Werkzeug in Gottes Hand

ew • 10. Juli 2025
Gen 44, 18-21.23b-29; 45, 1-5                   Donnerstag, 14. Woche JK
In jenen Tagen trat Juda an ihn heran und sagte: Bitte, mein Herr, dein Knecht darf vielleicht meinem Herrn offen etwas sagen, ohne dass sein Zorn über deinen Knecht entbrennt; denn du bist wie der Pharao. Mein Herr hat seine Knechte gefragt: Habt ihr einen Vater oder Bruder? Wir erwiderten meinem Herrn: Wir haben einen alten Vater und einen kleinen Bruder, der ihm noch in hohem Alter geboren wurde. Dessen Bruder ist gestorben; er ist allein von seiner Mutter noch da, und sein Vater liebt ihn besonders. Du aber hast von deinen Knechten verlangt: Bringt ihn her zu mir, ich will ihn mit eigenen Augen sehen. Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch kommt, dürft ihr mir nicht mehr unter die Augen treten. Als wir zu deinem Knecht, deinem Vater, hinaufgekommen waren, erzählten wir ihm, was mein Herr gesagt hatte. Als dann unser Vater sagte: Kauft uns noch einmal etwas Brotgetreide!, entgegneten wir: Wir können nicht hinunterziehen; nur wenn unser jüngster Bruder dabei ist, ziehen wir hinunter. Wir können nämlich dem Mann nicht mehr unter die Augen treten, wenn nicht unser jüngster Bruder dabei ist. Darauf antwortete uns dein Knecht, mein Vater: Ihr wisst, dass mir meine Frau zwei Söhne geboren hat. Einer ist von mir gegangen, und ich sagte: Er ist gewiss zerrissen worden. Ich habe ihn bis heute nicht mehr gesehen. Nun nehmt ihr mir auch den noch weg. Stößt ihm ein Unglück zu, dann bringt ihr mein graues Haar vor Leid in die Unterwelt. Josef vermochte sich vor all den Leuten, die um ihn standen, nicht mehr zu halten und rief: Schafft mir alle Leute hinaus! So stand niemand bei Josef, als er sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Er begann so laut zu weinen, dass es die Ägypter hörten; auch am Hof des Pharao hörte man davon. Josef sagte zu seinen Brüdern: Ich bin Josef. Ist mein Vater noch am Leben? Seine Brüder waren zu keiner Antwort fähig, weil sie fassungslos vor ihm standen. Josef sagte zu seinen Brüdern: Kommt doch näher zu mir her! Als sie näher herangetreten waren, sagte er: Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Jetzt aber lasst es euch nicht mehr leid sein, und grämt euch nicht, weil ihr mich hierher verkauft habt. Denn um Leben zu erhalten, hat mich Gott vor euch hergeschickt.

Werkzeug in Gottes Hand.
Ich finde es ganz wunderbar, wie Josef alles, was um ihn herum geschieht, in den großen Plan Gottes einordnen kann. Er weiß sich geborgen und geführt in Gottes Hand, und er anerkennt, dass alles, was ihm widerfährt, von Gott bereits bedacht ist. Josef akzeptiert, dass er ein Werkzeug in der Hand Gottes ist.

Josef erkennt die Zusammenhänge.
Sicher hat er dunkle Stunden erlebt, als ihn die Brüder in die Zisterne warfen und ihn verkauften. Er hat zunächst nicht verstanden, warum ihn die Anschuldigungen der Frau des Pharaos ins Gefängnis gebracht haben. Aber nach und nach hat er die großen Zusammenhänge erkannt. Er hat nach langer Zeit erkannt, wie die eine Stunde die nächste vorbereitet, er hat verstanden, dass Gott die Geschicke seines Lebens lenkte und am Ende großer Segen für alle daraus entstand.

Gebet:
Jesus, hilf mir zu akzeptieren, dass alles, was mir widerfährt, seinen tieferen Grund in deiner Vorsehung und in deinem Willen hat. Hilf mir, dass ich freudig einwillige in deinen Plan mit mir. Hilf mir, dass nicht mein, sondern DEIN Wille geschehen kann. Hilf mir, Werkzeug in deiner Hand zu sein.
von ew 11. Juli 2025
Gen 46, 1-7.28-30 Freitag, 14. Woche JK In jener Zeit brach Israel auf mit allem, was ihm gehörte. Er kam nach Beerscheba und brachte dem Gott seines Vaters Isaak Schlachtopfer dar. Da sprach Gott in einer nächtlichen Vision zu Israel: Jakob! Jakob! Hier bin ich!, antwortete er. Gott sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters. Fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn zu einem großen Volk mache ich dich dort. Ich selbst ziehe mit dir hinunter nach Ägypten, und ich führe dich auch selbst wieder herauf. Josef wird dir die Augen zudrücken. Jakob brach von Beerscheba auf. Die Söhne Israels hoben ihren Vater Jakob, ihre Kinder und ihre Frauen auf die Wagen, die der Pharao geschickt hatte, um ihn zu holen. Sie nahmen ihr Vieh und ihre Habe, die sie in Kanaan erworben hatten, und gelangten nach Ägypten, Jakob und mit ihm alle seine Nachkommen. Seine Söhne und Enkel, seine Töchter und Enkelinnen, alle seine Nachkommen brachte er mit nach Ägypten. Jakob schickte Juda voraus zu Josef, um ihn zu sich nach Goschen zu bestellen. So kamen sie ins Gebiet von Goschen. Josef ließ seinen Wagen anschirren und zog seinem Vater Israel nach Goschen entgegen. Als er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte lange. Israel sagte zu Josef: Jetzt will ich gern sterben, nachdem ich dein Angesicht wieder sehen durfte und weiß, dass du noch am Leben bist. Israel brach auf mit allem, was ihm gehörte Jakob, der den Namen Israel erhielt, brach mit all seinem Hab und Gut auf. Das war kein leichtes Unterfangen, denn Israel war doch schon recht alt und die Herden mussten für den langen Trail gerüstet werde. Israel machte sich auf und wagte die Reise ins Unbekannte. Das gefällt mir. Ich finde es gut, wenn jemand etwas wagt und riskiert, sozusagen alle Chips auf eine Karte setzt - nicht aus reiner Abenteuerlust, sondern weil er einen Weg mit Gott gehen möchte. Keine Rückfahrkarte Israel lässt keine Herden, Zelte und Wächter zurück, um im Falle eines Misslingens des Abenteuers wieder zurückkehren zu können. Er hat keine Sicherheitsleine, er hat sich entschieden, den Weg mit Gott zu gehen, ohne Wenn und Aber. Israel vertraute Gott rückhaltlos. Träge, müde und faul. Ganz anders die Situation in unseren Tagen und in unserer Kirche. Wir trauen uns kaum noch einen Schritt mit Gott zu gehen, weil wir Angst haben vor der Meinung der Leute. Wir meiden das Abenteuer mit Gott, weil wir zu träge geworden sind und Gott nur noch aus den Büchern kennen. Wir Katholiken von heute sind träge und müde geworden und zu faul, 3 km zum Gottesdienst in die Nachbargemeinde zu fahren. Mut zum Abenteuer mit Gott. Ich wünsche mir eine Kirche, die sich nicht des Evangeliums schämt, sondern mit Freimut Gottes Evangelium verkündet. Ich brauche dabei aber nicht auf die anderen schielen, sondern kann selber heute schon damit anfangen.
von ew 9. Juli 2025
Gen 41, 55-57; 42, 5-7a.17-24a Mittwoch, 14. Woche JK In jenen Tagen, da ganz Ägypten Hunger hatte, schrie das Volk zum Pharao nach Brot. Der Pharao aber sagte zu den Ägyptern: Geht zu Josef! Tut, was er euch sagt. Als die Hungersnot über das ganze Land gekommen war, öffnete Josef alle Speicher und verkaufte Getreide an die Ägypter. Aber der Hunger wurde immer drückender in Ägypten. Auch alle Welt kam nach Ägypten, um bei Josef Getreide zu kaufen; denn der Hunger wurde immer drückender auf der ganzen Erde. Die Söhne Israels kamen also mitten unter anderen, die auch gekommen waren, um Getreide zu kaufen; denn Hungersnot herrschte in Kanaan. Josef verwaltete das Land. Er war es, der allen Leuten im Lande Getreide verkaufte. So kamen Josefs Brüder und warfen sich vor ihm mit dem Gesicht zur Erde nieder. Als Josef seine Brüder sah, erkannte er sie. Aber er gab sich ihnen nicht zu erkennen, sondern fuhr sie barsch an. Dann ließ er sie für drei Tage in Haft nehmen. Am dritten Tag sagte Josef zu ihnen: Tut Folgendes, und ihr werdet am Leben bleiben, denn ich fürchte Gott: Wenn ihr ehrliche Leute seid, soll einer von euch Brüdern in dem Gefängnis zurückgehalten werden, in dem ihr in Haft gewesen seid. Ihr anderen aber geht und bringt das gekaufte Getreide heim, um den Hunger eurer Familien zu stillen. Euren jüngsten Bruder aber schafft mir herbei, damit sich eure Worte als wahr erweisen und ihr nicht sterben müsst. So machten sie es. Sie sagten zueinander: Ach ja, wir sind an unserem Bruder schuldig geworden. Wir haben zugesehen, wie er sich um sein Leben ängstigte. Als er uns um Erbarmen anflehte, haben wir nicht auf ihn gehört. Darum ist nun diese Bedrängnis über uns gekommen. Ruben entgegnete ihnen: Habe ich euch nicht gesagt: Versündigt euch nicht an dem Kind! Ihr aber habt nicht gehört. Nun wird für sein Blut von uns Rechenschaft gefordert. Sie aber ahnten nicht, dass Josef zuhörte, denn er bediente sich im Gespräch mit ihnen eines Dolmetschers. Er wandte sich von ihnen ab und weinte. Wieder machen wir einen großen Sprung in der Geschichte Israels. Die Leseordnung überspringt die Erzählung der Söhne Jakobs, die auf ihren Bruder Josef neidisch wurden und ihn an eine vorbeikommende Karawane verkauften. Josef gelangte als Sklave nach Ägypten, wurde aber schnell zum obersten Beamten im Land der Pharaonen. Nach 7 Jahren Dürre kamen die Menschen von überall her zu Josef, um Getreide zu kaufen. Die Not zwang auch die Brüder des Josef nach Ägypten zu reisen. Als sie vor Josef standen, erkannten sie ihn nicht. Wir sind an unserem Bruder schuldig geworden. Bisher haben die 11 Brüder offensichtlich ihre Schuld, ihr Verbrechen an Josef verdrängt. Erst als Josef fordert, den jüngsten Bruder herbeizuschaffen, platzte es förmlich aus ihnen heraus: Ach ja, wir sind an unserem Bruder schuldig geworden. Asche auf den Kohlen „Jeder Mensch kann seine Schuld verdrängen, aber die Schuld geht immer mit einem Menschen mit. Verdrängte Schuld kann ganz plötzlich wieder auftauchen und dem einmal Schuldiggewordenen unübersehbar vor Augen stehen. Die Stimme des Gewissens lässt sich nicht ersticken. Man kann Asche auf die Kohlen schütten, aber noch nach 50 Jahren bricht die Flamme hell hervor“ (Hansjörg Bräumer, Wuppertaler Studienbibel).
von ew 8. Juli 2025
Gen 32, 23-33 Dienstag, 14. Woche JK In jener Zeit stand Jakob in der Nacht auf, nahm seine beiden Frauen, seine beiden Mägde sowie seine elf Söhne und durchschritt die Furt des Jabbok. Er nahm sie und ließ sie den Fluss überqueren. Dann schaffte er alles hinüber, was ihm sonst noch gehörte. Als nur noch er allein zurückgeblieben war, rang mit ihm ein Mann, bis die Morgenröte aufstieg. Als der Mann sah, dass er ihm nicht beikommen konnte, schlug er ihn aufs Hüftgelenk. Jakobs Hüftgelenk renkte sich aus, als er mit ihm rang. Der Mann sagte: Lass mich los; denn die Morgenröte ist aufgestiegen. Jakob aber entgegnete: Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest. Jener fragte: Wie heißt du? Jakob, antwortete er. Da sprach der Mann: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel - Gottesstreiter; denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen. Nun fragte Jakob: Nenne mir doch deinen Namen! Jener entgegnete: Was fragst du mich nach meinem Namen? Dann segnete er ihn dort. Jakob gab dem Ort den Namen Penuël - Gottesgesicht - und sagte: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und bin doch mit dem Leben davongekommen. Die Sonne schien bereits auf ihn, als er durch Penuël zog; er hinkte an seiner Hüfte. Darum essen die Israeliten den Muskelstrang über dem Hüftgelenk nicht bis auf den heutigen Tag; denn er hat Jakob aufs Hüftgelenk, auf den Hüftmuskel geschlagen Nach vielen Jahren in der Ferne entschloss sich Jakob wieder in seine Heimat zurückzukehren. Inzwischen hatte er geheiratet (lesen sie einmal nach, wie es ihm erging, als er feststellte, dass er die „falsche“ Schwester, Lea geheiratet hatte und noch einmal 7 Jahre auf seine geliebte Rahel warten musste) und war (wieder durch eine List) zu Wohlstand gekommen. Der Jabbok mündet etwa 40 Kilometer nördlich vom Toten Meer in den Jordan. Jakob überwachte wohl die Überquerung des Jabbok und blieb, als alle sicher den Fluss überquert hatten, alleine am Ufer zurück. Der Kampf. Jakob war alleine und vor ihm lag die dunkelste Nacht seines Lebens. Ein Fremder nähert sich ihm und zwingt ihm einen Kampf um Leben und Tod auf. Es scheint, als ob der Fremde entschlossen ist, Jakobs Existenz auszuradieren. Im Laufe des Kampfes ahnt Jakob jedoch, dass Gott mit ihm ringt und er sagt: „Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest“. Wie ist dein Name? Er wird von Gott nach seinem Namen gefragt. Mit dem Nennen seines Namens musste Jakob seine Vergangenheit offenlegen. Vor Jakob taucht noch einmal seine ganze verpfuschte Geschichte auf, der doppelte Betrug an Esau, seine Flucht von seinem Elternhaus, die List, mit dem er zu Wohlstand und Reichtum gekommen war. Jakob muss seinen Namen nennen und sich seiner Vergangenheit stellen. In dieser Nacht hatte Jakob seine ganze dunkle Lebensgeschichte vor Augen. Neuer Name: Israel. Kaum hatte sich Jakob mit seiner Lebensgeschichte auseinandergesetzt, gab ihm Gott den neuen Namen „Israel“. Jakob musste zuerst sein Versagen in der Vergangenheit akzeptieren, bevor ihm Gott einen neuen Namen und damit einen neuen Auftrag und eine neue Zukunft gab. Dunkle Nächte hat jeder. Stunden der Anfechtung bleiben keinem Menschen erspart. Es gibt Nächte, die jeder alleine durchstehen muss, in denen es keine Hilfe von außen gibt und in denen Gott unheimlich fern und unnahbar scheint. In dunklen Stunden kommt oft das eigene Versagen und Scheitern in der Vergangenheit in Erinnerung und der Kampf beginnt. Es ist der Kampf, sich diesem Versagen zu stellen und wie Jakob am Jabbok Gottes Segen für den neuen Tag zu erbitten.
von ew 7. Juli 2025
Gen 28, 10-22a Montag, 14. Woche JK Jakob zog aus Beerscheba weg und ging nach Haran. Er kam an einen bestimmten Ort, wo er übernachtete, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen von den Steinen dieses Ortes, legte ihn unter seinen Kopf und schlief dort ein. Da hatte er einen Traum: Er sah eine Treppe, die auf der Erde stand und bis zum Himmel reichte. Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der Herr stand oben und sprach: Ich bin der Herr, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde. Du wirst dich unaufhaltsam ausbreiten nach Westen und Osten, nach Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen werden alle Geschlechter der Erde Segen erlangen. Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe. Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht. Furcht überkam ihn, und er sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl darauf. Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El - Gotteshaus. Früher hieß die Stadt Lus. Jakob machte das Gelübde: Wenn Gott mit mir ist und mich auf diesem Weg, den ich eingeschlagen habe, behütet, wenn er mir Brot zum Essen und Kleider zum Anziehen gibt, wenn ich wohlbehalten heimkehre in das Haus meines Vaters und der Herr sich mir als Gott erweist, dann soll der Stein, den ich als Steinmal aufgestellt habe, ein Gotteshaus werden.  Jakob musste nach seinem doppelten Betrug an Esau und an seinem Vater Isaak schnell flüchten, denn sein Bruder war ihm zum Feind geworden und wollte ihn töten. Jakob wollte nur noch schnell weg und flüchtete in das über 1000 km entfernte Haran. Die Engel stiegen hinauf. In der ersten Nacht unter freiem Himmel hatte Jakob diesen wunderbaren Traum von der Engelsleiter. Die Engel stiegen darauf auf und nieder. Das Hinaufsteigen wird an erster Stelle genannt. Kann man das so deuten, dass die Engel bereits unten auf der Erde waren? Kann man das so deuten, dass der Himmel bis auf den Boden der Erde hinabreicht? Distelköpfe! Nach einer jüdischen Auslegung ist die Erde sogar die ursprüngliche Stätte der Herrlichkeit Gottes: „Wenn Menschen gottselig ihre Augen himmelwärts drehen und meinen, Gott oben suchen zu müssen, lachen die Engel sie aus und nennen sie Distelköpfe“. (Jüdischer Weisheitsspruch zitiert bei Hansjörg Bräumer, Wuppertaler Studienbibel). Ich bin mit dir. Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe. (Vers 15) Bitte beziehen Sie diese wunderbaren Worte auch auf Ihr eigenes Leben. Gott ist mit dir! Der Herr ist an diesem Ort. Als Jakob nach dem Traum erwachte, waren seine ersten Worte: „Wirklich, der Herr ist an diesem Ort.“ Wenn Sie morgen früh aufwachen, dann denken Sie daran, dass Gott auch an dem Ort ist, wo sie wohnen. Die ganze Nacht über war er an dem Ort an dem sie geschlafen haben und tagsüber ist er an jedem Ort an dem sie sich befinden.
von ew 6. Juli 2025
Lk 10, 1-12.17-20 14. Sonntag C In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig andere aus und sandte sie zu zweit voraus in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte. Er sagte zu ihnen Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden. Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs! Wenn ihr in ein Haus kommt, so sagt als erstes Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Mann des Friedens wohnt, wird der Friede, den ihr ihm wünscht, auf ihm ruhen; andernfalls wird er zu euch zurückkehren. Bleibt in diesem Haus, esst und trinkt, was man euch anbietet; denn wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn. Zieht nicht von einem Haus in ein anderes! Wenn ihr in eine Stadt kommt und man euch aufnimmt, so esst, was man euch vorsetzt. Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten Das Reich Gottes ist euch nahe. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der man euch nicht aufnimmt, dann stellt euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe. Ich sage euch Sodom wird es an jenem Tag nicht so schlimm ergehen wie dieser Stadt. In jener Zeit kehrten die Zweiundsiebzig zurück und berichteten voll Freude: Herr, sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen. Da sagte er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Seht, ich habe euch die Vollmacht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten und die ganze Macht des Feindes zu überwinden. Nichts wird euch schaden können. Doch freut euch nicht darüber, dass euch die Geister gehorchen, sondern freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Das Erste, was die Jünger berichten, als sie zum Herrn zurückkehren, ist die erfolgreiche Austreibung der Dämonen. Der Name „Jesus“ war stärker als die Kraft der dunklen Mächte. Ich kann gut verstehen, dass die Jünger sich so freuten, denn kurze Zeit zuvor misslang den neun Aposteln der Versuch, einen vom bösen Geist gequälten Jungen zu heilen (Lk 9,37ff). Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Jesus muss ihren Eifer jedoch etwas dämpfen, denn den Dämonen braucht man nicht die erste Aufmerksamkeit zuwenden - im Namen Jesu wird man leicht mit ihnen fertig. Viel wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit dem ewigen Ziel zuzuwenden. Jesus sagt einmal, dass er zum Vater zurückkehren wird, um uns einen Platz zu bereiten. Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Ich stelle mir vor, dass dieser Platz für mich und für Dich schon bereitet ist und dass unsere Namen nicht etwa in einem Buch verzeichnet sind, sondern auf einem Schild stehen, das vor diesem Platz aufgestellt ist. „Dieser Platz gehört Edgar“ oder „Dieser Platz gehört NN“ oder … Ich bin jetzt 63 Jahre alt, das meiste habe ich geschafft. Das Bergfest, so haben wir bei der Bundeswehr gesagt, liegt bereits weit hinter mir. Mein Name ist im Himmel bereits bekannt - und das ist für mich der Anlass zu einer großen Freude.
von ew 5. Juli 2025
Gen 27, 1-5.15-29 Samstag, 13. Woche JK Als Isaak alt geworden und seine Augen erloschen waren, so dass er nicht mehr sehen konnte, rief er seinen älteren Sohn Esau und sagte zu ihm: Mein Sohn! Er antwortete: Hier bin ich. Da sagte Isaak: Du siehst, ich bin alt geworden. Ich weiß nicht, wann ich sterbe. Nimm jetzt dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh aufs Feld, und jag mir ein Wild! Bereite mir dann ein leckeres Mahl, wie ich es gern mag, und bring es mir zum Essen, damit ich dich segne, bevor ich sterbe. Rebekka hatte das Gespräch zwischen Isaak und seinem Sohn Esau mit angehört. Als Esau zur Jagd aufs Feld gegangen war, um ein Wild herbeizuschaffen, Dann holte Rebekka die Feiertagskleider ihres älteren Sohnes Esau, die sie bei sich im Haus hatte, und zog sie ihrem jüngeren Sohn Jakob an. Die Felle der Ziegenböckchen legte sie um seine Hände und um seinen glatten Hals. Dann übergab sie das leckere Essen und das Brot, das sie zubereitet hatte, ihrem Sohn Jakob. Er ging zu seinem Vater hinein und sagte: Mein Vater! Ja, antwortete er, wer bist du, mein Sohn? Jakob entgegnete seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener. Ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Setz dich auf, iss von meinem Wildbret, und dann segne mich! Da sagte Isaak zu seinem Sohn: Wie hast du nur so schnell etwas finden können, mein Sohn? Er antwortete: Der Herr, dein Gott, hat es mir entgegenlaufen lassen. Da sagte Isaak zu Jakob: Komm näher heran! Ich will dich betasten, mein Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht. Jakob trat zu seinem Vater Isaak hin. Isaak betastete ihn und sagte: Die Stimme ist zwar Jakobs Stimme, die Hände aber sind Esaus Hände. Er erkannte ihn nicht, denn Jakobs Hände waren behaart wie die seines Bruders Esau, und so segnete er ihn. Er fragte: Bist du es, mein Sohn Esau? Ja, entgegnete er. Da sagte Isaak: Bring es mir! Ich will von dem Wildbret meines Sohnes essen und dich dann segnen. Jakob brachte es ihm, und Isaak aß. Dann reichte er ihm auch Wein, und Isaak trank. Nun sagte sein Vater Isaak zu ihm: Komm näher, und küss mich, mein Sohn! Er trat näher und küsste ihn. Isaak roch den Duft seiner Kleider, er segnete ihn und sagte: Ja, mein Sohn duftet wie das Feld, das der Herr gesegnet hat. Gott gebe dir vom Tau des Himmels, vom Fett der Erde, viel Korn und Most. Dienen sollen dir die Völker, Stämme sich vor dir niederwerfen, Herr sollst du über deine Brüder sein. Die Söhne deiner Mutter sollen dir huldigen. Verflucht, wer dich verflucht. Gesegnet, wer dich segnet Jakobs erster Betrug. Jakob wird nicht zu Unrecht auch „Betrüger“ genannt, offensichtlich war er des Öfteren nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Jakob nutzte eine vorübergehende Schwäche seines Bruders Esau aus und erschlich sich von ihm das Erstgeburtsrecht. (Gen 25,29 - 34). Dass Esau sich wirklich betrogen fühlte, kann man Gen 27,36 entnehmen. Jakobs zweiter Betrug. Während Esau als unbekümmerter Jäger mehr von der Hand in den Mund und von einem Tag auf den anderen lebte, war Jakob weitblickender. Er dachte auch darüber nach, was einmal werden wird, sollte sein Vater Isaak sterben. Jakob war vorausschauend, aber auch ehrgeiziger und skrupellos. Und so überlegte er, wie er sich den Segen des Vaters erschwindeln konnte, obwohl dieser eigentlich seinem Bruder, der ein paar Minuten älter war als er zustand. Jakob belügt seinen Vater. Bekleidet mit den guten Gewändern seines Bruders Esau antwortet er seinem Vater zweimal unverfroren „Ich bin Esau“ (Vers 19 + 24). Er behauptet, er hätte das leckere Essen zubereitet, aber in Wirklichkeit hat seine Mutter für ihn gekocht. Jakob nutzt die Blindheit seines Vaters schamlos aus, er hatte keine Bedenken, seinen Vater zu belügen! Jakob missbraucht den Namen Gottes. Ohne mit der Wimper zu zucken, behauptet er, dass ihm Gott ein Wild über den Weg laufen ließ und er darum so schnell ein gutes Mahl zubereiten konnte. Identitätsdiebstahl Jakob schlich sich an den Kleiderschrank Esaus, nahm dessen Kleider und erschlich sich so den Segen des Vaters. Heute nennt man es Identitätsdiebstahl, man schleicht sich in den Computer des Opfers, stiehlt dessen Daten und unterrichtet großen Schaden an.
von ew 4. Juli 2025
Gen 23, 1-4.19; 24, 1-8.62-67 Freitag, 13. Woche JK Die Lebenszeit Saras betrug hundertsiebenundzwanzig Jahre; so lange lebte Sara. Sie starb in Kirjat-Arba, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan. Abraham kam, um die Totenklage über sie zu halten und sie zu beweinen. Danach stand Abraham auf, ging von seiner Toten weg und redete mit den Hetitern. Er sagte: Fremder und Halbbürger bin ich unter euch. Gebt mir ein Grab bei euch als Eigentum, damit ich meine Tote hinausbringen und begraben kann. Dann begrub Abraham seine Frau Sara in der Höhle des Grundstücks von Machpela bei Mamre, das jetzt Hebron heißt, in Kanaan. Abraham war alt und hochbetagt; der Herr hatte ihn mit allem gesegnet. Eines Tages sagte er zum Großknecht seines Hauses, der seinen ganzen Besitz verwaltete: Leg deine Hand unter meine Hüfte! Ich will dir einen Eid beim Herrn, dem Gott des Himmels und der Erde, abnehmen, dass du meinem Sohn keine Frau von den Töchtern der Kanaaniter nimmst, unter denen ich wohne. Du sollst vielmehr in meine Heimat zu meiner Verwandtschaft reisen und eine Frau für meinen Sohn Isaak holen. Der Knecht entgegnete ihm: Vielleicht will aber die Frau mir gar nicht hierher in dieses Land folgen. Soll ich dann deinen Sohn in das Land zurückbringen, aus dem du ausgewandert bist? Hüte dich, antwortete ihm Abraham, meinen Sohn dorthin zurückzubringen! Der Herr, der Gott des Himmels, der mich weggeholt hat aus dem Haus meines Vaters und aus meinem Heimatland, der zu mir gesagt und mir geschworen hat: Deinen Nachkommen gebe ich dieses Land!, er wird seinen Engel vor dir hersenden, und so wirst du von dort eine Frau für meinen Sohn mitbringen. Wenn dir aber die Frau nicht folgen will, dann bist du von dem Eid, den du mir geleistet hast, entbunden. Meinen Sohn darfst du auf keinen Fall dorthin zurückbringen. Isaak war in die Gegend des Brunnens von Lahai-Roï gekommen und hatte sich im Negeb niedergelassen. Eines Tages ging Isaak gegen Abend hinaus, um sich auf dem Feld zu beschäftigen. Als er aufblickte, sah er: Kamele kamen daher. Auch Rebekka blickte auf und sah Isaak. Sie ließ sich vom Kamel herunter und fragte den Knecht: Wer ist der Mann dort, der uns auf dem Feld entgegenkommt? Der Knecht erwiderte: Das ist mein Herr. Da nahm sie den Schleier und verhüllte sich. Der Knecht erzählte Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Isaak führte Rebekka in das Zelt seiner Mutter Sara. Er nahm sie zu sich, und sie wurde seine Frau. Isaak gewann sie lieb und tröstete sich so über den Verlust seiner Mutter. Landkauf. Heute lerne ich aus der Lesung, dass das Land Kanaan nicht nur durch Kriege und Eroberungen eingenommen wurde, sondern auch rechtmäßig von den damaligen Besitzern erworben wurde. Abraham hatte zwar von Gott die Verheißung, dass er einmal das Land Kanaan besitzen sollte, noch gehörte ihm aber nichts von diesem Land. Als Halbnomade blieb er für längere oder kürzere Zeit an verschiedenen Orten. Als seine Frau Sara starb, bat er die Einheimischen um ein Stück Land. Abraham erwarb eigenen Grund, welcher als Friedhof diente. Sara wurde dort beigesetzt. Später wurden hier auch Abraham und sein Sohn Isaak, Rebekka und Lea und schließlich auch Jakob beigesetzt. Der Friedhof Machpela bei Mamre, das jetzt Hebron heißt, war der erste Grundbesitz Abrahams. Der Brautwerber. Der Knecht muss nun schwören, dass er im Heimatland des Abrahams eine Frau für Isaak sucht und diese dann zu Isaak bringt. Lesen Sie einmal nach, wie der Knecht um Rebekka, der künftigen Frau Isaaks wirbt, es ist eine lange und sehr freundliche Erzählung (Genesis 24). Happy End. Der Knecht hat Erfolg, Rebekka willigt ein und folgt ihm nach Kanaan. Isaak führte Rebekka in das Zelt seiner verstorbenen Mutter Sara und nahm sie zu sich. Jetzt erst heißt es: Isaak gewann sie lieb. Isaak und Rebecca kannten sich vorher nicht, darum liegt hier der Schwerpunkt auf dem Wachsen der Liebe zwischen Mann und Frau. Aus den Liebesgeschichten unserer Zeit kennen wir eine andere Reihenfolge. Die Liebe wächst. Die Hochzeit ist bei Isaak und Rebecca nicht der „Blütegipfel, sondern der Wurzelkeim der Liebe“. Während heute das Hauptgewicht der Liebe, die zur Eheschließung führt, zugeschrieben wird, ist hier von der ein Leben durchhaltenden Liebe die Rede. Wie bedeutend auch die Liebe ist, die zur Eheschließung führt, bedeutender ist es, dass sie auch nach der Hochzeit wächst. (Vgl: Hansjörg Bräumer, Wuppertaler Studienbibel Auslegung zum 1. Buch Mose)
von ew 3. Juli 2025
Gen 22, 1-19 Donnerstag, 13. Woche JK In jenen Tagen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar. Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, holte seine beiden Jungknechte und seinen Sohn Isaak, spaltete Holz zum Opfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte. Als Abraham am dritten Tag aufblickte, sah er den Ort von weitem. Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem Esel hier! Ich will mit dem Knaben hingehen und anbeten; dann kommen wir zu euch zurück. Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand. So gingen beide miteinander. Nach einer Weile sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater! Er antwortete: Ja, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer? Abraham entgegnete: Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter. Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus, und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten. Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar. Abraham nannte jenen Ort Jahwe-Jire - Der Herr sieht -, wie man noch heute sagt: Auf dem Berg lässt sich der Herr sehen. Der Engel des Herrn rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu und sprach: Ich habe bei mir geschworen - Spruch des Herrn: Weil du das getan hast und deinen einzigen Sohn mir nicht vorenthalten hast, will ich dir Segen schenken in Fülle und deine Nachkommen zahlreich machen wie die Sterne am Himmel und den Sand am Meeresstrand. Deine Nachkommen sollen das Tor ihrer Feinde einnehmen. Segnen sollen sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde, weil du auf meine Stimme gehört hast. Darauf kehrte Abraham zu seinen Jungknechten zurück. Sie machten sich auf und gingen miteinander nach Beerscheba. Abraham blieb in Beerscheba wohnen. Die Opferung des Isaak ist eine grausige Erzählung. Wenn man sich das alles so vorstellt, wie es sich damals er-eignet hat: Wie Isaak das Holz auf den Berg hinauf schleppte, wie er sich auf den Altar niederlegte und Abraham das Messer zückte, ausholte, um Isaak seinen eigenen Sohn zu schlachten - grausig und furchtbar. Was empfand Abraham, wie ging es Isaak dem Opfer? Wenn ich mich in Abraham hineinversetze, dann kann ich nur erahnen, wie er innerlich erzitterte und erbebte, als er vernahm, was Gott ihm abverlangte. Wenn ich mich in Isaak hineinversetze, dann sehe ich die nackte Angst und furchtbare Panik in den Stunden, da er das Brennholz auf den Berg schleppte. Verlassenheit und Enttäuschung waren in ihm, als er erkannte, dass der Vater ihn dem Tod auslieferte. Steht diese ganze Geschichte im Alten Testament nur deshalb auf den ersten Seiten der Bibel, um bereits auf den späteren Opfertod Jesu hinzuweisen? Hilft die Geschichte der Opferung Isaaks den Opfertod Jesu besser zu ver-stehen? Die Geschichte der Opferung Isaaks macht mich ratlos und auch ein wenig wütend. Wie kann ein Vater so etwas nur seinem Sohn antun? Warum wehrt sich der Sohn denn nicht, warum lief er nicht einfach davon? Die Opferung Jesu wirft ähnliche Fragen auf. Warum rettet der Himmelsvater seinen Sohn Jesus nicht? Warum geht Jesus freiwillig für mich ans Kreuz? Wenn ich schon die Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham nicht verstehe, dann brauche ich mich auch nicht wundern, dass nicht verstehe, warum Jesus für mich den Tod am Kreuz auf sich nahm.
von ew 1. Juli 2025
Gen 21, 5.8-20 Mittwoch, 13. Woche JK Abraham war hundert Jahre alt, als sein Sohn Isaak zur Welt kam. Das Kind wuchs heran und wurde entwöhnt. Als Isaak entwöhnt wurde, veranstaltete Abraham ein großes Festmahl. Eines Tages beobachtete Sara, wie der Sohn, den die Ägypterin Hagar Abraham geboren hatte, umhertollte. Da sagte sie zu Abraham: Verstoß diese Magd und ihren Sohn! Denn der Sohn dieser Magd soll nicht zusammen mit meinem Sohn Isaak Erbe sein. Dieses Wort verdross Abraham sehr, denn es ging doch um seinen Sohn. Gott sprach aber zu Abraham: Sei wegen des Knaben und deiner Magd nicht verdrossen! Hör auf alles, was dir Sara sagt! Denn nach Isaak sollen deine Nachkommen benannt werden. Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem großen Volk machen, weil auch er dein Nachkomme ist. Am Morgen stand Abraham auf, nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser, übergab beides Hagar, legte es ihr auf die Schulter, übergab ihr das Kind und entließ sie. Sie zog fort und irrte in der Wüste von Beerscheba umher. Als das Wasser im Schlauch zu Ende war, warf sie das Kind unter einen Strauch, ging weg und setzte sich in der Nähe hin, etwa einen Bogenschuss weit entfernt; denn sie sagte: Ich kann nicht mit ansehen, wie das Kind stirbt. Sie saß in der Nähe und weinte laut. Gott hörte den Knaben schreien; da rief der Engel Gottes vom Himmel her Hagar zu und sprach: Was hast du, Hagar? Fürchte dich nicht, Gott hat den Knaben dort schreien gehört, wo er liegt. Steh auf, nimm den Knaben, und halt ihn fest an deiner Hand; denn zu einem großen Volk will ich ihn machen. Gott öffnete ihr die Augen, und sie erblickte einen Brunnen. Sie ging hin, füllte den Schlauch mit Wasser und gab dem Knaben zu trinken. Gott war mit dem Knaben. Er wuchs heran, ließ sich in der Wüste nieder und wurde ein Bogenschütze. Isaak - Ismael Es war irgendwie verständlich, dass Sara ihren Mann Abraham zur Magd Hagar schickte, um endlich einen Sohn zu bekommen, aber dieser Weg war nicht der Weg Gottes. An entscheidenden Wegkreuzungen hatte sich Gott dem Abraham immer geoffenbart, aber nicht, als er zu Hagar ging und Ismael zeugte. Ohne den Segen Gottes zeugten Hagar und Abraham den Ismael und sofort gab es Probleme: Weder Sarah noch Hagar verstanden sich gut und lebten ständig unter Spannungen. Die Konflikte übertrugen sich auch auf die Söhne beider Frauen, Isaak (Sohn von Sara) und Ismael (Sohn von Hagar). Das Verhältnis der beiden Söhne war von Anfang an spannungsgeladen. Diese Spannung zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch die Geschichte. Ismael gilt als Stammvater der Araber, Moslems halten an ihrer Abstammung von Ismael fest. Abraham und Ismael sollen die Grundmauern der Kaaba gelegt haben und stifteten somit die großen muslimischen Wallfahrten nach Mekka. Isaak gilt als Stammvater für Juden und Christen Isaak war es, der von Abraham geopfert werden sollte, jedoch in letzte Sekunde durch die Hand des Engels gerettet wurde. Isaak, der das Feuerholz auf den Berg schleppen musste, wurde zum Vorbild des kreuztragenden Jesus. Isaak - Ismael : Juden und Araber. Es geht letztlich um die Frage: Wem gehört das Land Israel? Dies ist eine Frage von hoher weltpolitischer Brisanz in unseren Tagen. Die Hintergründe aus der biblischen Überlieferung der Nachkommen Abrahams helfen die gegenwärtige Situation im Nahen Osten richtig beurteilen zu können.
von ew 1. Juli 2025
Gen 19, 15-29 Dienstag, 13. Woche JK In jenen Tagen drängten die Engel Lot zur Eile: Auf, nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die hier sind, damit du nicht wegen der Schuld der Stadt hinweggerafft wirst. Da er noch zögerte, fassten die Männer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter an der Hand, weil der Herr mit ihm Mitleid hatte, führten ihn hinaus und ließen ihn erst draußen vor der Stadt los. Während er sie hinaus ins Freie führte, sagte er: Bring dich in Sicherheit, es geht um dein Leben. Sieh dich nicht um, und bleib in der ganzen Gegend nicht stehen! Rette dich ins Gebirge, sonst wirst du auch weggerafft. Lot aber sagte zu ihnen: Nein, mein Herr, dein Knecht hat doch dein Wohlwollen gefunden. Du hast mir große Gunst erwiesen und mich am Leben gelassen. Ich kann aber nicht ins Gebirge fliehen, sonst lässt mich das Unglück nicht mehr los, und ich muss sterben. Da, die Stadt in der Nähe, dorthin könnte man fliehen. Sie ist doch klein; dorthin will ich mich retten. Ist sie nicht klein? So könnte ich am Leben bleiben. Er antwortete ihm: Gut, auch das will ich dir gewähren und die Stadt, von der du sprichst, nicht zerstören. Schnell flieh dorthin; denn ich kann nichts unternehmen, bevor du dort angekommen bist. Deshalb nannte er die Stadt Zoar - Kleine. Als die Sonne über dem Land aufgegangen und Lot in Zoar angekommen war, ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, vom Herrn, vom Himmel herab. Er vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs. Als Lots Frau zurückblickte, wurde sie zu einer Salzsäule. Am frühen Morgen begab sich Abraham an den Ort, an dem er dem Herrn gegenübergestanden hatte. Er schaute gegen Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet im Umkreis und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie der Qualm aus einem Schmelzofen. Als Gott die Städte der Gegend vernichtete, dachte er an Abraham und ließ Lot mitten aus der Zerstörung fortgeleiten, während er die Städte, in denen Lot gewohnt hatte, von Grund auf zerstörte. Als Lots Frau zurückblickte, wurde sie zu einer Salzsäule. Warum schaute Lots Frau nur zurück? Hörte sie hinter sich den Sturm von Schwefel und Feuer auf Sodom und Gomorra und war neugierig, was dort geschah? Vermisste sie jetzt schon ihr Hab und Gut, das im Feuerregen verbrannte? Schaute sie voll Mitleid auf die Stadt und bedauerte jene, die dort den Tod fanden; ihre Nachbarn und Freunden - die Töchter wollten bald heiraten. Was sollte aus all den Menschen werden, die ihr nahestanden? Irgendwie kann ich verstehen, dass die Frau des Lot sich umdrehte und zurückblickte. Sie erstarrte, als sie zurückblickte. Die Frau des Lot sieht eine totale Katastrophe. Was sie sieht, verschlägt ihr die Sprache und sie erstarrt vor Entsetzen zu einer Salzsäule. Ich erinnere mich, als sich als Jugendlicher einmal bei einem Altstadtfest in Gernsbach plötzliche Zeuge einer Schlägerei wurde. Ich war wie versteinert, überwältigt von der Gewalt, die ich sah. Ich erstarrte buchstäblich zu einer Salzsäule, unmöglich einzugreifen oder Hilfe zu holen. Der Anblick von Gewalt, aber auch die Erfahrung einer Katastrophe, eines Unfalles, einer Katastrophe, mag uns zu versteinern. Sie erstarrte, als sie zurückblickte. Vielleicht war die Erstarrung der Frau nicht eine Strafe für den Blick auf das untergehende Sodom und Gomorra, sondern deren Folge. Das, was sie sah, überforderte sie und ließ sie zu einer Salzsäule erstarren. Das, was die Frau des Lot an Leid und Unglück in jenem Moment sah, war für ihre Seele zu viel. Sie erstarrte, als sie zurückblickte. Auf dem Hintergrund dieser biblischen Geschichte kann ich gut verstehen, dass so manche Menschen Schwierigkeiten haben nach einer Katastrophe weiterzuleben. Wer zu viel Leid und Unglück erlebt, muss oft auch erfahren, dass das eigene Leben erstarrt und die Lebensqualität darunter leidet. Ich bin dankbar, dass ich noch nie eine größere Katastrophe erlebt habe.
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