Kaffetasse in der Hand

ew • 24. Juli 2025
Donnerstag, 16. Woche JK Ex 19, 1-2.9-11.16-20 (20b)
Im dritten Monat nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten – am heutigen Tag - kamen sie in der Wüste Sinai an. Sie waren von Refidim aufgebrochen und kamen in die Wüste Sinai. Sie schlugen in der Wüs-te das Lager auf. Dort lagerte Israel gegenüber dem Berg. Der Herr sprach zu Mose: Ich werde zu dir in einer dichten Wolke kommen; das Volk soll es hören, wenn ich mit dir rede, damit sie auch an dich im-mer glauben. Da berichtete Mose dem Herrn, was das Volk gesagt hatte. Der Herr sprach zu Mose: Geh zum Volk! Ordne an, dass sie sich heute und morgen heilig halten und ihre Kleider waschen. Sie sollen sich für den dritten Tag bereithalten. Am dritten Tag nämlich wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen. Am dritten Tag, im Morgengrauen, begann es zu donnern und zu blitzen. Schwere Wolken lagen über dem Berg, und gewaltiger Hörnerschall erklang. Das ganze Volk im Lager begann zu zittern. Mose führte es aus dem Lager hinaus Gott entgegen. Unten am Berg blieben sie stehen. Der ganze Sinai war in Rauch gehüllt, denn der Herr war im Feuer auf ihn herabgestiegen. Der Rauch stieg vom Berg auf wie Rauch aus einem Schmelzofen. Der ganze Berg bebte gewaltig, und der Hörnerschall wurde immer lauter. Mose redete, und Gott ant-wortete im Donner. Der Herr war auf den Sinai, auf den Gipfel des Berges, herabgestiegen. Er hatte Mose zu sich auf den Gipfel des Ber-ges gerufen, und Mose war hinaufgestiegen.

Derselbe Ort, an dem Mose sein Erlebnis mit dem brennenden Dornbusch hatte, ist der Ort des wichtigsten Ereignisses im Alten Testament:

Das ganze Volk muss etwas riskieren, wenn es Gottes Stimme hören möchte. Obwohl es blitzt und donnert, müssen sie den Schutz ihrer Zelte und des Lagers verlassen, denn den Moses führte das Volk aus dem Lager hinaus und mitten in ein Unwetter hinein. Heute habe ich großen Respekt vor dem Volk, denn sie hörten auf die Stimme von Moses und vertrauten ihm, ohne zu murren.

Mose war hinaufgestiegen
Moses, der arme Kerl, muss jedoch auf den Gipfel des Berges hinaufsteigen. Je näher man Gott kommen möchte, desto mehr muss man investieren und riskieren. Möchte ich Gottes Stimme nicht hören und ihm nicht begegnen, dann kann ich getrost zu Hause im Sessel sitzen bleiben und die Heilige Messe mit dem Kaffeebecher in der Hand am Fernseher mitverfolgen.
von ew 25. Juli 2025
Ex 20, 1-17 Freitag, 16. Woche JK In jenen Tagen sprach Gott auf dem Berg Sinai alle diese Worte: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Skla-venhaus. Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde. Du sollst dich nicht vor anderen Göttern niederwerfen und dich nicht verpflichten, ihnen zu dienen. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott: Bei denen, die mir Feind sind, verfolge ich die Schuld der Väter an den Söhnen, an der dritten und vierten Generati-on; bei denen, die mich lieben und auf meine Gebote achten, erweise ich Tausenden meine Huld. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht. Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt. Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt. Du sollst nicht morden. Du sollst nicht die Ehe brechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen. Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen. Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen, nach seinem Sklaven oder seiner Sklavin, seinem Rind oder seinem Esel oder nach irgendetwas, das deinem Nächsten gehört. Unabhängig davon, ob jemand ein religiöser Mensch ist, halte ich die 10 Gebote für die Lösung so ziemlich vieler Probleme auf unserer Erde. Weltfinanzkrise Denken Sie nur an die Weltfinanzkrise 2008. Es hätte sie sicherlich nicht gegeben, wenn man sich nur an drei der 10 Gebote gehalten hätte. Du sollst nicht lügen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht neidisch sein. Abtreibung 100.000 Kinder in Deutschland und 40-50 Millionen Kinder weltweit werden jährlich in Mutterleib getötet. Die 10 Gebote sagen ganz klar: du sollst nicht töten. Kriege Der sinnlose Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt und all die anderen kriegerischen Auseinandersetzungen auf unserer Erde blieben uns erspart, wenn das fünfte Gebot mehr Gewicht hätte. Wenn es die 10 Gebote noch nicht gäbe, dann müsste man sie glatt erfinden
von ew 22. Juli 2025
Mittwoch, 16. Woche JK Ex 16, 1-5.9-15 Die ganze Gemeinde der Israeliten brach von Elim auf und kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und dem Sinai liegt. Es war der fünfzehnte Tag des zweiten Monats nach ihrem Auszug aus Ägypten. Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte in der Wüste gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch in Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinausgehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Wenn sie am sechsten Tag feststellen, was sie zusammengebracht haben, wird es doppelt so viel sein, wie sie sonst täglich gesammelt haben. Dann sagte Mose zu Aaron: Sag der ganzen Gemeinde der Israeliten: Tretet hin vor den Herrn; denn er hat euer Murren gehört. Während Aaron zur ganzen Gemeinde der Israeliten sprach, wandten sie sich zur Wüste hin. Da erschien plötzlich in der Wolke die Herrlichkeit des Herrn. Der Herr sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: Am Abend werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt sein von Brot, und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin. Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt. Klagen, dass sich die Balken biegen. Moses ist nicht zu beneiden und fast möchte ich sagen: Moses ist ein armer Hund! Sobald es auch nur die kleinsten Schwierigkeiten gibt, murren die Israeliten gegen Moses? Sie beschweren sich und klagen, dass sich die Balken biegen. Es ist schon beeindruckend, dass alle ohne Ausnahme sich gegen Moses auflehnten. Das Ziel aus den Augen verloren. Das Volk will nicht mehr weitergehen. Die Israeliten wollen nur noch zurück nach Ägypten, zu Knoblauch und zu Zwiebeln. Aus Vers 3 erkennen wir, dass sie das eigentliche Ziel aus den Augen verloren hatten, denn sie sagen: Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. Aber Gott hat sie nicht in die Wüste geführt, um sie sterben zu lassen, sondern um sie ins gelobte Land zu führen - und dieser Weg führt nun eben mal durch die Wüste. Das eigentliche Ziel hatten sie aus den Augen verloren. Nicht einmal die Verheißung des gelobten Landes war jetzt doch in der Lage, die Menschen zu motivieren. Sie waren wie gelähmt und sehnten sich nach der „bequemen“ Knechtschaft Und heute? Ich wage zu behaupten, dass eine Mehrheit Katholiken heute das eigentliche Ziel des Lebens auch aus dem Blick verloren hat, nämlich das gelobte Land des Himmels. Darum richten wir uns hier auf der Erde schon so ein, als sei alles für die Ewigkeit und klagen und jammern, wenn einmal am Stuhl der Bequemlichkeit gerüttelt und gesägt wird.
von ew 22. Juli 2025
Ex 14, 21 - 15, 1 Dienstag, 16. Woche JK In jenen Tagen streckte Mose seine Hand über das Meer aus, und der Herr trieb die ganze Nacht das Meer durch einen starken Ostwind fort. Er ließ das Meer austrocknen, und das Wasser spaltete sich. Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. Die Ägypter setzten ihnen nach; alle Pferde des Pharao, seine Streitwagen und Reiter zogen hinter ihnen ins Meer hinein. Um die Zeit der Morgenwache blickte der Herr aus der Feuer- und Wolkensäule auf das Lager der Ägypter und brachte es in Verwirrung. Er hemmte die Räder an ihren Wagen und ließ sie nur schwer vorankommen. Da sagte der Ägypter: Ich muss vor Israel fliehen; denn Jahwe kämpft auf ihrer Seite gegen Ägypten. Darauf sprach der Herr zu Mose: Streck deine Hand über das Meer, damit das Wasser zurückflutet und den Ägypter, seine Wagen und Reiter zudeckt. Mose streckte seine Hand über das Meer, und gegen Morgen flutete das Meer an seinen alten Platz zurück, während die Ägypter auf der Flucht ihm entgegenliefen. So trieb der Herr die Ägypter mitten ins Meer. Das Wasser kehrte zurück und bedeckte Wagen und Reiter, die ganze Streitmacht des Pharao, die den Israeliten ins Meer nachgezogen war. Nicht ein einziger von ihnen blieb übrig. Die Israeliten aber waren auf trockenem Boden mitten durch das Meer gezogen, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Mauer stand. So rettete der Herr an jenem Tag Israel aus der Hand der Ägypter. Israel sah die Ägypter tot am Strand liegen. Als Israel sah, dass der Herr mit mächtiger Hand an den Ägyptern gehandelt hatte, fürchtete das Volk den Herrn. Sie glaubten an den Herrn und an Mose, seinen Knecht. Damals sang Mose mit den Israeliten dem Herrn dieses Lied; sie sagten: Ich singe dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben. Rosse und Wagen warf er ins Meer. Betrachtung: Die Ägypter setzten ihnen nach Nicht ein einziger von ihnen blieb übrig. Diese brutale Geschichte wird in jeder Osternacht als eine der sieben Lesungen vorgetragen. Warum müssen die Ägypter in den Fluten der zurückströmenden Wassermassen ertrinken? Drei bescheidene Erklärungsversuche. An Problemen wachsen oder scheitern. Warum können einige durch das Meer hindurchziehen, während andere im selben Wasser sterben? Warum wachsen manche an den Widrigkeiten, während andere verbittert oder verzweifelt werden? Warum gibt es Leute, die von Problemen überwunden werden, die andere überwinden? Die Ägypter gehen freiwillig. Niemand hat die Ägypter gezwungen, denselben Weg wie die Israeliten zu gehen. Sie gehen bewusst und sehenden Auges diesen gefährlichen Weg. Die Ägypter müssen doch wissen, dass das Wasser jederzeit zurückströmen kann. Ihre blinde Wut und Hass auf die Israeliten verhindern ein umsichtiges Handeln. Nicht Gott ist schuld am Untergang der Ägypter, sondern ihr unüberlegtes und überstürztes Vorpreschen. Gott schützt sein Volk. Was wäre denn gewesen, wenn die Ägypter die Israeliten wieder zurück in die Sklaverei gebracht hätten? Der Kreislauf der Gewalt und der Unterdrückung wäre nicht durchbrochen, sondern würde für viele weitere Jahre andauern. Diese Erzählung zeigt, dass Gegengewalt durch Gott legitim sein kann, wenn sie dazu dient, den Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen
von ew 21. Juli 2025
Ex 14, 5-18 Montag, 16. Woche JK In jenen Tagen, als man dem König von Ägypten meldete, das Volk sei geflohen, änderten der Pharao und seine Diener ihre Meinung über das Volk und sagten: Wie konnten wir nur Israel aus unserem Dienst entlassen! Er ließ seinen Streitwagen anspannen und nahm seine Leute mit. Sechshundert auserlesene Streitwagen nahm er mit und alle anderen Streitwagen der Ägypter und drei Mann auf jedem Wagen. Der Herr verhärtete das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, so dass er den Israeliten nachjagte, während sie voll Zuversicht weiterzogen. Die Ägypter jagten mit allen Pferden und Streitwagen des Pharao, mit seiner Reiterei und seiner Streitmacht hinter ihnen her und holten sie ein, als sie gerade am Meer lagerten. Es war bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon. Als der Pharao sich näherte, blickten die Israeliten auf und sahen plötzlich die Ägypter von hinten anrücken. Da erschraken die Israeliten sehr und schrien zum Herrn. Zu Mose sagten sie: Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was hast du uns da angetan? Warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt? Haben wir dir in Ägypten nicht gleich gesagt: Lass uns in Ruhe! Wir wollen Sklaven der Ägypter bleiben; denn es ist für uns immer noch besser, Sklaven der Ägypter zu sein, als in der Wüste zu sterben. Mose aber sagte zum Volk: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen, und schaut zu, wie der Herr euch heute rettet. Wie ihr die Ägypter heute seht, so seht ihr sie niemals wieder. Der Herr kämpft für euch, ihr aber könnt ruhig abwarten. Der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sag den Israeliten, sie sollen aufbrechen. Und du heb deinen Stab hoch, streck deine Hand über das Meer, und spalte es, damit die Israeliten auf trockenem Boden in das Meer hineinziehen können. Ich aber will das Herz der Ägypter verhärten, damit sie hinter ihnen hineinziehen. So will ich am Pharao und an seiner ganzen Streitmacht, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweisen. Die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich am Pharao, an seinen Streitwagen und Reitern meine Herrlichkeit erweise. Betrachtung: Fehlene Bereitschaft für ein Wagnis Die Israeliten schlugen das Lager noch vor dem Roten Meer auf und plötzlich hörte man den Schreckensschrei mitten in der Nacht. Die Ägypter kommen! Gleich nach dem Auszug bereute nämlich der Pharao den Verlust der kostenlosen Arbeitskräfte. Er wollte sie zurückgewinnen und fuhr den unbewaffneten Flüchtlingen hinterher. Mit solchen Menschen kann man nichts ins gelobte Land ziehen. Sofort beklagten sich die Israeliten wieder bei Mose. „Was hast du uns da angetan?“ Noch keine 4 Tag war es her, dass sie Mose zujubelten und schon murrten sie wieder gegen Mose. Sie beklagten sich und sagten: Lass uns lieber in Ägypten sterben. Also: Sie wollten sich ergeben und lieber wieder Lehmziegeln für Häuser herstellen, die uns nicht einmal ihnen selbst gehörten. Sie wollten lieber Sklaven bleiben, als den Weg in die Freiheit riskieren. Mit solchen Menschen kann man nichts ins gelobte Land ziehen. Kennen wir das nicht auch aus unserer Zeit. Jemand wagt einmal etwas für Gott und andere sagen: Der Gedanke ist ja ganz gut, ABER wir haben Bedenken, das klappt nie. Für manche Menschen ist es schon eine Zumutung, wenn sie im religiösen mehr tun, als von der Gesellschaft akzeptiert wird. Ich wundere mich (nicht mehr), dass manche Menschen meinen, sie sind der Mittelpunkt der Kirche, aber monatelang nicht die Gottesdienste besuchen. Mit solchen Menschen kann man keine Kirche erneuern.
von ew 19. Juli 2025
Ex 12, 37-42 Samstag, 15. Woche JK In jenen Tagen brachen die Israeliten von Ramses nach Sukkot auf. Es waren an die sechshunderttausend Mann zu Fuß, nicht gerechnet die Kinder. Auch ein großer Haufen anderer Leute zog mit, dazu Schafe, Ziegen und Rinder, eine sehr große Menge Vieh. Aus dem Teig, den sie aus Ägypten mitgebracht hatten, backten sie ungesäuerte Brotfladen; denn der Teig war nicht durchsäuert, weil sie aus Ägypten verjagt worden waren und nicht einmal Zeit hatten, für Reiseverpflegung zu sorgen. Der Aufenthalt der Israeliten in Ägypten dauerte vierhundertdreißig Jahre. Nach Ablauf der vierhundertdreißig Jahre, genau an jenem Tag, zogen alle Scharen des Herrn aus Ägypten fort. Eine Nacht des Wachens war es für den Herrn, als er sie aus Ägypten herausführte. Als eine Nacht des Wachens zur Ehre des Herrn gilt sie den Israeliten in allen Generationen Auszug. Erst nach der Paschafeier begann der Auszug aus Ägypten. Das Gitter des Gefängnisses war geöffnet und man musste die Möglichkeit ausnützen. Sie nahmen ihre Familien, das Vieh und ihr ganzes Hab und Gut und begannen die Flucht. Tschüss Leiden und Schmerz, Klagen und Jammer. Aber auch keinen Knoblauch und keine Zwiebeln mehr, welche die Israeliten so sehr liebten. Wo ist mein Ägypten? Jeder von uns, lieber Leser, liebe Leserin, hat irgendwo ein „Ägypten“, dass man zuerst identifizieren muss, um dann die Ketten d dieses Gefängnisses zu zerbrechen. Die Herausforderung besteht darin, zunächst zu erkennen, worin oder an was man gefesselt ist. Dann braucht man aber auch den Mut, seine Knechtschaft zu verlassen, sei es innere oder äußere, physische oder psychische, persönliche oder soziale. (vgl: Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 64) Kein Hintertürchen. Die Israeliten nahmen alles auf ihrer Flucht aus Ägypten mit. Jetzt oder nie, alles oder nichts, alle oder niemand. Sie setzten alles auf eine Karte und behielten keinen Joker für sich zurück. Diese im guten Sinne, Radikalität wünsche ich mir auch für mich. Nicht nur ein wenig Nachfolge, nicht nur ein wenig Glaube, nicht nur ein wenig Priester sein, sondern radikal, das bedeutet von der Wurzel meines Lebens her.
von ew 18. Juli 2025
Ex 11, 10 - 12, 14 Freitag, 15. Woche JK In jenen Tagen vollbrachten Mose und Aaron viele Wunder vor den Augen des Pharao, aber der Herr verhärtete das Herz des Pharao, so dass er die Israeliten nicht aus seinem Land fortziehen ließ. Der Herr sprach zu Mose und Aaron in Ägypten: Dieser Monat soll die Reihe eurer Monate eröffnen, er soll euch als der Erste unter den Monaten des Jahres gelten. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am Zehnten dieses Monats soll jeder ein Lamm für seine Familie holen, ein Lamm für jedes Haus. Ist die Hausgemeinschaft für ein Lamm zu klein, so nehme er es zusammen mit dem Nachbarn, der seinem Haus am nächsten wohnt, nach der Anzahl der Personen. Bei der Aufteilung des Lammes müsst ihr berücksichtigen, wie viel der Ein-zelne essen kann. Nur ein fehlerfreies, männliches, einjähriges Lamm darf es sein, das Junge eines Schafes oder einer Ziege müsst ihr nehmen. Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats auf-bewahren. Gegen Abend soll die ganze versammelte Gemeinde Isra-el die Lämmer schlachten. Man nehme etwas von dem Blut und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den Häusern, in denen man das Lamm essen will. Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. Über dem Feuer gebraten und zusammen mit ungesäuertem Brot und Bitterkräutern soll man es essen. Nichts davon dürft ihr roh oder in Wasser gekocht essen, sondern es muss über dem Feuer gebraten sein. Kopf und Beine dürfen noch nicht vom Rumpf getrennt sein. Ihr dürft nichts bis zum Morgen übrig lassen. Wenn aber am Morgen noch etwas übrig ist, dann verbrennt es im Feuer! So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an den Füßen, den Stab in der Hand. Esst es hastig! Es ist die Paschafeier für den Herrn. In dieser Nacht gehe ich durch Ägypten und erschlage in Ägypten jeden Erstgeborenen bei Mensch und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der Herr. Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vo-rübergehen, und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich in Ägypten dreinschlage. Diesen Tag sollt ihr als Gedenk-tag begehen. Feiert ihn als Fest zur Ehre des Herrn! Für die kom-menden Generationen macht euch diese Feier zur festen Regel! Paschafeier. Dem eigentlichen Auszug aus Ägypten geht die Vorbereitung vo-raus. Die Vorbereitung auf den Vorübergang des Herrn ist eigentlich das, worauf wir zunächst schauen müssen. Der biblischen Überliefe-rung kam es eigentlich mehr auf die Vorbereitung an als auf den Auszug selbst. Die Vorbereitung ist das Entscheidende. Paschafest und Eucharistiefeier. Die Israeliten sollten, bevor sie aus Ägypten auszogen, zunächst ein Fest feiern. Sie sollten das Pascha feiern, welches bis heute zu den höchsten Festen der Juden gehört. Die Feier der Eucharistie hat et-was zu tun mit diesem Paschafest. Jesus feierte die erste Eucharistie am Gründonnerstag auf dem Hintergrund des Paschafestes. Zuerst die Eucharistie. Die Israeliten konnten nicht sofort ausziehen aus Ägypten, sie muss-ten sich vorbereiten. Sie mussten auf den Vorübergang des Herrn während der Feier des Paschafestes warten. Die Heilige Schrift will hiermit unterstreichen, dass dem Besuch Gottes ein aktives Warten vorausgehen muss. Ich denke, dass ich hier ein ganz wichtiges Grundprinzip für unser geistliches Leben zeigt. Bevor wir etwas Tun und entscheiden, bevor wir neue Pläne schmieden, sollten wir die Eucharistie feiern und auf den Vorübergang des Herrn warten. Wir sollten zuerst immer auf Gott hören und von ihm her, aus seinem Blickwinkel, dann Ent-scheidungen für die Gegenwart und Zukunft treffen. Das ist ein Grundprinzip, das sich hier zeigt. Für unser eigenes, geistliche Leben, aber auch für den Weg der Kirche, durch die Wüs-te des Lebens. Dem Besuch Gottes geht ein aktives Warten voraus, wo wir oft die Geduld nicht mehr haben. Und der Feier der Eucharis-tie alles andere vorziehen.
von ew 17. Juli 2025
Ex 3, 13-20 Donnerstag, 15. Woche JK In jenen Tagen, als Gott dem Mose aus dem Dornbusch zurief, sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen? Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der „Ich-bin-da“. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin-da“ hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer, und so wird man mich nennen in allen Generationen. Geh, versammle die Ältesten Israels, und sag ihnen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, ist mir erschienen und hat mir gesagt: Ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch in Ägypten antut. Darum habe ich beschlossen, euch aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen in das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Wenn sie auf dich hören, so geh mit den Ältesten Israels zum König von Ägypten; sagt ihm: Jahwe, der Gott der Hebräer, ist uns begegnet. Und jetzt wollen wir drei Tagesmärsche weit in die Wüste ziehen und Jahwe, unserem Gott, Schlachtopfer darbringen. Ich weiß, dass euch der König von Ägypten nicht ziehen lässt, es sei denn, er würde von starker Hand dazu gezwungen. Erst wenn ich meine Hand ausstrecke und Ägypten niederschlage mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte vollbringe, wird er euch ziehen lassen. Moses ganz alleine Gott vertraut dem Mose eine rettende Mission an. Er soll das ganze Volk aus der Hand des Tyrannen retten. Er soll ein ganzes Volk in die Freiheit führen, zu Gott führen. Er, der stotternde Mose. Er ganz alleine Einer muss anfangen Einer genügt, um ein Volk zu befreien. Es braucht dazu keine Massen. Paulus zog alleine durch die Türkei und durch Griechenland und missionierte die Menschen mit Erfolg. Als der verwöhnte Franz Barnardone sich für Jesus entschieden hatte, zog er andere Menschen an und es entstand eine Bewegung, die heute auf der ganzen Welt bekannt ist, die Franziskaner. Alle Ordensgemeinschaften haben damit angefangen, dass ein Mensch sich für einen Weg mit Jesus entschieden hat. Ein Mensch, der entschieden lebt, zieht andere mit. Mutter Teresa, eine kleine Frau aus Albanien, gründete einen Orden, wurde weltbekannt und bekam den Friedensnobelpreis. Zwei, drei Leute, eine Handvoll überzeugter Katholiken, würde genügen. Ich meine jetzt nichts Zwanghaftes, sondern einfach ein inneres überzeugt sein von der Wirklichkeit der Gegenwart Jesu im täglichen Leben. Das würde genügen, um eine Pfarrei zu missionieren. Zu einer glühenden Kohle werden. Bischof Hämmerle wurde von einem Ordensbruder gefragt: Was muss ich tun, um die Menschen zum Heil zu führen: Bischof Hämmerle hat geantwortet. „Du musst selbst heilig werden, selbst zu einer glühenden Kohle werden.“ Möchte ich zu einer glühenden Kohle werden, an der sich manche entzünden, andere aber auch die Finger verbrennen? 
von ew 16. Juli 2025
Ex 3, 1-6.9-12 Mittwoch, 15. Woche JK In jenen Tagen weidete Mose die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen, und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Mose antwortete Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Gott aber sagte: Ich bin mit dir; ich habe dich gesandt, und als Zeichen dafür soll dir dienen: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr Gott an diesem Berg verehren. Der angepasste Moses. 40 Jahre lang war die Existenz des Mose grau und dürr wie die Wüste. Sein Tagesplan und Kalender, wie auch sein Weg waren fixiert, gegen alle Änderungen gesperrt: Er wachte immer zur selben Stunde auf, um die Schafe seines Schwiegervaters zur selben Weide zu führen, am selben Brunnen zu tränken und vor Sonnenuntergang im selben Stall einzusperren. Sein Leben war eintönig. Alles war vorprogrammiert, ohne Varianten und Überraschungen. Und diese Routine dauerte sehr lange Zeit. Mose hatte sich angepasst und eingerichtet, wenn auch in der Trockenheit und Einsamkeit einer undankbaren Wüste. Er, der 40 Jahre im Schatten der Pyramiden gelebt hatte, hat genauso viele Jahre unter dem Schutz des Zeltes seines Schwiegervaters verbracht. Mose hatte sich aufs Neue angepasst und lebte auf Kosten der anderen. Über die Steppe hinaus. Aber eines Tages hat sich alles verändert. Dieser Morgen war ganz anders als die anderen, weil er den Rhythmus seines Lebens zu brechen wagte und begann, mit den Schafen über die Steppe hinauszugehen. Müde vom immer Gleichen wagte er sich von seiner Monotonie zu deprogrammieren, indem er die Grenzen seiner eigenen Sicherheit überschritt. Und nur darum gelangte er zum Gottesberg Horeb und wurde von Gott mit seinem Namen gerufen. Und ich? Wir Katholiken sind träge geworden. Wir haben uns angepasst und wollen gar nicht mehr über die Steppe hinaus. Vielleicht hören wir darum auch die Stimme Gottes nicht mehr, die uns beim Namen ruft. Fragen Sie sich einmal: Lebe ich selber auch ein gut angepasstes bürgerliches Christentum oder bin ich bereit auch einmal über „die Steppe hinaus“ zu gehen, um etwas für Gott zu wagen.
von ew 15. Juli 2025
Ex 2, 1-15a Dienstag, 15. Woche JK In jenen Tagen ging ein Mann aus einer levitischen Familie hin und nahm eine Frau aus dem gleichen Stamm. Sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Weil sie sah, dass es ein schönes Kind war, verbarg sie es drei Monate lang. Als sie es nicht mehr verborgen halten konnte, nahm sie ein Binsenkästchen, dichtete es mit Pech und Teer ab, legte den Knaben hinein und setzte ihn am Nilufer im Schilf aus. Seine Schwester blieb in der Nähe stehen, um zu sehen, was mit ihm geschehen würde. Die Tochter des Pharao kam herab, um im Nil zu baden. Ihre Dienerinnen gingen unterdessen am Nilufer auf und ab. Auf einmal sah sie im Schilf das Kästchen und ließ es durch ihre Magd holen. Als sie es öffnete und hineinsah, lag ein weinendes Kind darin. Sie bekam Mitleid mit ihm, und sie sagte: Das ist ein Hebräerkind. Da sagte seine Schwester zur Tochter des Pharao: Soll ich zu den Hebräerinnen gehen und dir eine Amme rufen, damit sie dir das Kind stillt? Die Tochter des Pharao antwortete ihr: Ja, geh! Das Mädchen ging und rief die Mutter des Knaben herbei. Die Tochter des Pharao sagte zu ihr: Nimm das Kind mit, und still es mir! Ich werde dich dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. Als der Knabe größer geworden war, brachte sie ihn der Tochter des Pharao. Diese nahm ihn als Sohn an, nannte ihn Mose und sagte: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. Die Jahre vergingen, und Mose wuchs heran. Eines Tages ging er zu seinen Brüdern hinaus und schaute ihnen bei der Fronarbeit zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder. Mose sah sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass sonst niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand. Als er am nächsten Tag wieder hinausging, sah er zwei Hebräer miteinander streiten. Er sagte zu dem, der im unrecht war: Warum schlägst du deinen Stammesgenossen? Der Mann erwiderte: Wer hat dich zum Aufseher und Schiedsrichter über uns bestellt? Meinst du, du könntest mich umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast? Da bekam Mose Angst und sagte: Die Sache ist also bekannt geworden. Der Pharao hörte von diesem Vorfall und wollte Mose töten; Mose aber entkam ihm. Er wollte in Midian bleiben. Familiengeld für die Eltern des Moses. Der kleine Moses wurde heimlich drei Monate lang im Haus des Vaters verborgen gehalten, danach wurde er schwimmend und schaukelnd in einem Korb auf dem Nil ausgesetzt. Die Tochter des Pharaos fand das Kind, war von seiner Schönheit fasziniert und hat das Kind adoptiert. Die Schwester des Moses, Miriam, bot an, eine hebräische Amme zu suchen, die das Kind stillen könnte. So kam Moses zurück zu seiner Mutter und sie wurde sogar noch dafür bezahlt, dass sie ihr eigenes Kind stillte. Die Tochter des Pharaos sagte zu ihr: Nimm das Kind mit und still es mir! Ich werde dich dafür entlohnen. Die Frau nahm das Kind zu sich und stillte es. (Ex 2,9) Sind das nicht wunderbare Pläne Gottes? Der Pharao zahlt Familiengeld an die Familie seines späteren Feindes! Der Plan Gottes beginnt an unseren Grenzen. Als die Eltern des Moses am Ende ihrer Möglichkeiten waren, hat Gott einen Plan, auf den sie nie gekommen wäre. Gott beginnt oft, wenn wir am Ende mit unserem Latein sind, wenn wir an der Grenze unserer Fähigkeit angelangt sind. Das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Dort, wo wir an einer Grenze sind, haben wir keinen Grund zum Resignieren, denn da beginnt der Plan Gottes. (vergleiche Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 11)
von ew 14. Juli 2025
Ex 1, 8-14.22 Montag, 15. Woche JK In jenen Tagen kam in Ägypten ein neuer König an die Macht, der Josef nicht gekannt hatte. Er sagte zu seinem Volk: Seht nur, das Volk der Israeliten ist größer und stärker als wir. Gebt acht! Wir müssen überlegen, was wir gegen sie tun können, damit sie sich nicht weiter vermehren. Wenn ein Krieg ausbricht, können sie sich unseren Feinden anschließen, gegen uns kämpfen und sich des Lan-des bemächtigen. Da setzte man Fronvögte über sie ein, um sie durch schwere Arbeit unter Druck zu setzen. Sie mussten für den Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratslager bauen. Je mehr man sie aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrten sie sich und breiteten sie sich aus, so dass die Ägypter vor ihnen das Grauen packte. Daher gingen sie hart gegen die Israeliten vor und machten sie zu Sklaven. Sie machten ihnen das Leben schwer durch harte Arbeit mit Lehm und Ziegeln und durch alle möglichen Arbeiten auf den Feldern. So wurden die Israeliten zu harter Sklavenarbeit ge-zwungen. Daher gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: Alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, werft in den Nil! Die Mädchen dürft ihr alle am Leben lassen. Die Angst der Reichen. Aufgrund einer Hungersnot kam die Familie des Isaak damals nach Ägypten und mit ihr alles Vieh, Knechte und Mägde. Sie siedelten sich am Nildelta an und wurden in Ägypten sesshaft. In jenen Jahr-hunderten war Ägypten eine Weltmacht. Wie es aber oft ist, trennte auch in Ägypten ein großer Abgrund die wenigen Reichen von den vielen Armen. Der Überfluss und Reichtum der Ägypter war, wie jeder überflüssige Reichtum, verbunden mit dem Schweiß der Armen und eingewoben in zahllose soziale Ungerechtigkeiten. Die Geschichte ist nicht linear, sondern wie ein Rad, das sich dreht. Die, die jetzt gedemütigt werden, werden erhöht, während die Mächtigen von ihrem Thron fallen. Die Söhne Abrahams, Isaaks und Jakobs, die in der Zeit, als Josef Minister der fruchtbaren Region des Nildeltas war, nach Ägypten kamen, erfreuten sich an 1000 Privilegien. Aber sie fielen vom Gipfel hinunter und wurden von einem neuen Pharao, der von Josef nichts wissen wollte, der Knechtschaft unterworfen. Ein Plan der Angst. Die Wurzel aller Ungerechtigkeiten ist die Angst, das Geraubte wie-der zu verlieren. Darum ist die erste Taktik des neuen Pharaos, die anderen zu lähmen und in ihnen das Grauen zu wecken. Einer, der Komplexe hat, wird immer versuchen, die anderen zu unterdrücken. Der, der sich min-derwertig fühlt, wird immer versuchen, die anderen zu kleinzuhalten, damit auch sie auf demselben kleinen Niveau bleiben. Aber die Kraft des Lebens ist unbesiegbar. Je mehr man sie aber unter Druck hielt, umso stärker vermehrten sie sich und breiteten sie sich aus. (vergleiche Jose H. Prado Flores, Über die Wüste hinaus, 11)