinem Vater und den Engeln für uns schämen.

 

Die Frau im Evangelium gibt uns ein gutes Beispiel, der Moslem vor meinem Haus beschämt uns Christen und J.C Ryle hat recht, mit dem was er schreibt.

Mk 6, 1b-6      4. Woche, Mittwoch

In jener Zeit kam Jesus in seine Heimatstadt; seine Jünger begleiteten ihn. Am Sabbat lehrte er in der Synagoge. Und die vielen Menschen, die ihm zuhörten, staunten und sagten: Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen! Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns? Und sie nahmen Anstoß an ihm und lehnten ihn ab. Da sagte Jesus zu ihnen: Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat, bei seinen Verwandten und in seiner Familie. Und er konnte dort kein Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben. Jesus zog durch die benachbarten Dörfer und lehrte.



Betrachtung: Sie lehnten ihn ab.


Ein kleiner Glaube genügt, damit Jesus wirken kann. Auch dort, wo kein Glaube an ihn vorhanden ist, aber dafür ein offenes Herz und die Bereitschaft, sich auf ihn einzulassen, kann Gott seine Gnade schenken. Wir haben dies gestern gesehen.


Lediglich dort, wo Abneigung und aktiver oder sogar aggressiver Unglauben herrscht, ist auch Jesus machtlos. Dort, wo Menschen feindselig, geringschätzig oder gleichgültig gegenüber Jesus sind, kann Jesus nicht wirken.


Jesus hat den Glauben der Menschen nicht nötig, um sein Heil und seine Wundertaten zu vollbringen, aber Gott kann auch nicht wirken, wenn ihm die Herzen bewusst und hartnäckig verschlossen bleiben. Ein Glaube, der durch Wunder erzwungen wird, ist völlig wertlos.

Nun gut, Jesus schimpft nicht, er argumentiert nicht, aber er wundert sich und geht einfach weg. Jesus ging dorthin, wo er willkommen war und nicht auf Ablehnung stieß.


Sollten wir das heute nicht genauso machen? Dort, wo man nur auf Ablehnung stößt, dort wo man sich aus der Lehre der katholischen Kirche nichts macht, sie sogar bekämpft oder umdreht, dort sollte man nicht schimpfen, sondern sich nur wundern und weggehen und weitergehen.


Betrachtung: Ich wunderte mich sehr


Welches Maß an Unglauben muss bei den Einwohnern von Nazaret vorhanden sein, dass sich sogar der Sohn Gottes darüber wundert.

 

Flashbulb memories

Blitzlichterinnerungen werden lebhafte Erinnerungen an Weltereignisse wie z. B. die Anschläge vom 11. September 2001 bezeichnet. Es handelt sich dabei um dramatische Geschehnisse, die emotional bewegen. Ein solches Flashbulb Erlebnis hatte ich einmal nach einem Gottesdienst, als ich mit anderen Leuten noch zusammenstand. Wir kamen auf die verschiedenen Religionen und deren Unterschiede zum christlich katholischen Glauben zu sprechen. Nach einiger Zeit sagte ein älterer Herr aus der Runde, ein regelmäßiger Kirchgänger: „Ach, ich habe gar nicht gewusst, dass es zwischen Buddhismus und Christentum solche Unterschiede gibt.“

 

Sie können sich denken, dass ich mehr als verwundert über diese Aussage eines treuen Kirchgängers war.


Achte auf dein Herz

Ich muss aber auch auf mein eigenes Herz achten, wenn es um Unglauben geht. Das Herz, und nicht der Kopf, ist der Sitz dieser geheimnisvollen Macht. Der Kopf sagt mir: Gott erhört Gebete. Das Herz aber erwidert: Ich warte aber schon so lange! Im Kopf weiß ich genau, dass Jesus den Frieden bringt. Aber mein Herz ist verwirrt, wenn ich vom Säbelrasseln der Supermächte in unserer Zeit höre.

 

Ich möchte gerne ein demütiges, ein kindliches Herz haben, das einfach glaubt, dass Jesus alle Macht der Erde hat.

Ich muss heute auf mein eigenes Herz achten, auch wenn ich manchmal meine, dass ich schon fest im Glauben verwurzelt bin. Die Wurzel des Unglaubens wird nie ganz vernichtet. Kein Gebet ist so wichtig wie das der Jünger: "Herr, stärke unseren Glauben."


 

Mk 6, 7-13      4. Woche, Donnerstag

In jener Zeit rief Jesus die Zwölf zu sich und sandte sie aus, jeweils zwei zusammen. Er gab ihnen die Vollmacht, die unreinen Geister auszutreiben, und er gebot ihnen, außer einem Wanderstab nichts auf den Weg mitzunehmen, kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld im Gürtel, kein zweites Hemd und an den Füßen nur Sandalen. Und er sagte zu ihnen: Bleibt in dem Haus, in dem ihr einkehrt, bis ihr den Ort wieder verlasst. Wenn man euch aber in einem Ort nicht aufnimmt und euch nicht hören will, dann geht weiter, und schüttelt den Staub von euren Füßen, zum Zeugnis gegen sie. Die Zwölf machten sich auf den Weg und riefen die Menschen zur Umkehr auf. Sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.



Betrachtung: Keine Vorratstasche


Es klingt schon etwas fremd, was Jesus heute im Evangelium von den Jüngern, die er aussendet, verlangt. Er schickt sie in die Welt, aber sie sollen nichts mitnehmen. Kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld, kein zweites Hemd... Überlegen Sie einmal: Was nehmen Sie nicht alles mit, wenn sie in Urlaub fahren?


Manche wenden ein: Damals war das noch einfacher, die Menschen waren genügsamer, sie hatten nicht diesen Komfort, die Gastfreundschaft war größer und man konnte sich auf Hilfe verlassen. Aber denken sie nur an die Geschichte vom barmherzigen Samariter oder an das Wort Jesu „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Das Reisen war damals vielleicht gefährlicher und anstrengender als heute.


Gestern habe ich Altglas zum Container gebracht. Neben dem Altglascontainer sind auch die Container für Altkleider. Diese waren so voll, dass die Leute säckeweise vor dem Container ihre Altkleider entsorgt hatten. Ist dies nicht auch ein sprechendes Zeichen unserer Wohlstandsgesellschaft?


Die Zielrichtung Jesu ist dagegen eine andere. Jesus sagt: Weniger ist mehr.


Betrachtung: Die Zwölf ...riefen die Menschen zur Umkehr auf.


Missbrauch, Lügen, Vertuschung - ist diese Kirche noch zu retten?“

Vergangenen Sonntagabend habe ich die Sendung von Anne Will „Missbrauch, Lügen, Vertuschung - ist diese Kirche noch zu retten?“ angeschaut (https://www.ardmediathek.de). Die Vorwürfe, die sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, anhören musste, sind berechtigt. Ich verabscheue und verurteile auch die geringste Gewalt nicht nur an Kindern, sondern an jedweder Art von schutzbefohlenen Menschen. Das Beste an Aufklärung in unserer Kirche ist noch nicht genug. Zuallererst muss die Kirche umkehren.

 

Missbrauch, Lügen, Vertuschung - ist diese Gesellschaft noch zu retten?

Sexualisierte Gewalt ist nicht nur ein Thema in der Kirche, sondern in der ganzen Gesellschaft. Ein kurzer Blick in die Statistik des Bundeskriminalamtes genügt, um den Zerfall unserer ganzen Gesellschaft zu erkennen. (https://www.bka.de/DE/AktuelleInformationen/StatistikenLagebilder/PolizeilicheKriminalstatis-tik/PKS2020/PKSTabellen/BundFalltabellen/bundfalltabellen.html?nn=145506)

 

Zuallererst muss die Kirche umkehren! Dann muss aber auch die ganze Gesellschaft den Weg der Umkehr beschreiten - nicht nur in Deutschland, sondern in nahezu allen Ländern auf dieser Erde.

 

Umkehr

„Umkehr ist untrennbar verbunden mit der richtigen Auffassung von Gott, von der menschlichen Natur, von der Sünde, von Christus, von der Heiligkeit und vom Himmel.

 

Haben wir selbst Buße getan? Das ist schließlich die Frage, die uns am meisten beschäftigt. Es ist gut zu wissen, was die Apostel gelehrt haben. Es ist gut, mit dem gesamten System der christlichen Lehre vertraut zu sein. Aber es ist viel besser, die Buße aus eigener Erfahrung zu kennen und sie in unserem eigenen Herzen zu spüren. Mögen wir niemals ruhen, bis wir wissen und fühlen, dass wir Buße getan haben! Es gibt keine unbußfertigen Menschen im Himmelreich. Alle, die dort hineingehen, haben die Sünde gespürt, darüber getrauert, sie aufgegeben und um Vergebung gebeten. Das muss auch unsere Erfahrung sein, wenn wir hoffen, gerettet zu werden.“(J. C. Ryle, Marc)



Mk 6, 14-29    4. Woche, Freitag

In jener Zeit hörte der König Herodes von Jesus; denn sein Name war bekannt geworden, und man sagte Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; deshalb wirken solche Kräfte in ihm. Andere sagten Er ist Elija. Wieder andere Er ist ein Prophet, wie einer von den alten Propheten. Als aber Herodes von ihm hörte, sagte er: Johannes, den ich enthaupten ließ, ist auferstanden. Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen. Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu. Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein. Da kam die Tochter der Herodias und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben. Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre. Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete Den Kopf des Täufers Johannes. Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt. Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen. Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.



Betrachtung: Herodes


Wir identifizieren uns nicht gerne mit Herodes. So wie er ist, möchten wir nicht sein. Herodes ist schwach, eitel, ängstlich und sinnlich verführbar, aber ich denke, dass er nicht durchweg böse ist. Er hat sich einen Sinn für die Gerechtigkeit bewahrt, denn die Bibel sagt: Er (Herodes) hielt Johannes für gerecht. Herodes getraut sich nicht, das ganz Böse zu tun und Johannes töten zu lassen. Er getraut sich aber auch nicht, das ganz Gute zu tun und Johannes freizulassen. Er verschiebt die Entscheidung und bleibt damit unentschlossen.


Herodes hat sich auch einen Sinn für das Heilige bewahrt, denn die Bibel sagt „Er wurde unruhig, als er mit Johannes sprach“. Er erkennt also in Johannes den Boten Gottes und das macht ihn unruhig. Er sieht, dass Johannes eine Kraft besitzt, die er selbst nicht hat. Herodes bewundert Johannes, andererseits wird er aber auch verlegen, wenn er ihm zuhört. Er hörte zu, aber er blieb unentschieden. Die Gnade rührt ihn an, aber er gab der Gnade keine Gelegenheit wirksam zu werden.


Er spielt mit der Gnade. Er gehört zu den Leuten, die ihre guten Vorsätze auf morgen, übermorgen oder einfach auf später verschieben. Herodes war weder kalt noch warm, er war lau.


Wir merken vielleicht: Etwas von Herodes ist auch in uns. Wir gehen gerne in die Kirche und hören gern das Evangelium. Es gefällt uns, wenn wir mit dem Religiösen in Berührung kommen, aber es ist dann auch so, dass wir der Gefahr ausgesetzt sind, dabei stehen zu bleiben, einen guten Gedanken nicht umzusetzen, einem Impuls nicht zu folgen, ein gutes Wort nicht zu sagen.


Es gibt weniges, was so gefährlich ist, als zu spüren und zu wissen, dass Gott mich anrührt, aber dann dem Ruf nicht zu folgen und die Gnade auszuschlagen. Auch wir spielen hier und da mit der Gnade.


So liegt in jedem Ruf Gottes die Forderung: Jetzt! Folge der Gnade jetzt sofort!


Betrachtung: Jeder hat ein Gewissen

Heute sehen wir, welche Macht die Wahrheit Gottes über das Gewissen der Menschen hat.

 

1. Johannes, ein schlichter Eremit aus der Wüste, der keine andere Botschaft als die Botschaft Gottes hat, beunruhigt und erschreckt einen König. Herodes "fürchtet" Johannes den Täufer, solange er lebte (Mk 6,20) Selbst nach seiner Ermordung erinnerte sich Herodes noch lange an Johannes (Mk, 6,16).

 

2. Als Paulus vor dem römischen Statthalter Felix stand und ein Zeugnis von Jesus Christus gab, wurde das Gewissen von Felix berührt. „Als aber die Rede auf Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und das bevorstehende Gericht kam, geriet Felix in Furcht und unterbrach ihn: Für jetzt kannst du gehen; wenn ich Zeit finde, werde ich dich wieder rufen“ (Apg 24,24f).

 

3. Als sich Paulus in Casarea gegenüber Agrippa verteidigt und nichts Anderes tut, als von seiner Berufung zu sprechen, berührt dies das Gewissen des Königs Agrippa: „Darauf sagte Agrippa zu Paulus: Bald überredest du mich und machst mich zum Christen“ (Apg 26,28).

 

Jeder Mensch hat ein Gewissen. Das ist der Grund, warum der große König Herodes sich vor Johannes fürchtete, warum der Statthalter Felix zitterte und Agrippa fast überzeugt war, als Paulus, der Gefangene, zu ihm sprach.

 

Wenn Eltern ihren Kindern und Predigern ihren Zuhörern die Wahrheit Christi in Liebe verkünden, dann können wir sicher sein, dass unsere Arbeit nicht vergeblich ist. Wenn wir in Liebe die Wahrheit Gottes verkünden, dann kann in den Gewissen unserer Zuhörer mehr geschehen, als wir mit unseren Augen wahrnehmen können.

 

Johannes der Täufer war längst tot, aber Herodes erinnerte sich immer noch an ihn. So kann die Saat eines guten Wortes aufgehen, auch wenn wir längst gestorben und verschwunden sind.

Wir lernen heute: Das Gute trägt immer Früchte.



Mk 6, 30-34    4. Woche, Samstag

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.



Betrachtung: Sie berichteten Jesus alles.


Wir wissen heute viel mehr von Jesus als die Jünger damals. Wir wissen um seinen Tod und um seine Auferstehung. Wir wissen um die Geistsendung an Pfingsten. Die Jünger waren dagegen noch nicht gefirmt, sie wussten ja noch nicht, dass es einen heiligen Geist gibt. Wir haben die Heilige Schrift, die Jünger kannten nur das Alte Testament. Die Jünger waren Anfänger im Glauben und dennoch wurden sie von Jesus auf Missionsreise geschickt – und hatten Erfolg.


Wir sehen daran, dass ein großes Wissen in Glaubensdingen nicht unbedingt alles ist. Wichtiger ist es, Jesus im Herzen zu tragen, begeistert zu sein von Jesus, verliebt zu sein, so hat es einmal jemand gesagt – verliebt zu sein in Gott. Jesus zu seinem Ein und Alles machen zu wollen und Jesus dienen zu wollen ist vielleicht wichtiger als eine Ansammlung von Wissen. Jedoch sehe ich auch, dass ein Wissen um Glaubensdinge heute in unserer Kirche auf ein zu tiefes Niveau gesunken ist und dringend einer Auffrischung bedarf.


Die Jünger kehren zurück und berichten alles, was sie getan und gelehrt hatten, um sich zu vergewissern, dass sie seine Botschaft richtig und unverfälscht weitergegeben hatten.

Von Paulus ist uns später etwas Ähnliches überliefert. Nachdem er 14 Jahre lang auf Missionsreise war, kehrte er nach Jerusalem zurück zu den Aposteln, um sich bei ihnen zu vergewissern, ob er den Glauben richtig verkündet hat, oder ob er, wie er selbst sagt, vergeblich gelaufen ist.


Sie berichteten, was sie gelehrt hatten. Die eigene Verkündigung bedarf der Rückmeldung an die Kirche, die das zu Lehrende, das zu Verkündende vorgibt. Man muss stets seinen eigenen Glauben an der Kirche ausrichten, damit man nicht vergeblich läuft oder sich müht. 


Betrachtung. Privataudienz

Ich beneide die Apostel im heutigen Evangelium. Nach einer anstrengenden Arbeit haben sie eine Privataudienz bei Jesus und sie dürfen ihm alles Gelingen und alles Versagen persönlich sagen.

Wenn ich es recht überlege, dann hat ein jeder Christ die gleichen Privilegien. Am Ende eines arbeitsreichen Tages kann jeder noch einmal kurz in die Kirche vor den Tabernakel gehen, um dort Jesus alles zu sagen, was ihm an diesem Tag geglückt ist und was danebengegangen ist. Jesus hört zu.

 

Jesus hat die Jünger damals getröstet und sie mitgenommen an einen einsamen Ort. Ich denke, dass Jesus auch auf meine Bedürfnisse eingeht, wenn ich zu ihm komme um ihm zu sagen was mich bewegt.

Es ist jetzt schon spät am Abend, als ich diese Zeilen niederschreibe. Aber jetzt gehe ich noch einmal rüber in die Kirche und mache es so wie die Apostel zu jener Zeit. Ich berichte Jesus alles, was ich heute getan habe.

 


Mk 6, 34-44    Weihnachten, 8. Januar

In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Gegen Abend kamen seine Jünger zu ihm und sagten: Der Ort ist abgelegen, und es ist schon spät. Schick sie weg, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können. Er erwiderte: Gebt ihr ihnen zu essen! Sie sagten zu ihm: Sollen wir weggehen, für zweihundert Denare Brot kaufen und es ihnen geben, damit sie zu essen haben? Er sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht und seht nach! Sie sahen nach und berichteten: Fünf Brote, und außerdem zwei Fische. Dann befahl er ihnen, den Leuten zu sagen, sie sollten sich in Gruppen ins grüne Gras setzen. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Darauf nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie sie an die Leute austeilten. Auch die zwei Fische ließ er unter allen verteilen. Und alle aßen und wurden satt. Als die Jünger die Reste der Brote und auch der Fische einsammelten, wurden zwölf Körbe voll. Es waren fünftausend Männer, die von den Broten gegessen hatten.



Betrachtung: Es ist schon spät.


Die Leute, die gekommen sind, bleiben da. Sie haben Jesus zugehört und Jesus hat eine Sehnsucht in ihnen geweckt, sie wollen ihn hören, mehr von Gott und alle diesen himmlischen Dingen erfahren. Die Leute selbst kommen nicht auf die Idee wegzugehen, um etwas zu Essen zu kaufen, es sind die Apostel, welche meinen, einen Mangel zu entdecken. Die Apostel bemerken nicht, dass die Sehnsucht der Leute nach dem Wort Gottes größer ist als ihr Hunger nach einem Stück Brot. Jesus lehrt die Leute und sie hören zu.


Ich erlebe oft das Gegenteil. Bei einer Besinnung, etwa im Advent oder in der Fastenzeit … findet oft zuerst eine Andacht statt und dann der Kaffee mit Kuchen. Nach der Andacht wird dann oft gesagt: So, jetzt gehen wir zum gemütlichen Teil über.


Für mich klingt dies dann immer so, als ob das Gebet, das beim Herrn sein, nicht gemütlich ist, sondern vielmehr etwas das nach Plicht schmeckt. Erst danach, erst nach dem Gebet, kommt dann das Eigentliche, der gemütliche Teil.

Im Evangelium heute war die Sehnsucht nach Gott größer als nach Kaffee und Kuchen.


Betrachtung: Recht wenig

Mitten in der Nacht riss mich das Läuten des Telefons auf dem Schlaf, jemand, der nicht mehr ein und aus wusste, hatte im Internet meine Telefonnummer gefunden und rief an, um mir seine Sorgen mitzuteilen. Er war wirklich am Ende und es war gut, dass ich aufgewacht bin und mir die Zeit für ein Gespräch genommen habe. An Schlaf war dann natürlich nicht mehr zu denken und es ist nur verständlich, warum ich heute Morgen so gerädert bin.

 

Heute kann ich dem Herrn auch nur etwas Brot und einen Happen Fisch anbieten.

Es muss genügen!


Es genügt, wenn der Herr seinen Segen dazu gibt.




Mk 6, 45-52    Weihnachten, 9. Januar

Nachdem Jesus die fünftausend Männer gespeist hatte, forderte er seine Jünger auf, ins Boot zu steigen und ans andere Ufer nach Betsaida vorauszufahren. Er selbst wollte inzwischen die Leute nach Hause schicken. Nachdem er sich von ihnen verabschiedet hatte, ging er auf einen Berg, um zu beten. Spät am Abend war das Boot mitten auf dem See, er aber war allein an Land. Und er sah, wie sie sich beim Rudern abmühten, denn sie hatten Gegenwind. In der vierten Nachtwache ging er auf dem See zu ihnen hin, wollte aber an ihnen vorübergehen. Als sie ihn über den See gehen sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien auf. Alle sahen ihn und erschraken. Doch er begann mit ihnen zu reden und sagte: Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht! Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Sie aber waren bestürzt und außer sich. Denn sie waren nicht zur Einsicht gekommen, als das mit den Broten geschah; ihr Herz war verstockt.



Betrachtung: Ihr Herz war verstockt.


Gerade hatten die Jünger das Wunder der Brotvermehrung miterlebt. Sie waren aktiv bei diesem Wunder mit dabei. Sie hatten die Brote und die Fische gezählt und am Schluss die vollen Körbe weggetragen. Sie hatten miterlebt, wie Jesus aus einem Mangel einen Überfluss herstellen kann.

Aber jetzt fordert Jesus die Jünger auf, ins Boot zu steigen. Sie sollten nicht beim Wunder stehen bleiben, der Herr möchte das eben Erlebte gleich in die Praxis umsetzen. Jesus möchte sehen, ob die Jünger gelernt haben, dass er in der Not bei Ihnen ist. Die Jünger müssen jetzt lernen, das Erlebte anzuwenden. Aber es gelingt ihnen nicht.


Im Sturm erinnern Sie sich nicht an die Brotvermehrung zurück, die ja gerade erst einige Stunden zurücklag. Sie haben vergessen, dass Jesus Wunder wirken kann und jede Not zu lösen weiß. Das Evangelium nennt auch den Grund: Ihr Herz war verstockt.


Manchmal ist mein Herz auch verstockt und ich werde kleinmütig, bekomme Angst, wenn Probleme am Horizont auftauchen. Dann möchte ich gerne versuchen zu beten: Herr, mache mein Herz weit und weich, dass ich erkennen und anerkennen kann, dass Du der Herr bist und alles zum Guten zu wenden vermagst.

 


Mk 6, 53-56    5. Woche, Montag

In jener Zeit fuhren Jesus und seine Jünger auf das Ufer zu, kamen nach Genezareth und legten dort an. Als sie aus dem Boot stiegen, erkannte man ihn sofort. Die Menschen eilten durch die ganze Gegend und brachten die Kranken auf Tragbahren zu ihm, sobald sie hörten, wo er war. Und immer, wenn er in ein Dorf oder eine Stadt oder zu einem Gehöft kam, trug man die Kranken auf die Straße hinaus und bat ihn, er möge sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn berührten, wurden geheilt.


Betrachtung: Nur den Saum deines Gewandes


Es gibt ein sehr schönes Lied von Albert Frey: „Nur den Saum deines Gewandes einen Augenblick berührn. Und die Kraft, die von dir ausgeht tief in meinem Innern spürn. Nur ein Blick aus deinen Augen, nur ein Wort aus deinem Mund und die Heilungsströme fließen - meine Seele wird gesund“.


In der Feier der Eucharistie darf ich mehr, viel mehr, als nur den Saum seines Gewandes berühren. Ich darf seinen Leib berühren, auf meinen Händen tragen. Ich darf Jesus in der heiligen Kommunion in mir aufnehmen. Wenn schon die Leute sich damals Heil und Heilung erhofften, wenn sie nur den Saum seines Gewandes berührten, dann darf auch ich Heil und Heilung für mich und die Menschen um mich herum erhoffen, wenn ich IHN selbst berühre und empfange.

Alle, die ihn berührten, wurden geheilt.


Heute Abend feiere ich wieder die Eucharistie und ich will daran denken, dass die Heilungsströme auch für mich und für dich fließen werden, wenn ich ihn berühre.


Betrachtung

Ich habe diese Bibelstelle oft als etwas Vergangenes betrachtet, als etwas, das damals, vor 2000 Jahren geschehen ist. Ich habe lange gedacht, dass es die Leute zur Zeit Jesu eigentlich gut hatten, denn sie konnten Jesus wirklich berühren. Sie konnten physisch mit ihm in Kontakt treten. Wir heutigen Menschen können das nicht mehr, denn Jesus ist ja nicht mehr so leibhaftig unter uns wie er damals unter den Menschen war.

 

Wenn wir jedoch die Eucharistie ernst nehmen, dann müssen wir sagen, dass wir bei jeder Eucharistiefeier den Herrn berühren, wenn wir ihn in der Kommunion empfangen. Die Leute von damals konnten Jesus nur für einen kurzen Moment berühren, wir jedoch tragen ihn für einen kurzen Moment in unserer Hand. Wir stehen den Menschen von damals nichts nach. Auch wir können wirklich in Kontakt mit Jesus kommen und ihm in diesem Moment unserer Krankheiten und unserer Sorgen nennen. Das Evangelium sagt: Alle, die ihn berührten, wurden geheilt. Warum sollte dies heute nicht immer noch geschehen?



Mk 7, 1-13      5. Woche, Dienstag

In jener Zeit hielten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus auf. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Hand voll Wasser die Hände gewaschen haben, wie es die Überlieferung der Alten vorschreibt. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen. Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesaja hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Und weiter sagte Jesus: Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung. Mose hat zum Beispiel gesagt Ehre deinen Vater und deine Mutter!, und Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden. Ihr aber lehrt Es ist erlaubt, dass einer zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt Was ich dir schulde, ist Korbán, das heißt eine Opfergabe. Damit hindert ihr ihn daran, noch etwas für Vater oder Mutter zu tun. So setzt ihr durch eure eigene Überlieferung Gottes Wort außer Kraft. Und ähnlich handelt ihr in vielen Fällen.



Betrachtung: Ihr Heuchler


Warum nennt Jesus die Pharisäer Heuchler? Sie meinen es doch ernst mit ihrem Dienst und sie wollen die überlieferten Gebote einfach nur punktgenau befolgen. Sie haben die Gebote und die Überlieferung studiert und fordern nun deren Einhaltung von allen, die sich zu den Juden zählen. Ihr frommer Eifer wird von Jesus aber infrage gestellt, denn er erkennt sofort, dass ihr äußeres Tun wohl ihrem Denken entspricht, aber keineswegs Gottes Geboten. Darum sagt er auch Ihr setzt Gottes Gebot außer Kraft. Aber welches ist denn Gottes Gebot? Nun, diese Frage ist einfach zu beantworten. Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten.


Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, alle Gebote der Pharisäer und Schriftgelehrten aufzuschreiben und sie in einer Schriftrolle zusammenzufassen. Herausgekommen ist eine meterlange Aneinanderreihung von Geboten und Satzungen. Das Gebot Jesu dagegen passt in eine einzige Zeile, es lautet: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten. So einfach ist das.


Betrachtung: Ihr gebt Gottes Gebot preis

Ich habe fast alle Sitzungen der Synodalversammlungen des Synodalen Weges in Frankfurt live am Bildschirm verfolgt und komme zu der Überzeugung: Der synodale Weg darf sich auf dieses Schriftwort berufen. „Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft und haltet euch an eure eigene Überlieferung.“

 

Da ich es nicht besser formulieren kann schreibe ich heute einmal ab.

Kath.net veröffentlicht einen Artikel von Dr. Gero P. Weishaupt (Priester und promovierter Kirchenrechtler)

 

„Wie soll man sich als Katholik verhalten, wenn es tatsächlich zur Kirchenspaltung, zum Schisma kommt?“ Gastkommentar von Kirchenrechtler Gero P. Weishaupt

 

Aachen-Vatikan (kath.net)

 

Was viele Katholiken befürchtet haben, ist tatsächlich eingetreten: Der Synodale Weg stellt sich eindeutig gegen das kirchliche Lehramt. Es hat auch etwas Gutes für sich. Denn nun bricht tatsächlich aus, was schon seit Jahrzehnten in der Kirche gärt. Leider ist es wahr: Die Frankfurter „Räubersynode“ hat die Opfer sexuellen Missbrauchs tatsächlich instrumentalisiert, um ihre antikirchliche Agenda durchzusetzen. Denn was hat der Zölibat, was hat die Forderung des Weiheamtes, was künstliche Empfängnisverhütung mit sexuellem Missbrauch zu tun?

 

Statt Neuevangelisierung, wie der Papst sie fordert, will man eine andere Kirche. Kirche soll nicht Sauerteig und Salz der Erde sein, sondern sich ihr anpassen. Nicht Reform in Kontinuität mit der Heiligen Schrift, der Tradition und dem Lehramt, sondern Revolution war von Anfang an das Ziel des Synodalen Weges. Man ruft dazu auf, die universale Sexuallehre der katholischen Kirche zu verändern und das Weiheamt – inklusive der Priesterweihe – für Frauen zu öffnen, trotz der Unfehlbarkeit und Unveränderlichkeit dieser kirchlichen Lehre. Daraus folgt wie von selbst die Forderung des Synodalen Weges nach einer Anpassung des Welt-Katechismus.

 

Es wird dazu aufgerufen, in zentralen Fragen der Sexualmoral (z. B. Neubewertung der Homosexualität, künstliche Verhütungsmittel) ungeachtet der menschlichen Wesensnatur und des darauf beruhenden Sittengesetzes und Naturrechtes gegen den Willen des kirchlichen Lehramtes zu handeln. Die Bischöfe werden sogar aufgefordert, auch gegen den Willen des Papstes Anleitungen zur Durchführung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare zu erstellen.

 

Wie soll man sich als Katholik verhalten, wenn es tatsächlich zur Kirchenspaltung, zum Schisma kommt? 

 

·    Sollte Rom die Forderungen des Synodalen Weges ausnahmslos absegnen – was ich mir nicht vorstellen kann –, dann wäre für mich der Zeitpunkt gekommen, ungehorsam zu sein, mich nicht mehr unterzuordnen, und das guten Gewissens, denn die Kirche des Synodalen Weges ist eindeutig nicht mehr die Kirche, wie Christus sie gewollt hat, nicht mehr die Kirche des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Ihre Forderungen beruhen auf einem anderen Kirchenverständnis und auf einem anderen Menschenbild, das der Offenbarung und dem gesunden Menschenverstand diametral widerspricht. Eine Anerkennung, der die Glaubenslehre und die Sexualmoral betreffenden Forderungen des Synodalen Weges durch den Apostolischen Stuhl, würde ein Schisma auf weltkirchlicher Ebene zur Folge haben. Ein formeller Kirchenaustritt wäre dennoch für treue Katholiken nicht notwendig, da nicht sie aus der Kirche Christi ausscheiden, sondern alle jene, die den Forderungen des Synodalen Weges nachgegeben haben.

 

·    Sollte der Apostolische Stuhl jedoch die Forderungen des Synodalen Weges, wie zu erwarten ist, zurückweisen, sie aber dennoch von einigen Bischöfen in Deutschland umgesetzt werden, würde dies die Trennung dieser Bischöfe und aller, die ihnen folgen, vom Papst und dem Bischofskollegium bedeuten, dessen Haupt der Papst ist. Die deutsche Teilkirche als Ganze oder einige Bistümer, deren Bischöfe sich dem Papst und dem Lehramt widersetzen, würden sich von der Weltkirche abtrennen. Auch in diesem Fall wäre für die papst- und kirchentreuen Katholiken ein formeller Austritt nicht notwendig, da sie, soweit sie die Einheit mit dem Papst und dem Bischofskollegium wahren, in der wahren Kirche Christi verbleiben. Ausgeschieden aus der Römisch Katholischen Kirche, in der die einzige und wahre Kirche Christi in ihrer ganzen Fülle subsistiert (LG, 8), sind ausschließlich die schismatischen Bischöfe mit den ihnen folgenden Gläubigen. Katholische Gläubige müssten sich, sofern ihr Diözesanbischof sich durch die Umsetzung der kirchenspaltenden Forderungen der Frankfurter „Räubersynode“ in ihren Bistümern vom Papst und dem Bischofskollegium getrennt haben, einem Bischof anschließen, der dem Papst treu geblieben ist und in der Einheit mit der Weltkirche in ihrer synchronen wie diachronen Dimension steht.

 

Manche haben mich schon gefragt, was diese Abkürzung. „m.F.“ hinter meinem Namen bedeutet. Nun, das ist ganz einfach. Es ist die Abkürzung für einen Titel den ich mir selbst gegeben habe. „m. F.“ bedeutet: „mit Freude“. Ich bin Pfarrer mit Freude in der Römisch-Katholischen Kirche und gehören nicht zu jenen, die geschickt Gottes Gebote außer Kraft setzen. Ich halte mich an die Überlieferung der katholischen Kirche - mit Freude.




Mk 7, 14-23    5. Woche, Mittwoch

In jener Zeit rief Jesus die Leute zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage: Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Er verließ die Menge und ging in ein Haus. Da fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses rätselhaften Wortes. Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Seht ihr nicht ein, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Verleumdung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.



Betrachtung: All dieses Böse kommt von innen.


Gestern hat Jesus zu den Pharisäern und Schriftgelehrten gesprochen, heute möchte er über das gleiche Thema mit den Leuten aus dem Volk reden.


Jesus benutzt die Reinigungsvorschriften der Juden, um die Leute, die ihm folgen, zu unterweisen. „Von innen, aus dem Herzen der Menschen kommen die bösen Gedanken“.Jesus hat recht! Jedes gute Werk, aber auch jede Bosheit beginnt mit einem Gedanken. Diese Erfahrung beschreibt auch die jüdische Gesetzessammlung, der Talmud, wenn er schreibt „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.“


Die Reinheit besteht nicht im Waschen von Tellern und Töpfen, also nicht in formaler Äußerlichkeit, sondern in einem Leben und Handeln, das mit seinem Denken übereinstimmt.

Was kann ich aus dem Evangelium für heute lernen? Schafft Ordnung in eu¬rem Inneren, das über euer Leben entscheidet. Lasst in eurem Inneren nicht einmal böse Gedanken aufkommen, dann werden weder Falschheit noch schlechte Taten folgen.



Betrachtung

Jesus spricht heute nicht von den großen Sündern dieser Welt, er meint das menschliche Herz im Allgemeinen. Jesus spricht nicht vom offensichtlichen, zwanghaften Wüstling oder dem Gefangenen im Hochsicherheitstrakt.

Er spricht von der ganzen Menschheit, er spricht von dir und von mir. Wir alle haben von Natur aus ein solches Herz, wie Jesus es hier beschreibt.

 

Vielleicht begehen wir die ein oder andere Sünde nur deshalb nicht, weil wir in einem sozialen Umfeld leben, das uns beobachtet und wir die öffentliche Meinung fürchten. Vielleicht werden wir nur deshalb nicht zum Dieb, weil wir keinen Hunger leiden. Vielleicht begehen manche nur deshalb keinen Ehebruch, weil sich eben nie die Gelegenheit hierzu ergab.

 

Die Saat aller Sünden ist in den Herzen aller Menschen verborgen. Sie schlummert dort ein ganzes Leben lang und wartet nur auf die Gelegenheit, aufzubrechen und zu wachsen. Jeder Mensch hat die Wurzel der Sünde in sich.


 

Wir müssen daher sehr demütig sein, wenn wir diese Verse lesen und dürfe nicht auf andere zeigen. Vielleicht wurden wir nur deshalb nicht zu einem großen Sünder, weil wir hierzu nicht die Gelegenheit hatten.

An der Spitze der schwarzen Liste des Inhalts unseres Herzens stehen die "bösen Gedanken". Die Gedanken sind die Brutnester der Worte und unsere Worte sind der Ausgangspunkt für unsere Taten.

 

Jesus sagte am Anfang des Evangeliums: hört mir alle zu. Auch ich und Sie, lieber Leser, sind darum durch das Evangelium angesprochen



Mk 7, 24-30    5. Woche, Donnerstag

In jener Zeit brach Jesus auf und zog von dort in das Gebiet von Tyrus. Er ging in ein Haus, wollte aber, dass niemand davon erfuhr; doch es konnte nicht verborgen bleiben. Eine Frau, deren Tochter von einem unreinen Geist besessen war, hörte von ihm; sie kam sogleich herbei und fiel ihm zu Füßen. Die Frau, von Geburt Syrophönizierin, war eine Heidin. Sie bat ihn, aus ihrer Tochter den Dämon auszutreiben. Da sagte er zu ihr: Lasst zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Sie erwiderte ihm: Ja, du hast Recht, Herr! Aber auch für die Hunde unter dem Tisch fällt etwas von dem Brot ab, das die Kinder essen. Er antwortete ihr: Weil du das gesagt hast, sage ich dir Geh nach Hause, der Dämon hat deine Tochter verlassen. Und als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegen und sah, dass der Dämon es verlassen hatte.


Betrachtung: Die Frau war eine Heidin und eine Heldin.


Diese Frau war eine Heidin und eine Heldin. Sicher weiß sie nur wenig über Jesus, aber sie hat gehört, dass er ein großes Herz hat und Menschen in Not hilft. Die Frau trägt eine große Hoffnung in sich. Als Heidin weiß die Frau, was ein unreiner Geist ist. Obwohl sie die reinen und guten Geister nicht kennt, hat sie eine Kenntnis vom unreinen Geist. Sie kennt seine Wirkung und möchte, dass ihr Kind davon befreit wird. Sie kommt zwar ohne Glauben, aber sie kommt mit Hoffnung, dass Jesus endlich der ist, der ihrer Tochter helfen kann. Die Hoffnung der Frau ist so stark und so konkret, dass ihr nur noch ein kleiner Schritt zum Glauben an Jesus fehlt.


Manche, die sich in unseren Tagen zu den Glaubenden zählen, haben die Hoffnung, dass sich in der Kirche, in der Welt oder in ihrem eigenen Leben noch irgendetwas ändern kann, bereits aufgegeben. Vielleicht muss man ehrlicherweise sogar sagen, dass weder ein Glaube an Jesus noch Hoffnung auf seinen Beistand in ihnen ist. Das Einzige, das ihnen noch geblieben ist, ist das Festhalten an der Tradition. Aber eine Tradition ohne Glaube und ohne Hoffnung ist sinnlos und nutzlos. Da ist mir eine Hoffnung, die fast schon Glaube ist, lieber.


Betrachtung

Der Teufel wird auch der Diabolos genannt. Das Wort „Diabolo“ stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet: Durcheinanderwerfer, Verwirrer. Der Teufel und unreinen Geister bringen alles durcheinander,

Auch der synodale Prozess bringt alles durcheinander.

 

Die Zeichen der Zeit

Die Synode fordert, dass auch die „Zeichen der Zeit“ wichtige Quellen für die Lehre der katholischen Kirche sind. Oje: Heute entscheidet die Synode darüber, dass der Ehebegriff nicht nur auf die Ehe von Mann und Frau anzuwenden ist. Was machen die Synodenvertreter, wenn morgen der Zeitgeist fordert, dass eine Ehe auch zwischen einem Mann und vielen Frauen oder einer Frau und mehreren Männern bestehen kann? Sie glauben, das gibt es nicht? Manche Fernsehsender haben dieses Thema längst im Programm. Was ist, wenn der Zeitgeist übermorgen fordert, dass eine Ehe auch zwischen einem Menschen und einem Tier gelten soll? Sie denken, das kommt doch nicht? Warten wir es ab!

 

Kollegialität unter den Bischöfen

Als der Vorsitzende der Bischofskonferenz gefragt wurde, ob er sich freuen würde, dass Kardinal Wöllki wieder nach Köln zurückkehrt, war ihm seine Ablehnung im Gesicht anzusehen. Seine diplomatischen Worte waren ein Schlag in das Gesicht von Kardinal Wölki. Paulus und Petrus haben sich damals auch nicht verstanden, aber sie haben sich einander wenigstens akzeptiert.

Druck

In einem Pressegespräch scheute sich eine Vertreterin des synodalen Weges nicht davon zu sprechen, dass man bewusst Druck auf die Bischöfe ausübe. Und wenn die Bischöfe dem Druck nachgeben, dann sei dies auch gut, weil dies ja für die Sache des synodalen Weges sei. Jene, die den Machtmissbrauch der Kirche anklagen, üben selber Druck und Macht aus, um ihre Positionen voranzubringen.

 

Liturgische Vorgaben

Während der Eucharistiefeier, der Bischof Bätzing vorstand, predigte auch eine Frau. Die liturgischen Vorgaben wurden bewusst auf die Seite geschoben. Warum sollen sich die Pfarrer noch an die Vorgaben der Bischöfe halten, wenn diese sie in wichtigen Punkten selbst nicht beachten?

 

Erneuerung

Es hat in der Geschichte der Kirche Erneuerung immer dort gegeben, wo intensiver auf das Wort Gottes gehört und leidenschaftlicher gebetet worden ist und wo man sich hingebungsvoller den Kranken und Leidenden zugewandt hat. Vom synodalen Weg kann man das leider nicht sagen.



Mk 7, 31-37    5. Woche, Freitag

In jener Zeit verließ Jesus das Gebiet von Tyrus wieder und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Gebiet der Dekapolis. Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden. Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.


Betrachtung: Er konnte richtig reden.


Das Evangelium sagt nicht einfach, dass der Kranke nach der Heilung wieder reden konnte, sondern er konnte richtig reden. Wie redet man „richtig?“

Franz von Sales hat in seinem Büchlein „Philothea“ das ganze Kapitel 28 dem Thema „Das lieblose Reden“ gewidmet. Er gibt gute Ratschläge, wie man „richtig“ redet. Er schreibt:

„Ich beschwöre dich also, niemals, weder offen noch heimlich, von irgendjemand lieblos zu reden. Hüte dich, deinen Mitmenschen fälschlich Verbrechen und Sünden anzudichten, heimlichen nachzuspüren, bestehende zu vergrößern, gute Handlungen schlecht auszulegen und das Gute, das du an jemand kennst, in Abrede zu stellen, durch Bosheit zu verdrehen und durch Worte herabzusetzen. Mit all dem würdest du Gott ernsthaft beleidigen, besonders dann, wenn du den Nächsten zu Unrecht beschuldigst oder zu seinem Schaden die Wahrheit verneinst. Lügen zum Nachteil des Nächsten ist doppelte Sünde.


Besonders raffiniert wirkt das Gift der lieblosen Rede, wenn man ihr ehrende Worte vorausschickt oder sie mit Freundlichkeiten und Scherzworten spickt. "Ich habe ihn gewiss gern, er ist ja auch ein feiner Mensch, aber um die Wahrheit zu sagen, er tat unrecht, eine solche Gemeinheit zu begehen." - "Sie ist gewiss ein anständiges Mädchen, aber sie ist eben überrumpelt worden" und ähnliche Redewendungen. Merkst du die Hinterlist? Wer mit dem Bogen schießen will, zieht zuerst den Pfeil mit aller Kraft zurück, um ihn dann mit umso größerer Wucht abzuschießen. So erwecken auch diese Lästerzungen zunächst den Eindruck, ihre lieblosen Reden zurückzuhalten, um sie dann desto kräftiger loszulassen, damit sie recht tief in das Herz der Zuhörer eindringen.


Die witzige Lieblosigkeit ist die grausamste von allen. Der Schierling ist an sich Gift; er wirkt sehr langsam und man kann leicht Gegenmittel anwenden. Mit Wein genommen ist er aber ein tödliches Gift, gegen das es keine Rettung gibt. So geht auch die üble Nachrede bei einem Ohr hinein, beim anderen hinaus, wie man sagt; sie bleibt aber im Gedächtnis der Zuhörer haften, wenn sie in geschickter, witziger Form gebracht wird. "Sie haben Natterngift auf ihren Lippen'', sagt David (Ps 12,5; 140,4). Der Biss der Natter ist fast unsichtbar, ihr Gift wirkt zuerst angenehm, sodass sich Herz und Gefäße erweitern und das Gift aufnehmen, gegen das es kein Heilmittel mehr gibt. Sag nicht "Der ist ein Trunkenbold'', wenn du ihn einmal betrunken gesehen hast; oder: "Der ist ein Ehebrecher", weil du ihn einmal sündigen sahst. Eine einzige Tat rechtfertigt nicht eine solche Bezeichnung … .“


Vielleicht haben Sie Lust bekommen, das ganze Kapitel zu lesen – oder sogar das ganze Büchlein. Ich kann es nur empfehlen.




Betrachtung: Jesus berühre mich

Dieser Taubstumme war ein hoffnungsloser Fall. Er hatte sicher schon bei vielen Ärzten einen Termin, nun sollte Jesus helfen. Für Jesus war es eine Kleinigkeit, die Natur wieder in die richtigen Bahnen zu lenken und dem Tauben das Gehör zurückzugeben.

 

Dürfen wir hier aber nicht auch tiefer sehen?

Ich rechne damit, dass Jesus auch die geistlich Tauben zu heilen vermag. Jesus kann all die „angetippten Christen“ berühren und sie dazu bringen, das Evangelium mit einer neuen Freude zu hören. Jesus kann auch die geistlich Stummen heilen. Er kann jenen ein neues Lied in den Mund legen, die nur von dieser Welt sprechen. Am Völkerapostel Paulus sehen wir, dass Jesus aus dem größten Kirchengegner einen Menschen machen kann, der mit Freude Gottes Botschaft verkündigt.

 

Wie ist es mit dem eigenen Herz?

Ich möchte Jesus erlauben, auch mein eigenes Herz zu berühren, damit ich wieder neu beginne, die Botschaft des Evangeliums zu hören. Auch meine Zunge soll sich lösen, um freimütig das Evangelium zu verkünden, auch dort, wo man es nicht hören möchte.

Wenn Jesus einen Menschen berührt, dann ist nichts unmöglich. Jesus, der damals den Taubstummen geheilt hat, lebt immer noch. Auch über Menschen, die wir für einen hoffnungslosen Fall halten, kann Jesus sein „Effata“ sprechen. Auch unser eigenes Herz ist niemals zu verschlossen, Jesus hat immer die Macht, es zu öffnen und zu verändern.

Jesus berühre mich!

Mk 8, 1-10      5. Woche, Samstag

In jenen Tagen waren wieder einmal viele Menschen um Jesus versammelt. Da sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger zu sich und sagte: Ich habe Mitleid mit diesen Menschen; sie sind schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause schicke, werden sie unterwegs zusammenbrechen; denn einige von ihnen sind von weither gekommen. Seine Jünger antworteten ihm: Woher soll man in dieser unbewohnten Gegend Brot bekommen, um sie alle satt zu machen? Er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten Sieben. Da forderte er die Leute auf, sich auf den Boden zu setzen. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach die Brote und gab sie seinen Jüngern zum Verteilen; und die Jünger teilten sie an die Leute aus. Sie hatten auch noch ein paar Fische bei sich. Jesus segnete sie und ließ auch sie austeilen. Die Leute aßen und wurden satt. Dann sammelte man die übrig gebliebenen Brotstücke ein, sieben Körbe voll. Es waren etwa viertausend Menschen beisammen. Danach schickte er sie nach Hause. Gleich darauf stieg er mit seinen Jüngern ins Boot und fuhr in das Gebiet von Dalmanuta.


Betrachtung: Sie sind schon drei Tage bei mir.


Ich finde es gigantisch, wie die Menschen bei Jesus ausharren. Sie gehen nicht einmal eine kurze Zeit weg, um sich etwas zu essen zu kaufen. Sie bleiben, sie harren aus - schon drei Tage lang. Sie nehmen den Hunger und alle Unbequemlichkeiten auf sich und ziehen es vor, so lange wie möglich in der Gegenwart Jesu zu bleiben.


Ich mache andere Erfahrungen. Nach 60 Minuten Eucharistiefeier am Sonntagmorgen rutschen manche schon ungeduldig in der Bank hin und her und eine Osternacht am frühen Morgen vor dem Sonnenaufgang, die dann auch einmal etwas länger dauern darf, ist für manche schon eine Zumutung. Jesus sieht und anerkennt die Leistung der Menschen, er sieht, dass sie ausharren, obwohl der Magen knurrt. Die Leute haben viel gegeben, ihre Zeit, ihre ganze Kraft und ihre ganze Geduld. So kann auch Jesus viel geben. Er gibt Brot und Fisch im Überfluss.


Vielleicht gibt der Herr heute so wenig, weil wir nur wenig bereit sind, für IHN zu investieren und zu riskieren. Oder - wie denken Sie?


Betrachtung: Mitleid

Es ist gigantisch, wie viele Menschen sich damals versammelten. Die Schrift spricht von 4000 Menschen. Was waren das für Menschen, die bei Jesus zusammenströmten? Ich stelle mir vor, dass unter der Menge nicht nur Gläubige, sondern auch Ungläubige waren. Die Zweifler waren ebenso da wie die notorischen Nörgler. Diejenigen, die nur auf ein Wunder warteten, saßen sicher in der ersten Reihe. Und jene, die nur einen Fehler an Jesus suchten, waren nicht weit entfernt.

 

Mitleid mit allen

Jesus hatte Mitleid mit allen. Er hatte sogar Mitleid mit jenen, die gnadenlos mit ihm umgingen. Jesus geht zärtlich mit jenen um, die ihn später ans Kreuz schlagen werden. Jesus hatte sicher eine besondere Zuneigung für sein eigenes Volk, aber er hatte auch ein großes Mitgefühl für jene, die ihm in böser Absicht begegneten. Der Epheserbrief hat recht, wenn er schreibt: Die Liebe Christi übersteigt alle Erkenntnis (Eph 3,19).

 

Für uns heute

Ich vermute, lieber Leser, dass auch Sie Menschen kennen, die Sie nerven und Kraft kosten. Heute dürfen wir am Beispiel Jesu lernen, dass wir wenigstens versuchen sollen, freundlich, mitfühlend, mitleidig und zuvorkommend zu allen Menschen zu sein. Und wenn es heute nicht ganz geglückt, dann können wir morgen wieder neu damit anfangen.

 




Mk 8, 11-13    6. Woche, Montag

In jener Zeit kamen die Pharisäer und begannen ein Streitgespräch mit Jesus; sie forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel, um ihn auf die Probe zu stellen. Da seufzte er tief auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden. Und er verließ sie, stieg in das Boot und fuhr ans andere Ufer


Betrachtung: Amen


Ich bin fassungslos! Schon seit einiger Zeit wird versucht, unsere deutsche Sprache „Gender gerecht“ umzuformen. Der demokratische US-Abgeordnete Emanuel Cleaver trieb es Anfang 2021 jedoch auf eine vorläufige Spitze. Cleaver, ein methodistischer Geistlicher aus Kansas City im Bundesstaat Missouri, hatte das Eröffnungsgebet im Repräsentantenhaus gesprochen und es mit „A-men" und „A-women" beendet. Offensichtlich ist ihm das „AMEN“ zu maskulin und nicht „Gender gerecht“ genug.


Welche Auswüchse müssen wir uns denn noch gefallen lassen?

Nun, dies alles regt meine Fantasie enorm an. Bald werden wir nicht mehr von „Emanzipation“ sprechen, sondern von „Efrauzipation“ und die Einwohner von „Mannheim“ werden sicher bald einen Antrag auf eine Änderung des Städtenamens in „Frauheim“ stellen.

Ich fühle mich diskriminiert und werde mich dafür einsetzen, dass die deutsche Sprache wieder „Männergerechter“ wird.

Auf jeden Fall aber bleibe ich bei „AMEN“, das übersetzt ja nichts anderes bedeutet als: „So sei es, ich stimme zu“.



Betrachtung: Fatima und das Zeiuchen vom Himmel

Obwohl Jesus in den Versen zuvor mit sieben Brote und ein paar Fischen eine große Menschenmenge gesättigt hatte, kamen ein paar Minuten später die Pharisäer wieder zu Jesus, um erneut ein Zeichen zu fordern. Das Brotwunder war ihnen nicht groß genug, sie wollten ein richtiges Zeichen, ein Zeichen vom Himmel.

 

Im Juli 1917 haben Lucia, Jacintha und Francesco das Versprechen der Muttergottes übermittelt, am 13. Oktober ein Zeichen vom Himmel zu wirken, das alle sehen werden, um zu glauben.

Mit einem Schlag zerrissen die Wolken und in einem großen Stück blauen Himmels erschien die Sonne in vollem Glanz, doch ohne zu blenden – und sie begann zu zittern, zu tanzen und sich wie ein Feuerrad zu drehen. Sie warf riesige Lichtbündel in allen Farben aus, die die ganze Natur und die Menschen in ein fantastisches Farbenspiel tauchten. Dann stand sie einen Augenblick still, um noch zweimal den Tanz zu beginnen. Doch plötzlich schien sie sich vom Himmel zu lösen und im Zickzack, blutrot auf die Menge stürzen zu wollen, die Temperatur stieg und der entsetzten Menge entwand sich ein furchtbarer Schrei wie von Menschen, die sich auf den Tod vorbereiten und in einer einzigen Bewegung sanken alle auf die Knie: „Mein Gott, ich glaube! Mein Jesus Barmherzigkeit! Maria!“ (https://fatima.ch)

 

Das Sonnenwunder von Fatima hat damals nicht bewirkt, dass alle Menschen glaubten. Irgendwie bleibt es für mich schon ein Geheimnis, wie sehr sich der Mensch gegenüber Gott verschließen kann, dass nicht einmal ein solch großes Zeichen vom Himmel ihn zur Umkehr und zum Glauben bewegt.

Aber dennoch glaube ich, dass Gott auch das Herz des verstocktesten Sünders berühren kann, um in ihm das Feuer des Glaubens zu entfachen



Mk 8, 14-21    6. Woche, Dienstag

In jener Zeit hatten die Jünger vergessen, bei der Abfahrt Brote mitzunehmen; nur ein einziges hatten sie dabei. Und Jesus warnte sie: Gebt acht, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes! Sie aber machten sich Gedanken, weil sie kein Brot bei sich hatten. Als er das merkte, sagte er zu ihnen: Was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift und versteht ihr immer noch nicht? Ist denn euer Herz verstockt? Habt ihr denn keine Augen, um zu sehen, und keine Ohren, um zu hören? Erinnert ihr euch nicht: Als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wie viele Körbe voll Brotstücke habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten ihm: Zwölf. Und als ich die sieben Brote für die Viertausend brach, wie viele Körbe voll habt ihr da aufgesammelt? Sie antworteten: Sieben. Da sagte er zu ihnen: Versteht ihr immer noch nicht?


Betrachtung: Nur ein einziges hatten sie dabei.


Nur ein einziges Brot, das Eucharistische Brot, genügt. Wir wissen aber, dass das Eucharistische Brot kein Brot mehr ist, sondern dass es wirklich zum Leib Jesu geworden ist. In diesem Sakrament haben wir alles, es genügt, weil Jesus genügt.


Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer. Hütet euch vor denen, die sagen, dass es nur ein „besonderes Brot“ oder nur ein „Zeichen“ oder nur ein „Symbol“ ist. Das mag sicher alles richtig sein, diese Vergleiche führen aber mehr in die Irre, als dass sie beschreiben, was sich in der Feier der Eucharistie ereignet. Es geschieht eine wirkliche Wandlung, nicht nur eine symbolhafte. Brot verwandelt sich in den Leib Jesu. Wein verwandelt sich in das Blut Jesu.

Die Theologen benutzen hierzu das schwierige Wort der „Transsubstantiation“. Die Substanz verwandelt sich von Brot zum Leib Jesu und von Wein zum Blut Jesu. Die Akzidenzien bleiben gleich, aber die Substanz verändert sich.


Versteht ihr immer noch nicht? Ja, ich kann das nicht verstehen, aber ich kann es glauben. Und etwas zu glauben ist nicht ein Wischi-waschi, ein vielleicht oder ein möglicherweise, sondern eine echte Realität, die man erfahren kann. Gott ist eine Wirklichkeit und Wirklichkeiten kann man erfahren.

Lassen Sie sich nicht verwirren, wenn Sie alle möglichen Erklärungsversuche über die Eucharistie hören oder lesen. Thomas von Aquin sagt es so: „Gottheit tief verborgen betend nah ich dir, unter diesem Zeichen bist du wahrhaft hier“. 



Betrachtung: Der Sauerteig der Pharisäer

Was ist der Sauerteig der Pharisäer? In Lukas 12,1 finden wir die Antwort. "Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, das heißt vor der Heuchelei!"

 

Das Wort „Heuchler“ stammt vom griechischen Wort hupokrites ab und bezieht sich auf jemanden, der schauspielert oder vorgibt, etwas zu sein, was er in Wirklichkeit gar nicht ist. Jesus verglich das Verhalten der Pharisäer mit Schauspielern – Männern, die etwas vorgaben und eine Rolle spielten. Zur Zeit Christi waren die Pharisäer eine mächtige Gruppe, die behaupteten, eifriger und gerechter als der Rest der jüdischen Gesellschaft zu sein. Alles nur Schauspiel!

 

Der Sauerteig der Pharisäer ist die Heuchelei. Viele Getaufte leben nicht mehr als Christen. Sie tun nur so, als seien sie Christen. Der Sauerteig der Pharisäer gärt immer noch.

 

Der Sauerteig des Herodes

Herodes steht für den Kompromiss in Gewissensdingen. Er wusste ganz genau, dass Johannes unschuldig war, und dennoch gab er nach, als sein Kopf gefordert wurde. Mk 6,20: „Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war“ er war weder kalt noch warm, sondern hängte seine Fahne nach dem Wind.

In der Offenbarung lesen wir ein hartes Wort: An den Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Ich kenne deine Taten. Du bist weder kalt, noch heiß. Wärest du doch kalt oder heiß! Daher, weil du lau bist, weder heiß noch kalt, will ich dich aus meinem Mund ausspeien. (Offb 3,159)

 

Der Sauerteig des Herodes ist der Kompromiss in Glaubensdingen. Zweifellos ist unsere Gesellschaft auch bereits mit diesem Sauerteig vergiftet.

 


Mk 8, 22-26    6. Woche, Mittwoch

In jener Zeit kamen Jesus und seine Jünger nach Betsaida. Da brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm den Blinden bei der Hand, führte ihn vor das Dorf hinaus, bestrich seine Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: Siehst du etwas? Der Mann blickte auf und sagte: Ich sehe Menschen; denn ich sehe etwas, das wie Bäume aussieht und umhergeht. Da legte er ihm nochmals die Hände auf die Augen; nun sah der Mann deutlich. Er war geheilt und konnte alles ganz genau sehen. Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: Geh aber nicht in das Dorf hinein!


Betrachtung: Berühre ihn!


Ich finde es interessant, dass irgendjemand einen Blinden zu Jesus bringt mit der Bitte, er möge ihn berühren. Sie sagen nicht: „Heile ihn“ oder „mache, dass er wieder sieht“, sie wollen nur, dass Jesus ihn berührt. Jesus wird nicht um eine Heilung gebeten, sondern lediglich um eine Berührung.

Ist Ihnen bewusst, dass Sie immer, wenn Sie zur Kommunion gehen, Jesus berühren?


Vor der Heilung führt Jesus den Blinden zum Dorf hinaus. Sicher hofft er schon auf ein Wunder, aber zunächst muss er sich in eine Gegend führen lassen, die er nicht kennt. Er muss gehorsam sein und vertrauen.

Sind wir gehorsam Gott gegenüber? Sind wir gehorsam der Kirche gegenüber, die der Leib Christi ist?


Manchmal habe ich den Eindruck, dass der Gehorsam für manche aufgeklärten Katholiken nicht sehr erstrebenswert ist. Vielleicht bleiben darum auch die vielen Berührungen mit dem Herrn in der Kommunion ohne Konsequenzen, ohne Heilung, ohne Tiefe.

Wenn wir bedauern, dass heute so wenig Heilungen geschehen, dann sollten wir bedenken, dass der Gehorsam Gott gegenüber auch eine der Voraussetzungen für eine Heilung ist. 



Betrachtung: Heilung

Ich bin dankbar, dass auch diese Heilung seinen Weg in das Evangelium gefunden hat, denn wir sehen, wie Jesus diesem Blinden Schritt für Schritt das Augenlicht zurückschenkt. Ein einziges Wort oder eine einzige Berührung hätte genügt, um den Mann zu heilen. Aber Jesus nahm ihn an der Hand, führte ihn vor das Dorf, spuckte ihm in die Augen, legte die Hände auf und heilte ihn dann in zwei weiteren Schritten. Jesus befreit ihn nicht in einem Schritt von seiner Blindheit, sondern nach und nach.

 

Auch in geistlichen Dingen führt uns der Herr nach und nach.

Wenn Menschen zum Glauben finden, dann entdecken sie nicht auf einen Blick die ganze Tiefe und Schönheit des Glaubens, sondern Schritt für Schritt und nach und nach.

Erst im Alter von 20 Jahren habe ich Interesse für Glaubensdinge gezeigt. Damals habe ich mich sehr für den großen Bereich der übersinnlichen Erscheinungen und den damit verbundenen Botschaften interessiert. Okkultismus und das Wirken der bösen Mächte hatte mein Interesse gefunden, die fantastische Welt der Engel hatte mich in ihren Bann gezogen. Die Frage nach Gott, nach Jesus und den Sakramenten war damals nicht so wichtig für mich. Im Rückblick muss ich heute sagen, dass ich damals auch wie jener Mann im Evangelium war, der Menschen als wandelnde Bäume sah. Ich hatte für die Randthemen der Theologie mehr Interesse wie für das Zentrum.

 

Von außen nach innen

Aber nach und nach hat sich das gewandelt. Heute haben dieser Themen nicht mehr das frühere Gewicht. Jesus ist mir wichtig geworden, das Studium und das Lesen in der Heiligen Schrift und die Feier der Eucharistie hat heute einen zentralen Platz in meinem Glaubensleben. Auch mich hat Gott an der Hand genommen, vor die Stadt geführt und mir Schritt für Schritt die geistlichen Augen immer weiter geöffnet.

 

Eine lebenslange Heilung

Das Schöne ist, dass Jesus nicht aufhört, mich immer tiefer in den Glauben einzuführen. Es ist nicht möglich, an einen Punkt zu kommen, von dem aus man die ganze Fülle und die ganze Schönheit des Glaubens erfahren und betrachten kann. Gott ist einfach zu groß und zu schön, um ihn in einem einzigen Blick wahrzunehmen. Vermutlich (hoffentlich) werde ich in 20 Jahren rückblickend auf das Jahr 2022 sagen: Damals war ich auch wie ein Mann, der die Menschen wie Bäume umhergehen sah.

 




Mk 8, 27-33    6. Woche, Donnerstag

Jesus ging mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Messias! Doch er verbot ihnen, mit jemand über ihn zu sprechen. Dann begann er, sie darüber zu belehren, der Menschensohn müsse vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er werde getötet, aber nach drei Tagen werde er auferstehen. Und er redete ganz offen darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und machte ihm Vorwürfe. Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.


Betrachtung: Für wen haltet ihr mich?


Gestern hat Jesus dem Blinden das Augenlicht geschenkt, nach der Heilung konnte er wieder klar sehen. Nicht zufällig lesen wir heute von der Frage Jesu an die Jünger: Für wen haltet ihr mich? Jesus möchte wissen, ob seine Jünger eine geistige Klarheit besitzen und ihn als den Messias erkennen.


Nicht zufällig antwortet gerade Petrus. Er antwortet nicht, weil ihm gerade diese Antwort eingefallen ist, sondern er antwortet, weil er zum Sprecher der Jünger geworden ist. Die Jünger haben sich als Gruppe über diese Frage ausgetauscht. Sie denken über die Antworten der Leute nach, suchten aber zugleich auch im Gebet nach einer tieferen Antwort. „Für wen haltet ihr mich?“: Petrus, der erste Papst, gibt dann eine offizielle Antwort.


Petrus ist zum Vertreter der Kirche geworden, in deren Namen er spricht. Petrus hat persönlich den Herrn als Messias erkannt, aber seine Antwort ist zugleich auch eine amtliche, eine kirchliche.


Petrus tritt in diesem Evangelium aus der Masse heraus und wird so noch vor der offiziellen Amtseinführung zum Stellvertreter Christi, zum ersten Papst der Kirche.



Betrachtung: Petrus

Petrus ist der Erste, der Jesus als den erwarteten Messias bekannte und verkündete. Dies ist vor allem interessant, weil man die Zeit und die Umstände betrachten muss, in welcher dieses Glaubensbekenntnis ausgesprochen wurde.

 

Damals!

Petrus bekannte Jesus als den Messias zu einer Zeit, als Jesus sie aufforderte, ohne Geld im Gürtel und ohne Sandalen in die Dörfer zu gehen, um das Evangelium zu verkünden. Petrus gab sein Zeugnis zu einer Zeit, als die junge Kirche völlig arm und mittellos war, ohne Ansehen und ohne Macht. Der Glaube des Petrus wurde durch die Armut und das niedrige Ansehen des jungen Christentums nicht ins Wanken gebracht.

 

Und heute?

Vielleicht verhindert heute ein genaues Gegenteil der damaligen Situation ein neues Aufblühen des Christentums in Deutschland. Heute hat die Kirche (in Deutschland) genügend Geld im Gürtel und als zweitgrößter Arbeitgeber in der Bundesrepublik auch noch genügend Einfluss und Macht. Vielleicht wird der Glaube unserer Zeitgenossen durch den Reichtum des alt gewordenen Christentums ins Wanken gebracht.



Mk 8, 34 - 9, 1 6. Woche, Freitag

In jener Zeit rief Jesus die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Denn wer sich vor dieser treulosen und sündigen Generation meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommt. Und er sagte zu ihnen: Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie gesehen haben, dass das Reich Gottes in seiner ganzen Macht gekommen ist


Betrachtung: Amen


Vor allem in Gebetskreisen evangelischer Freikirchen habe ich erlebt, dass nach dem Gebet eines Einzelnen auch alle anderen mit „Amen“ auf dieses Gebet antworten. Ich finde dies sehr schön, denn so wird jedes Gebet durch die Gemeinschaft getragen und bestärkt.

Wenn Jesus spricht oder betet, ist es umgekehrt. Er leitet sein Gebet oder eine Aussage, eine Feststellung oft ein mit dem Wort: „Amen“. Er beendet eine Aussage nicht mit „Amen“, sondern beginnt mit „Amen“.


„Amen“ bedeutet: So sei es. Das ist sicher. Und wenn Jesus mit dem Wort „Amen“ eine Aussage einleitet, dann sehen wir daran, dass er mit Vollmacht spricht. Das, was nach dem „Amen“ kommt, das stimmt, das ist gewiss.


Vielleicht sind wir manchmal unsicher und kommen sogar ins Zweifeln, ob das Reich Gottes nicht doch eine Fantasie ist, wenn wir das ganze Elend, die Not, den Hunger, die Kriege auf dieser Erde sehen. Aber Jesus sagt: „Amen“. Es ist sicher! Das Reich Gottes wird mit seiner ganzen Macht kommen. Daran halte ich mich fest, auch wenn ich im Moment noch nichts davon sehen kann.



Betrachtung: Am Freitag

Das heutige Evangelium ist sehr geeignet für einen Freitag. Jesus hat am Freitag sein Kreuz geschultert und er bittet uns mit dem heutigen Evangelium, dass auch wir unser Kreuz tragen.

 

Die großen Kreuze

Vielleicht denken wir, wenn wir dieses Evangelium lesen, immer an die großen Kreuze, die Menschen vor uns tragen mussten. Wir denken an die Steinigung des Stephanus, an die Gräueltaten der Christenverfolgung, an tiefe und finstere Gefängnisse in die Christen in anderen Länder gestoßen werden. Solche großen Kreuze werden wir wahrscheinlich nie in unserem Leben tragen müssen.

 

Die kleinen Kreuze

Ich glaube, Jesus denkt bei diesem Evangelium eher an die kleinen, täglichen Kreuze. Schon wenn morgens der Wecker klingelt und ich aufstehen muss, ist das ein kleines Kreuz. Wenn der Wäscheberg gebügelt werden muss, dann ist das ein tägliches Kreuz. Wenn die Routine ruft, dann ist dies ein unvermeidbares Kreuz. Solche kleinen Kreuze warten tagtäglich auf uns.

   

Warum gerade am Freitag

Überlegen wir auch, warum mir vielleicht gerade an einem Freitag ein Wetterumschwung zu schaffen macht. Warum erreicht mich an einem Freitag eine belastende Nachricht? Warum misslingt mir eine Aufgabe am Freitag? Der Freitag ist ein besonderer Tag für das Kreuz tragen. Und wenn wir mit unseren kleinen Kreuzen Jesus nachfolgen, dann wird ein großer Segen für uns und die Menschen um uns her davon ausgehen.

 

Heute ist Freitag

Welches Kreuz mag heute auf Sie warten? Nehmen Sie es dankbar an und dann folgen sie Jesus nach.

 


Mk 9, 2-13      6. Woche, Samstag

In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg, aber nur sie allein. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann. Da erschien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose, und sie redeten mit Jesus. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija. Er wusste nämlich nicht, was er sagen sollte; denn sie waren vor Furcht ganz benommen. Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören. Als sie dann um sich blickten, sahen sie auf einmal niemand mehr bei sich außer Jesus. Während sie den Berg hinabstiegen, verbot er ihnen, irgendjemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen. Da fragten sie ihn: Warum sagen die Schriftgelehrten, zuerst müsse Elija kommen? Er antwortete: Ja, Elija kommt zuerst und stellt alles wieder her. Aber warum heißt es dann vom Menschensohn in der Schrift, er werde viel leiden müssen und verachtet werden? Ich sage euch: Elija ist schon gekommen, doch sie haben mit ihm gemacht, was sie wollten, wie es in der Schrift steht


Betrachtung: Sie waren vor Furcht ganz benommen.


Warum nur führt Jesus diese drei Jünger in eine Situation hinein, in der sie vor Furcht ganz benommen sind. Warum nur mutet Jesus Petrus, Jakobus und Johannes diese Erfahrung zu? Die Jünger sehen den Herrn in seiner „Verklärung“. Was bedeutet dieses Wort „Verklärung“? Bisher sahen sie Jesus in seiner Menschengestalt, und sie ahnten vielleicht nur, dass das Göttliche in ihm verborgen ist. Jetzt aber sehen sie in großer Klarheit, dass Jesus eben nicht nur Mensch, sondern auch Gott ist. Ich stelle mir vor, dass sie in diesem Moment auf dem Berg Tabor den göttlichen Teil Jesu in einer großen Tiefe und Dichte erkannt haben. Vielleicht müssen die drei Jünger auch einmal darüber erschrecken, mit welcher Vertrautheit sie täglich mit Gott zusammenleben dürfen.


Jesus mutet ihnen nicht zu, dass sie täglich, in jedem Augenblick, mit diesem tieferen Sehen in seiner Nähe sein müssen, denn dies wäre sicher eine zu große Überforderung. Sie werden sich aber ihr Leben lang daran erinnern, dass sie ihn dort auf dem Berg so gesehen haben wie er auch ist, nicht nur Mensch, sondern eben auch Gott.



Betrachtung

Ich erinnere mich, dass in meiner Kinderzeit am Heiligen Abend tagsüber die Tür zum Wohnzimmer stets verschlossen war. Ich hörte wohl, dass meine Eltern im Zimmer waren und dort irgendetwas vorbereiteten. Ein kleines Geheimnis wartete dort im Wohnzimmer auf mich. Ein Blick durch das Schlüsselloch verriet mir, dass dies viel mit Kerzen, mit Glanz und goldenen Sternen zu tun hatte. Der Blick durch das Schlüsselloch machte mich neugierig auf das, was am Abend kommen sollte.

 

Der Schleier wird angehoben

Die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor war etwas Ähnliches. Es war auch ein Geheimnis. Worin bestand aber dieses messianische Geheimnis? Nun, der Schleier wurde leicht angehoben, um das zu sehen, was sich darunter verbirgt.


Die drei Jünger durften einen kurzen Blick auf die sonst verborgene Herrlichkeit Gottes werfen. Ich glaube, dass Jesus ihnen diesen kurzen Blick ermöglichte, damit sie voller innerer Spannung neugierig blieben auf den weiteren Weg mit Jesus.

 

Der Schleier wird entfernt

Eines Tages wird dieser Schleier ganz angehoben und entfernt und wir dürfen Gott eine ganze Ewigkeit lang in seinem Glanz und in seiner Glorie betrachten, bewundern und anbeten. Darauf freue ich mich sehr.

 


Mk 9, 14-29    7. Woche, Montag

In jener Zeit, als Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes von dem Berg herabgestiegen war und sie zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Sobald die Leute Jesus sahen, liefen sie in großer Erregung auf ihn zu und begrüßten ihn. Er fragte sie: Warum streitet ihr mit ihnen? Einer aus der Menge antwortete ihm: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen; immer wenn der Geist ihn überfällt, wirft er ihn zu Boden, und meinem Sohn tritt Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und wird starr. Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu. Da sagte er zu ihnen: O du ungläubige Generation! Wie lange muss ich noch bei euch sein? Wie lange muss ich euch noch ertragen? Bringt ihn zu mir! Und man führte ihn herbei. Sobald der Geist Jesus sah, zerrte er den Jungen hin und her, so dass er hinfiel und sich mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden wälzte. Jesus fragte den Vater: Wie lange hat er das schon? Der Vater antwortete: Von Kind auf; oft hat er ihn sogar ins Feuer oder ins Wasser geworfen, um ihn umzubringen. Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns! Jesus sagte zu ihm: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt. Da rief der Vater des Jungen: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als Jesus sah, dass die Leute zusammenliefen, drohte er dem unreinen Geist und sagte: Ich befehle dir, du stummer und tauber Geist: Verlass ihn, und kehr nicht mehr in ihn zurück! Da zerrte der Geist den Jungen hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Der Junge lag da wie tot, so dass alle Leute sagten: Er ist gestorben. Jesus aber fasste ihn an der Hand und richtete ihn auf, und der Junge erhob sich. Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten ihn seine Jünger: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben? Er antwortete ihnen: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.


Betrachtung: Aber sie hatten nicht die Kraft dazu


Weil Jesus nicht anwesend war, brachte der Vater seinen Sohn zu den Jüngern. Er hatte nicht selbst versucht, den stummen Geist auszutreiben, aber er wusste, dass Jesus den Jüngern Vollmacht über die bösen Geister gegeben hatte, er anerkennt sie als die Bevollmächtigten des Herrn. Der Vater weiß, dass der Geist des Herrn stark genug ist, den Ungeist auszutreiben, aber er weiß auch, dass es dazu eine Vollmacht durch den Herrn bedarf.


Kann man sagen, dass die Jünger nicht stark genug waren, um den Ungeist auszutreiben? Haben die Jünger versagt und sich vor dem Volk blamiert? Die Jünger können sich ihr Scheitern selbst nicht erklären. Sie hatten sich bemüht, den stummen Geist zu vertreiben, sie hatten ihr bisheriges Wissen über die bösen Geister eingesetzt, um dem Jungen zu helfen, aber sie vermochten es nicht. Sie möchten nun lernen, was der Grund ihres Unvermögens war und so fragen sie den Herrn nach den Gründen ihres Versagens. Die Jünger erkennen, dass sie Schüler sind und ihre „Ausbildung“ noch nicht zu Ende ist. Die Antwort Jesu: „Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden“, lehrt die Jünger ein Doppeltes.


Diese Art: Es gibt also verschiedene Arten böser Geister, die Jünger sollen lernen, sie zu unterscheiden.

Durch Gebet: Bei der einen Art böser Geister genügt ein Machtwort, bei der anderen Art kann ihre Kraft nur ein Gebet brechen.

Die Jünger haben wieder etwas gelernt und das nächste Mal werden sie noch kraftvoller den Auftrag Jesu, die bösen Geister auszutreiben, umsetzen. Auch wir werden Zeit unseres Lebens Schüler bleiben, die auf die Hilfe des Herrn angewiesen sind und wir sollten uns niemals scheuen, Jesus um seinen Rat und seine Hilfe zu bitten.



Betrachtung: Gedankje von J.C.Ryle

J. C. Ryle, ein anglikanischer Bischof, macht mich auf einen Aspekt dieses Evangeliums aufmerksam, den ich noch nie zuvor betrachtet habe. Der Sohn, den Jesus heute von den dämonischen Fesseln befreit, litt von „Kind auf“ an diesem furchtbaren Elend. Das Leben eines Menschen kann schon ganz früh von Satan verletzt und beeinträchtigt werden. Darum müssen wir uns unbedingt bemühen, dass wir den Kindern vom allerersten Tag der Befruchtung an Gutes tun und sie stets segnen.


 

Das heutige Evangelium sagt uns doch sehr deutlich, dass Satan schon sehr früh damit beginnen möchte, auch Kindern Schaden zuzufügen. Darum dürfen wir nicht hinter ihm zurückbleiben, wenn es darum geht, die Kinder zu segnen und sie zu Gott zu führen.

 

Vielleicht sage ich jetzt etwas sehr Unvernünftiges, etwas, das man heutzutage fast nicht mehr sagen darf. Ich halte es für eine große Lüge und eine große Versuchung, wenn in unserer Gesellschaft Strukturen geschaffen werden, in denen selbst kleine Babys möglichst früh in eine Fremdbetreuung in der Krippe übergeben werden können. In vielen Bereichen wollen wir nur das Beste für unsere Kinder. Die beste Kleidung, die beste Ausbildung, das beste Handy. Aber dort, wo es um das Wesentliche geht, die Erziehung und die Bildung unserer Kinder, begnügen wir uns mit der zweitbesten Lösung. Eine Fremdbetreuung ist in sich sicher nicht schlecht, aber es ist bestenfalls die zweitbeste Lösung für ein Kind. Die beste Lösung wäre, wenn Vater und Mutter oder wenigstens doch Mutter oder Vater das Kind in den ersten drei Lebensjahren betreuen könnten.

 

Eines ist jedenfalls klar: Es ist nie zu früh, sich um das Seelenheil der Kinder zu bemühen und für sie zu beten. Es ist nie zu früh, ihnen von Jesus, vom Himmel, von Maria und den Engeln zu erzählen. Der Teufel, so lesen wir heute, verliert keine Zeit, wenn er versucht, den Geist junger Menschen zu beeinflussen. Er beginnt mit ihnen sogar "von Kindheit an".

 

Etwas Tröstliches hat dieses Evangelium aber durchaus. Wenn junge Herzen von Satan erfüllt werden können, können sie auch mit dem Geist Gottes erfüllt werden.




Mk 9, 30-37    7. Woche, Dienstag

In jener Zeit zogen Jesus und seine Jünger durch Galiläa. Jesus wollte aber nicht, dass jemand davon erfuhr; denn er wollte seine Jünger über etwas belehren. Er sagte zu ihnen: Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. Aber sie verstanden den Sinn seiner Worte nicht, fürchteten sich jedoch, ihn zu fragen. Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.


Betrachtung: Sie fürchteten sich ihn zu fragen.


Gestern hatten die Jünger keine Scheu, den Herrn zu fragen, warum sie den bösen Geist nicht austreiben konnten. Heute dagegen fürchten sie sich, Jesus nach dem Sinn seiner Worte zu fragen. Komisch!

Schon zum dritten Mal kündigt der Herr seinen Tod an und ich stelle mir vor, wie sich die Gedanken der Jünger nun verselbstständigen und sie sich fragen: Werden wir dann auch den Menschen ausgeliefert? Werden wir auch sterben, wenn wir weiter bei Jesus bleiben? Welcher schrecklichen Zukunft gehen wir nur entgegen?


Sie fürchten die Antwort, dass auch sie den Weg des Martyriums gehen werden. Darum stellen sie keine Fragen und bleiben lieber im Ungewissen, als mit einer Antwort konfrontiert zu werden. Sie sind noch nicht stark genug, die Nachfolge mit ihrer ganzen radikalen Konsequenz zu tragen und so ändern sie schnell das Thema und sprechen über die künftige Rangfolge im Himmel.

Wie menschlich doch diese Jünger sind.



Betrachtung. Stolz

Es ist schon sehr sonderbar. Eigentlich würde man nicht denken, dass erwachsene Männer und gestandene Handwerker sich darüber streiten, wer von ihnen der Größte ist. Sie alle litten ja unter der Besatzungsmacht der Römer. Sie alle wurden ja geknebelt und unterdrückt von denen, die über ihnen waren. Die Apostel wussten ganz genau, wie das ist, wenn ein Größere über ihnen steht und das Sagen hat. Und plötzlich wollen sie selber der Größte sein und das Sagen haben, bestimmen und den Ton angeben.

 

Nun, offensichtlich hat der Heilige Geist bewirkt, dass auch dieses Verhalten der Jünger für uns heutigen aufgeschrieben wurde.

Ich muss heute einmal besonders prüfen, ob die Haltung der Jünger auch in mir ist. Ich weiß, dass der Stolz in der Königsklasse der Sünden spielt. Wahrscheinlich ist er auch in meiner Brust zu finden. Der Stolz ist eine verborgene Sünde. Er regiert und herrscht in vielen Herzen, ohne entdeckt zu werden,

 

Vater Hans Buob hat oft in den Exerzitien zu uns gesagt: Der Stolz steckt so in einem Menschen drin, dass er erst 10 Minuten nach dessen Tod stirbt




Mk 9, 38-40    7. Woche, Mittwoch

In jener Zeit sagte Johannes, einer der Zwölf, zu Jesus: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt. Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden. Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.


Betrachtung: Bitte keine Konkurrenz


Auch Lukas hat diese Begebenheit berichtet und wir haben diese Stelle bereits betrachtet (Lk 9, 46-50, Montag, 26. Woche).

Es überrascht, dass selbst Johannes, von dem wir sagen, dass er der Lieblingsjünger des Herrn war, jenen Fremden ablehnt, der in Jesu Namen handelt. Auch er ist noch nicht so gereift, dass er andere annehmen und akzeptieren kann. Er möchte keine Konkurrenz. Vielleicht ist aber auch noch Neid in ihm; er ist neidisch, weil jener etwas vollbrachte, zu dem er selbst nicht in der Lage war.

Pater Hans Buob hat einmal zu uns Priestern während Exerzitien gesagt: „Der Neid steckt so tief in jedem von uns drin, dass er erst zehn Minuten nach dem Tod stirbt“.

Wie ist es mit Dir? Bist Du frei von Neid und albernem Konkurrenzdenken?



Betrachtung

Ich bin den freikirchlichen, pfingstlichen, charismatischen Gruppen sehr dankbar. Sie tragen nicht den großen Ballast einer langen geschichtlichen Tradition mit sich herum und können in kleineren Gemeinschaften die Nachfolge sicher intensiver erleben und leben als wir in der katholischen Kirche.

 

Wir dürfen sie nicht stoppen oder kontrollieren, nur weil sie nicht unsere Pläne übernehmen oder an unserer Seite arbeiten wollen. Sicher gibt es religiöse Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen, aber dennoch freue ich mich, wenn die Werke des Teufels zerstört werden und das Evangelium verkündigt wird.

 

Es ist tausendmal besser, dass der Kampf gegen die Dämonen von anderen Händen getan wird, als dass er gar nicht getan wird.

 

Der Völkerapostel Paulus sagt Phil 1,18

Die einen verkünden Christus aus Liebe, … die andern aus Streitsucht, nicht in redlicher Gesinnung; … Aber was liegt daran? Auf jede Weise, ob vorgetäuscht oder in Wahrheit, wird Christus verkündet und darüber freue ich mich



Mk 9, 41-50    7. Woche, Donnerstag

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen. Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde. Wenn dich deine Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen, in das nie erlöschende Feuer. Und wenn dich dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau ihn ab; es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Füßen in die Hölle geworfen zu werden. Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus; es ist besser für dich, einäugig in das Reich Gottes zu kommen, als mit zwei Augen in die Hölle geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. Das Salz ist etwas Gutes. Wenn das Salz die Kraft zum Salzen verliert, womit wollt ihr ihm seine Würze wiedergeben? Habt Salz in euch, und haltet Frieden untereinander!


Betrachtung: Hau sie ab!


Mit der Sünde kann es keine Kompromisse geben. Dass die Aufforderung des Herrn, sich die Hand abzuhacken oder sich ein Auge auszureißen, nicht wörtlich zu nehmen ist, liegt auf der Hand, behält aber im übertragenen Sinn seine volle Gültigkeit.

Abhauen und ausreißen sollen wir alles, was uns zur Sünde verführt. Wir sollen nicht zuwarten und mit der Versuchung liebäugeln, sondern konsequent handeln und endgültig mit der Sünde brechen – sofort! Gleichzeitig ahnen wir aber auch, dass die gleiche Versuchung immer und immer wieder zurückkommen wird und wir sie immer und immer wieder ausreisen müssen.


In meinem kleinen Garten hinter dem Pfarrhaus schießt das Unkraut wie Pilze aus dem Boden. Wie oft habe ich schon zwischen den Erdbeeren das Unkraut ausgerissen und wusste doch genau, dass das Unkraut damit noch nicht seine ganze Kraft verloren hatte. Es würde wiederkommen, oder ein anderes Kraut würde meine Erdbeeren überwuchern.


So ist es auch mit den Versuchungen zu Sünde. Nachdem ich eine nach einem langen Kampf endlich besiegt habe, wird eine andere wachsen. Ich möchte nur den Herrn bitten, dass er mir vor jeder Beichte zeigt, was Unkraut in mir ist. Er möge mir dann auch die Kraft und den Mut geben, alles mutig zu bekennen. Der Priester, der sich meine Sünden anhören muss, wird sie dann durch die Lossprechung ausreißen und abhacken.


Betrachtung: Ewige Verdammnis

In diesem Evangelium spricht Jesus auch über die Schrecklichkeit und über die Ewigkeit einer zukünftigen Verdammnis. Dreimal spricht Jesus von der „Hölle“ und er erwähnt den "Wurm, der niemals stirbt" und das Feuer, das nicht erlischt.

 

Dies sind ganz furchtbare Ausdrücke. Erklären kann man diese Ausdrücke nicht, aber man kann darüber nachdenken. Der Wurm und das Feuer sind Sinnbilder für reale Dinge. Es gibt eine wirkliche Hölle, und diese Hölle ist ewig.


Es ist nicht sinnvoll, den Menschen das Thema Hölle vorzuenthalten. So furchtbar und schrecklich sie auch ist, denn Jesus selbst spricht ja auch oft davon. Ich spreche nicht gerne von der Hölle, aber wenn Jesus diese Wahrheit den Menschen nicht vorenthält, dann muss auch ich sie wenigstens hier und da auch einmal erwähnen.


Gäbe es keine Barmherzigkeit Gottes, dann müsste ich verzweifeln. Gäbe es die Barmherzigkeit Gottes nicht, dann müsste ich vor lauter Angst und Zittern schweigen über die Realität der ewigen Verdammnis in der Hölle. Aber zum Glück gibt es eine grenzenlose Barmherzigkeit Gottes für alle, die sie annehmen und an sie glauben können.


Mk 10, 1-12    7. Woche, Freitag

In jener Zeit kam Jesus nach Judäa und in das Gebiet jenseits des Jordan. Wieder versammelten sich viele Leute bei ihm, und er lehrte sie, wie er es gewohnt war. Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Darf ein Mann seine Frau aus der Ehe entlassen? Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? Sie sagten: Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. Auch eine Frau begeht Ehebruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet.


Betrachtung: Moses hat erlaubt


„Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben.“

Aha, die Herzenshärte der Menschen war also der Grund für das Gebot des Moses, eine Scheidungsurkunde ausstellen zu können. Von Anfang an war an eine Scheidung mit einer richtigen amtlichen Urkunde offensichtlich nicht so gedacht. Scheute Moses den Konflikt mit den Leuten? Musste er damit rechnen, dass sie ihm zusetzen, wenn er keine Kompromisse mit dem (damaligen) Zeitgeist schloss? Moses war auch nicht perfekt und gab nach. Die Herzenshärte der Leute zwang Moses dazu, das Gesetz des Herrn zu ändern und den Wünschen der Leute anzupassen.


Und was ist daraus geworden? Wenn eine Frau auch nur die Suppe anbrennen ließ, konnte der Mann eine Scheidungsurkunde ausstellen. Rüttelt man an den Geboten Gottes, hat dies weitreichende, negative Konsequenzen.


Was lerne ich für heute aus dieser Bibelstelle? Wenn heute gefordert wird, die Ehe dem Zeitgeist anzupassen und in allen möglichen Formen zu legalisieren, darf sich die Kirche nicht fürchten, das Gebot Gottes zu verteidigen. Moses gab der Herzenshärte der Menschen nach. Die Kirche darf der Herzenshärte der modernen Menschen nicht nachgeben. Sie muss dabei bleiben, dass eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau auf Lebenszeit besteht.



Betrachtung: Ehe für Alle

Auf dem Synodalen Weg finden sich deutliche Mehrheiten für die Segnung homosexueller Paare und die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. Diese Forderungen werden jedoch von der Weltkirche in anderen Ländern voller Sorge betrachtet.

 

Der Synodale Weg verlässt den Weg der Katholischen Kirche nach deren Überzeugung - ganz knapp und auf den Punkt gebracht - eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau als eine von Gott gegebene Lebensgemeinschaft vorgesehen ist.

 

Warum nur „für zwei“ und nicht wirklich „für alle“?

Wenn manche Leute in unseren Tagen eine „Ehe für alle“ fordern, dann gehen sie eigentlich immer noch davon aus, dass es hier um zwei Menschen - welches Geschlecht auch immer - geht.

   

Warum eine Ehe nicht auch „für drei“ oder „für vier“, also wirklich "für alle"?

Wenn wir heute den Ehebegriff auch für eine gleichgeschlechtliche Zweierbeziehung anwenden, dann werden wir uns spätestens übermorgen mit der Frage auseinandersetzen müssen, warum nicht auch drei oder vier Menschen, die füreinander Verantwortung übernehmen, eine Ehe bilden können.


Am besten man bleibt bei dem, was uns die Bibel und die katholische Kirche über den Ehebegriff lehren. Eine Ehe besteht zwischen einem Mann und einer Frau. Was der Staat und eine Gesellschaft für gutheißen, muss längst noch nicht auch von der Kirche übernommen werden.



Mk 10, 13-16  7. Woche, Samstag

In jener Zeit brachte man Kinder zu Jesus, damit er ihnen die Hände auflegte. Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab. Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes. Amen, das sage ich euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt, wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.


Betrachtung. Er nahm die Kinder in seine Arme.


Die Kinder sind zu beneiden. Niemand sonst hat Jesus umarmt; nur die Kinder. Gestern war Jesus zu den Pharisäern sehr sachlich und distanziert, heute ist er zu den Kindern zärtlich und voller Zuneigung.

Die Schriftgelehrten und die Pharisäer hat Jesus nicht in die Arme genommen, sondern mit ihnen diskutiert. Wer mit Jesus diskutieren möchte, findet in ihm einen guten Gesprächspartner, wer seien Nähe und Zärtlichkeit sucht, geht nicht leer aus.


Oft erfahre ich Gott als einen Gott, der sehr kühl ist und der sehr weit weg erscheint, unnahbar und distanziert. Aber es gibt auch Zeiten, in denen ich fühlen darf, dass Gott da ist, und diese Momente sind sehr, sehr schön. Oft muss ich lange auf solche Momente warten, aber wenn mich Gott mit seiner Zärtlichkeit berührt, dann bin ich sehr dankbar.



Betrachtung: Wie Kinder

Nur wie ein Kind kann der Mensch das Reich Gottes annehmen. Kinder haben offensichtlich einen bevorzugten Zugang zum Reich Gottes. Warum haben gerade Kinder dieses Privileg?

 

Bei Kindern wird deutlich, dass das Reich Gottes nur Gnade ist. Das Reich Gottes kann man sich nicht verdienen, man kann es sich nur schenken lassen. Kinder nehmen mit einer natürlichen Selbstverständlichkeit alles Lebensnotwendige, das sie für ihre Entwicklung brauchen, von ihren Eltern an. Kinder haben sich Kleidung, Essen, Spielzeug, Taschengeld, Ausbildung, Liebe und Schutz nicht „verdient“. Kinder können keine Leistungen erbringen, so wie die Erwachsenen, sie sind ganz auf die Liebe und Fürsorge der Großen angewiesen.

 

Niemand muss sich sorgen, wenn er im Alter nicht mehr so wie in den Jahren der Vollkraft für das Reich Gottes arbeiten kann. Das Reich Gottes, der Himmel, ist im wesentlichen Geschenk und kein Verdienst.

 

Das Reich Gottes ist so groß und so schön, dass ich es mir niemals verdienen kann. Mit all meiner Kraft könnte ich mir in 100 Jahren nicht einmal ein kleines Fleckchen im Himmelreich verdienen. Aber mit einem offenen Herzen und mit kindlichem Vertrauen auf Gottes Gnade kann ich mir das ganze Reich Gottes in seiner Fülle schenken lassen.

 

 



Mk 10, 17-27  8. Woche, Montag

In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus antwortete: Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott, dem Einen. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter! Er erwiderte ihm: Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt. Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte, sagte er: Eines fehlt dir noch: Geh, verkaufe, was du hast, gib das Geld den Armen, und du wirst einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach! Der Mann aber war betrübt, als er das hörte, und ging traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Die Jünger waren über seine Worte bestürzt. Jesus aber sagte noch einmal zu ihnen: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen! Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie aber erschraken noch mehr und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.


Betrachtung: Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?


Es ist eine wunderbare Frage, die der Mann an Jesus stellt. Er bittet nicht um Heilung, er will nicht wissen, ob er Steuern zahlen soll und Jesus soll auch nicht in Erbsachen schlichten. Er möchte wissen, was er tun muss, um das ewige Leben zu erlangen.

Der Mann kennt alle Gebote und er hält sich auch an sie, und dennoch fühlt er, dass etwas Entscheidendes noch fehlt. Er ist beunruhigt, denn er kann nicht genau sagen, was diese Unsicherheit in ihm ausgelöst hat. Er ist sicher ehrlich beunruhigt.


Vielleicht hat er bisher gehofft, dass Gott nicht auch das Letzte noch von ihm fordern würde. Aber nun hat er Klarheit und kann sich selbst nichts mehr vormachen. Er erkennt die Notwendigkeit des nächsten Schrittes, als er aber die Tragweite erkannte, die sich aus der Antwort Jesu ergab, war er zu einem zweiten Schritt der Nachfolge nicht mehr bereit. Er ging traurig weg.


Wir sind sicher gute Christen oder versuchen es zu sein. Wir gehen in die Kirche, beten und denken hin und wieder auch an die Armen. Und doch ist da ein Ungenügend in uns, eine letzte, tiefere Freude an der Nachfolge fehlt noch. Könnte es daran liegen, dass wir etwas Entscheidendes noch nicht gegeben haben?

Könnte die Traurigkeit, die über dem deutschen Christentum liegt, nicht auch daher kommen, dass wir wohl einen ersten Schritt der Nachfolge gemacht haben, aber nicht bereit sind zu einem zweiten. Wenn wir nicht bald den Mut zur Umkehr finden, wird sich die Traurigkeit noch mehr festsetzen und das Christentum wird in Deutschland untergehen.



Betrachtung

 

Wir Menschen haben eine unstillbare Anhänglichkeit an irdische Güter (Gesundheit, Geld, Freiheit, Unabhängigkeit …). Auch Christen meinen, dass sie besonders von Gott gesegnet sind, wenn sie die irdischen Dinge in Fülle besitzen dürfen. Darauf angesprochen betonen sie, dass sie lediglich von Gott als Verwalter eingesetzt sind, um die materiellen Güter auch für die Menschen um sie herum und für die Menschen im armen und Not leidenden Afrika einzusetzen. Aber was ist, wenn ihnen Gott diesen „Verwalterposten“ nimmt? Was ist, wenn die Gesundheit über Nacht verschwindet, das Geld gestohlen und die persönliche Freiheit eingeschränkt wird? Werden sie immer noch frohe Christen sein, wenn die Echtheit ihrer Nachfolge geprüft wird?


Der Jüngling in unserer Geschichte ging traurig weg. Er war nicht damit einverstanden, alle seine Güter mit den Armen zu teilen.

 

Wäre ich einverstanden, wenn Jesus das Gleiche von mir fordert?


Mk 10, 28-31  8. Woche, Dienstag,

In jener Zeit sagte Petrus zu Jesus: Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder, der um meinetwillen und um des Evangeliums willen Haus oder Brüder, Schwestern, Mutter, Vater, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: Jetzt in dieser Zeit wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben. Viele aber, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.


Betrachtung: Hundertfach


Gestern erschraken die Jünger, weil sie den Ernst der Lage erkannten. Sie fragten den Herrn: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ Heute kommt sofort Petrus, der Sprecher der Gruppe, und hakt nach: Siehe, wir haben alles verlassen.“ Er hat Sorge, dass auch die Nachfolge der Apostel nicht ausreicht, um in das Himmelreich zu gelangen. Jesus widerspricht nicht. Jesus zählt nicht, wie beim Mann im gestrigen Schrifttext, die Gebote auf und ergänzt dann jenes, das zur Nachfolge noch fehlt.


Jesus nimmt die Frage des Petrus auf und fügt fast so etwas wie einen Trost hinzu. Petrus, ich weiß, und ich verspreche Dir, dass Du nicht leer ausgehen wirst, denn Deine Nachfolge wird Dir und den anderen hundertfach vergolten.

Haben Sie keine Angst, dem Herrn alles zu geben. Er wird hundertfach vergelten.



Betrachtung

Das Evangelium und die ernsten Worte Jesu aus dem vorangehenden Evangelium haben bei Petrus eine heftige Reaktion hervorgerufen. Das Wort Gottes hat ihn bis ins Mark getroffen. Es ist gut, dass er die Aussage Jesu aufgreift und nachfragt.

 

Manchmal vermisse ich, dass die Leute nach einem Gottesdienst das Evangelium oder die Predigt noch einmal aufgreifen und nachfragen. Sobald der Gottesdienst zu Ende ist, geht es wieder um den Friseurbesuch, um das Mittagessen und um das Wetter. Die Lesungen und das Evangelium scheinen spurlos an den Hörern vorbeizugehen.

 

Der Jüngling gestern ging nach dem Jesus zu ihm gesprochen traurig weg. Petrus fragt auf das Wort Jesu nach, er möchte tiefer verstehen und begreifen.

 

Wir modernen Menschen gleichen weder dem Jüngling von gestern (der traurig wegging) noch Petrus (der nachfragt). Wir gehen weder traurig weg, noch fragen wir nach. Wir gehen gleichgültig aus dem Gottesdienst zurück in den Alltag und das ist noch viel schlimmer.



Mk 10, 32-45  8. Woche, Mittwoch

In jener Zeit, als Jesus und seine Jünger auf dem Weg hinauf nach Jerusalem waren, ging Jesus voraus. Die Leute wunderten sich über ihn, die Jünger aber hatten Angst. Da versammelte er die Zwölf wieder um sich und kündigte ihnen an, was ihm bevorstand. Er sagte: Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tod verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, anspucken, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen. Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm und sagten: Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun? Sie sagten zu ihm: Lass in deinem Reich einen von uns rechts und den andern links neben dir sitzen. Jesus erwiderte: Ihr wisst nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder die Taufe auf euch nehmen, mit der ich getauft werde? Sie antworteten: Wir können es. Da sagte Jesus zu ihnen: Ihr werdet den Kelch trinken, den ich trinke, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werde. Doch den Platz zu meiner Rechten und zu meiner Linken habe nicht ich zu vergeben; dort werden die sitzen, für die diese Plätze bestimmt sind. Als die zehn anderen Jünger das hörten, wurden sie sehr ärgerlich über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.


Betrachtung: Links und rechts


Die Jünger müssen sich in einer Gruppe bewegt haben, Jesus lief am Anfang oder am Schluss in einiger Entfernung, denn es heißt: Die beiden Jünger Jakobus und Johannes traten an ihn heran.

Da sind die zwei Jünger Johannes und Jakobus: Sie kommen mit einer Bitte: Wir wollen im Himmel neben dir sitzen. Sie haben gehört, dass er sterben und auferstehen werde und dass er sie verlassen müsse.


Und da bitten sie ihn: Herr, wir wollen aber bei dir sein. Das ist eine wunderbare Bitte. Sie haben einfach eine Sehnsucht danach bei Jesus zu sein.

Fragen wir uns an dieser Stelle: Wann bin ich das letzte Mal auf Jesus zugegangen? Habe ich das, was Johannes und Jakobus als Bitte vorgetragen haben, auch schon einmal in ein Wort gebracht: „Jesus, ich möchte bei dir sein.“ Trage ich auch eine Sehnsucht nach der Nähe des Herrn in mir?

Da sind die anderen 10 Jünger. Sie waren etwas abseits, ein paar Schritte entfernt, denn es heißt später: Jesus rief sie herbei. Sie haben also aus einiger Entfernung etwas von dem Gespräch der beiden Söhne mit Jesus aufgefasst, nicht alles, nicht den ganzen Zusammenhang nur ein paar Worte, aber sie werden ärgerlich und beginnen zu schimpfen. Kennen wir das nicht auch aus der eigenen Erfahrung?


Wir hören etwas, ohne den Gesamtzusammenhang zu kennen und beginnen zu urteilen. Es gibt Menschen, die reden nach vorne und hören nach hinten, was andere sagen. Und dann verstehen sie nur die Hälfte und beginnen wie die Jünger zu schimpfen.

Und vielleicht sind wir auch selbst hin und wieder diese Menschen.


Betrachtung: Ein heißes Herz

Die beiden Jünger gehen aufs Ganze. Nach Matthäus 20, 20 kommt zunächst die Mutter der beiden Söhne zu Jesus und dies allein zeigt, dass die Jünger genau wussten, wie groß ihre Bitte war. Jakobus und Johannes wissen, dass sie etwas ganz Großes von Jesus erbitten.

 

Ich sehe nicht nur Ehrgeiz und Egoismus in der Bitte der beiden Jünger, sondern auch eine große Liebe zum Herrn, die in ihrer Begeisterung eben aufs Ganze geht und das Ganze einfordert.


 

Die Bitte nach den beiden Plätzen kommt aus einem ganz heißen Herzen der Jünger heraus. Ich denke, dass dies auch Jesus so einschätzt, denn er sieht hier keinen „Satan“ wie bei Petrus, als der ihn vom Leiden abhalten wollte.

 

Alle Mühe lohnt sich

Jesus akzeptiert die Frage, aber er fragt nach. Er möchte wissen, ob sie mit ihm auch auf die Leidensstraße gehen können. Ohne Zögern und ohne Bedenken kommt ihre Antwort schnell und rasch: Wir können es! Selbst wenn es auf einen harten Weg gehen sollte - für die Jünger lohnt sich um den Preis des Himmels, der bereits winkt, alle Mühe.

 

Und bei mir?

Auch wenn heute nicht die große Leidensstraße auf uns wartet, so muss ich mich doch fragen, ob ich die kleinen Kreuze, die mir heute begegnen, mutig und geduldig annehme, denn oft sind sie der beste Weg auf dem Weg in den Himmel.




Mk 10, 46-52  8. Woche, Donnerstag

In jener Zeit als Jesus mit seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge Jericho verließ, saß an der Straße ein blinder Bettler, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Sobald er hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut: Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir! Viele wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen. Er aber schrie noch viel lauter: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn her! Sie riefen den Blinden und sagten zu ihm: Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich. Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu. Und Jesus fragte ihn: Was soll ich dir tun? Der Blinde antwortete: Rabbuni, ich möchte wieder sehen können. Da sagte Jesus zu ihm: Geh! Dein Glaube hat dir geholfen. Im gleichen Augenblick konnte er wieder sehen, und er folgte Jesus auf seinem Weg.


Betrachtung: Bartimäus


Jesus kam wenige Tage vor dem Einzug nach Jerusalem nach Jericho. Er hat sich nicht lange in der Stadt aufgehalten, er ging lediglich hindurch. Noch Jahre nach dieser Begegnung kann Markus viele Einzelheiten berichten. Er erinnert sich daran, dass der Blinde laut nach Jesu rief und vor lauter Begeisterung seinen Mantel abwarf. Er kennt noch die Worte, die Jesus sagte, auch die Reaktion der Volksmenge ist ihm noch gut in Erinnerung.


Die Volksmenge verbietet Bartimäus das Rufen: „Sie wurden ärgerlich und befahlen ihm zu schweigen.“

Ich finde es sehr seltsam, dass gerade jene, die mit Jesus unterwegs nach Jerusalem pilgern, einem anderen verbieten wollen, sich Jesus anzuschließen. Die Gruppe möchte sich nicht öffnen für neue Mitglieder, sie wollen unter sich bleiben. Sie haben es sich gemütlich eingerichtet, einen Fremden, der dazu noch so laut schreit, stört ihre Ruhe.

Vielleicht ist da aber noch ein weiterer Aspekt. Die meisten, die in einer Masse mitlaufen, haben selber nie eine persönliche Glaubensentscheidung getroffen. Sie tun, was andere tun und sie sagen, was alle sagen. Es fehlt die persönliche Lebensentscheidung für Jesus. Sie unternehmen einen schönen Ausflug hinauf nach Jerusalem.


Bartimäus dagegen ist interessiert an Jesus, er sucht seine Nähe und er bittet um sein Erbarmen. Dass er seinen Mantel wegwirft (als Blinder findet er ihn ja nicht mehr) ist ein Zeichen dafür, dass er alle Chips auf Jesus setzt. Die Volksmenge möchte „normal“ bleiben, nicht zu fromm sein. Jemand, der den Glauben ernst nimmt, wie Bartimäus, stört.

Das kann man in vielen Gruppierungen einer Pfarrei feststellen. So manche Gruppierungen sind schon viele Jahre zusammen und tun sich schwer damit, neue Mitglieder, die einen frischen Wind mitbringen, in ihre Gemeinschaft zu integrieren. Wenn die Neuen darüber hinaus auch noch bewusst ihren katholischen Glauben leben wollen, wird es doppelt schwer.



Betrachtung

Im Ruf des Blinden liegt der Glaube an den Messias. Bartimäus hört nur: „Jesus von Nazaret“, aber er ruft: „Jesus, Sohn Davids“. Mit seinem Ausruf legt der Blinde ein öffentliches Bekenntnis ab, dass er Jesus für den Messias hält, auch wenn die anderen dies nicht so sehen.

 

Für uns

Der Blinde ist ein Beispiel und Vorbild auch für uns. Hier und da hören wir: Jesus sei sicher ein guter Mensch gewesen, ein Vorbild mit einem ausgezeichneten Charakter. Dies stimmt, aber dennoch ist er mehr, viel mehr. Wie Bartimäus sollten wir uns nicht scheuen, sondern auch „gegen den Wind“ laut rufen: Jesus, du bist nicht nur ein Vorbild, du bist der Messias, mein 


Mk 11, 11-25  8. Woche, Freitag

In jener Zeit zog Jesus nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus. Als sie am nächsten Tag Betanien verließen, hatte er Hunger. Da sah er von weitem einen Feigenbaum mit Blättern und ging hin, um nach Früchten zu suchen. Aber er fand an dem Baum nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit der Feigenernte. Da sagte er zu ihm: In Ewigkeit soll niemand mehr eine Frucht von dir essen. Und seine Jünger hörten es. Dann kamen sie nach Jerusalem. Jesus ging in den Tempel und begann, die Händler und Käufer aus dem Tempel hinauszutreiben; er stieß die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler um und ließ nicht zu, dass jemand irgendetwas durch den Tempelbezirk trug. Er belehrte sie und sagte: Heißt es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker sein? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten hörten davon und suchten nach einer Möglichkeit, ihn umzubringen. Denn sie fürchteten ihn, weil alle Leute von seiner Lehre sehr beeindruckt waren. Als es Abend wurde, verließ Jesus mit seinen Jüngern die Stadt. Als sie am nächsten Morgen an dem Feigenbaum vorbeikamen, sahen sie, dass er bis zu den Wurzeln verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus und sagte zu Jesus: Rabbi, sieh doch, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt. Jesus sagte zu ihnen: Ihr müsst Glauben an Gott haben. Amen, das sage ich euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor, und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil. Und wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt.


Betrachtung: Der verfluchte Feigenbaum


Markus berichtet, dass es nicht die Zeit der Feigenernte war. Der Baum war gesund, hatte Blätter und trug alle Anlagen in sich, um später Früchte zu tragen. Der Baum macht nichts anderes, als seiner Natur zu folgen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Mit dem Baum scheint alles in Ordnung zu sein. Trotzdem verflucht ihn Jesus.


Für die Jünger (und für uns) wird dieser Baum zu einer stillen Katechese.

Jesus fordert jetzt, da er Hunger hat, Feigen, aber der Baum ist nicht dazu bereit. Er tut eben nur das Notwendige, er zeigt dem Herrn nur seine Blätter. Der Baum hätte das Unmögliche möglich machen müssen. Die Jünger hatten erlebt, wie Naturgewalten auf ein Wort des Herrn gehorchten, aber dieser Baum weigerte sich, auf Jesus zu hören und die geforderten Früchte zu bringen, er blieb innerhalb der natürlichen Grenzen.


Und so nimmt Jesus diesen Baum als ein Bild für den Glauben. Die Jünger lernen, dass sie nicht nur innerhalb ihrer natürlichen Grenzen bleiben dürfen, sie dürfen nicht nur mit ihren natürlichen Gaben und Talenten arbeiten. Um Frucht zu bringen, dann, wenn der Herr es fordert, werden sie auf die Gnade hören und mit ihr zusammenarbeiten müssen.


Ein Zweites sei erwähnt. Worte haben Kraft und eine Wirkung. Ein Segenswort bringt Frucht hervor, ein Fluch dagegen zerstört. Darum wähle deine Worte mit Bedacht.



Betrachtung

Markus hat eine genaue Zeitangabe im Evangelium überliefert. Nach unserem Kalender sind wir am Montag in der Karwoche angelangt. Auch im Orient ist dies keine Zeit für Feigen, umso erstaunlicher ist der Fluch, den Jesus über den Baum spricht.


 

Was war geschehen? Das Evangelium berichtet zunächst, dass sich Jesus das bunte und geschäftige Treiben im Tempel angesehen hat. Sicher hat ihn das, was er gesehen hat, die ganze Nacht über bewegt und Jesus hat viel über die „frommen“ Leute im Tempel nachgedacht. Es war ein prächtiger Tempelbetrieb, schaute man nur auf die Oberfläche. Unermüdlich brachten sie Opfer dar. Es war ein Kommen und Gehen. Im Tempel herrschte ein blühendes Leben, Händler, Käufer, Geldwechsler, Taubenhändler rieben sich die Hände, der Rubel rollte.

 

Da Bilder mehr als viele Worte sagen, benützt Jesus nun einen der vielen Ölbäume, um den Jüngern eine Lehre zu erteilen. Der Baum war prächtig anzusehen, sein Blätterdach spendete Schatten und den Vögeln Schutz. Aber seine Aufgabe war nicht Schatten zu spenden, sondern Früchte zu tragen.

 

Das religiöse Leben seines Volkes glich dem prächtigen Feigenbaum. Beides war schön anzusehen und scheinbar voller Leben und war doch ohne Früchte. Das Besondere und Bestürzende ist, dass sich das Absterben des Baumes so schnell vollzieht, dass es von den Jüngern schon am nächsten Morgen festgestellt werden kann.

 

Wie ist es in unserer Kirche?

Manchmal habe ich den Eindruck: Vollgas im Leerlauf, Gremium um Gremium, Sitzung um Sitzung, Papier um Papier, aber keine Früchte. Können wir nicht auch zusehen, wie sozusagen über Nacht der Glaube in unserer Kirche verschwindet, ausdorrt, abstirbt?

Wir sollten uns den verdorrten Feigenbaum immer vor Augen halten.



Mk 11, 27-33  8. Woche, Samstag

In jener Zeit kamen Jesus und seine Jünger wieder nach Jerusalem. Als er im Tempel umherging, kamen die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten zu ihm und fragten ihn: Mit welchem Recht tust du das alles? Wer hat dir die Vollmacht gegeben, das zu tun? Jesus sagte zu ihnen: Zuerst will ich euch eine Frage vorlegen. Antwortet mir, dann werde ich euch sagen, mit welchem Recht ich das tue. Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von den Menschen? Antwortet mir! Da überlegten sie und sagten zueinander: Wenn wir antworten: Vom Himmel!, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Sollen wir also antworten: Von den Menschen? Sie fürchteten sich aber vor den Leuten; denn alle glaubten, dass Johannes wirklich ein Prophet war. Darum antworteten sie Jesus: Wir wissen es nicht. Jesus erwiderte: Dann sage auch ich euch nicht, mit welchem Recht ich das alles tue.


Betrachtung: Sie und sagten zueinander


Eigentlich wollen die Hohenpriester keine Gemeinschaft mit dem Herrn, darum bereden sie die Frage, die ihnen Jesus stellt, nur untereinander. Es wäre so einfach, die Angelegenheit mit Jesus zu besprechen, um tiefer zu erkennen und zu verstehen. Aber sie bleiben unter sich. Sie stehen in nächster Nähe zu Jesus, aber sie beziehen ihn nicht in ihre Überlegungen mit ein.

Frage: Wo und wann beziehen wir in unseren Gesprächen, Sitzungen, Entscheidungen … den Herrn in unsere Überlegungen mit ein? Wo und wann fragen wir IHN um Hilfe, wenn wir keine Antwort haben?


Antwort. Selten bis nie! Eigentlich sind wir wie die Hohenpriester und bleiben oft auch nur unter uns. Vielleicht sagt sich Jesus dann auch bei unseren Sitzungen: „Dann sage auch ich euch nicht“, wie ich dazu denke.



Betrachtung

Die Vertreter des Hohen Rates fürchten um ihre Macht und ihren Einfluss.

Das Volk schätzt und verehrt Johannes den Täufer. Die Vertreter des Hohen Rates dürfen ihn nicht als einen Lügenpropheten darstellen. Sie dürfen Johannes nicht die Vollmacht von oben absprechen, denn dann verderben sie es völlig mit dem Volk und haben bei den Leuten ganz verspielt.

So bleiben sie im Ungewissen und zur Lüge bereit. Sie haben nicht die Wahrheit im Sinn, sondern lediglich den Erhalt ihrer Macht.

 

Frage:

Worum geht es heute in der Kirche, aber auch in der Welt? Geht es darum, die Wahrheit zu erkennen und sie auszusprechen, oder geht es um den Erhalt von Einfluss und Macht und all allen anderen kindischen Dingen, die damit zusammenhängen?

Was andere tun, denken und sagen, kann ich nicht beeinflussen. Ich kann mich lediglich bemühen, nicht auf einen eigenen persönlichen Vorteil zu schauen, sondern stets der Wahrheit den Vorzug zu geben, auch wenn es weh tut.


Mk 12, 1-12    9. Woche, Montag

In jener Zeit begann Jesus zu den Hohenpriestern, den Schriftgelehrten und den Ältesten in Form von Gleichnissen zu reden. Er sagte: Ein Mann legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kelter aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er den Weinberg an Winzer und reiste in ein anderes Land. Als nun die Zeit dafür gekommen war, schickte er einen Knecht zu den Winzern, um bei ihnen seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs holen zu lassen. Sie aber packten und prügelten ihn und jagten ihn mit leeren Händen fort. Darauf schickte er einen anderen Knecht zu ihnen; auch ihn misshandelten und beschimpften sie. Als er einen dritten schickte, brachten sie ihn um. Ähnlich ging es vielen anderen; die einen wurden geprügelt, die andern umgebracht. Schließlich blieb ihm nur noch einer sein geliebter Sohn. Ihn sandte er als Letzten zu ihnen, denn er dachte: Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben. Die Winzer aber sagten zueinander: Das ist der Erbe. Auf, wir wollen ihn töten, dann gehört sein Erbgut uns. Und sie packten ihn und brachten ihn um und warfen ihn aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Besitzer des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Winzer töten und den Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht das Schriftwort gelesen Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden; das hat der Herr vollbracht, vor unseren Augen geschah dieses Wunder? Daraufhin hätten sie Jesus gern verhaften lassen; aber sie fürchteten die Menge.


Betrachtung:  Er wird … den Weinberg anderen geben.


Dieses Evangelium berührt uns kaum noch, denn wir sagen: Ja, das war damals im Jahr 33 und das war im Heiligen Land weit weg. Sperrig, anstößig wird das Evangelium, wenn wir es in unsere Zeit und in unseren Ort und in unser Herz hineinlassen.

Den Schriftgelehrten, die ihn ablehnen, kündigt Jesus ganz klar an: Euch wird das Reich Gottes weggenommen. Das Reich Gottes wird also dem alttestamentlichen Gottesvolk weg¬genommen und dem Bundesvolk des Neuen Testamentes gegeben. Wie blühte z. B. in Kleinasien und auch in Nordafrika das frühe Christentum, die erste Kirche auf, bis der Islam alles erstickte.


Das Wort Gottes gilt aber auch heute im Jahr 2021. Es ist auch ein Wort an uns heute. Wir Menschen in Europa, in Deutschland (gehen wir noch näher heran: In der Diözese, im Dekanat, in der Gemeinde, in der Sie wohnen), haben darum ebenfalls keine Garantie, dass nicht auch uns das Reich Gottes weggenommen und einem anderen Volk irgendwo in Afrika oder Ozeanien gegeben wird.


Das Evangelium ruft uns auf und es geht um jeden von uns. Keiner kann sagen: Auf mich kommt es nicht an. Doch auf Sie, genau auf Sie kommt es an, ganz genau auf Sie! Eine klare Entscheidung für Christus, eine klare Hinwendung zu ihm, damit wir ihm die Früchte bringen, die er von uns erwartet.

Das erfordert Gehorsam gegenüber der Bibel und der Kirche, und die Offenheit, sich von Gottes unendlichen Güte und Barmherzigkeit beschenken zu lassen.



Mk 12, 13-17  9. Woche, Dienstag

In jener Zeit wurden einige Pharisäer und einige Anhänger des Herodes zu Jesus geschickt, um ihn mit einer Frage in eine Falle zu locken. Sie kamen zu ihm und sagten: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und dabei auf niemand Rücksicht nimmst; denn du siehst nicht auf die Person, sondern lehrst wirklich den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Sollen wir sie zahlen oder nicht zahlen? Er aber durchschaute ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Warum stellt ihr mir eine Falle? Bringt mir einen Denar, ich will ihn sehen. Man brachte ihm einen. Da fragte er sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten ihm: Des Kaisers. Da sagte Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört! Und sie waren sehr erstaunt über ihn.


Betrachtung: Sie stellen Jesus eine Frage.


Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Pharisäer und Anhänger des Herodes sind normalerweise Feinde, aber heute kommen sie vereint, Hand in Hand, zu Jesus. Der gemeinsame Feind – Jesus - macht sie zwar nicht zu innigen Freunden, aber in Heuchelei und Intrigenspiel sind sie nun einträchtig beieinander. Ihr Lob ist eine einzige Heuchelei. Ihr Mund mag süße Worte finden, aber ihr Herz ist hart wie Stein und aus ihren Augen leuchtet der Hass. Sie reden mit Jesus und stellen ihm eine Frage, aber nicht, um eine Antwort zu erhalten, sondern um ihn zu Fall zu bringen.

Frage: Ist meine Rede rein und lauter? Wähle ich meine Worte überlegt und mit Bedacht, ohne den anderen zu verletzen, zu blamieren?



Betrachtung: Strafzettel

Ich ärgere mich über jeden Strafzettel, den ich wegen zu schnellem Fahren bekomme. Ich ärgere mich dann aber mehr über mich selbst als über die Strafe, weil ich die Geschwindigkeitsbegrenzung nicht eingehalten habe. Viele Gesetze sind sinnvoll und ich bin dankbar, dass wir eine gute Gesetzgebung in unserem Land haben. Gesetze muss man beachten, das steht für mich außer Frage.

 

Aber was ist, wenn der Staat Gesetze erlässt, ohne dass er dazu legitimiert ist? Was ist, wenn der Staat die Abtreibung legalisieren möchte? Was ist, wenn er die Beziehungen zwischen allen möglichen Geschlechtern einer Ehe zwischen Mann und Frau gleichstellen möchte? Was ist, wenn am Ende des Lebens die Euthanasie legalisiert werden soll? Was ist, wenn …?

 

Das Wort Jesu aus dem heutigen Evangelium „so gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört“ hat bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren.

 


Mk 12, 18-27  9. Woche, Mittwoch

In jener Zeit kamen einige von den Sadduzäern, die behaupten, es gebe keine Auferstehung, zu Jesus und fragten ihn: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben Wenn ein Mann, der einen Bruder hat, stirbt und eine Frau hinterlässt, aber kein Kind, dann soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen verschaffen. Es lebten einmal sieben Brüder. Der Erste nahm sich eine Frau, und als er starb, hinterließ er keine Nachkommen. Da nahm sie der Zweite; auch er starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen, und ebenso der Dritte. Keiner der sieben hatte Nachkommen. Als Letzte von allen starb die Frau. Wessen Frau wird sie nun bei der Auferstehung sein? Alle sieben haben sie doch zur Frau gehabt. Jesus sagte zu ihnen: Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes. Wenn nämlich die Menschen von den Toten auferstehen, werden sie nicht mehr heiraten, sondern sie werden sein wie die Engel im Himmel. Dass aber die Toten auferstehen, habt ihr das nicht im Buch des Mose gelesen, in der Geschichte vom Dornbusch, in der Gott zu Mose spricht Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs? Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden. Ihr irrt euch sehr


Betrachtung: Es gibt keine Auferstehung?


Nach den Schriftgelehrten, den Pharisäern und den Anhängern des Herodes kommen nun die Sadduzäer zu Jesus. Es sind besonders religiöse Menschen, die mit einer äußerst spitzfindigen Frage Jesus bloßstellen wollen. Sie möchten den Herrn gern vor allem Volk lächerlich machen und sie haben sich eine künstliche Situation ausgedacht, um den Glauben an die Auferstehung als unmöglich hinzustellen.

Auch heute lachen Menschen, wenn man ihnen von der Auferstehung berichtet. Selbst gläubige Christen haben viele Einwände, wenn sie von der Auferstehung der Toten und einem Leben nach dem Tode hören. Hier auf der Erde können sie uns noch zurufen: Du irrst dich, es gibt keine Auferstehung, es geht nicht weiter.

Aber ich denke, dass im neuen Himmel der HERR für alle sichtbar und erfahrbar sein wird und die Heiden werden dann sagen: OK, wir haben uns getäuscht.



Betrachtung: Du kennst weder die Schrift

Vor einiger Zeit habe ich angefangen, meinen Büchervorrat drastisch zu reduzieren. Ich brauche nicht so viele Bücher um mich herum. Die vielen Bücher mit Meinungen zu allen möglichen Themen interessierten mich nicht wirklich und halfen mir auch nicht weiter auf meinem Weg zu Jesus. Der überwiegende Teil meiner Bücher vergrößerte nur das intellektuelle Wissen, führte aber nicht in eine geistliche Tiefe. Also: In die Tonne damit – welche Befreiung!

 

Aber die Bibel, das Wort Gottes möchte ich immer griffbereit auf meinem Schreibtisch haben, um jeden Tag wenigstens ein paar Minuten darin zu lesen. Es gibt noch viel zu entdecken in den Schriften der Bibel und der Vorwurf Jesu an die Sadduzäer gilt mit Sicherheit auch mir: „Du kennst weder die Schrift noch die Macht Gottes“. Ich habe kein besonders gutes Gedächtnis und es fällt mir schwer auf jede Schriftstelle sofort den entsprechenden Vers und das entsprechende Kapitel zu nennen. Aber ich möchte mich gerne täglich aufmachen, um in der Heiligen Schrift Gott zu begegnen. Paulus sagt einmal: Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin (Phil 3,12).

Ich möchte das paulinische Wort gerne auch auf mich anwenden und danach streben, die Schrift immer besser kennenzulernen und die Macht Gottes immer kraftvoller zu erfahren.




Mk 12, 28b-34 9. Woche, Donnerstag

In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt. Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.


Betrachtung: Das wichtigste Gebot


Endlich kommt einer, der es ehrlich meint mit dem Herrn. Er fragt nach dem wichtigsten Gebot und wir kennen die Antwort des Herrn. Auch ich muss mir in dem, was ich denke, rede und vor allem auch tue, immer wieder die Frage nach dem wichtigsten Gebot, dem Gebot der Liebe, stellen. Ist die Motivation meines Redens, meines Denkens und meines Handelns bestimmt auf der Grundlage der Liebe zu Gott und den Mitmenschen?

Wenn ich ehrlich in den Spiegel schaue, dann muss ich zu mir selber sagen: Edgar, es gibt noch viel zu tun. Packen wir‘s an.


Betrachtung: Höre!

Wir haben das Hören verlernt. In nicht wenigen Gesprächen erlebe ich, dass ich kaum einmal einen Gedanken zu Ende aussprechen kann, ohne dass ich unterbrochen werde. Oft gibt es ein „aber“ oder eine Einwendung, eine Ergänzung zu dem, was ich sage. Auch stört es mich, wenn in einer Gruppe jemand etwas erzählt und mein Sitznachbar plötzlich ein privates Gespräch beginnen möchte. Immer meint irgendjemand seinen „Senf“ dazugeben zu müssen, wenn andere etwas sagen. Vielleicht reden manche Menschen deshalb so schnell, damit man sie nicht unterbrechen kann. Als Schwarzwälder bin ich hier klar im Nachteil.

 

Vielleicht gehöre ich aber auch selbst zu denen, die andere unterbrechen, wenn sie etwas sagen möchten, ohne dass ich es selbst bemerke. So nehme ich mir vor, aufmerksamer zu sein gegenüber dem, was mein Gesprächspartner sagt.

 

Ich freue mich, wenn Menschen bis zum Ende einmal zuhören können. Auch ich muss neu lernen zu hören!



Mk 12, 35-37  9. Woche, Freitag

Als Jesus im Tempel lehrte, sagte er Wie können die Schriftgelehrten behaupten, der Messias sei der Sohn Davids? Denn David hat, vom Heiligen Geist erfüllt, selbst gesagt Der Herr sprach zu meinem Herrn Setze dich mir zur Rechten, und ich lege dir deine Feinde unter die Füße. David selbst also nennt ihn „Herr“. Wie kann er dann Davids Sohn sein? Es war eine große Menschenmenge versammelt und hörte ihm mit Freude zu


Betrachtung: Sie hörten ihm mit Freuden zu.


Die Schriftgelehrten, die Pharisäer, die Anhänger des Herodes, die Sadduzäer, sie alle hörten Jesus nicht zu, sondern stellten ihm immer nur spitzfindige Fragen. Von der Volksmenge jedoch lesen wir heute, dass sie IHM mit Freude zuhörte.

Frage: Lese ich gerne in der Bibel und versuche ich, Jesu Wort für mich herauszuhören? Bereite ich mich vor auf die heilige Messe, indem ich das Evangelium bereits zu Hause lese und durchbete, um es dann in der Feier der Eucharistie mit Freude zu hören?



Betrachtung

Das heutige Evangelium ist schwer zu verstehen, obwohl es nur aus drei kurzen Versen besteht.

Man muss etwas „ums Eck“ denken, um zu verstehen, welchen Vorwurf die Schriftgelehrten überhaupt vorbringen.

 

Für manche Menschen ist immer alles kompliziert. Aus den leichtesten Aufgaben machen sie eine Doktorarbeit.

 

Für mich ist die Sache mit Jesus ganz einfach.

·        Jesus ist wahrer Gott von wahrem Gott.

·        Jesus ist der Herr.

·        Jesus ist mein Gott und mein Meister.

 

Mehr gibt es für mich hierzu nicht zu sagen



Mk 12, 38-44  9. Woche, Samstag

In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt


Betrachtung: Sie hat alles gegeben

Die Witwe hat nicht etwas gegeben, was mehrfach vorhanden ist, sie hat das Einmalige gegeben, sie hat alles gegeben.

Ohne viele Worte zu machen, muss ich hier sofort an mich denken. Gebe ich da und dort nur etwas, auf das ich leicht verzichten kann? Gebe ich nur von meinem Überfluss oder gehe ich, wie die Witwe aufs Ganze?



Betrachtung. Minimalismus

Als Pfarrer lebe ich in einer komfortablen Situation, in welcher ich krisensicher Monat für Monat mein Gehalt bekomme. Finanzielle Sorgen kenne ich nicht. Ich habe keine Familie, für die ich Verantwortung übernehmen muss, ich besitze kein eigenes Haus, das ich unterhalten muss, ich führe, so meine ich, wenigstens keinen ausschweifenden Lebensstil. Den Luxus, den ich mir gönne, ist seit Neuestem ein E-Bike.

 

Der Lebensstil des „Minimalismus“ entspricht meinen Vorstellungen und ich spüre, dass dies auch für mich ein guter Lebensentwurf ist.

 

Was ein Direktor im Priesterseminar während meiner Ausbildung einmal gesagt hat, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben. Er meinte während einer Exhorte am Samstagabend: Auf meinem Konto lasse ich so viel Geld stehen, wie ich für meine eigene Beerdigung brauche, alles andere gebe ich denen, die weniger haben als ich.

 

Prima Gedanke, das mache ich auch so! 


Mk 13

Mk 14

Mk 15

Mk 16, 9-15    Osteroktav Samstag

Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. Sie ging und berichtete es denen, die mit ihm zusammen gewesen waren und die nun klagten und weinten. Als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, glaubten sie es nicht. Darauf erschien er in einer anderen Gestalt zweien von ihnen, als sie unterwegs waren und aufs Land gehen wollten. Auch sie gingen und berichteten es den anderen, und auch ihnen glaubte man nicht. Später erschien Jesus auch den Elf, als sie bei Tisch waren; er tadelte ihren Unglauben und ihre Verstocktheit, weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. Dann sagte er zu ihnen: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!


Betrachtung: Auch ihnen glaubte man nicht.


Die Apostel glauben weder Maria von Magdala noch den beiden Emmausjünger, dass sie den auferstandenen Herrn gesehen und erfahren haben. Keiner vermag etwas auszurichten gegen den Unglauben der Jünger. Worte, auch mit noch so viel Begeisterung vorgetragen, können sie nicht überzeugen. Sie können nicht glauben, weil sie diese Wirklichkeit noch nicht selbst erfahren haben.


Aus diesem Grunde dürfen wir uns nicht wundern, wenn auch heute Menschen nicht zum Glauben an den auferstandenen Herrn kommen. Worte haben manchmal keine große Kraft, um Menschen zu bewegen, ihr Leben zu ändern und an Christus auszurichten. Nun, was ist dann zu tun?


Erstens: Wenn Worte nicht mehr wirken und ankommen, dann muss das Leben sprechen. Besser als Christ leben, als nur über Christus reden.


Zweitens. Wir müssen die Menschen in Situationen führen, in denen sie eine eigene, persönliche Erfahrung Gottes machen können. In NightFire Abenden, bei Anbetungen, in Wallfahrten kann eine Gebetsatmosphäre das Herz der Menschen für Jesus öffnen.



Betrachtung: Evengelisation

Von den verschiedenen Exerzitien und Bildungshäusern unserer Diözese, aber auch darüber hinaus erreichen mich im Pfarramt viele Prospekte und Werbematerialien für die Kurse in diesen Häusern. Nur mit größter Mühe kann ich manchmal erkennen, dass die Angebote etwas mit dem Auftrag Jesu, das Evangelium allen Geschöpfen zu verkünden, etwas zu tun haben.

 

Der erste Auftrag an die Kirche lautet: Verkünde das Evangelium. Dazu muss ich es natürlich selbst erst einmal kennen, aber ich muss kein Spezialist, kein Fachmann, kein Supertheologe sein, um das Evangelium in die Welt hineinzutragen. Eine Freude an der Bibel, eine Freude am Wort Gottes und eine Sehnsucht danach, es ins Leben umzusetzen, genügt, um diesen Missionsauftrag Jesu umzusetzen.

 

Wie schön ist eine Kirche, die auf diese Weise durch die Straßen der Welt läuft! Ohne Angst, ohne Taktiken, alleine mit dem Wunsch, allen die Freude des Evangeliums zu bringen. Dazu sind wir berufen: den auferstandenen Herrn zu erfahren und diese Erfahrung mit anderen zu teilen und seine Freude in der Welt zu verbreiten. (Papst Franziskus)