Weish 1, 1-7 Montag, 32 Woche
Liebt Gerechtigkeit, ihr Herrscher der Erde, denkt in Frömmigkeit an den Herrn, sucht ihn mit reinem Herzen! Denn er lässt sich finden von denen, die ihn nicht versuchen, und zeigt sich denen, die ihm nicht misstrauen. Verkehrte Gedanken trennen von Gott; wird seine Macht herausgefordert, dann weist sie die Toren zurück. In eine Seele, die auf Böses sinnt, kehrt die Weisheit nicht ein, noch wohnt sie in einem Leib, der sich der Sünde hingibt. Denn der heilige Geist, der Lehrmeister, flieht vor der Falschheit, er entfernt sich von unverständigen Gedanken und wird verscheucht, wenn Unrecht naht. Die Weisheit ist ein menschenfreundlicher Geist, doch lässt sie die Reden des Lästerers nicht straflos; denn Gott ist Zeuge seiner heimlichen Gedanken, untrüglich durchschaut er sein Herz und hört seine Worte. Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis, und er, der alles zusammenhält, kennt jeden Laut.
Nachdem wir über einen Zeitraum von 4 Wochen zentrale Bibelstellen aus dem Römerbrief betrachtet haben, befassen wir uns nun für ein paar Tage mit dem Buch der Weisheit aus dem Alten Testament
Sucht ihn mit reinem Herzen!
Franz von Sales ist mir im Laufe der Jahre ein guter Ratgeber geworden. Mit einfachen Worten versteht er die Schönheit der Jüngerschaft einem aufgeschlossenen Leser nahezubringen.
Er schreibt:
Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben;
die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod;
die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit.
Wann werden wir endlich nur Gott suchen?
O wie glücklich werden wir sein, wenn wir an diesem Punkt angelangt sind, denn dann werden wir überall haben, was wir suchen, und überall suchen, was wir haben." (DASal 7,106)
Die Weisheit … lässt die Reden des Lästerers nicht straflos
Ich liebe sein Büchlein „Philothea“. Auf Seite 234 im Kapitel 30 - Weitere Ratschläge über das Reden schreibt er. „Gewöhne dich daran, niemals bewusst zu lügen, weder um dich zu entschuldigen, noch aus einem anderen Grund. Bedenke immer, dass Gott der Gott der Wahrheit ist. Hast du aus Unachtsamkeit gelogen, dann stelle womöglich sofort durch eine Erklärung oder Zurücknahme deine Behauptung richtig.
Eine aufrichtige Entschuldigung wirkt immer besser als eine noch so schöne Lüge. Wenn man auch zuweilen taktvoll und klug die Wahrheit durch geschickt gewählte Worte verschleiern und verbergen darf, so soll das doch nur in ganz wichtigen Dingen geschehen, soweit es die Ehre und der Dienst Gottes offenkundig erfordern; sonst sind solche Kunstgriffe gefährlich, denn wie die Schrift sagt, wohnt der Heilige Geist nicht in einer listigen und doppelzüngigen Seele.
Weish 2, 23 - 3, 9 Dienstag, 32 Woche
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht. Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören. Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren. In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück, ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden. In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit. Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig. Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer. Beim Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen. Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit. Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.
Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.
Vers eins aus Kapitel drei des Weisheitsbuches spricht nur von den „Gerechten“ die in Gottes Hand sind. Was aber ist mit jenen, die ihr Leben lang nicht gerecht waren, die egoistisch andere ausgebeutet und benutzt haben? Welches Schicksal erwartet sie am Ende des Lebens?
In deiner Gnade.
Jedes Mal, wenn ich in der heiligen Messe das zweite Hochgebet verwende, werde ich nachdenklich bei folgender Stelle.
"Gedenke unserer Brüder und Schwestern, die entschlafen sind in der Hoffnung, dass sie auferstehen. Nimm sie und alle, die in deiner Gnade aus dieser Welt geschieden sind, in dein Reich auf. Vater, erbarme dich über uns alle, damit uns das ewige Leben zuteilwird in der Gemeinschaft mit der seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria, mit deinen Aposteln und mit allen, die bei dir Gnade gefunden haben von Anbeginn der Welt.
In deiner Gnade.
Es ist die Rede von jenen, die in der Gnade Gottes aus der Welt geschieden sind und von jenen, die bei Gott Gnade gefunden haben. Auf diese beiden „Gnaden-Einschübe“ hätte man verzichten können. Die Einschübe lesen sich wie Bedingungen, die notwendig sind, um in das Reich des Vaters aufgenommen zu werden.
In deiner Gnade.
Was ist mit jenen, die sich ein Leben lang nicht gerecht gelebt haben? Welches Schicksal erwartet jene, die zeit ihres Lebens bewusst die Gnade Gottes ausgeschlossen haben? Wie geht es weiter für jene, die zwar durch die Todesstunde hindurchgegangen sind, die sich aber hartnäckig geweigert haben, gerecht zu leben und die Gnade Gottes anzunehmen?
Weish 6, 1-11 Mittwoch, 32 Woche
Hört, ihr Könige, und seid verständig, lernt, ihr Gebieter der ganzen Welt! Horcht, ihr Herrscher der Massen, die ihr stolz seid auf Völkerscharen! Der Herr hat euch die Gewalt gegeben, der Höchste die Herrschaft, er, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht. Ihr seid Diener seines Reichs, aber ihr habt kein gerechtes Urteil gefällt, das Gesetz nicht bewahrt und die Weisung Gottes nicht befolgt. Schnell und furchtbar wird er kommen und euch bestrafen; denn über die Großen ergeht ein strenges Gericht. Der Geringe erfährt Nachsicht und Erbarmen, doch die Mächtigen werden gerichtet mit Macht. Denn der Herrscher des Alls scheut niemand und weicht vor keiner Größe zurück. Er hat klein und groß erschaffen und trägt gleiche Sorge für alle; den Mächtigen aber droht strenge Untersuchung. An euch also, ihr Herrscher, richten sich meine Worte, damit ihr Weisheit lernt und nicht sündigt. Wer das Heilige heilig hält, wird geheiligt, und wer sich darin unterweisen lässt, findet Schutz. Verlangt also nach meinen Worten;, und ihr werdet gute Belehrung empfangen.
Verlangt also nach meinen Worten, sehnt euch danach.
Ich erinnere mich gerne an meine Zeit als Diakon in Singen am Hohentwiel zurück. Als es an die Planung an ein Ferienlager ging, sagte der dortige Pfarrer damals etwas salopp zu einem Ministranten: Wenn du ein Evangelium auswendig lernst, dann darfst du gratis mit auf das Ferienlager, dann brauchst du nichts zu bezahlen.
Einige Zeit vor den Ferien kam der Bub und sagte auswendig die großen Linien des Markusevangeliums auf. Das Markus Evangelium ist das kürzester der vier Evangelien. Der Ministrant wusste, welche Ereignisse in diesen 16 Kapiteln nacheinander folgten. Ich kann das bis heute noch nicht.
Verlangt also nach meinen Worten, sehnt euch danach.
Ich gehöre nicht zu denen, die auswendig viele Bibelstellen rezitieren können, mein Gedächtnis ist hierfür zu schwach ausgebildet. Aber ich beneide jene, die das Wort Gottes so verinnerlicht haben, dass sie auswendig einzelne Kapitel aufsagen können.
Verlangt also nach meinen Worten, sehnt euch danach.
Ich sehne mich danach, dass mich nichts mehr interessiert als das Wort Gottes. Die Bibel soll mein ständiger Begleiter sein. Doch manchmal muss ich tagsüber so viele Dokumente lesen und unterschreiben, dass ich am Abend mit schmerzenden Augen und müden Verstand nur noch wenig Motivation habe, in der Bibel zu lesen. Aber ich trage ein Verlangen nach dem Wort Gottes in mir, ich sehne mich danach, dass das Wort Gottes mein Denken, mein Reden und mein Handeln bestimmt.
Weish 7, 22 - 8, 1 Donnerstag, 32 Woche
In der Weisheit ist ein Geist, gedankenvoll, heilig, einzigartig, mannigfaltig, zart, beweglich, durchdringend, unbefleckt, klar, unverletzlich, das Gute liebend, scharf, nicht zu hemmen, wohltätig, menschenfreundlich, fest, sicher, ohne Sorge, alles vermögend, alles überwachend und alle Geister durchdringend, die denkenden, reinen und zartesten. Denn die Weisheit ist beweglicher als alle Bewegung; in ihrer Reinheit durchdringt und erfüllt sie alles. Sie ist ein Hauch der Kraft Gottes und reiner Ausfluss der Herrlichkeit des Allherrschers; darum fällt kein Schatten auf sie. Sie ist der Widerschein des ewigen Lichts, der ungetrübte Spiegel von Gottes Kraft, das Bild seiner Vollkommenheit. Sie ist nur eine und vermag doch alles; ohne sich zu ändern, erneuert sie alles. Von Geschlecht zu Geschlecht tritt sie in heilige Seelen ein und schafft Freunde Gottes und Propheten; denn Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt. Sie ist schöner als die Sonne und übertrifft jedes Sternbild. Sie ist strahlender als das Licht; denn diesem folgt die Nacht, doch über die Weisheit siegt keine Schlechtigkeit. Machtvoll entfaltet sie ihre Kraft von einem Ende zum andern und durchwaltet voll Güte das All.
Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.
Was ist Weisheit? Bei manchen Hausbesuchen sehe ich im Vorgarten oder auch im Wohnzimmer in sich versunkenen Buddha-Statuen. Vielleicht erwarten sich die Besitzer Weisheit. Großmütter sind oft weise und haben immer einen guten Rat. Eremiten, die in ihrer Einsamkeit lange über etwas nachdenken, gelten als Ratgeber und weise Menschen.
Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.
Das Buch, das wir zurzeit in den Lesungen aus dem Alten Testaments lesen und hören, nennt man das Buch der Weisheit. Ist man weise, wenn man das ganze Buch gelesen und verstanden hat?
In der Pfingstnovene beten wir: Komm, Heiliger Geist, du Geist der Weisheit: Dein Feuer prüft alle Weisheit dieser Welt. Dein Sturm stürzt, was mächtig und erhebt, was niedrig ist.
Gott liebt nur den, der mit der Weisheit zusammenwohnt.
Wir können Gott bei Entscheidungen um Weisheit bitten. Die Bibel sagt in Jakobus 1, 5: Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, dann soll er sie von Gott erbitten; Gott wird sie ihm geben, denn er gibt allen gern und macht niemandem einen Vorwurf.
Weish 13, 1-9 Freitag, 32 Woche
Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft, den Kreis der Gestirne, die gewaltige Flut oder die Himmelsleuchten für weltbeherrschende Götter. Wenn sie diese, entzückt über ihre Schönheit, als Götter ansahen, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel besser ihr Gebieter ist; denn der Urheber der Schönheit hat sie geschaffen. Und wenn sie über ihre Macht und ihre Kraft in Staunen gerieten, dann hätten sie auch erkennen sollen, wie viel mächtiger jener ist, der sie geschaffen hat; denn von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen. Dennoch verdienen jene nur geringen Tadel. Vielleicht suchen sie Gott und wollen ihn finden, gehen aber dabei in die Irre. Sie verweilen bei der Erforschung seiner Werke und lassen sich durch den Augenschein täuschen; denn schön ist, was sie schauen. Doch auch sie sind unentschuldbar: Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig waren, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?
Von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
Wenn wir vor einem schönen und bekannten Gemälde stehen, dann sagen wir sofort: Das hat der und der gemalt. Dieses Kunstwerk stammt von jenem Maler oder von jenem Bildhauer. Vom Kunstwerk schließen wir sofort auf den Künstler und fragen uns, wann und vor allem auch, warum er dieses Kunstwerk geschaffen hat. Besondere Kunstwerke sind sehr teuer.
Von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
Das Buch der Weisheit spricht davon, dass die mit Schönheit und Größe ausgestatteten Naturphänomene wie die Werke eines Künstlers sind, durch die wir auf den Schöpfer schließen können. Die Größe und Schönheit der Welt führt eigentlich zur Erkenntnis, dass es einen Schöpfer geben muss, der alles geschaffen hat.
Von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.
Die ersten Verse der heutigen Lesung sagen mit aller Deutlichkeit: „Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht …“.
Wer nicht zur Erkenntnis Gottes kommt, ist vielleicht entschuldbar, aber nur „der Tor“ sagt: Es gibt keinen Gott.
Weish 18, 14-16; 19, 6-9 Samstag, 32 Woche
Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab als harter Krieger mitten in das dem Verderben geweihte Land. Es trug das scharfe Schwert deines unerbittlichen Befehls, trat hin und erfüllte alles mit Tod; es berührte den Himmel und stand auf der Erde. Das Wesen der ganzen Schöpfung wurde neugestaltet; sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben. Man sah die Wolke, die das Lager überschattete, trockenes Land tauchte auf, wo zuvor Wasser war; es zeigte sich ein Weg ohne Hindernisse durch das Rote Meer, eine grüne Ebene stieg aus der gewaltigen Flut. Von deiner Hand behütet, zogen sie vollzählig hindurch und sahen staunenswerte Wunder. Sie weideten wie Rosse, hüpften wie Lämmer und lobten dich, Herr, ihren Retter.
Sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.
Die Verse der heutigen Lesung sind wie eine große Reflexion über den Exodus, den Auszug der Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens. Damals hat Gott ein ganzes Volk aus der Knechtschaft befreit.
Sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.
Gott kann selbst dann, wenn „tiefes Schweigen das All umfängt“, also niemand mehr eine Lösung für die gewaltigen Probleme hat, ein Wort der Rettung sagen.
Gott kann auch dann, wenn die „Nacht bis zur Mitte“ gelangt ist, noch Rettung bringen. Wenn niemand mehr einen Weg aus der Krise sieht, kann Gott die Schöpfung neu gestalten und neue Wege aufzeigen.
Sie gehorchte deinen Befehlen, damit deine Kinder unversehrt bewahrt blieben.
Wenn wir zwischen den Zeilen lesen, dann mahnt uns die heutige Lesung aber auch es unseren Vätern gleichzutun. Jene gehorchten Gottes Befehlen und sie wurden gerettet. Nur wenn wir heutigen es den Vätern gleichtun und auch endlich anfangen, auf Gottes Befehle zu hören, kann Gott sein Heilshandeln an uns vollziehen.

