Kolosser

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Kol 1, 1-8   Mittwoch, 22. Woche  

Paulus, durch den Willen Gottes Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus an die heiligen Brüder in Kolossä, die an Christus glauben. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater. Wir danken Gott, dem Vater Jesu Christi, unseres Herrn, jedes Mal, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von eurem Glauben an Christus Jesus gehört und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, weil im Himmel die Erfüllung eurer Hoffnung für euch bereitliegt. Schon früher habt ihr davon gehört durch das wahre Wort des Evangeliums, das zu euch gelangt ist. Wie in der ganzen Welt, so trägt es auch bei euch Frucht und wächst seit dem Tag, an dem ihr den Ruf der göttlichen Gnade vernommen und in Wahrheit erkannt habt. So habt ihr es von Epaphras, unserem geliebten Mitarbeiter, gelernt. Er ist an unserer Stelle ein treuer Diener Christi, und er hat uns auch von der Liebe berichtet, die der Geist in euch bewirkt hat.

 

 

Weil im Himmel die Erfüllung eurer Hoffnung für euch bereitliegt.

Im Himmel werden einmal alle meine Hoffnungen erfüllt.

Diesen Satz aus der heutigen Lesung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!!

 

Ich trage die Hoffnung in mir, …

dass auch der Leib sich vollenden wird und alle Krankheiten besiegt sind.

dass ich Gott sehen werde von Angesicht zu Angesicht.

dass ich dann nicht mehr sündigen werde und nicht mehr sündigen kann.

dass es dann keine peinlichen Momente mehr geben wird.

dass Streit, Eifersüchteleien, Egoismus, Lüge und all die anderen kindischen Dinge im Himmel nicht mehr zu finden sind.

dass der Glaube zum Schauen übergehen wird.

dass echte, tiefe und volle Gemeinschaft erlebbar wird.

dass alles, was ich mir vom Himmel vorstelle, bei weitem noch übertroffen werden wird.

 

Weil im Himmel die Erfüllung eurer Hoffnung für euch bereitliegt.

Im Himmel wird es sehr schön sein. Darauf freue ich mich

 

 


Kol 1, 9-14   Donnerstag, 22. Woche       

Brüder! Seit dem Tag, an dem wir davon erfahren haben, hören wir nicht auf, inständig für euch zu beten, dass ihr in aller Weisheit und Einsicht, die der Geist schenkt, den Willen des Herrn ganz erkennt. Denn ihr sollt ein Leben führen, das des Herrn würdig ist und in allem sein Gefallen findet. Ihr sollt Frucht bringen in jeder Art von guten Werken und wachsen in der Erkenntnis Gottes. Er gebe euch in der Macht seiner Herrlichkeit viel Kraft, damit ihr in allem Geduld und Ausdauer habt. Dankt dem Vater mit Freude! Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden

 

 

Paulus betet für die Gemeinde.

In dem Moment, als Paulus von der Gemeinde in Kolossä erfahren hat, beginnt er auch sofort für die Schwestern und Brüdern dort zu beten.

Um was bittet Paulus? Was ist der Inhalt seines Gebetes für die junge Gemeinde in Kolossä? Paulus betet nicht um Gesundheit, nicht um Bewahrung vor Leid, Verfolgung oder Not. Davon lesen wir kein Wort. Paulus bittet im Gebet darum, dass die Schwestern und Brüder in aller Weisheit und Ein-sicht wachsen, damit sie den Willen Gottes erkennen.

 

Vorwärts! Weiter! Nicht stehen bleiben!

Paulus möchte, dass die Gemeinde nicht in dem bisher Erkannten und Gelernten stehen bleibt und in Selbstzufriedenheit verfällt. Die Gemeinde soll wachsen in Weisheit und in Einsicht. Auch eine Gemeinde ist ein lebendiger Organismus, der nicht stehen bleiben kann und darf. Eine Gemeinde soll nicht nur notdürftig dahinkümmern, sondern Frucht bringen und wachsen. So ist bereits der erste Vers ein Aufruf zum Vorwärts! Weiter! Nicht stehen bleiben!

 

Bitte beten Sie mit mir.

Ich möchte gerne beten für die mir anvertrauten Gemeinden der Seelsorgeeinheit Biet. Ich möchte beten, dass alle Verantwortlichen erfüllt werden mit Weisheit und mit Einsicht. Ich möchte beten, dass wir nicht bei dem stehenbleiben, was wir in der Vergangenheit einmal gelernt und praktiziert haben. Ich möchte beten für ein neues Wirken des Heiligen Geistes und dass wir alles, was der Heilige Geist uns an Weisheit und Einsicht schenken möchte annehmen können, um mutig nach vorne zu blicken und um kraftvolle Schritte für eine neue Evangelisierung zu gehen.

 

Weisheit

Die Schwestern und Brüder sollen die Zusammenhänge des göttlichen Planes durchschauen. Sie sollen nicht nur Wissen anhäufen, sondern weise handeln. Wissen ist notwendig, aber man kann sehr klug und intelligent sein, aber dennoch nicht als eine weise Person betrachtet werden. Nicht alles was wir wissen ist von Vorteil für uns. Manches Wissen ist gut, und manches Andere ist schädlich. Die Fähigkeit zu unterscheiden, was richtig und was falsch ist, und dann entsprechend zu handeln, ist Weisheit.

 

Einsicht

Die Christen in Kolossä sollen eine tiefe Einsicht in das Wesen Gottes bekommen. Ich kenne Momente, vor allem während der Feier der Eucharistie oder beim Lesen eines längst bekannten Bibelabschnittes, in denen mir plötzlich etwas aufgeht. Eine Einsicht, eine Erkenntnis, in der ich etwas tiefer erkenne und verstehe. Das sind Momente der Einsicht. Es ist, als ob in meinem Kopf plötzlich eine Glühbirne aufleuchtet. Einsicht bedeutet, etwas zu verstehen, ohne dass es Ihnen jemand erklären muss. Es ist eine tiefe Form des Wissens.

 


Kol 1, 15-20   Freitag, 22. Woche 

Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut

 

 

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen.

Paulus dachte damals, als er den Brief an die Gemeinde in Kolossä schrieb nicht daran. dass tausende von Jahren später Menschen in Deutschland, in Amerika und sogar auf der ganzen Welt diese Worte lesen werden.

Die Kolosser lebten in ihrer Zeit und in ihrer Umwelt und schon damals gab es eine Fülle von Weltanschauungen. Verschiedenste Philosophien und unzählige religiöse Überzeugungen faszinierten die Menschen.

 

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen.

Paulus zeigt in diesen wenigen Versen der jungen Christengemeinde in Kolossä, wie groß und wie bedeutend Jesus ist. Jesus ist so groß, dass sie die verschiedenen Philosophien und Weltanschauungen ihrer Zeit nicht brauchen. Die lebendige Antwort auf alle ihre Fragen ist Jesus, in dem die ganze Fülle Gottes wohnt.

 

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen.

Wer Gott sucht, wer die Fülle sucht und in die Tiefe gehen möchte, kommt an Jesus nicht vorbei. Damals wie heute sollten wir Christen nicht fremde Philosophien, buddhistische Meditationstechniken oder moderne Weltanschauungen in unseren Glauben aufnehmen, um Gott zu suchen und zu finden. Wir gehen zu Jesus und das genügt.

 

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen.

Die modernen Menschen sind weithin von einer erschreckenden Harmlosigkeit, denn sie meinen, dass alle Religionen gleiche Wege zu Gott bereitstellen. Aber das ist ein großer Irrtum! Die vielen Religionen haben sicher verschiedene, einzelne Wahrheiten erkannt. Manches mag wahr und heilig in anderen Religionen und Philosophien sein, aber die ganze Fülle finden wir nur in Jesus.

 

Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen.

Die Feier der Eucharistie und die Stunde der Anbetung ist der Ort, an dem wir Jesus begegnen. Wenn Sie aus der Fülle der Gnaden schöpfen möchten, kommen Sie zur Quelle, zur täglichen Feier der Eucharistie und zur Anbetung jeden Morgen um 09:00 Uhr in Neuhausen.

 


Kol 1, 21-23   Samstag, 22. Woche          

 Brüder! Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber; denn euer Sinn trieb euch zu bösen Taten. Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen. Doch müsst ihr unerschütterlich und unbeugsam am Glauben festhalten und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch das Evangelium schenkt. In der ganzen Schöpfung unter dem Himmel wurde das Evangelium verkündet; ihr habt es gehört, und ich, Paulus, diene ihm

 

 

Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber

Die Kolosser wissen wahrscheinlich noch ganz genau wie es EINST war bevor sie Christen wurden. Einst waren sie Christus - und allem was nach einem engagierten Christentum roch - fremd und feindlich gegenüber. Alles „Jesuanische“ war ihnen unverständlich. Sie wurden ärgerlich und spöttisch, wenn sie jemand auf Jesus und auf das Christentum ansprach Ein Leben als Christ zu führen erschien ihnen als eine Zumutung. Gleichgültig eines völlig gegen Gott verschlossenen Lebens und Feindschaft und Auflehnung, wenn Jesus nahekommt, das war das EINST. Bei den Kolossern wie bei uns heute auch.

 

Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber

Wird man Christ ändert sich die Perspektive. Ein Christ steht dehnen, die ein nichtreligiöses Leben führen jedoch niemals feindlich gegenüber. Im Gegenteil: Ein Christ wird auch jenen wohlgesonnen sein, die nicht zu den Glaubenden gehören. Aber jene die das Christentum nicht kennen sprechen für einen Christen plötzlich eine fremde Sprache. vieles was Sie bewegt wird schal und unbedeutend. Ein Leben ohne Jesus ist für einen Christen plötzlich nicht mehr vorstellbar.

 

Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber

Ich spüre aber in meinem eigenen Leben, dass ich dieses EINST nicht als ein abgeschlossenes EINST sprechen kann. Es gibt bei mir nicht dieses EINST und JETZT als abgeschlossene Lebensphasen. Es ist jeden Tag ein neues Ringen das EINST, das bedeutet die Welt mit all ihren Verführungskünsten, hinter mich zu lassen. Jeden Morgen muss ich neu sagen: JETZT aber fange ich neu an.

Geht es Ihnen auch so?



Kol 1, 24 – 2, 3   Montag, 23. Woche       

Brüder! Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt. Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir übertragen hat, damit ich euch das Wort Gottes in seiner Fülle verkündige, jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war. Jetzt wurde es seinen Heiligen offenbart; Gott wollte ihnen zeigen, wie reich und herrlich dieses Geheimnis unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, er ist die Hoffnung auf Herrlichkeit. Ihn verkündigen wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden mit aller Weisheit, um dadurch alle in der Gemeinschaft mit Christus vollkommen zu machen. Dafür kämpfe ich unter vielen Mühen; denn seine Kraft wirkt mit großer Macht in mir. Ihr sollt wissen, was für einen schweren Kampf ich für euch und für die Gläubigen in Laodizea zu bestehen habe, auch für alle anderen, die mich persönlich nie gesehen haben. Dadurch sollen sie getröstet werden; sie sollen in Liebe zusammenhalten, um die tiefe und reiche Einsicht zu erlangen und das göttliche Geheimnis zu erkennen, das Christus ist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen.

 

 

Ich ergänze in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.

Paulus macht uns durch sein Zeugnis auf etwas sehr Wesentliches aufmerksam. Er konnte – und auch wir können – bewusst mitwirken, dass die Erlösung, die Gott uns in Christus anbietet, sich an Christi Leib, der Kirche vollende.

 

Ich ergänze in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.

Vielleicht darf ich es so erklären, was Paulus meint. Jesus hat, als ihm einer der Soldaten auf dem Kreuzweg ins Gesicht spuckte, nicht zurückgeschumpfen oder gar zurückgespuckt. Er hat zurückgeliebt! Er ließ das, was ihm an bösen Worten und an schrecklichen Taten zugefügt wurde, am Schutzschild seiner Liebe einfach abprallen. Jesus liebte zurück, egal, was ihm an Leiden von außen auferlegt wurde oder was er ein Leiden innerlich ertrug. Jesus verfiel nicht ins Schimpfen, er drohte nicht zurück, er schimpfte niemals zurück, aber er liebte immer zurück. Und so vernichtete er das Böse durch die Liebe. Die Liebe Jesu sog das Böse einfach auf und vernichtete es somit.

 

Ich ergänze in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.

Wenn wir es so machen wie Jesus, dann helfen wir mit, die Welt zu erlösen. Jesus hat auf Leiden jedweder Art mit seiner Liebe reagiert. Das, was nun noch fehlt, ist, dass ich Jesus nachahme und auf meine Leiden auch mit Liebe antworte. Dass ich dann, wenn mich jemand beleidigt, keine eingeschnappte Leberwurst bin, sondern zurückliebe. Dass ich jemanden, der mich durch Worte verletzt, nicht links liegen lasse, sondern ihm mit meiner Liebe begegne.

 

Ich ergänze in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.

Wenn wir auf das Böse, das uns hier und da begegnet, nicht mit neuem Bösem zurück reagieren, sondern mit unserer Liebe einfach aufsaugen, dann ergänzen wir, was an den Leiden Jesu noch fehlt und helfen mit, die Welt zu erlösen.

Das ist gar nicht so einfach, aber es ist ein Weg, der direkt in die Arme Gottes führt.


Kol 2, 6-15   Dienstag, 23. Woche

Brüder! Ihr habt Christus Jesus als Herrn angenommen. Darum lebt auch in ihm! Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet, und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet. Hört nicht auf zu danken! Gebt acht, dass euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen. Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes. Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt; denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten. In ihm habt ihr eine Beschneidung empfangen, die man nicht mit Händen vornimmt, nämlich die Beschneidung, die Christus gegeben hat. Wer sie empfängt, sagt sich los von seinem vergänglichen Körper. Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Ihr wart tot infolge eurer Sünden, und euer Leib war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat. Die Fürsten und Gewalten hat er entwaffnet und öffentlich zur Schau gestellt; durch Christus hat er über sie triumphiert.

 

Darum lebt auch in ihm! Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet.

Wenn ich diese Sätze aus dem Kolosserbrief lese, dann bricht eine große Sehnsucht in meiner Seele auf. Momente, in denen ich an Jesus denke, haben für mich eine andere, eine tiefere Qualität als die übrige Zeit des Tages. Augenblicke, in denen ich mir bewusst mache, dass Jesus nicht weit entfernt von mir ist, gehen für mich in die Tiefe. Ich wollte, ich könnte jede einzelne Sekunde des Tages ganz in Jesus verwurzelt sein und nur noch von ihm her denken, reden und handeln.

 


Darum lebt auch in ihm! Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet.

Leider stelle ich aber auch fest, dass die Welt um mich herum einen großen Einfluss auf mich hat. Die Stimme Jesu ist meist sehr leise, während die Verlockungen der Welt laut und verführerisch daherkommen. In einem Beichtgespräch habe ich einmal meinen Beichtvater gefragt, warum es leichter ist, der Welt zu folgen als der Stimme Jesu. Er hat nur kurz überlegt und dann schlicht und einfach gesagt: „Abwärts geht es eben einfacher!“ An diese Antwort muss ich immer wieder denken, wenn mich die Welt wieder einmal im Griff hat.

 

Darum lebt auch in ihm! Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet.

Auch wenn ich noch nicht ganz auf ihn hin lebe, in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet bin, so bin ich doch dankbar über die Sehnsucht, die mein Herz bereits ergriffen hat. Das, worum uns der Kolosserbrief heute bittet, ist eine Lebensaufgabe. In dem Maße, wie ich meiner Sehnsucht Raum gebe, komme ich -zwar in kleinen Schritten, aber dennoch stetig - dem Ziel näher. Das Ziel ist: In ihm leben, in ihm verwurzelt sein und mein Leben ganz auf ihn gegründet.

 


Kol 3, 1-11   Mittwoch, 23. Woche

Brüder! Ihr seid mit Christus auferweckt; darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Darum tötet, was irdisch an euch ist: die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist. All das zieht den Zorn Gottes nach sich. Früher seid auch ihr darin gefangen gewesen und habt euer Leben davon beherrschen lassen. Jetzt aber sollt ihr das alles ablegen: Zorn, Wut und Bosheit; auch Lästerungen und Zoten sollen nicht mehr über eure Lippen kommen. Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt und seid zu einem neuen Menschen geworden, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird, um ihn zu erkennen. Wo das geschieht, gibt es nicht mehr Griechen oder Juden, Beschnittene oder Unbeschnittene, Fremde, Skythen, Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen.

 

 

Tötet, was irdisch an euch ist.

Wenn man diesen Text liest, könnte es auf den ersten Blick scheinen, dass der Apostel der Verachtung der irdischen Gegebenheiten Vorschub leisten will und dazu auffordert, diese Welt des Leidens, der Ungerechtigkeit, der Sünden zu vergessen, um schon im Voraus in einem himmlischen Paradies zu leben. Paulus erläutert sehr genau, was er mit dem »Irdischen«, vor dem er sich hüten soll, meint. Vor allem folgende Dinge, so der hl. Paulus, sind das »Irdische«, das man meiden muss:

 

Tötet, was irdisch an euch ist.

Die Unzucht, die Schamlosigkeit, die Leidenschaft, die bösen Begierden und die Habsucht, die ein Götzendienst ist. Das unersättliche Verlangen nach materiellen Gütern, der Egoismus, die Wurzel aller Sünde, muss in uns getötet werden. Zorn, Wut und Bosheit; auch Lästerungen und Zoten sollen nicht mehr über eure Lippen kommen. Belügt einander nicht.

 

Tötet, was irdisch an euch ist.

Die heutige Lesung liest sich wie ein Beichtspiegel. Zu allen Zeiten kämpfen die Menschen mit den gleichen irdischen Verlockungen. Zu allen Zeiten finden wir Katholiken aber auch Hilfe im Sakrament der Beichte. Sicher trifft nicht alles, was oben von Paulus geschrieben wird auf Sie zu, aber vielleicht finden sie nur einen einzigen Punkt, an dem sie spüren, dass Sie noch am Irdischen kleben. Eine Beichte hilft, den Sinn auf das Himmlische zu lenken und das Irdische in uns zu töten.

 

 

Kol 3, 12-17   Donnerstag, 23. Woche     

Brüder! Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. In eurem Herzen herrsche der Friede Christi; dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. Belehrt und ermahnt einander in aller Weisheit! Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, wie sie der Geist eingibt, denn ihr seid in Gottes Gnade. Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater!

 

 

Ihr seid von Gott geliebt.

Ein Ehepaar hatte 3 prächtige Söhne. Die zwei Älteren waren 14 und 16 Jahre alt, der Dritte war ein Nachkömmling und 10 Jahre jünger als seine Brüder. Immer wenn die Jungs die Bilder der Familienerlebnisse anschauten, war auf ganz vielen Fotos der jüngere Bruder nicht zu sehen. Die älteren Brüder sagten dann meist etwas unüberlegt zu ihm: Da warst du doch gar nicht da, du gehörtest noch nicht zu uns. Und dieser Satz: „Du gehörtest noch nicht zu uns “, prägte sich beim jüngeren Sohn sehr tief ein und beschäftigte ihn. Eines Tages ging er zu seinem Vater, weinte, klagte ihm seine Not und sagte nur: Aber ich gehöre doch auch zu euch, ich bin doch auch da. Da überlegte der Vater, wie er seinen jüngsten Sohn trösten könnte. Nach einer Weile antwortete er: Ja, mein Sohn, du gehörst schon immer zu uns und du warst auch schon immer da. Nur damals warst du eben an einem anderen Ort. Damals warst du noch im Herzen Gottes geborgen.

 

Ihr seid von Gott geliebt.

Dieser Satz der heutigen Lesung: „Du bist von Gott geliebt“ soll Sie durch den heutigen Tag begleiten. Auch Sie ruhten, bevor Sie auf dieser Erde geboren wurden, im Herzen Gottes. Von Anfang an von Anfang der Welt an sind sie bereits von Gott geliebt und gewollt. Du bist von Gott geliebt.